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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

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Nr. 61 - Nr. 70 (14. März - 27. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42837#0277

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oder deren Raum 10 ,L
Geschäfts- und Privat'
aen bedeutende Rabatt,

-^r." Der Kaiser erwiderte darauf: „Das ist sehe
chäflsbuch' 'ch dachte aber, Sie würden mit mir leben und

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Wechsel

II
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Eine hochintcrcssantc Zeit
beginnt.
i»r das nächste Duartal bitten wir
alle Freunde des
„Badischen Bolksboten^
lr weitere Verbreitung unseres Blattes in
ihren Bekanntenkreisen zu unterstützen.
lbonnrmerttspreis bei der Post pro Quar-
tal frei ins Haus
1 Mk. 8» Pfg.
Neu hinzutretende Abonnenten erhalten gegen Ein-
übung der Postquittung die noch im März er-
»eiuenden Nummern unentgeltlich zugeschickt.

Deutsches Reich.
Berlin, 23. März. Ueber weitere Verände-
tngen im preußischen Staatsministerinm verlautet
bch nichts Zuverlässiges. Daß Graf Herbert Bis-
!arck nur einstweilen mit der Leitung des preuß.
Ministeriums des Auswärtigen betraut ist, bekundet, daß
st Kaiser selbst die Stellung des Grafen Bismarck noch
fcht für eine endgiltige ansieht; im übrigen wird mit
Bestimmtheit angenommen, daß Graf Herbert in Bälde
^lassen wird, wenn dies nicht etwa schon ge-
sehen ist. Als seinen Nachfolger bezeichnet
an den Grafen Hatzfeld, fetzigen Botschafter in Lou-
st>. Außerdem wird noch das Entlassungsgesuch des
sseirbahnministers Maybach erwartet. Gestern Nach-
klag fand wieder ein preußischer Ministerrath statt,
'ahrfcheinlich zur Einführung Caprivis. — Die „All-
^fteine Reichs-Corresp/ theilt folgendes „Zwiege-
'säch zwischen dem Kaiser und dem Grafen Herbert
asinarck" mit D-r Graf äußerte, um seine Eut-
hstmg bittend: „Ich lebe und sterbe mit meinem
io daß die stter." Der Kaiser erwiderte darauf: ..Das ist sehr

idelberg.
lberg.

stben." — Reichskanzler von Caprivi ist vor-
^>fig im Thiergartenhotel in Berlin abgestiegeu. Zu
Treuer Klebe Kohn.
^0 Roman von U. Rosen.
ikuHdr. kerb.)
j Eine Centnerlast fiel von seinem Herzen. Er hatte
PSend eine grauenvolle Entwickelung des Geheimnisses, das
»fine Tochter umgab, befürchtet, vor einer neuen Unvor-
L^ligkeit gezittert. Sein Gesicht hellte sich auf und freude-
"kahle. d reichte er einer verwiltweten Herzogin den Arm!
. Die meifitn der Gäste hatten die Abwesenheit Bea-
Cscer s bemerk., und ihre Rückkehr an der Seite Ormond's
"Kanlaßte sofort allerlei Vermuthuugen. Manfprachvon
stbem töte ä. täte mit Ormond, der die erste Gelegenheit
Uch Ikiner Ankunft in der Heimath dazu benutzte, feine
Werbung zu erneuern, wußte doch alle Welt, daß er die
^vne Grafenlochter von jeher geliebt hatte.
>, Ormond's Miene und Haltung, die eine stille Genug-
tuung verriethen, mußten die Meinung erwecken, Beatrice
Me ihn zu den kühnsten Hoffnungen ermuthigt, während
e*se ihn mit der gewohnten kalten Gleichgiltigkeit be-
Uudelte. Rack beendigter Tafel begann der Tanz. Weder
^atrice noch Ormond betheiligten sich daran.
Für Beatrice schlichen die Stunden träge dahin.

