Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

DOI Kapitel:
Nr. 131 - Nr. 140 (12. Juni - 22. Juni)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42837#0553

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
lll,

kN!.

^pfersncheiis
von Cara
iapier.
nitzarkeitern
v
und vollem
Hora rmvt
ieiea agcl'
ncv:.
rim. Uebee^
>u: Leder-»
Ben» rtaiig
;nnz cm es
Ln.de u-rk

nhnc.

chk Zß.


Saal,
s und
auart,
jeder

r.
KOO

Partys
Lrn-

wamrne


ehlt ;>k

ist A


>ende
r rcell^
Ha0^'

te,
nnna

rkt-



Ursch«t«t täglich wir rlaSuahm« der S-nm- u. Feicrrage.
RdonuemeutLpreiS mit dem -obcheutUcheuUuterhaltungs-
^l-M „DerSouutagSbote"für Heidelberg monatlich SV H
«rü Trägerloha, durch die Post bezog«, vierteil- 1.80 franco.

Organ für Wakrlmi, Freiheit Keisii.

Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raun, 10 H
Reklame 25 4-,. Mr kiesige Meschästs- und Privat-
anzeigen, sowie siir Jakres-Anzeiger bedeutende Rabatt-
bewilligung. Expedition: Zwingerstratze 7.


«eraotworil. «edatreur: F. 2. ünappr
in Heidelberg.

Wkldns, ^cilU, dcn H. Zmi.


Druck». Verlag von Eebr. Huber inHeidclberg
früher Verleger des Psälzer Boten.

1890.

Der MMmlW ml Siülml
Der „Reichsarueiger" veröffentlicht in einem Ex-
trablatt (Vergl. gestr. Neueste Nachr. des Bad. Vlksb.)
den Inhalt des zwischen Deutschland und England
abgeschlossenen Vertrages, in welchem die Abtretung
der Insel Helgoland an Deutschland das Ueber-
raschendste ist. Die Bekanntmachung des „Reichsan-
zeigers" lautet:
Auf Grund der in jüngster Zeit geführten Ver-
handlungen ist zwischen der deutschen und der engli-
schen Regierung über das Folgende eist Einverständ-
uiß erzielt worben:
1) Die deutsche Interessensphäre inOst-
afrika wird begrenzt: a. im Süden: durch eine
Linie, die von der Mündung des Rokura im Westen
des Nyassassees bis zur Mündung des Kilambo im
Süden des Tanganyikasees führt; b. im Norden:
durch eine Linie, welche längs dem 1. Grad südlicher
Breite vomWestufer des Victoria Nyanza bis zum Kongo-
ljaate führt und den Berg Msumbiro südlich umgeht.
Zwischen dem Nyassa-See und dem Kongo-
staate, zwischen dem Nyassa-See und dem Tanganyika-
Sce, auf dem Tanganyika-See und zwischen dem Letz-
teren und der nördl. Grenze der beiderseitigen In-
terest cnphären wird der Verkehr für die Uuterthaneu
und die Güter beider Nationen von allen Abgaben
frei bleiben. In den beiderseitigen Interessensphären
wird den Missionen beider Staaten Kultus-
und U nt errichts frei h eit gewährt. Die Unter-
thanen des einen Staates sollen in der Interessen-
sphäre des anderen bezügl. der Niederlassung und des
