Blidischcr
täglich mü Ausnabme drr Sonn-u. Feiertage.
"^*"*AtSH>rei»mitdern wöchentlichen Unterhaltungs-
Sonntagibote" für Heidelberg monatlich 5V^§,
i Liagerlohn, durch die Post bezogen viertelj. 1.80 franco.
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bewilligung. Expedition: Zwingerstrabe 7.
Hk- 18.
Verantwort!. Redakteur: F. I. Änappe
in Heidelberg.
WckkU AkO«, k» 21. Zmm.
Druck u. Verlag von Gebr. Huber in Heidelberg
früher Verleger des Pfälzer Boten.
knMa -cs HI. 8»lns
tiver die vornehmsten Pflichten der Katho
liken als Bürger.
Allen ehrwürdigen Brüdern, Patriarchen, Prima-
u'n, Erzbischöfen und Bischöfen des kath. Erdkreises,
Welche mit dem Apostolischen Stuhle in freundlicher
Verbindung stehen,
Papst Leo XIII.
(Fortsetzung.)
Diejenigen aber, welche eine solche Anschauung
hinsichtlich der Pflichten nicht billigen wollen oder
gar alle treuen Katholiken, welche danach handeln,
als Unbotmäßige und Aufrührer brandmarken, wissen
nicht, was eigentlich die Gesetze find, von welchen sie
reden, und was von Rechts wegen dazu gehört, daß
Wlche Bestimmungen wirklich Gesetzeskraft beanspruchen
dürfen. Was Wir da berühren, das ist euch bekannt,
hnd öfters haben Wir davon gesprochen. Ein Gesetz
'st doch offenbar nichts anderes, -als diejenige Anord-
nung, welche die rechtmäßige Gewalt, den Grundsätzen
der Vernunft entsprechend, zum allgemeinen Besten er-
lassen hat. Nun aber ist nur diejenige Gewalt eine
rechtmäßige, die von Gott stammt, dem ersten und
obersten Herrscher, der allein einem Menschen über
einen andern Menschen Macht verleihen kann ; auch
lann offenbar von Beobachtung der durch die Ver-
nunft dictirten Grundsätze da nicht die Rede fein,
wo gegen die Wahrheit und das göttliche Gesetz ver-
stoßen wird; endlich kann, was dem höchsten und
unveränderlichen Gut widerspricht und die Menschen
der Liebe Gottes entfremdet, wahrlich Niemanden in
Wirklichkeit ersprießlich sein.
Wohl sind also auch die Macht und das Ansehen
der irdischen Obrigkeit den Christen verehrungswürdig;
Wohl erblicken sie in ihnen, selbst wenn ihre Träger
derselben weniger würdig sein sollten, einen gewissen
Abglanz der göttlichen Macht und Majestät; wohl
liegt es gerade ihnen am Herzen, die Gesetze zu ehren
und zu befolgen, nicht etwa bloß aus Furcht vor
Strafe, sondern um des Gewissens willen: „denn
nicht den Geist der Furcht hat Gott in unser Herz
gelegt" : (Timoth. 1, 7.) allein wenn die Staatsge-
sttze' offenbar vom göttlichen Gesetze abweichen, wenn
ste den Gesetzen der christlichen Religion und der
Kirche widersprechen, wenn sie die Autorität Jesu
Christi selbst in Seinem obersten Stellvertreter und
Hohenpriester verletzen, dann ist es Unrecht, ihnen
öu gehorchen, Pflicht, ihnen zu widerstehen, und das
wcht bloß im Interesse der Kirche, sondern auch im
(kichdr. Verb.)
Von Lary Groß
^2) (Fortsetzung.)
Als Alfred den Blick wieder auf Posserini richtete,
war der Sieg errungen. Er war sich vollständig klar, was
P thun sei. Der lauernde Ausdruck, mit dem Posserini
beobachtete, und dessen abschreckendes Mienenspiel ließen
wn ruhig. Da Naimo, da so ganz anders, so rein und
s°el war, wir dieser niedrig und verworfen, so gut und
Mn, wie dieser verkommen, was hatte sie mit diesem
Wrenschen gemein? Es war Ausgabe seiner Liebe, sie vor
WM für immer zu schützen und zu befreien.
<. , „Können Sie mir sagen, wohin —" Raimonda vor
Lesern Menschen zu nennen, wäre Alfred nicht imstandege-
wesen — .wohin die Signorina gereist ist?"
