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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 12
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242

Notizen

gabung könnte nur durch ernftefte Selbft»
zücht den Gefahren entgehen, die fie heute
bedrohen. Wie die Fratzen eines improvi»
fierenden Schnellmodelleurs wirkt diefes
impreffioniftifche Panoptikum der Zelebri»
täten neben ernfter bildhauerifcher Arbeit,
wie fie in diefer Ausftellung Karl Stemo»
laks und Fritz Behns Bülten vertreten.
Des letzteren »Staatsfekretär Dr. Solf«
wächft in folcher Nachbarlchaft zu einem
Ernft und einer Kraft an, die faft klaffifch
anmuten,- ein Hauch jenes Ewigkeits»
ftrebens, das wir in den Werken der Malerei
vermißten, rückt dieErfcheinung des Staats-
manns aus dem Heutigen ins Zeitlofe.
Hans Tietz e.
ÖFFENTLICHE KUNSTPFLEGE
Folgendes Programm für einen »Ar»
beitsrat für Kunft« haben Künfrler,
Kunfthiftoriker und Kunftfreunde auf An»
regung von FriedrichPerzynski und Wilhelm
R. Valentiner gutgeheißen und verbreitet:
In der Überzeugung, daß die politifche Um =
wälzung benutzt werden muß zur Be-
freiung der Kunft von jahrzehntelanger
Bevormundung, hat fich in Berlin ein Kreis
einheitlich gefinnter Künftler und Kunft»
freunde zulammengefunden. Er erftrebt
die Sammlung aller verftreuten und darum
fich zerfplitternden Kräfte, die über ein»
feitige BerufsinterelTen hinaus am Neu»
aufbau unferes gefamten Kunftlebens ent»
Ichloßen mitwirken wollen. In engfter
Fühlung mit den Regierungsgewalten und
Vereinigungen ähnlicher Tendenz, wie der
Kunftkammer in München, Dresden ufw.,
hofft der Arbeitsrat für Kunft feine näch»
ften Ziele, die in folgendem Programm»
auszug angedeutet find, in nicht zu ferner
Zeit durchletzen zu können.
An der Spitze fteht der Leitfatz:
Kunft und Volk müßen eine Einheit
bilden. Die Kunft foll nicht mehr Genuß
weniger, fondern Glück und Leben der
Maße fein. Zufammfchluß der Künfte unter
den Flügeln einer großen Baukunft ift das
Ziel. Fortan ift der Künftler allein als
Geftalter des Volksempfmdens verant»
wörtlich für das fichtbare Gewand des
neuen Staates, Er muß die Formgebung

beftimmen vom Stadtbild bis hinunter zur
Münze und Briefmarke.
Auf diefer Balis werden zunächft fechs
Forderungen geftellt:
1. Anerkennung des öffentlichen Cha»
rakters aller Bautätigkeit, der ftaatlichen
und privaten. Aufhebung aller Beamten»
Privilegien. Einheitliche Leitung ganzer
Stadtteile, Straßenzüge und Siedlungen,
ohne daß die Freiheit im einzelnen be»
einträchtigt wird. Neue Aufgaben: Volks»
häufer als Vermittlungsftätten aller Künfte
an das Volk. Ständige Experimentier»
gelände zur Erprobung und Vervoll»
kommnung baulicher Wirkungen.
2. Auflöfung der Kgl, Akademie der
Künfte, der Kgl. Akademie für das Bau»
wefen und der Kgl. Preußilchen Landes»
kunftkommiffion in ihrer bisherigen Geftalt.
Erfatz diefer Körperfchaften bei neuer
Abgrenzung ihres Arbeitsfeldes durch
lolche, die aus der produktiven Künftler»
fchaft felbft ohne ftaatliche Beeinflußung
gefchaffen werden. Umwandlung der privi»
legierten Kunftausftellungen in freie.
3. Befreiung des gefamten Unterrichts
für Architektur, Plaftik, Malerei und Hand»
werk von ftaatlicher Bevormundung. Um»
Wandlung des künftlerifchen und band»
werklichen Unterrichts von Grund auf.
Bereitftellung ftaatlicher Mittel dafür und
für Meiftererziehung in Lehrwerkftätten.
4. Belebung der Mufeen als Bildungs»
Hätten für das Volk. Einrichtung ftändig
wechfelnder, durch Vorträge und Führungen
dem ganzen Volke dienitbar gemachter
Ausftellungen. Ausfcheidung des wißen»
fchaftlichen Materials in Zweckbauten.
Abfonderung technifch geordneter Studien»
fammlungen für Kunfthandwerker. Ge»
rechte Verteilung der ftaatlichen Mittel
zum Erwerb alter und neuer Werke.
5. Befeitigung der künftlerifch wertlofen
Denkmäler fowie aller Bauten, deren
Kunftwert im Mißverhältnis zu dem Wert
ihres anders brauchbaren Materials fteht.
Verhinderung voreilig geplanter Kriegs»
denkmale und unverzügliche Einftellung
der Arbeiten für die in Berlin und im
Reich vorgefehenen Kriegsmufeen.
6. Bildung einer Reichsftelle zur Sicherung
der Kunftpflege im Rahmen der künftigen
Gefetzgebung.
 
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