Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.9512#0234

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Seite 2

Fernsprecher'S..A. 7351—53.

„Hetvelderger "Neueste Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger^

Freitag, 24. Zanvar 193b

Ull. 20

sltzung, die mit dieser Angelegenheit nichts zu tun habe,
durch einige hingeworfene Worte der Versuch gemncht
werds, die italienische Politik zu kennzeichnen. Was die
Haltung der italienischen Preffe geaenüber der Sowjet-
umon betreffe, so sei sie nur eine Antwort auf die
Angrisfe der Sowjetpreffe.

Die NachmiltagsWlig.

Titulesru zum Berichterstatter besteltt.

Die Aussprache über die Beschwerde der Sowjet-
union gegen Uruguay wurde Donnerstag nach-
mittag in öffontlicher Sitzung fortgesetzt. Litwi-
now suchte die einzelnen Punkte der Rede des Ver-
treters von Uruguay zu wideklegen oder lächerlich zu
machen. Er erklärte u. a., der Vertreter Uruguays
habe keine der vorgebrachten Tatsachen bestritten und
keine Beweise für seine Behauptungen erbracht. Seine
Ausführungen über die Jdentität zwischen der Sowjet-
union und der Komintern könnten auch „in irgendeinLL
deutschen Zeitung oder einem andersn reaktionären
Blatt" nachgelesen werden.

An diese Ausführungen Litwinows schloß stch eine
weitere Auseinandersetzung zwischen den
Bertretern der beidsn Parteien, die von Litwi-
now schlietzlich mit erhobener Stimme und gereizten
Worten gesührt wurde. Das sowjetrussische Verlangen
nach Beweisen beantwortete der Vertreter Uru-
guays mit dem Hi-nweis auf den vertraulichsn Cha-
rakter der polizeilichen Berichte, der Bankauskünfte und
der Korrespondenz mit fremden Regierungen. sDer
Jnhalt sei bedenklich genug. Er wiederholte, datz es
sich für Uruguay um einen Mt rechtmäßiger Selbstver-
teidigung handle, über deren Voraussetzungen es allsin
und ausschlictzlich zu entscheiden habe. Litwinow er-
klärte, er wolle unter diesen Umständen das Urteil der
Oessentlichkeit überlaffen und lieber auf eine Cntschei-
dung des Rates verzichten.

Nachdem die Vertreter der beiden Parteien alls ihrs
Gründe vorgebracht hatten, schlug der Natspräsident
vor, den rumänischen Autzenminister Titulescu zum
Bsrichterstatter sür diese Frage zu ernennen, wo-
bsi offen bleibt, ob der Bericht bei der gegenwärtigen
oder erst bei der nächsten Tagung vorqelegt werden soll.

Titulescu erklärte sich zür Uebernahme der Be-
richterstattung bereit, wenn auch, wie er sagte, unter
starken Vedenken, die durch diess Ratsaussprache noch
vsrstärkt worden seien.

Der Völkerbundsrat wandte stch weiter dem ita -
lisn i sch-ab e ssin i sche n Konflikt zu, um
den (bereits verösfentlichten) Bericht des ISer-Aus-
schuffes, den Mavariaga vorlegte, entgegenzunehmen.
Der Bericht wurde angenommen.

.FrMreich sM Smjette»M»i mrbei>!"

Die Pläne der französischen Kommunisten.

Paris, 23. Ianuar. Die Tagung der Kom-
munisten in Villsrbance hatte ihren Höhepunkt mit
der großen politischen Rede des kommunistischen 2lb-
geordneten Thorez, der nicht weniger als vier Stun-
den sprach. Der Kommunismus wünsche eine Re-
gierung, die sich auf die autzerparlamenta-
rische Tätigkeit des Volkes und auf die Macht der A r-
beiterklasse stütze, die in einer einzigen Gewerk-
schaft zusammengefatzt werden müffe. Cine solche Regie-
rung würde die Vorstufe für eine Arbeiter- und Bauern-
regierung, d. h. eine Regierung der proletarischen
Diktatur und der Sowjetrepublik bilden.

öWjetteliiermz md Kmmteru.

Sowjetruffische Betrachtungen zum 12. Todestag Lenins.

