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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

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Nr. 121 - Nr. 130 (30. Mai - 11. Juni)
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bitt.

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und

Brranvvortl. Redakteur: F. 2. Luappk
in Heidelberg.

Inserate die 1-spalrigc Peritznle oder deren Raum Ic)
Reklame 25 H. Für diesige (Äeschiists- und Privat»
anzeigen, sowie sür Jahres-Anzeigen bedeutende Radar?»
bcwllligung. Expedition: Zwiogerstraße 7
18S0.

Ich iks hchv.Hni.Wmls Mn in NiiW.
Mach dem Stenogramm unseres Berichterstatters.)
Ich danke herzlichst für den freundlichen Empfang
Und nehme ihn dankbar entgegen als ein Beweis
dafür, daß die Sache des Centrums hier unten ent-
schiedene Anhänger hat, aber auch als ein Anzeichen
dafür, daß ich zu empfänglichen Herzen spreche. Wir
Wollen Einiges zum Gegenstand unserer Erörterungen
wachen, was gegenwärtig das Interesse aller Ceut-
wtmsgeuossen sindet.
Das Jahr 1890 bildet in der deutschen, wie
speziell in der badischen Geschichte einen Markstein, der
thurmhoch emporragt über alle Marksteine der letzten
Jahre. Selbst das Jahr 1888 muß vor dem Jahre
1890 zurücktreten, obwohl es drei deutsche Kaiser
gesehen hat; an den Ereignissen des Jahres 1890
selbst ist kein Volk so lebhaft interesfirt, wie jenes
kath. Volk, welches gläubig zur Kirche und fest und
treu zum Centrum hält. Man kann nur wünschen,
daß die Ereignisse dieses Jahres allüberall Verstäud-
aiß und entsprechende Beachtung finden.
Obenan steht der Sturz des Fürsten Bismarck.
Bismarck I ist aus seinen Aemtern und damit aus
einer wahren Fülle der Macht geschieden und zwar
siegen seinen Willen. Bismarck II ist ihm gefolgt.
Der gefallene Riese grollt in Friedrichsruh, so daß
ganz Europa die Schallwellen seines Grolles vernimm:.
Wochen sind vergangen, und das neue Deutsche Reich
zeig: noch keine "Risse, geschweige denn, daß sein
Bau aus den Fugen gewichen wäre. Die Gründer der
Bismarckvereine und Veranlasser der Bismarckspenden
sind Lügen gestraft. Das Haus Bismarck konnte
fallen, ohne daß das deutsche Reich zu Schaden
kommt. Der Sturz des Fürsten Bimarck ist sür das
Zentrum eine glänzende Genugthuung, denn die Zer-
splitterung des Centrums und dessen Vernichtung ist
der Gegenstand der Wünsche nnd vielfach auch das
Ziel der Bestrebungen Bismarcks gewesen. Das Hans
Bismarck herrscht nicht mehr im neuen deutschen Reiche,
nicht ein Rath der Krone lenkt des Reiches Schifflein,
sondern der Träger der Krone selbst, und für einen
Theil der deutschen Reichsbürger war es nothwendig,
den Beweis zu liefern, daß Deutschland auch ohne
Bismarck existiren könne. Wir vom Centrum sind
stolz, nicht zu dieser Klasse der Reichsbürger zu ge-
hören. Wir waren stets der Meinung, daß der
Arm des Kaisers kräftig und sein Wille maßgebend
fein soll in den Schranken, welche der Geist der Ver-
fsissung festgesetzt hat, u. ans diesem Standpunkt stehen
Wir auch in Baden.

