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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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Fernsprecher^.Ä. 7351—53.

»Hewelberger Rerreste Rachrrchten* — „Seidslberger Anzekger'

M-FltmrgefolMaft i/iio tm Mo-Mau erfolgreich!

MiSwoch, lZ. Mai 1936

Seite 11

Alisfchej-ltngstvettbeiverb -er Lan-esgruvve 1Z -es SLB.

^°sch?iebeir'-" H^-Fliegergefolgschaft 1/110 wird mis
fani?jn und Sonntag, den S. «nd 10. Mai,

^ rZfugmodelte über 1.50 Meter Spcmn-
vier Heidelberger bekamen die Nachricht,

fe» ?m^Eraden auf den Wettbewerb schicken zu dür-
trobü» dieser Zahl standen wir an dritter Stelle,
di« ivtr °rst ein Jahr bei der Arbeit smd. Aber
Nllr^i^/^fchung war grotz, als in letzter Minnte die
b e» ^"i, datz sechs Kameraden mit sie-

Df« cv^odellen zum Wettbew.sb zuaelasseu find.
rrreude aller Kameraden war grotz, denn

uüt der Zahl sieben standen wir nu« mit an
erster Stelle aller sich beteiligendcn Einheitc« der
^uftsport-Landesgruppe 15 und der HJ Gebiete
Württemberg, Baden, Saar-Pfalz und Franken.

Stimmung aller war sehr gut und sieges^e-
verlietz die Heidelberger Teilnehmergruppe am
Uy,ustag früh mit einem Lastwagen unsere Stadt,
tr»., dre Farben und Sache gut und erfolgreich zu ver-
2: Die Modelle mutzten gut verstaut sein, um bei
Di- ^iägen des Wagens nicht beschädiat zu werden.
d«r uahrt ging über Bruchsal, Bretten, Stuttgart nach
vl», Mit Singen und guter Laune warm die

te» Stunden Fahrtzeit schnell vorbei und wohlbehal-
de» d tcn wir im Segelfluggelände ein. Nun wur-
Se» ^tpflegungsmarken gefatzt und Quartiere bezo-
ei„. . Auch andre Wettbewerbsteilnehmer waren schou
le» ""ifen und alles arbeitete noch an den Model-
d^' vm ihnen den letzten Schliff zu geben und Schä-
tzj' s dl« vurch den Transport entstanden, auszubessern.

Modelle mutzten auch erst noch «ingeflogen wer-
tval^! Ebsr der Segelfliegerschule kreiste «ine Motor-
die Htu schneidigen Kurven, alle reckten begeistept

um ja keine Flugfigur, die prachtvoll sicher
""«u" wurden, zu versäumen.
drvk- " hatten bald die letzten Vorbereitungen für den
Kampf getroffen und halten nun Zeit, uns
tvur^ Konkurrenz näher anzusehen. Da
le» sE.uns sehr schwach, denn was man da an Model-
>ehen konnte, war schon fabelhaft.

Kleinc und grotze Modelle aller Art stellten sich
z>>m Wettbewerb, Modelle mit eingebauter
Steucrung (sogar mit Kreiselsteuerung war eines
Su sehcni), verkleinerte Hochleistungssegelflug

Unv

han.^^le mehr in ganz großer Ausführung. Wir
tvoHs ,uun nur noch die Hoffnung, daß diese Modelle
dexz f^hr schön aussahen, aber vielleicht nicht beson-
Ba^hut fliegen würden. Wir wutzten aber von unsern
bam i^tl-Movellen, datz ste sowohl schön und gut ae-
den »?ren, als auch, datz sie ebensogut fliegen wür-
fassen tvar es inzwischen Zeit geworden, Essen zu
babe» ^te Verpflegung war ausgezeichnet, und wir
hati^, Ee „einhauen" lönnen, bis alle reichlich genug

mchbe- ^roeiter-Besprechungen (Z-ugeno-
arb.»il7*beiter der DLV-Ortsgruppen und Flugsachbe-
<hender HJ-Banne). Viel Neues wurde bespro-
"d berichtet, so datz jeder wieder mit neuer Kraft
Weiterarbeit zur Erztehung des Fliegernach-
Schen kann. Nebenher war im grotzen Saal
testi,7)"meradschaftsabend der Wettbewerbs-
Ural bei dem wir Heidelberger auch wieder ein-

