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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

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Nr. 131 - Nr. 140 (12. Juni - 22. Juni)
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t hrüttgrn Nummer liegt „Der Lounlagsbote" Nr. 24 bei.




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erscheint täglich mü Ausnahme der Soun-u. Keieriage.
^onnemenrspreiö mit dem ivöchcsttichrsUnterbalwngs-
„DerSvnutagSbote" flrHeidrlöerg monatlich SV
Trägerlohn, durch di r Post bezogen vierrelj. 1.80 franco.

LreuerKiebe Kohn.
Roman von U. Rosen
(Nachdr. Verb.)
Sckweigend, athemlos stahl er sich in das Schlafzim-
mer. Er konnte m dem Silbcrschimmer der Mondschein-
Nvhien, die durch das unverhüllte Fenster drangen, jeden
Kinkel des Zimmers übersehen. Frau Bitt lag mit dem
Gesicht nach der Wand gekehrt, auf dcm Stuhl vor dem
Bett hingen die Kleidungsstücke der Schlafenden. Gros-
denor ergriff ihren Rock, der halb zu Boden geglitten war,
juchte nach der Tasche und zog daraus einen Schlüssel
Uervor. Wieder nach der Thür zurückschleichend, blieb er
?uf der Schwelle stehen. Seine lautlosen Bewegungen
Mtten die Frau nicht in ihrem Schlafe gestört. „Ich will
h'-ch dennoch vergewissern, daß Sie mich nicht überfällt,
u»d ich keine unnützen Gefahren zu bekämpfen habe," dachte
die Thür in's Schloff drückend und mit schneller Be-
legung verfchlieffend.
Wieder blieb er stehen, um zu lauschen.
Alles war still wie zuvor. Ein Dankgebet murmelnd
schlich er auf den Zehen der Thür des Zimmers zu, dessen
Zit Brettern vernagelte Fenster er unten bemerkt hatte.
Ein zitterndes Pochen meldete ihn an. Ein Hin-und Her»
Uehen im Zimmer verricth ihm, dah man darin noch wache.
Er schob den Schlüssel vorsichtig in das Schloff, öffnete
Und wiederhohlte sein Pochen. „Giralda!" flüsterte er-
Ein halb unterdrückter Schrei antwortete ihm und
Aralda's bleiches, liebliches Gesicht neigte sich grüffend zu
mm. Einen Augenblick starrte sie verwirrt und schreckens-
Uklähmt auf die wunderlich gekleidete Gestalt, die ihr ent-
Uegentrat, bis Lord Grosvenor die Mütze vom Kopf riß
^nd den rothen Shwal, der sein Gesicht halb verhüllte,
?°ni Halse nahm und ihr mit strahlendem Blick und lächeln-
dein Munde in die Augen sah. , „
. „Giralda!" wiederholte er, die Arme nach rhr aus»
^iteno.
. „ „O, Paul," rief sie, sich an ihn fchnnegend, „ick wuhw
°°ff Du kommen, daff Du nicht Nachlassen wurdest, mich
öu suchen, bis Du mich gefunden hast," rubelte sie, Freuden-
kränen vergießend-

Mama, Paul?'
„In Berrilhof, wenige Stunden von hier. Graf Berri!
und der Marquis von trewor find auch dort."
„Ich darf Onkel Trewor nicht begegnen, Paul- WaS
soll das Alles bedeuten'?"
„Daff Deine Mama Euch heimlich in ihrem Garten
Hause empfangen will. Da sie Besuch hat, kann sie sich nicht
entfernen, um zu Euch zu kommen, und io erhielt ich do
Auftrag, Euch Beide zu ihr zu begleiten"
„Wird diese Heimlichkeit niemals enden. Paul?' klagte
Giralda bitter. „Warum muff mein unschuldiger Papa sich
verbergen während der Strafbare. Lasterhafte triumphirr?"
„Seine Stunde ist nahe, Giralda, das beweist mir auch
die Verzweiflung, mit der er sich an einem Strobbalm als
Rettungsmittcl vor Schande und Armuth klammert," be-
ruhigte Grosvenor feine Braut, der er nun erzädlte. wo
und wie er sie gesucht, und nne er endlich <hre Spur ent-
deckt habe.
„Und Papa und Rupert leben auf Deinem waldum-
krünzten Landsitz in Sicherheit und Frieden?"
„Sie weilen augenblicklich auf Schloff Adlerhorst und
werden heute morgen in Berrilhof zmammentreffem"
„Arme Mama, was soll ans uns Allen werden?"
„Dein Papa Wird mit seinen Kindern in's Ausland
gehen, und ich werde mich zu ihnen gesellen. Wenn Du
einverstanden bist, werden wir uns in Frankreich oder
Deutschland verdeirathen. Deine Eltern billigen diesen
Plan. Nur als mein Weib wirst Du vor Ormond's Ver-
folgungen geschützt fein. Wirst Du mir gestatten. Dich
bald meine Gattin nennen zu dürfen? '
So leise Giralda ihre Zustimmung auch aussprach,
das scharfe Ohr des Liebenden hörte sie dennoch. Ein
heiher Kuff auf die Lippen der Braut drückte feinen Dank
aas.
Wie von Wolken getragen, schritten sie Nebeneinander
her, bis Egons langsamer werdender Gang sie zur Wirk-
lichkeit zurnckrief. Trotz des kleinen Burschen Einwen-
dungen nahm Paul ihn aus seinen Arm, wo das müde
Kind bald entschlummert war.
„Wohin führst Du uns jetzt?" fräste Giralda.

