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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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„HeiDelberger Neueste Nachrichten" — „Heidelderger Anzeiger"

Dienstag, 14. Llpril 1936

Die Zrauer um NotsKafter v. Koesch.

MeMrmg tur» elmn brMi»rn Zerüörrr.
Aoi Zmstig BeWinlg in Drerden.

Heute Ueberführung nach der Heimat.

London, 13. April. Die Trauerfeierlichkei-
ten sür den verstorbenen Botschafter von tzoesch
stehen nunmehr sest. Danach wird am Dienstag nachmit-
tag eine Trauerfeier der deutschen Kolonie in der
Botichast stattfinden. Am Mittwoch solgt dann die feier-
liche Üebersührung des Sarges nach dem Mktoria-
Vahnhof, von wo aus er in einem Sonderzug nach Do-
ver gebracht werden wird. Von hier aus bringt der
britische Zerstörer „Scout" die sterblichen Ueberreste di-
rekt nach Wilhelmshaven, wo sie im Lauf des Donners-
taa eintreffen, um in einem Sonderzug nach Dresden
gebracht zu werden. Dort wird dann am Samstag die
seierliche Beisehung in der Familiengruft erfolqen.
Kirchliche Trauerfeiern in den deutschen Kirchen in Lon-
don und in einer vder zwei englischen Kirchen sind für
den 24. April vorgesehen. An der Aeberführung nimmt
als Vertreter der Reichsregierung Ministerialdirektor
Dieckhoff teil.

Der Sarg dss Botschafters war seit Samstag im
großen Cmpfängsrauni in der Votschast feierlich auf-
aebahrt. Am Sarg hielten die Mitglieder der deutschen
Botschast, der Parter und der deutschen Preffe die To-
tenwacht. Cins groste Zahl dsr persönlichen Freunde des
Botschafters in Cngland lietzen es sich nicht nehmen, im
Laus der lehtsn Tage persönlich vorzusprechen, um dem
Verstorbencn einen lshten Besuch abzustatten. Der K ö-
nig lietz sein persönliches Beileid durch Sir Sidney
Clive übermitteln.

Dsr Landesgruppenleiter der RSDAP. für Grotz-
britannien und Irland Pg. Otto Bene legte am Sonn-
tag am Sarg des verstorbenen Votschafters von Hoesch
einen Kranz im Auftrag des Gauleiters der Auslands-
organisation der NSDÄP., Vohle, sowie einen weite-
ren Kranz für die Landesqruppe Grotzbritannien nieder.

Zn der deutschen Botschaft in London trafen am
Samstag zahlreiche Beileidskundgebungsn ein. Köni-
qin Mary lietz ihr Beileid fernmünvlich übermitteln.
Auch der öerzog und dis Herzogin von Aork sandten
Beileidsbezeugungen.

Die Krankheit des Votschafters v. Hoesch.

Aeber die näheren Llmstände des Todes des Vot-
schafters v. Hoesch werden von der deutschen Votschaft
in London noch folgende Cinzelheiten bekanntgegeben:

Seit einigen Iahren litt der verstorbene Votschaster
an einem Herzfehler. Vor einem Iahr hatts er
einen schweren Anfall, dsr zu Vesorgnis Anlatz gab. Herr
von Hoesch nahm die Krankheit jedoch nicht ernst und
bestand darauf, keine ftnterbrechung in seiner Arbeit ein-
treten zu laffen. Am Donnerstag abend sprach er dar-
übsr, datz er sich nicht ganz wohl fühle, aber am Freitag-
morgen stand er wie gewöhnlich auf. Veim Ankleiden
bekam er einen Schwindelanfall und ließ sich von
ssinem Diener zu Äett bringen. Cin Arzt wurde herbei-
gerufen, der jedoch nicht meyr helfen konnte. Der Tod
des Botschasters trat kurz daraus ein.

*

Dis Londoner Vlätter veröffentlichen freundliche und
in herzlichen Worten gehaltene Nachrufe auf ihren
Hauptseiten und geben ihrer Sympathie für den verstor-
benen deutschen Botschafter Ausdruck.

