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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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Nr. 24,

N N
Auns dem Tagebuch der Königin Biktoria. Das
— Tagebuchblatt der Königin vom 29. September 1855
jchildert die Verlobung der Prinzeſſin Viktoria, jetzigen
Katfjerim Friedrich, wie folgt: „Unfere liebe Viktoria hat
ſich dieſer Tage mit dem Prinzen Friedrich Wil»
helm von Preußen verlobt, der bei uns jeit dem 14. Sept.
als Gaſt weilte. Er hatte ih uns zuerft am 20. erklärt,
wir hatten aber wegen feiner großen Yugend noch einige
Bedenken. Indeß während unieres Nittes nach Craig-na-
Ban heute Nachmittag, überreichte er ihr als Emblem auf
„gut Glück“ einen weißen Blütenzweig, den er unterwegs
gebflügt hatte und fprach ihr von jeinen Hoffnungen 11110
Wünſchen und als fie nach Glen Sirnoch herunter ritten,
war alles in [Mönijter Harmonie.“

Guifjeppe Berdi 4.

Mailand, 27. Jan. Berdt ift heute früh 23/, Uhr
geſtorben.

Aus Matland, 21. Jan. wird gemeldet: Verdi
ſtarb in Agonie, ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu
haben. Sein Tod hat ganz Mailand in Trauer verſetzt
Alle Bergnügungslokale und Läden find gefchloffen. Nings
um das Hotel Milan, wo Berdi ftarb, bewegte fich eine
dichte Menſchenmenge.
Trauerfahne, die Stadtverwaltung veröffentlichte eine Kund—
gebung, welche die Verdienſte Verdis rühmend hervorhebt.
— Unter der großen Anzahl der Trauerkundgebungen,
welche der Familie Verdis zugingen, befindet ſich auch ein
in herzlichen Ausdrücken gehaltenes Telegramm des Königs
und der Königin. Die Leiche Verdis wird auf Wunſch
der Angehörigen nicht einbaljamiert. Die Trauerfeier

findet Mittwoch oder Donnerstag ſtatt.

Aus Kom wird vom 27. Yan. gemeldet. Obwohl
die Bevölkerung durch die NMadHrichten über die ſchwere
Exkrankung Verdies auf das Ende vorbereitet war, hat
das Bekanntwerden des Todes doch Hier die tieffte Trauer
hervorgerufen. Ueberall auf den Straßen f{tehen dichte
Gruppen. CEriraausgaben der Blätter gehen von Hand
‚ zu Hand. A
S 4



RE war

Sturm und Unwetter.

A Diterburken, 28. Jan. Der lebte Macht herr
ſchende fürchterliche Sturm hat hier großen Schaden ange
richtet. Die an der Bauländer Biehhalle vor 2 Jahren
‚eigens für den Viehmartkt erbaute Halle wurde total um-
‚geriffen und dem Erdboden gleich gemacht. Da dieſelbe
Zu gleicher Zeit als Turnhalle diente, gingen die darin
aufbewahrten Turngeräthe zu Grunde. Viele Schornſteine
und Ziegel fielen dem Oxkan zum Dpfer. Der an der
Schwane“ ſtehende Pappelbaum wurde umgeriſſen und es
iſt ein Glück zu nennen, daß von demſelben kein Haus
getroffen wurde. Der mächtige Baum Hütte fonft ein
ganzes Anweſen zuſammengeſchlaägen.

FE Abelsheim, 28. Yan. In leßter Nacht entlud
ſich bei wolkenbruchartigem Regen ein Gewitter mit Marken
Blitzen und Donnerſchlägen. Die Anwohner der Seckach
in der fog. „Seejtadi“ wurden geftern Abend durch Hoch—
waſſer in Schrecken verſetzt das teilweiſe in die Keller
und Ställe eindrang, fo daß ausgeräumt und das Vieh
in Sicherheit gebracht werden mußte. Infolge des Hoch—
waſſers war auch heute früh die elektriſche Leitung teil-
weiſe ausgeſchaltet, ſo daß Adelsheim in tiefes Dunkel ge—
Hüllt war. 0

; CC) Pforzheim, 28. Jan. Geftern Nacht gegen 12 1hr
enklud ſich hier ein von dichtem Hagel begleitetes Gewitter
und kurz darauf murde die Wederlinie alarmiert. Die
große Scheune des Sandmwirts und Milchkuranſtaltbeſitzers
Joh. Georg Rothfuß, Tiefenbronnerſtraße 5, war eins
geſtürzt. In dem Stall waren 11 Kühe, 1 Kalb und 1

