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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

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Nr. 61 - Nr. 70 (14. März - 27. März)
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Berantwortl. Rü>akvn: F. 2. Knappe
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bit „Der Sountagsbvte" fLrHeidrlbrrg monatlich SV
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Treuer Liebe Lohn.
Roman von U. Rosen.
(R-chdr. Derb.-
Im nächsten Augenblick öffnete sich die Thür und
Lord Ormond trat ein- Lächelnd und sich höflich verbeu-
gend näherte er sich seinem Onkel.
.Nun, mein tapferer Korsar, ich denke. Du bist im
Begriff mich zu verlassen," bemerkte der Marquis. „Fräu-
lein Arevalo, dieser Herr ist mein Neffe, Lord Ormond."
Giralda verneigte sich in ihrer amnuthigen Weise.
Lord Ormond vergaß sich so weit, dem jungen Mädchen
in unverhülltem, mit Bewunderung gemischtem Staunen in
das Gesicht zu starren.
.Sie hat Gottfried Trewor's Augen," murmelte er
beklommen-
„Eduard," sagte der Marquis bedeutsam, während
seine Augen streng und drohend ausblitztcn, „Fräulein
Arevalo ist meine Vorleserin. Solange die junge Dame
'M Schlosse bleibt, wird sie mir wie eine Tochter sein.
Ich bitte Dich, sie in diesem Lichte zu betrachten."
Lord Ormond verbeugte sich erröthend. Er wußte.
Was die unschuldige Giralda nicht ahnte, daß diese ein-
fachen Worte eine Warnung für ihn enthielten, die schöne
Fremde nicht mit seiner Bewunderung zu belästigen. Er
letzte sich, sein Gesicht im Schatten verbergend, an den
Trsch und warf verstohlene Blicke auf Giralda. Ihre
Aehnlichkeit mit dem Vetter, den er todt wähnte, gefiel
ihm nicht.
Der Wagen ist befohlen, und ick muß mich verab-
schieden, Onkel," sagte er, nach der Uhr sehend. „I
Wünschte jetzt, daß ich die Einladung zu dem Ball bei dem
Grafen Berril nicht angenommen hätte. Ich würde lieber
hicrgeblieben sein, und —"
„Ohne Zweifel!" spottete der der Marquis. „Ich ver-
siehe Dick recht gut, Eduard, und bin entzückt von Deiner
plötzlichen Zärtlichkeit, besonders weil Du während Deiner
vieljährigen Wanderungen im fernen Osten nichts davon
wrralhen haft. Dock es ist Deine Pflicht, auf jenem
-ball zu erscheinen. Gras Berril wünscht dringend das
Vermögen das Vermögen der Trewor's und das seines

illigew
!«. II.

