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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

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Nr. 101 - Nr. 110 (4. Mai - 15. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42837#0433

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bewilligung. Expedition: Zwingerstraß« 7.
1890





K m
Berarrtrvorrl. Redakteur: F. 2. Mappe
iu Heidelberg.
Wklkkg, Mfliz, Sn 14 Mai.
Dnicku.BcrlagvonVebr.HuberinHeidclberg
früher Verleger des Pfälzer Boten.

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Tie Motion,
Gesche von der badischen Centrnmspartei in der
^ammcrsitznng vom 3. Mai eingebracht worden ist,
hat folgenden Wortlaut:
Nach dem Dotationsgesetz vom 5. April 1886
(Gesetzes- und Verordnungsblatt Nr. 25 Seite 135
dvm Jahre 1886) bezw. vom 25. August 1876 sind
sur Aufbesserung gering besoldeter Kirchendiener aus
Staatsmitteln für jeden Konfessionstheil jährlich
260,000 M. bestimmt.
Für den evangelischen Theil ist diese Summe je-
weils vollständig ihrem gesetzlichen Zweck entsprechend
verwendet worden.
Dagegen ist die für den katholischen Theil bestimmte
Summe bisher nicht im vollen Betrage verwendet, es
Mrd vielmehr Erübrigungen erzielt worden, die der
Staatskasse anheimfielen.
Für die Budgetperiode 1886,87 hat die Minder-
verwendung 43,528 M. 12 Pfg. betragen.
Nach der von der Großh. Regierung seiner Zeit
Abgegebenen Erklärung lag es in ihrer Intention,
baß für den katholischen Theil die zur Ausbesserung
gering besoldeter Kirchendiener bestimmte Summe von
2h0,000 M. ebenso vollständige Verwendung finde,
Me die für den evangelischen Theil vorgesehene gleiche
dmmme.
Auch der Inhalt des Gesetzes (H 10 Abs. 3) läßt
.arauf schließen, daß es die Absicht der gesetzgebenden
stoktoren war, die für den katholicheu Theil bestimmte
^limine in vpllem Betrage ihrem Zwecke gemäß ver-
wenden zu lassen: denn es ist in tz 10 Abs. 3 die
Bestimmung getroffen, daß wenn die Summe zur ge-
glichen Aufbesserung nicht ausreiche, diejenigen Pfarrer
"ch eine Kürzung ihrer Staatszuschüsse gefallen zu
assen haben, welche aus ihrer Pfründe ein Einkommen
bvn 1800—2200 Mk. beziehen.
Bei Erlassung des Gesetzes war hiernach die
Möglichkeit vorgesehen, daß die Summe von 200,000
Hs. zur Erreichung des vorgesteckten Zieles nicht ge-
nügen werde, dagegen wurde offenbar nicht unterstellt,
^aß die Summe von 200,000 Mk. für Realisirung
stks gedachten Zweckes zu groß sei. Und gleichwohl
der letztere Fall eingetreten.
. Diese Ursache hiervon finden wir in der Fassung
bks tz 6 Abs. 1 des Gesetzes, welcher also lautet:
y,. Von den mit selbständiger Seelsorge verbundenen
gründen (Pfarreien) der katholischen Kirche werden
gjenigen, welche unter 1200 Mark Einkommen ab-
^gfen, aus 1600 M., diejenigen, welche 1200 Mark

7tz)

