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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

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Nr. 121 - Nr. 130 (30. Mai - 11. Juni)
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Veraulwvrü. Redaktmr: F. 2. Mappe
in Heidelberg.

täglich mit LuLnabme der Sona-L. Feierrage.
v^lremeurspreid mit dem «bchentlicheuUaterhaltungr-
1^»Der SounragSbvte" für Heidelberg monatlich 80
ErSgerlobv, durch di e Poff bezöge» viertüj. 1.80 fiancr.

Inserate die 1-spaltize Pelitzeile oder deren Raum lO
Rellame 25 Für hiesige Geschäfts- und Pnoav-
anzeigen, sowie für Jahrcs-Anzciqen bedeutende Raban»
bewilligung. Expedition: Zwingerstratze 7.
Drucku.Verlag vonGebr. Huber inHeidclberg! s OOti
früher Verleger des Pfälzer Boten. lOisV.




st ds dch«. Hn. Pfmns Valin!»Niagta.
lFortstyung.)
stch finde es unsäglich lächerlich, wenn Herr Kiefer
ü persönlich Arm in Arm mit den Sozialdemokraten
starschiren läßt, weil ich in der Residenz in einer
Sammlung austrat, in welcher zufällig auch zwei
sialdemokraten sprachen. Ich war vom Centrnms-
Ree gebeten, gegen Fieser s Kandidatur aufzutreten,
sozialdemokratischen Redner kannte ich nicht, ich
mit denselben nicht einmal einen Gruß, geschweige
" ein Wort gewechselt. Den freisinnigen Präsi-
^kn der Versammlung habe ich noch gebeten, mich
sprechen zu lassen, um entgegnen zu können,
die sozialdemokratischen Vorredner zu einer Er-
nsting nöthigen sollten. Was ich sprach, war
Nch gegen den Nationalliberalismus und speziell
^l die Kandidatur Fieser. Selbst die „Badische
^cszeitung" hat anerkannt, daß ich „geschickt ' die
^hänigkeit unserer Partei vor den Demokraten
^hrr hätte. So war es in Karlsruhe. Nun
§re ich weiter: so ausgesprochen und entschieden
^e Gegnerschaft zur Sozialdemokratie auch ist, so
N doch daraus noch lange nicht, daß wir auch
A. das sind, was in ihren Forderungen und Be-
IstNigen zu billigen und zu loben ist. Es folgt
daraus, daß wir ihre Anhänger als miuder-
sthige Staatsbürger ansehen und mit allen, auch
^rechten Mitteln bekämpfen. Noch weniger folgt
^us, daß wir uns dazu hergeben dürfen oder
^stn, als Nothhelfer nativnalliberaler Kandidaturen
Ispringen. Es gicbt in der nationalliberalen
?ki Männer, die man lediglich der Flagge wegen
?stpfen muß, unter welcher sie im politischen Leben
Ar segeln. Bei Männern Ivie Kiefer nnd Fieser
, die Flagge nnd die Person, welche zur Gegner-
zs unter allen Umständen nöthigt. Herr Kiefer
Mar versichert haben, daß er noch nie Etwas
sM habe, was die Katholiken verletzen konnte,
f?» dem so ist, so steht es auf der gleichen Höhe
^Wahrheit, wie die Versicherung des Herrn
,,^rich von Durlach, er sei nie Kulturkämpfer ge-
Solche Behauptungen gehören zu jenem ver-
bitteren Spott, der es Einem schwer macht,
chTpötter die persönliche Achtung zu bewahren,
^ie mutheu mich au, wie wenn ein getaufter oder
Lauster Wucherer der schlimmsten Sorte seine
Schkeit betheuert und Freundschaft für die Opfer
Ehrlichkeit versichert.
>^on deni Führer der Konstanzer Sozialdemokraten

