Nr. 141
Fernspreche»S.-A. 7351—53.
„Heidelberger Neueste Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger"
Seite 3
Lokal-Lhronik.
Heidclberg, 19. Juni 1936.
Aebergaöe des Stadtgariens.
Gestern nachmittag fand im Stadtgarten ein klei-
Uebergabe-Äkt statt. Dazu hatten sich iv
"ster Linie die am Umbau Beteiligten und ein Teil
»er Ratsherren versammelt.
Oberbürgermeister Dr. Neinhaus dankte allen,
»>e am Entstehen des Stadtgartens in seiner neuen
8orm mitgeholfen haben, besonders Architekt Franz
^uhn als Entwerfer des Plans, Architekt Konrad
3ahn, Gartengestalter Kayser, allen Arbeitern am Dau
»nd an der Gartengestaltung ohne Unterschied. Die
«tadtverwaltung habe sehr viel Zeit gebraucht, ehe
Ue sich entschlossen habe, bis er dann anstelle des
-oOOOO-Mark-Projekts dieses neue mit nur 80 000 Mk.
yabe vorschlagen können. Nu" sei der Bau in noch
Ulcht drei Monaten. also in kürzester Frist entstanden,
und auch der Garten stehe vor der Vollendung. Die
«tadtverwaltung erkenne diese Leistung aller im Ge-
Meinschaftsdienst Stehenden umsomehr an, als das
«etter lange Zeit ungünstig war und die Lohnsätze
ehr gering stnd. Die Stadt wolle deshalb die sonst
uvliche Feier nicht halten, sondern in Anerkennung der
^trbeit den Beteiligten eine besondere Zuwcndung ge-
"en. Der Oberbürgermeister erinnerte an die Geschichte
oez Gartens, dankte Innenminister Pflaumer, der als
aiter Freund Heidelbergs das Baudarlehen zur Ver-
lUgung stellte, dem Zementwerk für leine Mithilie und
stkannte die Arbeit des bisherigen Stadtgartenpächters
^illi Schneider an. Er drückte die Ueberzeugung
uus, daß auch der neue Pächter Carl Fatz alles tun
Ulerde, um die erfolgreiche Weiterentwicklung zu
achern. An die Heidelberger richtete er den Appell,
?as neue Werk zu stützen und zu fördern. damit es das
Ulerde, was wir nns von ihm veriprechen.
. C arl Fatz dankte für die Worte und versprach
^lu treuer Walter des Unternebmens zu sein.
^ Anschlietzend waren alle Teilneymer der kleinen
'teier dann noch kurze Zeit bei einer Taffe Kafsee bei-
'antmen.
Der Lindentanz iv Handschuhsheim.
Am kommenden Sonntag.
Dort auf dem Lindenplatz bei der alt-ehrwür-
?la«n katholischen Kirche des Stadtteils Handschuhs-
«lm, die ehedem öen beiden christlichen Konfessionen
uks Gotteshaus diente, stand bis zum vorigen Jahr die
Dorflinde. Verglichen mit ihren Schwestern in
Dörfern der Umgegend, hat sie mit ihren fast hun-
in-» ^uhren verhältnismätzig früh das Zeitliche segnen
Mssen. Der Sturm hatte ihr im Lauf der Zeiten man-
Ast und manches Zweiglein genommen: doch im-
hatte sie die Schäden übcrwunden und ihren Le-
^.«nsmillen behauptct. AlO aber im letzten Spätsommer
ZN plötzlich aufgetretener Orkan ihre Krone zerritz, da
x u? es nm ste geschehen. Ein einziqer zerzaustcr Ast nur
j^ute stch noch müd zum Himmel. Der einst stolze Baum,
-,r Generationen von Handschuhsheimer Bürgerskindern
-Ut ihrem ersten Gang zur Schule sah, ivar znr Ruine
d°s?orden. Der geschichtlichen Bedeutung der Linde für
^n stadtteil Handschuhsheim Rechnung tragend und in
zjUhrung einer alten Tradition hat die Stadtgärtnerei
Vaumruine beseitigt und an ihre Stelle eine sunge .
n M m i g e Linde gepflanzt.
z Der Turnverein Handschuhsheim 1886,
^ neben der Pflege der Leibesübungen auf fast allen
^pleten der turnerischen Sportarten nnd der Pslege des
^jZnnergesang stch die hohe Aufgabe gestellt hat,
1g?. Polkssittcn zu pflegen und der darum aucki im Jahr
den Lindentanz aus seinem Dornröscbenschlaf wie-
t n «rweckt hat, wird auch am kommenden Sonn-
T 8 den bistorischen Tanz unter der neuen Linde zur
tznrchführnng bringen und wird damit der weitbekannten
hsti sckmhsheimer Kirchweihe einen würdigen Auf-
stn Aeben. Wiederum wird dem Tanz unter der Linde
Feftzug durch den Ort mit Festordnern in alter
h°>t°l>lscher Tracht vorausgehen, getreu den schriftlichen
zh?sriicferungen des Handsuchhsheimer Pfarrers
^llhling.
Auch in diesem Jahr winkt dem alücklichen Tänzer-
hIll ein stattlicher Hammel als Preis. Der Tanz
um 2 Uhr statt. K. Sch.
Heidelberg in Sicht.
»y, öch komme von Rohrbach her. Auf einer Bank
stp^Eadteingang machc ich ein bitzchon Rast. Hell
siwshlet has dunkle Grün der Bäume im Strahl der
ihx Oden Abendsonne. Jm Gebüsch singt eine Amsel
lytzlrohes Lied. Der laute Stratzenverkehr stört sie
z. Es geht hinein m die Stadt und heraus aus
Stadt. Aber viel mehr hinein in die Stadt.
sHe^ort kommt ein ganzer Autobus voller Men-
^-ris Dach ist zurückgeschlagen. Einige Fahrgästc
iln Wagen aufgestanden. Die Erwartung läßt ste
Mehr ruhig sitzen. Jhr Blick schweist freudig um-
'^.Sie trinkcn förmlich Heidelberg.
sttzi^tzt folgen fremde P e rso n en w a g en. Jh-
^o^^ummernschild nach kommen ste von weit her.
«ben sind sie gerast. Doch schon verlangsamt sich
^ld-r ürlich das Tempo. Jetzt hebt das Schauen an.
g?b«rg hat sie schon in seinen Zanber gebannt.
?>e dIiwischen kommen Radfahrergruppen.
ni rn heute gewiß eine größere Tagestour hinter
sonst. Sie wollten ja das eine große Ziel er-
Zlig^l Heidelberg. Jetzt haben sie's geschasst Jhre
^tr-o leuchten. Nun ernten sie den Lohn für die
,«iides Tags. Wie oft und wie viel haben sie
»hh meser Wunderstadt gesprochen. Nun sind sic da
Lenießen.
