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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

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Nr. 21 - Nr. 30 (26. Januar - 6. Februar)
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für den 4. mittelfränkischeu Kreis (Eichstädt), auch
gehörte er bereits seit dem Jahre 1847 als erbliches
Mitglied der bayerischen Reichsrathskammer an.
Doch war über die nicht unbedeutende Thätigkeit,
die er am letzteren Orte entwickelt hatte, schwerlich
viel in weitere Kreise gedrungen. Die Centrums-
fraktion des deutschen Reichstages sollte für ihn die
Schule werden, in der er seine spätere Bedeutung
gewann, und der Abgeordnete Windthorst Ivar es, der
frühzeitig in ihm die Vorzüge erkannte, welche den
durch seine soziale Stellung hervorragenden Mann
dazu beriefen, auch auf dem politischen Gebiete eine
hervorragende Rolle zu spielen. Auf seine Veranlas-
sung wählte ihn die Fraktion nach dem Tode des
Abgeordneten Savigny im Jahre 1875 zu ihrem Vor-
sitzenden, Fünfzehn Jahre lang hat Herr von Fran-
ckenstein diese Stelle eingenommen, zu der ihn immer
auf's Neue das Vertrauen - seiner Fraktionsgenossen
berief. In dem angeborenen Takte, den er mitbrachte,
und der ihn in hohem Grade auszeichnete, gewann er
hier jene ruhige Sicherheit, jene klare und bewußte
Festigkeit, welche er späierhin als Vorsitzender in
zahllosen Kommissionssitzungen, wie im Plenum des
Reichstages zu bewähren Gelegenheit hatte. Die erste
Veranlassung bot die Zolltarif-Vorlage vom Jahre
1879. Da die veränderte Wirthschaftspolitik der ver-
bündeten Regierungen ihre vornehmsten Stützen bei
den Konservativen und bei dem Centrum fand, so
entsprach es nur den Verhältnissen, wenn die neue
Koalition auch bei der Zusammensetzung der Komis-
sion zum Ausdrucke gelangte, welcher die Vorbera-
thung des Entwurfes übertragen wurde. Zum Vor-
sitzenden wurde Herr von Seydewitz, zu dessen Stell-
vertreter Hr. v. Franckenstein erwählt. Da aber der
Erstere alsbald in Folge seiner Ernennung znm Ober-
präsidenten von Schlesien aus dem Reichstage aus-
schied, wählte die Kommission an seiner Stelle Hrn.
v. Franckenstein und zu dessen Stellvertreter Hrn. v.
Bötticher, den jetzigen Staatssekretär des Innern.
Hauptsächlich dem ebenso maßvollen als entschiedenen
Austreten des Vorsitzenden ist es, wie die „K. V.-Z."
schreibt, zu verdanken, „daß der Zolltarif von 1879
im Wesentlichen eine billige Ausgleichung widerstre-
bender Interessen darstellte. Seine bei aller Verbind-
lichkeit durchaus feste, selbstbewußte Haltung dürfte es
gewesen sein, was den Reichskanzler im entscheidenden
Augenblick bestimmte, die Tarif-Reform durch eine
aus Centrum und Konservativen zusammengesetzte
Mehrheit unter Dach zu bringen, einschließlich der
„Franckenstein'schen Klausel," welche die über 130 Mill.
Bereits waren die oberen Berggegenden unsichtbar,
und mit erschreckender Schnelligkeit senkten sich die Nebel-
massen tiefer. Alfred bemerkte sie natürlich auch und sah
nun wohl die Unmöglichkeit weiteren Vordringens ein —
aber zu Rdimondas Entsetzen näherte er sich dem Tobel-
rande noch mehr und, statt auf seinem Wege wieder hin-
unterzusteigen, matz er Breite und Tiefe mit prüfendem
Blicke.
Augenscheinlich suchte er auf des Tobels andere Seite
zu gelangen, und so auf den von ihm vermutheten Pfad,
um auf ihm leichter ins Thal zurückzukehren. Er mußte
sehen, daß er sich täuschte. Der Absturz war zu steil, die
die Kluft zu breit, und ein Balken, der früher wohl nebst
einem an Alfreds Seite überhängenden Baumstamme in
Verbindung gestanden und Hirten zur Brücke gedienthaben
mochte, war in die Tiefe gestürzt.
Alfred fah es — aber dennoch schritt er auf den
Baumstamm zu, der wagrecht sich über den Abgrund neigte.
Sollte er einen Sprung von ihm aus nagen wollen?
Alfred war einfgewandter Turner, aber er konnte auch
n cht sehen, daß auf Raimondas Seite ein vorstehender
Stein, früher Stützpunkt der leichten Brücke, nur noch
lose auf dem unterhöhlten Erdreich ruhte, und daß hinter
dem Steine der Boden schon abgerutscht war.
Raimonda aber sah alles, und sah auch, daß ein
Sprung Alfreds aus diese Seite sein sicheres Verderben
wäre. Ihre Pulse stockten, ihr Herz schien still zu stehen,
als sie bemerkte, daß Alfred sich wirklich für das frevle
Wagniß entschieden hatte und bereits den Fuß auf den
Baum stemmte, während er die Zweige umfaßte, um sich
von dort hinüberzuschwingen. Das durfte sie nicht ge-
schehen lassen.
„Um Gottes willen, Alfred, halt ein!" schrie sie auf
und eilte aus ihrem Versteck hervor gegen den gefährlichen
Rand. „Du kannst Dich nicht hinüberschwingen; Das Erd-
reich ist locker. Es wäre Dein Tod!"
Beim ersten Laute der geliebten Stimme hatte Alfred
sich cmporgerichtet, und ohne die gefährliche Stelle zu ver-
lassen, blickte er entzückt nach der schlanken Frauengestalt,