- K MMikki - M Mk.
Das mannhafte und charaktervolle Auftreten der
!ayerifchen Centrnmsabgeordneten in der Kammer
M, wenn auch nicht den erwarteten vollen, so doch
inen theilweifen Erfolg gezeitigt; die Allkatholiken der
Erzdiözese München-Freysing sind von der königl.
'Oherifchen Regierung als Sekte bezeichnet worden,
Wd werden gemäß dieser Entscheidung einer doch ge-
biß liberalen Regierung (der Geist eines Lutz leitet
!>e ja) die Altkatholiken auch in andern Ländern von
»un nur als das angesehen werden können, was sie
w den Augen aller ehrlichen Katholiken längst waren,
dls — Sekte, die kein Recht hat, kathol. Eigenthum
iu beanspruchen. Die Regierungen, welche Katholiken
»us deren Eigenthum vertrieben, um eine Sekte —
die nicht einmal staatliche Genehmigung hat — in
dasselbe eiuzuführen, werden nun schamroth einen —
Hcchtsbruch eingestehen müssen.
Das Kapitularvikariat dcr Erzdiözese München-
Freysing richtete eine Eingabe an die bayerische Re-
gierung, in welcher sie schon die Nichtaner-
kennung des Unfehlbarkeits-Dogmas als
hinreichend erklärte, um aus der katholischen
-Kirche ausgeschieden zu werden. „Die Altkatholiken
haben sich, so führt die erwähnte Eingabe aus, aber,
abgesehen von dem Vatikanum, noch in andern wesent-
lichen Punkten von der Lehre und von der auf gött-
lichem Rechte beruhenden Verfassung der Kirche ge-
trennt. Es sind dies folgende:
1) Außer anderem verneinen die Altkatholiken das
katholische Dogma über den Ehren- u. Jurisdiktions-
primat des röm. Papstes, indem sie den Apostelfürsten
Petrus den übrigen Aposteln gleichstellen, seine be-
sondere Sendung und Gewalt bestreiten und seinen
Nachfolger als einen gewöhnlichen Patriarchen dar-
stellen. (Siehe Leitfaden für den katholischen Reli-
gionsunterricht an höheren Schulen, heransgegeben
im Auftrage der altkatholischen Synode, Bonn 1877.
Seite 71.136; katholischer Katechismus, herausge-
Zrben im Auftrage der altkatholischen Synode, Bonn
1880. Seite 45.) Sie sind folglich verurtheilt und
exkommunizirt durch die Dekrete einiger Konzilien,
speziell durch dasjenige von Florenz.
2) Die Altkatholiken verneinen öffentlich das ka-
tholische Dogma der unbefleckten Empfängniß, welches
am 8. Dezember 1854 in der Konstitution Pius IX.
»Inellabilis Ileus" proklamirt wurde. (Vgl. das
offizielle Organ der Altkatholiken „Deutscher Merkur"
vom 22. Februar 1890, Nr. 8.) Sie sind folglich


von der Kirche ausgeschlossen kraft derselben Bulle.
Jede einzelne dieser Neuerungen schließt das Vor-
gehen der formalen Häresie in sich und hat für die
Betheiligten ipso kacto die Ausschließung aus der
katholischen Kirche zur Folge. Diese Ausschließung
haben demnach die Altkatholiken, welche in allen diesen
Punkten von der katholischen Kirche sich abgesondert
haben, auch abgesehen vom Vatikanum längst verwirkt."
Darauf erging fast umgehend eine ministerielle
Entscheidung, welche ausführt, daß wegen der
nichtplazetirten Unfehlbarkeit die Haltung des Mini-
steriums gegen die Altkatholiken nicht anders sein
konnte, als sie war. Mit dem Ehren- und Juris-
diktionsprimat des Papstes befaßt sich das bayerische
Kultusministerium nicht, aber das Dogma der unbe-
fleckten Empfängniß giebt ihm die erwünschte Hand-
habe, gegen die Altkatholiken vorzugehen. Die Kapi-
telserklärung gebe die Grundlage, denn hier seien
zwei Thatsachen ausdrücklich angeführt und in einer
jede Bestreiung ausschließenden Weise liquid gestellt.
Die Regierung habe wegen der Verfassung und der
Verweigerung des Plazet die auf das Vatikanum ge-
stützte Ausschließung staatlich nicht rechtswirksam
machen können; sie könnte es auch für die Zukunft
nicht. Wenn auch das Dogma von der unbefleckten
Empfängniß niemals ausdrücklich plazetirt worden, so
sei es doch durch jede andere Deutung ausschließende
Handlungen und die Entschließung der Regierung ge-
schehen. Die Regierung müsse auch gegen die Ält-
katholiken die kirchliche Ausschließung auch staatlich
wirksam anerkennen.
Die gleichzeitig erfolgte Ministerin!-Entschließung
an den Ausschuß des bayerischen altkatholischen
Landesvereins erklärt, daß vorerst die innerhalb der
der Erdiözese München-Freising wohnenden Altkatho-
liken von nun an Seitens der Staatsregierung nicht
mehr als Mitglieder der katholischen Kirche betrachtet
behandelt, und die Rechte der Altkatholiken hinsichtlich
der Religonsübnng nach 8 2 der zweiten Verfassungs-
beilage bemessen werden. Daraufhin beschloß der
altkatholische Ausschuß in München die sofortige Ein-
stellung aller Kultushandlungen.

