Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

DOI chapter:
Nr. 111 - Nr. 120 (17. Mai - 29. Mai)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42837#0453

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

c aufs

n Dienstril

1890

Inserate die 1-spal!ige Petilzeile oder deren Raum 10 H
Reklame 25 Für hiesige Äcschüsls- und Privak»
' anzeigcn, sowie für Jahres-Anzeigen bedeutende Rabatt-
bewilligung. Expedition: Zwingerstraße 7.

Berantwortl. Redakteur: F. Z. Snappc
in Heidelberg.

Erscheint tätlich mit AuSnabme der Sonn- u. Feiertage.
A^»«tre«t«rt»preiS mit dem wöchentlichen UnterhaltungS-
^tt „DrrSonntagSbote" für Heidelberg monatlich 5«^
Triigerlohn, Lurch die Post bezogen Viertels. ftauco.

Druck u.Verlag vvn Gedr. Huber in Heidelberg
früher Verleger Les Pfälzer Boten.

»t. ui
. ^1-—I—-


Richters.

ST» T-VT^ PL/L f v Ta italtv TT-TTv^
leb,'einem fremden Lande ausschließlich den Meinen

e Kinder
jauvtung
mehr iw

och wohl
iic mich

n (18l3).
rleans."

eichnung
i>en, ab-
Dculsch--

>tz seiner
:n. Em
m harten
ich zugc-
einwand;
ichen zn
uft aus:
irth, wo

'n Doktor
trinken."
- er hätt'

lderg.
-g.

Sreuer Liebe Lohn.
Roman von U. Rosen
<>!>ü»r. Verb.)
. Beatrice stützte sich auf die Lehne eines Sessels, um
' M umzufinken.
h. ..Thun Sie, was Ihnen beliebt, Lord Ormond- Ich
rachtx Sie, trotze Ihnen," rief sie in wegwerfendem Ton.
.Und Ihr Vater? Und die Welt, Beatrice?"
>«-..Jn einer Stunde werde ich auf dem Wege nach Frank-
sch sein."
Q. .Und Ihren Vater, den armen, alten Mann wollen
rK allein dem Spottgelächter der Welt überlassen?" fragte
Rfvivnd. „Und Ihr spanischer Graf geht auch mit Ihnen,
^atrice?"
h, . .Er wird gehen, wohin ich gehe, Orwond. Er ist
Gatte, die Knaben, die Sie durch das Fenster sahen,
btid Aeine Söhne. Ich bin seit vielen Jahren verheirathet,
b>g .Sie haben mein Geheimniß in einer Ihrem Charakter
kkn Weise ausfpionirt. Was wünschen Sie noch,
tz-?,°rd ? Ich wiederhole Ihnen, thun Sic Ihr Schlimm-
d' Ich fürchte Sje nicht."
»Mein Schlimmstes!" betonte Ormond bedeutsam,
dgu i^hr Allcrschlimmstes! Verkündigen Sie der Welt,
r<,L>ch seit langen Jahren Gattin und Mutter bin, wäh-
Iki? 'ch der Gesellschaft für unverheirathet galt ! Demü-
bf'^n Sie meines Vaters Stolz bis in den Staub,
LAen Sie des alten Mannes Herz, wenn das Ihnen
L, ^ugthuung ist, ober bilden Sie sich nicht ein, Ihr Ziel
dx^rreichrn. Beatrice Berril's Herz werden Sie weder
Idjk A.higen, "och brechen. Sie können Ihr den Gatten,
d^^inder nicht rauben! Und wenn Sie einen Flecken auf
djA, Namen Antonio Arevalo's entdecken, verkündigen Sie
tziV Entdeckung gleichfalls der Welt! Ich finde mein
s^a. nicht in der Gesellschaft, und werde sehr zufrieden
lfi,.'einem fremden Lande ausschließlich den Meinen
zu dürfen."
fz^-Lch fühle mich nicht berufen, Ihr idyllisches Glück zu
c>d" Beatrice. Leben Sie als bescheidene Hausfrau
beb "'S die Königin der Gesellschaft, ganz nach Belieben,
wenn Sir meinen, daß der Name Antonio Arevalo's

-rädert
S1.