sa<j verkroch sich ins Stroh und unter den Schlaf-

h>Ur^^ ^vcht war schnell herum, denn schon um 6 Uhr
si<rnini/vm Wecken geblasen. Der Tag des grotzon
wllne ..Mt begonnen. Hell leuchtete die Morgen-
°egan» ? dem Fluggelände. Nach dem Frühstück
dlji-, gleich ver Wettbewerb mit der Bau--
ders ^.U g der Modelle. Auch hier fielen beson-
bega^ mder die Eigenkonstruktionen aus. Um 9 Uhr
d>arn, ,°er Start. Die Sonne war schon sehr schön
Mikflti'uud uus diesem Grund waren fabelhafte Ther-
füvf L5 wöglich. Es wurden Flugzeitsn von vier und
Macht uuten erreicht. Viele hatten gleich Bruch ge-
icheih»„ ud „lutzten daher aus dem Wettbewerb aus
^fte» n,;^?hEre hatten mchr Glück und holten ihre
- Er wohlbehalten zum nächsten Start zurück.

E„^d macht« der Petrus dem munteren Fliegen
"vd Eine dickte Gewitterwolke zogauf

mnvx md sich ausgerechnet über dem Wettbewerbsge-
buv hy-Zües slüchtete mit den Modellen ins Trockene
tsre. bald wieder im Trockenen weiterstarten zu

kSrmen. Jn der Zwischenzeit wurde das Mittageffen
ausgegeben.

Umfer Hekdelberger Fkteger-rtsgruppenführer hat
es flch auch nicht nehmen lassen, seine Fungflie-
ger lm Wettbewerbsgelände aufzusuchen.

Alles war sehr erfreut über den unerwarteten Besuch.
Der Petrus hatte aber Mitletd mit den tapseren Wett-
bewerbern und schon nach drei Stunden glänzte wieder
alles in der Sonn« und der Wettbewerb ging weiter.
Nun waren noch beffere Thermikflüge möglich, da jetzt
auch noch das verdunstende Waffer die Modelle mit m
die Höhe nahm. Auch wir Heidelberger konnten wei-
terstarten, andere Kameraden dagegen hatten Pech,
denn der Regen hatte ihre Modelle aufgeweicht und
flugunfähig gemacht. Um 16 Uhr war Startschlutz.

Nun beganuen die Vorführungen mit
Motorflugzeugen aus Stuttgart und Segel--
flugzeugen der Uebungsstelle Teck. Für uns
jung« Segelflieger war das em ganz grotzes Erlekmis,
denn das, was wir da sahen, müflen wir alle einmal
selber machen können. Und jeder fatzte wieder von
neuem Mut und Entschlutzkraft, nicht lau nnd müde
zu werden, bis das Ziel erreicht ist. Nun mutzte schon
wieder an die Heimfcchrt gedacht werden, Das GePSck
und die Modelle wurden wieder krmstgerecht und fach-
kundig verstaut und hungrig zog alles znm Abendessen.
Gestärkt und fahrtbereit warteten wir gespannt auf
den Abschlutz des Wettbewerbs mit gleichzettiger Si«-
gerverkündung- Wir mutzten nichü lange war-
ten, da rief schon die Stren« alle zusammen. Oberst
Albrecht und Segelflug-Hauptführer Kurrer
schloffen den Wettbewerb und dankten allen, di« stch als
Helfer oder Modellbauer aktiv am Wettbewerb beteiltgt

hatten. Rnn kam di« Siegerverkündnng m,d fSr n«Z
die groß« Ueberraschnng. Den längste« Flng

der Klaffe A machte das Modell A 172 aus Heidel-
berg. Wir all« waren sehr stolz aus diesen Erfolg.
Jm Wettbewerb wurden die 25 besten Modell-
bauer der Landesgruppe ermittelt, dic dann auf den
Reichsmodellwettbewerb auf die Wasserkuppe gcschickt
werden, um dort die Lcmdesgruppe zu vertreten. Von
diesen 25 Mann smd zwei §>e idelberger, di«
zur Reichsausscheidung an Pfingsten zugelaflen wer-
den. Außer Heidelberg dürfen nnr noch zwei OrtS-
gruppen zwei Bewerber für Pfingsten stellen, aber
beide hatten in der Teck nicht dieselbe Gesamtpunktzahl
erreichen können, wi« wir Heidelberger.

So ist die Heidclberger Leistung eintt»a,ldfrei «rlS
dic beste aller Bewerber des grotzen Gebiets an-
zusehcn.

