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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

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Nr. 81 - Nr. 90 (11. April - 22. April)
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klaube ich

Sein Ge-

Drucku. Verlag von Gcbr. Huber inHeidelbekg
früher Verleger des Pfälzer Bote«. !

täglich mit LvSinchme der Sonn-u. Feiertage.
^b«SNr«eut»preiSmrt dem «Schrnüichrn UnterhaltungS-
»DerSonotagSbote" für Heidelberg monatlich KS^
T^TrLgerlohn, durch di e Post brzogm Viertels. 1.M franco.

welche (Vergl. gestr. Ausgabe des „Bad. Volksb.")
der Äfrikareisende Reichert im Auftrage Emin Pa-
schas in Berlin machte, sind ein für alle mal die
Zweifel beseitigt, welche noch über den wahren Zweck
der sogenannten Emin-Befreiungsexpedition der Eng-
länder bestehen konnten. Es erklärt sich auch, wes-
halb Stanley sofort, nachdem er auf dem Rückzüge
mit Europa wieder in Berbindung getreten war, un-
ermüdlich seine Feder in Bewegung setzte, um Emin
zu diskreditiren. Emin wollte nicht nach seiner Pfeife
tanzen, deshalb mußte er als gänzlich werthloses In-
dividuum verschrieen werden, damit er nicht den eng-
lischen Erobernngsplänen gefährlich werden konnte.
Jetzt hat Stanley allerdings erfreulicher Weise den
gegen Emin angeschlagenen Ton geändert, aber die
Gehässigkeit seines früheren Verhaltens wird dadurch
nicht aus der Welt geschafft. Einer Timesmeldung
aus Zanzibar zu Folge, würde Emin Pafcha kom-
mende Woche von Bagamvyo nach dem Innern auf-
brechen. Die Dauer der Expedition ist für etwa 9
Monate berechnet. — Die Prinzessin Viktoria
von Preußen empfing an ihrem vorgestrigen Geburts-
tage außer kostbaren Geschenken der kaiserl. Familie
auch reiche Blumenspenden aus der Gesellschaft. Te-
legramme kamen n. A. vom Prinzen Heinrich, der
Kronprinzessin von Griechenland, dem Großherzog u.
der Großherzogin von Baden und dem Kronprinzen
von Schweden an. — Die Stellung eines katholi-
schen D iv i s ivn s p fa rre r s in Erfurt ist der
„Krzzg. "zufolge aufgehoben; statt dessen wird inSpandau
ein solcher eingestellt, da in Erfurt nur 6—700 kath.
Soldaten, in Spandau aber ziemlich viel mehr sind.
* Berlin, 14. April. Die Mittheilungen über
den gegenwärtigen Stand der Saaten in Preußen
schließt der „Reichsanzeiger" mit folgender allgemeinen
Uebersicht: Nach dem Inhalt der" vorstehenden Mit-
theiluugen sind trotz des Mangels einer ausreichenden
Schneedecke in Folge der vorherrschend milden Wit-
terung die Saaten meist gut durch den Winter gekom-
men, so daß der Stand derselben im Allgemeinen als
zufriedenstellend, theilweise sogar als vorzüglicb be-
zeichnet werden kann. Weniger befriedigend lauten
hauptsächlich die Nachrichten aus einem Theile der
Rheinprvvinz. — Auch die Kleefelder zeigen gegen-
wärtig, soweit Meldungen vorliegen, fast überall ein
gmes Aussehen und berechtigen zu guten Hoffnungen.
Die Feuchtigkeit des Erdreichs ist in mehreren
Distrikten, so im südlichen Theile der Provinz Sach-
sen und in Schleswig-Holstein, der Frühjahrsbestel-
lung bisher hinderlich gewesen, im Allgemeinen bat .