In ihrem Nachruf weist die „Times" darauf hin,
datz der Verstorbene viel für die Förderung engerer Be-
ziehungen zwischen Deutschland, Cngland und Frankreich
getan habe. Durch seine Aufrichtigkeit und seinen per-
«önlichen Charme habe sich Herr von Hoesch viele
Freunde in Cngland erworben.

Das plöhliche Ableben des Votschasters v. Hossch,
der acht Iahre lang das Deutsche Rerch in Paris ver-
treten hatte, findet auch in der französischen
Presse Anteilnahme. Die Zeitungen erwähnen, datz
Herr von Hocsch in London mit Crsolg sür die deutsch-
englischs Annäherung gearbeitet habe, so wie er in Pa-
ris früher für die dsutsch-französischs Verständigung
gewirkt hatte.

*

Veileid des Königs von Cngland an den Führer.

Verlin, 11. April. König Cduard von Cngland
hat dem Führer und Rsichskanzler zum Ab°
teben des deutschen Botschasters in London, Dr. von
Hoesch, durch den königlich-britischen Botschafter in Ver-
lin sein persönliches Beileid übermitteln laffen.

Der Führer und Reichskanzler hat dem König von
Cngland für diesen Beweis seiner Teilnahme seinen auf-
richtigen Dank zum Ausdruck gobracht.

Fraukreich riiftet lveiter anf.

Reue Grenzregimenter.

Paris, 13. April. Der „Matin" lätzt fich
Nancy melden, datz die Militärbehörden neue
Matznahme» ergrisfen hätten, um die Vertei»
digung der Grenzbefestigungen zu ver-
stärken. (!) Das 42. Infanterie-Regiment, das 1914
in Delfort in Garnison lag, nach dem Krieg aber auf-
gelöst wurde, werde i» den nächsten Tagen neu zusam-
mengestellt und in Neubreisach Garnison nehmen,
um die Befestigungsanlagen in der Gegend von Col-
mar zu besetzen. Aber auch andsre Festungs-Infanterie-
Cinheiten sollen neugsbrldet werden. Das 511. Kampf-
wagen-Rsgiment, das nach dem Krieg ebenfalls aufgelöst
worden war, wird in Verdun neu zusammengestellt und
erhält als Kern das 51. Schwere Kampfwagen-Vataillon.

Das Reueste vom Zag.

aus

Wieberbeseftigmll -er DmdlmeLeii.

Cin türkischer Antrag.

Genf, 11. April. Im Völkerbundssekretariat ist eine
Note der türkischen Regierung eingegangen, in der be-
antragt wird, die Frage derAufhebung dsrCnt-
militarisierung der Meerengen aufder
Maitagung des Völkerbundsrates zu erörtern.

Die anatolische Telegraphen-Agentur erklLrt, daß
das Abkommen über die Meerengen nicht mehr den Cr-
forderniffen der Sicherheit und Ler Vertei-
digung Ler Türkei entspricht.

Die Ausnahme in London.

London, 14. Llpril. Die türkische Ankündigung, vie
Dardanellen wieder befestigen zu wollen, fin-
det in der englischen Presse eine sehr vorsichtig«
und abwartende Beurteilung. Die besondere
Lags der Türkei im östlichen Mittelmeer wird
anerkannt, das nun durch Italien wieder zu einem
Raum neuer Machtpolitik geworden sei. Man
könne darum der Türkei kaum verwehren, datz fie zum
Schutz eines so bedeutenden Zentrums wie der Darda-
nellen die nötigen Matznahmen ergreife. Das Problem,
das dadurch entstanden sei, gehe jedoch viele Regie-
rungen an und bedürfe noch gründlicher Prüfung.

„News Chronicle" erklärt, die türkische Forderung,
Lie Dardanellen wieder zu befesttgen, sei ein neuer
Schlag gegen das zum Llntergang bestimmte Gebäude
der internationalen N a ch k r i e g s r eg e l u ng.
Die Note sei richttg in ihrer Form, gemäßigt im Ton
und vernünstig in ihrem Gegsnstand, und doch außer-
ordentlich schwierig zu bsantworten. Cs scheine, daß man
die türkische Fordsrung werde bswilligen müffen, und
vielleicht sei es eine verständige Vorstufs zu einem neuen
und wirklichen Frieden.

