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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

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Nr. 61 - Nr. 70 (14. März - 27. März)
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geschickt hatte, erweckte ihn aus seinem Brüten. „Ich
WsHte, Du machtest Dich mit den Leuten des Grafen
st bekannt und suchtest sie auszuhorchen, Negun," sagte
Ih. »Du weißt, was ich Dir von den häufigen Abwescn-
Lady Bcatricens erzählte. Wenn Du Born in seinen
tdjAnehnmngen zu fördern und zu unterstützen verständest,
ick die Dir versprochene Belohnung verdoppeln."


Inserate die 1-spaltigc Petitzeile oder deren Raum 10 H
Reklame 2ö L. Für hiesige Geschäfts- und Privat-
anzeigen, sowie für Jahres-Anzeigen bedeutende Rabatt-
bewilligung. Expedition: Zwingerstratzc 7.
1890?

Berantwortl. Redakteur: F. L. Knappe
v in Heidelberg.

*wen Laterne.
von Licht aus
hist , >»««»rvtr IN v>k v-u-vnn ,>>»»
wstbaren Teppichen bedeckten Stufen hinauf und eilte

^!»SS
Druck u. Verlag von Gebe. Huber in Heidelberg --
früher Verleger des Pfälzer Boten.

allen kirchenfeindlichen Elementen auf dem Gebiete
der Schule der Pariser Gemeinderath voran,
und auf diesen hat man sich auch im österreichischen
Abgeordnetenhause liberalerseits wirklich bezogen. In
den neuen Pariser Volksschulen giebt es keine Religion,
keine zehn Gebote, keinen Gott. Der Name „Gott"
darf nicht einmal genannt werden. Dieses Vorbild
schwebte den liberalen „Schulreformatoren" Oester-
reichs vor und darum empfahlen die liberalen Redner
im österreichischen Abgeordnetenhause auch die Pflege
des „rein Menschlichen" als Surrogat des Religions-
unterrichts.
Die liberale (jüdische) Presse Oesterreichs sucht des-
halb auch jetzt angesichts der bischöflichen Forderungen
auf konfessionelle Volksschule einen „Sturm der Ent-
rüstung" im Lande anzufachen. Die liberale „Wie-
ner Abendpost" bezeichnet die Forderung des des Epis-
kopates als einen „Kriegsruf der Kirchenfürsten", die
dem Staate Fehde angesagt, den Krieg erklärt hätten.
Die Erklärung der Bischöfe zähle zu den bedeutsam-
sten historischen Aktenstücken, sie stelle ein sensationelles
Ereigniß, allerersten Ranges dar. Und wenn das
liberale Wiener Blatt weiter prophezeit, daß der durch
die Bischöfe provozirte Kampf das ganze öffentliche
Leben bis in die tiefsten Tiefen aufwühlen werde,
daß eine neue Zeit beginn»', und daß der Staat sich
zu einem Kampfe nm die höchsten Rechte rüsten müsse,
so kann man hieraus schließen, mit welcher Zähigkeit
und mit welchem Fanatismus der österreichische Libe-
ralismus den Besitz seiner Domäne — der Schule —
vertheidigen wird. Von allen Parlamentariern Oester-
reichs muß und darf man aber erwarten, daß sie die
Aktion der Bischöfe, der berechtigten Führer in diesem
Schulkampfe, mit voller Hingebung unterstützen werden.
Der österreichische Episkopat wird nicht ruhen und
nicht rasten, bis den Rechten der Kirche und den
Wünschen der österreichischen Katholiken voll und ganz
entsprochen ist. Von einem Nachgeben kann bei ihm
keine Rede sein, und irgend eine Ausnahme in dieser
Gesinnung besteht durchaus nicht bei ihm. Es han-
delt sich bei den Kämpfen, denen das österreichische-
Volk entgegengeht, nm den Kampf des Chnstenthums
gegen das moderne Heidenthum.