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glaubt, so glaubt es auch an keine Götter, sonst wäre
Fürst Bismarck unbedingt zum deutschen Nationalzoti
emporgehoben worden, wenigstens für einen Theil der deut-
schen Reichsbürger. Ich benütze die heutige Gelegenheit,
eines laut ins Land hinaus zurufen, nämlich daß in dieser
Hinsicht viel Unfug in Deutschland getrieben worden
ist. Wir vom Centruin haben niemals Anstand ge-
nommen, in das Lob Bismarcks mit einzustimmen, wo
Wahrheit nnd Gerechtigkeit uns dazu bestimmen mußten.
Was indessen über letzteres hinaus ging, geht uns
nichts an, nnd darauf sind wir stolz. Ich möchte
glauben, daß die langjährigen Ministerkandidatea
Bennigsen und Miquel heute etwas dafür geben
würden, wenn sie das Wort Windthorsts sich zu eigen
machen könnten: „Ich fühle mich nicht berufen, Sie
Schleppe des Herrn Reichskanzlers zu tragen.
Fürst Bismarck hat ein unheimliches Talent ent
wickelt, Personen und Parteien sich dienstbar zu machen
oder in Mißkredit zu bringen und zur Ohnmacht zu
verurtheilen, wenn sie ihm nicht willig waren. W:e
groß steht Windthvrst mit seinem Centrnm da! Bis
hinauf in die höchsten Regionen giebl es ihrer Viele,
die sich Ivie von einem Alp befreit fühlen, seit Bis-
marck gefallen ist, sie haben allen Grund zu Windt-
horst nnd seinem Centrum dankbar aufznswanen..
Bismarck ist gefallen, aber Windtlwrst steht iest; er
ist früher aufgestanden als Bismarck, und er wird
auch länger auf seinem Posten bleiben, u. das Centrum,
an dessen Vernichtung Bismarck all' seine Kraft und
Macht erprobt hat, steht noch fest da und ist dw
geschichtliche Augenzeuge seines Sturzes. Es war ihm
nur das eine noch beschicden, vom Centrnm zu lernen,
daß es noch Männer giebt von treuer lleberzeugunz
und christlicher Gewissenhaftigkeit, die fick weder
beugen noch mißbrauchen lassen. Bismarck
hat viel erlebt, was zur Menschenverachtnng führen
konnte, und es wird von ihm gesagt, er sei groß in
der Menschenverachtung gewesen: das Centrum aber
hat ihn gelehrt, auch Menschen zu achten: dieser Er-
fahrung entsprechend gab er unserer Partei auch den
Namen: „Der unüberwindliche Tlmrm des Cenrrums."
Fortsetzung folgt. _

Deutsches ReiH
* Berlin, 2. Juni. Zn Ehren der Königin von
Italien wird am 9. Juni im Lustgarten zu Pots-
dam große Parade der dortigen Garnison stattfinden.
— Der Kaiser hat heute im offenen Wagen seine
erste Ausfahrt gemacht. — Der Finanzminister v.
Scholz hat seine sämmtlichen Dienstarbeiten gestern
wieder übernommen. In feinem Augenleiden soll sich
kleinen Egon, und dah er bei seiner Schwester ist. Km
Schäserbursche, den ich traf und geschickt auShorckw, er-
zählte mir das, und berichtete mir auch, da« Kreide
Wilms zu sehr mit einem Sterbenden beschäftigt sei, nwi
mir dienen zu können. Der kleine Bursche, der -mir über
alles Wünschenswerthe so schon Auskunft gab, erspar:? nur
den unbequemen Ritt hinauf in's Gebirge"
„So wissen Sie ja schon, wo Fräulein Giralda Zu-
flucht gesucht hat," bemerkte die Hanshäl'erin mit geister-
haftem Lächeln
„Leider nicht. Das Bürschlein schöpfte Verdacht, als
ich ihm diese wichtigste Frage vorlegte und weigerte sich,
sie mir zu beantworten, obwohl ich ihm Geld dafür andor.
Er werde das Fräulein, daß ihn überigeiis reich beschenkt
habe, um keinen Preis verratben. Aber Sie, wem? ver-
ehrte Frau Pump, werden nicht zögern, mich zu Ihrem
Vertrauten zu machen "
„Sie denken dock nicht, Mylord, da« ich weniger treu
bin, als der Kleine? Lassen Sie mich vorüber gnädiger
Herr."
„Nur noch ein Wort, Frau Pump, und bestimmen Sir
selbst Ihre Belohnung. Ist sie auf der Eisenbahn wester-
gefahren ?"
„Ueberzengen Sie sich selbst davon und versperren Sie
mir den Weg nicht länger.'
„Nehmen Sie sich in Acht, Weib " zischte Ornwns.
„Es ist nicht wohlgethan, meinen Zorn zu erregen S-e
kennen mich von Alters her, Frau Pump In meiner gegen--
wärtigen verzweifelten Stimmung ist es gefährlich, Puch
zu reizen, wiederhole ich Ihnen. Wo ist Giralda?"
„Wenn Sie warten wollen, bis ich Ihnen Las gesagt
habe, können Sie darüber ein recht alter Mann werden.
Die junge Dame ist in Sicherheit. Ihre Mutter und Lord
Grosvenor wurden benachrichtigt —"
„So ist sie also in Dalton?"
„Das habe ich nicht behauptet. Dalton ist eine Eisen-
bahnstation, und es ist möglich, daß Fräulein Girawa
seit gestern wieder in Birkenhain eingetroffen ist."
Fortsetzung folgt-