j Beraniwortl. Redakteur: F. 2. Knappe !
m Heidelberg.

Wo die Kant der rolhe Felsen
Trotzig beut der grünen Fluth,
Auf dem weißen Sand der Düne
Flugesmüd die Möve ruht.
Wo der Himmel wie ein Rahmen
llm ein Wunderbild sich zieht
Und das Meer dem stillen Lauscher
Singt sein zauberisches Lied —
Ja dahin möchl' ich zich'n,
Grüßt mir ihr Wogen den felsigen Strand,
Grüfft mir mein emziq Helaoland!
In der That übt dieses in einer Entfernung von
Edva 180 Kilometer von Hamburg, ea. 70 Kilometer
dvn Cuxhaven und 40 Kilometer von Neuwerk lie-
Aknde kleine Felsen-Eiland auf den Besucher einen
^zaubernden Reiz aus. Der Eine ergötzt sich an
malerischen Lage, der sormenreichen Gestaltung,
^m Andern behagt die jederzeit vollkommen reine Luft
^er das Bad, während ein Dritter von dem wechsel-
vollen Leben und Treiben sich kaum loszureißen ver-
mag. Aber alle Besucher von Helgoland sind darin
E>nig, daß man sich keinen lieblicheren Ort denken
wnn, und daß man der Insel mit Recht den Namen
"Perle der Nordsee" verliehen hat.*)
Blutroth sind die Felsmaffen, die steil aus den
fähigen Fluthen hervorragen; darüber bettet sich gleich-
em wie ein Teppich grünendes Wiesenland, Klee-
änh Gerstenacker, und etwas bei Seite liegt die aus
weißem Sand bestehende Düne, und giebt mit den
^iden Ersteren die Erklärung für die Helgoländer
fflagge:
Grön is dat Land,
Roth is de Kaut,
Witt is de Sand,
Dat sünd de Farben von Helgoland.
Unaufhörlich umtosen und umbrandeu die Wogen
d.kn ausTriasgestein bestehenden schroffen,'ea. VsQuadrat-
kstometer großen Felsen, dessen Westseite sich bis zu
Einer Höhe von 00—60 Meter aus dem Meere erhebt,
Und reißen von demselben mit jedem Jahre neue, be-
hütende Stücke los. Zahlreiche Höhlen, Risse und
Zacken, klaffende Einschnitte, romantische Bogen, rie-
sige Säulen und Thore beweisen, wie zerstörend das
Zausende Element auf den Felsen im Laufe der Zeit
hngewirkt hat. Nach Osten zu fällt die Insel all-
. *) Nack Stören und Philipp's illustrirtem Führer
E«rch die Nordseebäder. Hamburg, Pastorenstraße 18.