Treuer Klebe Kohn.
Roman von U. Rosen
(Kkchdc. vcrb.)
Graf beeilte sich, seinem alten Freunde entgcgcn-
'»En. Arm in Arm mit dem Marquis kehrte er in den
zurück Beatrice begrüßte den seltenen Gast mit
wcher Anmuth und Würde.
^rd Trewor's Gesicht zeigte Spuren eines tiefen
^rs.
blühend und schön wie immer, Lady Beatrice,"
s'ik wb Marquis. „Die Zeit streift Sie nur, um Ihnen
wüSize zu verleihen, während sie mit uns recht hart
f,st. nicht war Berril?"
I 'AH' jo, gegen uns war sie wenig nachsichtig."
k,Miid doch haben auch Sie schweres Leid erduldet,
yst>ce," fuhr der Marquis mit ungewohnter Sanftmuth
"Ich bedauerte, Sie bei meiner letzten Anwesenheit
^."°on nicht besuchen zu können, aber die böse Gicht
,snich, rasch heimzukehren. Jetzt bin ich vollkommen
was führt Sie nach der Stadt, Trewor?" fragte
t" Elaste. Ich kam zu Ihnen und Ihrer Tochter,
nach einer Schauspielerin zu erkundigen, die mir
KNn Arevalo bezeichnet wurde."
ist der Name ganz fremd," erklärte der Graf.
.klingt spanisch," bemerkte Beatrice. „Aber bekannt
, Mr Schauspielerin dieses Namens gleichfalls nicht."
ftzkjA? Wünschte sie um ihrer Tochter, eines lieblichen
k ju^cädchens willen, daß ich adoptirte, anfzusuchcn.
Dame hat mein Haus verlassen, und ist, wie
c „^jllbe, Zu ihrer Mutter heimgekehrt."
sie sich Ihrer Güte unwürdig gezeigt?" fragte
, theilnohmsvoll.
Alx"'. "ein, tausendmal nein! Sie ist ein Engel. Ich
tz'iibx eine seltsame Entdeckung über ihre Herkunft, gcricth
? d^"--8orn, und trieb sie in meiner blinden Raserei
M sw Hause! Aber ich muß sie wieder haben! Ich
" ! Ich muß sie wieder haben, und sollte ich
«en Erdenkreis nach ihr durchsuchen."