Moskau, 22. Ianuar. Die Sowjetpreffe feierte am
Dienstag den 12. Todestag Lenins. Die „Praw-
da" begrützte in diesem Zusammenhang Stalin als
den „F a h n e nt r ä g e r des Leninismus und Führer
der Proletarier der ganzen Welt". An anderer Stelle
des Vlattes wird betont, datz Stalin gehalten habe, was
er in seiner Gedächtnisrede aus Lenin im Iahr 1924 ver-
sprochen habe. Cr habe seinerzeit die Losung ausgegeben:
„Wir werdsn unser Leben nicht schonen, das Vündnis
dsr Werktätigen in aller Welt und die Kommunisttsche
Internationals zu befestigen und zu erweitern." Im
gleichen Schritt mit der Vefsstigung der Sowjetuni«n
sei die Festigung und Crweiterung der Kommu-
nistischen Intsrnationale gegangen, die die
Verteidigung der Sowjetunion ,wor jedem 2ln-
schlag kapitalistischer Mächte" zu ihrsm Hauptpro-
grammpunkt gemacht habe. Nicht umsonst habe Sta-
lin aus dem Parteikongretz im Iahr 1935 die Mahnung
ausgesprochen, „der Sache der proletarischen Internatio-
nale treu bis zum Cnde zu bleiben". Damit wird deut-
lich zugegeben und herausgestellt, was bei anderen Gs-
legenheiten von den Sowjets immer bestritten wurde:
die Identität zwischen Sowjetregierung und
der Kommunistischen Internationale.

Ser W«r>s»e R>. ffiinum.

WlederMuug deS Werischen SaikelzusS ln Berlln.

rs ovo SA-M«iier «rschiereii.

Appell vor dem Führer.

Verlin, 24. Ianuar. Am 3 0. Ianuar d. Is. fin-
det im Lustgarten zu Berlin einAppell derälte-
sten SA-Männer Deutschlands vor dem
Führer statt. An diesem Appell nehmen 25 000 SA-
Männer teil. Am Abend desselben Tages erfolgt eine
Wiederholung deshistorischen Fackelzugs der
SA vom 30. Ianuar 1933 vor dem Führsr an der
Reichskanzlei. Dieser Tag wird nicht nur eine Auszeich-
nung sein für dis alten politischen Soldaten des Füh-
rers, sondern für die gesamte deutsche SA.

Zum dritten Mal jährt sich am 30. Ianuar der Tag,
an dsm in Deutschland vom Fels zum Meer, in Ost und
West, jubelnd die Hakenkreuzbanner aufgezogen wurden.
Nach 14 Zahren Kampf war der Führer der NSDAP,
war der Oberste SA-Führer Kanzler des Deutschen
Reiches geworden. Cin Iubsl ohnegleichsn ging durch
Deutschlands Gaue. Dis Opfer dsrer, deren Namen von
den Feldzeichen und Sturmfahnen leuchten, waren nicht
umsonst gewesen. Spontan sammeltcn sich in allen
Städten und Dörsern die Männer der Bewegung. SA-
und SS-Cinheiten veranstalteten Fackelzüge und him-
melan leuchteten die Freudenfeuer der zusammengeworfe-
nen Facksln. Durch das Vrandenburger Tor und die
Wilhelmstratze marschierte zum erstenmal die SA, die
aktivsten politischen Soldaten des Führers, die in unzäh-
ligen schweren Saal- und Stratzenschlachten an erster
Stelle diesen Sieg erringen halfen und damit den Weg
zur ttsbernahme der politischen Macht freimachten.

Nach drei Iahren wird wieder zu Ehren ihres Ober-
sten SA-Führers die SA marschieren.

Aus ganz Deutschland werden die beiden dienst-
ältesten SA-Münner jedes Sturms nach Verlin
» kommen.

Zu derselben Stunde, zu der der Führer am 30. Ianuar
Kanzler wurde, werden auf dem Berliner Lustgarten
25 000 Männer der atten Garde der SA zum Appell vor
ihrem Obersten SA-Führer angetreten stehen, und ihr
Führer wird zu ihnen sprechen. Gleichzeitid werden
sprechen der Stabschef Lutze und Reichsminister Dr.
G o e b b e l s.

Am Abend werden dann die 25 000 Mann auf der
Carlottenburger Chauffee in Zwölserreihen antreten, mit
ihnen werden antreten je ein Marschblock der Berliner
Standartcn, Chrenabordnungen der SS, der HI und
des NSKK, so datz im Ganzen 35 000 Mann zum Fak-
kelzug angetreten sein werdsn.

ilm 20 tthr wird sich der Fackelzug in Marsch setzen
und durch das Vrandenburger Tor, über die „Linden"
und durch die Wilhelmstratze marschieren.

