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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

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Nr. 101 - Nr. 110 (4. Mai - 15. Mai)
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Äelbeig.
wn.

Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum 10 H
Reklame 2u Für diesige Geschäfts- und Privat»
anzeigen, sowie sür Jahres-Anzeigen bedeutende Rabatt-
bewilligung. Expedition: Zwingerstratze 7.
1890.

Kerautwortl. Redakteur: F. L. Knappe
in Heidelberg.

Druck u. Verlag von Grbr. Huber in Heidelberg
früher Verleger des Pfälzer Boten.

über Süd
über «ans
> pünktlich
Dauer, da
ichem Bor-
kein neue:
steht für!
ach immer
in Auesickr.s

c
Nchetnt täglich mit LuSnahmr der Sonn- u. Feiertage,
^onuementöprei» mir dem wöchentlichenUutechalwngk-
„Der SvnutagSbote" sür HeidÜberg monatlich SS
^rägerlohu, durch di e Posi bezogen Viertels. 1.80 franco.


Nk. 1.-

aufs
Dienstes

»ig-r

iftlicb^

ater.

Lreuer Liebe Kohn.
Roman von U. Rosen
iN-chdr. reib.>
dgu ^ach seiner Unterredung mit Giralda im Schloßgarten
lig c, Ormond sich frohlockend der Fffcherleute erinnert,
für seine Pläne von Wichtigkeit, daß Giralda so-
Sk^ das Schloß verließ und nicht Zeit und Gelegenheit
ogz^n, dem Marquis das Lügengewebe zu enthüllen, in
ftftx Er ihn eingcsponnen hatte, aber sie durfte weder zu
dgz^Later noch zu ihrer Mutter zurückkehren. Entschlossen,
Plätzchen zu seiner Gattin zu machen, da Beatrice ihm
^Ix^wer verloren war, sollte Giralda die Stütze seines
r»mAhrnden Glückes werden. Der gefängnißartige Auf-
ft an einem entlegenen Ort mußte das Mädchen, wie
i» schneie, beugen und dazu bewegen, ihm die Hand
qHen.
Lcht^vn Perkins begleitet, hatte er die Felsenhütte aufge-
54 »rau Bitt einen Theil seiner Pläne enthüllt und
"lg As Mitwirkung durch das Versprechen einer glänzcn-
Zs'vhnung gesichert.
^h^iraltza's Verzweiflung begann sich zu einem Gefühl
«arloser Verlorenheit zu vertiefen.
> «u'M das Zimmer der jungen Dame in Bereitschaft,
^ts^<fttt?- fragte Perkins, den ihm angebotenen Sitz
. helfend.
vollkommen, Herr Perkins. Wenn Sie die junge
- ^.^"vusbringen wollen, können wir gehen."
^stkA'^lda erhob sich, Perkins erfaßte ihren Arm mit
U . Griff und kletterte der voranleuchtenden Fischersfrau
engen Wendeltreppe nach. Frau Bitt öffnete eine
" führte Giralda und den Kammerdiener in das
Ä u?r. „<Ijx sthkn," lachte sie. »hier ist es sicher genug,
"bch, 'vcine den Mann kennen, der hier an ein Entrinnen
jl.und nun erst eine zarte junge Dame! Mein Alter
haben Alles auf das Beste hcrgcrichtet."
g'.ß. »5 Zimmer «lick in der That einem starken Gcfäng-
» .den beiden Fenstern, die mit mächtigen Holz-
wittert waren, ging eines nach dem Garten, das
Nach de«, Meere. Der Fußboden war frisch ge-

