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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

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Nr. 111 - Nr. 120 (17. Mai - 29. Mai)
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aufs

l Dienstes

1890.

Drucku. Verlag von Grbr. Huber inHeidelberg '
früher Verleger des Pfälzer Bote«.

! Berantwortl. Redakteur: F. Z. Knappe !
iu Heidelberg.

^krfch«1»t täglich mir «uSaabme der Sonn- u. Feiettage.
AbauvemevtSpreiä wir dem wöchentlichen UuterbaltungS-
°l»tr „Der Eonutagedote" für Heidelberg monatlich 5VH
DrSgerlotm, durch di e Post bezogen viertel,, „E 1.80 franco.

Orqail für Makckat, FMeii L AM. «'L'PMLrs SKL
anzergen, sowie für Jahrcs-Anzciacn bedeutende R-baw
bewilligung. Sxpedition: Zwingerstratze 7.



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hat sich, wie wir bereits mittheilten, Generallieut. v.
Gallenstein in der Militärkommission des Reichstags
ausgesprochen; die Rede liegt nunmehr im authentischen
Wortlaut vor. Generallieut. v. Falkenstein sührte in
Derselben Folgendes aus:
Die Frage der gesetzlichen Verkürzung der Dienst-
zeit sei eine alte und habe bei dem Versuche, sie zu
losen, schon eindringliche Lehren gegeben. Preußen
jhabe mit der gesetzlichen Verkürzung der Dienstzeit
Älx Erfahrungen gemacht. Andere deutsche Staaten,
die längere Verkürzung der Dienstzeit, größere Re-
krutenvakanz und ausgedehntere Beurlaubungen hatten,
»lachten 1806 dieselbe Erfahrung wie Preußen, da
ks an Soldaten mit dreijähriger Dienstzeit in Süd-
deutschland fehlte. Bei Schaffung des Deutschen
Reiches wurde deshalb die dreijährige Dienstzeit ver-
iangi. Erscheint etwa der Friede jetzt gesicherter, sind
»>c Ansprüche an die militärische Ausbildung etwa
herabgesetzt und wuchsen die Vorkenntnisse für den
Heeresdienst? Ter Nachweis für diese drei Punkte
fehlt. Ein Redner wünschte, zur Kompensation die
dollen drei Jahrgänge zu zwei Jahrgängen zusammen-
öuschmelzen, auch eine dritthalbjährige Dienstzeit auf
^rnnd einer sechsmonatl. Rekrutenvakanz. Bei der Infan-
terie dienten im Jahre 1882, abgesehen vondereimnonat-
bchen Rekrutenvakanz und Abwesenheit der Dispo-
mivnsurlauber, 35 Prozent zwei Jahre, fernere Ab-
gänge steigern das Verhältniß auf 41 Prozent, so daß
»ic Eingestellten durchschnittlich 28'/s Monate dienen,
^ie zweijährige Dienstzeit schafft eine Ungleichheit in
»er Dienstpflicht und die Beseitigung der Dispvsitions-
»rlaubcr. Je nachdem ein Heeresflichtiger der Jniau-
terie ober einer anderen Waffengattung zugetheilt
teRrde, würde er ein Privileg auf die zweijährige
Dienstzeit haben oder nicht. Durch die zweijährige
Dienstzeit würde auch eine Ersparniß nicht herbeige-
mhrt; Die Rekrutenzahl vermehrt sich um 50 Proc.,
»er Etat der Offiziere und Unteroffiziere steigt, das
»»zureichende Lehrpersonal wird noch verkürzt.
Durch Beseitigung des dritten Jahrgangs wird der
Besatz an Unteroffizieren erschwert. Die Truppen des
»iedrigen Etats würden bei mäßigen Ansprüchen bei
sO8 Bataillonen je 4 Secondelieutenants mehr er-
k»»dern und unter Berücksichtigung aller Etatstitel
würden hiefür 1,936,450 Mark jährlich mehr ausge-.
Heben werden. Der Mehrbedarf an Unteroffizieren
!ȟrde 5,639,100 Mark erfordern. In den Osfiziers-
HUlen ist eine solche Verstärkung nur allmählich her-

