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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonnz und Feiertage.

98 Beilagen das „Heidelberger Volksblatt“ und das Sfeitige

| „Slhufirierte Sonntagsblatt“, Preis 36 Pfg., mit den Betz

blättern 40 Pfg. monatlich. Durch die Poſt vierteljährlich
\ 1 Mi, odne Beftelgeld.









28. Jahrgang.
VDruck und Verlag von G, Geifendörter. Z
vVerantwortlich. Yıh. Geifendürter,









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1




| Rr. 221. Fernſprechanſchluß Nr. 621

— — —

Politiſche Wochenſchau.
Heidelberg, 21. Sept,

1 Wie die vorlekte Woche durch die Zweikaiſer—
zufammenfunft bei Danzig, jo hat die legte Woche
| durd) den Befuch des Zaren in Frankreich ihr politiſches
Gepräge erhalten Als eine hochbedeutſame Begegnung“
hat Kaiſer Wilhelm ſelbſt jene Zulammenfunft bezeichnet
| und fie als eine Bürgichaft dafür angefehen, daß auf
lange Zeit der enropätfiche Frieden erhalten bleiben werde.
In der That iſt die Zuſammenkunft der Herrſcher der
eiden militäriſch ſtärkflen europäiſchen Staaten überall,
nicht etwa blos in Deutſchland, als ein Zeichen dafür aufs
genommen worden, daß die politijdhe Atmofphäre Europas
zur Zeit einigermaßen fonfliftsrein it und daß unjerem
alten Erdteil, bei dem ſich in der jüngften Zeit der China:
Müdigkeit ein immer jtärferes Ruhebedürfnis geltend ge-
| macht hatte, in der That nunmehr eine längere Erholungs»
pauſe vergönnt ſein wird.

Dieſem angenehmen politiſchen Ausblick wird durch
| den Aufenthalt des Zaren in Frankreich und
| durd die etwas aufdringlihe Begeifterung, die ihın dort
| entgegenzebracht morden iſt, Feinerlet Abbruch gethan. Die
| Zeiten {ind längit vorüber, wo man den, Zweibund als
| eine Bedrohung des europäijchen Friedens empfand. Denn
55 nun der Bar von Rußland wirklich der Friedensfreund
|[Hit, als der er gilt, oder ob fein Ruf beſſer ift als er,

in Aſi

en, zwingen den Zaren, in Europa eine Politik des

| Sranzefen noch immer den Kevancheträumen nachhängen,
| Hoffnung aufgegeben, daß der ‚Hweibund ihnen die Brücke
| 3ur Erfüllung diejer Revanchetränme ichlagen mird. Der
Zarenbeſuch in Frankreich hat den status quo der euro⸗
| pätjchen Politik um nichts verändert.
ſuch ein Faltor, mit dem Kaiſer Wilhelm bercits rechnete,
|[al$ er das Wort fprach, daß für lange Zeit der
Ye Frieden erhalten bleiben werde. :
— Hoffentlich nicht nur der politiſche, ſondern auch der
virtſchaftliche Frieden. Daß wir Handelsverträge haben
müſſen, daß wir unſere Handelsperhältniſſe auf cine fichere
Grundlage ftellen müffen,“ das hat der Handelsminifter
Möller in. feiner vielumitrittenen Duisburger Rede
mit aller Ent{chiedenheit betont. Es iſt ebenſo Mar, daß
Auch die anderen Stanten anf diejfe Verträge, welche die
Örundlage des geregelten Güteraustauſches bilden, ange:
eſen ſind, aber jedenfalls wird fein vernünftiger Politiker
ch einreden können, daß wir den anderen Staaten die
Serträge nach Belieben diktieren fönnen. Hand wird nur
don Hand gewalchen und das Wort, daß Friede ernährt.
friede aber verzehrt, gilt auch für das Gebiet der
irtſchaftspolitik
Zu dieſer Anſicht ſcheint ſich auch der neue Präſ i⸗

Ang' um Auge, Zahn um Zahn.























