Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

DOI chapter:
Nr. 111 - Nr. 120 (17. Mai - 29. Mai)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42837#0461

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
INMl.

Volk

Kl.

il».
.-

cke,

lasse 2
gen, sowi^
änken,
orjeUa»<

1 gewaschen
endunge»
edienung'
ntrau,

(>re>s,qr«c»»t
ilb.
2. p»i.-
lrkriLk

r wenn Vic'
ckmäßig ab-
ipogravbisch
gestatte! sind
lige Wahi
cd en, wende
euuUI>«e<
zmarkt und
elung emes
Inseraten'
ie Original-
Rabatte de»
ituts nebelt
rtionskoster»

'pnlrne,
ng,
Ache A

Inserate die 1-spaltize Petitzeile oder deren Raum 10
Reklame 25 Für hiesige Geschäfts- und Privat-
anzeigen, sowie sür Jahres-Anzeigen bedeutende Rabatt-
bewilligung, Expedition: Zwingerstratze 7.

Ber antwort l. Redakteur: F. 2. Knappe
in Heidelberg.

ssiMi
rutschen
i. s. w.

Kupfenftcheir-
-Maaren,
ftiq von Lar-
' Papier,
ftchnivardeitep-
ung. '
eis-unk Polier-
in, Horn und"
polieren aller
e nicht,
t zum lieber--'
i,
re, sür Leder-'
ur BewnkuuK
ieugunz eines
mstände und

Sie mich soeben beehrt haben. Ich bitte Sie, dem
Grafen Hatzfeldt kein Sterbenswörtchen davon zu ver-
rathen, denn er wäre nicht so unabhängig wie ich, er
wurde alles dem Könige berichten. Ermessen Sie hier-
nach die Konsequenzen." Der Kaiser hatte vergessen,
welche Bande den Vorgänger Wilhelms I. mit Eng-
land verknüpften. Er erinnerte sich dessen jetzt und
dankte mir ein paar Tage später lebhaft für mein
Schweigen. Ein einziges seiner Worte, damals dem
König von Preußen berichtet, hätte einen Brand in
Europa entzündet.
Der Fürst lobte dann Frankreich, Paris, Toulouse,
Biarritz. An letzterem Orte habe er keine Politik ge-
trieben, denn es war unmöglich, dem Kaiser ernste
Dinge vorzutragen ; aber in St. Cloud habe er desto
mehr geredet und gehört.
Mein Sonverain sah den Kaiser 1867 bei der
Ausstellung. Ein Jahr nach 1866! Da haben wir
allerdings Politik getrieben. Es war das Jahr der
Luxemburger Asfaire. In meiner Umgebung wollte
Jedermann den Streit benutzen, um Frankreich den
Krieg zu erklären. Wir hatten vervollkommnete Waffen,
Frankreich nur altes Zeug. Wir hatten eine vollen-
dete Organisation, unsere Landlvehr und den Land-
sturm ; Marschall Niel, dessen Rose Sie hier sehen,
— sprechen Sie Niel oder Nil? — hatte kaum vom
Lorpn löZisI-rtik die Schaffung der Mobil-Reserve er-
langt, und die Soldaten hatten noch kein Chassepots.
In meiner Umgebung drängte man auf die Erklä-
rung eines Krieges, dessen Ausgang nicht zweifelhaft
war, denn Sie waren nicht gerüstet, noch weniger.
als 1870, während wir siegesberauscht waren. Ich
weigerte mich jedoch absolut, den Krieg zu erklären,
da man Alles friedlich beilegen könne, und das ist
denn schließlich auch gelungen. Meine Gründe —
und hier hob sich die Gestalt des Fürsten, seine Augen
wurden feucht, und seine Stimme wurde ernst —
waren die, daß ich die notorische Inferiorität eines
Volkes niemals als genügenden Grund für eine Kriegs-
erklärung gelten lassen kann. Ich sagte dem Könige,
meinem Herrn, daß die Stunde der Schlackt Gott
gehöre nnd das Geschick des Kampfes von der Vor-
sehung abhänge, daß aber kein Volk das Recht habe,
ein anderes anzugreifen, einzig weil es das stärkere
und das andere das schwächere ist.
(Fortsetzung folgt)

! Drucku.BerlagvonGebr. Huber inHeidelberg
früher Verleger des Pfälzer Boten.

