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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9512#0170

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Fenrsprecher-S.^l. 7351—53.

„Heidelberger Reueste Nachrichtm^

„Heidelderger Anzeiger'

Lamstag, 18. Iamiar 1936

str. 1-

und schlecht durchs Leben zu schlagen, solange es
nicht den nötigen Lebens- und Wirtschaftsraum
besitze. Cin so übervölkertes Land wie Deutsch.
land brauche solchen Raum.

Kein Cinsichtiger in der Welt verschlietze sich heute die-
ser Forderung. Die nationalsozialistischs Negierung
nehme fernsr nicht nur keine Auslandskredite
auf und gebe sich dasür in die Gewalt der Banken, wie
das ihre Vorgänger getan hätten, sondern fie sei darüber
hinaus iogar bemüht, die damals leichtfinnigerweise auf-
genommsnen Kredite abzudeclen. „Denn," so rief
Dr. Goebbels unter begeisterter Zustimmung aus, „wir
wollen eine sreie Nation sein. Jn Deutschland ist
es nicht die Bankwelt, die regisrt, sondern es
ist eben die Regierung I So lebt Deutschland zwar
vielleicht bescheiden, aber immerhin doch von dem, was
es sich selbst erarbeitet und erkämpst. Cs ist
darum kein Zufall, daß gerade dte ärmsten Volks-
genoffen, die selbst um Not und Kampf wiflen und sich
gleichsalls ohne sremde Hilfe durchschlagen müffen, so lei-
denschaftlich an dieser Regierung und an diesem Regims
hängen.

Wenn man heute von Reisenden, die aus Rutz-
land zurückkehren, hört, datz es dort eigentlich keinen
Menschen gibt, dsr lacht und sröhlich ist, sondern
datz dre Menschen dort gedrückt und mitzmutig ein-
herlaufen, so kann man demgegenübsr doch wohl feststel-
len, datz der deutsche Mensch, ohne deswegen gerade vor
Lvbensfreude überzuschäumen, erfüllt ist von innerer
Freudigkeit und Vefriedigung, von einer
beispielhasten Lebensbejahung." Minutenlange
^eilruse löste dann die Feststsllung des Ministers aus:

„Wenn es auch über diese und jene innere kultur-
volitische oder kirchliche Frage Meinungsverschie-
denheiten und Mitzverständniffe geben sollte — in
außenpolitischen Dingen ist die ganze Nation
«inigl

Ane Spekulation aus die llneinigkeit unseres Vol-
!es in Fragen dieser Art wäre eins schlimme Fehl-
spekulation. Cs gibt ja heute keine vaterländs-
losen Parteien mehr in Deutschland, die der Regierung
in den Rücken fallen. Heute können wir uns die Neu -
tralität gegenüber den Händeln der Welt lei-
sten. So sehr Neutralität ohne Macht wert-
los ist, so sehr ist eine Neutralität, hinter die Macht
steht, Ausdruck höchster Stärke und gesammelter
Kraft. Wir haben aus der Vergangercheit gclernt, daß
ein Volk ohne Macht selbst beim besten Willsn den Frie-
den nicht erhalten kann. Heute kann uns niemand
mehr zwingsn, etwas zu tun, was gegen die
Interessen unseres Landes verstößt. Was
Deutschland anlangt, so kann die Welt schon in Frie-
den leben. Wir bereiten ihr keine Sorge. Wir
kümmern uns nur um unsere eiaenen innerpolitischen
Angelegenheiten und hätten den Wunsch, daß alle an-
deren Staaten ein gleiches tun. Deutschland ist
nicht nur eine Insel des Friedens — es ist eine
befestigte Insel des Friedens, die stch darum des
Friedens erfreut, weil sie in der Lage ist, ihre Frei -
heit zu schützen. Cinen Krieg anzuzetteln, wäre für
die nationalsozialistische Regierung, die man im Ausland
so gern als eine Autokratie bezeichnet, sehr viel ge-
fährlicher als für irgendeinen der sogenannten demokra-
tischen Staaten, in denen eine Mehrhcit den Krieg an-
zetteln kann, die am Schlutz des Krieges garnicht mehr
da ist und darum auch nicht mehr zur Verantwortung
gezoaen werden kann. Wenn aber einzelne Männer ihrem
Volk gegenüber eine wirkliche, wahre Verant
wortuna in sich traqen, so werden ste sich hüten, die-
ses lehte Nistko ohne Not und sür andere Zwecke als für
die Verteidigung des nationalen Lebens
auf sich zu nehmen. Im übrigen kann sich in dem angeb-
lich so autokratischen Deutschland die Regieruna auf das
Volk berufen in einem Maß, wie es in angeblich demo-
kratisch regierten Ländern kaum der Fall sein dürfte.