Roman von Karl Eden.
) i [Nachdruck verboten.)
N |
as muß ich Dir fagen, mas Dur thun

en an Haslemeres Klub anhielt, „Dur follteft Middle
eranlajfen, Dich zu begleiten; er kann Dir in hun—
Fällen nützlich ein. Er iſt ſehr gewandt, außerdent







chen kannſt, und was das wichtigſte iſt, ich werde
iger fein, wenn ich meiß, daß ein zuberläffiger, Dir
athiſcher Mann Dich begleitet.“ —
„Du biſt eben ſo klug wie ſchön“, ſagte der junge
ann bewundernd, „und Dein kluges Köpfchen vergißt
t8. Sehr gern würde ich Middleton bet mir Haben;
‘ wollen heute Abend fehen, was zu thum it.“

Lady Randal war in der Stadt, und fie und Eva
xen die einzigen Damen bei Zijdh; Haslemere und
ddleton die einzigen anderen Gäfte, Crjt nach Tiſche,
die Geſellſchaft im Salon verfammelt war, teilte Bon-
n Middleton den neuen Plan mit und fragte ihn nach
ev Anficht über die Ausfichten deffelben.

„Klingt ganz ausführbar”, ermiderte der junge Mann
kurzer Meberlegung, „aber ich glaube nicht, daß da-
„biel erreicht, wird. An der vufjijchen Oſtküſte find
ſelten einige Schiffe zu ſehen, und das Erſcheinen






















Samstag, den 21. September

dent der Vereinigten Staaten, Theodor
nachdem der anſcheinend ſchon auf dem Wege der Beſſerung
befindliche Präſident Mac Kinley in Folge eines plötzlichen

Rückfalls ſeiner ſchweren Verwundung erlegen war, die

bisher als ein Mann der ſcharfen Tonart galt, ſcheint dies
jedenfalls in handelspolitiſcher Begiehung nicht fein zu
wollen. dahin kund
gegeben, daß er Handelsfriege gegen die übrigen Länder
verwerfe und die Abichließung von Reziprozitätsverträgen
anſtreben wolle. ©

Hoffentlich wird Präfident Roofevelt die „Schneidig-

der anarchiſtiſchen Propaganda an den Tag legen,
die in Amerika üppig emporgewuchert iſt, und bei deren
Bekämpfung Rooſevelt die Energie aufs neue zu Ehren
bringen könnte, welche dem einſtigen Führer der „rauhen
Reiter“ nachgerühmt wird. In feinem Lande iſt der
anardhiftijchen Propaganda gegenüber eine jo fträfliche
MNachläffigkeit an den Tag gelegt worden, wie in den Ver-
einigten Siaaten von Amerika, und eine Aenderung dieſer
Taltik wäre dringend geboten. Aber wie die Dinge liegen,
muß es als zweifelhaft gelten,
von Amerika ſich durch das verbrecherifche Attentat anf
Viac Kinley bemogen fühlen werden, zu den internationalen
bolizeilichen Maßnahmen die Hand zu bieten, welche die
„übrigen Staaten, a: {treben, er

der Politik anzuſchlagen gedenkt, wird jich vielleicht einiger-
maßen aus feinem Verhalten gegenüber dem venezo⸗

laniſch-kolum biſchen Kriege erkennen laſſen. In

aber freilich noch nicht zwiſchen den kriegsführenden Par⸗
teien; bisher haben ſich nur Regierungstruppen und Auf⸗
ſtündiſche in Kolumbien in den Haaren gelegen

Hortgang. Die Siegesfanfaren der Engländer haben {ich
w eder einmal als Humbug ermiejen und der eben noch
ſiegesfreudige Kitchener beginnt jeßt, einen Einfall der
Buren in Natal zu befürchten. So folgt auf die Fan-
fare die Chamade. Dr. P.