Seit 30 Jahren haben wir fürs Centrum nicht
das Ohr des Landesherrn. Unsere Ergebenheit und
Treue gegen ihn blieb aber trotzdem unberührt, wenn
wir auch nicht gewohnt sind, das bei jeder Gelegen-
heit nach Karlsruhe zu melden und zu telegraphiren,
was einfach Pflicht der Unterthanen ist. Wir wissen aber,
daß es nicht wirkungslos bleibt, wenn der energische
Wille des Landesherrn für etwas sich ausspricht, was
Bischof und katholisches Volk als gerechte Forderung
für sich geltend machen. So ausgesprochen natio-
nalliberal die Herren aucki sind, welche das Ministerium
Tprban bilden, so weich u. schweigsam können diese Herren
sich zeigen, wenn sie von oben herab vor die Nothwendig-
keit gestellt sind, und auch bei einer nationalliberalen
Kammermehrheit ist dann der Wiederstand zu
überwinden, wenn man nur am Regiernngstifche will.
Wir waren auch stets der andern Meinung, daß
die parlamentarische Vertretung des Volkes stark und
kräftig sein soll, daß die Beschlüsse derselben beachtet
werden müssen, unten sowohl, wie auch oben. Wenn
die Verfassung wie ein politisches Eigenthum der Nation
gelten soll, dann muß auch der Abschnitt Geltung be-
kommen, welcher von den Rechten des Volkes handelt;
das darf ein Minister niemals vergessen, auch wenn
dieser Minister Bismarck heißt und zürn Fürsten empor-
gekommen ist. Wenn es angemessen und nothwendig
war, daß Bismarck weichen mußte, so wie er es nicht
mehr verstanden, den Willen des Kaisers zu erfüllen,
so war er auch nicht mehr an seinem Platze,
sowie er die Rechte und den Willen des Boltes nicht
mehr achtele, er mußte weichen, derselbe Bismarck,
welcher der Mehrheit des Reichstags entgegenzuruscu
im Stande war: „Meine Herren, sie imponiren mir
nicht!" Daß ganze Parteien diesem Worte znjubeln
konnten, daß sie diesem Standpunkt des Fürsten Bis-
marck uneingeschränkte Unterstützung zu Theil werden
lassen konnten, das ist nnd bleibt einer der dunkelsten
Punkte in der innern Geschichte des neuen deutschen
Reiches. Wir vom Centrnm sind stolz darauf, an
solchen politischen Erinnerungen keinen Theil zu haben.
Bismarcks Laufbahn ist eine lange nnd überaus glän-
zende gewesen, wenn man sie vom Standpunkte der
Erfolge aus beurtheilt. Es gab bei ihm aber auch
eine Zeit, in welcher die Entlassungsgesuche an der
Tagesordnung waren. Niemand konnte mehr feine
Treue gegen seinen Herrscher versichern, als es Bis-
marck gethan. Niemand hat sich mehr ob seines selbst-
losen Dienstes so loben nnd preisen lassen, wie
Fürst Bismarck. Das neue Heidenthum ist eben über
das alte hinauSgeschritten. Wie es an keinen Gott
die Schätze der ganzen Welt zu opfern bereit wäre. Zu
welcher Stunde die Krisis auch eintritt, will ich zu ihm
kommen, um das verhängnißvolle Geständniß von seinen
Lippen zu verncbmen."
Mit einem Gebet für die Genesung Ncgun's schlief
Giralda ein- Als sie am Morgen die Augen ausschlug,
war Frau Pump schon reisefertig, während der für Ge-
birgswege sehr gut abgerichlete Esel der gefälligen Wirthin
schon gesattelt vor dem Hause stand, die Haushälterin heim-
wärts zu tragen.
Frau Pump nahm zärtlichen, thränenreichen Abschied
von Giralda und Egon. Am Ende des winklichen Stäb-
chens, wo sich nur noch vereinzelte Häuser erhoben, kam
ihr ein Reiter entgeaengesprengt. Ein Schrei des Ent-
setzens entfloh ihren Lcppen. Der Reiter war Lord Ormond,
der die Haushälterin auf den ersten Blick erkannte- Ein
unheimliches, unheilkündendes Feuer glühte in seinen
Augen.
„Guten Morgen, Frau Pump!" rief er, sich auf den
Esel niederbeugenv und ihr in die Zügel fallend- „Das ist
wieder mein altes Glück. In dem Monent, in welchem
ich just an Sie denke und Ihr liebes Gesicht zu sehen
wünsche, treffe ick Sie auch."
„Allein, he?" fuhr Ormond lustig fort. „Und auf
dem Rückwege nach dem Schloß, was? Mein armer Onkel
ist oanz außer sich über ihr Verschwinden. Reizender Ort,
dieses Dalton."
„Lasten Sie meinen Zügel los, Mylord!" rief die
Haushälterin, die ihre Stimme wiedergesunden hatte, in
aufloderndem Zorn. „Lassen Sie los, oder ich schlage zu,
gnädiger Herr."
Ormond zog die Braunen zusammen und betrachtete
sie lächelnd. „Wer hätte gedacht," höhnte er, „daß in
diesem ehrwürdigen Geschöpf noch so viel Feuer steckt
Kaltes Blut, liebe Frau Pump! Wo haben Sie Fräulein
Giralda gelassen?"
Frau Pump starrte ihn an, ohne zu antworten.
„Ist die junge Dame in Dalton, he? Na, ick werde
sie leicht finden. Ich habe vom Schloß aus Ihre Spuren
verfolgt, meine Liebe, weiß Alles über die Befreiung des