Deutschland hat eine veredelte Form von Dcmokra-
tie, mit deren Führung das Volk in wahrer Ver-
bundenheit innerlich verwachsen ist. Wir alle leben
der grotzen Aufgabe, unsere Nation zu einem
Weltvolk zu machen, das Anteil hat an den
Gütern dieses Erdteils."

Dr. Goebbels fand dis gleiche gespannteste Aufmerk
samkeit, als er anschlistzend im Schlutzteil seiner fast
zweieinhalbstündigen Rede auf das Verhältnis zwischen
Führung, Partei und Volk zu sprechen kam. Das
Geheimnis der sieghaften Kraft der natio-
nalsozialistischen Vewegung liege darin, datz ste es im-
mer aufs Neue verstehs, die Menschen im harten All-
tagskampf wieder aufzurichten und von den Klein-
lichkeiten und Widerwärtigkeiten des Lsbens auf die
arotzen Schicksalssragen hinzulenken. Wie einst,
so solle auch jetzt von diesen Gautagen ein Strom von
Kraft auf unser Volk gehen.

In zu Herzen gehenden Worten erinnerte Dr. Goeb-
bels an den so stolzen, aber auch schweren Weg, den die
alten Parteigenoffen nun fast zehn Iahre gemeinfam ge-
gangen sind. „Gewitz bringt das Leben des Alltags Cnt-
täuschungen und Crbitterung mit sich, es gilt einen
stetigen Kampf zu führen mit der menschlichen Unzuläng-
lichkeit und mit den Widrigkeiten des Tages. Aber was
ist das alles gegen dis Cnttäuschungen, dis der Führer
in seinem 15jährigen Kampf durchgemacht hat, ohne

Bmtts M Kttometer vorgeMt.

Mssioischk Berliislc: M« Me

D'« Urm-e Ikas Desta in Vluslösung?

Rom, 17. Ian. Die amtliche Mitteilung Nr. 99
mit dem italienischen Heeresbericht vom Freitag macht
folgende weitere Angaben über die Offensive an der
Somalisront:

Die von General Graziani am 12. Ianuar begonnene
Schlacht am Canale Dorja hat mit unserem
vollen Sieg geendet. Der geschlagene Feind ist
überall aus der Flucht.

Die lehten WiderstSnde der abesfinischen Nachhut
find auf der ganzen Front überwunden und di« Trup-
pen des Ras Desta sind entlang den in nordwest-
licher Richtung führenden Karawanenstraßen in Auf-
lösung begrissen.

An einigen Abschnitten waren unfere motorisierten
Kolonnen gestern abend 120 Kilometer über ihre Aus-
gangsstellungen vorgerückt. Die Verfolgung geht
weiter. Die abessinischen Trpppen leisten keinen wirk-
samen Widerfiand mehr.

Die vollkommen« Zusammenarbeit zwischen Infan-
terie, Tanks, Artillerie und Luftwaffe hat die Verlust«
des Gegners außerordentlich schwer werden laffen. Vis
gestern waren 4000 Tote festgestellt.

Dereits in den erstcn Tagen der Kampfhandlungen
wurden viele Gefangene eingebracht. Eine grotze
Menge an Gewehren und Maschinengewehren wie auch
einige Geschühe sind in unsere tzände gefallen. llnsere
Derluste bei den Verbänden der Heimatarmee sind gering.
Die Tapferkeit unserer Truppen aus der Heimat wie der
Eingeborenenverbänd« und der Somali-Dubats ifi über
jcdes Lob erhaben.

An der Critrea-Front hat die Luftwaffe
feindliche Mteilungen im Tembien-Abschnitt, ferner am
Amba Aradam und bei Quoram mit Vomben belegt.

Die sicgreichs Offensive des Generals Gra-
ziani wurde in ganz Italien mit lcbhaster Genugtuung
aufgcnommen.

»

Dis italienische Regierung hat an den
Dölkerbund ein Veschwerdetelegramm gerichtet,
in dsm dis abessinischs Regierung beschuldigt wird, die
internationalen Abmachungen vcrleht und das Zeichen
des Roten Kreuzes mißäraucht zu haben.

Erhö-hte Fliegertätigkeit an der italienischen
Südsront.