^'Ne Wanderschar tippelt daher. Mit schwe-
?sthi?Ucksäcken und Mandolinen und Lauten. Braun-
zst ^?ünte Burschen und Mädel. Sie streben bestimmt
^hi^Ugendherberge zu. Alle Müdigkeit der letzten
ist verschwunden. Jm strammen Gleichschritt
s? sv ^ren sie an mir vorüber. Nun weitz ich es, was
7>ein..oeschwingt, was in ihnen singt und klingt. Esti
summen sie vor sich hin, Jn seinem Tak:
Nhz^ert sich's leicht und sroh. All ihr Sehnen, ihre
Zst,,. Hoffnung, ihre gespannte Erwartung lieg'.
-Alt-Heidelberg, duFeine . .
K. 6.
Hrotzmarkthalle handschuhshein».
k Bericht vom 18. Juni.
Ebeeren ->) 27 bis 80, d) 22,5, Walderdbeeren 43 bis
tzk Stz 'Ken ») 20 bis 30, b) 10 bis 19, Sauerkirschen 24
> '"»hannisbeeren 25 bis 30, Stachelbeeren 15 bis 17,
tzdiß °ren 4g hjZ 55 Heidelbeeren 41 bis 45, Rhabarber
d-Sz '.Kopfsalat 2 bis 6. Spargel H 29 bis 31. b) 20
V.l/A io bis 11, Kohlrabi 5, Erbsen s) 8 bis 11, d) 6
?!?kten 4 bis 6, Blmnenkohl 30 bis 40, Wirsing
^ S' Heitzkraut 6. Schlangengurken 21 bis 25, Zwie-
Anstihr und Nachfrage sehr gut, Erbsen ver-
Gin neuer Slern in Seidelberg entbeikl.
Enlttanben -urch eine Katattrovbe im Weitail.
Heute Nacht wurde auf der Königstuhlsternwarte
bei Heidelberg durch den Astronomen K. Himpel
em heller neuer Stern im Sternbild
Lacerta entdeckt. Der Stern befindet sich unge-
fähr drei Grad südöstlich des Sterns Delta im Stern-
bild Cepheus und war zur Aeit der Entdeckung zwi-
schen dritter und vierter Grötze.
Bei dem Ausslammen eines nenen Sterns handelt
es sich stets um cine gewaltige Katastrophe,
bei der ein Slern durch innerc Ursache zur Explo-
sion gebracht wird. Die Sichtbarkeit eincs neuen
Sterns ist allerdings zeitlich begrenzt. Wie man be-
reits bei srüheren neuen Sternen beobachten konnte.
erreichte ein solcher Stern zuweilen innerhalb von eini-
gen Stunden die Leuchtkraft eines Sterns erster Grö-
ße; jedoch schon nach wcnigen Tagen nahm die Hel-
ligkeit ab, und nach einigen Monaten war der neue
Stern nur noch durch starke Fernrohre zu sehen.
Der letzte neue Stern leuchtete im Dezember 1934
im Sternbild Herkules auf.
Aus Potsdam geht uns in diesem Zusammen-
hang ferner solgende Meldung des DNB zu:
Die Sonnenfinsternis konnte heute in aller Frühe
beim schönsten Wetter vom Potsdarner Astro-Physika-
lischen Observatorium beobachtet werden. Einen ganz
besonderen Reiz gewann diese Finsternis durch ihr
völlig zusälliges Zusammentresfen mit dem Auftreten
eines sehr hellen neuen Sterns. Gegen ein
Uhr nachts kam plötzlich von der Sternwarte Babels-
berg folgende Alarmnachricht: „Ein heller neuer Stern
dritter Grötze ist im Sternbild des Cepheus." Wer
nur einigermatzen weitz, was eine solche Entdeckung be-
deutet, wird ermessen können, in welcher Ausregung
sämltchie Jnstrumente des Observatoriums sofort klar-
gemacht wurden, um die kurze Zeit bis zum Hellwer-
den noch für die Beobachtung des neuen Stevns aus-
zunutzen, Jn der Tat konnte dieser Stern, der von
D.r Hoffmeister, dem Leiter der Abteilung Sonnenberk
der Babelsberger Sternwarte, entdeckt w"rde, in Pots-
dam sehr genau beobachtet und sein § I ctrum ausge-
nommen werden. Sofort gehen nun die Telegramme
in alle Welt hinaus, um alle Sternwarten der Erde für
weitere Beobachtungen aufzurusen,
*
Es sei dieser Meldung aus Potsdam hinzugefü't,
daß der Stern auf Königstuhl-Sternwarte durch Kurt
Himpel bereits um 11 Uhr und 10 Mi--
nuten mitteleuropäischer Zeit l— 10.10 Uhr Welt-
zeit) entdeckt wurde. Himpel hat ihn demnach als
Erster entdeckt. Die Meldung wurde schon 50 Minu-
ten später der astronomischen Zcntralstelle Kiel tele-
graphiert.
Zur Stunwmbfeier auf -em Seiligen Berg.
Einiges über die Feftfoige.
Die Festgestaltung der S 0 n n w e n d f e ie r der
NSDAP (Gau Baden) am kommenden Samstag
Abend auf dem Heiligen Berg ist, wie schon berichtet,
dem Reichsarbeitsdienst übertragen worden. Seine
Arbeitsmänner werden es also sein, die alle mit der
Feier zusammenhängenden Gcstaltungen und Vorfüh-
rungen ausführen, und aus seinen Kreisen stammt
auch der Text der vorzutragenden Weihesprüche und
Sprechchöre. Dcr eigentliche Sprechchor im bisherigen
Sinn wird übrigens nur in ganz geringem Umfang
verwendet, da es sich vielmehr in der Hauptsache um
E i n z e l s p r e ch e r handelt,
Von der Festfolge sei noch mitgeteilt, daß be-
sonders ins Auge sallende Punkte die Flagenhissung,
ein Fackelreigen und das Entzünden des Holzstoßes
sein werden. Der Wortlaut der vorzutragendon Sätze
behandelt teils den alten deutschen Glauben an die be-
lebende Krast der Sonne, teils die Auserstehung des
deutschen Reichs zu neuer Kraft und Stärke. Die An-
sprache des Vertreters der Partei soll nur etwa zehn
Minuten dauern. Die Musik stellt der Gaumusikzug
des Arbeitsdiensts in Baden. Alle Abteilungen des
Arbeitsdiensts im Gau Baden entsenden eine Fahnen-
abordnung, und außerdem werden über 1000 Ärbeits-
Männer aus der Umgebung zur Mitwirkung und Mit-
hilfe bei der Feier nach Heidelberg kommen, Der
Stafettenlauf des Arbeitsdiensts „Pom Bodensee
zum Neckar" wird so eingerichtet, daß die letzte Staffel
unmittelbar vor Beginn der Feier auf dem Heiligen
Berg eintrifft.
*
Anordnungen sür die Feier.