M fts Abz. »»>! Aus
in der Sitzung der 2. Kammer vom 1. Mai.
, Ehe wir in die Verhandlungen des Kultusbudgets
Nothkirck/ Preten, muß ich zwei mit dem Kultus eng zusammen-^
dentrn de5 Agende Anliegen Vorbringen, die ich dem Herrn
- Musminister warm an's Herz legen niöchte. Ich
»rstlich, daß dem nächsten Landtage ein Gesetz-
^hvurf vorgelegt werde, der die Strafbestimmungen
Gesetzes vom 19. Februar 1874, insbesondere die
8 16 d einer Revision unterzieht. Ich halte dieses
N Ü^Esetz nämlich sür ein scharfes Kulturkampfgesetz und
MV. kl >dar gsz solches verfehltes, weil es in das
E'n religiöse Gebiet eingreist. Nach meiner Ansicht
^cgt dies Gesetz nämlich die Verweigerung kirchlicher
^adenmittel unter den dort angegebenen Umständen
Strafe. Die Motive des Gesetzes und dar Kom-
mstonsbericht sagen kein Wort davon, daß die Ver-
eng kirchlicher Gnadenmittel nicht unter „den
x^of- und Zuchtmitteln" der Kirche zu verstehen sei.
Kommissivnsbericht ist aber gesagt, daß das Ge-
dem preußischen Maigesetz von 1878 nachgebildet
M und daß dort — der Wortlaut ist beinahe der
Mche — unter Straf- und Zuchtmitteln auch die
?sch-amentsverweigerung verstanden wird, ist zweifel-
.2- sonst wäre nicht die Novelle von 1886 nöthig
Horden, durch welche die Versagung kirchl. Gnaden-
ziel für straflos erklärt wurde. Nachdem damit in
Äußert der „Fehler" dieses Gesetzes aufgehoben war,
L^kde sodann durch die Novelle von 1887 das ganze
-^pfgesetz ausgehoben. Bitte seien Sie konsequent,
ahmen Sie auch hier dem preußischen Muster
Es ist uns zwar jüngst bei Besprechung des
! Mes Leist — von dem ich nicht spreche, weil ich
>A Thatbestand nicht genau kenne — vom Minister-
, A gesagt werden, daß Geistliche wegen Verweige-
w5g der Sakramente allein auch unter den im Gesetz
. rügten Umständen nicht gestraft werden; das ist ja
hHi tröstlich, aber Garantie in dieser Beziehung
^den wir doch nur durch eine klare Gesetzbestim-
erlangen, und da der Kultusminister schon
^verholt erklärt hat, mit Kampfmitteln aufräumen
ick, w?Üen, wo immer solche entbehrlich sind, so hoffe
-ff teiM Fehlbitte gethan zu haben. Was in Preußen
Ehrlich ist, wird wohl bei uns auch nicht mehr
^Mendig sein. Sodann will ich noch zur Sprache
^'ygen, was dermalen an der Spitze der Wünsche
badischen katholischen Volkes steht — die Ordens-
fe, und damit der Präsident die Garantie habe,
^^^streng bei der Sache bleibe, werde ich mich
*»)



