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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

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Nr. 141 - Nr. 146 (24. Juni - 29. Juni)
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Nrscheint täglich mit «uSnahme der Somi- u. Feieciage.
RdounementSpreiS mit dem wöchentlichen UnterhalMngs-
dlatt „Der Sonntagsbote" für Heidelberg monatlich 50
Nit TrSgerlohu, durch di e Pos, biogen viettelj. 1.M franco.

OrgM für MaßMi, Fmüest L KM.

Inserate die 1-spaltige Petitzelle oder deren Raum 10 H
Rcllame 25 Für hiesige Geschäfts- und Privat-
anzeigen, sowie für Jahres-Anzeiger bedeutende Rabatt-
bewilligung. Expedition: Zwingerstratze 7.

»I. m.

Ber antw oitl. Redakteur: F. 2. Knappe
in Heidelberg.^

Wklbnz, des K. Zmi.

Druckt,. Verlag von Gebr. Kuder in Heidelberg
früher Verleger des Pfälzer Boten.

1890.

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Ac 8kWkl sts stytsch-kizlisA» Mmnis.
Das deutsch-englische Abkommen wird außer
von einigen englischen Blättern, welche namentlich die
Abtretung Helgolands nicht verschmerzen können,
von dem größten Theile der französischen Presse sehr
übel vermerkt. Daß die Franzosen das gute Einver-
nehmen zwischen England und Deutschland mit scheelen
Augen ansehen, ist sehr begreiflich. Der „Temps"
beschuldigt Lord Salisbury der schwächlichen Nachgie-
bigkeit, aber gleichzeitig ist er auch ungehalten über
die Errichtung des englischen Protektorates über Zan-
zibar, in welcher Frage auch die anderen Mächte mit-
zusprechen hätten. Gerechtigkeit ist eine Eigenschaft,
die man in nationalen Dingen von keinem Franzosen
verlangen kann, sonst würde man die französische Presse
bei dieser Gelegenheit daran erinnern können, daß
Deutschland und nackcher auch England der französischen
Schutzherrschaft in Tunis zugestimmt haben.
Aber auch noch eine dritte Kategorie von Unzu-
friedenen giebt es; wir meinen die deutschen Kolonial-
schwärmer und Kolvnialinteressenten, welche sich durch
die von Deutschland vollzogene Preisgabe einzelner
Gebiete in Afrika in ihren speziellen Interessen und
Liebhabereien verletzt fühlen. Diesen Stimmungen
'vnrde bereits in verschiedenen deutschen, namentlich
berliner und Hamburger Blättern Ausdruck gegeben,
fsetzt hat man auch bereits eine Afrika-Autorität aus-
ündig gemacht, welche sich über das deutsch-englische
Abkommen „schmerzlich überrascht" geäußert haben
soll. Der Redakteur der „Augsburger Neuesten Nach-
fichten", Herr Dr. Tannert, berichtet nämlich über
^ne Unterredung, die er mit Frhrn. v. Gravenreuth,
oem jetzt in Obergriesbach ans Urlaub weilenden zeit-
weiligen stellvertretenden Reichskommissär in Ostafrika,
gehabt habe.
Gravenreuth hat sich diesem Bericht zufolge über
den Vertrag zwar „nicht völlig rückhaltlos" geäußert.
-Aber daraus machte er", wie das genannte Blatt
weidet, „kein Hehl, daß dieser Vertrag ihn in das
'chmerzlichste Erstaunen setze, und daß sein Gefühl
d>e Deutschen, niit denen vereint er in Ostafrika ge-
wirkt, Gesundheit und Leben eingesetzt, theilen würden.
die Abtretung von Witu könne man sich am ehe-
sten finden, obwohl der Umstand, daß es für England
werthvoller sei als für nns, an seinem Werth für
Ws nichts ändere. Immerhin könne man das erheb-
üche Opfer, das man mit dieser Abtretung bringe,
durch die englischerseits gemachten Zugeständnisse
wnpensirt erachten. Höchst bedauerlich aber sei die

