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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

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Nr. 131 - Nr. 140 (12. Juni - 22. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42837#0537

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bewilligung. Expedition: Ar^ugerstratzc 7.


! Beranttsonl. Redakteur: F. Z. Knappt
iu Heidelberg.

LlWlU hey 1r>.

Drucku. Verlag von Gebt. Huber inHeidelberg
! früher Verleger des Pfälzer Boten.



Der heutigen Nummer liegt „Der Kaantagsbote" Nr. 23 bei


Aus der NilürkMnWn.
Bei dem leicht erklärlichen allgemeinen Interesse,
welches die Verhandlungen der Militärkommission in
den breiten Schichten der Bevölkerung finden, tragen
wir unsern gestrigen Mittheilungen über die Donuer-
stagsitzung noch folgende Einzelnheiten nach:
Bei der Vermehrung der Infanterie hob der
Kriegsminister hervor, daß das Entscheidende
auch für die Einzelfordcrungen sei, eine Verstärkung
des jährlichen Rekrutenkontingents um 6000 Mann
wsgesammt berbeiznfübren. Abg. Richter meinte,
^aß man auch diesen Zweck unter Vermeidung neuer
Ääbe billiger erreichen könne. Der Kriegsminister
hob hervor, daß die Gleichheit der Formation die
üöthigen neuen Jnfanteriebataillone bedinge. Bei der
Abstimmung Ivurde hierauf die Verstärkung der In-
fanterie mit 20 gegen 8 Stimmen angenommen. Da-
llegcn stimmten geschlossen Freisinnige, Volkspartei n.
Sozialdemokraten, dafür geschlossen die Kartellparteien
Und das Eentrum.
Abg. Windthorst erklärte jdieie Abstimmung
für rein provisorisch. Abg. R ichter hielt es nach dem
^rgebniß der Abstimmung für überflüssig, noch weiter
W Einzelerörterungen einzutreten, die ausschlaggebende
Eentrumspartei scheine entschlossen, Alles anzunehmen,
weil sie der Vermehrung der Infanterie, bei welcher
fluch am leichtesten Einschränkungen hätten stattfindcn
wnnen, glatt zugestimmt habe. Die Abgg. Windt-
ffvrst und v. Huene bestreiten dies. Abg. Orte
*er sEentr. > lntont, daß die Abstimmnngen durchaus
btovisorisch seien. Wenn nicht mit dieser Bewilligung
ha.ri ;mssn Kompensationen stattfänden, würde den-
innigen, die später mit Nein stimmen, kein Widerspruch
hvrznwerfen sein. Abg. Rickert hebt hervor, daß
^n Theil seiner Freunde bereit war, gegen Kompen-
wtionen das, was als dringend nothwendig lnugestellt
wurde, zu bewilligen; aber jeder Ausgleich, der ge-
wünscht wurde, ist rundweg abgelehnt. Finanzpoliti-
fche Gründe sind zur Verstärkung der Ablehnungs-
9riiKde hinzugekommen. Abg. Orterer bemerkt, daß
Hoch nicht abgeschlossen sei, inwieweit Kompensationen
sintreten würden; dann erst würde sich Herausstellen,
^wieweit die Mehrheit in der Lage sei, zu aeeeptiren.
Gewisse Dinge werden erst im Plenum ihre weitere
Regelung finden. Abg. Windthorst: Unsere Ab-
Treuer Liede Lohn.
^02) Roman von ll. Rosen