1890

KMMchc BMnWki du dm Mm
I
Henri des Houx, der Mitarbeiter des „Matin",
^'ar am 24. und 25. April in Friedrichsruh und ver-
öffentlicht nun seinen Bericht. Er machte eine Stu-
-ffnreise durch Deutschland und beschloß, den Fürsten
ihismarck aufzusuchen. Er war sehr erfreut, als dieser
!>ch bereit erklärte, ihn zu empfangen; er wurde zum
4iner eingeladen und blieb mehrere Stunden beim
mirsten. Sein Bries verbreitet sich zunächst über
Äußerlichkeiten, die BesitzungFriedrichsruh, Aussehen
Fürsten, seine Familie, die Tafelfreuden, die Pfeife
iss Fürsten, das Benehmen der „Reichshunde" u.s. w.
^as Gespräch bei Tische drehte sich natürlich auch
Ä Politik, war aber für das Innere, insbesondere
füglich des Rücktritts des Fürsten, nicht sehr aus-
^ebig. Der Franzose war höflich genug, nicht an
^e offene Wunde zu rühren. Er schreibt:
Eine Art Scheu zwang mich beinahe, die Ohren
verschließen, als in der Familienvertraulichkeit die
Unterhaltungen zu Bekenntnissen führte, die nicht für
^ich gemacht waren. Uebrigens war der Fürst selbst
^'ich sparsam mit Anspielungen auf das Ereigniß. Er
^innerste nur beiläufig an seine triumphähnliche Ab-
stise aus Berlin und die 6000 Bewunderungstelegramme,
er in den drei Tagen nach seinem Rücktritt in
friedrichsruh empfing. „Es war", sagte er, „ein
^bsches Begräbniß, ein Begräbniß erster Klasse, wie
^au bei Ihnen in Frankreich sagt, und doch lebe ich
^ch." Und dann fügte er bei: „Ich kann nicht be-
reifen, wie das französische Gesetz den Rücktritt oder
Ä Unthätigkeit von Generalen und Beamten ver-
engen kann, wenn sie 60 oder 65 Jahre alt sind.
Hüs kann noch die Zeit der vollen Kraft sein. So
Ä ich mit 75 Jahren kaltzestellt worden (wörtlich
um koncku I' oreillo, man hat mir das Ohr ge-
halten), und doch fühle ich mich noch sehr jung, viel
«! jung, um nichts zu arbeiten. Ich war an die
Politik gewöhnt; jetzt fehlt sie mir" Da ich meine
Wichen Zweifel an die Endgiltigkeit des Rücktrittes
"»drückte, erwiderte er: „O, es ist aus, ganz aus,
hchr als Sie glauben, mehr als Sie jemals glauben
^"nen ..."
.. Reichhaltiger sind die Aeußerungen des Fürsten
tzix politischen Gegenstände von allgemeiner Natur
'"d historischem Interesse. Wirstellen die bedeutenderen
Wstehend zusammen:
^Dkeine frühesten Erinnerungen an Paris beziehen

