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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

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Nr. 61 - Nr. 70 (14. März - 27. März)
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Organ fnr Makrltttt, Fmlleli L KcM.

Badischcr VolMott.

Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum 10 H
Reklame 25 Für hiesige Geschäfts- und Privat-
anzeigen, sowie für Jahres-Anzeigen bedeutende Rabatt-
bewilligung. Expedition: Awtngerstratze 7.
1890?

scheint täglich mit >»r»ahme der Soun- u. Feiertage.
t>-in wbek»ntliib-iitlnt»rk»istrinn8-
„DerSvuutagSbote" fürHridelbrrgmouatlichSV^
^TrSgerlohu, durch die Pop bezogen diettelj. X.1.80 franco.

Brrautwortl. Rckakeur: F. L. Knappe
in Heidelberg.
Wkldkli, Imnsliü
kl zr. Mrz.
Druck». Verlag von Vedr. Huber in Heidelberg
früher Verleger Les Pfälzer Bote«.

Hause behalten z^ dürfen, so würde ich Euch
-i. '' I I "k arme
_, dachte sie, als sie ruhiger ge-
«Wenn ich eine kleine Summe Geldes ge-
sLg wein erstes Jahresgehalt haben werde, kehre ich
sE ruiM. Wie stolz werden die geliebten Eltern
nw, wenn ich so viel Geld in ihre Hände lege "

^Kulturkampf, auf das Schärfste bekämpft. Aber
/ttso freudig waren wir bereit, jede aufrichtige Um-
jedes ehrliche Einlcnken in andere Bahnen, mochte
hMn das kirchcnpolitische oder das wirthschaftliche
sozialpolitische Gebiet betreffen, offen anznerkennen
uns an die Seite der Bismarck'schen Politik zu
e^n, so oft es anging. Und wenn wir heute zurück-
auf die ganze Bismarck'sche Aera, so entdecken
viele schwere Schatten und dunkle Punkte, wir
vor allem als traurigste Errungenschaft dieser
^vche eine Verschärfung und Verbitterung der Par-
sMensätze einerseits und andererseits einen künstlich
Achteten Servilismus und Byzantismns, verbunden
s.. einer politischen Charakterlosigkeit und Unselbstän-
^st, — vielleicht unabsichtlich herbeigeführt durch
!j eiserne politische Herrschaft eines Mannes, der
Widerstand, keine selbständige Willensregung
oder neben sich duldete. Und doch war es ein
,Maft großer, ein Achtung gebietender Gegner,
tvir bei seinem Schneiden in solchen Zügen zeich-
Müssen. Diese seine Größe offen anznerkennen,
l^cht vor allem die Centrumspartei sich nicht zu
djx einzige Partei im deutschen Reichstage, in
der Kanzler einen ebenbürtigen Gegner erblickte,
"er er als dem „unüberwindlichen Thurm" seinen
Z'A gesenkt, und die er niemals zu zerreiben und an
y^and zu drücken vermocht hat, die im Gegentheil
k?.veugestärkl und gefestigt ans allen Stürmen her-
h^'vg. Wenn man Bismarck und seine Vergangen-
vhue Vorurtheile würdigen will, fo muß man
f»'. gerecht genug sein, zuzugeben, daß au vielen
und Auswüchsen, die unter seiner Aera üppig
irrten, diejenigen Personen und Parteien die
and Mitschuld tragen, welche sich von ihm oft
a,s willenlose Werkzeuge, als Schablonenfiguren
^veln^und vorschiebeN-Und morgen in die Ecke
Treuer Liebe Lohn.
Roman von U. Rosen.
(N-chdc. kerb.)
,v>>rd auch mit Ihnen über seinen beklagenswerthen
, sprechen- Vor morgen wird er selbst Ihnen die
, ^vgiücksgeschichte erzählt haben."
tverde ich nicht verfehlen, mich des Unschuldigen
nahmen," entgegnete Giralda, dos Bild Gottfried Tre-
^"etrachtend, dessen Augen denen ihres Balers sosehr
' Und dos Versprechen, dos sie der Haushälterin ge-
. wurde ihr zum heiligen Gelübde.
V'hs, Ida und Frau Pump streiften unter den im Winde
'Vv Bäumen des Parkes umher. Der Marquis be-
- §l5,ne von fernem Fenster aus.
Eine einzige Bewegung der anmulhigen Gestalt
s'. die mit schwebendem Eckritt an der Seite ihrer
lÄ s. v stber die vernachlässigten Pfade lnstwandelte, cnt-
scharfen Auge, das der jungen Fremden traurig
oTrübe Gedanken schwirrten durch seine Seele
. tzl/Ere Seufzer entrangen sich seiner Brust.
sk Abend bereitete Giralda dem Marquis seinen
„r>i,rjv uahm die Mahlzeit gemeinschaftlich mit ihm ein.
° r>, v sie zu früher Stunde und empfahl ihr, zeitig zu
k°hen-
i iLr.ver Einsamkeit ihres Zimmers sank sie weinend
h^lm^Eud e^bir Eefiel. Das Gefühl, eine Fremde
r- sremden Ort, in fremdem Hause zu sein, über-
und bange Zweifel stiegen in ihr auf, ob sie
^g°/'cht gclhan, sich heimlich von ihren theuren An-
em" entfernen.
f^hii^wma, o Popo," seufzte sie, ich ging ja nur, um
.'"ich zu sein- Wären wir bemittelt genug gewesen,
Hause behalten zu dürfen, so würde ick
^Erlassen haben. Wie ich jetzt, muß die
Avri lange leiden," dachte sie, als sie ruhig
„Wenn ich eine kleine Summe Geld