Auf diesen Erfolg können all« stolz sein, die «ritge-
holfen habsn, thn zn erringen. Der DLB kann ihn
als Lehrer des Modellbaues, die Schulen als di« Werk-
stättenhalter und die Hitler-Jngend als Modellbauer
als den eigenen ansehen. Aber den Ersolg hat di« H"
Fliegergefolgschaft 1/110 «rrungen, bei der stch all«
genannten Organisatiouen zur po-sttiven Arbeitsge-
meinschaft vereinigen. Aber auch allen, di« mitgeholfen
haben, mutz an dreser Stell« der nötig« Darck gezollt
werden. So ist das zunächst die Firma A. Braun
u. Eo„ die uns ein Fahrzeug zur Verfügung gestellt
hat, der Fahrer des Wagens, ein alter SS-Kamerad;
die Direktionen der Schulen und Betriebsführer, die
unsern Kameraden den nötigen Uilaub gewährten «nd
jeder Kamerad der Gesolgschast. Sie alle können
stolz sein, mitgeholfen zu haben, das Ansehen der
Stadt Heidelberg und der Fliegergesolgschaft 1/110 in
der Landesgruppe gefestigt zu haben. Wir Jungen
aber haben wieder viel gelernt un^ werden weiierkäm-
pfen als Hitler-Jungen und Jungslieger, um unser
Ziel, das uns der Führer gesteSt hat, zu erreicheu.

Zilmschau.

Sn Bttliitt BmmzMr-PrizeS.

Unerlaubte Geschäfte mit KieS an» de« Bcmgrnbe.

Berli«, 12- Mai. A» Boginn der Vevhandlung im
Bauunglücksprosetz am Dienstag richteten die Sach-
verständigen eine Reihe von Fragen an den am
Frsitag vernommenen Zeugen Zimmerpoliev Dawid,
den Leiter der Aussterfungskolonne.

Jn der weiteren Berhandlung brachte die Vertekdi-
gung des Bauleiters Notb einen Beweisantrag
ein der allgemein grötzte Uöberraschung auslöste und nach
dem Antragsteller möglicherweise von evheblicher Bedeu-
tung für die Schuldfrage sein karm. Danach soll ei»
Fuhrunternehmer aus Noukölln in der Lage sein,
wichtrge Bekundungen über uncrlaubte KieSgeschäfte
des beim Ginsturz ums Loben gekommenen Schachtmeisters
Dümcke zu machen. Dümcke soll zunächst 6 Mark und
fpäter bis 10 Mark für den Kubikmeter Kies vevlangt
und diese Vevbotenen Gsschäfte auch mit anderen Frchr-
leuten wochenlang svrtgesetzt hckben, so datz mehrere
tausend Kubikmeter Kies heimlich «us
der Baugrube entfernt worwen seien. Die
Stelle, an der der Kies hercrusgeholt worden sein soll,
soll nach dem Beweisantrag mit lüsem Sand ausgöschüttet
worden sein. , . „ . ,

Das Gericht beschloß, dresem Bewedsantrag stattzn-
geben, behielt sich äber den Zeitpunkt der Borladung deS
Zeugen vor.

Ws nächster Zeuge wurde der Bauaribeiter Nierens
vernommen, der zur Ausschachtungskolonne gehörte und
zur Zeit des Einsturzes 30 Meter vom Baggerloch eniffernt
stan>d. Auch er lhat beobachtet, datz die Tragersutze
zu kurs waren.

Jm weiteren Verlaus der NachmittagSsttzung ent-
brannte ein vom Verteidiger Hoffmanns entffesselter

Aampf «m bie Glanbwürdigkelt des Hanpt-
belastu»gszr«ge« Kauers.

Der Verteidiger erklärte, die AvbeitSkamerade» tsteses
Zeugen machten fich lustia darüber, datz er an einem Stoa
in den Gerichtsscral gehumpett lomme, wcchreüd er
zur Baustelle immer mit dem Rad fahre. Der Zeuqe
mutzte zuaeden, datz er vor kuvzem noch Rad gefahren fei.
Auch sonst snchte m«m ihm Widerspruche uach-
zuweisen.

Die Frag« der Verteidigung, ob er vm» Schacht-
meister Dümcke für Kiesverkauffe G«ld bezogen habe.
verneinte Pauers entffchieden. Von den un BeweiS-
antrag der VerteiLigung erwähnten illegaleu KreSgeschäf-
teu erfahre er erst jetzt. , „ ^

Noth erklärte, datz der Fuhruntevnehmer G- beanf-
tragt war, den SchachtauShuib zur ffreien Bevwendung aib»
susühren.