Alsrcd warf die Frage hin, ohne seine Gemuthsbe-
wegung erkennen zu lassen. -r-
.Gewiß - das heißt - ech weiß nicht, ob Fioretta
Mtzfcht, daß ich cs sage. Sie will einige Tage ungestört
dr ihrer Mutter sein"
„Ich gedenke nicht, sie zu stören, aber ich bitte sie,
wir mitzutheilen, wohin das Fräulein reffte?
ik. -»'Es könnte ihr Schaden bringen! Sie verstehen? See
M Neuling Der Ruf einer Künstlerin leidet rasch. Mir
Wt es zu, dafür zu sorgen Ich mußte wirklich den mog-
'chen Schaden berechnen."
...Thun Sie das! Doch halten Sie mich nicht langer
»Es könnte in der That das im Abschlüsse befindliche
Engagement verzögern, wenn es hieße, icmand außer
Ihren Schülern, wüßte.Zweitausend Franken
ovnte das zum mindesten schaden."
»Ich werde Sie schadlos halten- sagte^Alfrcd^ unge-
unsst'S. Zu einem Resultate zu kommen, „sagen s.e mir
„nstwhrn das Fräulein reiste?''
klun-Osterinis Augen funkelten. Der biß an, letzt galt e.
Li^ das Geld zu erlangen, ehe Rarmonda oder gar
? alberne Margaretha das Spiel verdarben.
eigensten Interesse des Staates selbst, zu dessen Ver-
derben ja alles gereichen muß, was geschieht zum
Nachtheile der Religion.
Hieraus erhellt aber auch anderseits, Ivie unbillig
es ist, diejenigen, welche solche Anschauungen vertre-
ten, der Unbotmäßigkeit zu zeihen; denn es ist klar:
nicht den pflichtmäßigen Gehorsam versagen sie der
Obrigkeit und den Gesetzen ihres Landes, sondern nur
in denjenigen Dingen sind sie ihnen nicht willfährig,
in denen diese keinerlei Gewalt haben, da sie ohne
Befugniß von Seiten Gottes und gegen den Willen
Gottes angeordnet und deßhalb weder Recht sind,
noch Gesetz. Das ist, ehrwürdige Brüder, wie ihr
wißt, auch die Lehre des hl. Apostels Paulus. In
seinem Briefe an Titus (Tit. 3, 1.) ermahnt er die
Christen, „den Fürsten und Gewalthabern unterthan
zu sein und ihrem Gebote zu folgen"; indem er aber
dann beifügt, „zu jedem guten Werke sollten sie bereit
sein," giebt er zu verstehen, daß, wenn die Gesetze der
Menschen irgend etwas enthalten, was gegen das Ge-
setz Gottes ist, es Recht und Pflicht sei, ihnen nicht
zu gehorchen. Auch der Apostelfürst hat denen, welche
ihm die Freiheit, das Evangelium zu verkünden, ver-
kürzen wollten, freimüthig geantwortet: „Urtheilet
selbst, ob es recht ist vor Gott, euch mehr zu gehorchen
als Gott; wir können doch unmöglich, was wir ge-
sehen und gehört, verschweigen." (Xct 4, 10-20.)
Unser irdisches Vaterland also dürfen und müssen
wir lieben, mehr aber als dieses unser himmlisches;
den Gesetzen der Menschen müssen wir gehorchen, nie
aber dürfen wir dabei den Rechten Gottes irgend
etwas vergeben; das ist der Christen heilige Pflicht,
das ist auch ihre erste und vorzüglichste Pflicht, aus
welcher alle andern sich ablejten. Unser göttlicher
Erlöser hat ja selbst auch von sich gesagt: „Dazu
bin ich geboren worden und dazu bin ich in die Welt
gekommen, daß ich der Wahrheit Zeugniß gebe." (Joh.
18, 37.) Und ferner: „Ich bin gekommen, Feuer
auf die Erde zu bringen, und was will ich anders,
als daß es brenne". (Luc. 42, 49.) Die Erkenntnis;
dieser Wahrheit ist des menschlichen Geistes herrlichste
Zierde, und das freudige Umfassen dieses Gebotes ist
des menschlichen Willens höchstes Gut. Und darin
gerade liegt auch des Christen wahres Leben und
echte Freiheit. Dieser Wahrheit und dieses herrlichen
Gutes Schutz aber ist von Jesus Christus für alle
Zeit der Kirche anvertraut worden, und mit mütter-
licher, zärtlichster Liebe erfüllt die Kirche ihre Aufgabe
bisher und fürder.