gestellten Forderungen mit den kompetenten Faktoren
„sich des Weiteren zu benehmen."
Mit dieser Erklärung des österreichischen Episkopats,
durch welche die katholischen Grundsätze über die
Schule klar und präzise fvrmulirt sind, ist die prinzi-
pielle Klarstellung der für Oesterreich so brennenden
Schulfrage erfolgt. Den Ausgangspunkt der jetzigen
Schulaktion bildet der am 25. Januar 1888, also
vor mehr als zwei Jahreu vom Fürsten Liechtenstein
im Abgeordnetenhause eingebrachte Schulantrag.
Dieser auf Herstellung der Konfessionsschule in
Oesterreich gerichtete Antrag wurde damals vertagt.
Die Gründe hiefür sind öffentlich nicht genauer be-
kannt geworden, doch wäre eine Verschiebung derFrage
ack eal6llckL8 ZrLvoas unerträglich gewesen, denn die
Volksschulverhältnisse in Oesterreich sind eine ständige
Gefahr nicht nur für die Interessen der Religion,
sondern auch für den Bestand und die Zukunft des
Staates selbst und daher unhaltbar.
Ein Blick auf die gegenwärtigen Volksschulverhält-
nissen in Oesterreich, wie sie durch das Gesetz vom
14. Mai 1869 geschaffen sind, beweist diese Behaup-
tung. Die Neuschule in Oesterreich ist gesetzlich
konfessionslos. Der religiöse Einfluß
der Kirche ist auf den Religionsunterricht
beschränkt und von dem übrigen Unterricht gleich-
falls durch das Gesetz ausdrücklich ausgeschlossen.
Von einer Beeinflußuna der Schule durch die Lehre
und den Geist der Religion kann in Oesterreich keine
Rede sein; im Gegentheil, das österreichische Schul-
gesetz klingt wie ein Protest gegen jede religiöse
„Einmischung", und welcher Geist durch dieses Gesetz
in der Lehrer-wie Schülerwelt großgezogen ist, wie
die Dinge in der Praxi» vielfach liegen, davon haben
die Tagcsblätter oftmals fast unglaubliche Beispiele
gemeldet. Katholische Kinder können ebenso einen jü-
dischen, wie einen christlichen Lehrer haben, der nur
nach seinem Taufschein Christ ist, im Uebrigen aber
das Christenthum längst über Bord geworfen hat und
es von diesem Standpunkte aus auch in der Schule
behandelt. Die österreichische Volksschule, wie sie zur
Zeit gesetzlich besteht, ist nach den Intentionen der
liberalen Gesetzgeber dazu bestimmt, von der Konfes-
sionslosigkeit zur völligen Religionslosigkeit, zur Feind-
schaft und zum Hasse aller Religion fortzuschreiten.
Dieses wurde liberalerseits seinerzeit im österreichischen
Abgeordnetenhause nicht nur offen eiugestanden, sondern
es ward sogar auch die Zeit vorhergesagt, in der man
in der Volksschule statt Religion nur mehr das „all-
gemein Menschliche" lehren werde. Bekanntlich leuchtet
durch die in einen Blumengarten verwandelte Vorhalle in
den »roßen Saal, in dessen Mitte er die königliche Gestalt
Bcatricens erblickte. Ihr Vater, strahlend von Stolz und
Freude über die prächtige Schönheit der Tochter, stand ihr
zur Seite.
Beatrice trug ein bernsteinfarbiges Atlaskleid mit
langer spitzenumwogter Brockatschlcppe, in ihrem schwarzen
Haar funkelten und glitzerten neben dem kronenartig ge-
faßten Diadem aus Brillanten und Smaragden bewegliche
Diamantensterne. Ihren rosigen Mund umspielte ein
bezauberndes Lächeln, mit dem sie jeden ihrer Gäste be-
grüßte und willkommen hieß-
„Sie sieht aus wie eine Kaiserin inmitten ihres Hof-
staates," dachte Lord Ormond, sich den Weg zu ihr
bahnend. „Sie ist märchenhaft schön! Und wie anmuthig
sie empfängt, sie wird eine herrliche Marquise von Trewor
sein! Ja, schöne Sphinx, Du wirst, Du mußt die Meine
werden."
Beatrice empfing ihn höflich und aumuthig wie clle
Anderen, doch ohne ein besonderes Zeichen von Gunst.
Graf Berril schüttelte ihm die Hand und erkundigte sich
theilnehmend nach dem Marquis von Trewor. Nach
einigen weiteren Fragen und Antworten verlor isich Lord
Ormond in der vornehmen Menge. Seit der Rückkehr von
seinen Wanderungen erschien er zum ersten Mal in Gesell-
schaft Seine lange Abwesenheit und seine mit Absicht zur
Schau getragenen fremdländischen Manieren machten ihn
bald zum Löwen des Abends. Stattliche Wittwen wünschten
ihm Glück zu seiner Heimkehr nach England und über-
schütteten ihn mit Vorwürfen wegen seines langen Noma-
denlebens. Die jüngeren Damen nahmen seine Aufmerk-
samkeiten lächelnd und erröthend entgegen und die jungen
Stutzer betrachteten ihn mit neidischen und eifersüchtigen
Blicken.
Mehr als eine Stunde verging, ehe Lord Ormond
wieder Gelegenheit sand, Beatrice aufzusuchen. Als er sich
ihr näherte, bemerkte er einen Schatten von Müdigkeit in
ihrem bleichen Gesicht. Er bot ihr seinen Arm, den sie
mit stolzer Verneigung annabm, und beide begannen eine
Promenade durch die lange Reihe der festlich geschmückten

