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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

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Nr. 11 - Nr. 20 (15. Januar - 25. Januar)
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BeiantwoNl. Redakteur: F. Z. Knappe
m Heidelberg.

Die Antwort auf ihre Briefe erwartete Rainwnda m
Pa,pan, das ihr täglich lieber wurde. Von dem Doppel-
wall der himmelhohen Berge und der winterlichen Oede
umschlossen, glich es einem sicheren Hafen, wo ihr Lebens-
schifflein vor Stürmen geborgen ruhte, um sich zu neuem
Wagnisse vorzubereiten. — Sie liebte es, auf den
Schlittenwegen zu den nächsten Anhöhen emporzuklimmen
und ihre Augen an der Wunderpracht zu weiden, welche
Schnee und Eis über die Bergriesen ausgebreitet hatten.
Einige Tage lang hinderten Windwehen und feuchte
Nebel solche Gänge, und das junge Mädchen begrüßte
endlich die Wiederkehr eines klaren Morgens um so froher,
als es Sonntag war und sie somit den Trost haben konnte,
zum sonntäglichen Gottesdienste nach Kurwalden zu eilen
und am Grabe zu beten.
Schon vor Beginn der Mesie kniete sie aus dem schnee-
bedeckten Grabhügel; das Gefühl ter Verlassenheit, das
sie dort überwältigen wollte, schwand wieder, als sie der
erhebenden Feier der hl. Messe in dem schönen Kirchlein
anwohnte, wo die frommen Heiligenbilder auf dem kunst-
voll geschnitzten Altäre sie vertraut und ermuthigend an-
blickten, als wollten sie ihr sagen, ein Kind Gottes stehe
nie allein und finde Gnade und Hilfe im Lebenskämpfe.
Die wunderbare Macht des Gebetes über Trauer und
Trostlosigkeit bewährten sich abermals in Raimonda.
Gestärkt und getröstet trat sie den den Heimweg an
Sie durchschritt, von vielen freundlich gegrüßt, den im
Winter fast verödeten Ort auf der Fahrstraße, die der
Schlittenverkehr gangbar erhält. Einmal an den letzten
Häusern Kurwaldens vorbei, wo die Steigung beginnt, war
Raimonda ganz allein und konnte den in ihr angeregten
Gedanken nachhängen.
Weinachten war im Getriebe der Weltstadt unbemerkt
an Raimonda vorübergegangen. In der heiligen Stille
einer unentweihten Natur empfand sie schon das Vorge-
fühl des entfernten Oster-Festes, wo alles aufersteht, was
den Todesschlaf schlummert.
Fortsetzung folgt.

Sie gönnte der theuren Seele die schwer errungene Ruhe
und erfaßte für sich allen Trost, den die katholische Kirche
nicht nur durch ihre Sakramente und Dogmen, sondern
auch durch ihre Zeremorien und geheiligten Bräuche zu
spenden weiß-
In dem stillen Sterbezimmer, wo brennende Kerzen
des Erlösers Bild neben dem friedlichen Antlitze der Todten
beleuchteten, wie beim Gange zum Kirchhofe, wo unter
heiligen Gesängen und Gebeten der Sarg in die winter-
liche Erde gebettet wurde, während des Opfers der Messe
die das Band, das Lebende und Verstorbene zu einer Ge-
meinschaft der Heiligen eint, so wunderbar deutlich fühlbar
macht, überall konnte Raimonda mitten in ihrem Heimweh
und ihrer Trauer verstehen, daß sie durch diesen von
Gottes Gnaden verklärten Tod mebr gewonnen, als sie
verloren hatte; das Licht und die Freudigkeit des Glau-
bens war ihr zurückgegeben, und mit ihr die Kraft, welche
die Welt überwindet.
7. Kapitel.
Vom Grabe zur Höhe.
Mehr denn zwei Wochen waren vergangen, seit Mar-
garetha ihre Ruhestätte ans dem Friedhöfe neben der kleinen
katholischen Kirche Kurwaldens gefunden, und noch immer
weilte Raimonda in dem einsamen Gcbirgsdorfe.
Ihren Entschluß, nicht aufS Theater zu gehen, jeder
öffentlichen Laufbahn zu entsagen, hatte sie sowohl Negrori
wie Madame Woloff mitgetheilt, ohne jedoch ihrer son-
stigen Lebeuspläne zu erwähnen. Sie wußte, daß Negroni
ihr für immer, Madame Woloff ihr für die nächste Zeit
zürnen werde und sie auf diese sich vorderhand nicht stützen
könnte. Dagegen erinnerte sie sich der Anerbietungen eines
belgischen Musik-Direktors, so wie einiger englischen Damen
und hatte sich schriftlich an dieselben gewandt. Durch einen
oder den anderen konnte sie möglicherweise eine Anstellung
bei einem Orotorien-Vereine oder in einer Kirchen-Kapelle
erhalten, vielleicht in England oder Amerika eine bleibende
Stätte finden. — Auch vor dem Berufe einer Erzieherin
schrack Raimonda nicht zurück. Was lag an der abhän-
gigen Stillung für jemand, der alle Kräfte fortan nur
einer edlen, nützlichen Wirksamkeit weihen wollte?