Und trotzdem, welch' heftiger Kampf ist gerade
„Nach Mailand!" sagte er rasch besonnen. „Meine
Frau hat dort vornehme Verwandte: doch bieten sie ihr
wenig: sie ist allein und schutzlos. Ich darf ihre Adresse
nicht nennen, aber ich kann einen Brief dahin besorgen—"
„Und warum ließen Sie Rai — ich meinte das Fräu-
lein, allein den weiten Weg unternehmen?"
„Ooms »i t's.? Wir haben keine Reichthümer. Gewisse
Diamanten sollten des Gebers wegen nicht veräußert
werden. Meiner Tochter Barschaft reichte knapp für ihre
Reise. Ich hatte die meinige auf dem Wege Hierher aus-
gegeben."
Alfred sah, daß der Mensch log: er konnte sich den
Zusammhang nicht denken, war aber um so fester ent-
schlossen, das Mittel, mit dem er wieder auf Raimondas Spur
kommen könne, nicht mehr aus der Hand zu geben.
„Ich biete Ihnen die Mittel zur Rückkehr zu den
Ihrigen, und werde Sie noch dazu für die Mühe und den
Zeitverlust reichlicher entschädigen, als Sie verlangen."
sagte er. „Doch müssen Sie sich gefallen lassen, daß ich
Sie begleite. Ich habe dem Fräulein eine wichtige Mit-
theilung zu machen und gebe Ihnen mein Wort, keinen
Augenblick länger, als sie selbst will, lästig zu fallen. Nur
müssen Sie einwilligen, mit dem nächsten Zuge abzureisen.
Mein Diener wird Sie begleiten, Ihre Effekten zu holen.
In zwei Stunden treffen wir uns am Bahnhofe. An Ort
und Stelle werde ich meine Verpflichtungen erfüllen."
Diese rasche Entschluß kam Posserini ebenso unerwartet
wie jener Raimondas, und war ihm noch unangenehmer.
Er suchte Einwendungen, aber Alfred wollte nichts hören,
sondern rief Wilhelm und traf alle Bestellungen, die sein
Erscheinen am Bahnhof ficherstellen sollten.
Posserini überlegte indessen und kam zu dem Resultate,
daß er gegen diese Reise sich vorderhand nicht zu sträuben
brauchte, weil sie ihm verhalf, einige tausend Franken zu
gewinnen. Eine Lüge, um in Mailand das Nichtvorhan-
densein der Frauen zu erklären, ließ sich bis dann schon
erfinden, und höhere Summen ließ sich erpressen, wollte
Alfred endlich auf die rechte Spur gelangen. War dann
inzwischen Margaretha todt, so war es um so besser, denn
Posserini hatte eine abergläubische Scheu, dem Todtenbette
der armen Frau noch einmal nahe zu treten.
jetzt gegen die Kirche entbrannt! Die menschlichen
Wissenschaften haben in unfern Tagen mancherlei,
was bisher in Dunkel gehüllt war, entdeckt nnd man-
cherlei, was für unser diesseitiges Leben nützlich sein
kann, erfunden: da haben dann die Menschen in ihrem
Wahne geglaubt, nunmehr einer höhern Macht, und
damit auch des göttlichen Gesetzes nicht mehr zu be-
dürfen. Die Herrschaft, die Gott allein gebührt, haben
sie deshalb gemeint, sich amnaßen zu dürfen, in sich
selbst und in ihrer bloßen Natur haben sie geglaubt,
Mittel und Norm für die Erkenntniß einer jeglichen
Wahrheit zu finden, alle ihre religiösen Pflichten
haben sie von der Natur allein abzuleiten und auf
die Natur allein zurückzuführen gesucht. Sie kennen
daher keine übernatürliche Offenbarung, sie wollen
nichts wissen von Gehorsam gegen ein christliches
Sittengesetz und gegen die Kirche, keine gesetzgebende
Gewalt und keine Rechte erkennen sie der Kirche zu,
ja in den Einrichtungen der Staaten ist nach ihnen
für die Kirche kein Platz vorhanden. In dieser ihrer
Gesinnung geben sie sich alle Mühe, im öffentlichen
Leben Ansehen und Stellung zu gewinnen und die
öffentlichen Aemter au sich zu reißen, weil sie über-
zeugt sind, daß es ihnen so eher gelingen wird, die
Gesetze nnd die Anschauungen und Sitten der Völker
nach ihren Gesinnungen nmzugestalten. Offen oder
im Geheimen gehen sie deshalb auch gegen die kath.