o km IM M.
Die wichtigen Veränderungen, welche sich am Ende
vorigen Woche in der höchsten Staatsleitung in
Eutschland und in Preußen vollzogen haben, bezeichnen
Anbruch einer neuen Zeit. „Das Alte stürzt, es
^dert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den
Willen." Wir gehören gewiß nicht zu denen, welche
blindem Hasse gegen Bismarck und seine Politik
Zvl Scheiden des großen Gegners in ein Triuniph-
Mrei ausbrechen. So lange wir im politischen
L?kn stehen, haben wir — ganz abgesehen von der
Mt vor 1870 — stets ohne Scheu die schweren Fehler
Jrrthümmer der Bismarck'schen innern Politik,
jvientlich seinen größten und verhängnißvollsten Fehler,

Wersen ließen. Was ein Mann, und namenlich ein
so großer Mann, wird und erreicht, daß wird und
erreicht er nicht bloß aus sich und durch sich, sondern
auch durch seine Umgebung. Und die Umgebung Bis-
marck's im weitesten Sinne hatte und hat es sich
wesentlich zuzuschreiben, wenn alle Verhältnisse, wenn
schließlich Staat und Reich, wie man sich oft uumuthig
ansgedrückt hat, auf den Leib des einen Maunes zu-
geschnitten worden sind.
Mit dem ScheidenBismarck's bricht in der That
für Deutschland eine neue Zeit an. Nicht nur den
Parteien, sondern auch dem jungen Kaiser sind die
Formen zu eng geworden, in welche die eherne Ge-
wohnheit des Bismarck'schen Systems die Gesetzgebung
und die Verwaltung gezwängt hatten. Seit zwanzig
Jahren hat bei allen wichtigen Plänen und Ereignissen
die Frage nur immer gelautet: Was wird Bismarck
dazu sagen? Und wenn Bismark ein grollendes oder
zürnendes „Nein" sprach, dann war der Fall erledigt.
Nur zielbewußte, zähe Ausdauer vermochte, wie die
Geschichte des Kulturkampfes gezeigt hat, das „Nein"
allmählich in ein „Ja" zu verwandeln, aber aus
diesem zähen, festen Holze waren leider die sog.
führenden, in Wirklichkeit aber geführten Parteien nicht
geschnitzt.
Fürst Bismarck hatte seinen Höhepunkt schon längst
überschritten, sein letzter großer politischer Erfolg war
der für die Regierung günstige Ausfall der Septen-
natswahlen, aber in diesem letzten Erfolge lag auch
bereits der Keim des Niederganges, des Rückschlages,
der in den eben verstossenen Wahlen so gründlich als
nur möglich erfolgt ist. Und wie gegenüber den Par-
teien, so hatte der Reichskanzler auch gegenüber der
Krone einen beträchtlichen Theil seines altenPrestige's
und Einflußes eingebüßt. Räumt ja das Bismarck'sche
Organ, die „Norddeutsche", offen ein, daß der direkte
amtliche Verkehr zwischen dem Kaiser und König und
den Einzelministern unter Umgehung der Zwischenin-