wurde mir erzählt, daß er katholisch getauft sei, seine
eigene» Kinder aber nicht einmal taufen lasse. Ich
finde das schrecklich und könnte diesen Herrn schon
deshalb niemals zum Mauue meines Vertrauens
machen. Ferner wurde mir erzählt, der erwähnte
Sozialdemokrat habe sich gegen die katholischen Orden
geäußert und gesagt, er brauche und wolle sie nicht;
wenn aber andere sie für sich wollen, habe er nichts
dagegen. Dieser sozialdemokratische Geschäftsmann ist
in diesem Punkte ungleich toleranter, liberaler nnd
gerechter als der nationalliberale Landgerichtspräsident.
Ferner: jeder Mensch ist bis zu einem gewissen
Grade abhängig von seinen Lebcnsverhältnissen, es
läßt sich deshalb in der Regel schwer sagen, was ein
Mann wäre, wenn er unter ganz anderen Verhält-
nissen groß und alt geworden wäre. Bei Männern
wie Kiefer und Fieser ist es mir keinen Augenblick
zweifelhaft. Wenn ich mir ihr geistiges Inventar
völlig unverändert denke: Temperament und Charakter,
Sinn für Gerechtigkeit, Respekt vor der Autorität und
Bereitwilligkeit, sich ihr zu unterwerfen, Religion nnd
praktische Bcthäligung derselben; wenn ich mir dann
alles Andere ihnen genommen denke: Vermögen, ge-
sellschaftliche und berufliche Stellung, Aussichten auf
weiteres Vorwärtskommen des Vaters und der Söhne,
dann bin ich keinen Augenblick zweifelhaft, daß wir
die wildesten Sozialdemokraten vor uns haben, die
man sich denken kann.
Wenn ich aber mit all' dem richtig urtheile, dann
sollte Herr Kiefer am allerwenigsten sich berufen fühlen,
unser Verhalten der Sozialdemokratie gegenüber über-
haupt zu untersuchen. Und er sollte namentlich sich
hüten, uns auf Kosten der Wahrheit darob zu ver-
dächtigen. Mögen er und seine Genossen als gerechtere
Menschen und bessere Christen uns entgegentreten nnd
uns nicht ferner zwingen, auf Grund schmerzlicher
Erfahrungen öffentlich zu erklären: schlimmere Gegner
nnd Feinde unserer Sache als Kiefer, Fieser nnd
Gesinnungsgenossen kann es nicht geben; ein größeres
Nebel für Land nnd Volk, für Staat und Kirche ist
nicht denkbar, als der Nationalliberalismus Kiefer-
Fieser'scher Färbung. So lange dieser Nationallibe-
ralismus in Baden seine gegenwärtige Machtstellung
inne hat, handeln wir nicht blos im Interesse der
Kirche, sondern auch im Interesse des Staates, des
Volkes und der Krone, wenn wir überall ihm eine
Niederlage bereiten, wo Gelegenheit sich bietet. Ich
sage mit Absicht: „auch im Interesse der Krone."
Ja, meine Herren! wenn dereinst die Geschichte von
den Kämpfen unserer Tage erzählt, dann wird sie
„Ihre Entveckunn war zweifellos eine höchst wichtige,
wenn sie Ihnen die Veranlassung gab, das Mädchen ohne
Weiteres zu verstoßen," bemerkte Beatrice mit abgewen-
dcrem Gesicht.
„Was konnte das arme Kind für die Schuld der Eltern
für die Schlechtigkeit des schurkischen Vaters?" stöhnte der
alte Mann.
„Wer war des Mädchens Vater?" erkundigte sich der
Gras.
Der Marquis beachtete die Frage nicht. Er blickte
mitleidig auf Beatrice. „Lieben Sie Ormond, mein Kind?"
sagte er plötzlich.
„Lord Ormond?" wiederholte sie unwillig erröthend-
„Nein, Herr Marquis. Ich basse und verabscheue ihn."
„Noch ein Frage, Beatrice. Lieben Sie meinen un-
würdigen Neffen, jenen erbärmlichen Gottfried vielleicht?"
„Ich kann Ihnen darauf nicht antworten," hauchte sie
mit halb erstickter Stimme, während tödtliche Blässe ihr
Gesicht bedeckte. Ihr war, als ob eine eiserne Hand ihr
Herz umkrallte. In der Furcht, Ormond habe seinem
Onkel Alles verrathen, und der Marquis sei gekommen,
ibrem Vater Enthüllungen zu machen, verlor sie ihre
Selbstbeherrschung. Ein Gefühl der Ohnmacht und un-
überwindlichen Entsetzens durchschauderte sie.
„Ich empfinde das tiefste Mitleid mit Ihnen, Beatrice,
wenn Sie Gottfried wirklich noch lieben," sagte der Mar-
quis feierlich. „Sie haben ihn als todt beweint, sind seinet-
willen unvcrmählt geblieben und haben sein Andenken
heilig gehalten. Armes, elendes Kind! Sie wollten an
die Niedrigkeit seines Charakters niemals glauben. Und
welchen Lohn bietet der Elende Ihnen dafür? Bereiten
Sie sich auf eine gewaltige Erschütterung vor, Beatrice.
Gottfried Trewor lebt!"
Beatrice sprang wie galvanisirt empor. Ein scharser
Schrei zitterte von ihren Lippen. Der Marquis erfaßte
theilnahmsvoll ihre Hand. „Ja, Beatrice, Gottsried Tre-
wor lebt," wiederholte der Greis. „Er lebt, lebt in Eng-
land " ,
Beatrice sah flehend zu dem alten Mann E.
„Können Sie noch mehr vertragen, Beatrice? So

melden müssen, daß die Träger der Zähringer Orden
nicht immer diejenigen waren, welche die Interessen
des Vaterlandes und die Interessen des Hauses
Zähringen am besten wahrten. Dessen find wir
überzeugt, und auch diesem Grunde wird nach wie
vor die Parole gelten: Niemals für die Sozialdemo-
kratie; immer gegen den Nationalliberalismus.
, (Fortsetzung folgt.)

