Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

DOI chapter:
Nr. 101 - Nr. 110 (4. Mai - 15. Mai)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42837#0405

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
'lll.
r Nhr ivr

lcher Herfl
g über Vi<
ine Halles
t einlavet.
Msnd.



Erscheint täglich mit rr»S»ahmi der Sonn- u. Feiertage.
R-»nae«e«tvPrei» mit dem «LchrvLichmUnterbaltungs-
ölatt „Der SvnutagSbote" fürHeidelbrrgmonaÜichkvH
Mit Trägerlohn, durch di e Post bezogen viertel;. 1.80 ftanco.

Organ für Kasirünt, Freilierl L KM.

Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum 10 H
Reklame 25 Für kiesige Geschäfts- und Privat-
anzeigen, sowie für Jahres-Anzeigen bedeutende Rabatt-
bewilligung. Expedition: Zwingerstraße 7.

Verantwort!. Redakteur: F. Z. Knappe
in Heidelberg.


i Drucku. Verlag von Gcbr. Huber in Heidelberg
früher Verleger des Pfälzer Bote«.


Maibowle,.
Derachiel,.

klicher Ehe-
!u aus und
sieghaften
e nun un-
ibeln- Die
?' riitteit
Z sich unser
ffige Mühe

Golt den
m hätte er
ins Leben

hätte sich
cht."

ics Kaffee--

wenn daK
- gnädige
erkrau l--

Lohne ab.
einem das-

auch vom

len, deren
Endbuch-
pcüchwort

i.
Lichters.

Apparate-
spieler.

tcht,
ein Poet.
elberg.
erg.

Lksk-ei-


^»er heutigen Nummer liegt „Der Lsautagsbotc" Nr. 18 bei.

W Zchnibk» ks PiHks.
Die deutsche Reichsregierung hat bei der Kurie
die Entsendung zahlreicherer Missionare nach den
deutschen Kolonien angeregt, woraus der Papst
an den Erzbischof von Köln ein Schreiben
richtete, in welchem ihm und allen Bischöfen Deutsch-
lands fortgesetzte Sorge für das Wohl der
arbeilenden K l assen und Missionirung der
Eingeborenen in den deutschen Schutzgebieten
Afrikas dringend ans Herz gelegt wird. Tas Schrei-
ben hat nach einer Uebersetzuug der „Köln. Volksztg."
folgenden Wortlaut: Ehrwürdiger Bruder, Gruß
und apostolischen Segen. Wohl bekannt ist Dir die
große Tragweite der sozialen Frage, deren Bedeutung
auch die Staatslenker in den größten Reichen Europa's
:n Anspruch nimmt. Bekannt ist Dir auch, daß Un-
sere Bemühungen schon seit langer Zeit auf die Er-
kenntniß der letzten Ursachen dieses Uebels und der
geeignetsten Heilmittel gerichtet gewesen sind. So
haben Wir kürzlich in einem Schreiben an Se.
Majestät den detuschen Kaiser und König von Preußen,
der Uns in liebenswürdiger Weise bezüglich der Ber-
liner Konferenz geschrieben hatte, deutlich Unser Be-
streben zum Ausdruck gebracht, die armen Arbeiter
zu unterstützen und ihnen alles Wohlwollen zu er-
zeigen, das in Unfern Kräften steht.
Nun kann es Deiner Weisheit nicht verborgen
sein, daß allerdings die bürgerliche Gewalt zur Er-
leichterung des Looses der Arbeiter starke Mittel an-
wenden kann, daß aber der wichtigere Theit bei diesem
heilsamen Werk der Kirche zufällt. Denn die gött-
liche Kraft lc: Religion, welche Geist und Herz der
Menschen durchdringt, lenkt dieselben zu freiwilliger
Verfolgung des gerechten und rechten Weges. Die
Kirche ist nämlich gewissermaßen durch Geburtsrecht
die treue Hüterin der von Gott geoffenbarten Wahr-
heit; von Christus dem Herrn, der die Weisheit des
Vaters ist, besitzt sie ihren Auftrag, sie ist die Erbin
der Liebe Dessen, welcher „um unsertwillen dürftig
geworden ist, während er reich war", auf daß der
Reiche wie der Arme, im Besitz der Würde der Kin-
der Gottes, sein Ebenbild darstellten; und so hat Er
die Armen geliebt, daß Er ihnen Beweise ganz beson-
derer Zuneigung gab. Von Ihm ist die hochheilige
Lehre des Evangeliums ausgegangen, die kostbarste
Gabe des Menschengeschlechtes; denn indem sie unab¬