„Ich weiß wohl,“ ſprach der Rat,
Rhetoren das menſchliche Leben, die Seele, das Schickſal
mit dem Koß vergleichen, auch die Sprache. „Unfere
Sprache ein Noß voll Feuer!“ dichter der Böhme Gelas

T



FA

towsky. Einzelne bringen es auch dichteriſch mit dem
Weibe in Beziehung. Und was haben Sie herausge—
funden ?* ;

(Fortſetzung folgt.)

Nunft und Wiffenfchaft.

Heidelberger Stabttheater, „Hofgunſt.“ Luſtſpiel
in 4 Alten von Zhilo von Trotha. . ;

Die Weber’ {he Jubelouverture, dirigiert von Herrn Kapell⸗
meifter Waliczek, leitete die Darbietungen des Abends ein.

Das volle Haus amüſierte ſich augenſcheinlich gut. Die
Hoferlebniſſe der luſtigen Baroneß Vily die ſo gerade aus je—
dermann ihre Meinung ſagt, am Hofe ſchnell zu Ehren kommt
und reinen Sinnes inmitten aller Kabalen ſich ihren guten
Humor und ihr gutes Herz bewahrt, ſind der dankbare Vor—
wurf für die liebenswürdig plaudernde harmloſe Arbeit des
Herrn von Trotha.

Die Aufführung war hübſch abgerundet, abgeſehen von ein—
Me Uebertreibungen. Frl. v. Pommer ſchlug gleich einen
riſchen Ton an und führte ihre Rolle ſicher mit beſtem Ger
lingen durch. Vily's Page und ihre diſtinguierte Tante find
dankbare kleine Rollen und waren bei Herrn Großmann und

xl. Selly gut aufgehoben. Herr Rudolph lieh feine gute


Frl. Krüger repräſentierte würdig und ſicher ſeine durchlauch—
tige Mutter Eine anmutige Prinzeſſin war Frl. Herter
Einen komiſchen Oberhofmeiſter ſpielle Herr Weinmann, einen
würdevollen Hausminiſter Herr Brecher in einer Maske, die
an unfern großen erſten Kanzler erinnerte Sehr viel zum Ge—


Birnbaum bei Kammerherr von Roden). Herr Bernau
war ein ſchneidiger und BA Offizier und Liebhaber.
Sl. Schönberg und Zrl. Saldern, Herr KArones und
Herr Winterheld waren in ihren feinen Rollen ganz am

rende, hochmütige Oberhofmeiſterin.

Heidelberg, den 27. Januar 1901 ——








wurden erſchlagen, während eine Kuh noch rechtzeitig abs
geſtochen werden konnte. Beim Eintreffen der Feuerwehr
harrte dieſer eine mühevolle Arbeit. E$ galt jebt, bei
ſtrömendem Regen in ſtockfinſterer Nacht und bei einem
Sturm, der ſelbſt das Licht einer brennenden Fackel löſchen
konnte, das noch lebende Vieh aus dem Chaos von Trüm—
mn. Einen traurigen Anblick bot die
Unfallſtelle bei Tagesanbruch. Aus den Trümmerhaufen
ragen die Gliedmaßen der erſchlagenen Tiere, von denen
eines zwiſchen dem Futtertrog und Balken buchſtäblich
guillotiniert war. :
ein Loch eine Kuh, die anſcheinend feinen Schaden ge
nommen Hatte. Heute Mittag gelang eS, ſie herauszuholen.
Der Landwirt Rothfuß it nicht verſichert der Schaden
an erfehlagenem Bieh beträgt allein ca. 2000 Wi.
om Bodenfee, 28. Kan. Auf dem Bodenfee
mütete geftern dem ganzen Tag Über außergewöhnlich hef-
tiger Südweſtſturm, dem Beſchauer der toſenden
ſchäumenden Wogen ein mächtiges Naturſchauſpiel dar—
bietend
Frankfurt a. W., 28. Kam Die „Sr. Itg


ihre Nebenflüſſe Hochwaſſer führen. Man befürchtet
Störungen im Bahnverkehr. Aus Giſenach wird gemeldet,