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, u fis ^aoeinswertyes ervnaen sollten, mast freventlich
Ul f^krjcht sitzen dürfen über deren Handlungsweise;

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bare. Deßhalb ermahnt auch der hl. Paulus die
Kolosser, daß sie jegliches Laster fliehen und mancher-
lei Lob der Tugenden zu erlangen suchen sollten, und
er fügt hinzu: „Ueber all dem aber habet Liebe, die
das Band ist der Vollkommenheit" (Koloss. 3, 14.).
Wahrlich ein Band der Vollkommenheit ist die
christliche Liebe, weil sie diejenigen, welche von ihr
durchdrungen sind, aus's Innigste mit Gott selbst
verbindet, und sie dahin bringt, daß sie ihr geistiges
Leben aus Gott schöpfen, mit Gott führen und Gott
darbringen.
Die Liebe zu Gott muß aber mit der Nächsten-
liebe verbunden sein, weil ja die Menschen an der
unendlichen Liebe Gottes Theil haben und dessen
Ebenbild deutlich in sich ausgeprägt tragen. „Dieses
Gebot haben wir von Gott, so daß der, welcher Gott
liebt, auch seinen Bruder liebt." (1 Joh. 4, 21.)
„Wem einer sagt: „ich liebe Gott und er haßt seinen
Bruder, so ist er ein Lügner" (1 Joh. 4, 20). lind
dieses Gebot über die Liebe hat der göttliche Geber
ein „neues" genannt, nicht als ob nicht schon irgend
ein Gesetz oder die Vernunft selbst uns aufgetragen
hätten, daß die Menschen sich unter einander lieben,
sondern weil diese christliche Art zu lieben neu und
in der bisherigen Erinnerung unerhört war. Denn
mit derselben Liebe, mit welcher Jesus Christus von
seinem Vater geliebt wird, Haler selbst auch die
Menschen geliebt und dieselbe Liebe hat er auch seinen
Jüngern und seinen Anhängern eingeflößt, damit sie
ein Herz und eine Seele mit ihm selbst sein könnten,
Ivie er und der Vater eins sind von Natur. Wie
tief die Gewalt dieses Gebotes von Anfang an in die
Herzen der Christen eiugedrungen ist, und welcke und
wie große Früchte der Eintracht, des gegenseitigen
Wohlwollens, der Frömmigkeit, der Geduld, der
Stärke sie hervorgebracht hat, das kann Niemand
verkennen. Warum befleißigen wir uns nickst, die
Beispiele unserer Vorfahren nachzuahmen? Schon
die Zeitverhältnisse selbst sollten uns Sporn und An-
trieb sein, der christlichen Liebe zu pflegen. Die
Gottlosen haben ihrerseits all den alten Haß der
Gottlosigkeit gegen Jesus Christus erneuert: Sollten
da nicht auch die Christen vor allem darauf bedacht
sein, die Liebe Christi und die mit ihr engverbundene.
alles Große schaffende Nächstenliebe zu erneuere? Es
ruhe also aller Streit. Schweigen soll all' jener
Hader, der nur dazu dient, die Kräfte der Kämpfenden
zu zersplittern und der Religion selbst zu so großem
Verderben gereicht. Durch den Glauben geeinten
Sinnes, durch die Liebe zu Gott und den Mitmenschen

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bennlligung. Expedition: Zwingerstratze 7.