(Kechdr. Verb.)
Ormond ruckte zusammen, und rächte seinen Aerger an
" n Pferden, die er mit zornigen Peitschenhieben antrieb
Giralda neigte sich zu Egon nieder. Sein Kopf ruhte
M ihrem Schoß, und leise weinend und von der unbe-
MMmten Angst um sein und seiner Schwester Loos gequält,
fwmiegte sich der kleine Knabe immer fester und inniger an
'w. „Mein armer Egon!" flüsterte Giralda, ihn zärtlich
fußend. »Gräme Dich nicht, Brüderchen, Gott wird uns
w seinen Schutz nehmen."
„ »Der Knabe erwiderte nichts- Giralda schob ihre
kwnd unterdieReisedecke und begann anden Fesseln zu zupfen,
Egon's Handgelenke zusammenhielten. Eine wilde Hoff-
fffwg stieg in ihrer Seele auf. Wenn sie Egon zu befreien,
»hm unbemerkt aus dem Wagen zu entschlüpfen und
m der Dunkelheit am Wege zu verbergen vermöchte,
'"dien sie gerettet!
r. Egon begriff Giralda's Vorhaben und hörte auf zu
'wluchzen-
Ormond blickte ruhig über die Schulter.
i, Giralda zupfte und zerrte an den Knoten, aber Wig
Mte sie so geschickt verschlungen, daß das spröde Seil allen
hren Anstrengungen trotzte.
h.. »Ich habe ein Messer in meiner Tasche, Giralda,"
Wsterte Egon. „Schneide den Strick entzwei "
>.. Giralda's Hand stahl sich in des Knaben Tasche. In
Mm Augenblick wendete sich Ormond nach ihnen um.
-M sehe was Ihr vorhabt," rief er zum maßlosen Ent-
»»en der beiden Gefangenen. „Ein Fluchtversuch? Nein,
'ein, Giralda, Sie werden mich nicht wieder überlisten."
k Er hielt die Pferde an und hob den Knaben, die Bitten
,Paida's nicht beachtend, neben sich auf den Kutschersitz.
k"nd nun, Giralda," fuhr er fort, die Pferde wieder an-
^»berd, „entfliehen Sie, wenn es Ihnen beliebt, aber
^»n Six mir entrinnen, ist Ihr Bruder verloren."
L»Jft denn kein Mitleid, kein Erbarmen in Ihrem
^Kn, Mylord," ries Giralda schaudernd. „Egon und ich

stimmuiig war eine rein provisorische nach der einen
wie nach der'anderen Seite. Zu definitiven Beschlüs-
fen werden wir erst in der letzten Abstimmung kommen.
Es werden dann ohne Diskussion auch die
weitern Heeresverstärkungen der Artillerie, der
Kavallerie, der Pioniere, des Tra i n u. s. w.
im Einzelnen mit derselben Mehrheit wie oben, also
unter Zustimmung aller Ceutrumsmitglieder, ange-
ii o m m e u.
Inzwischen werden Resolutionen der Een-
tr nm spartet der Kommission unterbreitet und ver-
thcilt. Die Anträge des Abg. Windthorst lauten:
„1s die Erwartung auszusprecheu, daß die Verbündeten
Regierungen Abstand nehmen werden von der Ver-
folgung von Plänen, dnrch welche die Heranziehung
aller wehrfähigen Mannschaften zum aktiven Dienst
durchgeführt werden soll, indem dadurch dem deutschen
Reiche geradezu unerschwingliche Kosten er-
wachsen müßten; 2> die Erwartung auszusprecheu,
daß die verbündeten Regierungen in eine etwaige
weitere Vorlage behufs Abänderung des Gesetzes über
die Friedeuspräsenzstärke des Heeres unter Aufhe-
bung der Fristbestimmung des Septen nats das
Etatsjahr al s-B ewi l l igun g sfrist aufnehmen
werden, während der Reichstag es sich vorbehält, auch
bei sonstiger sich ergebender geeigneter Gelegenheit
die Durchführung dieser Änderung der Frist zur Gel-
tung zu bringen: 2) die verbündeten Regierungen zu
ersuchen, eine baldige Herabminderung der that-
sächiichen Präsenz zeit bei der akriven Armee, sei
es durch Verlängerung der Rekrutenvakanz, sei es
durch Vermehrung der Dispositions-Beurlaubungen,
eintreteu zu lassen; 4s die verbündeten Regierungen
zu ersuchen, die Einführung der gesetzlichen zwei
jä hrigcn Dienstze it für die Fußtruppen iu ernst-
liche Erwägung zu ziehen."
Abg. Richter: Die eben vertheilten Anträge kenn-
zeichnenden S t a ndp un k t der Centru mspartei
dahin, daß sie für die Gegenwart alles bewilligt und
für die Zukunft sich damit begnügt, Wünsche auszu-
sprechen und Hoffnungen zu bekunden. Abg. Rickert
begründet darauf seinen Antrag zn 8 1: Jährliche
Festsetzung der Friedenspräsenzstärke durch das Bud-
get. Abg. Frhr. v. Huene (Cenlr.j polemisirt da-
gegen. Ein so wichtiges Gesetz dürfe man nicht an
einer solchen Bedingung scheitern lassen. Nach der
ganzen politischen Situation werde ich das Gesetz an-
nehmen. Ich bedauere deshalb die Erklärung des
Abg. Orterer. — Abg. Windthorst: Ich erkläre
noch einmal, auch den letzten Aeußernngen des Abg.