Lreuer Siebe Sohn.
Roman von U. Rosen
sNschdr. Verb.!
sie ja, Mylord. Meine Thür ist verschlossen, die
Zaster sind vergittert, die Leute im Hause meine Feinde."
„Ihre Feinde, gnädiges Fräulein! Wie ist es möglich,
„ d ein Wesen wie Sie, Feinde besitzt!" war Lord Gros-
dvr's leidenschaftliche Antwort.
h »Ich sah diese Menschen heut Abend zum ersten Male.
Sie Lord Ormond, den Neff.n des Marguis von
«Dem Namen nach, ja."
>», .»Er — er bat mich am Nachmittag, seine Frau zu
iib° r w ich wies ihn zurück, und am Abend ließ er mich
syistkallen und hier Herdringen, wo ick so lange als Ge-
^dere» lestgehalten werden soll, bis ich meinen Entschluß
tzy.»Aber das ist barbarisch, das ist niederträchtig!" rief
des-^Grosseror empört. „Das ist ein der rohen Zeit
Mittelalters würdiges Verfahren. Der Elende!"
kyv »Und jede Minute, die ick hier verweile, ist eine Ge-
'btes » die, welche ick liebe," seufzte Giralda, der Lage
^Pers gedenkend. „Lord Ormond ist in diesem
»N schlick gefchäftigt, schweres Unheil über meine Eltern
stkujswllen. O, Mylord, ist es Ihnen möglich, mich aus
Gesängniß zu befreien?"
diit und augenblicklich. Ich könnte diese Holzstäbe
Messer durchschneeden! Doch nein, das ist
dxf wälich, n>eil sie zu stark sind- Bitt ist zwar ein böser,
'e>n Mensch, ober es wirb dennoch dasRalhsamstc
'teck ich jhm von Angesicht zu Angesicht gegenüber
^Unn Ihre Freigebung gebieterisch verlange. Der
Gartensei ster hat mich übrigens bereits ange-
Nichs-k. Ich hhxx dxki alten Fischer schon. Fürchten Sie
Giralda. Ich beschütze Sie."
In lauschte auf das Geräusch in dem unteren Flur,
tking'^wer Zeit entdeckte er ein mit drei starken Burschen
t-ch Fischerboot, das, den Felsen entlang gleitend,
Küste näherte.

aber weniger als 1800 Mk. abwerfeu auf 1800 M.
und diejenigen, welche 1800 Mk. aber weniger als
2200 M. abwersen, auf 2200 Mk. aufgebessert.
Nach den uns gewordenen Mittheiluugen Hst sich
die Zahl der katholischen Pfarrgeistlichen, deren
Pfründe-Einkommen durch Staatsbeiträge aufgebessert
worden ist, folgendermaßen angestcllt:___
i Zahl der Pfarrgcistl'chen,
deren Einkommen aufgc-
bessert worden ist,

.-D
s
^8

Stand am
1.
Jaruar
1882
22
IM
^70^
"38T
1.
1883
37
237
168
442
t.
1884
43
238
1'9
450
t.
1885
49
234
168
451
..
1.
1886
48
23l
164
143
1.
1887
45
217
172
434
t.
1888
44
' 214
171
429
t.
1889
43
207
175
425
Zusammen
331
1768
! 375
3456
Durchschnitt ein
Achtel
4l
170
221
432
Hiernach haben
im Durchschifft
t

41 Geistliche Aufbesserung bis zu 1500 Mark

221
„ 1800
170
„ 2200
erhalten.

Da nun durch diese Aufbesserungen die gesetzliche
Dotationssumme nicht erschöpft worden ist, so kann
ohne Ueberschreitung der gesetzlichen Summe, wenig-
stens mit theilweiser Wirkung, die Ausbesserungsskala
erhöht werden.
Als neue Skala bringen wir in Vorschlag, den
Minimalsatz auf 1800 M. statt 1600 M., sodann
die Mittelstufe auf 2200 M. und den Höchstbezug
auf 2400 M. sestzusetzen.
Wird diese Skala zum Gesetz erhoben, so erhallen
41 Geistliche je weitere 200 M., wozu eine Summe
von 8200 M. erforderlich ist und 170 Geistliche, so-
wie alle diejenigen, welche ein Pfründeeinkommen von
2200 M. bis 2399 M. beziehen, sollen eine Auf-
besserung bis zu 2400 M. erhalten.
Zu letzterem Zweck wird zwar die Dotationssumme
von 200,000 M. nicht vollständig ansreichen, allein
es wird eben bei Unzulänglichkeit dieser Summe, die
im Gesetz vorzusehende proceutuale Kürzung der den
einzelnen der obersten Gehaltsklasse zugehörigen Geist-
lichen zufließenden Staatszuschüsse in Kraft treten.
Abgesehen von dem Zweck der vollen Verwendung