H„:»>>rqmungen zu lorvcrn uno zu niurriruyen vernunv!
ick die Dir versprochene Belohnung verdoppeln."
K.,.Die Augen Negun's funkelten. „Ich werde mir das
«l^° verdienen," rief er. „Zunächst will ich mir heute
iy "v die Freundschaft der Mägde im Berril'schen Palast
^werben jucken."
>ii<«,,»Das thue, Negun. Sei mir treu, und Du wirst es
^i» bereuen haben, spiele den Berräther und ich werde
z» bestrafen wißen."
ih.„Der giftsprühende Blitz, der aus Ormond's Augen
gab seinen Worten einen unheimlichen Nachdruck,
dji Schauer durchrieselte den Kammerdiener, der sich be-
den Gebieter seiner unverbrüchlichen Ergebenheit zu
i H°rn.
Ormond erhob sich lächelnd und begab sich zu
Luf ihn wartenden Wagen, um zum Ball zu fahren.
Üq^fver Berril'sche Palast glich einer riesigen flammen-
H^denden Laterne. Aus jedem Fenster ergoß sich ein
.... „„s Straße und Vorplatz. Berauschende
, Zrdwebte in die Nacht hinaus- Ormond stieg die

K MsWIe i« Uemich.
> 6. Eine hocherfreuliche Kunde kam während der
Aen Tage aus Oesterreich: die österreichischen Bi-
Me haben ihre Stellung zu der in Oesterreich so
^nuend gewordenen Schulfrage klar und bestimmt
i^gesprochen und die ihnen gebührende Führerrolle
Kampfe nm die konfessionelle Schule übernommen,
der Sitzung am 12. ds. Mts. der zur Vorbe-
?thung des Gesetzentwurfes betreffend die Grundsätze
Unterrichtswesens bezüglich der Volksschulen ein-
Mhten Spezialkommission des Herrenhauses verlas
Ordinal Schönbvrn im Namen des gesammten
Episkopats eine Erklärung, welche die bischöflichen
Forderungen betreffs der Reform des Schulwesens
?thält. Diese Forderungen, deren Gesammtziel die
Äolische öffentliche Volksschule für katholische Kinder
sind wie wir bereits mittheilen, in folgenden
Unkten näher bestimmt:
r. „1. Die öffentlichen Volksschulen sind so auszuge-
^iten, daß es katholischen Kindern möglich gemacht
Arde, dieselben in der Regel ohne Vermischung mit
ändern anderer Konfessionen zu besuchen.
2. An katholischen öffentlichen Volksschulen haben
Amtliche Lehrer der katholischen Kirche anzugehören,
für dieselben an katholischen Lehrerbildungsan-
l^sten auszubilden und haben auch die Befähigung
, r Ertheilung des katholischen Religionsunterrichtes
krwerben.
3- Bei Anstellung der Lehrer au katholischen
Anstichen Schulen ist den Organen der katholischen
^che jene Einflußnahme zu gewähren, welche noth-
i Endig ist, um sich der entsprechenden Wirksamkeit
onzustellenden Bewerbers zu vergewissern.
4. Der Religonsunterricht ist an diesen Schulen
^rch Mitverwendung des Lehrers zu erweitern und
übrige Unterricht im Lehrplan, sowie auch die
Amtlichen Lehr- und Lernmittel sind so einzurichten,
M darin nicht nur nichts vorkomme, was für katho-
Kinder anstößig wäre, sondern daß Alles in
Zdheitlicher Beziehung zu dem katholischen Charakter
Schule stehe.
. 5. Was die Beaufsichtigung der katholischen Volks-
Mlen und der Lehrerbildungsanstalten betrifft, so ist
der Kirche zu ermöglichen, deren konfessionellen
^arakter durch ordnungsmäßig von ihr bestellte
?^gane nach allen Richtungen in wirksamer Weise
^..wahren und zu fördern. Schließlich erklären die
^'Ichöfe, „ohne das Gebiet der politischen Erwägungen
^berühren", sich bereit, in Betreff der von ihnen
Treuer Liebe Kohn.
Roman von U. Rosen.
lN-chdr. kerb.)
tn »Solche Dinge sind nicht unmöglich," gab der Detck-
tz f zu, „aber wahrscheinlich sind sie nicht. Ihr Herr
Wer mühte sich sihr geändert haben, um einen so ver-
th.sseltkn Plan zu entwerfen und auszusühren. Jedenfalls
^?de ich meine Wachsamkeit verdoppeln. Wenn Gottfried
tz vv.or lebt, so weiß Lady Beatrice darum, und ihr
YAnniß muß uns zu dem seinigen führen."
ih. Nach einigen ferneren Bemerkungen verabschiedete sich
tzf Detektive, und Lord Ormond nahm sein Grübeln und
h "»en wieder auf. Die Rückkehr seines Bedienten, den
Wvch vor dem Besuch des Detektives mit einem Auftrag