änderlich die Rechte und Pflichten der Einzelnen fest-
stellt) benimmt sie, in edeler Verbindung der Gerech-,
tigkeit und der Liebe, jenem Unterschied der Verhält-
nisse seine Härte, welchen die menschliche Natur aus
sich heraus erzeugt.
Demgemäß wählt den sichersten und verheißungs-
vollsten Weg jenes Volk, welches all' sein Thun im
öffentlichen wie im Privat-Leben nach der Regel dieser
wahrhaftigen Lehre einrichtet. Diese Anschauung thei-
len mit Uns die Bischöfe des Deutschen Reiches, die
ihren Hirteneifer durch so manche Handlungen und
Versuche zur Linderung des kümmerlichen Lebens der
bedürftigen Arbeiterschaft bewiesen haben. Damit aber
die Kirche um so vollständiger und wirksamer erfüllen
könne, was die Zeitverhältnisse fordern, muß sie mit
vereinten Kräften sämmtliche ihr zur Erleichterung des
Uebels erreichbaren Mittel anwenden.
Zunächst muß sie in geduldiger, rastloser Thütig-
keit darauf hinarbeiten, daß die Völker unter Ver-
besserung ihrer Sitten das öffentliche und Privat-
Leben mit der Lehre und den Beispielen Christi in
Uebereinstimmung bringen. Weiter ist zu erstreben,
daß nicht abgewichen wird von den heiligen Vor-
schriften der Gerechtigkeit und der Liebe, wenn Mei-,
nungsverschiedenheiteu sich ergeben zwischen den ein-
zelnen Ständen der Bürger, und daß die entstehenden
Mißhelligkeiten durch die väterliche Autorität der
Hirten beseitigt werden. Dann ist dafür zu sorgen,
daß die Beschwerden des Lebens für die Armen
leichter erträglich werden und den Reichen ihr Ver-
mögen ein Mittel ist, nicht nm der Leidenschaft zu
stöhnen und Unrecht zu thun, sondern um Wohlthaten
zu spenden, durch welche sie sich kostbare Schätze im
Himmel erwerben.
Großen Lobes Werth erachten Wir deshalb, was
der fromme Eifer der Deutschen unternimmt: die Er-
richtung von Häusern, in welchen friedliche Arbeiter-
in ehrbarer Weise zusammenkommen, die Gründung
von Knaben- und Mädchen-Schulen für passenden
Unterricht beiderlei Geschlechtes, die Bildung von
Kongregationen zur Hebung der Frömmigkeit n. s. !v.
Durch solche Veranstaltungen wird erreicht, daß die
Arbeiter ihr Leben und die Enge ihrer häuslichen
Verhältnisse erträglicher gestalten, Religion und gute
Sitten pflegen. Sehr angenehm würde es Uns sein,
wenn die Bischöfe Deutschlands mit jener Thatkrast,
welche sie anszeichnet, unter Mithilfe der Geistlichkeit
und der Gläubigen, unter dem Schirme der Religion,
unter welchem sie die erwähnten Werke begonnen
haben, diese so zweckmäßigen Veranstaltungen weiter

Lreuer Liebe Lohn.
S9> Roman Von U. Rosen
rerb.j
Das war der letzte Schlag, den Ormond gegen Giralda
kühne. Er befahl Perkins sich zu beeilen. Der Diener
wendete sein Geführt um, und im nächsten Augenblick
rasselte der Wagen dem Schlöffe zu. Unterwegs wurde
kein Worte gesprochen. Vor dem Parklhore stieg Ormond
ab, und die Pferde galvppirten weiter, über dieselbe Straße,
die Giralda io hoffnungssreudig auf dem Rücken Suleika's
Lurückgelegt batte.
Das Mädchen wendete sich wiederholt an das Herz
des schweigsamen Dieners, aber sie hätte ebenso gut darauf
rechnen dürfen, einen Stein zu erweichen, « ls diesen hart-
gesottenen Bösewicht zu rühren- Vergebens bot sie ihm
wroße Summen zum Lohne. Sein Ohr blieb taub für ihre
Villen. Er fand die Bundesgenossenschast Ormond's
ncherer.
Als sie an der Stelle ankamen, wo die Brücke am
borgen eingestürzt war, glaubte Giralda ihre Fahrt werde
Unterbrochen werden muffen: aber Perkins lenkte nach
einem Blick der Uebcrraschung in einen Seitenweg ein,
der sie in geringer Entfernung zu einer Furth brachte, und
derrulh für Jemand, der in der Gegend fremd zu sein
dehauptcte, eine erstaunliche Ortskenntniß.
Die Fahrt wurde immer schneller Niemand begegnete
Ml einsamen Reisenden. Von Schloß Adlerhorst, der
Mahnung des jungen.-L.ord Grosvenor, schimmerte eine
Bchtcrrcihe wie Sterne hinab in die Tiefe, während am
fluße des Felsens, wo das kleine Dorf malerisch gebettet
Ag, ein Nest von Leuchtkäfern verstreut schien. Diese
Achter schienen immer näher zu kommen. Giralda bildete
«ch ein, ihr Gefangenwärter wolle sie in jenes Dors
.bringen, aber er wendete sich von dem Adlerhorst ab nach
der Küste zu-
„Wie lange haben wir noch zu fahren?" fragte Gwalda,
von der kalten Finfterniß erschreckt, die sich über die Gegend
iu breiten begann.
„Nur noch wenige Minuten. Geben Sie das Licht
von dem Felsen drüben?' sagte Perkins mit der Pcit-