haben Ihnen niemals etwas zu Leide gethan. Ich beschwöre
Sie, lassen Sie uns qehen."
„Mir nichts zu leide gethan!" wiederholte Ormond
spottend, ..Sind Sie und Ihre Prüderes nicht, die zwischen
mich unddie schönsten Landgüter in England getreten sind?"
„Wir wollen Ihnen für unsere Freiheit jedes Lösegcld,
das Sie fordern, zugestchen. Mama wird es Ihnen gern
bezahlen,"
„Das Lösegeld, das ick verlange, sind Sie selbst,
Giralda. Sie sollen und müssen mein Weib werdcn- Ich
liebe Sie mehr als Sie ahnen, Mäochen i"
„Beleidigen Sie mich nicht mit Ihren Liebesbetheue-
rungen, ich ziehe den Haß einer Liebe wie der Ihrigen
vor."
„Mein Haß und meine Liebe sind gleich zornmüthig.
Haben Sie überigens bedacht, Giralda, oder sind Sie mit
den Auffassungen der Welt so unbekannt, nicht zu wissen,
daß dieser nächtliche Ausflug mit mir Ihren Ruf der-
maßen schädigt, daß Lord Grosvenor jetzt, selbst wenn Sie
frei wären, sich weigern würde. Sie zu heirathen?"
Giralda schwieg.
„Ich bin nicht so schlecht, wie Sie glauben, Giralda,"
fuhr Ormond nach einer Pause fort- „Die Aussicht, nach
jahrelangem Harren auf eine fürstliche Erbschaft em Bett-
ler zu werden, hat mich zur Verzweiflung getrieben, aber ich
besitze Eigenschaften, die nur der Pflege bedürfen, um mich
zu einem guten, edien Menschen zu machen Giralda, ich
liebe und verehre Sie, wie ein höheres Wesen! Ich würde
wie weiches Wachs in Ihrer Hand sein, das Sie nach Ge-
fallen formen könnten. Bon Ihnen hängt es ab, ob ich
mich zu ihrer Höhe erhebe, oder immer tiefer versinke. Sie
allein trifft die Verantwortlichkeit —"
„Ich lehne sie ab, Mylord!" rief Giralda. „Sie haben
die Verantwortlichkeit für Ihr Thun selber zu tragen.
Wenn Sie sich in der Tbat zu bessern wünschen, beginnen
Sie damit, uns die Freiheit wiederzugeben."
„Das kann ich nicht, dazu liebe ich Sie zu sehr."
„Und Sie halten es im Ernst für möglich, daß ich
den Mann heirathe, der meinen Vater kalten Blutes ins
Elend trieb ? Nimmermehr !"