tionen gleichzeitig über die Oftafrikanische Gesellschaft
und über deren Leiter die statutenmäßig dem Reichs-
kanzler zusteheude Aufsicht ausüben wird.
3. Der Reichskanzler ist ermächtigt, je nach
Bedürfniß die erforderlichen Summen aus den dis-
poniblen Fonds des Staatsschatzes zu erheben.
In der Begründung heißt es: „Der Sultan von
Zanzibar, welcher mit der Ostafrikanischen Gesellschaft
den Vertrag vom 28. April 1888 abgeschlossen hat,
ist nicht mächtig genug, um dieselbe bei der Ausübung
der ihr verliehenen Rechte zu unterstützen, und die
Gesellschaft selbst verfügt nicht über hinreichende Kräfte,
um sich an sämmtlichen Küsteupmikten gegen die ara-
bischen Sklavenhalter zu Vertheidigen." Die Gesell-
schaft ist also nothwendig an der Vertheidigung der
Gesellschaft betheiligt, und nicht allein gegen die aßßeren
sondern auch gegen die inneren Feinde.
Die in Anwendung des Gesetzes ergriffenen Blaß-
regeln haben noch besser als die Begründung gezeigt,
welche Veränderungen unter dem Druck der Ereignisse
das ursprünglich von der kaiserlichen Regierung be-
folgte Kolonialsystem erleiden mußte. Hauptmann
Wißmaun wurde an der Spitze einer kleinen Armee
von lOOEuropäcrn und 800 Eingeborenen, Somalis
und Znlns, mit einer wirklichen Expedition ins Innere
des Landes betraut. Der Sieg, welchen derselbe im
Anfang Mai über den arabischen Führer der Auf-
ständischen, den Sklavenhändler Buschiri, davontrug,
hat gewiß alle Freunde der Civilisation nud Mensch-
lichkeit erfreut, und die spätere summarische Bestrafung
Buschiris mag wohl Vielen allzu „exemplarisch" er-
schienen sein, doch läßt sich dieselbe durch die Umstände
vollkommen rechtfertigen.
Durch das Vorrücken Emin Paschas unter deutscher
Flagge und mit großer Macht wird nun eine neue
Aera für noch thätigere Einmischung der deutschen
Regierung eingeleitet. Deutschland thut hiermit die
ersten Schritte, um die ihm schon vertragsmäßig zu-
gesprochenen Gebiete durch Verträge mit den Häupt-
lingen fester an sich zu ketten und ihnen durch Zu-
führung von Truppen Achtung einzuflößen und Schutz
zu gewähren. Die englischen Zeitungen betrachten
diese Maßregel bekanntlich als einen Eingriff in die
Rechte Englands. Es ist jedoch anzunehmen, daß
die englische Regierung nicht eine Stellung zu dem
deutschen Vorgehen annehmen wird, welche den Aeußer-
nngen der englischen Presse entspricht.

Beran twvrtt. «Sattem: F. L. Knappe
m Heidelberg.

und Redlichkeit glaubte, geben Sie nur Ihr Kind, Gräfin.
Ec war nächst seiner Mutter das einzige Wesen, das ich
bis jetzt liebte. In jenen fernen Tagen träumte ich von
einer Zukunft, in der seine SöNie und Töchter meine Knie
umspielen würden. Er war damals mit einer vornehmen
schönen 'Lame verlobt, die, wie ich zuweilen vermuthe,
seinetwegen unvermählt geblieben ist. Es waren eitle
Träume, aber sie werden mir verwirklicht scheinen, und ich
werde glauben, daß es sein Kind ist, das ich liebe, wenn
Giralda bei mir ist. — Wollen Sie ihr gestatten, mir zu
folgen, Frau Gräfin?"
„Ja, sie mag gehen," erwiderte Beatr ce mit unsicherer
Stimme.
Lord Trcwor's Gesicht strahlte vor Freude. Er hatte
sich die Adoption des holden, liebenden Geschöpfes in den
Kopf gesetzt, und war überglücklich, einen Erfolg davonzu-
tragen, wo er sich schon auf ein Fehlschlägen vorbereiten
zu müssen glaubte.
„Gnädige Fran!" ries er mit einer Feierlichkeit, die
echtem Gefühl entsprang, „ich will Ihr Kind hütey wie
den Apfel meines Auges. Mein Haus steht den Ver-
wandten Gwaldas zu jeder Zeil offen, und was ich für Sie
und die Ihrigen thun kann, wird geschehen, und von nur
als eine mir gewährte Gunst betrachtet werden "
Beatrice dankte mit edler Würde. „Ich habe nur die
eine Bedingung zu stellen," schloß sie, „daß meine Tochter so
sorgfältig geschützt und behütet werde, als ob Sie, Herr
Marquis, wirklich ihr Vater wären. Ich sagte Ihnen,
daß ich viel von Ihnen gehört habe; ich hörte auch von
Ihrem Neffen, einem leichtfertigen Mann. Mein Kind
soll vor j der Berührung mit ihm bewahrt werden.
.Wenn Oduard Ormond wagt, Giralda zu lange an-
zublicken, wird er mein Schloß Zeit meines Lebens nicht
wieder betreten dürfen," beiheuerte der alte Edelmann.
„Ader er wird auch ohnehin nicht nach Trewor-Park
kommen. Er Pflegte mich niemals oft mit seinen Besuchen
zu belästigen, und seine Wanderungen im Osten haben ihn
nicht liebevoller gemacht. Seien Sie versichert, Gräfin,
daß er Giralda nur in meiner Gegenwart und dann auch
nur durch Zufall sehen wird "