der Dotationssumme ist unser Vorschlag gewiß durch
das Bedürfniß einer Besserstellung der katholiicken
Geistlichen vollauf gerechtfertigt : ein Gehaltsminimum
von 1600 M. ist gegenüber den Anfangsgehalten der
Staatsdiener mit akademischer Bildung, wie sie in
der Gehaltsordnung vorgesehen sind, gewiß zu gering
bemessen.
Wir bitte» hiernach, großherzogliche Staatsregie-
ung wolle einen Gesetzentwurf vorlegen, wodurck der
ß 6 Absatz 1 des Dotationsgesetzes aufgehoben und
an dessen Stelle die von uns vorgeschlagene Skala
eingeftthrt und auch der ß 10 Absatz 3 entsprechend
abgeändert wird.
Selbstredend sind wir auch damit einverstanden,
daß in der im Z 3 für die evangelischen Geistlichen
vorgesehenen Skala die unterste Einkommensstuse von
1600 M. in Wegfall komme, falls überhaupt auf eine
Gesetzesänderung eingegangen werden will.
Sollte jedoch großherzogliche Regierung der An-
sicht sein, daß der Zweck gegenwärtiger Motion —
die vollständige Verwendung des dem katholischen
Theil zugedachten Staatszuschusses von 200,000 M.
zur Aufbesserung des Einkommens gering besoldeter
Kirchendiener — ohne Abänderung des Gesetzes —
erreicht werden kann, etwa in der Weise, daß die
ständische Zustimmung zur Verwendung der aus dem
Staatszuschusse sich ergebenden Erübrigungen nach
dem von uns beantragten oder einem anderen, noch
näher zu vereinbarenden Vertbeilungsmaßstab für die
laufende Budgetperiode eingeholt werde, so bitten wir
großherzogliche Staatsregierung, die ständische Zu-
stimmung zur Verbescheidung unserer Motion im
letzteren Sinne zu beantragen.

Deutsches Reich.
-4» Berlin. 1l. Mai. Dem Reichstag ist ein
neues Weißbuch über Ostafrika zugegangen,
das aber nichts enthält, was nicht schon bekannt wäre.
Es umfaßt 14 Aktenstücke vom 27. Dezember 1889
bis 4. Mai 1890. Dieselben enthalten fast nur Be-
richte aus Zanzibar über die theils schon offiziell,
theils in Zeitungen publizirten Vorgänge: über die
Gefangennahme und Hinrichtung Busbiri's und an-
derer Rebellensührer: über die Expedition Schmidt's
nach Usegnhba und Gravenreuth's in das Hinter-
land Bagamovo: über die bekannten Kämpfe gegen
Bana Heri: über die Expedition Ehlers und dessen
Gefecht bei Palamakaa: über den Zustand der Sta-
tionen und die Wiederbelebung des Handels: einen
Bericht des Korvettenkapitäns Valette über die Be-