stanz des Ministerpräsidenten den Hauptgrund zur Ver-
stimmung Bismarck's bildete. Und wenn die „Nordd."
weiterhin sich krampfhaft gegen die Annahme wehrt,
als ob die jüngsten sozialpolitischen Kundgebungendes
Kaisers über den Kopf des Kanzlers hinweg erlassen
worden seien, so bedarf es keiner längeren Beweisfüh-
rung, um das Gegentheil, wenn auch nicht in äußer-
lich schroffer Form, über allen Zweifel erhaben, zu
stellen. Der langsame Gang der Sozialgesetzgebung,
die Nichterfüllung von förmlichen Versprechen, die in
feierlichen kaiserlichen Kundgebungen gegeben worden
waren, vor allem aber der zähe Widerstand der ver-
Tie Hoffnung begann ihre Thronen zu trocknen, aber
der erste Kummer war in ihr junges Herz eingezogen.
Am nächsten Morgen erwachte sie mit einem sehr ernsten
Gesicht und trotz des Lächelns, mit dem sie den Marquis
begrüßte, sprech ein so tiefer Kummer aus ihren Augen,
daß der alte Mann inniges Mitleid mit ihr empfand.
Der Frühstückstisch war eben abgeräumt worden, als
Wig mit dem Pvstbeutel erschien, aus dem der Marquis
verschiedene Zeitungen entnahm.
„Sind gar keine Briefe angekommcn? fragte er, den
Beutel zurückgebend.
„Nein, gnädiger Herr."
„Sie können gehen, Wig."
Der Diener verneigte sich.
„Soll ich Ihnen vorlesen, Herr Marquis?" fragte
Giralda, ihre Hand nach den Zeitungen ausstreckevd.
„Noch nicht, meine Tochter," erwiderte der Marquis
ernst. „Ich möchte erst em wenig mit Ihnen Plaudern.
Wie kommt cs, daß Ihre Eltern ein Kind wie Sie in die
Welt hinausziehcn ließen, sein Brod zu verdienen? Es ist
geradezu ungeheuerlich.
Es giebt Leute, die gar kein Gefühl für Recht oder
Unrecht, kein bischen gesunden Menschenverstand. haben.
Als Sie sich in eigener Person um eine Stelle zu bewerben
entschlossen, wußten Sie wohl kaum, welchen Gefahren Sie
sich aussctzen- Sie hätten ebenso gut in die Hände eines
Schurken fallen können, als Sie zu einem ehrenwerthen
Manne kamen, der alt genug ist, Ihr Großvater zu sein."
„O, nein," unterbrach ihn Giralda, „das Inserat sprach
von einem alten Herrn."
„Graue Haare bedecken nicht immer tugendhafte Köpfe-
Ich schaudere, wenn ich bedenke, welchcsJ hr Schicksal hätte
sein können. Sie sind in meinen Augen geheiligt, aber
nickt allen Leuten würde Ihre kindliche Unschuld Ehrfurcht
einflößcn. Ihre Eltern müssen entweder im höchsten Grade
herzlos, oder unvorsichtig und leichtfertig sein."
,.O, nein," rief Giralda gekränkt. „Sie wollten nicht
dulden, daß ich svrtgehe, sie würden mir niemals erlaubt
haben, sie zu verlaßen. Ich entfernte mich ohne ihr Wissen
vom Hause."