Am Samstag, den 20. Juni, feiert der Gau Baden
die Sonnwende zum zweitenmal auf der Ferer-
stätte Heiliger Berg. Der Arbeitsgau XXVII des
Reichsarbeitsdienstes, der die Feierstätte gebaut hat, ge-
staltet die Sonnwendfeier. Die Volksgenossen, die diese
Weihestunde miterleben wollen, müssen folgendes b-e-
achten:
Um 21 Uhr müffen die Plätze eingenommen
sein. Rauchen, Wegwerfen von Papier und anderen
Resten haben auf der Feierstätte zu unterbleiben. Auch
von Beifallskundgebungeri ist abzusehen. Auf einer Feier-
stätte hat immer Ordnung und Disziplin zu herrschen.
Um zu verhindern, datz die Feierstätte über-
füllt wird, und jeder Volksgenosse, der eine Karte be-
sitzt, die Gewihheit hat, datz er noch Platz bekommt, wur-
den insgesamt nur 10 000 Einlahkarten auS-
gegeben. Es wird dringend empfohlen, sich die Karten
schon imVorverkanf zu sichern.
Die Karten wurden in r 0 t e r und grüner Farbe
ausgegeben. Die roten Karten haben Gültigkeit für die
östliche Hälfte der Feierstätte, die grünen für die west-
liche. Die Jnhaber von roten Karten können nur durch
den östlichen Eingang (an der Südseite der Feierstätte)
ihre Plätze einnehrnen, die Jnhaber von grünen Karten
nur durch den westlichen Eingang. Von der Nordseite aus
kann die Feierstätte nicht betreten werden.
Damit der Anmarsch rasch und reibungslos vonstatten
geht, werden die Volksgenossen ersucht, bei dem An-
marsch die Waldwege zu benutzen, die direkt zu dem
für ihre Karte zuständigen Eingang führen. Für den Ab-
marsch gilt das Gleiche wie für den Anmarsch in erhöhtem
Mah.
Ab 19 Uhr ist durch di« Strahen- und Bergbahn AG
ein A u t 0 b u s v e r k e h r ab Tiefburg (Handschuhsheim)
bis zum Auto-Parkplatz vor der Feierstätte auf dem „Hei-
ligen Berg" eingerichtet. Der Fahrpreis beträgt einfach
60 Pfg. pro Person.
Den Anordnungen der Ordner und Wsperrmann-
schaften ist unbedingt Folge zu leisten.
Die Einlatzkarten sind bei folgenden V 0 rver -
kaufsstellen zu haben: Sämtliche Stadtortsgruppen
der NSDAP, Verkehrsamt (Leopoldstr.), Musikhaus Hoch-
stein in der Hauptstraße, Musikhaus Reiher und Kurth
in der Brückenstraße, Musikhaus Pfeiffer m der Graben-
gasse, Völkische Buchhandlung in der Leopoldstratze, Papier-
handlung Münz in der Bahnhofstratze, Zigarrenhaus
Schuhmacher in Handschuhsheim.
Der Eintrittspreis beträgt einschließlich Sonnwend-
Plakette SO Pfg,
Bezüglich Berkehrsregelung für Fußgänger sowie
Kraftfahrzeuge wird auf die Anordnungen der Polizei-
direktion Heidelberg hingewiesen,
NSDAP, Kreisleitung Heidelberg.
Reuenbeim ztvel Stundeu in Suukel gebillll.
Eine eindrulksvvlle llebung ber LMchutzorlsgrupve.
Nachdem vor einigen Wochen in der Mittelstadt
eine wohlgelungene Verdunkelungsübung
durchgeführt worden war, galt dem Stadtteil Neuen -
heim gestern abend ein gleicher Versuch der von der
Heidelberger Ortsgruppe des Reichsluftschutz-
bundes im ganzen Stadtgebiet und auch iu den
Vororten durchzuführenden Uebungcn. Wie aus den
Ankündigungen bekannt war, handelte es sich um das-
jenige Neuenheimer Gebiet, das im Norden von
der Blumcnthalstratze begrenzt wird, im Westen
von der Güterbahnlinie, einschließlich Tiergarten, im
Süden durch den Neckar und im Osten bis zur
Neuenheimer Landstraße 40, einschlietzlich Albert-
Uebcrle-Straße und Philosophenweg. Der Hetdelberger
Luftschutzbund hatte mit seinen Hilfskräften die Block-
warte und die Hauswarte in die Uebung miteinbezo-
gen, die in ihren Bezirken die Hausbesitzer und Haus-
bewohner aufs sorgfältigste instruiert hatten und auch
fast durchweg das nötige Verständnis in der Durchfüh-
rung ihrer Anordnungen von der Bevölkernng ent-
gegengebracht bekamen, Es dars im Hinblick oarauf,
datz die gestrige Verdunkelungsübung im Sladtteil
Reuenheim ein etwa dreimal so grotzes Gebiet als das
der Mittelstadt umfaßle — es waren diesmal etwa
3000 Häuser (gegen 1W0 in der Mittelstadt) mit 14 500
(4500) Eiuwohnern —, >m grotzen ga-nzen festgestellt
werden, datz di« Bevölkerung sich in mustergültigcr
Disziplin — von nur einigen wenigen Ausnahmen ab-
gesehen, die offenbar die Notwendigkeil dieser Matz-
nahmen immer noch nicht recht ersaßt haben —, in
der reibungslosen Durchführung der Verdunkelungs-
übung durch genaue Befolgung der Anordnungen ein-
geschaltet hatte und mitwirkte, um den gewünschten
Erfolg, der im vollständigen Eindruck des verdunkelten
Stadtteils liegt, zu sichern,
Pünktlich um 9 Uhr waren auf dem Neuenheimer
Marktplatz die Luftschutzgruppe, eine starke Poli-
zeiabteilung, sowie die Sanitätsgruppe angetreten, um
von ihren Führern letzte Jnstruktionen zur planmäßi-
gen Durchführung der Verdunkelungsübung zu em-
pfangen. Jnzwischen waren die Verrreter der staat-
lichen und städtischen Behördon, der Partei, des NSKK
auf dem Platz erschienen, ebenso betonte die besondere
Bedeutung der gestrigen Uebung die Anwescnheit von
Bezirksgruppensührer im RLB Standartenführer Berg
(Karlsruhe). Die Vertreter des Hausbesitzer- und des
Mictervereins gaben durch ihre Anwesenheit dem Geist
der Gemeinsamkeit in der Mitarbeit bei den vaterlän-
dischen Arbeiten des Luftschutzes Ausdruck, wie sie auch
bei der Begehung des Verdunkelungsgebiets wertvolle
Ersahrungen sammeln konnten, um die in ihren Rei-
hen erwünschte Aufklärungsarbeit zu leisten.
Der rcibungslose Verlauf der Uebung.
Die Uebung leitete Ortskreisgruppenführer Holl.