Handels die gleichen Rechte genießen, wie die Unter-
thauen des Staates, welchem die Interessensphäre an-
gehört. England wird seinen ganzen Einfluß auf-
bieten, um den Sultan von Zanzibar zur Abtretung
des von ihm der dentsch-ostafrikanischen Gesellschaft
verpachteten Küstenstriches an Deutschland zu bewegen.
Für diesen Fall wird deutscherseits dem Sultan eine
billige Entschädigung für die ihm entgehende Zollein-
Aahme gewährt werden.
2) Die Grenze zwischen der deutschen u. englischen
Interessensphäre in Südwestafrika führt längs dem 22.
Grad südl. Breite nach Osten bis zum 21. Längengrade,
von da nach Norden längs diesem Grade bis zum
Schneidepunkte desselben mit dem 18. Grad südl.jBreite u.
von da nach Osten längs dem Tschobiflusse bis zu
dessen Mündung in den Zambesi;
3) Die Grenze zwischen dem deutschen Togo-
gebiete und der englischen Goldküstenkolonie, soll ent-
Lreuer Klebe Kohn.
lyb) Roman von U. Rosen
(Kechdr. Verb.)
„Nein, sie kam zwar im Laufe des Vormittags dort
on, verlieb aber das Städtchen bald wieder. Können Sie
eine unangenehme Nachricht ertragen, gnädige Frau? Or-
«rond ist es gelungen, sich auf's Neue Giralda's und Egon's
bemächtigen."
.O, grober Gott, das noch," klagte Beatrice mit einem
Aufschrei, der fast von dem schrillen Pfiff der Lokomotive,
"ie sich dröhend in Bewegung setzte, übertönt wurde-
»Sagen Sie mir Alles, Paul. Lasten Sie mich sogleich das
Schlimmste wissen-"
Lord Grosvenor berichtete, was er aus den Verschieden-
Neu Quellen in Erfahrung gebracht hatte. „Ich bin über-
irugt," schloß er, „dab Giralda und Egon in der Nähe
von Pelten gefangen gehalten und in kürzester Frist von
wir aufgefunden sein werden. Vertrauen Sie mir, daß
Sie Ihre Kinder sehr bald in Ihren Armen haltenwerden."
„Und wenn sie gefunden sind, Paul, werden Sie Giralda
W wenigen Wochen heirathen," rief Beatrice, von seiner
Zuversicht ermuthigt. „In meiner eigenthümlich bedrängten
Loge vermag ich ihr keinen Schutz zu gewähren, und so
jvnge sic unverheirathet ist, wird Ormond nicht nachlasten,
«k zu verfolgen "
Grosvenor drückte seine Freude und seine Dankbarkeit
gerührten Worten aus und versicherte Beatrice derZu-
«immung ihres Gatten, der sich in dem gleichen Sinne
ausgesprochen hätte.
„Wenn Sie die Kinder befreit und in guten Landen
^borgen haben, Paul, so geben Sie mir unversäumt Nach-
acht," bat Beatrice.
In Pelten wartete die gräflich Berril'sche Equipage
Und Marie Fleck, die ihre Gebieterin und ihre Schwester
chweren Herzens begrüßte. , , ,
Während Beatrice ihren Wagen bestieg, schritt Gros-
veiwr dem Städtchen zu.
An einem schmutzigen, kleinen Bierschank vorüberkom-