lk. M

II.
. Silber-»
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mählich ab und ist der Felsen hier um ea. 20 20
Meier niedriger als die Westseite und durch Klippen
vor den Wogen geschützt. Was jedoch im Westen
das grausige Wüthen der Meercswogen zu Wege
bringt, das erreichen hier init heimtückischem Nagen
und Spülen die Sickerwasser, so daß die Insel von
beiden Seiten ungehindert dem Verderben preisgegebeu
ist, und man mit ziemlicher Sicherheit den Zeitpunkt
zu bestimmen vermag, wo über das liebliche Helgo-
land die Wogen der Nordsee dahinrauschen werden.
Dem die Krone des eigentlichen Felsens von Helgo-
land bildenden Oberland südöstlich vorgelagert befindet
sich das flache, nur wenige Meter über dem Meeres-
spiegel erhabene, aber sehr geschützt liegende Unterland.
Beide Theile sind durch einen schroffen Abhang von
einander getrennt; die Verbindung wird durch den
erst vor einigen Jahren angelegten, schönen, eisernen
Fahrstuhl und eine bequeme, breite Treppe hergestellt.
Linden und Ulmen, wolfl die schönsten Bäume der
Insel, beschatten den Fuß derselben; auf den ver-
schiedenen Absätzen der Treppe bieten Bänke willkommene
Ruhepunkte.
Zur Zeit der Ebbe kann mau unter Beobachtung
der höchsten Vorsicht gegen die Wiederkehr der Fluth
einen Rundzang um die ganze Insel machen; ohne
Begleitung eines erfahrenen Helgoländers sollte man
jedoch den Gang nicht wagen.
Bon der Größe, welche Helgoland zur Zeit, wo
die ersten geschichtlichen Ueberlieferungen von der Insel
beginnen (im Jahre 800), und seit welcher zuverlässige
Karten existiren, hatte, nimmt es augenblicklich nur
einen winzigen, wohl kaum noch den lOOsien Theil
ein. Das Uebrige ist der Einwirkung der See zum
Opfer gefallen. Die letzte große Linrmsluth, die im
Jahre 1720 wüthete, hat die Düne von der Insel
getrennt, welche damals mit derselben durch einen
Steinwall verbunden war. Ackerbau und Viehzucht,
in früherer Zeit nicht unbedeutend, sind fast ganz
verschwunden; abgesehen von einigen Schafen, Ziegen.
Hunden, Katzen und Hühnern sind andere Hausthiere
auf der Insel nicht vertreten. Nur in der Saison
werden einige Milchkühe gehalten und eine Molkerei
eingerichtet/ Das Plateau von Helgoland ist mit
Kartoffeln, Klee und etwas Gerste angebaut, der
Rest ist Wiesenland; stellenweise ist es gelungen, in
Anbetracht der Verhältnisse ganz nette Gärten mit
schattigen Bäumen, Blumenbeeten re. geschmackvoll an-
zulegen, welche zwischen den übertünchten Häusern
und dem röthlichen Erdboden angenehme Abwechslung
für das Auge bieten.
„Du bist jetzt sicker, Geliebte!" berubigte Lord Gros-
Venor das zitternde Mädchen. „Du ahnst nicht, Giralda,
wie viel ich gelitten habe, seit ich Dein Verschwinden aus
Schloff Trewor erfuhr. Aber wo ist Egon?"
Giralda führte ihn an das Bett des schlafenden Brü-
derchens.
„Wecke ibn, Giralda," bat Paul.
Giralda flüsterte dem vollständig angekleidet daliegen-
den Kinde etwas in's Ohr. Sich die Augen reibend, erhob
fick der Knabe, ohne ein Wort der Verwunderung zu
äuffcrn. ,
„Ich werde ibn hinuntertragen," erklärte Lord Gros-
venor. „Bist Du fertig, Giralda?
„Ja, Paul," entgegnete das Mädchen, Hut und Mantel
nehmend und dem vorauschreitenden Geliebten folgend-
Geräuschlos glitten sie die Treppe hinab, durch die Vorhalle
zur Thür hinaus und den Garten entlang.
Erst als sie Vie Landstraße erreicht hatten, wagten sie
freier zu athmen.
Giralda blickte zu dem Himmel auf und zu dem düsteren
Backsteingebäude zurück, in dem sie eine so schmerzhafte Ge-
fangenschaft erduldet halte. „O, Paul," jauchzte sie, den
Arm des Geliebten festhaltend, „jetzt fühle ick in dec That,
daß ich wieder frei und sicher bin. Wo nahmst Du nur
diese deine Verkleidung her, Theuerster?"
„Ich entlieh sie von dem würdigen Herrn Bitt selbst,
der im Schutze jener Hecke dort friedlich seinen Rausch
ausschläft. Wartet hier einen kurzen Augenblick, bis ich
aus's Neue mit ihm getauscht habe. Und Egon aus seinem
Arm entlassend, eilte er zu dem Trunkenbold, um diesem
zurückzugeben, was ihm gehörte.
„Wohin gehen wir jetzt, Giralda?" fragte Egon ernst.
„Wohin Paul uns führen wird, Egon."
„Nur guten Muth, Kleiner !" ries Paul, sich der Gruppe
wieder anschließend. „Ick habe Deiner Mama versprochen,
Dich morgen früh um zehn Uhr zu ihr zu bringen."
„Das hast Du Mama versprochen?" erkundigte sich
Giralda. „Wann hast Du Mama zuletzt gesehen, Paul?"
.Heute. Diesen Nachmittag."
Giralda zitterte vor sreudiger Erregung. „Wo ist