sich auf das Attentat Orsini's Die Kaiserin Eugenie
sagte ein paar Tage darauf zu mir: Ich bin über-
zeugt, daß der Kaiser /Napoleon III.) nicht durch
Feuer, sondern durch die blanke Waffe fallen wird".
Das war ein falsches Oratel, denn der Kaiser hat
die Schlachten Italiens und Frankreichs überlebt. Er
starb an einem Schnitt des Operationsmessers.
Deutschland füllt jetzt seine Grenzen aus, wir sind
zufrieden und ich schlafe ruhig in meinem nunmehr
fertigen, Deutschland. Wir sind nicht wie Ihr. Eure
Kaiser und Könige suchen immer Jemand, gegen den
sie die Expansionskraft Ihrer Rasse verwerthen können.
Im Jahre 1857, als ich in Paris war und Graf
Hatzfeldt Preußen in Paris vertrat, lud mich Napo-
leon der III. nach den Tuillerien und sprach — es
mar noch vor dem Attentat Orsini's — Folgendes zu
mir: „Zwei politische Wege stehen mir offen. Der
eine führt Frankreich an die Rheingrenze und würde
mich zwingen, die 3'/? Millionen Einwohner der
Rheinprovinz (der Kaiser war nicht sehr stark in der
Statistik und übertrieb die Bevölkerungsziffer der
Rheinprovinz) zu anexiren, und ebenso Belgien. Die
Eroberung Belgiens würde mich zwingen, wie Ludwig
XIV., nach Holland zu gehen; denn was ist Holland
ohne Belgien? Wir müssen die ganze Mündung des
Rheins und der Maas haben, diese Politik würde
mich führen, wohin sie Ludwig XIV. geführt hat: vor
eine europäische Koalition gegen Frankreich, das will
ich nicht. Ich werde nicht die Fehler begehen, die
uns schon einmal so viel gekostet haben. Ich ziehe
den andern politischen Weg vor. Ich will aus dem
Mittelmeer keinen französischen See machen, aber die
französische Flagge muß das Mittelmeer beherrschen,
und darum muß ich die Engländer daraus vertreiben.
Hiezu sind zwei Dinge nöthig: Eine Allianz der
neutralen Seestaateu gegen England und die Schaff-
ung einer Mittelmeermacht, die Frankreich befreundet,
verbündet und verpflichtet ist. Diese Macht ist Italien.
Ich wünsche, daß Preußen mich dabei unterstützt.
Seine Flotte soll sich mit der unserigen gegen England
vereinigten, dann soll es mich Oesterreich den Krieg
erklären lassen, ohne sich um den Bundestag zu
kümmern." Ich hätte den Kaiser können fragen, wie
sich diese Politik mit dem Krimkrieg vereinigen lasse,
aber ich begnügte mich, ihm zn sagen: „Sire, Fried-
rich Wilhelm IV. hat keinen treueren, aber auch keinen
unabhängigeren Nnierthan wie mich. Ich bin der
einzige seiner Vertreter, der seine Unabhängigkeit so
weit treiben kann, ihm auch nicht ein einziges Wort
von der vertraulichen Enthüllung zu sagen, mit denen
interessiren, werde ich wissen, dah Sie mir Giralda der-
einst nicht versagen werden."
„Sie baden Recht, mein Sohn," bemerkte Beatrice.
„Die Zeit von Ihrer Liebe zu sprechen, ist noch nickt da,
aber empfangen Sie unseren heißesten Dank für ihre Unter-
stützung, die wir freudig annchmen."
„Wem meine Frau vertraut, der ist auch meines Ver-
trauens sicher, Mylord," sagte Gottfried.
„Das Nächste, was wir zu thun haben," rieth der
junge Mann, nachdem er seine Rührung überwunden hatte,
„ist, diesen Landsitz zu verlassen Ormond kann jeden Augen-
blick mit Polizeibeamten erscheinen."
„Wir sind zur Abreise gerüstet, wissen aber noch nicht,
wohin wir uns wenden sollen," entgegnete Gottfried sor-
genvoll.
„Auf dem einen meiner Güter wären Sie so sicher,
wie in einem fremden Lande. Ich habe Ihnen bereits ein
Schreiben an meinen Verwalter mitgebracht. Sie, gnädige
Frau, sollen nach London zurückkehren, um dort Ormond's
Schritte zu überwachen."
„Aber meinen Sohn, meinen Egon?" fragte Beatrice,
durch Rupert's Stimme, der nach ihr rief, an ihren Jüng-
sten erinnert.
„Das ist unser ältester Sohn Rupert," erklärte Gott-
fried, als der Knabe in's Zimmer trat- „Unser Jüngster
war im Garten, als Ormond sich entfernte, und wir glauben,
daß er ihn mitgenommen hat."
„Nicht unmöglich, daß der Bösewicht sich noch eine
zweite Geißel sichern wollte. Jedenfalls soll der Kleine
morgen wieder in ihren Händen sein, gnädige Frau,"
tröstete Grosvenor, „hier ist der Brief an meinen Verwalter.
Sie haben doch einen Wagen?"
„Ja, Mylord."
„Fahren Sie mit diesem bis zur nächsten Station, auf
dem hiesigen Bahnhof könnte Ihnen ein Spion Ihres
Vetters auflauern, Herr Trewor. Nehmen Sie Rupert
mit, Ihre Frau Gemahlin bleibt bis morgen hier und
reist in meiner Begleitung nach der Stadt zurück. Den
Weg, den Sie einzuschlagen haben, finden Sie auf diesem
Blatte verzeichnet."