sprechend dem deutschen Vorschläge, durch eine Linie
gebildet werden, welche die streitige Landschaft Krepi
in der Weise durchschneidet, daß der nördliche Theil
mit Kpandu an Deutschland, der südliche Theil mit
Peki an England fällt;
4) Deutschland überträgt England seine Schutz-
herrschaft über Witu und Somaliland im Norden der
englischen Interessensphäre;
5) Deutschland giebl seine Zustimmung, daß Eng-
land über das Sultanat Zanzibar mit Ausnahme des
der deutschen ostafrikanischen Gesellschaft verpachteten
Küstenstriches das Protektorat übernimmt.
6s England tritt, vorbehaltlich der
Ermächtigung des Parlaments, an den
deutschen Kaiser dieJnsel Helgoland ab.
Für die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht »ich
der deutschen Zollgesetzgebung in Helgoland wird eif/e
Frist vereinbart werden; auch soll den dermaligeu
Bewohnern während eines bestimmten Zeitraums das
Recht, für die englische Nationalität zu optiren, ge-
währt sein;
7) Die übrigen auf koloniale Fragen bezüglichen
Differenzpunkte: Reklamation wegen der Aufbringung
des Dampfers „Neera," Abgrenzung der Walfischbai,
Reklamation gegen die englische Niger-Gesellschaft rc.
werden, nachdem festgestellt ist, daß über dieselben im
Prinzip keine ernstlichen Meinungsverschiedenheiten be-
stehen, weiterer freundschaftlicher Verständigung Vor-
behalten ;
8) Bis zum formellen Abschluß des gegenwärti-
gen Ücbcreinkommens, welcher in kürzester Frist durch
Notenaustausch geschehe» soll, wird keine Unterneh-
mung in Afrika, welche sich mit den vorstehenden Ver-
abredungen im Widen'vruch befindet, von einer der
beiden Regierungen sanktionirt werden.
Deutsches Reich.
-s-> Berlin, 18. Juni. Kaiser Wilhelm begiebt
sich morgen (Donnerstag) zum Besuche des Grafen
zu Stolberg nach Wernigerode und reist von dort
am Freitag den 20. früh Morgens nach Essen zum
Besuche des Geh. Kommercienraths F. A. Krupp. Er
gedenkt dort die Gußstahlfabrik zu besichtigen. —
Einem afrikanischen Häuptling Namens Hingo
will der Kaiser, den „Hamb. Nachr." zufolge, werthvolle
Geschenke, einen Thronsessel, eine große Standuhr
und eine Reihe deutscher Waffen senden. — Der
Prinzregent von Bayern, welcher für das bayerische
Bismarkdenkmal bereits eine namhafte Summe ge-
schenkt hat, übersandte nun auch an das Berliner
Komitee 1000 Mk. für den gleichen Zweck. — Nor¬
mend, wurde seine Aufmerksamkeit von dem Lärm zanken-
der Stimmen erweckt.
Ein Blick durch die trüben Fensterscheiben zeigte ihm
vier Männer, die um einen runden Tisch vor gefüllten
Gläsern saßen. In dem einen der Gäste, einem schon halb
betrunkenen Manne mit rothem kupferigen Gesicht, erkannte
Lord Grosvenor den Fischer Bitt aus der Felsenhütte am
Strande.
„So hat mich die Vorsehung doch richtig geleitet,"
murmelte Paul, der jetzt nicht mehr zweifelte, in der Nähe
von Giralda's Gefängniß zu sein-
49 Kapitel.
Befreiung,
„Ich werde dem Trunkenbold folgen," dachte Gros-
venor, überz ugt aufL diese Weise am leichtesten das Ge-
fängniß Giralda's und ihres Bruders entdecken zu können.
„Der Mensch ist von Ormond hierherberufen, der Kerker-
meister seiner Gefangenen zu werden."
Er drückte seinen breitrandigen Hut tief in die Stirn,
schlug seinen Rockkragen in die Höhe, und ging die
Straße auf und nieder, die Bierschänke beständig im Auge
behaltend. Der Abend kam und die Lampen in Häusern
und Läden wurden angezündet, der Bierwirth zündete die
große rothe Laterne vor dem Eingang in seine Schränke
an, Gesang trunkener Stimmen drang hinaus aus die
Straße, aber Bitt blieb noch immer unsichtbar. In feiner
Ungeduld trat Lord Grosvenor endlich in die Bierstube
und forderte ein Glas Bier. Durch den dichten Qualm,
der den Pfeifen und Cigarren der Gäste entstieg, bemerkte
der junge Mann den jetzt ganz betrunkenen und hilflosen
Bitt. Der Kopf des Fischers war tief auf die Brust ge-
sunken, währeno die vierschrötige Gestalt sich an den Nach-
bar lehnte, der sich in wenig besserem Zustand befand.
Die schlechte Lust in dem Zimmer drohte Grosvenor
zu ersticken. Er bezahlte sein Bier, und that, als wollte
er trinken. Sein Auge blieb auf dem beinahe bewußtlosen
Bitt haften-
Der Werth folgte dem Blick seines Gastes- „Etwas
zu schwer geladen," lächelte er. „Er ist fremd in der Stadt,