auf eine Erwiderung der Ausführungen beschränken,
die der Minister am 23. Januar d. I. an die Ant-
wort der Regierung auf unsere Interpellation ange-
regt hat. Ich werde mich dabei in der einzelnen
Sätze hallen. Der Herr Minister hat zunächst ver-
sichert, daß die großh. Negierung stets bemüht war
und sein werde um den kirchenpolitischen Frieden und
einer Nöthigung dazu nicht bedurft habe. Dem gegen-
über darf ich darauf Hinweisen, daß ich bei Begrün-
dung der Interpellation die Initiative der großh.
Regierung von 1880 u. 1886/87 insbesondere erstere,
„dankbar" anerkannt habe, und was den uns leise
vorgeworfenen Versuch moralischer Nöthigung betrifft,
so habe ich an jenem Tage auch gleich Eingangs er-
klärt, daß was wir thun, auf diesem Gebiete aus
Gewissens- und Ehrenpflicht geschehe, und wir
werden auch künftig laut uud mit allen gesetz-
lichen Mitteln das verlangen, was unermüdlich
anzustreben wir vor Gott und vor der Welt für unsere
Pflicht halten! Wir wollen die Regierung nicht nöthi-
gen, sie hat die Verantwortung dafür zu tragen, was
sie thut und was sie hinterläßt, aber wir wollen auch
unserer Verantwortlichkeit eingedenk sein. Wenn auf
den Uebersluß an Priestern in Württemberg und an
den Nachwuchs an jungen Theologen hingewiesen
worden ist, so verwahre ich mich, als ob ich oder
einer meiner Kollegen je das Verlangen nach Ordens-
niederlassungen nut dem Priestermangel begründet
hätten. Das mag zur Begründung nöthiger Aushilfe
geschehen sein, im klebrigen aber protestiren wir gegen
die Vermengung dieser Fragen. Es heißt das Wesen
der Orden völlig verkennen, wenn man sie durch
Weltpriester ersetzen zn können glaubt. Der sociale
Beruf der Orden ist ein ganz anderer, uud ist die
Pflege des Ordenswesens neben der weltlichen Seel-
sorge unabhängig nebeneinander hergegangen, so lange
es eine katholische Kirche giebt. Dasselbe ist dermalen
in Preußen der Fall. Wenn der Herr Minister so-
dann den ß 11 des Gesetzes von 1860 iuterpretirt
und aus einem bischöfl. Erlaß aus jener Zeit dedueirt
hat, daß die Kurie selbst sich darüber beklagt habe,
daß das Gesetz von 1860 nicht mehr das be-
dingte Recht der Kurie, Ordensuiederlassuugeu zu
gründen, anerkennne, wie es im Konkordat statuirt
war, sondern daß die Entscheidung bis jetzt beim
Ministerium liege, so kann ich auch hier darauf hin-'
weisen, daß man sich von unserer Seite nie ans die
kontroverse Bestimmung eines Gesetzes berufen hat.
Wir stützen unser Verlangen auf ein viel größeres
Recht und eine viel breitere Grundlage mit durch¬
scheuert und mit Sand bestreut. Ein Tcsch, zwei Stühle,
ein Bett und Waschtisch hatten an den weißgetünchten
Wänden ihren Platz gefunden.
Perkins legte G.raldas Sdwal und Reisetasche auf den
Tisch und schaute mit einem Blick der Befriedigung indem
unheimlichen Raum umher. ..Ja, hier kann sie nicht her-
aus," meinte er. „Nur ein Weg ist ihr offen —"
„Ja, der Weg zur Kirche, um Mylord's Gattin zu
werden," erklärte die Frau. „Sie haben sich selbst nun
überzeugt, Herr Perkins, daß ich die Anweisungen Mylord's
pünktlich befolgte."
„Behandeln Sie Ihre Gefangene wie eine Dame,
aber bewachen Sie sie aufmerksam, u. seien Sie streng gegen
das Mädchen, aber in kem Augenblick, in welchem das
Fräulein sich zur Nachgiebigkeit entschließt, schreiben Sie
mir einige Zeilen nach London "
„Ich werde die Befehle des gnädigen Herrn treulich
aussühren. Die junge Dame wird von mir als Gefangene
behandelt werden, bis sie einwilligt. Mylord zu heirathen."
Mit diesen Worten letzte Frau Bitt ihren Leuchter
nieder und entfernte sich sammt dem Kammerdiener aus
dem Zimmer. Im nächsten Augenblick klirrte der Schlüssel
im Schloß, mit einem Ruck wurde er herousgezogen, und
die beiden Verbündeteten Polterten die Treppe hinunter.
Mit erdrückender Gewalt wurde Giralda das Entsetzliche
ihrer Lage klar. Sie war cingekerkert und hilflos, während
sich über dem Haup'e ihres Vaters ein Gewittersturm von
Grauen und Schmach erhob.
„Wenn ich sie nur warnen könnte," stöhnte sie. „Wenn
Mama nur wüßte, daß man ihr auf Schritt und Tritt
nachschlcickt! Wenn Papa nur Zeit fände, zu ensliehen!
O, mein Gott, was soll ich thun?"
Sie flog an das Fenster und blickte durch die Ver-
gitterung hinaus in die klare milde Nacht. Sie rüttelte
an den Gitterstäben, aber sie Hütte ebenso gut versuchen
können, die Felsenmaukn zu erschüttern, als diese Holz-
balken zum Weichen zu bringen.
Bleich und zitternd setzte sie sich wieder nieder. „O,
Papa, o, Mama," klagte sie händeringend. „Wer wird
Euch retten?"