An der Reichskanzlei wird der Führer
den Vorbeimarsch dieser 35000 Männer ab-
nehmen.

Nach Vesndigung des Vorbeimarsches, der ungefähr ein-
einhalb Stunden dauern wird, wird vom Kaiserhof hsr
der sich aus drei Musikzügen zusammensetzende „SA-Ruf"
anrücken. And dem Führer wird zum erstenmal der SA-
Ruf gebracht werdcn. Der SA-Ruf wird in Zukunft der
Zapfenstreich der SA sein. Der Fackelzug und der SA-
Ruf werden durch Rundfunk übertragen werden, desglei-
chen die mittags beim Appell gehaltensn Reden. Für die
gesamte deutsche SA ist für diese Sendung Gemein-
schaftsempfang angeordnet. Ms SA-Männer Deutsch-
lands werden in ihren Sturmlokalen und ttnterkünsten
teilnehmen an diesem Chrentag der DA, einem Tag, der
allen, die ihn miterleben, Gelöbnis und Verpflichtung
zugleich sein wird.

folgende Votschaft Kö"

Msg Scorgs Scimkclir m» Mdon.

-- Die Auflösung des Nationalkomitees der legalen
mazedonischen Cmigranten ist durch die bulgarische Re-
gierung verfügt worden. Das aufgelöste Nationalkomi-
tee war vor Ist! Iahren von der Regierung Georgieff
eingeseht worden.

Me Aeicrsiihrmiz.

I» feierlichem Leichenzug.

London, 23. Ianuar. Der verstorbene König
Georg wurde am Donnerstag von Sandringham nach
London übergeführt. Nachdem in der Kirche des Städt-
chens Sandringham ein kurzer Gottssdienst stattgefunden
hatte, wurde der Sarg auf eine mit 6 Pferden bespannte
Lafette gestellt.

In dem Zug, der sich hierauf der etwa 4 Kilometer
entscrnten Cisenbahnstation Wolferton zu bewegte, schritt
unmittelbar hinter dem Sarg König Cduard VIII.
in Vegleitung seiner Vrüder und seines Schwagers, des
Lord Harwood. Ihnen folgten die Wagen mit den Mit-
gliedern des königlichen Hauses und anschlietzend Hun-
derte von Bewohnern des Städtchens Sandringham, wo
die gesamte Vevölkerung Trauerkleidung angelegt hat.
Auch das Lieblingspserd des Königs, ein wertzes Pony,
das König Georg oft auf der Iagd geritten hat, lief im
Trauerzug mit. Varhäuptig standen zu beiden Seiten
des Weges dichte Menschenmengen, als in langsamem
Schritt die Lafette, auf der sich der mit der Standarte
des Königs von Cngland bedeckte Sarg befand, vorüber-
zog. Die Königin, ihre Tochter sowie die Herzogin
von Dork waren völlig in Schwarz gekleidet und ihre
Gesichter waren von schweren Kreppschleiern verhüllt.
Cin Dudelsackpfeifer spielte dem König die letzten
Weisen.

Kurz vor Mittag traf der Leichenzug in Wolfer-
ton ein. Wenige Minuten nach 12 tthr fuhr der Cisen-
bahnzug mit den stsrblichen Resten Georgs V-, dem Kö-
nig, der Königin Mary und der königltchen Familie in
Rlchtung London ab, wo bereits aüs Vorbereitungen
für eine Aeberführung von der Station Kings Croß nach
der Westminsterhalle getroffen waren.

Me AOahriW.

In der Westminster-Hall.

London, 23. Ianuar. Hunderttausende von Menschen
säumten die Straßen, als nach der Ankunst des toten
Königs in einer schlichten, aber eindrucksvollen Prozes-
sion der kurze Leichenzug von der Station
Kings Crotz seinsn Weg zur Westminster-Hall nahm.
Die Kirchenglocksn läuteten, und überall standen die
Menschen in stummer Crgriffenheit. Beim Hsrannahen
des Zuges in der Whits-Hall entblötzten Alt und Iung
das Haupt, als die Lafette mit dem Sarg des toten
Herrschers und dahinter die vier Söhne des Heimgegan-
genen, darunter König Cduard VIII., vorüberzog. Am
Cingang zur Westminster-Hall erwartete
Königin Mary bereits den Leichenzug. Feierliches
Schweigen lag über der unübersshbaren Menschcnmenge,
als die Ehrengarde das Gewehr präsentierte und die
Aufbahrung vonstatten ging.