1>0)

dthorst allen
, inr Verlage

billigst

52. Kapitel.
Der letzte Schritt der Verzweiflung.
.. Lord Ormond war ruhelos nach dem Hause weiter ge-
?Ucn, in welchem er seine Gefangenen in sicherer Hut
°uhnte. Zu seiner Bestürzung bemerkte er, daß die Ein-
jMgsthür offen stand- Zu Giralda's Zimmer hinaufstürmen,
-Ve und ihres Bruders Flucht entdecken, und die beiden
Käsenden Gefangenwärter wecken, war das Werk einer
Minute.
Seine Wuth kannte keine Grenzen, und Frau Bitt und
Ls. Gefährte erzitterten vor seinem flammensprühenden
^"ck. „Wo ist sie?" fragte er, als er seine Sprache wie-
^gefunden hatte. „Was haben Sie mit ihr gethan?"
»Ich weiß nicht, wo sie ist," jammerte Krau Bitt. „Ich
z?" sie selbst eingeschlossen, ehe ich zu Bett ging. Die
»fdcht aufzubleiben, nachdem ich den ganzen Tagen herum-
^Wirthschaftet habe, ist mir unmöglich."
h »Und was haben Sie zu sagen, Wig?" donnerte
rviond.
tz,. „Ich habe schon zwei Nächte hinter einander gewacht,
konnte ich nicht aushalten. Als ich zu Bett ging,
oren die Gefangenen in ihrem Zimmer eingesperrt."
»Wo ist Bitt?"
L^tch weiß es nicht," stöhnte Frau Bitt. „Er kam spät
iin -Abend betrunken nach Hause und warf sich schnarchend
zUur zu Boden. Wo er jetzt herumstrolcht, mögen die
^'llaen wissen."
Ormond s Stirn verfinsterte sich unheildrohend.
Bitt war zu Hause gewesen und mit den Gefangenen
ltZHwunden, welcher Gedanke lag näher, als daß der
s^oksirchtige Fischer erkauft worden war und jetzt die Ge-
Wcnen an einen sicheren Ort geleitete.
-Er hat die Beiden befreit," rief er. „Schnell, wir
«us Ä ihm folgen und ihm überholen. Ich komme eben
Belten, dort war nichts von Ihnen zu sehen. Wir
ven fix in anderer Richtung suchen."

Treuer Liebe Lohn.
Roman von U. Rosen
(p-chdc. vcrb.)

ma.
Zebetbüchek
^.KistartY-
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>b<nstrrn jlWal!--
SstluArerr,
iir Herre«:
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tanicht, /Format,
rerl-Au«gade).
der Schrift: „
Schild und
(-ratze Schrill)^