Sladtteile überſchwemmten Der geſamte Betrieb der Werk—
zeugfabrif mußte eingeftellt werden. Aus Kreuznach wird
der Frkf. Ztg. das Steigen der Yeahe gemeldet.
Braunſchweig, 28. Jan. Seit geftern haben or—
fanartige Stürme hier und in der meiteren Umgebung
viel Schaden angerichtet. Im Oberharz fiel Schnee bis
zu Drei Meter. Der Verkehr it nach der Frankf. 31g
dort vollſtändig geſtört






— entgegen






Bezirl Hedelbern
Heidelberg, 29. Jan
cEStädtiſcher Maskenball) Zür den am Samftag,
den 2, Februar im Saalbau ftattfindenden Maskenball giebt ſich
feitens aller hieſigen Kreiſe eine ſehr vege Beteiligung Iund.
Wie man vernimmt, werden bei der Breisverteilung verfehiedene
Orubpen und viele Sinzelmasken in Konkurrenz treten. Die




an im Sohaufenfter der Herren Langer u. Cie, Hanptftr. 61
zur Anficht bis zum Balltage ausgeftellt, woranf mir das Publi⸗
kum aufmerkſam machen wollen.

(Neue Orgel in ber Heiliggeiftkirche.) Hoforgelbau⸗
meiſter Wilhelm Sauer in Freiburg iſt, wie wir hören, mit
dem Bau einer neuen Drgel für die altehrwärdige Heiliggeift-
Tirche beauftragt worden. Die Koften werden {ih auf 16.000 IM.
belaufen.
wert für den Berliner Dom herſtellen.

A (2. Snternationale Ausſtellung von Hunden aller
Kaffen.) Einen großen Srfolg hat die Kusitellungsleitung
dieſer von uns mehrfach erwähnten Veranſtaltung zu verzeichnen,

Schillings, der Jünger, ſtehen auf dem linken Flügel der heu—
tigen Muſik Anlehnung an das Programm und hoch ent—
wickelte Technik zweecks Gewinnung reicherer Mittel für den
muſikaliſchen Ausdruck bezeichnen ihr Streben. Schillings iſt
einer der beachtenswerteſten Vertreter ſeiner Richtung. Die Be—
rechtigung dieſer Richtung zugegeben — und warum follte fie
nicht berechtigt fein, da ſie ſowohl einer Seite des menfchlichen


Schillings nur mit Intereſſe verfolgen.

Eine Zeit freilich, wo man zuſammenkonſtruierte Hiſtorien
und philoſophiſche Gedankenreihen komponiert, hat die rechte
Wertſchätzung für das Recht und das Prodult der Phantaſie
verloren. Da herrſcht Verſtand und Wiſſenſchaft. Der wiſſen—
ſchaftliche Charakter der muſikaliſchen Produllion macht ſich an
den Produlten nur zu ſehr fühlbar. Das Techniſche, das oft—
mals rein um ſeiner ſelbſt willen da zu ſein ſcheint, überwiegt.
Dies entſpricht allerdings dem Charalter unſerer Zeit mit ihrer
übertriebenen Wertſchützung des Stofflichen, des wiſſenſchaft
lichen Sammelfleißes, des Lernens — wobei die Selbſtändigleit
ded Geiſtes und das, was er aus ſich ſelbſt iſt und aus ſich
ſelbſt ſchöpfen kann, notwendigerweiſe zu gering gewerket wird
Es wäre ein Wunder, wenn der materialiſtiſche Zůg der Wiſſen—
ſchaft nicht auf die Kunſt wirken würde. Und wir haben denn
auch die naturaliſtiſche Litteratur in ihren mannigfachen Schat—
tierungen, die als geiſtige Leiſtung ſehr achtenswert iſt, die aber
bes Haupterforderniſſes der Kunſt: der eigenmächtigen ſchöpfe—


Mlufik, die an unferer Zeit entfpricht, aber auch die Schwächen
des Naturalismus hat.