EUlliL md Mlltl.

Aenderung der Dersaffung.

Londo», 13. April. Die Regierung veröffentlichte
am Montag den Wortlaut des im Oberhaus in der ver-
gangenen Woche eingebrachten Gesetzsntwurfs über
Malta. Danach erhält die britische Regierung das
Recht, dieVerfassung von Malta vom Iahr
1921 zu widerrufen oder abzuändern. Alle Ver-
fügungen des Gouverneurs von Malta, die er in der
Zeit von 1932 bis zur Inkrastsehung des jetzt vorliegen-
den Gesehes erlaflen oder vorgeschlagen hat, werden für
gülttg erNSrt. Das Inkrasttreten des Malta-Gesetzes ist
aus ds« 15. Iuli festgesetzt worden.

— Der 18. Kongretz des lowjetrusslschen Jugendver-
bandes wurde am Samstag in Gegenwart von Stalin
und Dünitroff in Moskau eröfsnet.

„Gras Zeppelin« nach Sndamerika gestartet.

Frankreich verweigerte die Usberfliegung.

Friedrichshasen, 13. April. Das Luftschiff „Gra
Zeppelin" ist am Ostermontag um 19.11 Llhr unter
Führung seines Kommandanten, Kapitän v. Schiller,
zu seiner ersten diesjährigen Südamsrikafahrt gestartet

Neben 16 Fahrgästen nahm das Schiff noch einige
hundert Kilogramm Fracht und Post an Bord. Die
Strecke wird disselbe sein, wie bei der Ausfahrt des LZ
„Hindenburg", da Frankreich die Durchfahrt
verweigerte. Die Fahrt über Holland bedeutet einen
Llmweg von 800 Kilometer und eine Fahrtverlängerung
um zehn Stunden.

Das Luftschiff überflog am Ostermontaq um 20.10
sthr Köln und heute Dienstag morgen 0.37 Llhr Vlis-
stngen (Holland). Von dort steuert es die Biscaya an.
Heute morgen um 7 sthr stand das Lustschiff am West-
ausqang des Aermelkanals nordwestlich von Brest. Das
Luftschifs fährt in 300 Meter Höhe und legt bei günsti-
gen Winden 128 Kilometer je Stunde zurück.

Dank Deutschlands an Frankreich.

Verlin, 11. April. Der deutsche Votschafter in Pa
ris hat Anwcisungerhalten, der französischen Regierung
den Dank der Reichsregierung und insbesondere des
Reichsministers der Luftfahrt auszusprechen für das an-
lätzlich der Fahrt des Luftschiffss „Hindenburg"
über ftanzösisches Gebiet gezeigte Cntgegenkommen.

Weitze Ostern in den Vergev.

Cin unerwartetes Fest für Skiläuser.

München, 13. April. Seit Wochsn standen die
Vergwiesen schon übersät mit Schlüffelblumsn, Cnzian
und Krokus. Ausgerechnet zu Ostsrn stel nun Neu-
schnee, und gleich in derartigen Mengen, daß die
Skiläufer wirklich nicht in Verlegenheit kamen bei
der Auswahl ihrer Touren. Die Landschaft bot ein win-
terliches Vild wie sonst um Weihnachten.

Auf der Zugspitze schneite es 30 Zenttmeter Neu-
schnee. Am Montag wurden 14 Grad Kälts gemessen.
Am Abend setzte erneut Schneefall ein. In Garmisch -
Partenkirchen lagder Schnee am Montag früh
noch etwa 5 Zentimeter hoch. Am Montag nachmittag
schneite es wieder bis unter das Kreuzeck herab.

Aus Füffen wird gemsldet,, datz bis zum Ostersonn-
tagabend auf den Bergen ab 1400 Meter Höhe die Neu-
schneedecke etwa 20 Zenttmeter hoch war. Am Ostermon-
taq abend hat von neuem Schneefall eingeseht.