Dre Verhandluug wurde dann auf Mtiwoch vertagt.

Nicht der ist arm, der wenig hat,

Nur der ist arm, der vieles will.

ES hatte keiner noch genug»

Die Meisteu habe» doch zuviel.

Paul Srnst.

DtM ils hellize Sznche.

Lou versunkenem Deutschtnm i« Brasilie».

Di« Südstaaten Brasilien» sind eineS der
hskanntesten DeutschtumSgebiete in Uckbersee.
Wer hat nicht zum mindesten einmal von Blumenau
gehvrt oder von den deutschbrastliamschen Kafffeepflanzern.
Wer auch undekanutes Deutschtum gibt es da und ver-
sunkenes. daS nicht mehr im Bewußtsein der Menffchen
lebt. Zwischen den Jahren 1827 und 1829 wanderten aus
den in den napoleonischen Kriegen verarmten Gegenden
Deutschlands, vor allem aus der Gegend um Frer-
b u r g und aus dem Hunsrück viele bundert Deutffche
nach Brasilien aus. Heute nvch leben die Nachkommen
jener Auswanderer in denselben Mederlaffungen im Staat
Sao Paulo, die ihre Vorväter damals gründeten,
noch sind es z. T. hochgewachsene, blonde und blauäugige
Menschen, die man dort sieht. Äuch sonst erinnert mau-
cher Zug in der Anlage der Siedlung, der Häuffer, die
Blumen in den Gärten und anderes an die alte Heunat.
Aber wenn man, fafft unwillkürlich, dies« Menffchen deutsch
grützt, dann schütteln sie den Kopff und antworten auf
portugiestsch. Kein deutsches Wort evklingt mehr in Haus
und Stvatze. Den Siedlern ritz der Zusammenhang mit
der Heimat a!b, niemand kümmerte sich um sie. Vor allem
sehlte ihnen eine seelsorgerische Betreuung. Die meisten
von ihnen waren evangeliffch geweffen, aiber weit und brert
gaib es keine evangelische Kirche und keinen Seelsorger.
So gingen sie allmählich zu der Kirche der umwohnenden
Portugiesen über und wurden Katholiken. Aber auch die
deutffche Sprache gaben sie auff; es gaib keine
Schule«, in deren fie gepflegt wevden konnte. Ja,
diese Dvutschen fanden nicht nur kein« HMe in der Er-
haltun« iihrer Heimatspvache, sondern die umwohnenden
Portugiesen und auch die Deutschen machten sich üiber die
Munbart der Hunsrücker lustig. Da fatzteu diöse — heitzt
es — den Böschlutz, portugiesisch zu reden. So ist dieses
Deutschtum allmählich vevsunken. Aiber noch lebt die deut-
sche Sprache i« mevkwürdiger Weise fort als Kirchen -
jprache. AuS der evangölischen Zeit haiben sich deut-
,che Gebete und Liedverse erhalten für den Got-
tesdienst und vor allem bei Beerdigungen. Einer aus den
alten einst ideutschen Familien spricht dem Toten su Ehren
eln Gelbet, ein dentsckes Gebet. Kaum einer ver-
steht mehr den Juhalt, äber man kann es auswendig und
übt den alten Brauch. Jn manchem HauS giibt eS noch
ein altes deutsches Gesangbuch oder eine
Bibek, auS denen bei kirchlichen Ankaffen gelesen wird,-
auch ohne die Worte -u verstehen. — So besteht in disser
mevkwürdigen deutschen Zeremonienffprache noch «in letz-
ter Rest von Erinnerung an d« deutsche Vergangenheit.

k'i-oinetbsus-Vsrlng l>i. Liebrietcei-, <->isvsnrel> b»I IWnobon

Sant,

n. »Das "5. ^urpfing mich in denkbar schlechter Laune.
Ajkte sr waren scheutzliche Feiertaa« ohne dir",
s'"fach ^jltorrisch: Zch habe dieses Francesco. der
f? D«use/» macht, was ihm beliebt, jede Stunde
Scwünscht. Dein« Doktor hat bet Stesfi
dir ^rach "Ä dir gewartet, macht dir morgen heil

Auch Demetrio uud Mariano wollten
Ln nlles umsonst."

n„.^etj ^leichen glückseligen Stimmuna, in der ich
wi- °ilth A^lleu war, erwachtc ich am nächsten Tage
" iur der geliebten Arbeitsstätte zn, die

lia^ranoes Heimat geworden.