Nachdem er den geladenen Gästen den Grutz entboten
hatte, teilte er den Plan zur Uebung mjt. Zwei
Kanonenschläge gaben um (410 Uhr pünktlich das Zei-
chsn zur allgemeinen Verdunkelung des
Gebiets, Schlagartig verlöschten die Straßenlaternen,
die Lichter in den Wohnräumen und Hösen, Straßen-
bahn, Autos, und Motorräder suhren abgeblendet,
ebvnso sonstige Fuhrwerke, die Radfahrer hatten abzu-
steigen und thre Räder zu schieben, kurz und gut, der
Eindruck der Verdunkelung war sofort allgemein
Kontrollpatrouillen, die in Stärke von 20 Mann
Polizei, stcts je ein Polizist und cin Mann vom RLB,
das Sperrgebiet durchstreiften, sahndeten eifrig nach
solchen Volksgenossen, die, allerdings in verhältnis-
mätzig geringer Zahl, immer noch uicht ihrer Pflicht den
Anordnungen gegenüber nachgekommen waren. Dä
hatte sogar ein Wirt nicht nur das Oberlicht der Ein-
gangstür zu, seiner Wirtschaft nicht abgeblendet, son-
dern auch den Hof beleuchtete ein heller Lichtschein.
Vorbildlich war dagegen das Abblenden von seinem
Nachbar durchgeführt, wo trotz vorbandener Beleuch-
tung der Wirtschaftsräume mit einfachen, zweckmäßi-
gen Mitteln dafür Sorge getragen worden war daß
auch nicht der kleinste Lichtstrahl n-ach außen drang.
Auch in den oberen Wohnungen mutz sorgfältiger ab-
gebleudet werden, insbesondere dürfen Dachienster
durch nach der Höhe wirkendes Licht kein Ziel bietcn,
Das Abblenden der Automobile genügt
Freitag, 19. Zimi 1936
in der gestrigen Durchführung noch nicht und mutz
noch vollständiger durchgeführt werden.
Einen besonders guten Einblick in die Verdunke-
lungszone gewährte eine Höhenfahrt aus de«
Mönchberg und über die Bergstratze bis zum Sieben-
mühlental. Hierbei konnte festgestellt werden, datz tat--
sächlich der Zweck der Uebung sast völlig erreichi wor->
den war.
Allgemein lobende Anerkcnung bei der Kritik.
Um (412 Uhr, nach Schlutz der Uebung, versan»-
melte man sich im „Kaiserhof" zur Entgegennahme der
Dr. Wollschitt begrüßte die Gäste, so u. a.
Landrat Naumann, Polizeidirektor Henninger, die Ber-
treter der Partei, der staatlichen und städtischen
Behörden, Bezirksgruppenführer Berg (Karlsruhe), Er
dankte den behördlichen Stellen für die tatkräftige Mit--
wirkung im Bestreben, den Gedanken des Luftschutzes
in die weitesten Kreise vorzutragen. Ferner würdigte
der Redner die sorgfältige Vorbereitung und rei-
bungslose Durchführung der Uebung nnd stelltc es als
Ziel anf, mit aller Energie dahin zu wirken, daß auch
der letzte Volksgenosse von der Notwendigkeit des Luft--
schutzes durchdruugen sei. Die Hauswarte müßte«
noch beffer auf dem Posten sein.
Professor Röhrer, der Schulungsleiter der Ots--
gruppe des RLB, sowie Polizeidirektor Henninger
verbreiteten sich in emgehenden Darlegungen über die
Vorbereitung und Durchführung der Uebung, gaben
verschiedene Anregungen und Wünsche und sprachen
schlietzlich im allgcmeinen ihre Zufriedenheit über den
bisher erzielten Erfolg aus, indem sie allen bei der
Verdunkelungsübung Beteiligten den Dank sür die ge--
leistete Mitarbeit aüssprachen.
Rachdem noch der Bezirksgruppenleiter der Be-
zirksgruppe Nordbaden, Standartensührer Berg sich
in anerkennenden Worten über das bisher auf dem wich-
tigen vaterländischen Gebiet der Luftschutzarbeit Er-
reichte ausgesprochen und allen Mitarbeitern bei die-
sem Gemeinschaftswerk seinen herzlichen Dank ausge-
sprochen hatte, schloß Dr. W 0 llschitt mit dem Dank
an die Redner und dem Gruß an den Führer den
Abend. — Die nächste Verdunkelnngsübung gilt dem
Stadtteil Handschuhsheim und soll am 13. Juli
stattfinden. bär.
—* Feigen und Cypressen. Neuerdings sind wie-
der mehr Feigenbäume bei uns angepflanzt
Worden, die in unserm warmen Klima bekanntlich
recht gut gedeihen. Einige Feigenbäume stehen auch
an der Wand des Badehauses. Gerade auch ste sollen
unser mildes Klima dem Fremden gegenüber wndeu-
ten. Diese Feigenbäume, die seinerzcit von Jtalicn
beschafft wurden, gedeihen am Badehaus infolge des
Mauerschutzes tadellös, und es darf sogar eine gute
Ernt« erwartet werden. Die Versuche mit der An-
pflanzung der echten italienischen Cypresse haben
ebenfalls ein sehr gutes Ergebnis gezeitigt. Die vier
dort angcpflanzten Bäume machen durch ihre Säulen-
gestalt ganz und gar „italienischen" Eindruck, zumal sie
kräftig gedeihen und einen schönen Fruchtbehang auf-
weisen. Der Versuch zeigt, daß man auch diese
Südländergewächse bei uns anpflanzen kann, nachdem
Mandeln, Edelkastanien und Feigen hier schon seit
langem heimisch sind.
—* Leistungrnachweis sür crwerbslose Angehörige
der Fachschaft Bühne. Am Sonntag, den 21. Juni,
um 11 Uhr findet auf der Bühne des Nationaltheqters
Mannhei mein Leistungsnachweis für erwebbslose Mit-
glieder der Fachschast Bühne statt. Der Nachweis erstreckt
sich auf Opern- und Chorsänger bezw. -sängerinnen, so-
wie Schauspieler und Schauspielerinnen. Alle nicht
beim Arbeitsamt gemeldeten erwerbs-
losen Mitglieder der Fachschaft Bühne wollen sich
umgehend unter Angabe ihrer Adresse beim Obmann der
Fachschaft, Wilhelm Trieloff, Nationalthcater. melden.
Die Eöbringung des Leistungsnachweises ist Pflicht
jedes Bühnenmitgliedes.
—* Dom Dcutschen Bolksbildungswcrk. Am Dienstag
abend fand im Nestaurant „Bergbräu" eine Besprechung
der Leiter des Deutschen Volksbildungswerkes mit Ver-
tretern der hiesigen volksbildenden Vereinigungen statt.
zur Festsetzung eines Arbeitsprogramms für
den kommenden Winter, das gegenüber dem
bisherigen Programm wesentlich erweitert werden soll.
Kreisschulungsleiter Pg. I 0 0 s leitete und eröffnete dis
Bersammlung, worauf der Leiter des Deutschen Volks-
bildungswerks (DVBW) Heidelberg Pg, Prof, Dr. D 0 rn
einen kurzen Ueberblick Lber Zweck und Ziel des DVBW
Das Abzcichen iür den diesjährigen Parteitag.
Die Reichsparteitagsplakette 1936, entworfen von Prof.
Richard K l e i n, München. (Heinr. Hoffmann, K.)