An dieser aeschichtttchen Stätte hatte König Georg
am 8. Mai 1935 dre Glückwünsche der beiden Häuser des
Parlaments aus Anlatz seines silbernen Regierungsjubi-
läums entgegengenommen. Damals sttahlte die White-

Hall im Glanz der Lichter, farbenprächtig ausgestattet.
Heute kehrt König Georg zum letzten Mal in die West-
minster-Hall zurück, wo auch vor nahezu 26 Iahren König
Cduard VII. aufgebahrt worden war.

Nach einer kurzen Andacht kehrten König
Cduard VIII. und die königliche Familie nach dem Vuk-
kingham-Palast zurück. Noch lange Zeit nachher waren
die Stratzen schwarz von Menschen, und der Fahrverkehr
kam nur langsam wieder in Gang.

Gottesdienst in Westminster-Hall.

London, 23. Ianuar. Kurz vor der Aufbahrung der
sterblichen tteberreste König Georgs hatten sich die Mit-
glieder derbeidenHäuser des Parlaments
rn der Westnttnster-Halle eingefunden, um bei der An-
kunft ihres toten Königs zugegen zu sein. stnter Füh-
rung des Lordkanzlers kamen zunächst die Mitglieder
des Obsrhauses, die auf der für ste vorbehaltenen Seite
Ausstellung nahmen. Ihnen folgten unter Führung des
Sprechers die Mitglieder des ttnterhauses. Sämtliche
Anwesenden waren mit Ausnahme des Lordkanzlers und
des Sprechers, die ihre goldbestickten Roben angelsgt
hatten, in Schwarz gekleidet. Punkt 16 tthr wurde von
acht Gardegrenadieren dsr Sarg langsam in die Halle
zum Katasälk getragen. Zwei Kränze schmücken den Sarg,
der eine von dem neuen KSnig, der andere von der Kö-
nigin Mary. Der kurze Gottesdienst, der hisraus
in Anwesenheit der trauernden Hinterbliebenen stattfand,
wurde von Crzbischof von Canterbury gshalten.

M!oii«OS-Meffe 0» Kö»lO Eduard.

Würdige Trauer des Parlaments. — Valdwins
Gedenkrede für Georg V.

London, 23. Ianuar. Im Anterhaus verlas am
Donnerstag nachmittag vor der Ankunft dsr Leiche Kö-

nig Georgs der Sprecher
nig Cduards VIII.:

„Ich bin sicher, datz das ttnterhaus dsn Tod mei-
nesgeliebtenVaters tiefbetrauert. Er
widmete sein Leben dem Dienst an seinem Volk und dcr
Crhaltung der verfaffungsmähigen Regierung. Cr war
stets von seinem tiefen Pflichtgefühl erfüllt.
bin entschloffen, ihm auf dem Weg zu folgen, dcn er mir
vorgezeichnet hat."

Ministerpräsident Daldwin

lcgte hierauf dem Haus zwei Anträge zur Annahms vor,
deren einer eine Adresse desÄeileids anden
neuen Köniq zum Hinscheiden König Georgs V. ist. 3"
dieser Adreffe heitzt es, datz der selbstloss Dienst des ver-
storbenenen Monarchen an der Nation für immer v>
herzlichem und dankbarem Angedenken gehalten werdc.
Gleichzeitig stellt die Adreffe eine Crgebenheits-
kundgsbung sür den neuen König dar, von dc>n
das Llnterhaus überzeugt sei, datz er im Namen der gbtt-
lichen Vorsshung während seincr ganzen Regierung dtt
Freiheiten seines gesamten Volkes schützcn werde.

Der zweite Antrag fordett eine Beileidskund'
qebungen an die Königin Mary, die stets der
Crgebenheit und der Zuneigüng des ttnterhauses ver-
sichert sein dürfte.

In einer Rede schildette Baldwin dann die Vor-
züge der englischen Verfaffung. Die geistige M a ch >
der Krone Cnglands, so erklärte er, ser heute gro-
ßer als zu irgend einer Zeit der Vergangenheit. Stt
halte das gesamte Reich des englischsprechendcn
Volkes zusammen und ihre Verantwortlichkeit sei unend-
lich größer als in früheren Zeiten. Die Macht der
Krone sei heutzutage nicht die Macht der Gcwalt, es se>
eine grotze moralischs Macht, die von dem Charakter usid
den Qualitäten des jeweiligen Monarchen abhünge. D>e
Cigenschaften, dis hierfür erfordcrlich seien, seien auch d>e
Cigcnschaften des verstorbenen Königs gewesen.

