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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

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Nr. 81 - Nr. 90 (11. April - 22. April)
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Reklame Für diesige Geschästs- und Prior¬
anzeigen, sowie für Jahres-Anzeigen bedeutende Rabatt»
bewllligung. Expedition: Ztoingerstratze 7.
1890.

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j Drucku.Verlag vonGebr. Huber inHeidelberg
ftüher Verleger Les Pfälzer Boten.

Badischer

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Der soeben erschienene 4. Band über „Die Be-
endung des deutschen Reiches" von Heinrich Sybel
handelt die Zeit von 1865 bis zum Ausbruch des
sieges im Juni 1866. Bon besonderem Interesse
morgen ac- Mitteilungen Stchels über zwei bedeutungs-
den Worten: Sitzungen des preußischen Ministerraths, über
in Deinem Uche bisher unseres Wissens noch nichts bekannt
Horden ist. Ein Ministerrath sand am 29. Mai
«65 unter dem Vorsitz des Königs und in Anwesen-
Kt des Kronprinzen und des Generals Moltke statt,
^handelte sich um die Stellung gegen Oesterreich, näch-
st in Schleswig-Hollstein, welches sich damals im Mit-
sitz von Preußen und Oesterreich befand, Kundge-
sigen zu Gunsten des Herzerzogs von Augustenburg
^gefunden hatten und ein Bundesbeschluß im Sinne
Augustenburgers erfolgt war. Sybel berichtet
diese Sitzung Folgendes: Der König eröffnete
Verhandlung mit der Bemerkung, daß der dänische
sieg von Anfang an allerdings als eine nicht blos
Mßische, sondern nationale Sache aufgefaßt worden
1 niemals aber habe man Oesterreich darüber im
Geisel gelassen, daß Preußen eine Entschädigung
k seine Opfer fordern werde. Es frage sich nun,
man zu diesem Zwecke die Annexion der Herzog-
wner oder das Programm vom 22. Februar in das
M fassen sollte. Bismarck ergriff darauf das Wort,
^em er mit dem Satze begann, daß Preußen durch
neue Ordnung der Dinge mindestens nicht schlech-
gestellt werden dürfte, als es früher zu dem be-
endeten Dänemark gestanden. Eine solche Ver-
ßlechterung aber würde in der Schöpfung eines neuen,
Preußen unabhängigen Mittelstaats liegen, bei
5 jetzigen Feindseligkeit Dänemarks, gegen welche die
?eswigbolsteiuische Armee nicht ausreichc, Preußen
A« stärker belastet werde. Um hiegegen gesichert zu
fuhr er fort, bieten sich drei Wege dar. Der
wäre Beschränkung auf die Begehren vom 22.
?ruar. Er hätte den Vorzug, daß diese Miuimal-
^erung, besonders wenn wir etwa auf den preußi-
M Fahneneid und die völlige Einverleibung der
Mwig-Holsteinischen Truppen in das preußische Heer
sichteten, vielleicht aus friedlichem Wege zu errei-
wäre. Freilich würden dann die Herzvgthümer
? einer Staatsschuld von 80 Millionen belastet, die
Etliche Meinung in Preußen das Ergebniß als
Rückzug betrachten, und die in diesem Zustand
^Usbleiblichen Reibungen schließlich doch zur Aune-
führen. Der zweite Weg würde uns den Besitz