Fernspreche»S.-A. 7351—53.
„Heidelberger Neueste Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger"
Seite 3
Lokal-Lhronik.
Heidclberg, 19. Juni 1936.
Aebergaöe des Stadtgariens.
Gestern nachmittag fand im Stadtgarten ein klei-
Uebergabe-Äkt statt. Dazu hatten sich iv
"ster Linie die am Umbau Beteiligten und ein Teil
»er Ratsherren versammelt.
Oberbürgermeister Dr. Neinhaus dankte allen,
»>e am Entstehen des Stadtgartens in seiner neuen
8orm mitgeholfen haben, besonders Architekt Franz
^uhn als Entwerfer des Plans, Architekt Konrad
3ahn, Gartengestalter Kayser, allen Arbeitern am Dau
»nd an der Gartengestaltung ohne Unterschied. Die
«tadtverwaltung habe sehr viel Zeit gebraucht, ehe
Ue sich entschlossen habe, bis er dann anstelle des
-oOOOO-Mark-Projekts dieses neue mit nur 80 000 Mk.
yabe vorschlagen können. Nu" sei der Bau in noch
Ulcht drei Monaten. also in kürzester Frist entstanden,
und auch der Garten stehe vor der Vollendung. Die
«tadtverwaltung erkenne diese Leistung aller im Ge-
Meinschaftsdienst Stehenden umsomehr an, als das
«etter lange Zeit ungünstig war und die Lohnsätze
ehr gering stnd. Die Stadt wolle deshalb die sonst
uvliche Feier nicht halten, sondern in Anerkennung der
^trbeit den Beteiligten eine besondere Zuwcndung ge-
"en. Der Oberbürgermeister erinnerte an die Geschichte
oez Gartens, dankte Innenminister Pflaumer, der als
aiter Freund Heidelbergs das Baudarlehen zur Ver-
lUgung stellte, dem Zementwerk für leine Mithilie und
stkannte die Arbeit des bisherigen Stadtgartenpächters
^illi Schneider an. Er drückte die Ueberzeugung
uus, daß auch der neue Pächter Carl Fatz alles tun
Ulerde, um die erfolgreiche Weiterentwicklung zu
achern. An die Heidelberger richtete er den Appell,
?as neue Werk zu stützen und zu fördern. damit es das
Ulerde, was wir nns von ihm veriprechen.
. C arl Fatz dankte für die Worte und versprach
^lu treuer Walter des Unternebmens zu sein.
^ Anschlietzend waren alle Teilneymer der kleinen
'teier dann noch kurze Zeit bei einer Taffe Kafsee bei-
'antmen.
Der Lindentanz iv Handschuhsheim.
Am kommenden Sonntag.
Dort auf dem Lindenplatz bei der alt-ehrwür-
?la«n katholischen Kirche des Stadtteils Handschuhs-
«lm, die ehedem öen beiden christlichen Konfessionen
uks Gotteshaus diente, stand bis zum vorigen Jahr die
Dorflinde. Verglichen mit ihren Schwestern in
Dörfern der Umgegend, hat sie mit ihren fast hun-
in-» ^uhren verhältnismätzig früh das Zeitliche segnen
Mssen. Der Sturm hatte ihr im Lauf der Zeiten man-
Ast und manches Zweiglein genommen: doch im-
hatte sie die Schäden übcrwunden und ihren Le-
^.«nsmillen behauptct. AlO aber im letzten Spätsommer
ZN plötzlich aufgetretener Orkan ihre Krone zerritz, da
x u? es nm ste geschehen. Ein einziqer zerzaustcr Ast nur
j^ute stch noch müd zum Himmel. Der einst stolze Baum,
-,r Generationen von Handschuhsheimer Bürgerskindern
-Ut ihrem ersten Gang zur Schule sah, ivar znr Ruine
d°s?orden. Der geschichtlichen Bedeutung der Linde für
^n stadtteil Handschuhsheim Rechnung tragend und in
zjUhrung einer alten Tradition hat die Stadtgärtnerei
Vaumruine beseitigt und an ihre Stelle eine sunge .
n M m i g e Linde gepflanzt.
z Der Turnverein Handschuhsheim 1886,
^ neben der Pflege der Leibesübungen auf fast allen
^pleten der turnerischen Sportarten nnd der Pslege des
^jZnnergesang stch die hohe Aufgabe gestellt hat,
1g?. Polkssittcn zu pflegen und der darum aucki im Jahr
den Lindentanz aus seinem Dornröscbenschlaf wie-
t n «rweckt hat, wird auch am kommenden Sonn-
T 8 den bistorischen Tanz unter der neuen Linde zur
tznrchführnng bringen und wird damit der weitbekannten
hsti sckmhsheimer Kirchweihe einen würdigen Auf-
stn Aeben. Wiederum wird dem Tanz unter der Linde
Feftzug durch den Ort mit Festordnern in alter
h°>t°l>lscher Tracht vorausgehen, getreu den schriftlichen
zh?sriicferungen des Handsuchhsheimer Pfarrers
^llhling.
Auch in diesem Jahr winkt dem alücklichen Tänzer-
hIll ein stattlicher Hammel als Preis. Der Tanz
um 2 Uhr statt. K. Sch.
Heidelberg in Sicht.
»y, öch komme von Rohrbach her. Auf einer Bank
stp^Eadteingang machc ich ein bitzchon Rast. Hell
siwshlet has dunkle Grün der Bäume im Strahl der
ihx Oden Abendsonne. Jm Gebüsch singt eine Amsel
lytzlrohes Lied. Der laute Stratzenverkehr stört sie
z. Es geht hinein m die Stadt und heraus aus
Stadt. Aber viel mehr hinein in die Stadt.
sHe^ort kommt ein ganzer Autobus voller Men-
^-ris Dach ist zurückgeschlagen. Einige Fahrgästc
iln Wagen aufgestanden. Die Erwartung läßt ste
Mehr ruhig sitzen. Jhr Blick schweist freudig um-
'^.Sie trinkcn förmlich Heidelberg.
sttzi^tzt folgen fremde P e rso n en w a g en. Jh-
^o^^ummernschild nach kommen ste von weit her.
«ben sind sie gerast. Doch schon verlangsamt sich
^ld-r ürlich das Tempo. Jetzt hebt das Schauen an.
g?b«rg hat sie schon in seinen Zanber gebannt.
?>e dIiwischen kommen Radfahrergruppen.
ni rn heute gewiß eine größere Tagestour hinter
sonst. Sie wollten ja das eine große Ziel er-
Zlig^l Heidelberg. Jetzt haben sie's geschasst Jhre
^tr-o leuchten. Nun ernten sie den Lohn für die
,«iides Tags. Wie oft und wie viel haben sie
»hh meser Wunderstadt gesprochen. Nun sind sic da
Lenießen.