Vesonders ergiebig waren dis Schneefälle im öst-
lichen Alpengebiet. So wird aus Berchtesgaden
gemeldet, oaß auf den dorttgen Bergen 30 bis 40 Zentt-
meter Neuschnee gefallen sind. Auch der Wendelstein mel-
det 40 Zentimeter Neuschnee.

Weiße Ostern in Frankreich und Cngland.

Paris, 13. April. Ganz Frankreich stand in den
OsterfeiertLgen im Zeichsn des Winters. Aeberall
ist das Thermometsr plöhlich stark gefallen und zeigt
teilweise 3 Grad Kälte. Die Folgeerfcheinung waren
Hagel-undSchneefälle, die den Obstbüumen
qrotzen Schaden zugefügt haben. — Aus Lalais, Nancy,
Remiremont, Besancon, Annecy und dem übrigen Loire-
Gebiet werden stärkere Schneefälle gemeldet. — In
Paris und Umgebuna, wo das Thermömeter im Lauf
des Sonntags bis auf 1 Grad unter Null gefallen war,
waren Bäume und Anlagen am Ostermontag mit dickem
Rauhreif bedeckt.

London, 14. April. (Ciqene Funkmsldung.) Cng-
land hat dieses Iahr das kälteste Osterfest seit
einem Menschenalter erlebt. In allen Landesteilen
herrschte winterliches Wetter. Weite Gebiete wurden
von heftigen Schneefällen und Hagelstürmen
heimgesucht.

Gkotzseuerin Kanton.

Hunderte von Toten und Verletzte».

Schanghai, 11. April. (Ostasiendienst des DNV.)
In Kanton ist ein riefiger Vrand ausgebrochen,
dem viele Menschenleben «nd Hunderte von
HSusern zum Opfer gefallen find.

Das Feuer ist in den Regierungsspsichern zum Aus-
bruch gekommen, wo die dort lagernden Spreng-
ftoffs bald explodierten, fo datz eine allge-
meine Pantk entstand. Der Vrand griff im Nu auf die
umliegenden HLuserblocks über. Viele Vewohner kamen
in den Flammen um, mehrere hundert wurden verleht
und mußten in die Krankenhüuser eingeliefert werden.
An den Brandstätten spielten sich herzzsrreißende Szensn
ab. Kinder suchten verzweifelt nach ihren Cltern und
umgekehrt.

Der Feuerwehr ist es noch nicht gelungsn, den
Vrand einzudämmen. Die Flammen bedrohen den ganzen
westlichen Stadtteil, wo sich der Bahnhof der Kanton—
Hankau-Bahn und das Schlachthaus befinden. Mehrere
Feuerwehrleute sind bei den Löscharbeiten verunglückt.

Kampf mit Rebellen iv Mexiko.

Sechzehn Vanditeu getötet.

Mexiko, 13. April. Eine Rebellenbande ^
tsr der Führung des berüchtiaten Cl Tallarin^^,
bei Tochiltepoc im amerikanischen Staat Puebla
gerungstruppen gestellt und nach erbittertem FeU^-^«
in die Flucht geschlagen. Die Rebellen hatten fe9>

Tote. .

Wie die Zeitung „La Prensa" meldet, üb- ^
Banditen in der Nähe von San Augustin, i E
meter von Guadaljara, zehn Lastkraftwagen uno „ /
omnibuffe. Si« plünderten bie Reisenve
die Frachtladungen aus und entkamen unerkannr-

Eine Familie geht in den Tod.

Warnsmünd«, 13. April. Cine entsehlichs
lientragödie spielte sich am Ostersamstag m
nemünde ab. Der Landwirt Buthen ans zch
bsi Güftrow war mit seiner Cheftau und seinen^ F
Kindern — Mädchen im Alter 13 und 3 Jahren . M
Nachmittag nach Warnemünde gekommen. Bis
hielt flch die Familie in einsr Gastwirtschat
und wurde danach nicht mehr gesehen. Am L)sterid>
gegen 5.30 Llhr meldete der Lotsenbootsmann der -ch?
zeiftatton, datz vier Leichen an Land gespült n
seien. Bei näherer Antersuchung wurde festaesteu^tS'
es stch bei den Toten um den Landwirt mit setner
und den beiden Kindern handelte.

