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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

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Nr. 101 - Nr. 110 (4. Mai - 15. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42837#0441

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Veiauiwocrl. Redakkeur: F. L. Knappe
iu Heidelberg.

. Des l>. Frftes Christi Himmelfahrt wegen erscheint
nächste Nummer am Freitag.

at täglich an! Ausnahme der Saun- u. Feiertage.
»nnsmeutSpreiS wir dem >cb<beuÜichmUnterbaltrw.gS-
„DeiSvnr.ragSbole"iür Heidelberg m onatlich SV H
Lrägerlohn, durch die Post bezogen riertelj. 1.80 franco.

am Ende des Korridor- öffnend. „H er pflegre die selige
Frau Gräfin selbst zu wob neu. Da Sie so leidend ans-
tehen, werde ich in dem anstoßenden Borz-mner schlafen,
sodaß sie nur zu rufen brauchen, wenn Sie meiner be-
dürfen."
Giralda dankte der guten Frau mit herzlichen Worten.
„Wie schön ist es hier. Frau Latten," tagte sie, an das
Fenster iretend und in die Tiefe hinabschauend.
„O. das Alles sollen Lae erst im Sommer sehen,
gnädiges Fräulein. Dann ist der Adlerhorit ein entzücken-
der, für eine Königin geeigneter Äufenlhatt. Unsere Blumen
und unsere Treibhäuser sind die schönsten auf der ganzen
Insel. Lord Grosvenor zieht auch diesen Landsitz seinen
anderen Schlössern und Gütern vor. Seine Residenz hier
in Wales ist ihm die liebste."
Die würdige Haushälterin plauderte noch lange fort,
die Güte, Großmuth und alle übrigen Tugenden ihres
jungen Herrn rühmend und preisend.
Das Mädchen empfand ein eigenthümliches Vergnügen,
dem Lob des jungen Mannes zu lauschen, der erst vor
wenigen Minuten mit dem Geständnis von der vor
Kurzem noch so Unglücklichen geschieden war, sie sei seine
ganz Welt.
Kaum war Giralda in die weichen Kissen ihres Bettes
gesunken, so umfing ein tiefer Schlaf die körperlich und
geistig Erschöpfte. Sie erwachte erst am nächstenMorgen,
als die Sonne hell in ihr Fenster schien.
„Es muß sehr spät sein," murmelte sie, „und Paul
ist sicher längst unterwegs." Vollständig erholt, kleidete
sie sich hastig an Als Frau Latten leise und vorsichtig
bei ihr eintrat, war sie mit ihrem Anzug bereits fertig
und überraschte die gute Alte durch ihre frischen rosigen
Wangen.
„O, wie wird der gnädige Herr sich freuen," rief die
Haushälterin, „Sie vor seiner Abreise noch za sehen. Er
glaubt Sie noch ruhig weiter schlummernd. Wenn Sie
die Güte haben wollen, mich zu begleiten, können Sie
gleich mit Mylord frühstücken"
(Fortsetzung folgt)