^'Ne Wanderschar tippelt daher. Mit schwe-
?sthi?Ucksäcken und Mandolinen und Lauten. Braun-
zst ^?ünte Burschen und Mädel. Sie streben bestimmt
^hi^Ugendherberge zu. Alle Müdigkeit der letzten
ist verschwunden. Jm strammen Gleichschritt
s? sv ^ren sie an mir vorüber. Nun weitz ich es, was
7>ein..oeschwingt, was in ihnen singt und klingt. Esti
summen sie vor sich hin, Jn seinem Tak:
Nhz^ert sich's leicht und sroh. All ihr Sehnen, ihre
Zst,,. Hoffnung, ihre gespannte Erwartung lieg'.
-Alt-Heidelberg, duFeine . .
K. 6.
Hrotzmarkthalle handschuhshein».
k Bericht vom 18. Juni.
Ebeeren ->) 27 bis 80, d) 22,5, Walderdbeeren 43 bis
tzk Stz 'Ken ») 20 bis 30, b) 10 bis 19, Sauerkirschen 24
> '"»hannisbeeren 25 bis 30, Stachelbeeren 15 bis 17,
tzdiß °ren 4g hjZ 55 Heidelbeeren 41 bis 45, Rhabarber
d-Sz '.Kopfsalat 2 bis 6. Spargel H 29 bis 31. b) 20
V.l/A io bis 11, Kohlrabi 5, Erbsen s) 8 bis 11, d) 6
?!?kten 4 bis 6, Blmnenkohl 30 bis 40, Wirsing
^ S' Heitzkraut 6. Schlangengurken 21 bis 25, Zwie-
Anstihr und Nachfrage sehr gut, Erbsen ver-
Gin neuer Slern in Seidelberg entbeikl.
Enlttanben -urch eine Katattrovbe im Weitail.
Heute Nacht wurde auf der Königstuhlsternwarte
bei Heidelberg durch den Astronomen K. Himpel
em heller neuer Stern im Sternbild
Lacerta entdeckt. Der Stern befindet sich unge-
fähr drei Grad südöstlich des Sterns Delta im Stern-
bild Cepheus und war zur Aeit der Entdeckung zwi-
schen dritter und vierter Grötze.
Bei dem Ausslammen eines nenen Sterns handelt
es sich stets um cine gewaltige Katastrophe,
bei der ein Slern durch innerc Ursache zur Explo-
sion gebracht wird. Die Sichtbarkeit eincs neuen
Sterns ist allerdings zeitlich begrenzt. Wie man be-
reits bei srüheren neuen Sternen beobachten konnte.
erreichte ein solcher Stern zuweilen innerhalb von eini-
gen Stunden die Leuchtkraft eines Sterns erster Grö-
ße; jedoch schon nach wcnigen Tagen nahm die Hel-
ligkeit ab, und nach einigen Monaten war der neue
Stern nur noch durch starke Fernrohre zu sehen.
Der letzte neue Stern leuchtete im Dezember 1934
im Sternbild Herkules auf.
Aus Potsdam geht uns in diesem Zusammen-
hang ferner solgende Meldung des DNB zu:
Die Sonnenfinsternis konnte heute in aller Frühe
beim schönsten Wetter vom Potsdarner Astro-Physika-
lischen Observatorium beobachtet werden. Einen ganz
besonderen Reiz gewann diese Finsternis durch ihr
völlig zusälliges Zusammentresfen mit dem Auftreten
eines sehr hellen neuen Sterns. Gegen ein
Uhr nachts kam plötzlich von der Sternwarte Babels-
berg folgende Alarmnachricht: „Ein heller neuer Stern
dritter Grötze ist im Sternbild des Cepheus." Wer
nur einigermatzen weitz, was eine solche Entdeckung be-
deutet, wird ermessen können, in welcher Ausregung
sämltchie Jnstrumente des Observatoriums sofort klar-
gemacht wurden, um die kurze Zeit bis zum Hellwer-
den noch für die Beobachtung des neuen Stevns aus-
zunutzen, Jn der Tat konnte dieser Stern, der von
D.r Hoffmeister, dem Leiter der Abteilung Sonnenberk
der Babelsberger Sternwarte, entdeckt w"rde, in Pots-
dam sehr genau beobachtet und sein § I ctrum ausge-
nommen werden. Sofort gehen nun die Telegramme
in alle Welt hinaus, um alle Sternwarten der Erde für
weitere Beobachtungen aufzurusen,
*
Es sei dieser Meldung aus Potsdam hinzugefü't,
daß der Stern auf Königstuhl-Sternwarte durch Kurt
Himpel bereits um 11 Uhr und 10 Mi--
nuten mitteleuropäischer Zeit l— 10.10 Uhr Welt-
zeit) entdeckt wurde. Himpel hat ihn demnach als
Erster entdeckt. Die Meldung wurde schon 50 Minu-
ten später der astronomischen Zcntralstelle Kiel tele-
graphiert.
Zur Stunwmbfeier auf -em Seiligen Berg.
Einiges über die Feftfoige.
Die Festgestaltung der S 0 n n w e n d f e ie r der
NSDAP (Gau Baden) am kommenden Samstag
Abend auf dem Heiligen Berg ist, wie schon berichtet,
dem Reichsarbeitsdienst übertragen worden. Seine
Arbeitsmänner werden es also sein, die alle mit der
Feier zusammenhängenden Gcstaltungen und Vorfüh-
rungen ausführen, und aus seinen Kreisen stammt
auch der Text der vorzutragenden Weihesprüche und
Sprechchöre. Dcr eigentliche Sprechchor im bisherigen
Sinn wird übrigens nur in ganz geringem Umfang
verwendet, da es sich vielmehr in der Hauptsache um
E i n z e l s p r e ch e r handelt,
Von der Festfolge sei noch mitgeteilt, daß be-
sonders ins Auge sallende Punkte die Flagenhissung,
ein Fackelreigen und das Entzünden des Holzstoßes
sein werden. Der Wortlaut der vorzutragendon Sätze
behandelt teils den alten deutschen Glauben an die be-
lebende Krast der Sonne, teils die Auserstehung des
deutschen Reichs zu neuer Kraft und Stärke. Die An-
sprache des Vertreters der Partei soll nur etwa zehn
Minuten dauern. Die Musik stellt der Gaumusikzug
des Arbeitsdiensts in Baden. Alle Abteilungen des
Arbeitsdiensts im Gau Baden entsenden eine Fahnen-
abordnung, und außerdem werden über 1000 Ärbeits-
Männer aus der Umgebung zur Mitwirkung und Mit-
hilfe bei der Feier nach Heidelberg kommen, Der
Stafettenlauf des Arbeitsdiensts „Pom Bodensee
zum Neckar" wird so eingerichtet, daß die letzte Staffel
unmittelbar vor Beginn der Feier auf dem Heiligen
Berg eintrifft.
*
Anordnungen sür die Feier.