Flugbootunglück auf der Insel Trtnidad.

Newyork. 11. April. Nach Meldungen aus
Spain auf der Insel Trinidad stteß dort das
Flugboot „Brazilian Llipper", das der PnN» i«,
can Äirways gehört, beim Start nach Buenos
einem Motorboot zusammen. Von den 25 Fl^,/>>
und der siebenköpfigen Besatzung wurden zwe
g ä ste und ein Steward qetötet. Viels Fd» M
erlitten mehr oder weniger schwere Verletzungen-
Flugboot, das 19 Tonnen groß war, ist völlig
Sein Rumpf ragt nur noch zur Hälft« aus dem ^

Geheimnisvolle Postpakete mit Vomben-

Newyork. 11. April. Wie aus Wilkesbarr^!
pennfylvanischen Anthrazit-Kohlenrevier berichtet^tt

kam es dort zu Unruhen

' ' ' idl ' "

unter der Ärbei >

schaft, bei benen ein Arbeiter getötet Ah?
Durch geheimnisvolle Postpakete, die Do>"^.

enthielten, und deren llrsprung nicht festgestellt
konnte, wurden vier Personen, denen derartige ^
zuaesandt worden war, schwer verletzt. Den .!
behörden gelang es, weitere Anschläge zu verhinder F
die anderen Bömbenpakets unschädlich gemacht
konnten. Auf die römisch-katholische Kirche St-e-ck
wurde während des Karfrertaggottesdienstes ebensa»-^
Bombenanschlag verübt. Da's Pfarrhaus wurde ,
Feuer zerstört.'

Vier Tote bei einem Flugzeugunglück bei Due"

Aires. /

Duenos Aires, 13. April. In der

Buenos Aires ereignete sich am Ostersonntag ein^^t
res Flugzeugunglück, das vier Todeso^F
forderte. Awei von je einem Flieger und einem
tsr besehte Privatkleinflugzeuge sttetzen über dcm
platz Moron unweit von Vuenos Aires in einer ?
von wenigen hundert Metern zusammen und stürzt°
Die Besahungen wurden getötet.

AuS »Ar Mlt

— Der Vesuch von Madeira war am
Samstag der Höhepuntt der KdF-Fahrer. Sie be
ten die Insel. Das Wetter war herrlich. Die
der Leibstandarte bot am Samstag im Park von M
chal ein Mittagskonzert, dem viele Portugiessn b«S j.-t
lauschten. Ostern feierten die KdF-Fahrer bereits >
auf Hoher See. r

— Als Ostergeschenk drei Millionen Frankeüj
Frankreich gibt es unter vielen anderen Lotterien F
die „Lotterie der befteiten Gebiete", deren HaE-?,
den runden Vettag von drei Millionen
ken darstellt. Gestern fiel das Große Los nu» F
Straßburg. Es wurde in Zehntel-Losen von
Reihe kleiner Veamter der Stratzburger Postveriv" ,
gesprelt. Sie alle spielten in kleinen Aoschnist^N/
Nummer 62 586, die nun als Haupttreffer gezogen,' ^
Cine Familie, die mit drei Zehntellosen beteilw'
erhielt 900 000 Franken, während eine andere, br« x»
Wschnitte spielte, 600 000 Franken bekam. Auch.-ls,
begab sich wis fo oft schon die Wahrheit des
wortes, daß dss einen Glück des anderen u f'W
ist. Cin Pvstbeamter namens Fries, der zu den^"
lichen Gewinnern zählt, wollte bei der Nationalvch,/.>
Industrie und Handel ein Los der dritten Serie l!>
ben, doch waren diese bereits vergriffen. Lr bca"
deshalb auf di« Suche und ein Kollege von ibm, der /

fMs ein Tetllos auf die Glücksnummer 62 58
kaufte ihm das Los. Nun freut sich Fries, das
kaust zu haben, während bei dem anderen wohl ^ ,
genteilige Stimmung vorherrschen dürfte. .v,'

— Cin hestiger Wirbelsturm suchte die Stadt A
Grand« (Uruguay) heim. In 90 Sekunden wurd'ch:>
Hotel und 20 HLuser zerstört. Im Vezirk Cerrv F
wurden durch einen Wirbelsturm sechs Menscheu SV

> > .. -k!-^.>

Heidellickgcr StSdtis-cs Theitcr.