?ie M Pims M MiükMlW
^erdient in den weitesten Kreisen bekannt zu werden.
Mummanqels wegen konnten wir die Ausführungen
zur Volkspartei gehörenden Reichstagsabgeordneten
für ganz kurz erwähnen, weshalb wir heute einen
'ängeren Auszug hier wiedergeben:
Wir müssen bei dieser Vorlage vor allein berück-
"chtigen, daß es in Wirklichkeit sich nicht einfach um
''ne abermalige Forderung von 18 Millionen handelt,
Indern daß sie nur ein Vorläufer ist von weiteren
Forderungen, die bald nachfolgen werden. Es handelt
Nch daher darum, schon jetzt zu diesen späteren Au-
vrderungen mit Stellung zu nehmen. Erinneren wir
Ks doch des Schicksals des letzten Reichstags. Soll
einzige Unterschied zwischen ihm und uns auf
Lesern Gebiete darin bestehen, daß er auf drei Jahre
^willigt hat, was man von ihm begehrt hat, und
baß wir auf fünf Jahre zu bewilligen haben? .Das
Krd unser Schicksal sein, wenn wir uns einmal auf die
Kiese Ebene begeben; dann werden wir auf die letzte
Bewilligung immer noch eine allerletzte folgen lassen
Müssen. Nun könnten wir sehr leicht gegen diese Vor-
ige eine staatsrechtliche Deckung hinter dem Septen-
cat suchen. Der Kriegsminister hat zwar gesagt, das
septennat würde durch die diese Vorlage nicht alterirt.
!sch bestreite dies. Das Septennat war eine Verein-
barung, in sieben Jahren an der Friedenspräsenzstärke
b'cht zu rütteln, weder von Seiten des Reichstages
Kch seitens der Regierung. Wenn die Regierungen
M nicht mehr an das Septennat gebunden halten,
sind wir es auch nicht.
, Die Begründung der Vorlage ist eine überaus
Krftige. Was ihr an Kraft der Argumente fehlt,
-'ckt sie durch Stärke des Ausdrucks zu ersehen. So
f B. daß ohne die Annahme dieser Vorlage der Be-
fand des Deutschen Reiches und der europäische
Friede nicht gesichert sei. Das ist ein hartes Wort,
Kd seine Härte wird nur gemildert dadurch, daß
^sr dieses Wort schon so oft gehört haben; das er-
f'chtert uns einigermaßen, über diese Härte hinweg-
Klommen. Es wäre übel bestellt nm den Bestand
'ss Deutschen Reiches, wenn es von einer verhält-
. 'ßmäßig so unbedeutenden Frage überhaupt berührt
'erden könnte. Die Melodie kennen wir; wir haben
^Sher immer nach ihr getanzt. Alle einseitigen Stei-
gungen von unserer Seite reichen nicht aus, weil
K ebensoviele Steigerungen von der anderen Seite
gvorrufen, und so lange können wir nichtfortsteigen,
^alle Betheiligen einmal im gleichen Moment auf