*

Treuer Siebe Sohn.
Roman von U. Rosen
(Nachdr. Verb.)
Das Läuten wurde immer ungestümer.
Marie flog durch den Garten um zu öffenen.
»O, es ist Egon. Einen Fremden würde Marie nicht
M die Schwelle lassen," murmelte Beatrice, als sie die
Mr aufschließen hörte.
h. Die Schritte eines Mannes klangen zu den Lauschen-
de»! Hinüber- Fest umschlungen harrten sie des Feindes,
" sie erwarteten So standen sie da, als Marie, ihnen
" jungen Lord Grosvenor zuführte.
Ich habe die Ehre, Lady Beatrice zu begrüßen, und
R dem Grafen Arevalo vorzustellen," sagte der Fremde.
«Lord Grosvenor, Sie hier ?" fragte Beatrice erstaunt.
L «3a, gnädige Frau, ich bin in Ihre und Ihres Gatten
d.f"hällnisse eingeweiht, und habe mir gelobt, Ihnen und
ikj, unschuldig verfolgten Gottfried Trewor behilflich zu
Licht in das Dunkel zu bringen, das sein Leben um-
sx,„ rte. Ich weiß auch, daß Lord Ormond soeben mit
b„"kn Drohungen hier war, und Ihnen vielleicht eine
k^Msträubendc Geschickte von Ihrem Fräulein Tochter
iei», ja," rief Beatrice. „Meine arme Giralda ist
Gefangene."
Zjg.-Ick komme im Auftrag der jungen Dame, Ihnen
!>, Zucht über ihre Sicherheit zu geben. Sie befindet sich
tz,.^ckloß Trewor unter dem Schutz ihres Onkels, und
"wnd ah,,t noch nickt, daß seine Pläne durchkreuzt find."
Hy, "Giralda in Sicherheit?" schluchzte Beatrice. „Sie
meine Tochter gesehen, Paul, und von ihr Alles
mhren?"
-Ja, gnädige Frau, die Vorsehung gewährte mir das
l>ii»r ' Giralda befreien und ihrem Onkel zurückgeben
zu st"- Ehe ich weiter berichte, gestatten Sie mir, Ihnen
vxij°Oennen, daß ich Giralda liebe und von ihr wieder
tzO'kdi wxrdx Sie, gnädige Frau, kennen mich seit meinen
°e«jahren. Jetzt ist nicht der Augenblick von meinen
VRkn und Hoffnungen zu sprechen, aber wenn sie mir
^rlaubniß ertheilen, mich für Ihre Angelegenheiten zu

Deutsches Reich.
* Berlin, 20. Mai. Ein Verwendnngsplan über
die zu erhöhende Fried ens präs en z stärk x
Mittlerweile war der Kutscher vom Bahnhof zurück
gekehrt und meldete, daß Egon mit Lord Ormond in der
Bahnhofshalle an ihm vorüdergebraust sei und ihm
weinend zugewinkt habe.
„Jetzt mußt Du fort, Gottfried, jede Minute bringt
die Gefahr näher," ermahnte Beatrice den Gatten. Ich
werde Dir oft und ausführlich schreiben, Geliebter, und
Dich von Allem unterrichten."
Gottfried Trewor schloß seine Frau an das Herz,
während sein kummervolles Gesicht sich Grosvenor zu-
wendete.
„Sie sehen, Mylord," sagte er mit gebrochner Stimme,
„in welcher Lage ich mich befinde. Ich muß fliehen, ohne
einen Schritt zu der Befreiung meines Sohnes tbun zu
können: ich darf nicht einmal einige Minuten zögern, um
meine Frau zu trösten. Sie haben ein treues Gesicht, ein
gefühlvolles Herz, Sie lieben Giralda! Bei dieser Liede
beschwöre ich Sie, wachen Sie über die Meinigen!"
Noch einige letzte Abschiedsworte, eine innige Umar-
mung, und Vater und Sohn rissen sich los, und stiegen in
den bereit stehenden Wagen. Die Thür schloß sich mit
lautem Gerassel hinter ihnen.
35. Kapitel.
Ormond entwickelt seinePläne.
Lord Ormond war dem blondlockigen kleinen Egon
im Garten begegnet, nachdem er Gottfried Trewor die
Versicherung seines unauslöschlichen Hasses und seiner
nahen Rache gegeben batte. Das Herz des Bösewichts war
voll Bitterkeit und Wuth, und der Anblick des Knaben
schürte die Flamme seines Zornes zu neuer Heftigkeit auf.
Oyne zu überlegen, was er that, in dem Krude nur ein
Werkzeug entdeckend, mit dem er Beatrice und ihren Gatten
zu quälen vermochte, hatte er es in seine Arme genommen,
und war mit ihm nach dem Bahnhof geeilt. Erst als er
unterwegs nach London allein in seinem Coupee dem leise
schluchzenden Kinde gegenüber saß, vergegenwärtigte er sich
die volle Bedeutung seiner grausamen That.
„Ich habe sehr klug gehandelt," dachte er selbstgefällig-
„Sie werden es nicht wagen, mich telegraphisch anhalten
zu lassen, um Beatricen's Geheimniß nicht zu gefährden

Badischer
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
?bonnementöpreid mit dem wöchentlichen Untechalwngs-
^tt „Der SvnntagSbote" für Heidelberg monatlich SS H
Trägerlohn, durch di e Post bezogen riertelj. 1.80 franco.
 
Annotationen