hinausgehenden Erträge aus deu Zöllen und der Ta
baksteuer den Bundesstaaten überwies. Selbst dst
grundsätzlichen Gegner der Reform haben feine aus
gleichende, extremen Forderungen abgeneigte Thätig
keit in dieser wirthschaftlichen Frage ersten Ranges
zu schätzen gewußt." Die Mitglieder der Kommission
aber bewunderten an ihrem Vorsitzenden, abgesehen
von den bereits hervorgehobenen Eigenschaften, ins-
besondere den aufopfernden Fleiß, mit welchem der-
selbe sich in alle Detailfragen hrneinzuarbeiten wußte.
Deu Mitgliedern der Centrumsfraktion war dasselbe
nichts Neues. Hr. v. Franckenstein ist jederzeit der
genaueste und zuverlässigste Kenner aller Vorlagen
gewesen. Damals kam er auch zuerst in nähere Be-
rührung mit dem Fürsten Bismarck, der ihn dann
wiederholt in wichtigen Momenten der parlamentari-
schen Verhandlungen zu einer Besprechung einlud.
Im Jahre 1881 wurde er Vorsitzender der Kom-
mission, welche den ersten Entwurf eines Nnfallver-
sichernngsgesetzes zu beratheu hatte, und seitdem nahm
er diese Stelle in den sämmtlichen soeialpolitischen
Kommissionen des Reichstags ein. Unter seinem Vor-
sitze gewann das Krankenversicherungsgesetz vom Jahre
1883 und das Unfallversichernngsgesetz vom Jahre
1884 die Gestalt, in der sie zur Annahme gelangten,
seiner vor keiner Schwierigkeit znrückschreckenden
Energie allein ist es zuzuschreiben, daß das Jnvalidi-
täts- und Altersversorgungsgesetz im Frühjahre 1889
in der Kommission durchberathen wurde, was zu An-
fang und auch noch in den späteren Stadien Niemand
vorausgesetzt hatte. Er Ivar der ehrliche» Ueberzeu-
gung, daß das Gesetz angenommen werden müsse, nm
für die Zukunft Schlimmeres zu verhüten, und dieser
Umstand in Verbindung mit dem persönlichen Antheil,
welchen er in einer großen Zahl langer und auftrei -
bender Kommissionssitznngen an dem Zustandekommen
desselben genommen hatte, läßt es begreiflich erscheinen
daß er auch dann noch für dasselbe eintrat, als der
Widerspruch der überwiegenden Mehrheit der Fraktion
gegen dasselbe sich geltend machte.
Herr von Franckenstein war kein Redner und er
hatte, was für den Leiter einer großen politischen
Partei unter Umständen ein ganz entschiedener Vorzug
sein kann, noch viel weniger den Ehrgeiz als Redner
anfzutreten. Wenn aber der Präsident des Reichstags
verkündigte: „Das Wort hat der Abg. Freiherr von
Franckenstein", so wußte man im Hanse stets, daß es
sich nm eine bedeutsame Kundgebung handle. Herr
von Franckenstein pflegte dann im Namen seiner poli-
tischen Freunde eine kurze markante Erklärung abzn-
die wie durch einen Zauber ihm gegenüber auf dem Rande
der Klippe erschien.
..Raimonda!" jubelte er auf. „Endlich, endlich finde
ich Dich. O, jetzt weiche ich keinen Schritt mehr zurück;
denn wer bürgt mir dafür, daß Du mich erwartest, bis ich
mir einen bequemeren Weg suche, um Dich von da droben
herunter zu holen? Einmal schon holte ich Dich mir ver-
gebens von einer Klippeein zweitesmal sollsUDu mir
nicht entfliehen!"
„Scherze nicht, Alfred. Geh zurück!" rief das Mädchen
in einem Tone, den Angst und Sorge herb erscheinen ließen.
„Jene Zeiten sind vorbei! Du thust unrecht, daran zu er-
innern. Geh zurück von jener schrecklichen Stelle! Ich bitte,
ich beschwöre Dich darum."
„Nicht eher, als bis Du mir versprichst, solche Worte,
wie die, daß vorbei sein kann, was ewig zu bestehen hat,
nie mehr aussprichst, und daß Du geduldig wartest, bis
ich Dich in meine Arme fassen und für immer festhalten
kann," sagte Alfred,
Unmuthig kehrte sich Raimonda von Alfred ab. Wie
konnte er sie quälen und ihre Sorge für ihn mißbrauchen?
Was wollte er sich von ihr ertrotzen? — Unwillkürlich
machte sie einen hastigen Schritt nach den Tannen zu —
da hörte sie hinter sich ein Rollen, einen Schlag und einen
gedämpften Schrei, u. als von jähem Schreck erfaßt fte ftch
umschaute, da war Alfred von drüben verswunden, Geröll u-
Schnee rutschten in die Tiefe des Tobels, wo eene dunkle
Masse lag, die sie schon nicht mehr erkennen konnte, denn
soeben drang der Nebel, der sie vorhin erschreckte, m die
Schlucht, alle Gegenstände mit seinen dunklen dichten
Schleiern verhüllend.
Der Schrecken lähmte Raimondas Thatkraft nicht!
wie alle energischen Naturen schöpfte sie Kraft und Be-
sinnung aus der Gefahr. Schnell wie der Gedanke raffte
sie sich auf und eilte durch Wurzelwerk der Tannen, Ge-
strüpp und Gestein am rechten Tobelrand hinab. Wie von
Engelsflügeln j getragen, gelangte sie unverletzt auf den
Grund und durch Eistrümmer und Gestein über den
Wildbach zur Stelle wo Alfred hinabgestürtzt war.
Fortsetzung folgt.