Neia,".begrützte mich mit einem kanm merk-
b ging I?, des Kopfes beim Eintritt ins Kontor
seü.'^atz ^u seine Wohnung.

dn2 kanni-^er Mann auch zu Jhue» so wegwerfend
^ E biel bel"^ ^lch meme Kollegtn. stnd

^ üch getvös^ Eigeuheiten". wich ich aus, ,aa die

dgk- '^r Ut °- n muß."

Serrc^'r ein« <nk.n""Slaubliche Gabe unz M zeigen,
lZt. Null smd«, entgegnete meine Kollegm

»Drjt^?st>u schsng an. Eugenia hob den Hörer.
"sr "ograminheft zum Herrgott!" befahl sie

>. wie hast du geschlafen?' fragte er

"b erlebA^ jm Traum alles noch einmal gesehen
»s ^'^lso d„?„Segnete ich.

" Hurrah Areude. Aber «un. Kleines, geht
«y an di« Arbeit."
di« ^uch xw . *

.. Noch ^"sen Windstille blies und faucht«

'eivg k Ulir vo^-?"sr«undlich das alte Jahr an.
^r»°„ 'oar s^r,. " Eoutina angekündigte Krach Gual-
^^sdräck ausgefallen. Nur in einem

^

h<ch^r h- ^ rgungen antworte ich nicht. Gute

. ° eisernen Grisf fest. ^ch

Lr über?lüm„^^°<.°?^ dich gewartet."
kch kait ''MS und dein« eigen« Schuld", ent-.
«MzÜlZ" bu hattest am heiligen Abend ver-
«Uch ü Jch bin w^' Autzerdsm laffs ich nnch nicht
"E GEebte- ^ ^"aut «och deine Frau,
schev'Fin stI" dann?"

^°"d'plm!k Treundschast ver-

Nlü^i^ festhLlt lm. übrrgen aber an seinem

Wcw d^- ^ dem schma-

Eg der braven arbetteuds» Fran abzu.

Ich hatte ben Glaüben a» seine Siebe vollständig
verloren, aber ich wollte auch nicht zu unvermittelt ab-
brechen, denu ich fürchtete zu sehr dte Rachsncht des
Italieners.

Silvester! Santtna war uun autzer Arbeit; Steffi
hatte ihr neues Heim bezogen, zwei entzückende Zimmer,
mtt allem Komfort der verwöhnten Dame ausgsstattet.

„Siehst du nun," fragte Santtna zornig, »wie blöd
anstandiges Mädel ist?"

„Nein," entgegnete ich ruhig, „das alles, was fie
befiht, würde ich uicht um einen unsauberen Kutz haben
wollen."

Francesco reschte mir herzlich beide HLnd«, che ich
abends das Geschäst vsrlietz und gab mir ein Paket, metn
Geburtstagsgeschenk.

„Wie att wirst du denn eigentlich?" fragte er mich.

„Neunzchn Iahre."

„Also bist du zwölf Iahre jünger als ich- Ach werde
am 3. Ianuar 31 Zahre alt. Cin recht gutes neues Zahr,
mein Kind. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, datz
wir den nächsten Silvester in der gleichen schönen
Freundschast beisammsn sind wis diesss Iahr."

Ich wußte selbst nicht, warum, ein entsetzlich ttau-
riges Ctwas pretzts mir das Herzzusammen und weinend
barg ich das Gesicht an seiner Vrust.

„Nicht weinen!" bat er weich. „Fch verstehe und
kenne dich sehr aut, mcin Lieb, und verlange viel für
eine Frau und fast zu viel von dir. Hab' noch eine Weile
Geduld! Selbst der steieste Mann ist nicht ganz frei
und hat ost Rückflchten zu nehmen, die schwerer drücken,
als du ahnst. Komme morgen besttmmt,zu Tisch! Dcmn
werden wir deinen Geburtstag mit einer Flaschs Sekt
begietzen."

Gualtiero erwartete mich vor dem Geschäst.

„Wo bist du denn heute abend?"

„Zu Hause."

„Ich auch", war die etwas unfichsre Antwort.

„Morgen abend sind wir zu Giusto und Steffi ein-
geladen." .

Cr sah, datz ich Peinlich berührt zusammenzuckte, «nd
wich verlegen meinen Auqen aus.