Religion vor; und während sie allen, auch den ver
derblichsten Jrrthümern jede mögliche Freiheit gestat-
ten, legen sie gar oft das Bekenntnis; des christlichen
Glaubens in Fesseln und Bauden.
Bei dieser traurigen Lage der Dinge müssen alle
Christen vor allem darauf Bedacht nehmen und dafür
Sorge tragen, daß sie den heiligen Glauben mit
ängstlicher Sorgfalt in ihren eigenen Herzen bewahren,
und daß sie besonders gegen die Trugschlüsse einer
falschen Wissenschaft stets gerüstet seien. Ganz be-
sonders nützlich und in vorzüglicher Weise den Zeit-
verhältnissen entsprechend scheint es Uns zu sein, hier
Allen, nach Maßgabe der ihnen von Gott verliehenen
Talente, fleißiges Studium der Glaubenswahrheiten
und alles dessen! was irgendwie damit in Zusammen-
hang steht, eindringlichst zu empfehlen. Und da der
Glaube in unseren Herzen nicht bloß alle Zeit blühen
sondern auch stetig wachsen muß, errinner Wir daran
daß wir nicht nachlassen dürfen, mit den Aposteln
demüthig und inständig zum Herrn zu flehen: „Ver-
mehre uns den Glauben"! (Luc. 18, 5.)
In Bezug hierauf nun giebt es Pflichten, welche
allen Christen alle Zeit am Herzen liegen müssen.
Er willigte demnach in diese unerwünschte Reise ein,
und ließ geschehen, was Alfred und Wilhelm anordeten.
Dabei hatte er noch eine nicht geringe Schadenfreude, den
Verdruß zu bemerken, den der alte Wilhelm nicht verhehlen
konnte, weil sein Herr fo plötzlich, ohne recht zu sagen
wohin, und in so bedenklicher Gesellschaft eine Reise unter-
nahm, auf der er ihn nicht begleiten sollte. Noch auf dem
Perron protestierte der ehrliche Alte, und bat Alfred, ihn
doch mitzunehmen. Posserini verstand genug Deutsch,
um zu hören daß Wihelm seinen Herrn vor ihm warnte.
„Sie haben viel Geld bei sich," sagte halblaut, „es
kann Ihnen leicht etwas zustoßen; man hört von Raub-
anfällen auf der Babu."
„Thorheiten!" erwiderte Alfred. „Ich habe Waffen
und bin kein Kind, llebrigens kann es leicht sein, daß ich
Dich nachkommen lasse, wenn ich nicht bald zurückkehre.
Halte Dich bereit und vor allem bewahre alle cinlaufenden
Nachrichten. Ich werde Dir telegraphieren, was zu
thun ist."
Diese Abschiedsworte erregten in Posserini einen
neuen Gedankengang. Der junge Herr hatte viel Geld bei
sich! Jedenfalls viel mehr, als er in Mailand ihm geben
würde, zumal wenn er dort das Unzutreffende seiner An-
gaben entdeckte. Wenn das möglich wäre, des Geldes Hab-
haft zu werden ohne eigentlich Gewaltakt und zugleich
der lästigen Reise und Begleitung sich zu entziehen. Bie-
leicht bot sich eine Gelegenheit-
Es dämmerte, Alfred, überwältigt von der Er-
müdung der Fahrt mw der Abspannung, die zwei schlaf-
losen Näck^n folgte, gegen seinen Wunsch zu schlummern
begann; er gemerkte nicht, daß zwei Mitreisende an eincr
Zwifchenstation den Wagen verlieben. Beängstigte Traum-
bilder quälten ihn; er sah Raimoda vor ihm fliehen, sah
sie bedroht von wilden Gesellen, wollte die vand ausstreckeu
und sie schützen, aber vermochte es nicht und bewegte sich
unruhig hin und her. Da weckte ihn Zugluft und ein
lautes Gerassel. Der Zug fuhr in einen Tunnel, der
Wagenschlag stand offen und Alfred war allein in dem
spärlichen erleuchteten Raume.