Das Nachtlager bvn Granaba.

Domantische Oper von Conradin Kreutzer.

Heidelberg, den 14. April 1936.

Don Len Werken aus der Weber-lRachfolge hat sich
keine Oper so lange zu halten vermocht, wie Kreuhers
„Aachtlage r". Zeitweilig war es nicht mit Anrecht
verschwunden. Denn wenn man die wenigen frischen,
urwüchsigen Opern aus dem Aepertoire der deutschen
romanüschen Oper dagegen hält, vom „Freischütz" über
„Lnbine", „Hans Heiling", bis zum „Holländer", so
verblaßt der Glanz des „Rachtlagers". Kreutzer stand
fernab vom kämpferischen Geschehen se'mer Zeit. Er ver-
mochte das, was zu seiner Zeit gut und anerkannt war,
trefslich zu verwerten; aber er bleibt dabei in der Kon»
vention mehr oder weniger haften. Deshalb vielleicht
erscheint uns heute nicht mehr alles ganz echt. (Man
denke an den ersten Aktfchluh mit dem rührseligen „ru»
higen Gewissen"!) Da ist es französisch frisierte deutsche
Romantiki wo man den Eindruck der Gefühlsechtheit er»
hält, klingt Weber oder Lortzing durch. Auch die stark
zerdehnte Handlung fällt gegenüber den oben genann»
ten Werken der Zeit ab. Manchmal wird sie auher»
dem noch in die Länge musiziert. Striche können ge-
ttost ganz herzhaft ausgesührt werden. Man kann auch
unbedenklich die eine oder andere Strophe der langen
Romanze weglassen.

Wir fühlen aber in unserer engeren Heimat die Der»
pflichtung, mitunter Cvnradin Kreutzers zu gedenken;
stamint er doch aus unserem Gau und brachte hier auch
die Zeit seines stärksten Schaffens zu. Dah wir zu die-
sem Geöenken sein bekanntestes Werk hervorholen, mit
dem er zu seiner Zeit unb noch weit über sie hinaus
die Dühnen beherrschte, liegt auf der Hand. (Äedoch
auch der Jnstrumentalkomponist Kreutzer lieh manches
erwarten.) Llnd mancher wird sich an den reizenden,
wenn auch nicht sehr in die Tiefe gehenden Melodien
freuen, an der klangfrohen Orchesterbehandlung und an
dem geschickten mufikalischen Szenenaufbau. Manche
Sttmmung ist prächtig gemalt: die Wondscheinszene, der
Chor der Jäger, das Quintett im ersten Akt u. a., Stücke
die es wohl unserm Theater als lohnend erscheinen las-
sen, dieses Werk wieder einmal vorzuführen.

Auch die sehr gut sitzende und schön besehte Auf-
führung berdient höchste Deachtung. Fritz Dohne hält
straff und sicher den Apparat zusammen. Er geht in
die Ginzelheiten, ohne die grohe Linie je aus dem Auge
zu verlieren. Das Orchester entfaltete sich erst nach der
Ouvsrture in dvller Klangschönheit. Auch die Aegie. die >

Marttn Baumann führt, läht fchöne Ausdeutung und
gute Disposition erkennen. Die hübschen Dühnenbilder
entwarf Hermann Alberti. Die umfangreich« Haupt-
rvlle der Gabriele liegt in Händen von Margarete
Kiehling, die sie mufikalisch und darstellerisch mit
grvher Lebendigkeit und Wärme gestaltet. Die Partte
des Gomez liegt Heinrich Kroegler gut, und Man»
fred Grundler hat als 2äger bie Möglichkeit, sein
grohes und immer llingendes Organ zur Gntfaltung zu
bringen. Alfred Krvhn ist als Dasco nicht in allen
Szenen auf gleicher Höhe, wirkt jedoch in der Gesamt-
haltung sehr lebenswahr. Aeben ihm sshen wir Wil-
helm Hilgreh als Ambrosio und Taver Waibel
als Pedro in schön charakterisiertem Gegenspiel. Eine
lleinere Rolle hat Horst Werner Loos als Graf Otto.