Aikikckl, WWW mi> Picht.
Von einem Kurgaste, der sich für die badischen
Preßverhältnisse interessirt, geht dem „Echo von Baden"
ein Artikel zu, der das Urtheil eines wirklich Libe-
ralen, der noch dazu Protestant und Freidenker ist,
Hauses zu verbinden, und ick selbst wünsche nickt minder
sehnlich den Handel abgeschlossen zu sehen. Geh' also,
mein Junge. Ich werde in einigen Wochen nach London
kommen, und dort können wir unseren liebevollen Verkehr
wieder erneuern."
„Du sprichst, Onkel, als ob Du meinen Versicherungen
nicht glaubtest."
„So ist es," erwiderte der Marquis seinem Neffen
kühl. „Ich glaube und traue Niemanden, als diesem Kinde
hier. Es ist noch nicht alt genug, um falsch und betrüge-
risch zu sein."
Lord Ormond's Stirn zog sich in finstere statten.
„Ich höre den Wagen, Onkel," rief er hastig, „und muß
mich beeilen, noch zum Zug zurecht zu kommen. Leb'Wohl,
Onkel, ich empfehle mich Ihnen, gnädiges Fräulein." Er
verneigte sich vor dem Mädchen, schüttelte dem Onkel die
Hand und stürmte aus dem Zimmer. „Hinter dieser
Fremden steckt ein Gehcimniß," murmelte er, „und ich ge-
denke es in Kurzem zu ergründen! Bei Gott, sie ist eine
Schönheit unschuldig wie eine Taube! Seltsam, daß ihre
Augen denen Gottfried's so wunderbar gleichen! Ich muß
der Geschichte nachforschen. Nächste Woche will ich wieder
zurück sein, und die Kleine aushorchen."
13. Kapitel.
Der Ball beim Grafen Berril.
Das liebliche, schelmisch geistvolle Gesicht Giralda's
beschäftigte und verfolgte Lord Ormond auf seiner Fahrt
nach der Stadt unablässig. Selbst die gelegentlichen Be-
merkungen seines Kammerdieners, den er zu sich in das
Coupee genommen hatte, vermochten seine Gedanken von
den großen dunkelblauen Augen des Mädchens nicht abzu-
lenken, jenen Augen, welche ihn so eigenthümlich an den
Vetter erinnerten, den er im fernen Brasilien begraben
glaubte. Sein Interesse an der jugendlichen Vorleserin
seines Onkels wurde ihm zur Qual, und wieder und
wieder versprach er sich, eiligst nach Schloß Trewor zu-
rückzukehren und Giralda's Geschichte und alle ihre Ge-
heimnisse einem umfassenden Studium zu unterziehen.
„Bah, ich bin nervös," dachte er ärgerlich. „Weil
dieses Mädchen die Augen meines verhaßten Feindes hat.