Addis Abeba, 17. Zanuar. Italienische Vom-
benflieger überflogen nach abeffinischen Meldungen
auch heute wiederum Koram und belegten die Städt
erneut mit Vomben. Zahlen über Tote und Ver-
wundete liegen nicht vor.

Wie die abeffinischen Meldungen weiter besagen,
sind von den italienischen Fliegern weiter Flugblät-
ter abgeworfen worden, in denen die Italrener erklär-
ten, daß im Krieg auch Kirchen zerstört würden, daß dis
Italisner aber näch Äeendigung des Krieges mit Hilfe
Gottes die Kirchen wieder aufbauen würden
und auch fonstige Zerstörungen, die sie hätten vornehmen
müffen, wiedergutgemacht werden würden. Die Flug-
blätter sollen die Untersck
Heeres tragen.

lnterschrift des Chefs des italienischen

Italien weist die schwedischcn Anschuldigungen zurück.

Rom, 17. Ian. Staatssekretär Suvich empfing
am Freitag den schwedischen Gesandten in Rom S j ö-
borg und überreichts ihm eine Note der italienischen
Regierung, in der in aller Form die Anklage
eines vorsätzlichen Angrisfs auf ein schwedisches
Lazarett in Dolo zurückgewiesen wird. Zustän-
dige italienische Kreise vertreten hierzu die Ansicht, datz
„die Schuldigen ftir die zufällige Äeschädigung des Laza-
retts nicht auf italienischsr Seite zu suchen seien." Wer
sich in ein von Krieg beherrschtes Land, wenn auch in
einer noch so menfchenfreundlichen Aufgabe begebe, laufe
unvermeidlich gewiffe Gefahren.

deswegen an dem Ziel irre zu werden. Unter
solcher Last wären die meisten von uns zusammengebro-
chen. Vergeffen wir doch über den Widerwärtigkeiten
des Alltags nicht die unendliche Fülle tiesen und
herzlichen Dankes, der gerade von unseren ärm-
sten Volksgenoffen unverdorbener, wahrhaft idealistisch
eingestellter Menschen, die das Leben so nehmen wie es
ist. Aus dem Beispiel des Führers und aus der
Tiefe dieses Dankes wollen wir jene Glaubens-
stärke und jene innere Sichsrheit nehmen, damit
sich unser Volk auch weiterhin nach uns innerlich ausrich-
ten kann. Dann werden spätere Generationen in uns
ein leuchtendes Beispiel sehen.

Denn auch wir werden einmal sterben, bleiben
aber wird ewig unser Äerk.

Während der Rede des Gauleiters sehte immer wie-
der lauter Beifall ein, der stch bei den vielen besonders
mitreißenden Kernsähen zu begeisterten Zustimmungs-
kundgebungen steigert«.

Die Schlutzworte seiner denkwürdigen Rede gingen
förmlich unter in dem anhaltenden Veifall der 20 000, die
dann spontan die Nationlhymnen anstimmten.

Nach dem Ausmarsch der Fahnen schlotz kurz vor
23 Llhr der stellvertretende Gauleiter, Staatsrat Gör-
liher, die Gautagung mit dem dreifachen Sieg-Heil auf
Führer und Reich.

Herrist ivill zurSMreten.

Nach der Rückkehr Lavals von Genf.

Paris, 18. Ian. Wie am Freitag abend aus gut
unterrichteten Kreisen verlautet, soll Herriot dem
Ministerpräsidenten Laval seinen Rücktritts-
entschluß mitgeteilt haben. Die beiden seien jedoch
übereingekommen, den Rücktritt zu verschieben,
bis Laval aus Genf zurück ist, um einerseits die Genfer
Veratungen nicht zu hindern und andererseits eine Ka-
binettskrise zu vermeiden.

Kketne Meldunge«.

— Eine neue Kampfansage an Laval erfolgte am
Freitag in der französischen Kammer durch die Radikal-
sozialisten.

— Der englische Außenminister Eden hielt am
Freitaq vor seiner Wählerschast in Leamington seine
erste Rede als Außenminister, in der er die englische Völ-
kerbundspolitik vertcidigte.

— Der Zufammentritt der Atlanttschen Schisf-
sahrtskonferenz wtrd am 28. Ianuar in London stattfin-
den. Auf dieser Konferenz soll die Lage erörtert werden,
die durch die Cinstellunq des englischen Dampfers „Queen
Mary" als Kabinenschiss und durch dis Austrittsankündi-
gung der Cunard and White Star Line aus der Konfe-
renz geschaffen worden sei.