Ministerpräsident Valdwin schilderte hierauf die
Persönlichkeit des neuen Königs, der eine
genauere Kenntnis aller Klaffen seiner Asitcrtancn habe
als irgend eincr seiner Vorgänger. Cr habe reiche C»
fahrung in den Geschäften des Landes, besitze eins um>
faffende Verständigungsbereitschaft und besitze das Ge-
heimnis der Iugend in der Reife des Alters.

Major Attlee

unterstützt im Namen der arbeitsrparteilichen Oppositio»
die beiden Anträge des Ministerpräsidenten. Heute gebe
es im Ilnterhaus keine Meinungsvsrschieden-
heiten, denn alle seien vereint im Leid um dsn V er-
lust dss grotzen und so sehr geliebten Souveräns-

Kein srühsrer König habe so sehr die allgemeine
Wertschätzung beseffen wie König Georg. Attles beendete
seine Rede mit herzlichen Worten der Vegrützung an den
neuen König, von dem alle wünschten, datz seine
Herrschaft lange andauern, segensreich und friedvoll
sein möge.

Nach einer weiteren Rede von Archibald Sinclair
wurden die beiden Anträge dann ohne Äbsttmmung an-
genommen. Das Unterhaus vertagte sich hisrauf bis zum
4. Februar.

Cinen ähnlichen Verlauf nahm die hsuttge Sihung
im Oberhaus, wo der Führer des Hauses, Lordsicgel-
bewahrer Halifax, je eine Adreffe für den König und d>e
Königin einbrachte.

König Cduards Dank.

Verlin, 23. Ianuar. Seine Majestät König
Cduard VIII. von England hat die Veileidskund-
gebungen des Führers und Reichskanzler-'
zum Ableben des Königs Georg V. mit einem Da »>'
telegramm beantwortet, das in ttebersctzung w>t
folgt lautet:

„Dis Königin, meine Mutter, vereinigt stch mit >»>r
in aufrichtiger Danksagung, Herr Reichskanzler, für
Ihre freundlichen Beileidsbezeigungen und die Versiäsi-
rung dss Mitgefühls der deutschen Reichsregicrung und
dss deutschen Volkes an dem schweren Leid, das durw
den Tod bes Königs, meines geliebten und verehrten
Vaters, über uns und die britischen Völker gekommen ist-

Cduard R I-

Ner Krleg ln Abelllnlen.

Wic Grazioni Reoelli mliette.

Dereits Neuorganisierung des eroberten Gebiets.

Rom, 23. Ianuar. Aus den Frontberichten der rö-
mischen Preffe zur Cinnahmevon Negelli er-
gibt sich, datz dieser Vorstoß bereits am Montag vor-
mittag unter persönlicher Führung von General
Graziani durchgeführt worden ist. Am Mend vorher
waren die im Heeresbericht erwähnten Schwadronen zu-
sammen mit Abteilungen leichter Tanks und Panzer-
automobile in Uarsavelli, 25 Klometer von Negelli, ein-
gettoffen. Noch in der Nacht nahm diese Kolonne in
breiter Front gestaffelt den Vormarsch wiedsr auf. Sie
befand sich Montag vormittag )49 tthr noch zehn Kilo-
meter von Negelli entfernt, deffen Verteidigungsanlagen
zur selben Zett von einigen Flugzeugstaffeln für eine
halbs Stunde wirksam mit Vomben belegt wurden. Wer
unverleht oder leicht verletzt blieb, floh, so heitzt es in

Kmzctt M die N-ö-K«llmoei»ei«de.

Nordische Musik.

Heidelberg, 24. Ianuar 1936.

Nordländische Komponisten hörten wir in den letzten
Iahren seltener in dem Heidelberaer Konzertsaal. Vei
der reichen Pslsge, die ihnen in oer Gegenwart aller-
wärts in Deutschland zuteil wird, ist dies im Allgemei-
nen ksine nennenswerte Anterlaflung, obgleich die Musik
der Nordländer in Heidelberg sicherlich einigen Wieder-
hall finden dürfte. Gestern abend war das Konzert ver-
hältnismäßig gut besucht, was bei der Sprödigkeit des
Programms immerhin auf viele Sympathien sür diese
Musik schlietzen lätzt.