Des Festtages Maria Verkündigung wegen er-
scheint die nächste Dummer des „Äadischen Volks-
'ra" erst Mittwoch Mittag,

u, Nach zwei Uhr begannen die ersten Wagen Vorzü-
gen. Beatrice wurde überall gesehen und hatte für
Rden ein frcudliches Abschiedswort. Endlich gelang es
sk- den wachsamen Blecken Lord Ormond's zu entschlüpfen.
U stahl sich durch den Wintergarten nach der Terrasse
"d von dort in ihre Gemächer.
I,: Magda war allein, ihre Schwester war schon seit
'Mr Stunde fort. Beatrice vertauschte hastig ihr bern-
- hstnsarbigcs Atlaskleid gegen ein perlgraues Moireekleid,
d 'k Magda ihr empfohlen hatte, um Lord Ormond's und
I s Grasen Verdacht nicht zu erwecken.
> . »Die beiden Hernen haben ein scharfes Auge für Ihre
Duette,' bemerkte Magda. „Marie hat einen langen
Kautel und eine Kapotte für Sie nach dem Bahnhof ge-
^.°gen. O, gnädige Fran, ich hoffe, daß Sie weder von
Detektive, noch von irgend einem Anderen bei Ihrem
ZLMcheu Ausflug erkannt werden und daß Sie bald gute
Abrichten von unserer armen Giralda erhalten."

seiner Biographie, die wir bereits vor mehreren Tagen
brachten, tragen wir noch einige Notizen nach: Ca-
privi war während des Feldzuges 1870/71 Chef des
Geueralstabs des 10. Armeekorps. Der gegeu große
Uebermacht am 28. November 1870 hauptsächlich
von Truppen dieses Korps erfochtene Sieg bei Beauine-
La Rolande wird znm großen Theile dem Verdienste
des Generalstabschefs zngeschrieben. Nach den letzten
Kaisermanövern des 10. Armeekorps ernannte der
Kaiser Caprivi znm Zeichen feiner besonderen Zufrie-
denheit mit der Führung der Truppen znm Chef
des Infanterie-Regiments Nr. 78. Herr v. Caprivi
ist 50 Jahre alt. Er ist Junggeselle, eine stattliche
militärische Erscheinung mit weißem Haar und weißem
Schnurrbart. Die Familie des Herrn b. Caprivi
stammt aus Ungarn, von wo seine Vorfahren nach
Deutschland übersiedelten und beim gräflich Stolberg'
scheu Hanse Dienste nahmen. — Zur Abstammung der
Caprivis bringt das „Neue Wiener Tagebl." folgende
Angaben: Das Geschlecht war im Mittelalter im ehe-
maligen Herzogthum Friaul ansässig, und in der
Grafschaft Görz erscheinen die „Edlen von Capriva",
wie sie sich damals nannten, schon im 13. Jahrhundert
unter den ältesten adligen Familien. Capriva an der
Versa (zwischen Görz und Cormons) war der alte
Stammsitz des Geschlechts. Manche Mitglieder der
Familie schrieben sich auch slavisch Kopriva (Breun-
nessel), und thatsächlich führen sie eine Nessellaube im
Wappeu. Später wandte sich die Familie nach Krain,
Steiermark und Ungarn und erhielt den österreichischen
Adelstand mit dem Prädikat von Nesselthal. In den
.Türkenkriegen zeichneten sich mehrere Mitglieder der