Deutſches Reich,

Badeniweiler, 20. Sept. Im engfien Familienkreiſe
begeht heute im hieſigen Schloſſe die großherzogliche Fa⸗
milic die dreifache Feier der Wiederkehr des Hochzeıts-
tages des @roßherzogs und der Frau Großherzogin,
des Crbgroßherzogs und der Frau Kronprinzeffin
von Schweden und Mormwegen. Der Sroßherzog ift durch
ſeine Berufspflichten als Generalinſpekteur der fünften
Armeeinſpektion verhindert hier anweſend zu ſein. Das
ſchönſte Wetter leuchtet dem dreifachen Erinnerungsfeſt.























Fernſprechanſchluß Nr. 621. 1901.
Berlin, 20. Sept. Der „Meichsanzeiger“ meldet:
Der Kaiſer empfing geſtern Abend an Bord der Hohen—
zollern“ den Prinzen Tſch um vor deſſen Abreiſe nach
Berlin, ſowie die Begleiter desſelben.

Danzig, 20. Sept. Gejtern Abend 8 Uhr fand an
Bord der „Hohenzollern“ Tafel ftatt, zu der Prinz
ZT ihun mit jeinen Begleitern geladen war. ;

Danzig, 20. Sept. Der Kaifer arbeitete mit dem
Chef des Militärkbinets, SGrofen Hüljen-Haefeler, und ge⸗
denkt mittags 12 Uhr 50 Min. nad) Marienburg und
von da nad Iurzem Aufenthalt zur Beſichtigung nach
Cadinen zu fahren.

Danzig, 20. Sept. Der, Katfer ließ dem Ober-
präſidenten von Weſtpreußen, v. Goßler, eine allerhöchſte
Kundgebung zugehen, in welcher er in ſeinem nnd der
Kaiſerin Namen für die Bethätigung der Königstreuen
patriotiſchen Geſinnung herzlich dankt und zugleich ſeine
Anerkennung ausfpriht für die vortrefflide Aufnahme,
weldhe die Truppen überall fanden. - SE
*

* *
Zur Wahlbewegung.

X: Die dentfd=foziale Partei hält morgen Nachmittag
a4 UOr im Gajthaus „Zur Krone" in Bammenthal:
eine öffentlide Berfammlung ab, worauf die Wähler dort:
und in der Umgegend auch an diejer Stelle aufmerffam.
gemacht jeien. ;

B.N. Ettenheim, 20. Sept. Als Kandidat für die:
bevorſtehende Landtagswahl Hat die nationalliberale Partei
des Wahlkreiſes Ettenheim Kenzingen Herrn Staatsanwalt:
Richard Junghans in Freiburg aufgeftellt Herr Fung⸗
hans hat ſich bereit erklärt, die Kandidatur zu über
nehmen. ı ch .

B.N. Ronftanz, 20. Sept. Die Nationalkiberalen {tell
tem als Kandidaten den Oberbauinjpektor KXift anf. Ders
jelbe nahm die Kandidatur an. |

Rußland,
Petersburg, 20. Sept. Der Kommandeur des 39.
Narwa⸗Dragonerregiments erhielt am 13. d. M. nach⸗
ſtehende Depeſche des Kaiſers Nikolans: —
Ich habe geſtern den deutſchen Kaiſer und König
von Preußen Wilhelm IT. zum Chef des Yhnen an-
vertrauten Regiments ernannt. Io bin überzeugt, daß
die Narwaer in Befolgung der alten Trationen gl
neue Zeichen meines Vertrauens rechtfertigen werden.
Kaifer Wilhelm fandte an den“Rommandeur des
Regiments folgendes Telegramm: |
Katjer Nikolaus hatte die Gnade, mich zum Chef
der Narwaſchen Dragoner zu ernennen. Durch dieſen
neuen Freundſchaftsbeweis Seiner Majeftät, mich an
die Spibe eines Regiments zu ftellen, das lange die
Ehre hatte, als Chef den Gadmiral. Großfürften
Konſtantin Nikolajewitſch zu haben, bin id) fehr erfreut.
Seine Majejtät bezeichnete in einem Sejpräche, in wel-