schcnspitze nach einem rölhlichen Funken deutend. „Das
Licht kommt aus Ihrem künftigen Gefängniß, Fräulein.
Sie werden erwartet, und die Laterne ist ein Signal für.
mich. Mir haben eine halbe Stunde zu fahren, bis wir
oben auf dem Berge angelangt sind, aber Sie werden dort
vollkommen sicher sein," kicherte der Schlingel, während
Giralda verzweifelnd auf ihren Sitz zurücksank. „O, mein
Gott, schütze mich!" murmelte sie.
27. Kapitel.
Ein Lichtschimmer au dunklem Ort.
Das Haus, welches zu Giralda's Asyl erkoren war,
erhob sich auf einem ebenso steilen, aber minder hohen
Felsen, wie der Adlerhorst, und war von dem Hügel, der
diesen trug, nur durch das lange breite Thal getrennt, in
welchem das Dorf Grosvenor sich ausdchnte.
Au der einsamen Wohnung aus der sturmumbrausten
Anhöhe führte ein einziger rauher Äergpsad, den Giralda
und ihr Gefangenwärter jetzt erklimmten. Von zwei Seiten
ragten graue Felsenmauern in die Luft, an der dritten Seite
brandeten die Wogen des Meeres. Eine unzugänglichere
Stätte konnte im ganzen Königreich nicht gefunden werden.
Ein kleiner verwahrloster Garten umgab das schlichte, von
unbehauenen Steinen erbaute Häuschen-
Das Rasseln der Räder auf dem holprigen Pfade batte
eine alte Frau aus ihrer Ruhe aufgefcheucht. Sie öffnete
die Thür ihrer Einsiedelei, trat auf die Schwelle, und
hielt eine flackernde Kerze auf Armeslänge über ihrem
Kops-
Beim Anblick dieser Frau lebten Giralda's Hoffnungen
wieder aus. Kein weibliches Wesen, so dachte sie, würde
dem Flehen unverschuldeten Unglücks widerstehen können,
hier würde sie Mitleid und Beistand finden
„Wer kommt?" fragte die Frau mit barscher, kratzen-
der Stimme, und die Kerze in der Richtung des nahenden
Wagengerassels senkend.
„Ich bin es — Perkins — mit der jungen Dame,"
lautete die vorsichtige Antwort des Kammerdieners.
„Ack, Sie sind es? Nun, es ist Alles in Ordnung.
Mein Mann ist unten im Dorfe Grosvenor, und ich bin
ganz allein."