Familie in österreichischen Heeren aus. Nach Preußen
kamen sie erst, als Karl Leopold Kopriva von Nessel-
thal sich mit einer Schlesiersti lutherischen Bekenntnisses
vermählte und in Schlesien ankaufte. Dessen Sohu
war der erste, der den Namen Kopriva in Caprivi
nmwandelte, darauf gestützt, daß nach alten Urkunden
zwischen sein-r Familie und der italienischen Familie
Caprivi de Carrara-Montecucnli im Zusammenhang
bestand.
D Berlin, 23. März. Interessante Eiuzelnheiten
über die Vorgeschichte der Kanzlerentlassung dringen
jetzt in die Oeffentlichkeit. Daß kein Versuch gemacht
worden ist, den Fürsten Bismarck zu halten, haben
wir bereits mitgetheilt, neu ist indessen die Thatsache,
daß ihn der Kaiser seit einer Woche nicht
mehr gesehen und der Kaiser am Montag ins
Reichskanzlerpalais geschickt hat und fragen ließ, ob
denn der Bericht, das heißt die vom Kanzler münd-
Beairice hüllte sicb in einen langen weißen Opern-
mantel, verbarg Kopf und Gesicht in ein weißes spanisches
Spitzentuch und trat, von ihrer weinenden Dienerin bis
an die Thür begleitet, in die Vorhalle, die glücklicherweise
leer war.
Von Angst beflügelt, eilte sie die Treppe hinunter.
Kaum war sie am Portal angelanpt, als der Diener den
Wagen für „Lalh Pier" meldete. Unerkannt bestieg Bea-
trice das unscheinbare Gefährt, das ohne Aufenthalt mit
ihr weiterroüte.
Der Fremde, den Beatrice für einen Detektive hielt,
lehnte an cu.cm Pfosten der Gartenthür uvd plauderte mit
einem Diener in der gräflichen Livree. Die von ihrem
schwersten Schicksal auf beständige Vorsicht hingewicsene
Grafentochter ließ sich durch die scheinbare Harmlosigkeit
des Spähers nicht irre sichren. Sie wußte, daß seine
fortwährende Anwesei heit in der Nähe ihres väterlichen
Hauses nichts Gutes für sie zu bedeuten habe.
„Wieder überlistet, Herr Detektive," murmelte sie.
„Sagen Sie Ihrem Auftraggeber, Lord Ormond, noch sei
er meinem Gehcimnitz nicht auf der Spur." Sie lehnte
sich in ihren Sitz zurück und der Wagen bog in eine
ruhigere Straße aus dem Wege nach der Vcktoriastation
ein.
15. Kapitel.
Giralda hältihr Versprechen.
Nachdem Lord Ormond sich entfernt hatte, lehnte der
Marquis von Trewvr sich behaglich in seinen Sessel
zurück, während Giralda seiner Aufforderung gehorchend,
ihm die Zeitung vorlas
Er beobachtete sie verstohlen unter seinen grauen
buschigen Brauen hervor und zuckte wie erschrocken zusam-
men, wenn sie ihre strahlenden sonnigen Augen zu ihm
erhob.
Diese Augen beschäftigten ihn seltsam, und er zürnte
sich, wegen der Erinnerungen, die sie in ihm wachriesen.
Als die Vorlesung beendigt war, diktirte er dem Mädchen
einige Geschäftsbriefe und drückte dann seine. Befriedigung
über Giralda's schöne deutliche, Schrift aus.