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y. st!) Die nachfolgenden Zeiten erheben nicht den
^stspruch, ein vollständiges Bild der Persönlichkeit
des Wirkens des Mannes zu geben, au dessen
rab das katholische Deutschland voll Trauer steht,
er im Privatleben war, im Kreise seiner Familie
,st in ihm ihr Haupt und ihren Mittelpunkt verehr-
st was denen, die sich seine Freunde ueneu durften,
Mwht sich ohnehin der Besprechung in einem öffent-
§'chen Blatte. Auch die Schilderung seiner Verdienste
sstst dem charitativen Gebiete, die erfolgreiche Thätig-
st" Insbesondere, die er als hervorragendes Mitglied
St. Georgensordens mit anderen ausübte, um der
stufenden Form einen entsprechenden Inhalt zu
g, rch »lag Andern überlassen bleiben. Hier soll
a in einem kurzen Rückblicke seine Betheiligung
politischen Leben ^der beiden letzten Jahrzente in
Hauptpunkten vorgeführt werden.
eiherr von Franckenstein trat zuerst im Jahre
nipsst dm Reichstag ein, nachdem durch Mandats-
st . Erlegung des Abgeordneten Fürsten Karl zu Löwen-
'w 3. untersräukischen Wahlkreise (Lohr) eine
gli^ahl nöthig geworden war. Zuvor war er Mit-
des Zollparlaments gewesen, als Abgeordneter