AM-KAn i. T A. Ftchm s. U.
(Schluß).
Im Jahre 1870 hatte die „Allg. Ztg." Herrn
von Lutz den Vorwurf gemacht, daß er auf Seite
der ultramontaneu Partei stehe. Diesen Vorwurf ließ
derselbe nicht lauge auf sich sitzen, und er bewies sehr
bald, daß die Illtramoiüanen seine Freunde nickt seien.
Schon im Jahre 1^70 während des vatikanischen
Koncils hatte Bayern in Bezug auf das in Aussicht
stehende Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit eine
hervorragende Rolle gespielt, und die Thätigkeit, die
Fürst Hohenlohe damals in Rom entwickelte, ist ge-
wiß nicht zum geringsten Theiie auf die bayerische
Regierung zurückzufuhcen. Daß aber hier in München
Herr von Lutz schon damals die erste Violine spielte,
hat Dr. Orterer in der Debatte vom 6. bis 8. No-
vember vor. Js. durch Mittheilung der von Herrn
v. Lutz schon damals an das Gesammtstaatsministerium
eingereichteu Denkschrift (Gründung einer deutschen
Nativnalkirche) unwiderleglich nachgewiesen.
In Folge der Verkündigung der vatikanischen De-
krete entspann sich der Kampf gegen die katholische
Kirche, den der damalige Abgeordnete Dr. Völk als
den „Kampf zwischen der Kirche und der Zivilisation"
bezeichnete, und Herr v. Lutz stand in diesem Kampfe
niemals im hintersten Treffen.
Er erklärte sofort die vatikanischen Dekrete als
staatsgefährlich, verweigerte dem Erzbischöfe von Bam-
berg das Placet der Verkündigung derselben, verbot
den übrigen Bischöfen die Verkündigung und traf
Vorkehrungen, daß dieselben auch in den Schulen,
nicht gelehrt würden. Er schützte die Geistlichen, die
die Unfehlbarkeit leugneten, gegen die Bischöfe im Be
sitze ihrer Benefizien, erklärte die Altkatholiken als
Mitglieder der katholischen Kirche, ließ ihnen gewalt-
sam Kirchen und Glocken zur Verfügung stellen und
that Alles, um die römisch-katholische Kirche zu er-
drücken.
Am 14. Oktober 1871 wurde die Herz'sche Inter-
pellation, in den Tagen vom 23. bis 27. Januar 1872
die Beschwerde des hochwürdigsten Herrn Bischofs
hören Sie. Er war seinem Gelübde nicht treu wir Sie,'
mein Kind, und heirathete eine Schauspielerin — diese
Gräfin. Arevalo, von der ich sprach"
„Gottfried lebt und ist verheirachet!" stöhnte der Graf.
„Unglaublich! Haben Sie ihn gesehen, Trewor?"
„Nein, aber ich sah seine Fran, ohne zu wissen, daß
sie meines sauberen Neffen Gattin sei. Sie ist eene statt-
liche blondlockige Dame, eine deutsche Schönheit von impo-
nirender Erscheinung."
Die letzten Worte des Marquis erleichterten das be-
drückende Herz des Graf außerordentlich „Sie sahen seine
Frau und sprachen mir ihr?" fragte er sinnend und voll
Dank gegen die Vorsehung.
„Ja. Er hat Kinder. Dieses Mädchen, Beatrice, diese
Giralda ist seine Tochter, und so gut und unschuldig, wir
ich ihn einst wähnte. Ich liebe sie, wie ich ibn liebte.
Und in meinen alten Tagen ist es mrr unmöglich, meur
Herz noch einmal von einem theueren Wesen loszureißen.
Ich will das Mädchen zurück haben."
„Und um dieses Mädchens willen möchten Sir auch
dessen Vater zu sich zurückrusen A' fragte Beatrice. „Der
Tochter wegen wollen Sie auch dem Vater verzeihen ?"
Der Marquis schüttelte sein ehrwürdiges Haupt wie
ein Löwe seine Mähne. „Niemals ! niemals!" rief er mit
flammenden Augen. Ich kann niemals die Hand dessen
drücken, der mich ermorden wollte. „Ich kann niemals mit
ihm unter einem Dache schlafen. Aber Giralda's wegen
will ich aus eine gerichtliche Verfolgung des Verbrechers
verzichten. Wenn er mir Giralda zurückgiebt, will ich chn
ungestört in seiner rühmlosen Dunkelheit sortleben kaffem
nur von Verzeihung und Versöhnung darf er mir nicht'
sprechen."
„Und wenn er dennoch unschuldig wäre?" hauchte
Beatrice.
„Ach, Beatrice, zwiefach gekränkte, edle Seele, S>e
bitten noch für ihn!" rief der Marquis. „Hören Sie rmch..
Ich schwöre Ihnen, daß ich an dem Tage, an welchem
Gottfried Trewor seine Unschuld beweist, ihm nicht nur
verzeihen, nein, daß ich ihn aus den Knieen um Vergebung
für das ihm geschehene Unrecht anflehen will. Ader bis
 
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