Vei der gesttigen Veranstaltunq war auf einen Hin-
weis auf das gegenwärtige Schaffen in den nordischen
Ländern, das kürzlich einmal beispielhaft durch Atter-
bergs Sutte gekennzeichnet wurde, verzichtet worden.
Grieg war vorzugsweise vertreten und mit ihm die Be-
tonung norwegischer Hochromantik. Seine reizends
P e e r - G y n t - S u i t e leitete ein. Immer wieder,
wenn man dieses Werk hört, ist man erfüllt von diesem
einzigartigen Naturalismus der Situationsschilderunq
und ver Klangschönheit und Oekonomie dieser Musik.
Sie mag allerdings gleichzeitiq in der harnwnischen und
melodischen Faktür veispselhaft die Ausdruckswerse des
Meisters schlechtweg umreißen und gilt heute dem, der
sich nur beiläufiq mit Grieq beschäftigt, als Ausdruck
Griegscher Kunst überhaupt. Wenn auch der Meister
als Schöpfer seines Klavierkonzertes, vieler Kleinfor-
men, der Lieder u. a. ein reiches Schaffen hinterlaffen
hat, so mag immerhin einem häufigeren Auftauchen
Griegs aus unseren Konzertprogrannnen die verhältnis-
mätzrq eng gesteckte Skala seiner Gestaltung im Weg sein.
Weniges charaktersiert ihn >md dieses Äenige rst es,
was man immer wieder von ihm hört. Cr ist Interpret
einer hochstehenden Volksmustk, Sprachrohr seiner hei-
matlichen Volksseele und als solcher ein fein empfinden-
der Künstler. Die Reichweite der großen Meister der
deutschen Romantik geht ihm ab. Begrenzt ist die Volks-
verbundenheit seiner Kunst, begrenzt auch seine Aus-
drucksform.

Das fällt besonders bei einem Werk auf, wie dem
Klavierkonzert, das in der Weite von Form
und Jnhalt über die Gegebenheiten des schasfenden

Kü-nstlers hinausstrebt. Das Klavlerkonzert ist in sei-
ner rhapsodisch-unkonzentrierten Faffung ein sprödes
Werk, das an Spieler und Hörer eben wegen dieser
Eigenschaft große Anforderungen stem. Gestern Abend
setzte sich unser einheimischer Pianist Friedrich Schery
mtt grotzem Erfolg für dieses Konzertwerk ein. Wir
kennen Schery als Klavierspieler von Format, der sich
Av schwierige und auch einmal nicht gerade dankbare

Aufgaben heranmacht. Se>n wetttreues und klar auf-
gebautes Spiel ergab m Verbindung mit semer saube-
ron und kultivierten Anschlagstechnik ein gutes Gesamt-
bild des «Äückes. Man erlebte von Anfang bis zum
Schluß immer wärmer werdende Vertiefung, sowohl
in der solistischen Leistung, als in der orchestralen Mit-
gestaltung. Der reiche Belfall und die Blumen nötig-
ien den Klavierspieler zu einer Zugabe.

Auch das V i o l i n k o n z e r t von Jean Sibe-
lius, dem Repräsentanten der finnischen musikali-
schen Kunst, ist ein sprodes Werk. Zweisellos sind bei
diesem Stück die Grenzen zwffchen virtuoser und ver-
innerlichter Gestaltung nur schwer zu erkennen. Si-
belius singt manchmal ein schyu und stark erfundenes
Thema in nicht kantabler Welterfuhrung, um sich je-
doch bald wieder in technlschem Figurenkram zu ver-
lieren. Die durchweg wertvolle Arbeit des glänzend
instrumentietten Orchesterparts rann nur streckenweise
diefen Eindruck abschwächen. Werk steckt jeden-

falls voll charakteristischer "vs» wertvollcr Gedanken.
So hatte auch der zweite Sollst des Abends, Konzert-
meister Adolf Berg, keine leichte Aufgabe; weder
musikalisch noch technisch. Denn der Pgrt stxsit die For-
derung, das Wertvolle dem Nevensachlicheu gegenüber
zu unterstreichen und erweckt weilerhin den Eindruck

des häufig bewußt hervorgekehrten ^.echuischen. Adolf
Berg erledigte sich dieser Aufgaven m>t einwandfreier
technischer Beherrschung u»d r>lU!iIa>>tischx„> Anfassen.
Auch thn zwang starker Beifall zu emer Zugabe.