der Herzvgthümer durch eine Entschädigung Oesterreichs
und eine Geldabfindung der Prätendenten verschaffen.
Da jedoch Oesterreich territoriale Entschädigung be-
gehrt, Se. Majestät aber keine Gebietsabtretung will,
so ist dieser Gedanke nicht weiter zu verfolgen. End-
lich der dritte Weg heißt formelle Forderung der
Annexion. Hier wäre die wahrscheinliche Folge der
Ausbruch des Kriegs mit Oesterreich. Die europäische
Lage erscheint iin Augenblicke dafür günstig, da sowohl
Rußlands als Frankreichs Neutralität zu hoffen ist,
ja das russische Kabinet Andeutungen gemacht hat,
daß es die Rechte Oldenburgs vertreten würde, wenn
Oesterreich die Ansprüche Augustenburgs zur Geltung
brächte. Ein Krieg mit Oesterreich wird früher oder
später doch nicht zu vermeiden sein, nachdem die Po-
litik der Niederhaltung Preußens von der Wiener Re-
gierung wieder ausgenommen worden ist. Allein den
Rath zu einem großen Kriege gegen Oesterreich können
wir Sr. Majestät nickst ertheilen; der Entschluß dazu
kann nur aus der freien königlichen Ueberzeugung
selbst hervorgehen. Würde ein solcher gefaßt, so würde
das gesammte preußische Volk ihm freudig folgen.
So vorsichtig die Erwägungen dieses Votums ge-
halten waren, so blieb doch die kriegerische Tendenz
desselben unverkennbar. Um so dringender legte darauf
in nicht minder vorsichtigen Wendungen der Finanz-
minister Bodelschwingh seinen Wunsch auf friedlichen
Ausgleich dar. Der Kriegsminister von Roon, nicht
so kriegsschen wie Bodelschwingh, aber einem Bruche
mit Oesterreich politisch abgeneigt, bezeichnete aller-
dings die Annexion als das stets zu erstrebende Ziel,
gab jedoch anheim, ob man nicht für jetzt als erste
Station des Weges am Februar-Programm festzuhal-
ten habe. Der klassisch gebildete Unterrichtsminister
von Wühler widersprach dieser Auffassung: die Schutz-
herrschaft habe die Athener einst zum peloponnesischeu
Kriege geführt, die einfache Einverleibung sei besser.
Der Justizminister Graf Lippe kündigte in gleichem
Sinne an, daß nach dem demnächst vorzuiegendeu
Gutachten der Kronjuristen weder Oldenburg noch
Augustenburg begründete Ansprüche auf die Thronfolge
in den Herzogthümern beibringen könnten. Der Mi-
nister für Landwirthschaft, Selchow, fand es bei dieser
Sachlage gerathen, ohne langes Zaudern die Annexion
zu begehren und dnrchzusetzen, woraus indessen Graf
Eulenburg, der Minister des Innern, wieder in das
Fa hrwaffer Roous zurücklenkte, daß im Streben nach
dem Besitze Schleswig-Holsteins zu beharren sei, die
Annexion aber nicht sofort angekündigt zu werden
brauche. Andrerseits warnte der Kronprinz vor den

schweren Gefahren der Annexion und dem Unheil eines
Krieges mit Oesterreich, der Deutschland zerfleischen und
die Einmischung der Fremden herbeiführen würde; alle
diese Schwierigkeiten würden mit der Einsetzung des
Erbprinzen von Augustenburg verschwinden, denn dieser
sei durchaus preußisch gesinnt und zur Annahme der
Februar-Bedingungen bereit. Gegen dies großmüthige
Vertrauen erhob jedoch Graf Eulenburg nach der Er-
klärung des Erbprinzen vom 31. März mehrfache
Bedenken, und Bismarck bemerkte, daß ein österrei-
chischer Krieg nicht als Bürgerkrieg betrachtet werden
könne: Oesterreich habe seinerseits stets das französi-
sche Bündniß gesucht, und werde es in derselben
Stunde annehmen, in welcher Frankreich es bewilligte.
In der Seele des Königs mochten diese Voten
streitende Gefühle erwecken. Noch überwog, Ivie es
schien, bei ihm das Sträuben gegen den Bruch mit
dem alten Alliirten. Wohl hätten wir, sagte er, auch
ohne Oesterreich die Herzvgthümer erobert ; sein Bünd-
niß aber hat uns den europäischen Krieg fern gehalten.
Indessen wandte er sich noch zu Moltke: was ist die
Meinung der Armee? Meine persönliche Ansicht ist,
erwiderte der General, daß die Annexion die einzige
heilsame Lösung für Preußen und für Schleswig-
Holstein ist. Der Gewinn ist so groß, daß er einen
Krieg verlohnt. Gerechtfertigte Ansprüche Oesterreichs
sind zu befriedigen; gelingt das nicht, so muß man
zum Kriege fest entschlossen sein. So viel ich weiß,
geht die Meinung des Heeres auf Annexion. Ich
halte eine siegreiche Durchführung des Krieges für
möglich; auch die numerische Uebermacht am entschei-
denden Punkte kann erreicht werden, wenn der Tbeil
der Landwehr, der sonst für die jetzt nicht bedrobten
Festungen bestimmt ist, mit in das Feld rückt. Der
König aber schloß jetzt die Konferenz mit der Er-
klärung, daß er sich seine Entschließung noch vvrbebalte.
Es gelang nach diesem Ministerrath nochmals zu
einer Verständigung im August 1865 und im Gasteiner
Vertrag zu gelangen, welch' letzterer eine Tbeilung
Schleswig-Holsteins zur Folge hatte. Alsbald aber
entstanden neue Verwickelungen, welche die preußische
Ministerkonferenz vom 28. Febr. 1866, die für den
Krieg entscheidend war, zur Folge hatte, lieber die-
selbe soll ein L-chlußartikel in der nächsten Ausgabe
des „Bad. Volksb." Aufschluß geben.