37. Kapitel.
Die Enthüllung.
Die erste Gedanke Giralda's bei dem plötzlichen Er-
Minen des Maiquis war. an seine Sei'e zu eilen und
M um seinen Schutz anzuflehen, aber der Kamps mit den
Schrecknissen der letzten Minuten hatte sie schwach und
Uthlos gemocht, und sie konnte nur mit einem aus Furcht
»d Dankbarkeit gemischten Blick zu ihm aufsehen.
,, .Du hier' Eduard?" rief der Marquis seinem Neffen
kN „Und heimlich? Was bedeutet das? Hat Dir Wig
s?wt gemeldet, daß ich Dir verboten haben,Dichgemals wieder
meinen Grund und Boden blicken zu lassen? Entar-
3"r Wicht! Wie durftest Du es wagen, diesem unschuldi-
Mädchen nach Deinen jüngsten Schurkenstreichen aus's
.»e gegenüber zu treten? Ich sollte Dich für diese Ge-
Onheiten züchtigen, wie Du es verdienst."
Der alte Mann hob seinen schweren Stock empor und
§ Mete seine herkulische Gestalt zu ihrer vollen Höhe auf,
dunklen Augen blitzten unter den weißen buschigen
tz'»uen hervor, und jeder Zug seines vornehmen ernsten
nichts drückte Verachtung für seinen Neffen aus.
sj„„ -Ja, ich erhielt Deine Botschaft," antwortete Ormond
HM»- „Ich wünschte auch nicht bis zu Dir Vordringen,
KM, sondern nichts weiter, als eine Unterredung mrt
°'»er Nichte."
.„Und Du überfielst sie, als Du sie allein und schutzlos
Lotest,- höhnte der Marquis. „Ab, Du wolltest sie
V» entsührcn, Elender! Ja, das ist cs, ihr Schrei —
ff».'ahmendes Entsetzen — ja, ich sehe jetzt Alles klar.
->, » 'ch kam gerade zu rechter Zeit, sie aus Deinen Klauen
ldj »0<en. Nimm Dich in Acht, Bube, oder ich lasse Dich
» einen Hund hinauspeitschen."
tz: Lord Ormond's Gesicht wurde aschfarben. „Hüten
h.!» nch, mir in dieser Weise zu drohen, alter Mann, und
-Awisiern Sie sich erst, ob ich nicht von ihrer Nichte

Lreuer Liebe Lohn.
Roman von U. Rosen
(K «chdr. Verb.)