So ist es für unser Theater immerhin ein Ver-
dienst, in dieser Spielzeit dieses Werk herausgebracht
zu haben. Die sehr beifällige Aufnahme, die den Künst»
lern reichen Applaus uud Dlumen brachte, mag ein
Zeichen dafür sein, dah man dieses Derdienst zu wür-
digen versteht.

vr. V. U

*

Heidslbsrg, 14. April 1936.

„Polenblut"

Operette von Oskar Nedbal.

Cs gibt wohl nur diese eine Operette von Oskar
Nedbal, wenigstens nur eine, die im Spielplan der
Bühne immer wieder auftaucht; aber dafür war dieses
„Polenblut" auch wirklich ein großer Wurf. Wir hör-
ten es in Hetdelberg erst vor kurzem, vielleicht vor zwei
oder drei Iahren, ünd trotzdem vernimmt man jeht die
schönen Melodien wieder gern. Cin paar musikalische
Themen sind darunter, die von Iohann Strautz sem
könnten, so fein sind sie. Doch auch die volkstümlich-
sinfache Handlunq von Pan Zarembas Tochter, die den
jungen Grafen Baranski zum besseren Lebenswandel be-
kehrt, nimmt für das Wsrk ein. Veide zusammen aber
geben Gelegenheit zu bswsgten Volksszsnen, zu flottem
Tanz und bunter Ausstattung mit farbenftohen Polen-
kostümen.

In einer schwungvollen Aufführung bringt unser
Theatsr jstzt das „Polenblut" neu heraus. Spielleiter
Cmmerich Noseda und Dirigent Richard Heime tun
alles, um polnisches Vlut pulsieren zu laffen; und eS
sind wirttich nur wenige, sicherlich noch verschwindende
Stellen, an denen der erforosrliche Pulsschlag noch nicht
ganz erreicht ist: ein paar tteine Llebergänge mit Pausen
rm ersten und zweiten Akt. Im übrigen aber werden
alls Voraussehungen erfüllt, sind ganz bssonders Kostüme
und Tänze sehr hübsch und belebend gestaltet.

llnter den Solisten stei
benswürdige und.

wieder Ly Vrühls lie-
che Zarembatochter im Vor

listen steht

.. . sympathisch. .......

dergrund, neben ihr als Nwalin um den gleichen Mann
zeitweise auch Crna Hübschmann in der Rolle der
Wanda. Hans Ney ist ein umfangreicher Gutsherr
und „Diplomat", spatzig wie immer schön durch seine Cr>
scheinung, ebenso zum Lachen reizend auch Max Mai >
rich als unglücklich verliebter Bronio. Zwischen ihnen
steht als freundwilligsr und darum gern gesehener Hel>
ser aus Vesehungsnöten Kurt stnruh vom Heilbron
ner Stadttheater in der wichttgen Rolle des Grafen
Varanski. Cr gibt, im Spiel vielleicht noch durch
Fremdheit ein wenig gehemmt, gssanglich eine recht zu-
friedenstellende Leistüng. Aus der Neihe der Lbrigsn
Mitwirkenden ist noch als etwas stärker hervortretend
TUde Hoffmanns komischs Tänzerinnenmutter zu er-
wähnen.

Alle anderen, auch die Tanzgrupps, der Chor und
das zahlreiche Landvolk, fügten sich willig ein und halfen
zu dem vollen Crfolg, den das Theater mit dieser farben-
sprühenden und lebendigen, mehrmals durch Wieder-
holung von Liedern und Tänzen gekennzeichneten Auf-
"'hrung hatte. Lebhaftester Äeifall bescheinigte diesen
önen Ostererfolg. tz4. L.

Drel icie 3ir!-iil>siSteilimci.