Generalmustkdirektor Kurt Oherhoff gestaltete
sowohl die Peer-Gynt-Suite in sclwuer klanglicher Hal-
tung, als auch führte er bei den Beglertpartien in vor-
nehmer Zurückhaltung das Orcheiter. und seine
Spielerschar haben teil an dern dankbaren Beifall der
Zuhörerschaft. vr. V/. O.

kunsl und Wenschnll.

sDie dritte Reichstagung der Naturärzte,j dis, wie
its qemeldet, in Berlin si>» Landwehrkastno statt-

bcrei . „ . . . . .

fand, beschäftigte sich cmf ihrer Taffung n>tt ewcr ganzen
Reihe intereffanter Fachfragen. Dr- Würthle (Bad
Blankenburg) sprach über das Thema Der Arzt als
Crzieher". Er betonts, datz die naturärzttiche Tätig-
keit sich nicht nur in der Vehandlung der Krankheit er-
schöpft, sondern auch einen erziehersichen Cinflutz auf
Geist und Seele erstrebt. Der Arzt sei »» Dritten Reich
Treuhänder der Gesundheit des Volkes. Cr müffe sich
vor allem auch mit Crnährungsfragen beschästigen. Dr.
Griesbeck (München) sprach llber die Heilpflan-
zenfrage, wobei er auf die Crfolge hinwiss, die in
früheren Zeiten mit Heilpflanzen errungen wurden und
-ie Forderung stellte» diesen reichen Arzneischatz der HeU-

kunde wieder dienstbar zu machen. Profeffor I. H.
Schulh (Berlin) sprach über „3>cls und Wege der
Psychotherapie". Dr. August Heisler (Königsfeld)
hatte stch das Thema gestellt: „Aus memen Krankenblät-
tern". Cr brachte zunächst eine Gegenuberstellung der
Schulmedizin und Raturheilkunde und kam dabei zu dem
Schluß, datz, obwohl eins exakte lokale Diagrwse unbe-
dingt notwendig ist, doch oftmals das Auge dss wirk-
lichsn Arztes tisfer sehe als Röntgenstrahlen, den mit
zwei sehr instruktiven Fällen belegte. Isde Crnährungs-
thcrapie, erklärte Dr. Heisler, könne nur am Kranken-
tyerapie, erklärte Dr. Heisler, könne nur am Krankenbett
erlernt werden, wenn man sich dsr Führuug des Nah-
rungsinstinktes der Kranken überlaffe., Das Schlutzworr
der Tagung hielt Dr. Kluthe (Kaffel) uber „Chirurgie
uyd Naturheilverfahren". Rach Darlegung der Vör-
gänge in der Psyche des zu Operierenden, die sich abspie-
lcn, forderte er, daß gerade der Chirurg tzch der seeli -
schen Naturheilkunde bcdiene. Die naturheile-
rischen Cntgiftungsmatznahmen hätten unmtttelbar nach
dcr Operation einzusetzen, dosiert, nach der Schwere des
Cingrisfes. Dsr Vortragende behandelte weiterhin die
nachteilige Wirkung des öperativen Cingrisfes, insbeson-
dere der Gefähunterbindungen und verlangt, daß auch die
wirksamen, einfachen kreislaufanregenden Anwendungen
möglichst hald nach der Operation an dsm Kranken vör-
genommsn werden. Wenn der bsrufstätrge Mensch
Grund einer notwendigsn Operation, für Wochen, evtl.
für Monate seinem Äerufsleben entzogcn werde, so set
dieies die gegebene Zeit, nicht nur die sekundaren Schä-
den der Operation zu beseitigen, sondern auch sine allge-
mems bwlogische Aufrichtung und Schulung hes
Rekonvaleszenten durch eine Naturheilkur durchzufüh-
ren. Gerade in den chirurgischen Kliniken werde das
Naturheilverfahren grotzen' Segen stiften, und die Na-
turhslln,atznahmen unmittelbar nach der Operatton seien
die besten Waffen gegen Thrombosen und Cmbolien.

s.Ueber die Reichstagung 1936 der NS.-Kultur-
qc,»c>nde ,n Münchenj äutzerten sich der Preffeferent der
NS.-Kulturgemeinds Dr. Ramlow >« ?>ner Preffe-
konferenz der Reichspreffestelle der NSDAP in Mün-
chen. Die Reichstagung werde die Crgebnrffe weiteren
Fortschrettens in der kulturellen Neugestal -
tung vorlegen. Der Aufbau der NSKG-, die Gestal-
tung ihrer vrelsalttgen Aufqaben seisn sowett gediehen,
datz dre neue und alle folösnden Reichstagungen nach
München, der Stadt der deutschen Kunst und Hauptstadt
der Bewegung verlegt werden könnten- Dre Reichs-
tagung beginnt am 14. Iuni mit einer Feierstunde. Der

15. Iuni wird qestaltet als „ Taq der Kunst " v„

16. als »Tag des Volkstums". Der 17. Iuni
wird der „Tag der Iugend" sein, während der 18.
Cinzelveranstaltungen vorbehalten blesht.

den Frontberichten, in das Vuschwett der umliegendsN
Höhen.