Preisgabe Uganda's, welches wohl die werthvvllste
Landschaft Ostafrika's und zugleich den Schlüssel zum
Herzen Afrika's darstelle, doppelt bedauerlich gerade
im gegenwärtigen Moment, wo durch Peters' Erfolge
dort für uns eine so außerordentlich günstige Lage
geschaffen worden sei und Emin Paschas Zug eine
bedeutungsvolle Verwerthuug dieser Lage versprach.
Das Allerschlimmste aber sei die Auslieferung Zanzi-
bars an die Engländer. Herr v. Gravenreuth stand
nicht an zu erklären, daß er gern auf Witu, selbst Uganda
und auch noch Einiges verzichte, wenn nur Zanzibar
unserm Einfluß unterworfen oder doch wenigstens
neutral geblieben wäre. Wie Uganda der Schlüssel
zu Zeutralafrika, so ist Zanzibar der Schlüssel zu
Ostafrika, und beide Schlüssel sind uuu in der Hand
der Engländer . . . Auch Ivas das wirthschaftliche
Verhältniß heißt, ist leicht zu sehen: Wer Zanzibar-
hat, der hat Afrika .... Sv ist der Vertrag für
unsere Sache in Ostafrika ein harter Schlag, der um
so schmerzlicher trifft, als er unerwartet kommt."
Gravenreuth befürchtet nach dem Berichte auch ferner-
hin englische Jntriguen in Ostafrika und erwartet
keine loyale Ausführung des Vertrages von Seiten
Englands.
Wir haben es hier augenscheinlich mit den stark
übertriebenen, von persönlicher Voreingenommenheit
beeinflußten, vielleicht auch etwas vorschnellen Be-
fürchtungen eines Mannes zu thun, dem eben Ost-
afrika und die Gebiete seiner speziellen Thätigkeit über
Alles gehen. Jedenfalls ist es im höchsten Grade unklug,
derartige Urtheile eines deutschen Beamten über die aus-
wärtige Politik Deutschlands und insbesondere über einen
feierlich abgeschlossenen, völkerrechtlichen Vertrag an die
große zu Glocke hängen. Das nativnlib. Augsburger
Blatt hat dadurch der deutschen Sache nicht genützt,
und auch die fast naiv zu nennende Schlußbemerkung,
wonach Herr von Gravenreuth „an diesem traurigen
Resultat wesentlich unserer ewig nörgelnden Opposition
Schuld gab, welche die Regierung in ihrer Kolonial-
politik auf jede Weise hinderte, diskreditirte und ihr
so die Lust zur Förderung unserer kolonialen Sache
benahm", — wird auch in den Augen der Reichsre-
gierung selbst den peinlichen Eindruck dieses voreiligen
Urtheils nicht verwischen können. Es giebt gottlob
eine Reihe von urteilsfähigen Kennern der Verhält-
nisse in Afrika, welche der Ueberzeugung sind, daß
der koloniale Friede in Ostafrika und die Herstellung
geordneter freundschaftlicher Beziehungen zu England
durch die deutschen Opfer nicht zu theuer erkauft ist.
Wollen wir die Mißvergnügtheit über das Abkommen
Die drei verbündeten Personen verließen voll Ingrimm
das Haus. Nach wenigen Minuten hatte Frau Bitt ihren
Mann in der nahen Hecke schlafend aesunden. Ihr Geschrei
erweckte den Unglücklichen und rief Ormond und Wig her-
bei. Bitt wurde mit Fragen bestürmt, leugnete aber ent-
schieden, seit dem Abend zu Hause gewesen zu sein-
„Aber ich hörte Dich hereinpoltern," beharrte Frau
Bitt.
„Kümmern Sie sich nicht mehr um ihn," gebot Ormond
der Frau. Eine Ahnung der Wahrheit dämmerte in ihm
auf. „Seine Trunkenheit kommt mir theuer zu stehen.
Lord Grosvenor hat die Gefangenen zweifellos befreit.
Er muß einen Wagen gehabt haben, um sie wegzuführen.
Wohin aber kann er Giralda gebracht haben?"
Er war besiegt, an dieser Thatsache ließ sich nichts
mehr ändern, wie er sich zähneknirschend und racheerfüllt
eingestand.
„Alles ist mir fehlgeschlagen," murmelte er. „Ein Ab-
grund thut sich vor mir auf, doch wenn ich stürzen soll,
will ich wie Simson meine Feinde mit mir zugleich unter
den Trümmern meines Glücksgebäudes begraben."
Er saß auf einem Stein am Wege, bis der Morgen
dämmerte. Wig, der sich ihm furchtsam näherte, erschrak
über das seltsame Aussehen seines Herrn. Er schien um
zehn Jahre gealtert. Sein Gesicht war gelb und eingesunken,
seine fieberhaft glühenden Augen waren roth umrandet,
während die Gestalt haltlos hin und her schlotterte.
„Bringen Sie mir mein Pferd, Wig," befahl er mit
hohler Stimme. „Vielleicht find sie dennoch in Gelten."
Er ritt in gestrecktem Lauf nach dem Bahnhof. Auf
seine Anfrage erfuhr er, daß eine Gesellschaft, wie er sie
beschrieb, den letzten Zug nicht benutzt hatte, dagegen wurde
ihm von einem Beamten mitgetheilt, daß Graf Berril und
seine Tochter auf ihrem Gute weilten und der Marquis
von Trewor ihr Gast sei.
Ein Lichtstrahl dämmerte in ihm auf.
„Grosvenor muß Giralda und den Knaben zu einem
heimlichen Zusammentreffen mit ihrer Mutter geführt
haben," dachte er- „Sie mögen in diesem Augenblick schon
in Berrithof sein! Ich werde nach dem Wirthshaus gehen,