„Ich war dte Weihnachtsfeiertage, an denen bu mich
so ttebenswürdig sitzen ließest, bei den beiden. Nun kann
rch eine Einladünq nicht ohne weiteres ablehnen. Llebri-
gens scheint Giusto deine Gcsellschast sehr zu suchen; er
,agte mir aestern, datz er nichts sehnlicher wünsche als
eine Freunoschast zwischen dir und Steffi-"

„Da wird es beim Wünschen blcrben", entgegnete
ich. „Ich kann diese falsche Kahe nicht ausstehen."

<Mr boaen in eine stllle Seitenstratze ein. Ich
füblte, wis Gualttsro, deffen Arm i» dem meinen lag.
erschrocken zusammenzuckte.

„Was hast du?"

Dem Blick meiner Augen folgend sah ich zwei Damen,
die eben ein Auto verlaffen hatten und aus uns zukamen.
Slnscheinend Mutter und Tochter. Lmpört und verächtlich
Alitteu die Auge» der Mutter über Gualttero und mtch.

Vetterberichl des Relchswetterdienstes

AuSgabeort Stuttgart. — Ausgegeben «m 10.30 Uhr.

Boraussichtliche Witternng für Baden. Württembrrg
«nd Hoheuzoller» bis Donnerstag abeud.

Schwache, in der Richbung wechselnd« Winde, Bewöl.
kunaSschwankungen, im ganzen aber viellfach aufheiternd,
meist trockeu. Ternperaturen gleichbleibend oder leicht an.
steigend.

iu heißem Weh suchten die der Tochter meinen Dlick. Ein
maßloser Iammer lag i» dieseu unschuldigen, verzweifel-
Nderaugen.

lor mtr stand plöhlich Dovan. .Li« Windbentel.
ei« Weiberjägerl" hörte ich ihn sagen.

GuEero zog deu Hut. Kühl dankend erwiderten die
Damen.

Wir sehten urrseren Weg fort. „Was war das?"
stagte ich scharf.

Cr verstcmd mich strlfch. Das aeht dich nichts an".
entgegnete er spöttisch. „Ich laffe mich nicht binven, bin
weder dein Mann, noch -ein Bräuttgam, auch mcht dein
Geliebter."

„Nein," entgegnete ich ruhig, „diese Anrechte hat an-
scheinend das arme verzweiselts Kind, das eben vorbei-
ging und dem nun zur Silvesterfreude ein Meffer tm tzer-
zen stht. Gualttero," ich ergriff bittend seine Hände, „gehe
der armen Klernen nach! Ich komme schon allein nach
Hause. Jch habe ja heute keine Sekunde mehr Ruhe, wenn
ich an die jammernden Augen des Mädelchens denke."

Cr hob mein Gesicht zu fich auf und sah mir lange und
ernst in die Augen. „Glaubst du denn wirklich, dätz das
Kind, das eben vorbciging, nur das qeringste Rscht auf
mich hat? Du kennst unsere Verhältnisse hier schlecht.
Wäre ich wirklich mrt der Dame verlobt, wsnn auch nur
heimlich der Familie bekannt, so könnte ich damit rechnen,
morgen ein Messer zwischen den Rrppen sitzsn zu haben.
Sie liebt mich, ja, aber da kann ich ihr mit dem besten
Wtllen nicht helfen. Ich verkehre viel 1n der Familie,
habe schon ost dort Klavier gespielt; auch die Kleine be-
herrscht dsn Flügel mit seltener Ferttgkeit. Ist es meine
Sckuld, wenn sich zarte Fingerchen äb und zu während
des Spiels verirren, mir leiss streichelnd über dis Händs
gleiten? Müßte ich alle heiratsn, die nrir schon offen und
versteckt ihre Zuneigung zeigten, ich bekäme ja einen gan-
zen Harem. Brrrrrr"j er schüttelts sich, „das müßts
fürchterlich sein. Cs gibt nicht grätzlicherss als eine
Frau. die liebt, und deren Nergung ver Mann nicht er-
widern kann."

Er ritz mich plöhlich wild in die Arme. „Du sollst
mich lieb yaben," kam es leidenschaftlich über die zucken-
den Lippen, „du mit deinem unbsrührten Kindergemüt!"

Lin heißer Schrecken durchzuckte mich. Das waren ja
schöne Aussichten, stei zu werden!

Ich war nun schon so langs Zeit durch die Schule des
Lebens gegangen und hatte kämpfend die eigene Äillens-
kraft erprobt. Ich konnts lieben, heitz und schrankenlos,
aber der Mann mutzte der Stärkere sein. Ich wollte zu
ihm auffehen, Halt und Stühe an ihm finden.