§rm ö>MW sreiskUiiiIie».

Die ersten Urteile im Stavisty-Prozetz.

Paris, 17. Ianuar. In dem grötzten Skandal-
Prozetz der Nachkriegszeit in Frankrsich, im soge-
nannten Stavisky-Prozeß, in dem 21 Abgeord-
nete, Iournalisten und ehemaliqe Rechtsanwälte auf der
Anklagebank satzen, ist am Freitag vormittag das llr-
teil gesprochen worden.

Die Geschworenen schloffen sich hinsichtlich der Ange-
klagten Levy, Aymard und Departon dem
Standpunkt des Gencralstaatsanwalts an, der die An-
klage gegen sie fallen gelaflen hatte. Sie beantworteten
sämtliche Schuldfragen mit Nein. Freigesprochen
wurden ferner die Frau Staviskys, Arlette Sta-
visky, der ehemalige Herausgeber der „Volonte",
Dubarry, der ehemalige Rechtsanwalt Staviskys,
Duibard Ribaud, weiter Darins, Farault, Romag-
nino, Gaulier und Digoin.

Die übrigen Angsklagten wurden wegen Unterschla-
gung, Urkundenfälschunq oder tzehlerei verurteilt.
Zhnen wurden mit Ausnahme des ehemaligen Direktors
der Vayonner Leihanstalt, mildernde Umstände zu-
gebilligt.

Dsr tzauptangeklaqte Tissier, der Vesitzer des
Vayonner Leihhauses, erhielt steben Iahrs Zuchthaus,
di« Anqeklagten Guebin, Dcsbrosses, Lotzen,
Henry Hayotte wurden zu fünf bis sieben Iah-
ren Zuchthaus verurteilt. Die Änqeklagten Iosef
Garat, Bardi de Fourtou, Hatot ünd Von-
naure wurden mit Gefängnis von zwei Iahren, letz-
terer zu einem Iahr Gefängnis mit Vewährungsfrist ver-
urteilt

flus aUer Velt.

— Der deutsch-polnische Gemeinschaftssilm „Auch0>
der Starke" erlcbte am Freitag abend in Dresden st'u,
Welt-Ürausführung. Der Aufiührung wohnten u. a. v
der polnische Votschafter in Berlin Lipski, der poln'I^,
Generalkonsul in Äerlin, der polnische Konsul in Lcn
zig, Reichsstatthalter Mutschmann, der Präsident h'-
Reichsfilmkammer Proscffor Lehnich usw. Der Fü
wurde mit lebhaftem Äeifall aufgenommen. Nach hs
Aufführung fand ein Cmpfanq beim Oberbürgerrneiin
der Stadt Dresden statt.

— Das Wunschkonzert des Deutschlandsenders ^
Gunsten des WHW. brachte über 6000 Mark ein. Das
Konzert wird am Sonntaq, den 26. Ianuar sortgesetzt.

Ein Mord nach dreizehn Iahren aufgeklärt.

Köln, 17. Ianuar. Cinem Veamten der Landes^
kriminalpolizei Köln gelanq es jetzt nach mehr als dr«o
zehn Iahren, den Mord an dem 36jährigen Karl G m
bel vom Rheindampfer „Raymond" aufzukläreu
Göbel war am 6. November 1922 in llrmitz bei Weitzca
turm im Kreis Koblenz an Land gegangen und wurvc
seit dieser Zeit vermitzt. Die im Lauf der lehtc."
Iahre qeführte Untersuchung des Falles blieb bis in dn
letzte Zeit erqebnislos. Ictzt wurde erneut ein Vcamtr'
der Landeskriminalpolizei Köln beauftragt, die Nachsos'
schungen in die Hand zu nehmen. Zn Zusammenarbeff
mit denVsamten der Gemeindepolizei und der Gendarme'
rie in Weißenturm konnte er — wie die Polizeipresst'
stslle mitteilt — einen der Tat vcrdächtiqen CinwotmF
aus llrmih festnehmen. Dieser qestand nach anfängb'
chem Lcugnen, dah Göbel bei einer AuscinandersehuiM
von mehrcren Personen mißhandelt und dann in dcn
Nhein qeworfen worden ist. Göbel versuchte, schwimmenv
wieder Land zu erreichen. Cr wurde jedoch erneut in de»
Strom zurückgestoßen, in dem er dann ertrank.

Täter wurden sestgenommen.

Erfolgreiche Probcsakirt eines Anthrazit-
Triebwagens.