h lk-Hdc. »erb.)
« Tz eit (Fortsetzung.)
Zsicn mstckwerer wurde es dem lunaen Mädchen, dem
veib «mstNe zu vergeben, der sein Vater war, der stolz
>E der «n ^ind ins Elend gestoßen halte. Willig gelobte
"AUUer, stets, auch wenn je ein Zufall ihr seinen
i? 6en sollte, sodaß sie ihr Recht beweisen könnte,
'"et hststrcs eingedenk zu bleiben, den ihre Mutter ge-
. Aber „
jmeit l- ein Versprechen verlangte Margaretha und
iLaush.^ ebenso leicht. Es war, daß Raimonda derKünst-
aus dein Theater entsage- Die seitherigen Er-
- fchene.hEkn schon diesem Entschlüße vorgearbeilet.
ee nun den falschen Glanz jener Kunstbegeiste-
lelstn rötete eine Atmosphäre, in der sogar die Besten
c, V ? bewähren.
de Fr°"^eille Margaretha in Dankesworten für die
ist hernist °kr ihr Kind so unendlich viel verdankte, und
h^kenuu,,' sein Leben ohne sie geworden wäre. Diese
- ber Muller wirkte auf Raimondas Seele zu-
>,.Tie d„^,"äuickender Thau auf ausgebranntes Erdreich.
Kos bst?? wieder gerne an Gräfin Irene, und sogar
>iHte. L "er, aber echter Charakter erschien ihr in neuem
"e den » ?"dankte sie dock dcm Umgänge, dem Bei-
bev vch s^Aven dieser edlen Frauen ! ... .
tzs lebe« hlic fix einen Frieden in ihr verz kehren, der
waz ^rdcuiLmerz triuinphirte. Sie begriff daß
iek° °ls g w>r h,er verlieren, in Gott uns bewahrt bleibt;
L NW .;l§ude eines jener stillen Tage neben der Mutter
itj/Kr dev letzten Segcnsblick aus sie und einem
d, «kn Sehnsucht nach Gott ihre sanften Augen zur
Sck». schloß, da kniete Raimonda zwar in sprack-
^ew stwerze neben der geliebten Tobten, aber ihr
Ä->Mpwnn ""'t entfernt von jener Trostlosigkeit die sie
bl ^ersVen, und die erhebenden Gebete, welche des
^e H^und. d„ scheid.ndcn Seele nackrief, tonten
^orfenllange aus dem Reiche des ewigen Friedens.

, ßilAiki i>cs jl. PM
Ev die vornehmsten Pflichten der Katho-
liken als Bürger.
w sc ehrwürdigen Brüdern, Patriarchen, Prima-
veltti tfisckchfen und Bischöfen des kath. Erdkreises,
wit dem Apostolischen Stuhle in freundlicher
Endung stehen,
Papst Leo XIII.
zn.. (Schluß.!
viia W mag es Vorkommen, daß auch in den Hand-
vt'ens Bischöfe sich etwas finde, was weniger
ich, s^erth ist, und in ihren Anschauungen, was
llbst ^ade allseitige Billigung finden könnte; allein
er,! st""" dürfte der einfache Gläubige sich nicht
vsnehmen, sich zum Richter über seinen Bischof
eu Werfen; der Richter desselben ist bloß derjenige,
rs Christus der Herr seinen Schafen als Hirten vor-
Uq d hat. Niemand soll je die weisheitsvolle Mahn-
des Papstes Gregor des Großen vergessen, der
lshs.wveibt: „die Unterthanen seien eingedenk, daß sie,
thst wenn in den Handlungen ihrer Vorgesetzten sie
u Tadelnswerthes erblicken sollten, nicht freventlich
ffvas wahrend sie vielleicht selbst nicht ohne Grund
olch wifibilligen zu können glaubten, würden durch
Selbstüberhebung leicht schlimmere Nebel herbei-
wt werden. Sie sollen eingedenkt sein, daß et-
bnko und Verschuldungen ihrer Vorgesetzten
li keineswegs das Recht geben, sich gegen dieselben
bven bk"- Huk) selbst, wenn sie sehr Schlimmes an
wih wahrnehmeu sollten, so müßten sie das in De-
utz soweit als möglich entschuldigen und dürften nie
iy^wwiner die Ehrfurcht und den Gehorsam, die
tlx' wkdst unter Androhung von Strafen ihnen uns-
er w verweigern . . . Selbst, wo die Handlungen
liisff gesetzten Rüge und Warnung herausforderten,
vrl/" ^e Zungen der Unterthanen sich vor allein
ii/sten freventlichen Urtheil hüten Lastor.
' 4)".
c^ st.ech umsonst wäre alles Bemühen und nnsrucht-
kath n Zukunft, wenn nicht auch das Leben der
en uach den Grundsätzen des christlichen
k eingerichtet wird. Von den Juden heißt
vr tz der heiligen Schrift: „Solange sie nicht sündigten
sneist^ Angesichte ihres Gottes, war es gut mit
a "nn ihr Gott hasset die Ungerechtigkeit. Denn
öott Vv" dem Weg abgewichen waren, den ihnen
e hg^eben hatte, daß sie darauf wandelten, sind
vielen Völkern mit Kriegen verdorben worden"