ei-te stt

stylvoll, ja förmlich kunstsinnig, nicht nur durch aller-
lei Gewinde und Gebinde, sondern nicht minder durch
Embleme und Mosaiks, verschiedenartig ausgezeichnet
und abschattirt. Gleichwie aus buntfarbigen Blumen-
beeten sprudeln die wohlthätigen Wasserquellen silber-
hell hervor — ein lieblicher und lebensfrischer Anblick!
Mit ihren besten Kleidern angethan, empfangen die
fröhlichen Dorfbewohner die große Zahl Befreundeter
der Nachbarschaft, die zum Brunnen-Blumenfest her-
beigeströmt kommen von Nah und Fern, nm mit zu
feiern; an den Gottesdienst schließt sich eine große,
allgemeine Prozession von Brunnen zu Brunnen des
Orts, und bei Jedem wird ein Psalm oder Aehnliches
verlesen, bis die ganze Festlichkeit mit einer Hymne
schließt, gesungen unter den Klängen von Musikbeglei-
tung. An diese fromme Feier schließt sich später dann
die weltliche; ländliche Spiele und sonstige frohe Un-
terhaltung, nm den Rest des hohen Tages, des „heil.
Donnerstages," wie man in England sagt, heiter zu
begehen.
Außer den Blumen und Kräutern wird besonders
auch der Gastronomie besondere Aufmerksamkeit ge-
schenkt am Himmelfahrtsfeste. Sv pflegte man ehe-
dem in England und den Niederlanden nur Geflügel
alsdann zu genießen, und in Rotterdam haben die
„Clemslvnnrtsbollon", die Himmelfahrts-Kugeln", als
übliches Gebäck des Tages, sich bis in die Gegenwart
erhalten, während im Hanauischen bis in unsere Zeit
nach guter alter Gewohnheit das sogenannte „Kngel-
hoppenfest" der Jugend Herz erfreute - eine Art
von Volksfest, abgehalten auf grüner Wiese, Nach-
mittags, nach der Kirche, wo Jedmännig- nnd Weib-
liglich, der jüngeren Generation angehörig, dem edlen
Wett-Sport des Laufens und Ringens huldigte, dessen
Preis in dem üblichen Gebäcke des Tages verabreicht
wurde. — In einigen Dörfern Sachsens aber wird
sogar ein alt-historisches „Bierfest" mit Sang und
Klang gehalten, zur Erinnerung daran, daß vor etwa
sechs- bis siebenhundert Jahren einst eine Kö-
nigin, genannt Elisabeth, wie die Tradition berichtet,
an einem Himmelsahrtstage durch die dorrige Gegend
gekommen sei, wo die Einwohner sie festlich begrüßt
und dem seltenen Ehrengäste als Labetrunk und Weg-
stärkung die Kleinigkeit von — sieben Rinkeimern
Bier darboten, ein Empfang, der so viel Anerkennung
und Beifall scheint gefunden zu haben, daß die hohe
Frau allen Dörfern, die ihn ihr bereiteten, in Gna-
den alle Stenern erließ für alle Zeiten, doch unter
der Beding: es habe jede dieser Gemeinden fortan
jede^ Jahr an Christi Himmelfahrt ihr zu Ehren nnd

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am MK

Inserate die 1-spaltige Petitzcile ede: deren Raum IV
Rcklame 25 „S>. Für hiesige Geschäfts- und Pnvas.
anzeigeu. sowie für Yahres-VIuzeiacn bedeutende Raban«
bewilligmig. Expedition: Zwingerstratze 7.

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Druck u. Verlag von Gcbr. Huber in Heidelberg '
früher Verleger des Pfälzer Boten.

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29. Kapitel.
Der Sonnenaufgang der Liebe.
Grosvenor hatte sich die Adresse des Grafen
notirt uno war bemüht, jeden unangenehmen Ge-
aus Giratda's Seele zu verbannen. Mehr als cin-
cs ibm gelungen, ein Lächeln auf ehr liebliches
zu zaubern, als Frau Latten mit dem Abendessen
^en. Giralda benügie sich mit einer Tasse Thee.
tzx -<;st das blaue Zimmer in Bereitschaft?" fragte Lord
^t^benor seine Haushälterin, die den Tisch wieder ab-
-Ja, jch will nur noch die Kerzen darin anzünden."
«ehe nicht gerne fort, während sie krank zurück-
- .^ucitda," sagte der junge Mann, nachdem Frau
wieder entfernt hatte. „Die Sorge um Ihr
Pu wird mir ein lästiger Reisegefährte sein."
^ihp k erschöpft, Paul- Ihr Gihen wird mir
Kraft zurückgeben. Ich werde mich schnell erholen,
wein Gemüth beruhigt ist."
L' un Sie fortan frei von jeder Angst, Giralda," bat
Madckens beide Hände ergreifend. „Haben Sie
»u m:r, Giralda?"
. "Ke zu meiner Mutter, Paul."
MeH^raida." faste Lord Grosvenor, vor ihr in die Knie
Ur,„0', nut zitternder Sttn me, „Sie haben sich bis jetzt
An > Pwnht, die Unschuld Ihres Vaters aufzuklären,
npo»- st" Augenblick an will ich mich derselben heiligen
widmen."
A, w!5Pda sprang frcudig erregt von ihrem Sitz auf.
an öiv' ^ef sie strahlenden Auges, „Sie glauben wie
"A lAPa's Unschuld? Sie wollen mir Helsen, dieselbe
. c! Welt zu beweisen?"
U wri? «laude an die Unschuld Gottfried Trewor's wie
'ch nun 1,'kkne Existinzt" erlläite Lord Grosvenor feier-
't byr j-nch will nicht eher Glück und Frieden kennen, bis
aller Welt von jedem Verdacht gereinigt daftehl."