DeMImit ck SckmImU
III.
»4C Welches waren nun die Ursachen dieser be-
^auernswerthen Ereignisse? Zweifelsohne trugen der
Haß gegen die Fremden, der Neid der arabischen Kauf-
leuie und die Furcht derselben, daß ihre Sklaventrans-
dvrte unterdrückt würden, viel dazu bei. Allein die
Hohl der auf die unermeßlichen Gebiete von Ostafrika
dertheilten Araber ist verhältnißmäßig sehr gering,
*wd es scheint erwiesen zu sein, daß die gesammte
Angeborene Bevölkerung an dem Aufstand Antheil
Rchm. Aus einem sehr strengen Telegramm, welches
Fürst Bismarck am 6. Oktober 1888 an den deutschen
Generalkonsul in Zanzibar richtete und welches in
°ein am 8. Dez. im Reichstag vertheilten Weißbuch
Enthalten ist, geht deutlich hervor, daß das hochmüthige
Benehmen der Angestellten der Gesellschaft, deren Miß-
achtung der Rechte der Eingeborenen, deren gewaltsames
Vorgehen und die Unklugheit, mit der sie ihren eben
io ungerechten als unpolitischen Forderungen durch
sie Matrosen der kaiserlichen Marine Nachdruck ver-
mißen ließen, die Hauptursachen dieses Wuthausbruches
ü'aren, dem mehrere der unglücklichen Agenten schon
ersten Tage zum Opfer fielen. Der Kanzler gab
Minern Tadel in folgenden, höchst bezeichnenden Worten
Ausdruck: „Nach meinem Dafürhalten war das ganze
Avrgehen mehr energisch als klug. Außerhalb der
Tragweite unserer Schisfskanonen aber kann die Energie
sur Opfer im Gefolge haben, welche in keinem Ver-
Mtniß zu dem von uns verfolgten Ziele stehen."
In richtiger Erkenntniß des Ernstes der Sachlage,
Uhd jedenfalls von dem Wunsche ausgehend, das Land
sucht weiter, als absolut nothwendig sei, in Mitleiden-
schaft zu ziehen, spaltete Fürst Bismarck die Kolonial-
Aage in zwei Theile: eine internationale, welche die
Ausführung der in der Berliner Konferenz ausge-
chrvchenen Wünsche behufs Unterdrückung des Sklaven-
handels zum Gegenstände hat, und für deren Lösung
ein Einverständniß zwischen verschiedenen See-
Utächien herbeisührte; eine andere nationale, für deren
Losung er die Unterstützung des Bundesrathes und
Reichstages verlangte und erhielt. Die Folge
Achon war einerseits die Blokade eines Theiles der
"üste von Afrika, und anderseits das durch den Reichs-
u^g erlassene Gesetz.
Die übrigen Artikel dieses Gesetzes sind folgende:
2. Die Vollstreckung der nothwendigen Maß-
A'geln wird einem kaiserlichen Kommissär übertragen,
sicher unter Beobachtung der ihm ertheilteu Jnstruk-
Lrever Liede Kohn.
Roman von U. Rosen.
(Bachdr. Verb.)
L „Sie kennen Giralda erst so kurze Zeit," bemerkte
Beatrice, den Lockenkopf der Tochter streichelnd.
«Mir ist auch nur noch kurze Zeit zur Knüpfung eines
Mundschaftsbandes gestattet, Frau Gräfin, wendete der
Marquis cm. „Mir find wahrscheinlich nicht mehr viele
^ahre gegönnt. Gewähren sie meine Bitte, die Ihnen nichts
aubt aber mich unendlich beglückt. Ich will Ihrer Tochter
Za hübsches Vermögen hinterlassen und zu diesem Zwecke
morgen mein Testament aufsetzen. Ich besitze eine
cfvßc Summe ersparten Geldes. Dieses und em von
?fklner Mutter ererbtes Gut soll auf Giralda übergehen,
M Alles, was ich dafür verlange, ist Ihre Gesellschaft,
darf Eltern und Geschwister besuchen, so oft sie mag,
ZE. soll jedes Vorrecht hoben, das meiner Enkelin gebührt,
?üeuerschast, Equipage, Gesellschaft, Schmuck und Kleider,
j-diel sie wünscht. Ich werde mich glänzend belohnt
Z>len, zu wissen, daß cs Jemand in der Welt giebt, der
'Eh aufrichtig liebt, und sich freut, daß ich lebe."
Beatrice zögerte scheinbar.
s^. „Giralda sagte mir, daß Sie Schauspielerin sind,"
OV Lord Trewor nach einer kurzen Pause fort, „und
L» sie wünscht, der Eltern Last zu erleichtern. Ich will
Üdem mütterlichen Ehrgeiz zu genügen und Giralda
Eklich zu machen trachten. Du, mein Kind, vertraust
HZ doch und bist bereit, mit mir zu gehen?' wendete er
dlötzlich an Giralda.
zü„,»Ja, Herr Marquis," antwortete das junge Mädchen,
Uli "sch zu Beatrice ausblickend. „Ich weiß, Mama wird
"ihre Einwilligung nichl versagen."
.Die Mutter schwieg noch immer- Im letzten Augen-
sy 7 stiegen ibr wieder Zweifel auf, ob sie ihr Kind einen
schwierigen Pfad wandeln lassen dürfe.
d,,.,»Giralda sollte mir schon aus dem Grunde gehören,
lZ" sie entschieden das Gepräge der Trewor'jchen Familie
^Lt," bemerkte der Marouis. „Wenn ich nicht wüßte,
Ko? sie spanischer Abkunft M, würde ich sie für eine Trewor
E'en. Ihre Tochter jagte mir, daß Sie Engländerin