der gleichen Höhe angekommen fein werden. Da Jeder
steigert, sind alle nach 10 Jahren der Anstrengungen
im Verhältniß nicht besser daran, als bei Beginn die-
ser 10 Jahre.
Wohl sind wir die stärkste Landmacht. Wenn wir
aber glauben, es mit einer Schlachtflotte, mit England,
das kein stehendes Heer hat, und Rußland, das an
Bildungsansgaben spart, aufnehmen zn können und
uns in eine Kolonialpvlitik einlasse», die uns Milli-
onen kostet, dann können wir nicht gleichzeitig in der
Landarmee auf jeden Soldaten, den ein anderer
Staat aufstellt, womöglich wieder anderthalb setzen.
Daß wir an der Grenze unserer wirthschaftlichen
Leistungsfähigkeit angekommen sind, beweist schon die
Zahl der Schulden, die wir im Laufe der letzten drei
Jahre sür Militärzwecke kvntrahirt haben. Wenn wir
reell sein, wollen, dann müssen ivir diese Schulden
doch auch einmal bezahlen und nicht unseren Nach-
kommen zumuthen, daß sie Schulden bezahlen sür
Dinge, von denen sie keine Vvrtheile haben ? Das-
selbe beweist weiter die Verschlechterung der Lebens-
haltung und der Rückgang des Kleinhandels. Man
hat bei dieser Militärausgabe viel zu wenig den Um-
stand ins Auge gefaßt, daß der bei weitem größte
Theil der angewandten Mittel nach Lage unserer
Steuergesetzgebung von den mittleren und kleinen
Leuten getragen wird. Das ist nicht die Art, wie
man den Wohlstand und das Wohlbefinden einer
Nation zu heben und zu erhalten sucht. Und noch
schlimmer wird es, wenn wir, wie es den Anschein
hat, in unserer unglücklichen Steuergesetzgebung be-
harren und auch noch Bier oder Branntwein von
Neuem besteuern. Denn es ist gar nicht zweifelhaft,
daß man znr Deckung der neuen Ausgaben auch neue
Steuern auferlegen wird. Die letzten Wahlen sind
ein deutlichen Ausdruck dessen, was das Volk über
diese Steuergesetzgebung nicht allein, sondern auch über
diese militärischen Bewilligungen der letzten Jahre
denkt. Das Volk hat auf legalem Wege einen kräf-
tigen Protest gegen diese ganze Politik eiulegen wollen,
und wir sind durchaus berechtigt und sogar verpflichtet,
dem Protest des Volkes hier Ausdruck zu verleihen.
Damit will ich nicht erklärt haben, daß ich gegen
die einzelnen Theile dieser Vorlage als solche Wider-
spruch erheben wolle. Ich bin z. B. der Meinung,
daß, wenn die Reichsregierung eine Vermehrung der
Artillerie für nothwendig hält, sie diese Vermehrung
vornehmen, solle, aber daß sie sich auch bemüht, aus
anderen Gebieten des Militäretas diejenigen Erspar-
nisse zu machen, welche nothwendig sind, um diesen
in fleckenloser Reinheit strahlt, so gebe ich Ihnen auch das
gerne zu, dagegen verpflichte ich mich, an dem Gottfried
Trewor's recht bedenklich dunkle Punkte nachzuweisen, an
dem Elenden, der sich nicht entblödete, den Mordstahl
gegen seinen Wohlthäter zu zücken. Wozu diese nutzlose
Komödie, Beatrice ? Noch weiß außer mir und dem Detek-
tive in meinen Diensten Niemand, wer sich unter dem
Namen des Grafen Arevalo verbirgt, noch ahnt mein
Onkel nicht, daß sein verhaßter Neffe nicht todt ist. Ver-
ständigen wir uns also lieber und einigen wir uns friedlich.
Wenn ich Sie meinem Onkel verriethe. wären Sie ver-
loren, und Schmach und Tod Ihnen sicher, aber Sie
würden Söhne hinterlassen, die auf Titel und Güter der
Trewor Erbansprüche hätten- Sie sehen, daß ich die
Hindernisse, die sich zwischen mir und dem Familienbesitz
aufthürmen, anerkenne, doch nicht überschätze. Ich Kiew
Ihnen einen Waffenstillstand an, und stelle dem Herrn
Grasen Arevalo anheim, ob er im Frieden oder im Krieg,
im Krieg bis an das Messer mit mir leben will."
Der Graf schwieg, aber seine Augen schienen in der
Seele seines ruchlosen Gegners lesen zu wollen.
„Wie ist zwischen uns Frieden möglich ?" fragte Beatrice
argwöhnisch.
„Das will ich Ihnen erklären, gnädige Frau. Setzen
wir den Fall, Graf Arevalo sei wirklich, wie ich behaupte,
mein Vetter Gottfried Trewor. Daß dieser seine Existenz
verborgen halten müßte, so lange der Marquis von Trewor
lebt, wissen Sie. Nach dessen Hinscheiden darf Gottfried
ungescheut mit seinen Erbansprüchcn hervortreten. Ich bin
bereit über das Geheimniß des Grafen Arevalo Schweigen
zu beobachten, und die Vorurtheile meines Onkels zu be-
kämpfen, wenn Sie mir Ihre Tochter zur Frau geben "
Der Graf erbebte und seine Stirn zog sich finster zu-
sammen, Beatrice war regungslos vor Entsetzen.
„Ich spreche von Giralda," fuhr Ormond kaltblütig
fort- „Soeben bin ich von meinem Onkel zurückgekehrt,
wo ich sie gesehen habe Sie schickten ihre Tochter nach
Schloß Trewor, des alten Mannes Liebe zu erwerben und
ihrem Vater die Wege zu bahnen. Sie ist jung, schön und
lieblich, wie eine rhaufrische Rose."