Nur eiuige amharische Abteilungen bltt'
ben mit Maschinengewehren in ihren Verstecken, wurde»
aber nach kurzem Kampf durch die motorisierteu
Verbände zum Schweiqen gsbracht, während gleichzeitiff
die Reiterei Negelli von beidcn Seiten her einschlov
und gegen 10 tthr besetzte.

Gsneral Grazianizog um12Ahr in die
Stadt ein, deren Führer und Notabeln dem fieg'
reichen italienischen Heerführer sofort ihre ttnterwerfunff
anzeigten. Alle die Stadt beherrschenden Höhen wurvc»
beseht. Die Cinnahme der Stadt kam, wie die italifl
nischen Korrespondenten an der Somalifront melden, s»s
die Abeffinier so unerwartet, datz sie keine Zeit fandeU'
»m die gewaltigen Bestände an Munition, Kriegsgerät'
Lebensmitteln und Vekleidung zu zerstörem

Der italienische Heeresbericht Nr. 104.

Rom, 23. Ianuar. Der neus italienische Heercs"
bericht, der als mntliche Mitteilung Nr. 104 veröfsent'
licht wird, besagt: „An der Critrea-Front sin?
seit gesternharte Kämpfe im Gang, btt
denen besonders eine Diviston Schwarzhemden in Ä"'
spruch genommen wird. Vei unseren politischen BchördcN
des Gheralta-Gcbiets haben stch einige Unterführer m»
1l4 Mann gemeldet, die ihre Waffen abgeliefert habcm
An der Somali-Front hat General Graziani
Negelli die ersten Weisungen für die polttische un»
militärische N e u 0 r d n u n g öes Gebietes Galla Bot'
rana gegeben."

Große Schlacht an der Nordfront?

Addis Abeba, 23. Ianuar. Seit dem 20. Ianuar >Ü'
abeffinischen Frontmeldungen zufolge, an der Nord'
front, nördlich von Makalle, eine grotz^
Schlacht im Gang. Die abeffinischen Truppen greifln
nach diesen Verichten die Italiener Tag und Nacht
nachdem ste vorher einen italienischen Angriff zurüo'
geschlagen hatten. Cinzelne absffinische Abteilungen habcn
verschiedene italienische Stühpunkte und Ä^'
tilleriestellungsn im Sturm genommsiN
und Tanks im offenen Kampf angegrifsen. In d»
Schlacht grfffen auch italienische Flugzeuge ein. E'"
grotzer drermotorigsr Caproni-Vomber wurde, so
lautct, von dem abeffinischen Konunandanten Dagne Tffv'
dadjo abgeschoffen. Nach abeffinischen Zählungen soücv

die Italiener eini
klagen haben. Auch gro

e tausend Totezu

yc'

^,.„„e Veute behaupten die Abff
sinier gemacht zu haben, darunter einige Feldbatter>N
mit der dazu gehörigen Munition. Wie weit die Stasi
Makalle selbst noch im Kampsgebiet liegt, läßt
hier nicht feststellen.

Der Regus an Cngland.

London, 23. Ianuar. Der Kaiser vonAbs?'
sinien hat eine Veileidsbotschast zum Tod Kön'S
Georgs an das englische Volk gerichtet. Dc>r''j
heißt es, Abeffinien werde niemals die Versicheruna ve'
geffen, die der verstorbene König nach seiner Thrvff
vesteigung einer abeffinischen Abordnung gegeben hab»
daß namlich Grotzbritannien für den Frieden bf
abeffintschen Grenzen Sorge tragen und niemals stch
dis Knabhängigkeit und Ilnversehrths'
Abessiniens einmischen werde. „

Keieli8beliik«e111lsmpk ISZk

vow 2. —15. I'sbrllur 19^
Dvlltsodlariäs FuLkSQä 20'^
idro Xratt unfl idro borü»
liods Dslstull»!
 
Annotationen