Deutsches Reich.
Berlin, 13. April. Durch die Enthüllungen,
von Geburt seien. Ist es nicht möglich, daß Sie von einem
Zweige der Trewor'jchen Familie abstammcn, Frau Gräfin?"
Beatrice verneinte.
Die Augen des Marquis ruhten für kurze Zeit auf
dem Mädchen. „Es ist wahr," sagte er mit veränderter
Stimme, „daß Giralda's Aebnlichkeit mit meiner Familie
dazu beitrug, mein Internste für Ihre Tocgter zu er-
wecken, aber cs war noch etwas Anderes, das mich so un-
widerstehlich zu ihr hinzog, ihre Augen, Frau Gräfin
Und diese Augen gleichen so sehr denen einer Person, die
ich einst namenlos liebte. Sie waren die süßesten und
ehrlichsten, die jemals aus einem sonnigen Knabengesickt
leuchteten ! Wenn ich in Giralda's Augen sehe, D,
wieder in die seinigen zu blicken, als sie noch unschuldig
und rein waren."
Der alte Mann starrte trübe vor sich hin. _
sicht war von einer Blässe bedeckt, die nicht der körperliche
Schmerz verursacht hatte, u um seine Lippen zuckte es wie
von mühsam unterdrückter Erregung.
Giralda vermochte ihre Thronen nicht zurückzudräugen,
und ihrm Kopf aus der Mutter Schooß bettend, weinte sie
laut. Auch Beatrice kämpfte mit ihrem Mitleid. Die
Bitterkeit und Einsamkeit eines ganzen Lebens sprach aus
den Worten des Greises, und der Wunsch nack einer Ver-
söhnung zwischen ihrem Gatten und seinem Onkel wurde
von diesem Augenblick an ein leidenschaftlicher. Sie hatte
den Marquis seit vielen Jahren gekannt, aber ihr gegen-
über hatte er immer den herzlosen Menschenfeind hervor-
gekehrt.
Bei dem Geräusch von Giralda's schluchzender Stimme
wendete sich der Marquis erstaunt nach ihr um.
„Ach, das kleine mitleidige Herz," murmelte er, und
ein Lächeln der Freude verklärte seine stolzen Züge. „Sehen
Sie. Gräfin, wie sehr das Kind mich liebt! Die Kleine
weiß, daß der Knabe, von dem ich redete, ein Heuchler, ein
Meuchelmörder war," ries er und aus seinen Augen,
schoßen Blitze. „Er war es, der mich zu dem machte, was
ich bin ! Ich fluche feinem Andenken, und wenn er lebte,
würde ich ihn erbarmungslos vernichten. Zur Erinnerung
an die glücklichen Tage, in welchen ich noch an seine Liebe

Inserate die 1-/paltige Petitznle oder deren Raum 10
Organ far Walirlmt, Freckeü L AM. W7ZL
bewilligung. Expedition: Zwingerstratze 7.
1890

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