Gualtiero war wie ein Kind, aus tauserrd Rückflchten
und Aengstlichkeiten zusammengeseht und doch der auf sei-
nem Titel fltzends Akademiker.

Cs reizte den Mann, der gewöhnt war, seins Wünsche
erMt zu sehen, datz ich mich ihm versagte.

*

Als die nahe Ktrchenuhr dröhnend zwölf Llhr schlug,
erhob stch ein ohrenbetäubender Spektakel. Im Freihäfen,
auf den Dampfern war eine Schlacht entbrannt, Raketen
in allen srdenklichen Farben zischten in die Lust, dazwi-
schen dröhnte dumpfer Kanonendonner der bsidsn Kreu-
-er, die von Pola gekommen wars» «ud west drautze» i«
Has-u lage».

Eapitol: „Der müde Theodor".

Glorialichtspiele: „Mädchenräuber'.
Kammerlichtspiele: „Fährmann Maria".
Odeonlichtspiele: „Liebeserwachen".
Tchlotzlichtfpiele: „Arzt aus Leidcnschaft".

Kammerlichtspiele: „Fährmann „ Maria". Hie s
wurde eine Filmlegende geschasferr, iur deren Ueberl
areifen von Jenseitigem und Wirklichkeit kanm eine anderl
Landschaft eine sichtbare Vorstellung besser sulgtzt all
das Heideland, in dem, von der Dänimcrung rns Mondl
licht gleitend, gespenstiger Pebel Heide und brodelndel
Moor verzaübert. Die in dieie Athmosphäre hineinragenl
den Gestalten werden in ihrer Vollkommenheit zu weitl
faffenden Shmbolen, die Liebe. Kampf, Tod, sieg un l
Heimat gleich jtark widerspieäeln. Peter Voß, «hbilll
«chmitz unv Aribert Mog nnd Menschen, die hier a>I
schausvielerischer Kraft ihr Bestes geben. Neben der ausl
gezeichneten Karmera-Arbeit ist es vor allem Lie Musill
Lie als beste Stütze für den Stnelleiter inneres Erlebcil
am feinsten zeichnen kann. I

Gloria-Lichtspiele: „MLdchenräuber". Wenn fiäl
hinter einem Titel die beiden Helden Pat und Pal
tachon verbergen, dann weitz gleich jeder, daß mil
diesem Film fich «ine harmlose, aber dafür umso rei l
zendere und humoristische Angelegenheit entpuvptl
Diesmal versuchen es di« beiden Burschen mit V I

/« SMSNwr Msth

Psze» vr^«va-rLi»°>i>u,.raa> ^neo>«

grotzartigen Geste der Hilfsbereitschaft gegenüber ande-j
ren, obwohl sie selbst garnicht immer in einer rosi-
gen Lag« stch befinden. Aber gcrade die treuherzigel
Dummheit, mit der sie immer yaarscharf am btttcrenl
Ende trotz ihrer wohlgemeinten, aber meist eben sal--I
schon Bemühungen vorbeisteuern, ist es, was ihre gro->
teske Komik ausmacht.

Zugendherbergeu

flud heimflätteu der ßameradfchafl!

Gebt bei der Sammlung des JugendherbergS-1
verbandeS am 16. und 17. Mai.

Kuust und Mssenschafk.

sDle sudetendeuffch« Kulturwoche.s Vom 16. bis 24.1
Mai wird tn den Städten Teplih-Schönau und Auffiq I
di« erste große sudetendeutsche Kulturwoche
abgehalten werden. Teplih-Schönau wurde für die Fest-
woche der Musik gewählt, währcnd die dtchterischen Ver-
anstaltungen, die Kunstausstellunq und die erste Gesamt-
Ichau der Volkstumsarbeit in Äuffig stattfinden wird.
Die Kulturwoche wird durch den bedeutendstsn sudeten-
dsutsche« Dichter, Erwin Kolbenheyer, eröffnet
werden. In Auffig werden zwölf sudetendeuttche Schrist-
steller aus eigenen Werken lesen. Die Kunstausstellunq
wied einen Qucrschnitt durch das jüngste sudetendeutsche
Kunstschaffen bieten. Die Sudctenbühne plant die llr-
aufführung eines Vauerndramas „Bauer und Knecht"
vo« Karl Bacher.

Heutige Derliner Vorbörse.