schlagenderem Gewicht der Gründe, auf die Grundsätze
von Recht u. Gerechtigkeit, von Gleichheit u. Billigkeit
allen andern Geistesrichtungen in unserem Lande gegen-
über und gegenüber unfern Glaubensgenossen im Reiche
und darüber hinaus. Wenn Freidenker und Pro-
testanten ihre Reiseapostel und Missionäre vom Jn-
und Ausland predigen lassen dürfen, so verlangen wir
das gleiche Recht. Sodann stützen wir unser Ver-
langen auf die sozialpolitische Zweckmäßigkeit, ja Noth-
wendigkeit. Wenn geltend gemacht wurde, die Ver-
hältnisse zur Gewährung des Begehrten seien deshalb
nicht geeignet, weil das Centralkomitee der Centrums-
partei in ihrem Programm auf verschiedenen Gebieten
— nicht blos ans kirchlichem — weitgehende Forder-
ungen gestellt habe, so hat mich dieser Grund betrübt,
ja fast erschreckt, weil ich daraus entnommen, wie
wenig hoch die Großh. Regierung das Gewicht dieser
Frage schätzt. Sollte man doch glauben, sie betrachte
die Gewährung von Orden als eine Konnivenz gegen
das Centralkomitee und die Verweigerung als eine
Strafe für dasselbe. Ja, so strafen Sie uns, wenn
Sie wollen, aber lassen Sie es das Volk und das
Vaterland nicht entgelten, wenn wir die Feder etwas
zn tief eingetaucht haben, denn diese schädigen Sie
nach unserer Ueberzeugnng durch Ihren Widerstand!
Wenn Sie aber glauben, daß wir die Ordensfrage
nur als Agitatiousmittel für weitergehende Forderun-
gen benützen, ei, so gewähren Sie einige Niederlas-
sungen und entziehen Sie uns damit den Boden der
Agitation im Volke, damit werden Sie uns am meisten
strafen. Auch auf die in beiden Kammern zu Tage
getretene Volksstimmung Hai man sich berufen mit dem
Seitenhieb, daß es eigenthümlich berühre, wenn diese
Stimmung von einer Partei ignorirt werde, die doch
die Freiheit auf ihre Fahne schreibe. Wir Haven ans
die Stimmung im Volke immer großes Gewicht gelegt,
nur haben wir dieselbe am 23. Januar schon richtiger
erkannt als die Großh. Regierung, wie sich inzwischen
gezeigt hat. Jetzt wird sich doch wohl von jener Seite
Niemand mehr auf die Stimme des Volkes berufen
können, denn ich behaupte, daß von allen sogenannten
oppositionellen Stimmen, seien es Katholiken oder Pro-
testanten, Gläubige oder Ungläubige, keine einzige uns
das verweigern will, was unsere Glaubensgenossen im
übrigen Deutschland haben. Wer jetzt noch behauptet,
die Stimme des Volkes sei gegen unser Verlangen,
der will sie nicht kennen! Drum folge die Großh.
Regierung nur auch jetzt diesen: löblichen Prinzip.
(Schluß folgt.)

Zu aufgeregt um ftill sitzen zu können, stand sie wiederauf,
um wie eine Leopardin im Käsig ruyelos auf und ab zu
wandern. „Ich hätte sie zu reiten vermocht," seufzte sie
nach einem kurzen Schweigen, das nur von dem Geräusch
der brandenden Wogen unterbrochen wurde. „Ich hätte
Lord Ormond Bedingungen stellen können. Wenn ich
ihm versprochen hätte, sein Weib zu werden, würde er die
Verfolgung meiner Eltern aufgegeben, vielleicht sogar Papa
mit dem Marquis versöhnt haben. Armer Rupert! armer
Egon! O, wenn ich nur eingewilligt hätte! Mich sür sie
Alle zu opfern, mußte mir ein Leichtes werden," murmelte
sie mit bitterem Selbstvorwnrf „Ats ich Lord Ormond's
Werbung zurückwies, ahnte ich nicht, daß er zur Ileder-
wachung meiner Ettern einen Detektive cn seine Dienste
genommen hatte. O, ich werde noch wahnsinnig!"
Ihre Augen glühten fieberhaft, und ihre Wangen waren
leichenblaß. Inmitten ihrer wilden Verzweiflung horte
sie das Rasseln des Wagens, mit dem PerkinS zumSchloß
zurückfuhr. Kaum war das Klirren auf dem holprigen
Wege verhallt, so begann Giralda mit einem der Sessel
gegen die Thür zu poltern, um durch den Lärm Frau Gut
herbeizurufen.
Das Weib ließ auch nicht lange auf sich warten.
„Nun was giebt es, was wollen Sie ?" fragte die Alte
mürrisch. „Ah, und Sie haben die Fensterladen geöffnet?
Dagegen habe ick zwar nichts, aber dann müssen Sie das
Licht auslöschen, sonst würde man von jedem Boot aus die
Gitter bemerken, und das darf nicht sein."
„So schließen Sie die Laden wieder, das Licht will
ich behalten," erklärte Giralda kurz.
Frau Bitt schloß murrend in finsteren Blickes die
Laden.
„Haben Sie keine Kinder, Frau Bitt? ' fragte Giralda
plötzlich.
„Nein, Fräulein, und ich bin froh, daß ich von solchen
Plagegeistern verschont bin. Riefen Sie mich nur, um mir
diese Frage vorzulegen?"
Fortsetzung folgt.
 
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