Fortsetzung folgt.
täglich mü Ausnabme drr Sonn-u. Feiertage.
"^*"*AtSH>rei»mitdern wöchentlichen Unterhaltungs-
Sonntagibote" für Heidelberg monatlich 5V^§,
i Liagerlohn, durch die Post bezogen viertelj. 1.80 franco.
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Hk- 18.
Verantwort!. Redakteur: F. I. Änappe
in Heidelberg.
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Druck u. Verlag von Gebr. Huber in Heidelberg
früher Verleger des Pfälzer Boten.
knMa -cs HI. 8»lns
tiver die vornehmsten Pflichten der Katho
liken als Bürger.
Allen ehrwürdigen Brüdern, Patriarchen, Prima-
u'n, Erzbischöfen und Bischöfen des kath. Erdkreises,
Welche mit dem Apostolischen Stuhle in freundlicher
Verbindung stehen,
Papst Leo XIII.
(Fortsetzung.)
Diejenigen aber, welche eine solche Anschauung
hinsichtlich der Pflichten nicht billigen wollen oder
gar alle treuen Katholiken, welche danach handeln,
als Unbotmäßige und Aufrührer brandmarken, wissen
nicht, was eigentlich die Gesetze find, von welchen sie
reden, und was von Rechts wegen dazu gehört, daß
Wlche Bestimmungen wirklich Gesetzeskraft beanspruchen
dürfen. Was Wir da berühren, das ist euch bekannt,
hnd öfters haben Wir davon gesprochen. Ein Gesetz
'st doch offenbar nichts anderes, -als diejenige Anord-
nung, welche die rechtmäßige Gewalt, den Grundsätzen
der Vernunft entsprechend, zum allgemeinen Besten er-
lassen hat. Nun aber ist nur diejenige Gewalt eine
rechtmäßige, die von Gott stammt, dem ersten und
obersten Herrscher, der allein einem Menschen über
einen andern Menschen Macht verleihen kann ; auch
lann offenbar von Beobachtung der durch die Ver-
nunft dictirten Grundsätze da nicht die Rede fein,
wo gegen die Wahrheit und das göttliche Gesetz ver-
stoßen wird; endlich kann, was dem höchsten und
unveränderlichen Gut widerspricht und die Menschen
der Liebe Gottes entfremdet, wahrlich Niemanden in
Wirklichkeit ersprießlich sein.
Wohl sind also auch die Macht und das Ansehen
der irdischen Obrigkeit den Christen verehrungswürdig;
Wohl erblicken sie in ihnen, selbst wenn ihre Träger
derselben weniger würdig sein sollten, einen gewissen
Abglanz der göttlichen Macht und Majestät; wohl
liegt es gerade ihnen am Herzen, die Gesetze zu ehren
und zu befolgen, nicht etwa bloß aus Furcht vor
Strafe, sondern um des Gewissens willen: „denn
nicht den Geist der Furcht hat Gott in unser Herz
gelegt" : (Timoth. 1, 7.) allein wenn die Staatsge-
sttze' offenbar vom göttlichen Gesetze abweichen, wenn
ste den Gesetzen der christlichen Religion und der
Kirche widersprechen, wenn sie die Autorität Jesu
Christi selbst in Seinem obersten Stellvertreter und
Hohenpriester verletzen, dann ist es Unrecht, ihnen
öu gehorchen, Pflicht, ihnen zu widerstehen, und das
wcht bloß im Interesse der Kirche, sondern auch im
(kichdr. Verb.)
Von Lary Groß
^2) (Fortsetzung.)
Als Alfred den Blick wieder auf Posserini richtete,
war der Sieg errungen. Er war sich vollständig klar, was
P thun sei. Der lauernde Ausdruck, mit dem Posserini
beobachtete, und dessen abschreckendes Mienenspiel ließen
wn ruhig. Da Naimo, da so ganz anders, so rein und
s°el war, wir dieser niedrig und verworfen, so gut und
Mn, wie dieser verkommen, was hatte sie mit diesem
Wrenschen gemein? Es war Ausgabe seiner Liebe, sie vor
WM für immer zu schützen und zu befreien.
<. , „Können Sie mir sagen, wohin —" Raimonda vor
Lesern Menschen zu nennen, wäre Alfred nicht imstandege-
wesen — .wohin die Signorina gereist ist?"