enthält und allgemeine Verbreitung verdient. Er
lautet:
„In meiner ziemlich langen schriftstellerischen Lauf-
bahn habe ich stets Namen und Personen außer Acht
gelassen, um blos Principien zu diskutiren. Von
diesem Standpunkte aus, also absolut unparteiisch,
will ich in ganz allgemeiner Form eine höchstwichtige
Frage berühren und derselben die allein logische Lö-
sung geben.
Ich muß, vom unparteiischen Standpunkte aus,
der Geistlichkeit das unbestreitbare Recht zuerkennen,
in Preßsachen nicht gleichgültig zu bleiben, da in
unserer Zeit eine täglich erscheinende Zeitung das
sicherste und schnellste Mittel ist, um Wahrheit oder
Jrrthum zu verbreiten.
Ich muß der Geistlichkeit das unbestreitbare Recht
zuerkennen, dasjenige Blatt zu empfehlen, welches
nach ihrem Gutachten am Besten dem Zwecke ent-
spricht, den die Geistlichkeit gar nie aus dem Auge
verlieren darf.
Ich mnß der Geistlichkeit das unbestreitbare Recht
zuerkennen, sich mit Politik zu beschäftigen, da Politik
und Religion sehr oft in ganz engem Zusammenhänge
stehen, und man unter der Decke anscheinend rein-
politischer Gesetze, die Geistlichkeit nach und nach auf
Null reduzieren könnte. Die Selbstverleugnung der
Geistlichkeit wäre eine höchst naive, oder ihr Leicht-
sinn ein sehr großer, wenn sie solches Manöver er-
leichtern würde.
Entweder oder! Schaffen wir die Religion ad,
wenn wir Solches wollen und können, oder lassen
wir der Religion freie Bewegung. Der Kulturkampf
hat übergenügend bewiesen, daß jeder von Laien ge-
machte Versuch, die Religion zu maßregeln, grober
Unsinn ist. . . . Was ist Religion? Wo fängt sie an,
ivo hört sie auf? Fängt die Religion an der Thür-
schwelle einer Kirche an und hört sie hinter dem Altar
auf ? Unter welchen Bedingungen, kann eine Seele
gerettet werden? w. re. Wer hat alles Das zu be-
stimmen, die Geistlichkeit oder die Freidenker?
So lange nicht an der Spitze der Gesetzgebung
stehen wird:
Artikel I. Es giebt nur Materie.
Artikel II. Seele ist ein leeres Wort.
Artikel lll. Wer von Unsterblichkeit träumt, ist
ein Narr rc. rc., so lange muß man der Geistlichkeit
allein die Wahl der Mittel und Wege überlassen,
wodurch sie eine Seele, diesseits für den Glauben,
jenseits für die Seligkeit, zu erobern vermag.
Und, wenn ein Priester findet, daß das Lesen
der längst todt war, als die Kleine geboren wurde, fühle
ich mich verwirrt und bedrückt, wie vor einer drohenden
Gefahr. Bin ich nicht lhöricht? Welche Gefahr sollte mir
drohen ?
„Ich werde der nächste Marquis von Trewor, der
nächste Besitzer der fürstlichen Güter meines sparsamen
Onkels sein," fuhr er fort. „Niemand kann zwischen mich
und jenen ungeheueren Reichthum treten, von dem mich
voraussichtlich nur eine kurze Spanne Zeit trennt, niemand,
wenn nicht der Todte aus seinem Grabe jenseits des
Oceans sich erhebt! Doch Gottfried ist Staub und Asche,
und ich bin ein Wahnsinniger, es zu bezweifeln, wie ich
es in meinen düsteren Stunden zuweilen thue. Wenn er
nicht gestorben wäre, wenn die Beweise seines Todes ge-
spickt gefälscht worden wären, um uns Alle zu betrügen
konnte ich ihn mit meinen eigenen Händen erwürgen.
Aber mein Argwohn ist kindisch. Hätte Gottfried während
der letzten achtzehn Jahre gelebt, in welchen wir ihn todt
glaubten, so würde er die Thatsachen seiner fortdauernden
Existenz, Beatrice, die er so leidenschaftlich liebte, niitge-
theil haben! Ist es möglich, daß dies geschah?" fragte er
sich mit boshaft aufleuchtenden Mngen. „Sollte dieses
Beatricens unbegreifliche Ehescheu erklären? Sollte darin
das Geheimniß ihres Lebens verborgen sein?"
Er brütete über diesen Fragen, bis er die ganze Ener-
gie seines Geistes wiedergewonnen hatte. Sein Gesicht
glühte, seine Augen schlossen Blitze und sein Hirn arbeitete
an der Lösung des Räthsels, von dem so viel für ihn
abhing. „Ein solcher Plan wäre nicht unmöglich gewesen,"
sagte er sich. „Gottfried kannte des Onkels rachsüchtigen
Sinn. Wie leicht wäre es ihm geworden, die beglaubigte
Nachricht von seinem Tode zu verbreiten, während er sich
irgendwo verborgen und in Sicherheit aushält, bis er er-
fährt, der Marquis von Trewor sei zu seinen Vätern ver-
sammelt. Ja, ja, er mag uns Alle auf diese listige Weise
getäuscht haben. Während ich, fremde Weltheile durch-
wandernd, mich aus festem Boden fühlte, den Nebenbuhler
nicht mehr fürchtete, und einer glänzenden Zukunft ent-
gegenharrte, lachte Gottfried in seinem friedlichen Schlupf-
winkel darüber. Ich muß mir auch in dieser Gelegenheit
 
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