Diefe Mufik, wie fie die Hauptvertreter der Nichtung machen,
ift gewiß geiftvoll; fie it groß in Fünftlerifcher Hinficht betrachtet:
in der Beherrfchung der Zechnif — aroß in der wohlberechneten
Anwendung der mufikalifhen Mittel zur Srzielung eines be
ſtimmten Ausdrucks und zur Darftellung eines vorgeftellten
Inhalts — den im Sleiß, groß in allem, was in den wiffen-
ſchaftlichen Bereich der Muſtk gehört.

der En äußeren Borgang zum Segenftand braucht und ihn,
went auch mit ber größten fünftlerifcdhen Technik, nachbeſchreibt
und iNufiriert — und einem Klinftler, der feine eigene Pertönlich-
keit und ſein Erleben darſtellt. Und es iſt ein Unterſchied zwiſchen
einem Künſtler, der durchaus etwas Neues und Beſonderes
bringen will, und der deshalb ſeine Kräfte auf Erlangang neuer



Nusdrucdsarten und Ausdrucksmittel wendet — er wird dadurch



















ſagen kann, alſo den über das Ausſtellungs⸗ und Prämierungs⸗
weſen wachenden Verband der kynologiſchen Spezialklubs zu
ganz einſchneidenden Abänderungen der Bedingungen zu veran—
laſſen. Nun iſt das Unternehmen auch in ſtnanzieller Hinſicht
völlig geſichert. Die hieſige Ausſtellung wird nun unter den
Satzungen des Verbandes bad. kynologiſcher Vereine und des

% (Durch die hieſige Ortskrankenkaſſe) gelangten
vorige Woche 2100 M. Krankenunterſtützung an 255 Perſonen
zur Auszahlung. A

N (Muszeichnung.) Dem Kommandeur des hieligen
Landwehrbezirks, Oberſtleutnant z D. Oſiander wurde das

——— — 2 2—

Zähringer Löwen verliehen. |

+. * (Bolizeibericht.) Verhaftet wurden 4 Perſonen
wegen Bettelns und 1 Taglöhner wegen Diebſtahls. Sieben
Perſonen kamen wegen Ruheſtörung zur Anzeige, J

-h. Cppelheim, 27. Jan. [Der Geburtstag unſeres
Kaiſers] wurde auch in unſerem Orte entſprechend gee
feiert. Am Vorabend veranſtalteten die hieſigen Vereine“
einen Fackelzug durch einige Straßen des Ortes, morauf
man ſich in die verſchiedene Wirtſchaften verfügte, wo bei
Reden und Liedervorträgen manches Glas Seiner Majeſtät
geweiht wurde. Am Feſttage ſelbſt war morgens in beiden
Kirchen Feftgottesdien{t und zeigte die zahlreiche Beteiligung |
an demfelben, daß in unferer Gemeinde noch echt AYrift- |
licher patriotiſcher Geiſt gepflegt wird. Mittags verjame |
melte ſich die Conſtantia im Gaſthaus zur Krone, um |
ſowohl den Geburtsſag Sr Majeſtät des deutſchen Kaiſers
wie gleidhzeitig Denfenigen des 1. Borftandes dieſes Vereins
feftlich zu begehen. Männerchöre, Reden, Klavier und
andere Borträge wechfelten miteinander ab, bis die Stiumde
zum Aufbruch ſchlug ÜWbends hielt der „Krieger-DBerein“ |
int Gafthaus zum Pflug und der Militärverein im Gaſt—
haus zum Löwen zu Ehren des Tages Feſtbälle ab

u( Sandhaufen, 28. Yan. Kaiſers Geburts
tagl wurde Hier vecht feltlich begangen. Aın Borabend
yeranitaktete die Bflichtfenerwehr einen acelzug mut Muſik
Die Caſino-Geſellſchaft Frohſinn“ verſammelte fich zum |
Feſtkommers in Vereinslokal zur „Roſe“ bei welchein Lehrer |
Wunſch den Kaiſertoaſt und Herr Dr Strubel den Toaſt
auf den Großherzog ausbrachte Am Feſttage ſelbſt war
morgens Kirchenparade ümtlicher Vereine und nachnittags
peranſtaltelte der Milläroerein einen Sommers im großen |
Saale zur „Moe“. Den Toalt auf den Katier brachte |
Herr Hauptichrer Uehlen aus, auf den Großherzog toajtete |
©. Qehrer Wunich. Batriotildhe Anjpraden murden nod) |
gehalten vor H. Werkführer Köhler und H. Sebert Zum |
Gelingen des ſchönen Feites irngen andı die Ziedervorträge
des Gefangvereing „Germania“ bet. J

1S[ Bammenthal, 28. Yan. [Berhaftet] Den
Buchhalter des vor einiger Heit in Konkurs geratenen hie
ſigen Emaillierwerkz wurde geſtern wegen Betrügercien
verhaftet, die er ſich bereits vor Ausbruch des Konkurfes
in dem GSeichäfte hat zu ſchulden kommen laſſen

.