dacht bei den Behörden erregen; denn das Meer von
) Luſtfahrten aufgeſucht.
Aber es wäre vielleicht beſſer, geraden Wegs nach Niko—
lajewsk am Amur zu gehen und ſich die Erlaubnis aus-
zubitten, den Fluß hinauffahren zu dürfen, um der Jagd
obzuliegen. Die Behörden werden ſich zwar anfangs etwas
bitten laſſen, ehe ſie ihre Zuſtimmung geben, aber mit
einigen Kiſten Champagner kann mon ſehr viele Bedent-
lichkeiten beſeitigen, davon find fie Kenner, dieſe Ruſſen!“
Aber kann mein Fahrzeug den Fluß herauffommen ?“
fragte Haslemere, welcher Middleton mit großer Aufmerk⸗
ſamkeit zugehört hatte, es iſt ziemlich groß und hat elf
Fuß Tiefgang, wenn es beladen it

„Das Kann ich nicht ohne weiteres jagen“, erwiderte
Meiddleton, „aber ich Habe heute in einer Zeitichrift ge-
lejen, daß eine amerikaniſche Geſellſchaft es unternehmen
will, eine Telegraphenlinie über den Kontinent zu bauen,
und daß fie beabfichtige, das Amur-Gebiet zu unterſuchen,
ob es für ihren ‚Zweck geeignet ſei Die Expedition ſollte
vor kurzem von San Franzisko abgehen, und wenn mich
mein ©edächtnis nicht täufcht, ſo jollte fie in Heinen
Dampfbooten den Fluß hinanffahren.“ ; (

„Das-ift’8 eben!" rief Haslemere, „ich fnnte eine
ſolche Dampfſchaluppe mitnehmen und meine Yacht an der
Mündung des Amur zurüclaffen. ch denke, der „Zephyr“
kann wohl eine ſolche Schaluppe tragen?“ fragte er etwas
zweifelnd
„Sie können alle Schwierigkeiten Übermwinden, wenn








lungen beſteht, die im Bedar
den“, erwiderte Middleton. „Wir Haben ein ſolches Fahr⸗
zeug jetzt eben fertig. Es war eigentlich für den Nyanza—
ſee beſtimmt, aber da die Geſellſchaft, für die es gebaut
wurde, ſich fallit erklären mußte, ſo wird es der alte
Stewart gerne zu einem billigen Preis abgeben.“

„Aber ich würde ein halbes Dugend Arbeiter brauchen,
um das Ding zufammenzujeßen“, rief Haslemere, „und
jelbit dann würde ich kaum wijfen, wie ich das machen
fol, wenn mir nicht jemand zur Hilfe kommt. Ich würde
ſehr wünſchen, daß Sie den alten Stewart ſitzen ließen
und mich auf meiner Fahrt begleiteten, Middlelon.“

„Sprechen Sie im Ernſt ? fragte Middleton, nichts
wäre mir erwünſchter, und hier haben Sie meine Hand!“

Somit war alles glücklich abgemacht; nur in einem
Punk erhob ich noch eine Spur von Meinungsverſchie⸗
denheit. Bonham führte Haslemere beiſeite und fagte ihm,
die Koſten der Dampfſchaluppe und Middletons Gage
habe er zu übernehmen. Er blieb unbeugſam dabei und
der Lord mußte ſchließlich einwilligen.

Wir müſſen uns jetzt Janina Bromirska wieder zu⸗
wenden. Sie war nicht ohne Hoffnung, und viel Troſt
gewährte ihr der Umgang mit Sonja. Die Vergangen-
heit dieſes außerordentlichen Mädchens war Janina, die
ihre ungewöhnliche Charakterſtärke rühmte, wohl bekannt.
Sie wußte, daß Sonja eine führende Rolle unter den
Nihiliſten ſpielte, daß ihr ganzes Keben dem Kampf gegen

fsfalle zuſammengeſetzt wer⸗



Sie ein Boot nehmen, das aus mehreren einzelnen Abtei⸗

den Despotismus geweiht war und daß Sonja in Sant
Petersburg auf offener Straße einen ruſfiſchen Oberſten
 
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