Köln, 17. Ianuar. Auf der Reichsbahnstreck«
Aachen—Erkelenz wurde jeht vor zahlreichen Fachleute»
aus dem Reich ein neuer Trtebwagen ausprobiert,
deffen Motor aus dem Deuh-Fahrzeug-Diesel-Motok
entwickelt worden ist. Der Vrennstofs dieses qänz'
lich neuartiqen Motors ist Anthrazit. Hersteller die>
ses Anthrazit-Triebwaqens ist die Waggonfabrik Talbo»
m Aachen.

Der Wagen, der im Austraq des Landesverkehrs'
amtes Vrandenburq-Derlin für die Oderbruch-Vahn gs'
baut wurde, hat seine Probefahrt zu vollen ZufriedeN'
hett durchgeführt.

Acht WochenHiSüdpol oerschollen.

Der amerikanische Forscher Ellsworth und sein Veglcit«r
am Leben.

London, 17. Ian. Der amerikanische Forschcr
Lincoln Ellsworth und sein Begleiter, der Flug'
zeugführer Kenyon, die seit dem 24. November v. Is-
im Südpolgebiet verschollen waren, sind, wie anst'
lich mitgeteilt wird, völlig gesund.

Cine am Freitag nachmittag in London eingetroffcno
Funknachricht besagt, datz eine vom Forschungsschm
„Discovery II" entsandte Suchmannschaft den amerika'
nifchcn Polarforscher Cllsworth und seinen Veglc''
ter Kenyon ausgefunden und an Vord des Schiffc»
gebracht hat.

Cllsworth war mit seinem kanadischsn Vegleite«,
dem Flugzeugführer Kenyon, am 23. November vo"
der Znsel Dundee zur steberfliegung der Antarktis aus'
gestiegen. Zum lehtenmal hatte man von ihnen 24 StuN'
den nach dem Start des Flugzeuges gehört.

— Im tzaushaltsausschutz des polnischen Scj>"
wurde am Dienstaq mit dcn Stimmen der stkrainer dcr
Heercshaushalt von 768 Millionen Zloty bewilligt, dc»
34 Prozent aller Staatsausgaben darstellt.

Ieutsche; Reich.

Der Führer empfänqt den Reichskriegsopfsrführer
Der Führer und Re i ch s'kan z le r hat am Freitag
laut NEK. tzauptamtslciter fur Krteqsopfersraqen,
Reichskriegsopserführer Oberlindober, zu einem
eingehenden Vortrag über Frontsoldaten- und Krieger-
hintcrbliebenensragen empfangen.

Dsutsch-schweizerisches Abkommen über Zollgrenz-
fragen. In der Zeit vom 9. bis 15. Ianuar 1936 sind in
Heidelberq eine dsutschs und eine schweizerischs
Delegation zusammengekommen, um die mtt der Cin-
beziehunq des Zollausschlußgehiets um Iestetten in
das deutsche Zollgebict zusammenhänqcnde Fragsn qe-
meinsam zu regeln. Die Verhandlunqen haben zu eincm
Abkommen geführt, das am 15. Ianuar 1936 unter-
zeichnct worden ist und vom 1. Februar 1936 ab vorläu-
stq anqewendet werden soll.

prüks rlsin Visssn l

kesgsn.

1. Wo liegt Aden?

2. Wo herrscht daS Königshaus Vernadotte?

3. Was ist ein Dragoman?

4. Wer war Rvbert Hamerling?

5. Wo liegt die Insel St. Helena?

6. Was bedeutet Finale?

7. Was ist eine Enklave?

8. Wer war Franz von Lenbach?

Di« Antworten auf die Fragen vom vorigen Samstag-

1. Dis Hafsnstadt Rottcrdam gehört zu Holland-
die Hafenstadt Antwcrpen zu Belgien. 2. Karl von Gft
rock war ein religtöser Dichter, der von 1815 bts 139"
lebte. Bekannt ist sein Gcdichtband „Palmblätter".
Ctne Balalaika ist ein gitarrsahnliches ruffisches SaiteN'
instrumcnt. 4. Die Stadt Oppeln liegt in OberschlcsicN-
5. Antsr Asteroiden versteht man kleine Planeten, von dc'
nen man bisher ungefähr 2000 festgestellt hat. 6. Dc'
Prado ist die bsrühmte Gemäldesammlung in Madrid-
7. Klondiks ist eine Landschast in Nordwest-Kanadn-
Sie wurde berühmt durch jhrsn Goldreichtum. 8. Cld
Nargileh ist eine türkische Wafferpfeife.