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VL-OC// cT.onnenten erhalten gegen Einsendung der Post-
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Ätz) <k«chtr. Verb.)
-. (Fortsetzung.)
schon i^dar schlug Raimondas Herz, als Alfred, der nun
wyrtZ .en leisen Zuruf hätte verstehen können, das Uner-
ft>enio 'hat und den steilen Hang hinanklomm, offenbar
d'eten LEfaßt auf die Schwierigkeiten, die sich ihm hier
"wurden.
wgrhAhlax der in der Ferne zu bellen begann, schien ihn
lwher Ar wollen, aber der junge Mann stieg unbekümmert
zurück „Raimondas Angst, entdeckt zu werden, trat bald
bcrrirsnA der Sorde, die Alfreds thörichtes Beginnen ihr
werken — Sie konnte bemerken, oder glaubte zu be-
Zühs-' daß seine bleiche Wange sich röthete, seine Brust
^chrue- Mheitete, wie er hastig anstieg und bei jedem
" ° tlef in den Schnee einsank.
'bügerik^ kicht konnte er Fehltritte tbun, wie leicht in eine
A^al-st? vom Schnee bedeckte Höhlung gerathen oder
.sich bpststa und in den Tobel stürzen, besten Rande er
binnen süh Pelt. — Wozu sollte das wahnwitzige
Hand^si^Enig Minuten, die ihr aber peinvoll lang dünkten,
miß »TL'red auf gleicher Höhe wie sie selbst. Nur wenige
ehr, als die Breite des Tobels, trennten sie.
Alfreds Seite bildete ein Ielsblock eine Art von
-'inen, «.Hw das Aussteigen hemmte, und entzog zugleich
Wed ft.s^l'cke den Rand des Abgrundes. Dort blieb Al-
*dttäu!>m . Md sah den Berg hinan. Er war offenbar
"efurki-» «Per oben unbetretene Oede zu finden start des
. U" Wades. Was wird er nun thun?
°kn Tn» *"hem zurückhaltend, bog sich Raimonda zwischen
Pirnen i nstämmen hindurch, um bester sein weiteres Be-
de» -u überwachen. Da sah sie mit Schrecken, daß von
(Urchig °es Rothhorns, gerade über Alfred, eine jener
die j» "sten, alles verhüllenden Nebeldecken sich herabzog,
kden L?emaen Sekunden jeden Uwblick unmöglich und
^chrrtt gefährlich machen.

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Mik.
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bevorstehenden Keichstagswahlcn
do»"' l^km Staatsbürger die Pflicht auf, über die
Verhältnisse gründlich unterrichtet zu sein,
der für das Land zweckdienlichsten Weise
! ansüben kann. Deshalb muß auch
jeder eine Zeitrrrrg lesen!
s. „Badische Bolksboie", welcher sich er-
! üblich bestrebt, seine Leser rasch und gewissenhaft
» alle politischen Strömungen und Ereignisse zu
"'errichten, kann
M we Monate Februar und Wär;
lkder Postaustalt bestellt werden. Neu hinzutretende

^ittun^^^^n'^Badischen B»Mboten""bis 1.
nkbruar unter Kreuzband gratis zugesandt.
Tie Expedition des „Bad. BoNsbotcn".


ökWni, MW
ki A. Mm.
Drucku. Verlag vonGebr. Huber inHeidelberg
früher Verleger des Pfälzer Boten.
 
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