Slch an den Holzstäben des Fensters festhalteno, lehnte
er sich, seinen Hut schwelend, weit vor. „Heda, Freunde!"
schrie er. „Hierher, schnell! Ich bedarf Eures Beistandes!"
Die bischer sahen auf, erkannten Lord Grosvenor,
den Liebling und Wohlthätcr der ganzen Umgegend, und
beeilten sich, ihm zu gehorchen. Der ,unge Mann, der sie
kommen sah, stieg lasch die Leiter hinab. In demselben
Augenblick erschien Bitt, ein Mensch von wildem Aussehen
und herkulischer Gestalt, auf der Schwelle der Hütte.
„Wer macht hier solchen Lärm, und weckt die Leute
Nachts aus dem Schlaf?" knurrte er mit der heiseren
Stimme des Trunkenbolds.
„Ich bin es, Lord Grosvenor." war die schnelle Er-
widerung des jungen Mannes. „Ich verlange die Frei-
gcbung Ihrer Gefangenen, des Fräuleins Arevalo."
„Gefangene? wiederhol e Bitt unruhig.
„Wir haben keine Gefangene liier, Euer Gnaden,"
erklärte Frau Bitt, sich halb angckleidet neben Ihren
Mann drängend. „Sie sind in einem Jrrthum, Mylord."
„Ick selbst sah die Dame am Fenster und habe mit
ihr gesprochen. Lord Ormond hat Euch gemiethet, sie
gefangen zu halten. Ihr seht, ich weiß Alles. Gebt mir
den Schlüssel zu dem Zimmer der jungen Dame "
„Du lieber Gott," lachte Frau Bitt gezwungen, „Sie
müsßn meine Nickte, ein armes wahnsinniges Geschöpf,
gesehen haben, Mylord, das Euer Gnaden Beachtung
wahrlich nicht werlh —"
„Noch einmal," unterbrach Grosvenor das Weib,
„den Schlüssel her! Da kommen einige Freunde von mir,
die mich unterstützen werden."
Die drei Fischerleute stürmten heran. Bitt machte
eine Bewegung, sich in die Hütte hinein zu ziehen und
die Thür zu verriegeln. Aber zu spät. Lord Grosvenor
und seine Gefährten waren ihm auf dem Fuße gefolgt.
„Wollen Sie uns nun den Schlussel geben, oder sollen
wir die Thür dort oben einbrechen?" fragte der junge
Lord. „Entscheiden Sie sich."
„Hffr ist der Schlüssel," jammerte das Weib. „O,
bitte, stürzen Sie uns in keine Ungelegenheuen. W.r
thatcn nur, was uns befohlen wurde."

Lord Grosvenor nahm den Schlüssel, ersuchte die
Fischer, bis zu feiner Rückkehr unten zu warten, flog die
Treppe h nauf und öffnete die Thür von Giralda's Ge-
sängniß. Das junge Mädchen trat ihm schon auf der
Schwelle entgegen.
„Ich wußte daß Sie mich befreien würden." rief d:e Ge-
rettete. ihre leuchtenden Augen zu seinem Gesicht erbebend.
„O, Mylord, Sie retten mich Hutt' schon zum zweiten
Male! Wie werde ich Ihnen jemals danken können?"
Lord Grosvenor zog ihre bebende Hand ehrerbietig
an seine Lippen. „Das werde ich Ihnen bei anderer Ge-
legenheit sagen," flüsterte er.
G.ralda entzog ihm ihre Hand in süßer Verwirrung,
obwobl ihr weder seine Worte noch sein Wesen mißfielen.
„Nehmen Sie Ihren Hut und Mantel, gnädiges
Fräulein," rieth Grosvenor. „Ich fahre Sie in n nnem
Boot zum Adlerhorst, und von dort wird Sie mein Wagen
hinführen, wohin Sie wünschen."
In ihren Mantel w hüllt und den Hut auf dem Kopfe,
während Lord Grosvenor ihren Shwal und ihre Reise-
tasche trug, folgte Giralda dem junaen Mann m das
Boot. „Ich hatte einen kleinen Ausflug in das Meer
hinaus gemacht, und mir träumend Ihr Bild vor die
Seele gezaubert," sagte Lord Grosvenor, das Segel ent
faltend. „Wie bleich Sie sind, gnädiges Fräulein!"
„Das ist die Nachwirkung meiner Verzweiflung. Die
Welt sah heute Abend sehr finster für mich aus, Mylord."
,.Welch' ein erbärmlicher Wicht dieser Ormond ist!
Der Elende muß für seinen Schurkenstreich zur Strafe
gezogen werden."
„Ach nein, ich darf keine förmliche Klage. gegen ihn
anstrengen," seufzte Giralda bekümmert. „Ich bin ge-
nöthigt seine Kränkung schwelgend zu ertragen, Mylord "
„Nennen Sie mich Paul," hat Grosvenor erröthend-
„Ich stehe allein in der WOt, und Niemand redet mich
bei meinem Vornamen an. Mylord klmgt mir so kalt und
fremd von Ihren Lippen."
„So dürfen Sie mich auch nicht anders als Giralda
nennen."
(Fortsetzung folgt.)
 
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