Melderger StSdtischer Aesier.

„Heirat mit Hinderniflen"

Schwank von Schmolz und Risker.

Der Schauspiel-Spielplan unseres Theaters ist be-
reits seit einigen Wochen sehr auf Heiterkeit abqesttmmt.
Man ist dabei sogar so großzügig, datz man sich die Mühe
einer Cinstudierunq sür eine einzige Aufführunq macht,
wie es mit Ncstroys „Cincn Zux will er sich machen" qe-
schah. Allerdings mutz zugegeben werden, daß — so lu-
ftiq auch jener Silvesterabend war — der gute alte Ne-
stroy doch im Schatten allcr derer stand, die sich neben
ihm bemühten, dem Publikum ein paar kurzwciliqe, sröh-
lichs Stunden zu bcreiten. Auch im Schattcn der Herrn
Schmolz und Risler, die, getreu der Tradition,
daß Schwänke nur als Kompagnieqeschäst zu produzicrcn
sind, diese „Heirat mit Hindernissen" schusen
und damit hsi der gestrigen Crstaufführung ein Publi-
kum fanden, deffen Haupttätigkcit darin bcstand, sich die
Lachträncn abzuwischcn.

Angesichts dieser unumstößlichen Tatsache hat der
Kritiker keine andcre Ausgabe, als ebendicse Tatsache
feftzustellen und den heiterkeitserfolq zu bescheinigen.
Auch nur der leiseste Versuch, vom Inhalt etwas zu er-
zühlcn, würdc angesichts der heillosen Verwicklungen kläq-
lich scheitern, ganz abgesehcn davon, daß dies im Inter-
effe herer, die ebenfalls noch einen heiteren Abend erleben
möchten, höchst unzweckmäßiq wäre. Nur loviel sti ge-
sagt, daß wieder einmal eine Schwindelei ein Durchcm-
anhsr schafst, dem gcgenüber die Entwirrunq des berühm-
ten gordischen Knotens ein Kinderspiel erschemt. Und
wenn auch hie Idee nicht ganz neu zst _ uw gäbe es das
bei einem Schwank — so schasst ihre Abwandlunq und
Durchlührung doch soviel überraichende Situationen, datz
man alle kritischen Waffen streckt, sich nickst überlegt, ob
die Bärte der Witze ranschen oder bisweilsn der Rot-
stist sehlt, sondern das Klügste tut, was man tun kann:
mitlachenl

Allerdings wird man zu diesem Lachen nicht nur
durch das Stllck angeregt, sondern auch durch scine A»f-
führuna, bei der Martin Vaumann als Spielleiter
dafür sorgte, daß bsi voller Ausnütz'mg aller qegebenen
Heiterkeitsmomente die jeweiliqe Situatton niemals
übertriebcn wurde. Cs war, wcnn »ian so saqen darf,
eine „feine" Schwankaussübrunq, die sich von allen plum-
pen Mittcln fern hielt. Datz unsere treffliche aufeinan-
der abgeftimmte Schauspislqemeinschast für einen rei-
bungslöstn Ablauf der Dtnge sorgte, ist selbstverständlich.
Ieder von ihnen darf sich deshalb aus dem reichen Schah
der lobenden Beiwörter eines heraussuchcn, das ihm am

meisten zusagt. Ciner aber gebührt der
Luife Mentges. Man bedaucrt, daß

man, um den

Spaß nicht zu verderben, nicht mehr von den Verwand-
lungen berichten kann, die sie rm Lauf des Abends durch-
macht und dis alle eine darstellerische Sicherheit und eine
Gewandtheit verrielen, wie man sis ihr bei aller Anerken-
nunq ihrer bisherigen Leistungen kaum zuqetraut hätte.
Ihr gilt darum unser besonderes Lob. Dis Kurzfaffunq
in der Charakterisierunq der übrigen Rollenträger ist
wiederum durch die gebotene Verschwieqenhsit über den
Inhalt bedingt, keinesfalls durch die Güte ihrer Darstel-
lung Da ist also das junqe Paar Helmut Wittiq und
^rude O e h m, um deren Häupter stch diese drohenden
llnheilswolken zusammenballen, da ist Max Mairich,
der angstschlotternd die pcinlichsten Sittiationen über sich
ergehen lassen muß, da ist das würdige Paar Cqon
Helms und Anna Vrenken, durch das der ganze
Schwindel notwendiq wird, da ist Trude Kuhn, deren
Crscheinen die Vombe zum Plahen bringt, da ift Heino
Threle, der sehr begreiflicherweise dcn Dinqen höchst
fassungslos und verüngsttgt gegenübersteht, und da ift
schlietzlich Vernhard Wichert, deffen Auffaffungsgabe
ebenfalls der Sachlaq« nicht qewachssn ist.