beizuführen. Wönn beizweijähriger Dienstzeit die einmona-
tige Rekrutenvakanz fortfiele, so kostete dieß 2,25l,510
Mark. Die Patronenzähl müßte alle zwei Jahre ver-
schossen werden. Ein Mehrverbrauch von Uebungs-
mnnition nm 50 Prozent würde die Ausgaben nm
4,036,891 Mark erhöhen. Die Herbstübungen würden
verlängert und theilweise wiederholt werden müssen,
wodurch die Kosten jährlich uw mindestens 7,750,000
Mark wachsen würden Die Mehrbewegnng von
25,200 Mann jährlich und von 262,000 (?) bei den
Urlauberübungeu würde jährlich .3,935,000 M. be-
tragen. Die laufenden Mehrausgaben betrügen
19,831,957 M., die einmaligen 110 Millionen und
könnten auf 150 Millionen steigen. Diese Etatsstei-
gernng bedeutete zudem eine Schwächung der Wehr-
kraft. Die dreijährige Ausbildung überwiegt die
zweijährige bei Weitem. Wie soll ein deutscher Dnrch-
schnittsrekrut in zwei Jahren leisten, was seine Nach-
barn erst in drei oder fünf Jahren leisten? Ist das
Arbeitspensum etwa ermäßigt? Mit den Ver-
einfachungen iu den militärischen Ausbildungs-
zweigen wollten wir nicht der zweijährigen
Dienstzeit Vorarbeiten, sondern den Anforderungen an
eine gründliche Gefechtsausbildung genügen. Wir
drückten dem Heere eine Präzisionswaffe erster Klasse
in die Hand. Der Erfolg dieser Opfer für die Be-
waffnung wird aber zweifelhaft durch Erschwerung
der Ausbildung. Eine oberflächliche Dressur war all-
zeit das größte Unglück. Zeit wird für die Fach-
bildung verloren durch Abkommandirnngen, welche
ans dem dritten Jahrgange gedeckt werden. Bei Be-
seitigung des dritten Jahrganges müßte der zweite
Jahrgang angegriffen werden und die Truppe sich
zusammensetzen aus dem Neste des zweiten Jahrganges
und ans Rekruten. Die Rückwirkung bezüglich OfsO
zier- und Unteroffizier-Personals träte bei der ersten
Rekruten-Ausbildung hervor und vererbte sich von
Jahrgang zw Jahrgang. Alte Soldaten werden ge-
braucht im Frieden -behnfs Erziehung der - jüngeren,
im Kriege für beurlaubte. Einer zweijährigen Truppe
vier- und fünfjährige Urlauber anzuschließeu, kommt
einer völligen Desorganisation gleich. Das Urlauber-
system ist an der zulässigen Grenze angelangt; bei
Ueberschreitnng dieser Grenze werden die Vvrtheile
dieses Systems vernichtet. Eine dritthalbjährige Dienst-
zeit würde nur Uebelstände bereiten. Die Ausbildung
eines Truppentheiles als solchen während eines Halb-
jahres, ein systematischer Ausbitdnngsgang vom Leichten
ins Schivere müßte aufgegeben werden. Wenn der
Soldat am 1. April eingestellt würde und im August
selbst aufgefordert wurde, mich hier einzufinden. Fräulein
Arevalo wird es nicht wagen zu .leugnen, daß sie mich
zu dieser Stunde hierher bestellte."
„Aber ich wage es dennoch," rief Giralda entrüstet
aufspringend. „Sie kamen ohne mein Wissen hierher, boten
mir Ihre Hand an, und da ich sie ausschlug, drohten Sie
mir, mich zu fangen, da schrie ich in meiner Herzensangst
um Hilfe!"
Ormond schaute mit vernichtenden Blick auf das Mäd-
chen. „Onkel," zischte er' „ich habe Dir ein Geständniß
abzutegen. Giralda wies meine Freundschaft zurück, so
trage sie jetzt die Folgen ihres Eigensinns. Erfahre denn
endlich das Geheinmiß ihrer —"
„O, nein, nein!" bat Giralda bebend. „O, Mylord,
haben Sie Erbarmen."
Ormond neigte sich mit spöttischem Lächeln zu ihr.
„Ich gebe Ihnen noch einmal die Möglichkeit, sich und die
Ihrigen zu retten," flüsterte er. „Wollen Sie mein Weib
werden?"
„Nein, nein," rief Giralda schaudernd. „Ich kann nicht,
ich kann nicht."
„Was bedeutet dieses Zwiegespräch?" warf der Mar-
quis mißtrauisch und ungeduldig dazwischen.
„Es bedeutet, Onkel," entgegnete Ormond langsam und
mit Nachdruck, während seine brennenden Augen auf der
Gestalt des gequälten Mädchens ruhten, „es bedeutet —
Soll ich es ihm sagen, Giralda?" flüsterte er. „Weigern
Sie sich, Ihren Vater zu retten?"
Giralda's Liebe zu den Eltern, zu Lord Grosvenor,
für das Reck e und Wahre verbot ihr, nachzugeben. „Ich
kann meine Tbeuren nicht retten, ich werde Sie nicht Hei-
ratyen, Lord Ormond," seufzte sie.
„Was ist das für ein Geheinmiß, was hast Du
Giralda zuzuflüstern, Eduard?" fragte der Marquis.
„Ich will Dir sogleich Alles erklären, Onkel. Ich
machte jüngst eine böchst interessante Entdeckung. Dein
meuchelmörderischer Neffe, der Bube Gottfried Trewor,
lebt noch!"
Giralda weinte leise.
Der Marquis taumelte zurück, als ob er eine Todes-