Am Samstag, den 20. Juni, feiert der Gau Baden
die Sonnwende zum zweitenmal auf der Ferer-
stätte Heiliger Berg. Der Arbeitsgau XXVII des
Reichsarbeitsdienstes, der die Feierstätte gebaut hat, ge-
staltet die Sonnwendfeier. Die Volksgenossen, die diese
Weihestunde miterleben wollen, müssen folgendes b-e-
achten:
Um 21 Uhr müffen die Plätze eingenommen
sein. Rauchen, Wegwerfen von Papier und anderen
Resten haben auf der Feierstätte zu unterbleiben. Auch
von Beifallskundgebungeri ist abzusehen. Auf einer Feier-
stätte hat immer Ordnung und Disziplin zu herrschen.
Um zu verhindern, datz die Feierstätte über-
füllt wird, und jeder Volksgenosse, der eine Karte be-
sitzt, die Gewihheit hat, datz er noch Platz bekommt, wur-
den insgesamt nur 10 000 Einlahkarten auS-
gegeben. Es wird dringend empfohlen, sich die Karten
schon imVorverkanf zu sichern.
Die Karten wurden in r 0 t e r und grüner Farbe
ausgegeben. Die roten Karten haben Gültigkeit für die
östliche Hälfte der Feierstätte, die grünen für die west-
liche. Die Jnhaber von roten Karten können nur durch
den östlichen Eingang (an der Südseite der Feierstätte)
ihre Plätze einnehrnen, die Jnhaber von grünen Karten
nur durch den westlichen Eingang. Von der Nordseite aus
kann die Feierstätte nicht betreten werden.
Damit der Anmarsch rasch und reibungslos vonstatten
geht, werden die Volksgenossen ersucht, bei dem An-
marsch die Waldwege zu benutzen, die direkt zu dem
für ihre Karte zuständigen Eingang führen. Für den Ab-
marsch gilt das Gleiche wie für den Anmarsch in erhöhtem
Mah.
Ab 19 Uhr ist durch di« Strahen- und Bergbahn AG
ein A u t 0 b u s v e r k e h r ab Tiefburg (Handschuhsheim)
bis zum Auto-Parkplatz vor der Feierstätte auf dem „Hei-
ligen Berg" eingerichtet. Der Fahrpreis beträgt einfach
60 Pfg. pro Person.
Den Anordnungen der Ordner und Wsperrmann-
schaften ist unbedingt Folge zu leisten.
Die Einlatzkarten sind bei folgenden V 0 rver -
kaufsstellen zu haben: Sämtliche Stadtortsgruppen
der NSDAP, Verkehrsamt (Leopoldstr.), Musikhaus Hoch-
stein in der Hauptstraße, Musikhaus Reiher und Kurth
in der Brückenstraße, Musikhaus Pfeiffer m der Graben-
gasse, Völkische Buchhandlung in der Leopoldstratze, Papier-
handlung Münz in der Bahnhofstratze, Zigarrenhaus
Schuhmacher in Handschuhsheim.
Der Eintrittspreis beträgt einschließlich Sonnwend-
Plakette SO Pfg,
Bezüglich Berkehrsregelung für Fußgänger sowie
Kraftfahrzeuge wird auf die Anordnungen der Polizei-
direktion Heidelberg hingewiesen,
NSDAP, Kreisleitung Heidelberg.
Reuenbeim ztvel Stundeu in Suukel gebillll.
Eine eindrulksvvlle llebung ber LMchutzorlsgrupve.
Nachdem vor einigen Wochen in der Mittelstadt
eine wohlgelungene Verdunkelungsübung
durchgeführt worden war, galt dem Stadtteil Neuen -
heim gestern abend ein gleicher Versuch der von der
Heidelberger Ortsgruppe des Reichsluftschutz-
bundes im ganzen Stadtgebiet und auch iu den
Vororten durchzuführenden Uebungcn. Wie aus den
Ankündigungen bekannt war, handelte es sich um das-
jenige Neuenheimer Gebiet, das im Norden von
der Blumcnthalstratze begrenzt wird, im Westen
von der Güterbahnlinie, einschließlich Tiergarten, im
Süden durch den Neckar und im Osten bis zur
Neuenheimer Landstraße 40, einschlietzlich Albert-
Uebcrle-Straße und Philosophenweg. Der Hetdelberger
Luftschutzbund hatte mit seinen Hilfskräften die Block-
warte und die Hauswarte in die Uebung miteinbezo-
gen, die in ihren Bezirken die Hausbesitzer und Haus-
bewohner aufs sorgfältigste instruiert hatten und auch
fast durchweg das nötige Verständnis in der Durchfüh-
rung ihrer Anordnungen von der Bevölkernng ent-
gegengebracht bekamen, Es dars im Hinblick oarauf,
datz die gestrige Verdunkelungsübung im Sladtteil
Reuenheim ein etwa dreimal so grotzes Gebiet als das
der Mittelstadt umfaßle — es waren diesmal etwa
3000 Häuser (gegen 1W0 in der Mittelstadt) mit 14 500
(4500) Eiuwohnern —, >m grotzen ga-nzen festgestellt
werden, datz di« Bevölkerung sich in mustergültigcr
Disziplin — von nur einigen wenigen Ausnahmen ab-
gesehen, die offenbar die Notwendigkeil dieser Matz-
nahmen immer noch nicht recht ersaßt haben —, in
der reibungslosen Durchführung der Verdunkelungs-
übung durch genaue Befolgung der Anordnungen ein-
geschaltet hatte und mitwirkte, um den gewünschten
Erfolg, der im vollständigen Eindruck des verdunkelten
Stadtteils liegt, zu sichern,
Pünktlich um 9 Uhr waren auf dem Neuenheimer
Marktplatz die Luftschutzgruppe, eine starke Poli-
zeiabteilung, sowie die Sanitätsgruppe angetreten, um
von ihren Führern letzte Jnstruktionen zur planmäßi-
gen Durchführung der Verdunkelungsübung zu em-
pfangen. Jnzwischen waren die Verrreter der staat-
lichen und städtischen Behördon, der Partei, des NSKK
auf dem Platz erschienen, ebenso betonte die besondere
Bedeutung der gestrigen Uebung die Anwescnheit von
Bezirksgruppensührer im RLB Standartenführer Berg
(Karlsruhe). Die Vertreter des Hausbesitzer- und des
Mictervereins gaben durch ihre Anwesenheit dem Geist
der Gemeinsamkeit in der Mitarbeit bei den vaterlän-
dischen Arbeiten des Luftschutzes Ausdruck, wie sie auch
bei der Begehung des Verdunkelungsgebiets wertvolle
Ersahrungen sammeln konnten, um die in ihren Rei-
hen erwünschte Aufklärungsarbeit zu leisten.
Der rcibungslose Verlauf der Uebung.
Die Uebung leitete Ortskreisgruppenführer Holl.