der
ist
der
hat
an
Ausfahrt" des Erlösers, durch den „heiligen Don-
z,, „Himmelfghrts- oder Auffahrtstag," und
Oftmals war es allgemein Sitte, diese Feier bild¬

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Treuer Liebe A'ohn.
Roman von U. Rosen
(Kschdc. eerb.i

es die „Himmelfahrtsblümlein", die röthlichen und
weißen, die in mancher deutschen Gegend eine große,
sehr geliebte nnd geschätzte Rolle spielen, weil man
Glück und Heil von ihnen sich erhofft fnr's ganze
Jahr; deshalb ist das "Krautchenpslücken" auch ein
wahres Fest an sich," dort, wo an dem Tage Christi
Himmelfahrt das jugendliche, schönere Geschlecht in
corpore von Sonnenaufgang schon hinauszieht, jenen
Statten zu, wo die begehrten Blumen sprießen, welche
im gewöhnlichen Leben „Mausvhrle oder Maushörnle,"
nnd in der Botanik „pwrpftalluin clioienin" genannt
werden, nm sie zu pflücken nnd Kränze davon zu
winden, die einfach oder doppelt, wie zwei in ein-
andergeschobene Reifen, im Zimmer über dein Fami-
lientische, stets Aller Augen sichbar, und im Statte
über den Vierfüßlern aufgehängt, nnd bis znm näch-
sten Jahre hängen bleiben müssen, so lange, bis frische
Himmelsfahrtsblümlein die welk und dürr gewordenen
ablösen, denn der Vvlksmund sagt, daß diese, gerade
diese Blumen dem Hause und allen seinen Insassen
Schutz gewähren, wenn am Himmel der Donner rollt
und Blitze niederzucken auf die Erde. Doch darf man
ja nicht, heißt es, nähen oder flicken am Tag der
Himmelfahrt des Herrn, weil sonst der Himmel grolle
und man das Gewitter in das Haus ziehe!
Auch das „Kräutchcnpflücken", die Sitte, Heil-
kräfte Kräuter zu suchen just au diesem Tage, hat
theilweise sich erhalten, und womöglich von den
Bergen sie FU holen, und dabei zu singen und zu
tanzen. In der alten, berühmten Reichsstadt Frank-
furt am Main zog man einst.unisono hinaus in den
Stadlwald, dort die „Aaronswnrzel" zu suchen, an
der man zn erkennen meinte, ob das Jahr fruchtbar
werde oder nicht, bis später durch den Zeitgeist einer
neueren Zeit der alle, vvlksthnmliche Brauch sich in
ein Volksfest am Pfingst-Dienstag. wandelte. Noch
immer aber wird an die Kraft eines anderen Kräutleins
geglaubt, von dem die Harz-Bewohner im Allgemei-
nen sagen, daß es Glück für Mensch und Thier zu
bringen fähig sei, während die heirathslustigen
Schönen im Besonderen behaupten, daß es die Macht
besitze, noch im gleichen Jahre ihnen den ersehnten
Bräutigam zu erschaffen, dieses segensreiche, vielbe-
gehrte „Allermannsherrnkraut".
In einzelnen Gegenden Englands feiert man den
Himmelfahrtstag in Form eines „Maibrnnnenfestes."
Schon Wochen vorher werden in der ganzen Gegend
die rothen Maaßliebchen gesammelt, um am Tage
Christi Himmelfahrt alle Orts-Brunnen anmuthig zu
bekränze», möglichst reich, möglichst geschmack- und
„O. Paul," murmelte G ralda, „Sie erfüllen mein
Herz mtt urgcahnier Seligkeit."
„Zunächst," fubr Grosvenor fort, „wollen wir die Be-
weise für Ihres Vcuers Unschuld sammeln und damit das
stolze Herz des Ma guis bestürmen! Er selbst soll s einen
tiefgekränklen Neffen zurückrufen und ihn zärtlich Will-
kommen heißen!"
„Wenn Sie die Sacke in ibre Hände nehmen, ist
Papa gerettet," jubelte Giralda. „Ihnen wird Alles leicht.
O, Gott, ich danke Dir, daß Papa einen so mächtigen
Freund gefunden Hai."
„Und seine Tochter ihren künftigen Gatten," flüsterte
Grosvenor, halb erschrocken über seine Kühnheit „O,
zürnen Sie mir nicht, Giralda," rief er außer sich, als das
Mädchen ihm die Hand entzog und sich das Gesicht ver-
deckte. „Sind sie mir döse, Giralda habe ich sie gekränkt?"
Giralda sah ihm vott uns Gesicht. In ihren Augen
leuchteten Thränen, nnd ihren Mund umspielte ein glück-
liches Lächeln.
Grosvenor verstand diese stumme Sprache. Er schlang
seinen Arm um die zierliche Gestalt, zog ihren schönen
Kopf an seinen Busen, und drückte eine Kuß auf ihre
Stern.
„Wir sind uns erst zweimal begegnet. Giralda," sagte
er, „aber unsere verwandten Seelen bedurften für ihre Liebe
keines langsamen Wachsens-"
Giralda antwortete nicht. Sie blickte besangen zu
Boden.
Vielleicht hätte ich mit meiner Erklärung warten
sollen, entschuldigte sich der junge Mann. „Vielleicht
war es ungroßmüthig von mir, während Du unter meinem
Schutze standest, von meiner Liebe zu Dir zu sprechen,
vielleicht hätte ich mich erst an Deine Eltern wenden und
ihnen meine Wünsche und Hoffnungen vorlegen sollen.
Aber morgen bin ich bei ihnen, und wenn Du erlaubst
Giralda, erbitte ich mir auch von Ihnen das Jawort, das
Du mir nun nicht mehr vorenthalten wirst."
Giralda nickte stumm.
Frau Latten kam, Giralda abzuholen. „Hier ist das
blaue Zimmer, gnädiges Fräulein," sagte sie, eine Thür