Sie alle beweqen sich mit oft bewährter Geschicklich-
keit durch das Labyrinth diesss Geschehens und in der
von Stefan Schmitt gefchmackvoll ausqeführten Wohn-
diele eines Landhauses, das zum Schauplatz auserschen
wurde. Das Publikum aber lachte, wischte fich die Trä-
nen aus den Augen und klatschte Veifall und bekundete
damit seine Zustimmunq zu diefer wirklich erheiternden
„Heirat mit Hinderniffen". Dr. Werner Schmidt.

Konzett des KurpsSlzischenKWmerorchesters.

Werke von Brahms und Schubert.

Hsidelberq, 18. Ianuar 1936.

Das „Kurpfälzische Kammerorchester"
hat es stcki in der lchtcn Zeit zur Aufgabs qsmacht, sel-
ten Gehörtes zu spielen. Und es beabsichtigt (nach dcn
ausgegebencn Notizen) auch in die Modcrne vorzusioßcn.
Schon durch diese beiden Gedanken erweist ss seine eigent-
lichs Vedeutunq und Derechtigunq. Weiterhin wird in
Besshungcn musiziert, die über den Rahmen dss üblichen
Kammermusizierens Hinausgshen und die schon fn der
Farbigkeit anzishend sind. Das Kammsrorchsster ver-
tritt in der Vläserbetontheit einen durchaus im Wollen
unserer Zeit verwurzelten Gedanken.

Was das Programm des qestrigsn Abends anbe-
langt, so hatte der Leiter des Kurpfälzischen Kammer-
orchesters. Konzertmeister Adolf Berg, eine glückliche
Hand. Cs waren zwci Werke nebeneinander gestcllt, die
in der Gefamtlinie und im Inhalt vortrcsflich zueinandcr
paßten. Veide Werks sind ausgedacht und schwieriq.
Somit war das Programm lang, aber nicht zu lang; man

ermüdete nicht. Cs wird in der Kammermustklitsratur
weniq feffelnderes geben, als diefes Oktett von Schubert,
trotz seiner offensichtlichen Länqe. Cs war richtig, mcht
nur wegsn der Ausdehnunq, dieses Stück nach dem Kla-
rinetten-Quintett von Vrahms zu brinqen; denn es ist
zweisellos gewichtiger. Nicht nur in der Desehunq, die
manchmal (zweiter Sah) die Form kammerinusikalischcn
Musizierens im Sinne orchestraler Wirkung zu sprengen
droht, und nicht nur in der dynamischen Hochfpannung
(lehter Sah) fondern auch im Inhalt. Denn es gibr
Themen darin von ssltsn tiefsinniger Haltunq. Dann
wieder werden burleske Saiten angeschlaqen. Es steckt
eine Melseitigkeit in diesem Werk, ein Reichtum der
Konzeption, wie er nur sslten einmal hervortritt.

Vekannter ist wohl das Klarinctten-Quintett von
Vrahms. übrigens eines der Werke der Kammsrmusik-
literatur, deren Freundeskrcis besonders grotz ist. Dem
Schubertschen Oktett gegenübsr ist es wohl ein hsrbes
Stück, im Zriq Brahms'schen Schaffens aber licht und
spielfroh. Der Liedermeister nimmt uns gefangeu.

Beide Werke verlanqen in der Wiedcrqabe blühen-
den, üppigen Wohlklang/Gesanq der Streichcr und Cla-
stizität der Dynamik in den Bläsern. Der gestrige
Abend zeiqts hochstchendes Musiziercn dcs Kammcr-
orchcsters. Man muß bei der Würdigung der Lcistungen
dieses Cnsembles die Verschiedenheit der Aufgaben der
Einzelspieler in Betracht ziehen (sämtlichs Nlitglisder
gehören deni Städtischen Orchester an), die sick> hier zu
schönem Jusammenspiel ftnden. Cs ist Tatsache, datz die
Äläser-Kainmermusik-Literatur schwächer bedacht ist als
die dcr Streicher, daß sich intolgcdcffen der Dläser von
Haus aus mehr auf die Orchssterliteratur konzsntriert.
Gerade in diescm Sinn, um die Aufgaben z» erweitern,
kann das Kammerorchester sich in mancher Hinstcht frucht-
bar auswirken.