Deutsches Reich.
-i-» Berlin, 19. April. Im preußischen Abge-
ordnetenhause brachte bei der gestern fortgesetzten
Etatsberathung Abg. Dr. Windthorst die kirchen-

er Gewalt.

bei

llrich unkr
Zöst von

n.
und aller

Velber«.
i>erg.

, A letzt vollständig.
- dennoch war Giralda in dem geheimsten Winkel
Herzens mit dem Andenken Gottfried's aus dessen

Sreuer Liebe Kohn.
Roman von U. Rosen.
!N«chdr. terb.)
22. Kapitel.
Auffe st ere mBoden.
i^An dem Morgen, welcher dem Besüche der sogenannten
swn Arevalo folgte, empfing der Marquis von Trewor
früher Stunde seinen Notar, mit dem er sich längere
einschlvß. Das Ergebniß der Unterredung war ein
dem alten Herrn, dem zu diesem Zweck eingeladenen
Berril und noch einem ihm befreundeten Edelmann
d/rzeichnetes Testament, das Giralda Arevalo die Summe
zweiundsechszigtausend Pfund als Erbschaft sicherte.
si?wem der Notar und die Gäste sich entfernt hatten,
^:«rg der alte Herr das Testament, vefsen gebührend
i-Zubigte Abschrift den Händen des Advokaten übergeben
' und begann einige Briefe zu schreiben, die er an die
«.§ehn,stcn Schneiderinnen und Putzhändlerinnen des
"End adresfirte.
»Alle glücklich ich bin," murmelte er, „dieses gemüth-
Kind bei mir zu haben, das die Freude meines ein-
P Alters sein wird."
4j»?lle Briefe wurden durch den Kammerdiener fortge-
yw'- und der Marquis versank in tiefe Träumereien, aus
sis^dn ihn das Geräusch einer sich öffnenden Thür und
, r Fußtritte erweckte.
^soist Du es, Giralda?" fragte er und ein mildes
erwärmte und erhellte seine sonst so strengen Züge,
ekchw und setzte Dich neben mich, mein Kind." Er
'k die Hand aus, zog das junge Mädchen auf ein
sit "set zu seinen Füßen, und blickte mit ernster Zärtlich-
das zu ihm erhobene süße Gesicht und die
ly, ^nden wechselvollen Augen, die mit so herzlichem An-
Luf ihm ruhten.
Hü„»Euu der von Ormond am Abend zuvor angeregte
N'k, Giralda sei die Tochter Gottfried's, Raum in
ik^Esle des alten Mannes gesunden hatte, verbannte
. Pi ikke