Aufruf des Reichsinstituts für Geschichte
des neuen Dentschland.

Der Präsident des Reichsinstttuts für Geschichte
des neuen Deutschland, Prosesior Dr. Walter Frank,
hat an die deutsche Oeffentlichkeit einen Aufruf ge-
richtet, in dem er anttindigt, datz mit Wirkung ab 1.
April innerhalb dss Reichsinstituts drei neue For-
schungsabteilungen errichtct worden sind:

Cine Forschungstbteilung Iudenfrage, die die
Aufgabe hat, die Grundlage zu schaffen sür eins Ge-


durch Materialsichtunq und Befragung von
keiten die Grundlage für eins spätsre GsschichtssA', ^
der nattonalsozialisttschen Revolution zu schaffEx!
Di« Leitung dteser Abteilung übernimmt Walter v .
selbst.

Indem ich diese Reichsforfchungsabteilunas» ' :>'-
ben rufe, so heißt es in dem Aufrüf dann wetter, . (
ich an die deutsche Oeffentlichkeit die ÄuffordecU". §
sere Arbeitspläne durch tätige Mitarbeit »

t e r st ü h e n.

L»?

Akten,

den Miterlebenden und Mitgestaltern der jüngü^M'
gangenheit etnen Schatz an Kenntniffen und Erf»v L>>
sichsrzustellen, der sonst mit seinen Träqern^Äc/
gehen würde. Ich bin gewitz, daß dieser Rus -
den wird. Bereits in den sechs Monaten >>->,.
stehens hat das Reichsinstitut für Geschichte
Deutschland erfahren, wie seine Arbeit auf einck A-
Grundlage öffentlichen Intereffes und ösfsntliw/. t,
pathie rnht. ttnsere Arbeit rechnet in lanw'^

schichtsschreibung der deutschsn und europäischen Iuden-
srage. Der Sitz dieser Abtci

teilung ist München. Zum
"" """mt der B
Profeffor

Lester der Abteilunq wird der Präsident der Bayeri-
"" " ' -- rstsn, --

en Akademie der Wiffenschaften, Profeffor Karl
lexander vo» Müller ernannt.

Ctne Forschungsabteilung Iudenfrage, die die
rung imWeltkrieg", die durch Sichtung nnd
Sammlung des Materials übsr die politische Kriegs-
führung iin weitestcn Sinn die spätere Geschichtsfchrei-
bung des Großen Krieges vorzubereiten hat. Der Sitz
der Abteilung ist Verlin. Leiter ist der ehemalige Abtei-
lungschef im Stab des Chess des Generalstabs des Feld-
heeres Oberst a. D. Walter Nicolar.

dere

Cine Forschungsabteilung Nachkrieg, insbeson-
Geschichte der nationalsozialisttschen Q

Dewegung, die

dis wiffenschaftliche Forschung W a f f e n d' «
der gesamten Nation zü leisten hat.
ßen wir dankbaren Herzcns all die Zsichsn, d»e,^»
weisen, datz die Arbeit der G e s ch i ch t s s o r '
heute wieder begonnen hat, den Weg zur S e'
Nation -u finden.

kunN und Wissenschaft.

sVom Reichsinstitut für ältere dentschs ^ E
kunde.j Der bisherige Leiter der „MonuM^<?:>>
maniae", Geheimrat Profeffor Paul Fridolw
hat den Reichswiffenschaftsminister mit Rücksicksi oic'/
Alter um Cnthebung von feinem Amt gebeten- ^,,7,7
minister Rust hat diesem Wunsch stattgegeben
der kommiffarilchen Leituna des neueü „Re'w <L>

sProfessor Ferdinand Tönnies fts Äm 0-" xN«'
in Kiel Profeffor Ferdinand Tönnies im
jahr gestorben. Tönnies batte stch als

Tönnies hat im Lauf der Iahre eine Reihe >

Sckriften über soziologische Fragen veröfsentl'A v>>', >
Hauptwerk „Gemeinschaft und Gesellschast",
feinen Ruf als Soziologe begründete, erschien »

Iahr 1887.
 
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