läufiger Nachricht zufolge wurde bei der Reichstags-
Wahl in Oberbarnim der freisinnige Alt Haus mit
7448 Stimme» gewählt. Auf den konservativen Kan-
didaten fielen nur 6236 Stimmen. — In der gestri-
gen Sitzung der Arbeiterschutzko m m i ff i o n wurde
über den von den Sozialdemokraten beantragten § 136u
berathen, welcher einen Normalarbeitstag von 10,
von 1894 ab von 9 und 1898 ab von 8 Stunden
vorschlägt. Der Antrag wurde von Herrn Grillen-
berger ausführlich, zunächst hauptsächlich bezüglich des
lOstündigen Normalarbeitstages, begründet. Die Abgg.
Hirsch und Stumm sprachen sich prinzipiell gegen einen
Normalarbeitstag aus. Regierungsrath König hielt
aus rein praktischen Gründen die Durchführung eines
Normalarbeitstages zur Zeit für unmöglich. Dr. Hirsche
vertrat den Standpunkt der Gewerkvereine, wonach
der Staat sich in die Erwerbsverhältnisse erwachsener
männlicher Arbeiter nicht einzumischen habe. Die Ver-
hältnisse in den verschiedenen Industriezweigen lägen
auch zu verschieden, um einen gleichmäßigen Normal-
arbeitstag zu rechtfertigen.
4» Berlin, 18. Juni. Wie aus parlamentari-
schen Kreisen verlautet, werden die Plenarverhandlun-
gen über die Militärvorlage im Reichstage schon
am nächsten Dienstag beginnen. Als capitis ckomi-
nutio, als Erniedrigung, bezeichnet der „Hamb. Corr."
die Annahme der Windthorst'schen Resolutionen sei-
tens der Kartellpolitiker, welche vor 3 Jahren noch
für das Septennat gestimmt und nun einjährige Mi-
litärbudgetperioden und Verkürzung der Dienstzeit
befürworten sollen. — In Mainz fand am Montag,
wie wir bereits kurz mittheilten, eine zahlreich besuchte
Centrumsverssmmlung statt, in welcher die Redner
N. Racke, Stadtverordneter Metzler sowie Dr. Schmidt
gegen die Militär-Vorlage sprachen. Es wurde eine
Resolution angenommen, worin erklärt wird, daß in
der Vorlage eine bedeutende Mehrbelastung des Volkes
zu erblicken, und es Pflicht der Regierungen wie
Volksvertretung sei, durch Herabsetzung der Präsenz-
stärke und Beseitigung des Septennats sowie durch
Einführung der zweijährigen Dienstzeit Erleichterung
zu schaffe». — Hätte die Regierung, so schreibt die
„Germania", am Schluffe ihres Berichtes über die
letzte Sitzung der Militärkommission, wenigstens wegen
der Rekrutenvakanz und der Dispositionsurlauber eine
entgegenkommende Erklärung abg-geben, so hätte sich
noch einiges bei den Abstimmungen über die Vorlage
günstiger für diese gestaltet. Es ist dringend zu wün-
schen, zumal bei den bisher nur provisorischen Abstim-
mungen, daß bei den Plenarberathungen eine solche
hat aber viel Geld bei sich. Ich werde ihn über Nachthier
behalten müssen."
Grosvenor setzte sein Glas nieder und Lehrte auf die
Straße zurück
„Ich kann dem Burschen heute nickt mehr folgen," mur-
melte er enttäuscht. „Den Wirth auszufragen, wäre nicht
rathsam gewesen Ich muß schon ruhig bis morgen warten "
Seufzend nahm er seinem Weg nach dem Gasthof des
Städtchens.
Bor Tagesanbruch war er wach und sobald die Läden
sich zu öffnen begannen, befand er sich wieder in dem Bier-
schank. Der Wirth ordnete Flaschen und Gläser, aber Gäste
waren noch nickt anwesend.
Ein Glas Bier bestellend, erkundigte Lord Grosvenor
sich gleichgiltig nach dem Trunkenbold vom vergangenen
Abend.
„O, der," so antwortete der Wirth mittheilsam, „der
ist ein ergenthümlicher Kauz. Ich weiß nicht, wo er wohnt
aber er will beute Abend wiederkommen. Er hat mit
einem meiner Stammgäste Brüderschaft getrunken. Vor der
Morgendämmerung war er schon wieder auf den Beinen,
um heim zu gehen. Ich glaube, er fürchtet sich vor seiner
Alten.
Grosvenor verbarg seinen Verdruß und wanderte in
fernen Gasthof zurück, um nach einem kürzlich vermietheten.
von Fremden bewohnten Hause zu forschen. Niemand
wußte ihm Auskunft zu geben. Es blieb ihm nichts Anderes
übrig, als Bitt's nächsten Besuch in der Bierschänke abzu-
warten und seine Bewegungen genauer zu beobachten.
Am Tage konnte er nichts thun, seinem Ziele näher
zu kommen. Die Zeit lastete schwer auf ihm; um nicht zu
verzagen, rrtt er nach Berrilhof, einige Stunden mit Bea-
trice zu verplaudern. Er fand die Arme entmuthigt und
verstimmt. Sie theilte ihm mit, daß sie in dem Gefühl
gänzlicher Verlassenheit und Vereinsamung an ihren Gatten
geschrieben und ihn aufgesordert habe, sie heimlich zu be-
suchen und Rupert mitzubringen.
„Das mag unvorsichtig sein," erklärte sie mit einem
leidenschaftlichen Zittern ihrer Stimme, und einem Schmerz,
der Grosvenor tief in die Seele schnitt, aber meine Nerven
 
Annotationen