Alsrcd warf die Frage hin, ohne seine Gemuthsbe-
wegung erkennen zu lassen. -r-
.Gewiß - das heißt - ech weiß nicht, ob Fioretta
Mtzfcht, daß ich cs sage. Sie will einige Tage ungestört
dr ihrer Mutter sein"
„Ich gedenke nicht, sie zu stören, aber ich bitte sie,
wir mitzutheilen, wohin das Fräulein reffte?
ik. -»'Es könnte ihr Schaden bringen! Sie verstehen? See
M Neuling Der Ruf einer Künstlerin leidet rasch. Mir
Wt es zu, dafür zu sorgen Ich mußte wirklich den mog-
'chen Schaden berechnen."
...Thun Sie das! Doch halten Sie mich nicht langer
»Es könnte in der That das im Abschlüsse befindliche
Engagement verzögern, wenn es hieße, icmand außer
Ihren Schülern, wüßte.Zweitausend Franken
ovnte das zum mindesten schaden."
»Ich werde Sie schadlos halten- sagte^Alfrcd^ unge-
unsst'S. Zu einem Resultate zu kommen, „sagen s.e mir
„nstwhrn das Fräulein reiste?''
klun-Osterinis Augen funkelten. Der biß an, letzt galt e.
Li^ das Geld zu erlangen, ehe Rarmonda oder gar
? alberne Margaretha das Spiel verdarben.
eigensten Interesse des Staates selbst, zu dessen Ver-
derben ja alles gereichen muß, was geschieht zum
Nachtheile der Religion.
Hieraus erhellt aber auch anderseits, Ivie unbillig
es ist, diejenigen, welche solche Anschauungen vertre-
ten, der Unbotmäßigkeit zu zeihen; denn es ist klar:
nicht den pflichtmäßigen Gehorsam versagen sie der
Obrigkeit und den Gesetzen ihres Landes, sondern nur
in denjenigen Dingen sind sie ihnen nicht willfährig,
in denen diese keinerlei Gewalt haben, da sie ohne
Befugniß von Seiten Gottes und gegen den Willen
Gottes angeordnet und deßhalb weder Recht sind,
noch Gesetz. Das ist, ehrwürdige Brüder, wie ihr
wißt, auch die Lehre des hl. Apostels Paulus. In
seinem Briefe an Titus (Tit. 3, 1.) ermahnt er die
Christen, „den Fürsten und Gewalthabern unterthan
zu sein und ihrem Gebote zu folgen"; indem er aber
dann beifügt, „zu jedem guten Werke sollten sie bereit
sein," giebt er zu verstehen, daß, wenn die Gesetze der
Menschen irgend etwas enthalten, was gegen das Ge-
setz Gottes ist, es Recht und Pflicht sei, ihnen nicht
zu gehorchen. Auch der Apostelfürst hat denen, welche
ihm die Freiheit, das Evangelium zu verkünden, ver-
kürzen wollten, freimüthig geantwortet: „Urtheilet
selbst, ob es recht ist vor Gott, euch mehr zu gehorchen
als Gott; wir können doch unmöglich, was wir ge-
sehen und gehört, verschweigen." (Xct 4, 10-20.)
Unser irdisches Vaterland also dürfen und müssen
wir lieben, mehr aber als dieses unser himmlisches;
den Gesetzen der Menschen müssen wir gehorchen, nie
aber dürfen wir dabei den Rechten Gottes irgend
etwas vergeben; das ist der Christen heilige Pflicht,
das ist auch ihre erste und vorzüglichste Pflicht, aus
welcher alle andern sich ablejten. Unser göttlicher
Erlöser hat ja selbst auch von sich gesagt: „Dazu
bin ich geboren worden und dazu bin ich in die Welt
gekommen, daß ich der Wahrheit Zeugniß gebe." (Joh.
18, 37.) Und ferner: „Ich bin gekommen, Feuer
auf die Erde zu bringen, und was will ich anders,
als daß es brenne". (Luc. 42, 49.) Die Erkenntnis;
dieser Wahrheit ist des menschlichen Geistes herrlichste
Zierde, und das freudige Umfassen dieses Gebotes ist
des menschlichen Willens höchstes Gut. Und darin
gerade liegt auch des Christen wahres Leben und
echte Freiheit. Dieser Wahrheit und dieses herrlichen
Gutes Schutz aber ist von Jesus Christus für alle
Zeit der Kirche anvertraut worden, und mit mütter-
licher, zärtlichster Liebe erfüllt die Kirche ihre Aufgabe
bisher und fürder.