! Druck». Beilag voiiÄebr. studrr in Heidelberg i
j früher Verleger des Pfälzer Bote».

Lreiuer Liebe Lohn.
Roman von U. Rosen
/Kschdc. Verb.)
„Wir haben einen beschwerlichen Weg zurückgelegt,
Frau Pump, und Sie bedürfen unbedingt einer ungestörten
Kachtruhe, ehe Sic sich denselben Anstrengungen aus's Neue
Unterziehen," bemerkte das junge Mädchen, die Brief
ndressirend und schließend.
„Ich verlasse Sie nur ungern, gnädiges Fräulein,"
nbrr der Herr Marquis ist ein alter Mann und kann
deiner Dienste nicht entbehren "
„Gewiß nicht, liebe Frau Pump, und Sie müssen
Avrgen früh zu dem armen Onkel zurückkehren Möchten
Sie mich bis zu dem nächsten Briefkasten begleiten?"
„Ei, freilich, mein Engel "
, «Jetzt habe ich nichts weiter zu thun, als zu warten,"
Mgte Giralda, als sie wieder in ihrem kleinen Zimmer saß,
Und aus die menschenleere Straße hinabschaute „Morgen
"der übermorgen werde ich Antwort von Mama haben,
Und Lord Grosvenor wird sich beeilen, für meinen Schutz
E» sorgen ; bis dahin werde ich bei der guten Frau Haskell
m vollkommener Sicherheit sein.
, Am Abend begab sie sich wieder zu dem Arzt, der die
-unge Dame mit freundlichem Gruß empfing.
„Wie geht es dem Kranken?" fragte sie.
„Das Fieber ist sehr heftig, außerdem hat er das linke
Mn gebrochen, und es ist nickt zu leugnen, daß sein Zu-
«and höchst bedenklich ist."
„Wird er voraussichtlich nickt mehr zum Bewußtsein
'Nvachcn, ehe er stirbt, Herr Doktor?"
„Das ist schwer zu entscheiden, mein Fräulein. Der
Mann hat eine sehr kräftige Constitution und kann das
Arber überwinden und genesen, es ist aber auch nicht un-
"Gülich, daß xr in eine Betäubung versinkt, und ohne Je-
Mnd wicdererkannt zu haben, in das Jeüseits hinüber-
Mummert- Doch, wie gesagt, wir dürfen noch immer das
Veste hoffen."
j „So werde ich hoffen, Herr Doktor. Der Kranke ist
Besitze eines Geheimnisses, für dessen Offenbarung ich

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Verlage

Badischer
Hrfchetat täglich mit LnSuahme der Soun-«. Feieirage.
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'N»tt „DrrSountagSbvte" für HÄdelberg monatlich SV
*»i Lrägerlokm, durch dir Post bezogen vierteil- »tt. 1.80 franco.

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