glücklicher unschuldiger Knabenzeit eng verkettet. Die un-
willkürliche Vergleichung des Madckens mit dem Bilde des
Verschollenen erzeugte nicht die leiseste Abneigung gegen
die liebliche Kleine, die sein starres Herz zu schmelzen ge-
wußt hatte.
Giralda lernte bald den edlen Charater und die hoch-
sinnige Denkungsart des Greises, der trotz seiner Schwächen
ein warmempfindendes Gemüth besaß, verehren, lieben und
schätzen.
„Wir werden gegen Mittag unsere Reise antreten,
Giralda," sagte der Marquis. „Das Wetter ist gut, und
wir werden eine angenehme Fahrt haben. Du siehst ein
wenig bleich aus. seit wir nach der Stadt kamen. Die
frische Landlnft fehlte Dir, mein Engel "
„Ich werde in der That froh sein, wieder in unserem
schönen Park lustwandeln zu können," erwiderte Giralda
mit einem leisen «Seufzer, der den Geliebten im Birken-
hain galt, bei denen ihre Gedanken geweilt hatten.
„Auch für Sie, Mylord, wird es draußen besser sein "
„Nenne mich nicht Mylord," lächelte der Marquis.
„Du bist nicht mehr meine bezahlte Vorleserin, sondern
meine Adoptivnichte. Du siehst, ich habe die Bezeichnung
unseres Verwandtschaftsgrades geändert. Es macht mir
Vergnügen, von Dir Onkel genannt zu werden."
„Wie Sie wünschen, Onkelchen Wenn Sie nichts da-
gegen haben, will ich gehen, mich für die Reise vorzube-
reiten Wir haben nur noch eine Stunde Zeit," rief
Giralda sich erhebend und den Greis umarmend und
küssend.
In der nächsten Minute war sie aus dem Zimmer ge-
schlüpft.
Die Heimfahrt verlief ereignißlos.
Der Tag ging zu Ende, als die Reisenden bei der
kleinen Station Trewor ausstiegen. Die trüben grauen
Wolken wurden von dem wilden Märzsturm über den
Horizont gefegt. Die Felsenspitzen ragten in grimmiger
Zerklüftung in die Lüfte, und das Dorf lag wie verloren
und ausgestorben da.
Die alte schwerfällige Schoßkutsche wartete auf ihren
Herrn, und der Marquis, auf Wig gestützt, ließ sich

ächzend hineindeben. Giralda folgte ihm, rasselnd bewegte
sich der Wagen über die holprige Straße.
„Ich habe mehrere meiner ehemaligen Diener, die be-
schäftigungslos waren, wieder bei mir angestellt," bemerkte
Lord Trewor. „Ich beabsichtige zu meinen früheren Ge-
wohnheiten zurückzukehren, und das Leben im Schloß be-
haglicher und reicher zu gestalten."
Als der Wagen mühsam den hügligen Dorfweg in
die Höhe klimmte, schauten ihm neugierige Augen aus dem
freundlichen weißen Hütten nach Die Schatten des Abends
verbargen die Klippen und Abgründe, an welchen die er-
müdenden Reisenden vorüberkamen, und die Lichter, die
von dem Gipfel des Berges in die Tiefe schimmelten,
dienten dem Kutscher zum Wegweiser.
„Jetzt sind wir bald zu Hause," ries der Marquis.
„Ich höre schon das Knarren der Thorflügel, die zu unserem
Empfang geöffnet werden."
Nach wenigen Minuten hielt der Wagen vor dem
hohen, wappengeschmückten, hellerleuchteten Portal. Zu
Giralda's Verwunderung waren in der gewölbten Vor-
halle eine Anzahl in grün und goldener Livere gekleidete
Diener versammelt. Neben Frau Pump, die in raschelndem
schwarzen Seidenanzuge strahlenden Gesichtes daftand. dielt
sich der wieder in sein Amt eingeführte ehemalige Haus-
hofmeister, ein kleines pomphaftes Männchen, das an die
Größe und Herrlichkeit der Trewor'schen Familie wie an
ein Evangelium glaubt.
Die eichengetäfelte Vorhalle war mit Guirlanden von
Immergrün und Tannenzweigen festlich umrankt. Er-
staunt über das unerwartete Schauspiel, das sich ihr bot,
näherte sich Giralda dem Marquis, der ihren Arm in den
seinigen zog, und sie auf seinen mit goldenem Knopf ge-
zierten Stock gelehnt, lächelnd vorwärts führte,
„<Ho seid Ihr alle wieder in meine Dienste zurückge-
kehrt,"'nickte er den sich ehrerbietig verneigenenden Leuten
zu. „Ich freue mich, Euch wieder um mich zu sehen, und
wünsche, daß Ihr Alles wieder in der alten We.se ein-
richtet. Meine Nichte, Fräulein Arevalo, die jetzt an der
Spitze meines Haushaltes steht, ist die Herrin, an die Ihr
Euch jederzeit zu wenden habt." (F. f.t
 
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