lich anqeküudigte Schrift über die Stellung des Mi-
nisterpräsidenten, die also zwar nicht direkt, aber in-
direkt das Entlassungsgesuch behandelte, noch nicht ab-
gegangen sei. Daraus kann man recht interessante
Schlüsse ziehen. Dazu kommt noch, daß Fürst Bis-
marck den Herzogstitel abgelchnt, und Graf Her-
bert Bismarck, der Sohn seines Vaters am Frei-
tag um seine sofortige Entlassung ersucht hat,
obgleich der Kaiser sein Bleiben noch für einige Zeit
wünschte. Die „Nordd. Allg. Ztg." brachte gestern
einen längeren, wie man annimmt, von Bismarck selbst
verfaßten Artikel, ans welchem hervorgeht, daß Fürst
Bismarck, um den Gang der Politik allein zu, be-
stimmen, selbständige Vorträge der Staatssekretäre
und Minister verhindern wollte, daß ferner weder vom
Kaiser, noch von Bundesfürsteu der Versuch gemacht
wurde, ihn zu halten. Der Verkehr des Kanzlers
mit Windthorst spiele in der Krisis nur insofern eine
Rolle, als der Kanzler sich geweigert habe, seinen Ver-
kehr mit Abgeordneten einer Kontrolle (des Kaisers)
zu unterwerfen. Fürst Bismarck hat gestern sämmt-
liche preußischen Minister und Staatssekretäre zu sich
zu Tisch geladen und sich von ihnen verabschiedet. In
diesen Tagen wird er voraussichtlich dem Kaiser seine
Aufwartung machen. Dem Vernehmen nach wird der
Bundesrath eine Form vereinbaren, um sich in einer
sympathischen Kundgebung von dem Fürsten Bismarck
zu verabschieden, zu dessen Obliegenheiten als Reichs-
kanzler der Vorsitz im Bundesrathe gehörte. — Der
Prinz von Wales besuchte Freitag Nachmittag den
Fürsten Bismarck.
* Berlin, 23. März. Der Centrumsabgeordnete,
Kaplan Hitze, den der Kaiser in den Sitzungen des
Staatsraths besonders anszeichnete und als wirksamen
Vertreter seiner Ansichten gegenüber denen der Groß-
industriellen behandelt hat, soll einen hohen preußischen
Orden erhalten. Freiherr von Hueue ist vom Papst
zum Kommandeur des Piusordens und zum Geheim-
kämmerer ernannt worden. Als Grund dieser Aus-
zeichnung gilt das Eintreten in der Frage der Be-
freiung der Theologen vom Militärdienst. Das-schrei-
ben Kaiser Wilhelms 11. über die Ernennung des Fürst-
bischofs Kopp zum Delegirten bei der Arbeiterkonfereuz
hat dem hl. Vater lebhafte Genugthuuug bereitet. —
Alle drei Kommissionen der Arbeiters chutzkun-
ser e nz gelangten bereits zu bedeutungsvollen Beschlüs-
sen: Nur die über 14 Jahre alten Leute sollen Arbeit
in den Bergwerken verrichten dürfen. Die Frauen-
arbeit in den Bergwerken unter Tag wurde allgemein
für unzulässig erklärt. Die Fabrikarbeit der Kinder
(.Für heute haben Sie genug gcthan, liebes Kind,"
sagte er.
„Sie sehen blatz und müde aus. Dieser erste Tag
hätte Ihnen ganz gehören sollen, aber Sie bemerkten Wohl
schon, wie selbstsüchtig ich bin. Jetzt setzen Sie Ihren
Hut auf u. machen Sie einen tüchtigen Spaziergang durch
den Park. Die frische Luft wird Ihnen gut thun."
Sein Blick war so gütig, daß er Giralda wie warmer
Sonnenschein berührte. Sie beeilte sich, den Rath des
alten Herrn zu befolgen und begab sich in ihr Zimmer,
um Hut und Mantel zu holen.
Die Haushälterin war inzwischen mit ordnender Hand
hier thätig gewesen. Sie hatte einige Bücher auf hem
zierlichen Schreibtisch ausgestellt, und kniete eben vor dem
Kamin, den sie mit neuem Brennmaterial versorgte.
„Ich bin im Begriff einen Spaziergang durch den
Park zu unternehmen," sagte Giralda- „Möchten Sie
nicht mitkommen, Frau Pump? Ich bedarf einer ortskun-
digen Führung."
Frau Pump willigte freudig ein. Ihre Augen richteten
an das junge Mädchen die Frage, die sie nicht in Worte
zu kleiden wagte.
„Ich habe noch keine Gelegenheit gefunden, mit dem
Herrn Marquis über seinen Ncffen zu sprechen," beant-
wortete Giralda den Blick der Haushälterin, „auch ist es
noch zu früh für mich, eine vollkommen Fremde, nut dem
alten Herrn über einen Gegenstand zu reden, über den er
mich in Uickenutniß wähnt- . ,
In dem geneigten Moment werde ich nicht ermangeln,
Verzeihung und Nachsicht für Ihren jungen verrn zu
erbitten. Aber ist es wahrscheinlich, daß der verr Mar-
quis seiner Vorleserin eine solche Freiheit gestatten, daß
er sie nur zu Worte kommen lassen wird?'
„O, gewiß," versicherte die Haushälterin ernst. „Der
gnädige Herr yat einen eigenthümlrchen Charakter. Trotz
seines unbändigen Stolzes spricht er zu mir und zu seinem
Kammerdiener über den armen Herrn Gottfried in einer
Weise, die mir das Blut zum Sieden bringt.
Fortsetzung folgt.
 
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