(Judith, 5, 21, 22.). Das Jndenvolk aber Ivar ein
Vorbild der Christen; und in dem, was sich mit ihm
zutrug, erkennen wir häufig das Bild zukünftiger Er-
eignisse. Dazu kommt, daß uns Christen Gott in
seiner Güte mit weit größeren Vorzügen und Gnaden
ausgestattet hat, und daß deßhalb die Sünden der
Christen einen weit schwärzern Undank in sich bergen.
Die Kirche wird zwar zu keiner Zeit und in keiner
Weise von Gott verlassen; sie braucht sich daher auch
nicht vor der Verruchtheit der Menschen zn fürchten.
Dieß kann aber wahrlich den von dem Wege der
christlichen Tugend abweichenden Nationen nicht zur
Beruhigung dienen; „denn die Sünde macht die Völker
elend" (Sprichwörter 14, 34.) Wenn jedes frühere
Zeitalter die Wahrheit dieses Spruches vollauf er-
fahren hat, warum sollte das unsrige nicht dieselbe
Erfahrung machen? Viele Zeichen deuten darauf hin,
daß die verdienten Strafen schon bevcrstehen, und
eben dasselbe bestätigt die Lage der Staaten, unter
denen wir manche durch innere Nebel zerrüttet, keinen
aber in jeder Hinsicht außer Gefahr erblicken. Wenn
nun die gottlosen Parteien den eingeschlagenen Weg
kühn verfolgen, wenn es ihnen gelingen sollte, daß
sie ebenso, wie sie durch elende Künste und noch
schlimmere Absichten wirken, an Macht und Hülfs-
mittel gewinnen, so wird in der That zu befürchten
sein, daß sie alle Staaten aus den Grundlagen, welche
ihnen von Natnr gesetzt sind, herausreißen. — Und
wahrlich solche Schreckbilder können nicht durch mensch-
liche Macht rerhütet werden, besonders weil die un-
geheure vom christlichen Glauben abgefallene Mehr-
deit dadurch die gerechten Strafen des Stolzes büßt,
da sic durch Begierden geblendet, die Wahrheit ver-
gebens sucht, das Falsche für das Wahre nimmt, und
sich weise zu sein dünkt, wenn sie „das Böse gut und
das Gute böse" nennt, und „die Finsterniß in Licht
und das Licht in Finsterniß" (Jsaias 5, 20.) kehrt.
Daher ist es nothwendig, daß Gott uns seinen Bei-
stand leiht, und, seiner Güte eingedenk, der menschlichen
Gesellschaft sich annimmt. Darum haben Wir auch
bei einer andern Gelegenheit dringend gemahnt, sich
mit besoderem Eifer und Standhaftigkeit zu bemühen,
daß die göttliche Milde auf unser demüthiges nnd
flehentliches Gebet hin wieder erscheine, und die Tu-
genden, durch welche ein christliches Leben bewirkt
wird, wieder zurückgerufen werden. — Vor allem
aber bedarf es des Wiederauflebens und der Pflege
der Charitas, welche eine vorzügliche Stütze des
christlichen Lebens ist, und ohne welche es christliche
Tugenden überhaupt nicht giebt oder doch nur unfrucht-






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Druck u. Verlag von Gebr. Huber in Heidelberg
früher Verleger des Pfälzer Boten.
 
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