Die Insel zählt dermalen nwa . .,»0 Einwohner,
welche unter sich ein Gemisch von englisch, deutsch,
holländisch und dänisch reden; die Schul- und Kirchen-
sprache ist deutsch. Die Helgoländer sind ein kerniger
kräftiger Menschenschlag, mit sturmdurchwetterten Zügen,
voll Entschlossenheit und Willensstärke; der stete, be-
dingte Kampf mit den Elementen, hat den Jnselbe- -
wohnern eine Physiognomie tiefen Ernstes ausgeprägt.
Sie sind unverdrossen thätig, ja ihr Fleiß steigert
sich in manchen Fällen bis zur Erwerbssncht. Wie die
Mäuner wegen ihrer großen markigen Gestalt, so können
auch die Mädchen durchweg wegen ihrer lieblichen
frischen Erscheinungen mit den hübschen, klaren Augen
ans Schönheit einen gewissen Anspruch machen.
Der Sage nach sollen schon die ältesten Schiff-
fahrt treibenden Völker, die Phönizier, Griechen. Römer
und Karthager, Kenntnis; von Helgoland gehabt baben,
wenigstens haben verschiedene Historiker versucht, aus
älteren Angaben derartige Schlüsse zu ziehen. Zu-
verlässigere Nachrichten melden, daß im 7. Jahrhundert
sich auf der Insel ein Heiligthum des friesischen Gottes
Fosite oder Fosete, sowie eine heilige Quelle befunden
habe, wonach dieselbe den Namen Fositesland und
später Heiligland führte. Ein irländischer Erzbischof,
der heilige Willibrod, ward ans einer Missionssahrt
vom Sturm uack; Fositisland verschlagen; König Rad-
bod soll vor Pipiu nach der Insel geflüchtet sein.
Um die Zeit Karls des Großen, im Jabre 780,
unternahm der heilige Lindger, Bischof von Münster,
Bekehrungsversuchc ans der Insel. Zeitweilig scheint"
die Insel von den Normannen berührt worden zu
sein, und dann den Seeräubern, den sogenannten Bi-
talienbrüder, einen willkommenen Zufluchtsort geboten
zu haben. Hainburg, welches schon derzeit jeder Be-
lästigung des Handels, wenn es sein mußte, mit be-
waffneter Hand nachdrücklich entgegentrat, bemächtigte
stich der Insel, mußte sie jedoch später an Schleswig
abtreten. Ter alte Leuchttlmrm, dessen Ruine beute
noch steht, giebt Zeugniß, mit welcher Sachkenntnis
und Opferwilligkeit die Hanseaten schon damals die
für die Schifffahrt nöthigen Vorkehrungen errichteten.
Bis zum 17. Jahrhundert verblieb Helgoland im Be-
sitze der Herzöge von Gotwrv und ging nach einer
Beschießung im Jahre 1714 an Dänemark über.
Inzwischen war durch das Erscheinen enormer Züge
von Heringen im 10. Jahrhundert für Helgoland eine
günstige Epoche angebrochen. Die Gewässer wimmelten
von Hamburger, Bremer und Stader Fischern, welche
auf der Insel ihre Faktoreien anlegten. Schifffahrt
und Fischfang standen in höchster Blüthe, besonders

Jriferaie die 1-spaliigc Pctitzeile vdei deren Raum IO
Omm für MMckeff, «keckm a- «rm. 4,
' bcwilligung. Expedition: Zwingerstratze
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Drucku.Verwg vonGcbr. Huber inHeidelberg i5411ki
früher Verleger des Pfälzer Boten. 10,0..'.
 
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