Nachdem er den geladenen Gästen den Grutz entboten
hatte, teilte er den Plan zur Uebung mjt. Zwei
Kanonenschläge gaben um (410 Uhr pünktlich das Zei-
chsn zur allgemeinen Verdunkelung des
Gebiets, Schlagartig verlöschten die Straßenlaternen,
die Lichter in den Wohnräumen und Hösen, Straßen-
bahn, Autos, und Motorräder suhren abgeblendet,
ebvnso sonstige Fuhrwerke, die Radfahrer hatten abzu-
steigen und thre Räder zu schieben, kurz und gut, der
Eindruck der Verdunkelung war sofort allgemein
Kontrollpatrouillen, die in Stärke von 20 Mann
Polizei, stcts je ein Polizist und cin Mann vom RLB,
das Sperrgebiet durchstreiften, sahndeten eifrig nach
solchen Volksgenossen, die, allerdings in verhältnis-
mätzig geringer Zahl, immer noch uicht ihrer Pflicht den
Anordnungen gegenüber nachgekommen waren. Dä
hatte sogar ein Wirt nicht nur das Oberlicht der Ein-
gangstür zu, seiner Wirtschaft nicht abgeblendet, son-
dern auch den Hof beleuchtete ein heller Lichtschein.
Vorbildlich war dagegen das Abblenden von seinem
Nachbar durchgeführt, wo trotz vorbandener Beleuch-
tung der Wirtschaftsräume mit einfachen, zweckmäßi-
gen Mitteln dafür Sorge getragen worden war daß
auch nicht der kleinste Lichtstrahl n-ach außen drang.
Auch in den oberen Wohnungen mutz sorgfältiger ab-
gebleudet werden, insbesondere dürfen Dachienster
durch nach der Höhe wirkendes Licht kein Ziel bietcn,
Das Abblenden der Automobile genügt
Freitag, 19. Zimi 1936
in der gestrigen Durchführung noch nicht und mutz
noch vollständiger durchgeführt werden.
Einen besonders guten Einblick in die Verdunke-
lungszone gewährte eine Höhenfahrt aus de«
Mönchberg und über die Bergstratze bis zum Sieben-
mühlental. Hierbei konnte festgestellt werden, datz tat--
sächlich der Zweck der Uebung sast völlig erreichi wor->
den war.
Allgemein lobende Anerkcnung bei der Kritik.
Um (412 Uhr, nach Schlutz der Uebung, versan»-
melte man sich im „Kaiserhof" zur Entgegennahme der
Dr. Wollschitt begrüßte die Gäste, so u. a.
Landrat Naumann, Polizeidirektor Henninger, die Ber-
treter der Partei, der staatlichen und städtischen
Behörden, Bezirksgruppenführer Berg (Karlsruhe), Er
dankte den behördlichen Stellen für die tatkräftige Mit--
wirkung im Bestreben, den Gedanken des Luftschutzes
in die weitesten Kreise vorzutragen. Ferner würdigte
der Redner die sorgfältige Vorbereitung und rei-
bungslose Durchführung der Uebung nnd stelltc es als
Ziel anf, mit aller Energie dahin zu wirken, daß auch
der letzte Volksgenosse von der Notwendigkeit des Luft--
schutzes durchdruugen sei. Die Hauswarte müßte«
noch beffer auf dem Posten sein.
Professor Röhrer, der Schulungsleiter der Ots--
gruppe des RLB, sowie Polizeidirektor Henninger
verbreiteten sich in emgehenden Darlegungen über die
Vorbereitung und Durchführung der Uebung, gaben
verschiedene Anregungen und Wünsche und sprachen
schlietzlich im allgcmeinen ihre Zufriedenheit über den
bisher erzielten Erfolg aus, indem sie allen bei der
Verdunkelungsübung Beteiligten den Dank sür die ge--
leistete Mitarbeit aüssprachen.
Rachdem noch der Bezirksgruppenleiter der Be-
zirksgruppe Nordbaden, Standartensührer Berg sich
in anerkennenden Worten über das bisher auf dem wich-
tigen vaterländischen Gebiet der Luftschutzarbeit Er-
reichte ausgesprochen und allen Mitarbeitern bei die-
sem Gemeinschaftswerk seinen herzlichen Dank ausge-
sprochen hatte, schloß Dr. W 0 llschitt mit dem Dank
an die Redner und dem Gruß an den Führer den
Abend. — Die nächste Verdunkelnngsübung gilt dem
Stadtteil Handschuhsheim und soll am 13. Juli
stattfinden. bär.
—* Feigen und Cypressen. Neuerdings sind wie-
der mehr Feigenbäume bei uns angepflanzt
Worden, die in unserm warmen Klima bekanntlich
recht gut gedeihen. Einige Feigenbäume stehen auch
an der Wand des Badehauses. Gerade auch ste sollen
unser mildes Klima dem Fremden gegenüber wndeu-
ten. Diese Feigenbäume, die seinerzcit von Jtalicn
beschafft wurden, gedeihen am Badehaus infolge des
Mauerschutzes tadellös, und es darf sogar eine gute
Ernt« erwartet werden. Die Versuche mit der An-
pflanzung der echten italienischen Cypresse haben
ebenfalls ein sehr gutes Ergebnis gezeitigt. Die vier
dort angcpflanzten Bäume machen durch ihre Säulen-
gestalt ganz und gar „italienischen" Eindruck, zumal sie
kräftig gedeihen und einen schönen Fruchtbehang auf-
weisen. Der Versuch zeigt, daß man auch diese
Südländergewächse bei uns anpflanzen kann, nachdem
Mandeln, Edelkastanien und Feigen hier schon seit
langem heimisch sind.
—* Leistungrnachweis sür crwerbslose Angehörige
der Fachschaft Bühne. Am Sonntag, den 21. Juni,
um 11 Uhr findet auf der Bühne des Nationaltheqters
Mannhei mein Leistungsnachweis für erwebbslose Mit-
glieder der Fachschast Bühne statt. Der Nachweis erstreckt
sich auf Opern- und Chorsänger bezw. -sängerinnen, so-
wie Schauspieler und Schauspielerinnen. Alle nicht
beim Arbeitsamt gemeldeten erwerbs-
losen Mitglieder der Fachschaft Bühne wollen sich
umgehend unter Angabe ihrer Adresse beim Obmann der
Fachschaft, Wilhelm Trieloff, Nationalthcater. melden.
Die Eöbringung des Leistungsnachweises ist Pflicht
jedes Bühnenmitgliedes.
—* Dom Dcutschen Bolksbildungswcrk. Am Dienstag
abend fand im Nestaurant „Bergbräu" eine Besprechung
der Leiter des Deutschen Volksbildungswerkes mit Ver-
tretern der hiesigen volksbildenden Vereinigungen statt.
zur Festsetzung eines Arbeitsprogramms für
den kommenden Winter, das gegenüber dem
bisherigen Programm wesentlich erweitert werden soll.
Kreisschulungsleiter Pg. I 0 0 s leitete und eröffnete dis
Bersammlung, worauf der Leiter des Deutschen Volks-
bildungswerks (DVBW) Heidelberg Pg, Prof, Dr. D 0 rn
einen kurzen Ueberblick Lber Zweck und Ziel des DVBW
Das Abzcichen iür den diesjährigen Parteitag.
Die Reichsparteitagsplakette 1936, entworfen von Prof.
Richard K l e i n, München. (Heinr. Hoffmann, K.)