Gerichtszeitung.

5 Geibelbherg, 26. Januar. [Scdhöffengeridhtsfigung |
1. Karl Bhilipp Margquetant aus Friedrichsfeld erhiclt wegen |
Bettels 3 Wochen Haft. 2. Johann Yartin Kling, Steinfchläget |
in Altenbach, erhielt wegen Bedrohung 14 Tage Gefängnis.
3. Nobert Wolf, Möheliransporteur hier, angeklagt wegen al
Uufugs, hat {ich der Strafe von 10 IN, untermorfen. 4, Die |
Berhaͤndlung gegen Karl Mohn, Kupferfchinied. hier, angeklagt
wegen gr. UnfuasS, wurde vertagt. 5. Die DE n ee
eors
Gchmuch, Uhrmacher hier, wurde zurückgewieſen. 6. Die Be—
leidigungsklage der Wilhelm Rumig Ehefran hier gegen Berthe—
Ruch, Ladnexin hier, kam zum Vergleich 7. Peter Alles, Tag‘

wm





— —





nicht nur auf hauptſächliche Betonung des Stofflichen und Ted“
nifchen gefrieben, und feine Aunftthätigkeit wird ganz von ſelbſt
OL eeeeee als ſchöpferiſchen Charalter haben, ſondern
er zeigt damit auch, daß feine Begabung auf diefer und nicht
auf der {höpferifchen Seite liegt — e8 ift alſo ein Unterfhied
zwiſchen dieſem Künftler und dem, der durch die Not des inneren
(Erlebens8 zum Schaffen getrieben und in dem Ringen nach det
Horm ganz von felbft eine eigene Sprache (Aafft, die den Stempt*
ſeiner Perfönlichkeit trägt. Der Unterſchied iſt ebenſo groß wie





wirfungsvollfter Methode Ausjehnitte aus dem Leben wiederniebt
fo daß wir mit Necht feinen Fleiß, feine natırraliftijche Treut |
und feine Gefchielichteit bewundern — und dem Dichter, del |
das Menſchliche und die Welt in geſteigertem Maß darſtellt
weil er felbit eine große Berfönkichkeit it und fich felbit und de |
Welt in gefteigertem Maß erlebt. . . ——

Um wieder auf Schillings zu lommen, ſein Oedipus iſt ein
fehr ernfte8 Werk. Das Thematijche darin ft ſehr beftimmt
und plaſtiſch und ſtrömt in großer breiter Melodik aus und
meiſterhaft wird es zu Steigerungen berausgetrieben Mal
muß vor dem Werk alle Achtung haben. Und doch daneben ei |
Mielzuviel, hei aller Fülle der Außeren Erſcheinung die durch
ſcheinende Dürre der Reflexion. Man kommt zu einer vechtek |
Wertfchäbung des Werke8 weniger durch unmittelbaren Gemüts—
eindruck, als auf dem Umweg der Kritifchen Ueberlegung .

Der Totentanz von Liszt mußte wiederholt werden, da der
ftürmifghe Beifall den Soliften Herrn Kellermann zu eine?
Buaabe nötigte, [o daß man den Genuß zweimal hatte, das in
tereffante Werk in fo meilterbafter Ausführung zu hören, ein
Umſtand, der gewiß auch zum Verſtändnis deſſelben beitrug
Bei der Wiederholung hätte das Orcheſter manchmal beſſer be
ter Sache fein dürfen. .

In dem Kaiſermarſch von Bülow wurde ein intereſſante⸗
Ferk geboten, das gewiß hei mandhem den Wunfg geweckt hal
noch mehr von dieſein Komponiſten zu hören.

Franz Schubert8 jugendfrifche C-dur-Symphonie machte >
Befchluß und entließ die Hörer mit einent angenehmen Sindeu®
au8 diefent lebten Konzert des Bachvereing.

Dem verdienten Dirigenken Herrn Profeſſor Wolfrun
wurde ein großer Lorbeerkranz überreicht, und der reiche Beiſg
der Anweſenden bewies ihm, daß ſein Bemühen dankbare U
erlennung findet. ;

Heidelberg, den 28. Zunuar 1901,


















 
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