v Christi Himmelfahrt.
, Des Pfingstfestes Herold, des Lenzes Kreme,
^he schöne Freudentag von Christi Himmelfahrt
Momme» und hat seinen Einzug gehalten iu
Mflingsschöneu Gvttesnarur. — Lauge schon
eMi es feierlich begangen, das heilige Gedenken
hh . ' — ' - - - - - - ... -
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i." und
darzustellen in den Kirchen, um mit entsprechen-
tu Cercmonien den Triumph des Herrn, sowie die
Erklärung der menschlichen Natur zu veranschaulichen,
k dem ei» Abbild des Gottessohnes empor zur Decke,
Dringt von Engeln, schwebte. Von diesem Brauche
^ieb freilich nicht viel übrig, doch nach wie vor
ÜPlte man in die Gotteshäuser zu frommer, froher
sJier, und ist diese vorüber, ist den: gütigen Himmel
j äuk und Bitte dargebracht, dann folgt ein Jeder
^Pni Zuge, den Golt selbst in's Menscheuherz ge-
Ns>»K, daß er dort keime, blühe, Früchte trage, dem
! ^stebe der Natur: hinaus in die Natur, hinaus unter
^ttcs freien Himmel, ivo alles sich verbindet, alles
?bkl»d einstimmt in des Himmelfahrttages Fest, und
manche liebe, heitere Gewohnheit, tief im Volke
^izelnd seil längst vergangenen Zeiten, zu einem
,-sUilen Kranz sich schlingt, dessen farbenreiche Blumen-
Ue den hohen Tag umwindet wie ein alter, ewig
'ich geschmückter Rahmen.
Schön und finnig sind oftmals die schlichten
J'lksgowohuhciten wie z. B. die amnuthige Sitte,
Tag von Christi Himmelfahrt, den Vorboten des
f Umcrlichen Rosenfestes Pfingsten, mit Blüthe» und
Z' Blumen förmlich zn bekränzen, wie es noch in
Huchem Törflein verkommt, dessen Häuser blumige
^Mnde zieren, wie zum Empfange eines hohen
^stes, den man »ach Kräften ehren und ihm die
tz'fude dankbar zeigen will, die sein frohbegrüßtes
scheinen überall verursacht, zu jener schönen Zeit
h Jahres, wenn Frühling nnd Sommer sich zn
sj, ein, wonnevollem Bund die Hände reichen. Ueberall
man deshalb an dem Tage, den der Himmel
^'pelt ja gesegnet, Blumen mit hineingezvgen nnd
was der Mensch an Freudenblüthen Glücksbln-
n-ch Segenssrüchten von des Himmels Gnade ganz
Lüders sich ersehnt, erharrt! — Sämmtlich sind
«8,
 
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