auszudehnen und durch ähnliche ergänzen könnten, be-
sonders an solchen Orten, an welchen Industrie und
Künste in Blüthe stehen und die Arbeiter dichter bei-
sammen wohnen. Wenn dieses nach Unserm Wunsche
geschieht, so darf man den Hirten Deutschlands Glück
dazu wünschen, weil sie sowohl nach Kräften für die
öffentliche Ruhe Sorge tragen, als auch die wahre
Humanität ausüben, wie sie für das bürgerliche Leben
sich ziemt.
Aber nicht nur in dieser Beziehung pflegt die
Kirche die Sache der Humanität zu schützen; auch
andere Dinge verlangen ihre heilsame Beihilfe. Es
ist ihre heilige Pflicht, barbarische und rohe Völker
durch die Lehre des Glaubens zü erziehen, sie in
menschlichen Künsten und bürgerlichen Sitten auszu-
bilden. In der Ausübung dieses ausgezeichneten
Amtes haben Viele ihr Leben verwendet oder ihr
Blut vergossen. Namentlich nimmt die Hirten der
Kirche die elende Lage der Bewohner Afrika s in
Anspruch, welche in Knechtschaft lebend, wie käufliche
Waare iu schimpflichem Handel hingegeben und ange-
nommen zu werden pflegen. Wie sehr Uns diese
Angelegenheik^am Herzen liegt, haben Wir bereits in
Unfern Schreiben zum Ausdruck gebracht. Da nun
die kaiserlich deutsche Regierung bestimmt hat, daß
den katholischen Missionaren der Zugang zu den unter
ihrer Schutzherrschaft stehend n afrikanischen Gebieten
offen stehen solle, so können Wir nicht umhin, Dich
und die übrigen ehrwürdigen Brüder, welche an der
Spitze der Bisthümer des Deutschen Reiches stehen,
immer wieder zu eifriger Nachforschung zu ermahnen,
ob unter der deutschen Geistlichkeit, welche so herrliche
Beispiele der Standhaftigkeit, sdcr Geduld und des
apostolischen Eifers gegeben, Männer sich finden, die
von Gott berufen sind, unter jene unglücklichen
Stämme Afrika's das Licht des Evangeliums zu
tragen.
Daniit dieselben aber um so leichter dem Rufe
Gottes folgen können, wünschen Wir dringend, daß
durch Deine und anderer Bischöfe des Deutschen
Reiches Bemühung, mit Unterstützung der Gläubigen,
eine Anstalt gegründet werden möge, in welcher ein-
geborene Kleriker zur Uebernahme der afrikanischen
Mission vorgebildet werden, nach Art des in Belgien
gegründeten Kollegiums, i: welchem Jene Ausnahme
finden, die das Evangelium im Kongo-Staate ver-
kündigen sollen So wird bald eine edle Pflanzstätte
vorhanden sein; ans ihr kann man Setzlinge des
wahren Weinstockes, d. h. Christi, entnehmen und
nach Afrika verpflanzen, wo sie reichliche Frucht bringen
Die Pferde, von der Anstrengung der steilen Auffahrt
dampfend und pustend, blieben vor dem verwitterten
Pförtchen st-hen. Perkins sprana vom Bock herab und be-
eilte sich, Giralda's Fesseln zu lösen.
„Ay, gebunden ? knurrte die Frau, Perkins bei seiner
Arbeit leuchtend. „Ist die Kleine so feur-.g?"
„Na, hier ist sie am rechten Oct- Treten Sie nur in
das Haus mit ihr."
Nachdem die kunstvolle Verschnürung, die Giralda an
ihren Sitz gefesselt hatte, gelöst war, nahm Perkins die
Halbohnmächtige in seine Arme, und folgte der voran-
schreitenden Bäuerin in ein ziemlich geräumiges, zwar
sauberes, aber äußerst ärmlich ausgestattetes Zimmer.
Dort ließ Perkins das Mädchen ziemlich sanft in einen
bequemen Rohrsessel gleiten.
Die Frau stellte ihre Kerze auf den Tisch und schloß
die noch offen stehenden Fensterladen, kam dann schlurrend
aus Giratda zu und betrachtete sie nut unverhohlener
Neugier.
Giralda's Muth erstarb wieder, als sie die Frau
näher ansah. Die große, starke, bewegliche Bäuerin schien
kräftig wie ein Mann. Ihr leicht ergrautes Haar wor-
aus der niedrigen Stirn gestrichen und m einem harten
kleinen Knoten zujammengestcckt. Ihre Züge verriethen
eine herzlose Kälte und unerbittliche Strenge. Diese starre
eiserne Natur war des Mitleids und Erbarmens offenbar
nicht fähig. Sie war das Weib eines Fischers, dessen
Hauplerwerb der Stranddiebstaht bildete- Das Paar er-
freute sich in der bescheidenen Nachbarschaft nicht des besten
Rufes und wurde allgemein gemieden. Nie verirrte sich
e,n Gast zu ihnen. Ein geeigneteres Gefängniß batte für
Giralda nicht gefunden werden können. Die Wahl der
Kerkermeister war nicht minder zweckentsprechend.
Frau Bitt war die Amme Ormond's gewesen, und
das Wenige, was sie an Gefühl besaß, war ausschließlich
ihrem ehemaligen Säugling gewidmet Er halte ihr zu
wiederholten Malen Wohlthaten erwiesen, und das Häns-
chen, welches sie bewohnte, war sein Geschenk-
Fortsetzung folgt-
 
Annotationen