Ar Ulktrilt Srs LMiszlers
Fürsten Bismarck, den man, obwohl bis zur Stunde
eine amtliche Bestätigung noch nicht vorliegt, dennoch
als Thatsache betrachten kann, erregt die ganze poli-
tische Welt und drängt alle anderen selbst wichtigen
Vorgänge in den Hintergrund. Es wird offiziös be-
Gemächer, an die sich der vielgepriesene Berril'sche Winter-
garten schloß.
Dieses wunderbare Pslanzenheim war ein Glaspalast
mit hoher Kuppel u. mächtigen Seitenflügeln. Die breiten
Blätternder gefiederten Palmenbäume streiften das glitzernde
Dach, Beete von Rosen in allen Farben entzückten das
Auge und Orchideen jeder Gattung strömten berauschenden
Wohlgeruch aus.
Unter der großen Krystallkuppel zischten die bunt-
schimmernden Strahleneines von blühenden Orangenbäumen
umgrenzten Springbrunnens zur Decke empor- Auf einem
epheuumsponnenen Felsen erhob sich eine Flora aus
weißem Marmor, die mit verschwenderischer Hand Blumen
ausstreute.
Der Wintergarten war bis in den fernsten Winkel
glänzend erleuchtet. Bis jetzt war noch Niemand darin zu
sehen, weder ermüdete Tänzer, die hier Kühlung suchten,
noch Liebende, die sich aus der Gesellschaft zu einem trau-
lichen Geplauder in die Grotten und Lauben flüchteten,
welche in reicher Anzahl vorhanden waren. Hierher geleitete
Lord Ormond die Tochter des Hauses.
Sein Wesen war ehrerbietig und fern von lästiger
Zudringlichkeit, obgleich em Hauch wärmeren Gefühls seine
Rede durchzitterte. Er führte Beatrice zu einem Sitz
unter einem mit schneeigen Blüthen bedeckten Orangen-
baum, und sagte ihr, in seinem Gespräch fortfahrend,
allerlei Artigkeiten über ihre Erscheinung, die erlauchte
Versammlung, die sich bei ihr eingefnnden, und sie hörte
ihn kalt und gleichgiltig zu. -
Ihre Gedanken wanderte von dieser Szene der Lust-
barkeit, von Ihrer falschen, hohlen Existenz zu dem sonni-
gen, liebedurchleuchteten Heim in dem stillen Birkenhain u.
zu dem edleren, besseren und glücklicheren Leben, das sie
in jenen bescheidenen Mauern führte. Ihr unbewußt nahm
das stolze Gesicht einen milderen Ausdruck an, Ein feuchter
Schimmer glitzerte in ihren Augen, und ein so seltenes, so
holdseliges Lächeln umschwebte ihren Mund, daß Lord
Ormond in sprachloser Bewunderung zu ihr aufschaute.
Fortsetzung folgt.
 
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