Nachdem an dcr gestttgen Franffurter Wendbörse!
Realisationen vorgenommen wurden, zeigte sich im heu-
tigen Frühverkehr wieder auftvetendes Jnteresse der Ban-
kenkundschaft für einige Spezialwette, so n. a. Farben.
Am Valutenmarkt erlitten die Goldbaluten eine erneute,
Abschwächung. Das englische Pfund stellte sich auf 12,S6>4»
der Dollar lag mit 2,484 etwas schwächer.

Francesco! Auch heute war er wieder allein. Ich
schlich mich mtt seineni Geburtstagsgeschenk, das ich noch
nicht hatte öffncn können, weil ich keine Minute allein
gewesen war, in mein dunkles Zimmer. Beim mattc»
Schein der Kerze löste ich die Schnur. Cine entzückende
Lederhandtausche fiel mir entgegen, dattn die ganzen an
Weihnachten abverlanaten Schlüffel.

Unbemertt hatte ich die Wohnunq verlaffen. Fauchend
und pfeifend fiel die Vora mich an, als ich ins Freie traL
Trohdem waren die Stratzen sehr belebt, von allen Seiten
wurde mir ein frohes „Prosit Neujahr"! zugsrufen.

Im Lauffchrttt hatte ich die Campaqnä crrcicht und
die klttne ttsenie Pforte aufgeschloffcn. Totcnstill war es
bier. W und zu bcleuchtcte etnc helle Rakete gespcnstisch
die kahlen Wege. Die Front des Hauses lag in ttcfem
Dunket, nur das Herrenzimmer war beleuchtet. Am Fsn-
ster lchnte eine einsame Gsstalt und blickte in tiefem Sin-
nen auf das wilds Treiben im Hafen, den man von hier
aus prachtvoll übersehen konntc.

Ich rührte mich nicht, wollte von ihm unbemcrkt und
doch bci ihm das ncue Iähr begrützen. Da hob plöhlich
ein schweres Stöhnen seine Vrüst, cr taumeltc vom Fen-
ster sort, in das hellc Zimmer hinein.

Wie ich die Treppc hinaufgekommen, weih ick nicht.
Zch ftand wie von einsr unsichtbaren Hand gcschOudcrt
plöhlich in seinem Zimmcr, grotz und angstvoll auf den
Mann blickend, der verzweifelt das Gesicht aus die über
den Tisch geworfsnen Arme drückte.

„Franccsco!"

Cr fuhr in die tzöhe, starrte mich erst an wis ein
Gespenst und rttz mich dann mit ersttcktem Iubelruf in die
Arme.

„Laß mich wieder gchen", bat ich. „Zu Hause darf
man mich nicht vermiffen. Was mich troh mcines gutcn
Vorsatzes zu dir ttieb, verstehen ja doch nur wir beide."

Die leuchtenden Augen tauchten in die meinen. „Das
war lieb, Maus, wirklich lieb, daß du heute den CIn-
samen suchtest, an den sonst kein Mensch gedacht hat.
Mcine enttetzliche Stimmung ist wie verflogen. Ich wcrde
mich doch allmählich an den Gedanken gcwöhnen müffen,
daß ich nicht mehr allein bin."

Er schlüpfte in seinen Mantel. „Ich bringe dich nach
Hause. Ich will selbst nicht, daß du vermißt wirst."

Einige Minuten später trat ich wieder unter die Gs-
sellschaft, die mttn Weggehen gar nicht bemerkt hatte.

In fröhlicher Sttmmung seierten wir weiter. Ich
selbst aber blisb sttll. Zmmer wieder dachts ich an Fran-
cesco, gn die wehe Haltung, mit dsr er über den Tisch
lehnt«, als ich in sein Zimmer ttat. War er so einsam?
War ich nicht bei ibm? Nie würde ich begreifen, was
in diesem seltsamen Menschen vorging, nie konnte ich er-
kennen, was er wirklich dachte...

Der nächste Tag zttgte mir wieder die Art Gualtteros.
Ls war ttn klarer, herrlicher Tag, nur ein ganz milder
Wind, nicht der gssürchtet« Vora wehts. Auf der Piazza
Grande war Konzert. Langsam promenierte ich unter den
Klänqen der Musik hin und her.

Da sah ich plöhlich Gualtiero 1n einer sehr vornehmen
Gesellschaft von Hcrren und Danien. Gualttero patzte
t zu dieser Gesellschast, er war sehr slegant in seinem
llen Anzug; ttn glänzender, verwöhnter Kavalier. Hoch-
müttg stch «r gerad« aus.

«ortketzema kiMUj
 
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