Und trotzdem, welch' heftiger Kampf ist gerade
„Nach Mailand!" sagte er rasch besonnen. „Meine
Frau hat dort vornehme Verwandte: doch bieten sie ihr
wenig: sie ist allein und schutzlos. Ich darf ihre Adresse
nicht nennen, aber ich kann einen Brief dahin besorgen—"
„Und warum ließen Sie Rai — ich meinte das Fräu-
lein, allein den weiten Weg unternehmen?"
„Ooms »i t's.? Wir haben keine Reichthümer. Gewisse
Diamanten sollten des Gebers wegen nicht veräußert
werden. Meiner Tochter Barschaft reichte knapp für ihre
Reise. Ich hatte die meinige auf dem Wege Hierher aus-
gegeben."
Alfred sah, daß der Mensch log: er konnte sich den
Zusammhang nicht denken, war aber um so fester ent-
schlossen, das Mittel, mit dem er wieder auf Raimondas Spur
kommen könne, nicht mehr aus der Hand zu geben.
„Ich biete Ihnen die Mittel zur Rückkehr zu den
Ihrigen, und werde Sie noch dazu für die Mühe und den
Zeitverlust reichlicher entschädigen, als Sie verlangen."
sagte er. „Doch müssen Sie sich gefallen lassen, daß ich
Sie begleite. Ich habe dem Fräulein eine wichtige Mit-
theilung zu machen und gebe Ihnen mein Wort, keinen
Augenblick länger, als sie selbst will, lästig zu fallen. Nur
müssen Sie einwilligen, mit dem nächsten Zuge abzureisen.
Mein Diener wird Sie begleiten, Ihre Effekten zu holen.
In zwei Stunden treffen wir uns am Bahnhofe. An Ort
und Stelle werde ich meine Verpflichtungen erfüllen."
Diese rasche Entschluß kam Posserini ebenso unerwartet
wie jener Raimondas, und war ihm noch unangenehmer.
Er suchte Einwendungen, aber Alfred wollte nichts hören,
sondern rief Wilhelm und traf alle Bestellungen, die sein
Erscheinen am Bahnhof ficherstellen sollten.
Posserini überlegte indessen und kam zu dem Resultate,
daß er gegen diese Reise sich vorderhand nicht zu sträuben
brauchte, weil sie ihm verhalf, einige tausend Franken zu
gewinnen. Eine Lüge, um in Mailand das Nichtvorhan-
densein der Frauen zu erklären, ließ sich bis dann schon
erfinden, und höhere Summen ließ sich erpressen, wollte
Alfred endlich auf die rechte Spur gelangen. War dann
inzwischen Margaretha todt, so war es um so besser, denn
Posserini hatte eine abergläubische Scheu, dem Todtenbette
der armen Frau noch einmal nahe zu treten.
jetzt gegen die Kirche entbrannt! Die menschlichen
Wissenschaften haben in unfern Tagen mancherlei,
was bisher in Dunkel gehüllt war, entdeckt nnd man-
cherlei, was für unser diesseitiges Leben nützlich sein
kann, erfunden: da haben dann die Menschen in ihrem
Wahne geglaubt, nunmehr einer höhern Macht, und
damit auch des göttlichen Gesetzes nicht mehr zu be-
dürfen. Die Herrschaft, die Gott allein gebührt, haben
sie deshalb gemeint, sich amnaßen zu dürfen, in sich
selbst und in ihrer bloßen Natur haben sie geglaubt,
Mittel und Norm für die Erkenntniß einer jeglichen
Wahrheit zu finden, alle ihre religiösen Pflichten
haben sie von der Natur allein abzuleiten und auf
die Natur allein zurückzuführen gesucht. Sie kennen
daher keine übernatürliche Offenbarung, sie wollen
nichts wissen von Gehorsam gegen ein christliches
Sittengesetz und gegen die Kirche, keine gesetzgebende
Gewalt und keine Rechte erkennen sie der Kirche zu,
ja in den Einrichtungen der Staaten ist nach ihnen
für die Kirche kein Platz vorhanden. In dieser ihrer
Gesinnung geben sie sich alle Mühe, im öffentlichen
Leben Ansehen und Stellung zu gewinnen und die
öffentlichen Aemter au sich zu reißen, weil sie über-
zeugt sind, daß es ihnen so eher gelingen wird, die
Gesetze nnd die Anschauungen und Sitten der Völker
nach ihren Gesinnungen nmzugestalten. Offen oder
im Geheimen gehen sie deshalb auch gegen die kath.