in Manöver rückte, würde er verbildet, seine Ausrück-
fähigkeit blvßgestellt, die mobile Truppe drei Monate
lang ungünstiger zusammengesetzt, der Transport ver-
mehrt und die Mobilmachung verlangsamt. Durch
eine militärische Vorbildung auf Schulen erzielen wir
eine Verkürzung der Dienstzeit nicht. Wir achten
diese Hebungen: aber wir lassen sie als Ersatz für
ein Pensum des Heeres nicht gelten. Bei gewissen-
hafter Prüfung erachten wir basier zur Zeit die ge-
setzliche Verkürzung, sowie zweieiuhalbjährige Dienstzeit
bei der Infanterie für unzulässig. Sollten die Zeiten
sich ändern und die Verhältnifse cs erlauben, dem Ge-
danken näher zu treten, wozu freilich das Offizier-
und Unteroffizierkorps verstärkt werden müßte, so ist
die Initiative der Regierung nicht zu bezweifeln. Aber
materielle Opfer für die Verkürzung werden wir sor-
fern müssen.
Die Ausführungen des Geuerallieutenauts von
Falkenstein eröffnen eine recht traurige Perspektive für
die Zukunft. Immer höhere Anforderungen werden
au die Steuerkraft des Volkes gestellt und nirgends
zeigt sich auch nur die Spur eines Aequivalens.
Dieser Zustand kann unmöglich auf die Dauer an-
halten. Mit Recht hat der EentrumSabg, Frhr. von
Huene in der Kommission betont, daß die Einführung
der zweijährigen Dienstzeit doch schließlich nicht um-
gangen werden kann, denn wenn sie auch keine allge-
meine finanzielle Erleichterung mit sich bringt, so ist
sie doch für die Einzelnen sehr werthvoll.
Deutsches Reich.
Berlin, 26. Mai. Das Kaiserpaar traf
Samstag Nachmittags auf dem hiesigen Königs-
schlosse ein, wo anläßlich des Geburtstages der
Königin von England und der Frühjahrsparade eine
große Galatafel stattfand ; zu derselben waren über
300 Gäste, darunter der englische Botschafter, ge-
laden. - Dem Grafen Moltke sandte der Kaiser
dieser Tage von Prökelwitz in Folge seiner letzten
Reichstagsrede ein Telegramm, worin er seinen
wärmsten Dank ausspricht für die Art und Weise,
wie er für die Armee eingetreten sei, allzeit bereit,
im Dienste des Vaterlandes die höchste Ebre zu
finden. Der Kaiser beglückwünschte den Grasen auch
zu der Anerkennung, welche seine Rede auch außer-
halb Deutschlands gesunden habe. — Anläßlich der
Rede des Kriegsministers und des Falkenstein'ichen
Vortrages in der Militärkommission schreibt die
„Köln. Vvlksztg." am Schlüße eines längeren Artikels :
Wir meinen angesichts dieser Lage: mit der einfachen
wunde empfangen hätte. „Gottfried lebt!" murmelte er
ungläubig.
„Noch ist es nicht zu spät, Giralda," flüsterte Ormond-
„Sprechen Sie."
Giralda schüttelte den Kopf.
„Du sagst, Gottfried lebt noch?" wiederholte der
Marquis.
„Er lebt, und ist in England," rief Ormond mit
schriller Stimme. „Jener Brief aus Brasilien, der feinen
Tod meldete, war eine Fälschung. Gottfried kehrte ruhig
nach England zurück, lebte unangefochten unter einem an-
genommenen Namen, um auf Deinen Tod zu warten, und
dann hervorzutretcn, um Deine Titel und Deine Güter
zu erben "
„Er lebt und ist in England! Und war mir all' diese
Jahre so nahe, während ich ihn todt wähnte! Gottfried
lebtl"
„Ja, und lauert in seinem heimlichen Spinngewebe
auf feine Beute, auf Deinen Tod Onkel."
Alle die rachsüchtige Leidenschaft in des alten Mannes
Seele wurde wie ein Schlangenneft aufgewühlt. „Wo ist
er?" rief er, w ld um sich blickend, als erwarte er den ver-
haßten Neficn aus dem immer dunkler werdenden Schatten
hervortrelen zu sehen „Ist er hier?"
„O, nein," antwortete Ormond mit grausamem Lachen-
„Er lebt in der Nähe von London auf einem prächtigen, ver-
schwenderisch ausgestatteten Landsitz, wo ich ihn vor einigen
Stunden besuchte. Ich kann Dir sagen, Onkel, daß er nicht
wie ein armer Teufel lebt. Trotz seiner geschickten Ver-
kleidung vermochte er mich nicht zu täuschen Er sprach
von Dir mit dem alten Hohn und Spott, und bot mir
eine hübsche Summe dafür an, daß ich ihm genau berichte,
wie Dein Gesundheitszustand sei, und wie lange Du wahr-
scheinlicher Weise noch zu leben hättest."
Von bitterem Schmerz überwältigt, und von Fieber-
schauern geschüttelt, ächzte der Marquis wie ein Sterben
der- Er zweifelte nicht an der Richtigkeit und Wahrheit
der Behauptung Ormond's.
Fortsetzung folgt-
 
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