kündeten Regierungen gegen den zuerst vom Centrum
und später vom gesammten Reichstage so entschieden
vertretenen Arbeiterschntz. Alles das sind.Dinge, welche
in erster Linie auf des Fürsten Bismarck Konto zu
schreiben sind. Ob der Kanzler sich neuerdings dem
Gedanken einer internationalen Arbeiterschutz-Konferenz
geneigter gezeigt hat, als früher, da der Abg. Windt-
horst im Reichstage eine solche internationale Regelung
anregte, und als im verflossenen Jahre, da die Schweiz
den Gedanken aufgriff, kann an dem Kernpunkte der
Sache nichts ändern. Mit dem energischen Eingreifen
des jungen Kaisers in die Fragen der inneren Politik,
vor allem in das Gebiet der Sozialpolitik und der
Arbeiterreform, ging aber die Initiative, welche bis-
her das ausschließliche Privilegium Bismarck's schien,
in die Hände des Kaisers selbst über. Darin und in
allen hieraus sich ergebenden Verhältnissen ist der
eigentliche Schlüssel zu dem nunmehr vollzogenen Rück-
tritt des Kanzlers zu suchen.
Es war gewiß keine Kleinigkeit für den jungen
Kaiser, sich schon so bald nach dem Antritt seiner Re-
gierung von dem alten Rathgeber seiner Krone, von
einem Manne, der einer Welt Respekt abzunöthigen
verstand, sich zu trennen. Wie in vielen seiner bis-
herigen Regierungshandlungen, so zeigt der Kaiser
auch in diesem Entschlüsse eine seltene Thatkraft und
Entschlossenheit, eine bewunderungswürdige Selbstän-
digkeit, welche allein schon alle Parteien, die es mit
dem Reiche aufrichtig meinen, veranlassen muß, in dieser
folgenschweren Zeit sich fest um den Kaiser zu schaaren
und, soweit ihre Ueberzeugung und ihr Gewissen es
zuläßt, ihn und seine Regieruug zu unterstützen. Die
Ilebergangszeit zu neuen gesicherten Regierungsver-
hättnissen wird vielleicht nicht ohne einige unausbleib-
liche Zuckungen und Erschütterungen vorübergehen.
Aber die sympathische Aufnahme, welche nicht nur
die kräftige kaiserliche Initiative in Sachen des Ar-
beiterschutzes, sondern auch seine mehrfachen Kundge-
bungen zu Gunsten der christlichen Erziehung und des
religiösen Unterrichtes in den weitesten Kreisen ge-
sunden haben, berechtigt zu der Hoffnung, daß das
Vertrauen des Volkes den Kaiser auch durch schwere
Tage sicher hindurchführen wird. Je mehr die
Regierung sich in Zukunft von einseitigen Rücksichten
auf einzelne Interessengruppen, namentlich auf die
Großindustrie und das Großkapital emaneipirt und das
christliche Prinzip und die Forderungen der Nächsten-
liebe in Bezug auf die drängende Lösung der ver-
schiedenen Arbeiterfragen hochhält, umsomehr wird sich
das Vertrauen des Volkes befestigen.
„Ohne ihr Wissen? wiederholte der Marquis ver-
wundert.
„Ja, Mylord," antwortete Giralda mit zitternder
Stimme, aber mit einem Buck voll Wahrheit und Redlich-
keit. „Mein Vater ist Schriftsteller, meine Mutter ist
Schauspielerin in London."
„Ich habe eine sehr sorgfältige Erziehung erhalten und
meine Eltern viel Geld gekostet, mein jüngerer Bruder
wünscht zu studiren und eine Unversität zu beziehen.
Weshalb sollte ich ihm nicht dazu verhelfen? Aus Pflicht-
gefühl kam ich Hierher. Wenn es sich für meine Mama
schickt zu arbeiten, so schickt es sich auch für mich, Geld zu
verdienen."
Der Marquis betrachtete das erglühende, liebliche Ge-
fickt in bewunderndem Schweigen. „Sie sind eine kleine
Heldin," sagte er endlich, „eine tapfere, wahrhaftige Seele.
Ich wußte nicht, daß es in der Welt noch Wesen giebt,
die im Stande sind, sich für Andere aufzuopfern. Sie
lieben also Ihre Eltern und Ihr Vaterhaus sehr?"
„Sie lieben!" Das Feuer, das aus Giralda's strah-
lenden Augen flammte, verkündigte beredt, wie heiß und
innig sie die Ihrigen liebte. „Wenn ich sie nicht fo sehr
liebte, hätte ich sie niemals verlassen können, sagte sie
einfach-
„Ihr Vater ist Spanier von Geburt? Wo wohnt er?
Wo liegt die Heimath, die Sie verlassen haben, liebes
Kind?"
Giralda zögerte zu antworten. , .
„Wenn Sie mir nickt gern darüber Auskunft geben
mögen, will ich Ihren Wunsch, Ihr Geheimniß zu bewah-
ren, ehren.
Ich begreife, daß Ihr gegenwärtiger Aufenthalt den
Ihrigen noch unbekannt ist, aber Sie sollten sie nicht
länger darüber im Zweifel lassen und ihnen unnöthige
Sorge und Unruhe ersparen."
„Ich möchte Ihnen nicht eher schreiben, als bis ich
Papa und Mgma beweisen kann, daß ich für mich selbst
zu arbeiten im Stande bin. Ihnen jetzt schon Nachricht
von mir zu geben, würde Alles verderben. Sie würden
mich unbedingt wieder nach Hause berufen." (F. f.)
 
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