Der ausgezeichnste Klarinettist Otto Lemser „n-
terstreicht die solistische Gestaltung, indem er leicht das
klangliche Aebergewicht an sich reißt. Helmuth Ka-
rasek (Fagott) und Friedrich Mühlhausen (Horn)
gleichen sich in allen Lagen vortresslich an. Gut zusam-
inengespielt ist das Streichquartett, das Adolf Verg
beherrscht. Gewandte und kammermusikaliscki routiiiierts
Spicler fanden sich zufammen: Louis R e i ch (zweite
Geige), Adols Fischer (Bratsche), Willi Kaufmann
(Cello),, zu denen fich Gustav Petermann (Kontra-
baß) mit guter Cinfühlunq gessllt.

So war der Abend sür die sehr zahlreiche Zuhörer-
schaft ein schönes Crlebnis. Viel Beifall »nd ein Lor-
beerkranz ehrte die Spielcr. Möae das Kurpfälzische
Kammerorchester seine Gemeinde sür kommende Veran-
staltungen behalten. O. V/. Q,

Im Alter von 70 Iahren.

London, 18. Ianuar. Der bekannte englisch« Schriff'
steller und Dichter Rudyard Kipling ist in dct
Nacht zum Samstaq im Alter von 70 Iahren im Middl«'
effex-Krankenhaus in London gestorben.

Kipling wurde am 30. Dezember 1865 in Bomba"
(Indicn) geboren, wo sein Vater viele Iahre in enqlisäb'»
Staatsdiensten stand. Kippling verbrachte die erstc»
Lebensjahre in Indien, wurde dann in Cnqland crzogc"
und unternahm später grohe Reisen durch Dorder-Iiidic"'
China, Iapan und Nordamerika und besuchte auch andes
Crdteile. Die Frucht dieser Rcfscn sind zahlreichs B».
ch-r, dic ihn im Iahr 1890 zum bskanntcsten Schriststclst''
Cnglands machten. Vcsondcrs Vsrühmtheit erlangtc»
scine Dschungel-Vücher. Während des Krieges schrieb P
mehrcre Vückcr, die sich uiit Krfegseretgniffcn befchästi?-
ten. Im Iahr 1907 wurde ihm der Nobelpreis
Literatur verlichen. Die Universitäten Oxford und Ca>N'
bridqs ernanntcn ihn zum Chrendoktor, ebenso 1921 d''
Pariser und die Stratzburger Aniversität. Im Iads
1922 wurde er (wis üblich auf drei Iahre) zum Rcffa
dsr St.-Andreas-Ilmvcksität gewählt. Dic prcußiU,
Regicrung vcrlieh Kiplinq kurz nach dem Krieg den
den Pour le Mcrite für Wiffenschaft, den cr aber <
lehnte. Seit 1933 griff Kipling mcrkwürdigermeile wt
derholt Deutschland an und trat für ein cnges Zusa"'
mengeyLn zwiichen Enqlnnd und Frnnkreich ein.

.lLberhard Köniqs 65. Geburtstaq.f Am heukia^
18. Ianuar begcht dcr bekannte völkische Dichter
Vorkämpfer Cberhard König in Verlin-Laukwitz s-insz
bs Gsburtstag. Zu gleicher Zeit wird in Köln cins-
seiner machtvollsten dramatischsn Wcrke: „Wieland, VH
Sckmied neu aufgesührt. Noch im altsn Staat, cP
recht aber in d-r Systcmzeit, wurde Königs Schaffcn tö'
qcschwiegen. Crnste und heitcre Dramen, Schelmcnsp'N
und Schwanke, sowie einiqe Festtpicle vsrdankt ibm d
deutsche Th-ater. Genannt seien nur das Sckattsp.,
»D'etrrch von Bern", „Gevattcr Tod", „Albrccht d'
Var", „Stein"' „Otto dcr Sachse". Dazu schrieb L
zahlreiche Romane „Fridolin Cinsam", „Thedcl
Wallmoden', „Wenn der Alt Fritz gewußt hätte", 'Ä,
namsntlick die „Legendcn von dieser und sener Wc'ft,
In den Iahren dcs Zusammcnbruches 1918/19 veröfst^
lichte «r die Gcdichkc: „Wche, mein Vaterland, dir!"
stincr Vatcrstadt Grünbcrg (Schlesien), wie auch in d z
Reichshauptstadt und an anderen Orten werden
Mnaß^dtzttnes 65. Geburtstages Cberhard-Köuig-Fci^
 
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