ruhig den Franzosen und dem deutschfeindlichen Theile
der Engländer überlassen.
Deutsches Reich.
Berlin, 23. Juni. In politischen Kreisen ist
man der Ansicht, daß die Insel Helgoland nach
der Erwerbung derselben zwanzigjährige Zollfreiheit
erhalten und dem preußischen Regierungsbezirk Schles-
wig unterstellt werden soll. Von anderer Seite wird
dagegen befürwortet, die Insel solle Reichsland werden,
obwohl ein solches neues Reichsland mit 2300 Ein-
wohnern ungefähr auf die politische Karrikatur der
reichsunmittelbaren Reichsdörfer des 18. Jahrhunderts
hinauskommen würde. Wie gestern schon in dieser
Zeitung zu lesen war, wünschen die Helgoländer, selb-
ständig zu werden, d. h. ein neues Reichsland zu
bilden; von Preußen wollen sie nichts wissen. Zur
Zeit besitzen die Helgoländer nicht eine Spur von
Selbständigkeit, denn seit es sich herausgestellt hat,
daß die Bevölkerung der Insel nicht im Stande ist, die
nöthigsten Einrichtungen auch nur für den einfachsten
Badekomfort zu treffen, herrscht der englische Gouver-
neur dort unumschränkt. Uebrigens liegt es im Inte-
resse der Insel und des Badeorts, mit Schleswig,
Hamburg, Bremen oder Hannover vereinigt zu werden:
dem Reiche selbst wird dadurch die kostspielige Einrich-
tung einer reichsiändischen Verwaltung erspart. Zur
Ordnung der Rechtsverhältnisse Englands^ muß dem
Reichstage auf jeden Fall eine Vorlage zugehen, da-
rüber herrscht kein Zweifel. — Die Kolonialbrüder sind
über das deutsch-englische Abkommen so betrübt, daß
sie, - wie die „Post" verräth, sogar den zn Ehren
Wißmanns auf den 28. d. M. angesetzten Kommers
ansfallen lassen wollen. — Verschiedene pensionirte
Admirale beschäftigen sich jetzt schon mit allerei kost-
spieligen Plänen in Bezug auf Helgoland. Admiral
z.D. Werner in Wiesbaden will im „Rhein. Kurrier"
Helgoland zn einem Waffenplatz ersten Ranges machen,
einen sicheren Hafen anlegen und eine mit schweren
Geschützen zu bespickende Linie rings um die Insel
ziehen, was kaum zu berechnende Millionen kosten und
keinen Werth haben würde.
-1» Berlin, 23. Juni. Major Wißmann mit Be-
gleitung ist um 6 Uhr hier eingetroffen und wurde
von Freunden und von Herren der deutsch-ostafrika-
nischen Gesellschaft herzlich bewillkommnet. — Morgen
beginnt die zweite Berathung der Militärvorlage,
welche mindestens auch noch den Mittwoch in Anspruch
nehmen wird. Die Berathung in der Budgetkommission
über den Nachtragsetat, betreffend Gehaltverbesserungen
mich zu erkundigen."
„Lord Grosvenor?" entgegnete ihm der Wirth auf
sein Aushorchen. „O, ja, Lord Grosvenor ist eben mit
seiner Gesellschaft beim Frühstück."
„Mit seiner Gesellschaft?"
„Ja, Herr, mit Fräulein Arevalo und dem kleinen
Bruder der Dame. Der Wagen, welcher sie nach Berril-
Hof bringen soll, ist schon bestellt. Sind Sie ein Freund
Lord Grosvenor's?"
„Nein," zischte Ormond, „ich bin nicht sein Freund."
In seinen Adern brannte es wie Feuer. Er schwankte in
das kleine, düstere Gastzimmer. „Sie gehen nach Berrilhof,
um Beatrice zu sehen," murmelte er. „Nun, ich werde
Ihnen das Vergnügen verleiden. Das Spiel ist noch nicht
aus, noch habe ich eine wichtige Karte in der Hand. Ich
habe Alles verloren, Vermögen, Liebe, Alles! Seit zwanzig
Jahren arbeitete ich für das eine Ziel, Marquis von Tre-
wor zu werden, und jetzt stehen vier Leben zwischen mir
und dem glänzenden Preis! Ich liebte Beatrice, es war
das einzige, echte Gefühl meines Herzens, sie ist die Gattin
eines Anderen, meines Feindes, des verhaßten Gottfried l
Ich will endlich die Tochter heirathen, um mich vor den
Schrecknissen der Armulh zu schützen, und dasselbe uner-
bittlich Berhängniß verfolgt mich. Sie liebt Grosvenor
und werd von ihm vergöttert. Und jetzt sitzen sie da oben
und spotten meiner. Aber noch, noch habt Ihr nicht ge-
wonnen. Wartet, bis ich meine letzte Karte ausgespielt
habe."
Er schüttelte wüthend seine geballte Faust.
„Ja, heute, heute," rief er wild, „heute noch sollt Ihr
Alle vor mir zittern. Ich werde Beatricens Geschichte ihrem
Vater und dem Marquis von Trewor erzählen, ihren
Namen mit Schande bedecken, ihr Herz brechen. Ach, wer
ist das?"
Er sprang zur Thür, öffnete sie und stand dem Detek-
tive Born gegenüber, der ihn lächelnd begrüßte und sich
von ihm in das Gastzimmer ziehen ließ.
„Guten Morgen, Mylord," rief er. „Ich dachte nicht
im Traum daran, Sie hier zu finden, gnädiger Herr. Das
Neueste, Mylord, Gottfried Trewor entdeckt."
 
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