Religion vor; und während sie allen, auch den ver
derblichsten Jrrthümern jede mögliche Freiheit gestat-
ten, legen sie gar oft das Bekenntnis; des christlichen
Glaubens in Fesseln und Bauden.
Bei dieser traurigen Lage der Dinge müssen alle
Christen vor allem darauf Bedacht nehmen und dafür
Sorge tragen, daß sie den heiligen Glauben mit
ängstlicher Sorgfalt in ihren eigenen Herzen bewahren,
und daß sie besonders gegen die Trugschlüsse einer
falschen Wissenschaft stets gerüstet seien. Ganz be-
sonders nützlich und in vorzüglicher Weise den Zeit-
verhältnissen entsprechend scheint es Uns zu sein, hier
Allen, nach Maßgabe der ihnen von Gott verliehenen
Talente, fleißiges Studium der Glaubenswahrheiten
und alles dessen! was irgendwie damit in Zusammen-
hang steht, eindringlichst zu empfehlen. Und da der
Glaube in unseren Herzen nicht bloß alle Zeit blühen
sondern auch stetig wachsen muß, errinner Wir daran
daß wir nicht nachlassen dürfen, mit den Aposteln
demüthig und inständig zum Herrn zu flehen: „Ver-
mehre uns den Glauben"! (Luc. 18, 5.)
In Bezug hierauf nun giebt es Pflichten, welche
allen Christen alle Zeit am Herzen liegen müssen.
Er willigte demnach in diese unerwünschte Reise ein,
und ließ geschehen, was Alfred und Wilhelm anordeten.
Dabei hatte er noch eine nicht geringe Schadenfreude, den
Verdruß zu bemerken, den der alte Wilhelm nicht verhehlen
konnte, weil sein Herr fo plötzlich, ohne recht zu sagen
wohin, und in so bedenklicher Gesellschaft eine Reise unter-
nahm, auf der er ihn nicht begleiten sollte. Noch auf dem
Perron protestierte der ehrliche Alte, und bat Alfred, ihn
doch mitzunehmen. Posserini verstand genug Deutsch,
um zu hören daß Wihelm seinen Herrn vor ihm warnte.
„Sie haben viel Geld bei sich," sagte halblaut, „es
kann Ihnen leicht etwas zustoßen; man hört von Raub-
anfällen auf der Babu."
„Thorheiten!" erwiderte Alfred. „Ich habe Waffen
und bin kein Kind, llebrigens kann es leicht sein, daß ich
Dich nachkommen lasse, wenn ich nicht bald zurückkehre.
Halte Dich bereit und vor allem bewahre alle cinlaufenden
Nachrichten. Ich werde Dir telegraphieren, was zu
thun ist."
Diese Abschiedsworte erregten in Posserini einen
neuen Gedankengang. Der junge Herr hatte viel Geld bei
sich! Jedenfalls viel mehr, als er in Mailand ihm geben
würde, zumal wenn er dort das Unzutreffende seiner An-
gaben entdeckte. Wenn das möglich wäre, des Geldes Hab-
haft zu werden ohne eigentlich Gewaltakt und zugleich
der lästigen Reise und Begleitung sich zu entziehen. Bie-
leicht bot sich eine Gelegenheit-
Es dämmerte, Alfred, überwältigt von der Er-
müdung der Fahrt mw der Abspannung, die zwei schlaf-
losen Näck^n folgte, gegen seinen Wunsch zu schlummern
begann; er gemerkte nicht, daß zwei Mitreisende an eincr
Zwifchenstation den Wagen verlieben. Beängstigte Traum-
bilder quälten ihn; er sah Raimoda vor ihm fliehen, sah
sie bedroht von wilden Gesellen, wollte die vand ausstreckeu
und sie schützen, aber vermochte es nicht und bewegte sich
unruhig hin und her. Da weckte ihn Zugluft und ein
lautes Gerassel. Der Zug fuhr in einen Tunnel, der
Wagenschlag stand offen und Alfred war allein in dem
spärlichen erleuchteten Raume.
Fortsetzung folgt.