Mehraufwand zu decken. Es kommt hier in erster
Linie in Betracht die He r a bs etzu n g der Dienst-
zeit bei der Infanterie. Werden ohne Mehr-
einstellnnqen von Rekruten diejenigen, welche zwei
Jahre gedient haben, entlassen, so giebt das Erspar-
nisse, welche zur Deckung neuer Militäransgabe» ver-
wendet werden können; werden, tvvzn uns das durch-
brochene Septennat übrigens nicht mehr zwingt, bis
zur Höhe der jetzigen Friedenspräsenzstärke mehr Re-
kruten als bisher eingestellt, so ist wenigstens die all-
gemeine Wehrpflicht ehrlicher durchgeführt und sind
die Lasten für den Einzelnen geringer, ganz abge-
sehen von den Vortheilen, welche eine Aufhebung des
Einjährigfreiwilligen-Jnstituts und die damit verbundene
Reform unseres Schulwesens uns bringen würde.
Wir wissen ivohl, daß ivir weit entfernt sind von
dem Tag einer allgemeinen Abrüstung aber wir glau-
ben auch nicht an die unumgängliche Nothwendigkeit
eines weiteren Krieges, der übrigens gewiß bei den
Masten, die jetzt aufgeboten werden, und den Mitteln,
über welche man jetzt verfügt, sich nicht Jahre lang
hinziehen könnte. Wenn wir nur drei Millionen im
Kriege ans die Beine stellen, dann möchte ich sehen,
wie lange ein Volk diese Armee überhaupt unter-
halten soll. Ich bezweifle, daß selbst ein reiches Land
dieses auch nur ein Jahr anshalten kann. Ich glaube
auch, daß die Regierungen die ungeheure Verantwort-
lichkeit für einen derartigen Krieg nicht werden über-
nehmen wollen, die Völker wollen es auch nicht und
die Parteien könnten es ebenfalls nicht, ohne sich,
ihre Personen und ihr Vaterland aufs Spiel zu setzen.
Ich glaube, daß wir am ersten in der Lage wären.
Halt zu machen, und zwar weil wir im letzten Kampfe
Sieger geblieben sind, weil wir unbestreitbar die
Stärksten sind und an unserer Friedensliebe kein ehr
kicher Mensch in dieser Stunde zweifeln darf, ebenso
wenig wie an unserer Bereitschaft, uns gegen einen
ungerechtfertigten Angriff auf das Aenßerste zu wehren.
Dann würden ivir hier die Friedensbestrebnngen in
den anderen Ländern unterstützen und uns und der
Menschheit mehr nützen, als wenn ivir wieder einmal
in dem internationalen Rüstungswettrennen der Natio-
nen es durch übermäßige Anstrengung dahin bringen,
daß wir vorübergehend den anderen ein paar Kopf-
längen vor sind.

Deutsches Reich.
Berlin, 17. Mai. lieber die weiteren Pläne
znr Vermehrung des Heeres, welche ans die jetzige
Militärvorlage folgen sollen, erfährt die „Vosf.Ztg.",
„Da Beatrice Berril mir verloren ist," fuhr Ormond
weiter fort, „will ich das Mädchen zur Gattin nehmen,
doch muß meine Braut zu dem Vermögen, das der Mar-
quis ihr verschrieb, noch die Hälfte des Privatvermögens
ihrer Mutter erhalten. Unter dieser Bedingung bin ich
erbötig, Frieden zu schließen."
„Ich erlaube mir, die Verbindung, die Sie uns an-
tragen, abzulehnen," erwiderte der Graf mit ruhiger Würde.
„Meine Tochter ist noch zu jung, um zu heirathen, auch
würde ich niemals versuchen, ihre Wahl zu beeinflussen."
„Und ich würde sie lieber im Grabe, als an der Seite
Ormond's als dessen Gattin sehen", ries Beatrice leiden-
schaftlich.
Ein unangenehmes Lächeln umspielte Ormond's Liptzen.
„So ziehen Sie den Krieg vor?" fragte er. „Doch ent-
scheiden Sie nicht vorschnell. Ich habe Ihnen noch mehr
zu sagen. Gestern bat ich Giralda selbst um ihre Hand
und versicherte sie, daß in ihrer Heirath mit mir die ein-
zige Bürgschaft der Rettung ihres Vaters liege."
„Und was antwortete sie," erkundigte Beatrice sich
athemlos.
„Sie nahm die Miene einer Herzogin an und schlug
mich aus. Was sie nun zu thun gedachte, war leicht zu
errathen, und ich richtete mich danach ein. Ihre Tochter ist
in diesem Augenblick an einem sicheren Ort meine Gefangene."
Beatrice sank wie vernichtet auf das Sopha, ihr Gatte
hielt sich nur schwankend aufrecht.
„Der Preis für Giralda's Freiheit," fuhr Ormond
unbeirrt fort, „ist ihre Helmath mit mir. Sie wird ihr
Gefängniß nur als mein Weib verlassen. Daß die Ver
bindung mit mir jetzt das Beste für sie ist, werden Sie
selbst begreifen. Nach diesem Zwischenfall wird kein ehr-
barer Mann jemals ihre Hand begehren, und ich habe nur
nöthig, die Geschichte von dem geheimnißvollen Verschwinden
Giralda's in Umlauf zu bringen, um ihren guten Ruf für
immer zu vernichten! Und wenn Sie sich ^nun dennoch
für den Krieg mit mir entscheiden, dürfen Sie zu dem
traurigen Loose, das Gottfried droht, den beschimpften
Namen ihrer Tochter und deren verödete Zukunft hinzu
fügen." Fortsetzung folgt
 
Annotationen