v. Huene gegenüber, daß ich heute noch keine
Erklärung abgeben werde, was ich schließlich thun
werde und was ich nicht thun werde. Wenn der An-
trag Rickert angenommen würde, würde die Majorität
der Regierung gesichert sein. Heute ist die Majorität
unsicher. Wenn die Regierung den Antrag Rickert
ablehnt, haben wir nicht die Mittel, eine Beugung
ihres Willens herbeizuführen. Die Vorlage in ihrer
Berechtigung konzentrirt sich auf Vermehrung der
Artillerie. Ich will meine Brüder nicht mit einer
inferioren Artillerie in den Krieg ziehen lassen. Die
Gelegenheit ist zu einer Kraftprobe nicht günstig.
Deshalb scheint der Weg zu einer Resolution angezeigt.
Ich vertage den Kampf. Wir leiten durch die
Resolution unr die Entscheidung der Zukunft ein und
bereiten eine Etappe dazu vor. Die Eventualitäten
bei einer Ablehnung dieses Gesetzes erörtere ick nicht.
Darüber liegen uns die Verhältnisse nicht klar vor,
und wenn es der Fall wäre, so bin ich nicht in der
Lage, sie darznlegen.
Abg. Richter bezeichnete es als schwierig, mit der
C ent rn m sparte i heute zu diskutiren, da sich drei
Richtungen in derselben geltend machen Die
eine, .Ivie Frhr. v. Huene, will unbedingt alles de
willigen. Die andere, wie Abg. Orterer, will die
Annahm' noch von Kompensationen abhängig machen.
Und die dritte Richtung, vertreten von dem Abg.
Windthorst, stimmt provisorisch zu, aber erklärt sich
definitiv heute weder für, noch gegen. Frhr. v. Huene
bedauert infolgedessen die Erklärung des Abg. Orterer.
In militärischen Fragen kann es fick; immer nur nm
das mehr oder weniger Nvthwendige handeln. Legt
die Regierung ans die Vermehrung der Artillerie ein
solches entscheidendes Gewicht, so könnte um so leichter
ein Ausgleich bei der Infanterie stattfchden. Nicht
die Annahme oder Ablehnung des Antrages Rickert
über die einjährige Festsetzung der Präsenzstärke allein
bestimmt unsere Haltung. Dieselbe ergiebt sich aus
der Gesammtstellung der Regierung auch gegenüber
unserem Verlangen nach materiellen Kompensationen:
in Betreff der Verkürzung der Dienstzeit. Tie Reso-
lutionen sprechen eine Erwartung aus. Wenn aber
mit dem Aussprechen dieser Erwartung die Annahme
des Gesetzes erfolgt und die Regierung dann die Er-
wartung nicht erfüllt'? Was dann'? Ein verhäl'tniß-
mäßig heute noch leichter Ausgleich wird vermieden.
Die Ansprüche der Regierung werden sich steigern,
und die Gegensätze in der Zukunft sich noch schroffer
gegenüber stehen.
Abg. Liebknecht erklärt sich seiner Verantwort-

, Gegen Morgen verzog sich Nebel und Regen, aber die
Luft wurde kälter und Giralda fror trotz der schützenden
Decken, die sie umhüllten. Egon war eingeschlummeri.
„Sie werden bald in Ihrer neuen Hcimath sein."
unterbrach Ormond das lange Stillschweigen, „und Sie
sollen diese nur verlassen, wenn Sie versprechen meine Gattin
zu werdcn."
46. Kapitel.
Giralda's neues Gefüngniß.
Die Sonne wurde schon am Horizont sichtbar, als Or-
mond das Haus erblickte, das er für seine Gefangene zc-
miethet hatte. Es stand von dichtem Buschwerk umgeben
auf einer Anhöhe, sah düster und verwahrlost aus und war
fest verschlossen. Zwischen dem Wohngebäude und einem
niedrigen strohgedeckten Stall dehnte sich der Garten ans.
Die Einsamkeit und Oeve des Ortes befriedigten Or-
mond im höchsten Grad. „Dort ist ihr Heim, Giralda,"
rief er, auf das Haus deutend. „Sehen Sie, wie fern es
von jeder anderen menschlichen Wohnung liegt. Hier, in
dieser Einöde wird Sie Niemand suchen."
Mit dem Knaben im Arm sprang er vom Bock und
schloß die Eingangspforte auf. Giralda folgte ihm. „Wo
bist Du, Giralda'?" rief Egon erwachend und ängstlich um
sich blickcnd-
„Hier, Kind, ich bin bei Dir," beruhigte die Schwester
ihn.
„Bitte, steigen Sie die Treppe hinaus," lud Ormond
das Mädchen ein, während er den Knaben hinauttruz.
Er führte seine Gefangenen in ein freundlich möblirrss
Zimmer, an das ein Alkoven mit einem sauberen Himmel
bett stieß, dem zur Seite ein mit grünem Schnurwerk ver-
gittertes Kinderbett stand.
„Das ist ihr Zimmer, Giralda," bemerkte Ormond,
Egon in einen Lehnsessel setzend. „Sie können Ihren
Bruder von seinen Banden befreien, während ich hinunter^
gehe, Ihnen Ihr Frühstück zu bereiten. Ich brachte aus
Dalton Vorrath auf mehrere Tage mit. Wig wird noch
ausreichender sür die Speisekammer seiner Pflegebefohlenen
sorgen."
(Fortsetzung folgt-)
 
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