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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 15
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0320

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310

Notizen

die anderen großen Städte des Landes,
vor allem Leipzig, folcher Bildungsquellen
ganz entbehren. Damit ift keine Teilung
oder eine ähnliche Torheit gemeint, fon-
dern Abgabe von Überfluß, wo folcher
da ift. Dresden hat z. B. 60 Wouvermans,
19Caracci, 22 Werke von Luca Giordano,
13 von Ruisdael — um ein paar Beifpiele
zu nennen. Den Verluft von je einem
oder einigen diefer Bilder würde den
Dresdener Behänden kaum Eintrag tun,
Leipzig aber erheblich nützen. In der
feiten befuchten Sammlung der Sekundo-
genitur liegen vorzügliche Radierungen von
Rembrandt als totes Kapital — in Leipzig
kann man keines der Hauptblätier von
Rembrandt fehen. Diefe Andeutungen
mögen zeigen, wohinaus die Leipziger Be-
ftrebungen gehen. Da jetzt fo viele Refer-
vate zugunften einer demokratifchen Welt-
anfchauung verfchwinden, müßen auch der-
artige Fragen vorurteilslos ftudiert werden.
Die Verwaltung des Prado, deren
Unhaltbarkeit aus der kürzlich berichteten
Diebftahlsaffäre hervorging, hat jetzt eine
Veränderung erfahren: die Malerdirektoren
haben ihre Entlaflung erbeten und die
Kunftkommiffion hat einftimmig den Kunft-
hiftoriker D. Aureliano de Beruete y Moret,
den Sohn des bekannten verftorbenen Ve-
lazquez-Biographen, als erften Direktor
vorgefchlagen. Die Ernennung des zu die-
fern Amt fehr befähigten Gelehrten wird
nicht lange auf fich warten laßen.
FORSCHUNGEN
Zwei Skizzenbücher des Gug-
lielmo della Porta, die lieh in der
Düfleldorfer Kunftakademie befinden, be-
fpricht Georg Gronau in dem vierten
Hefte des »Jahrbuches der Kgl, Preußifchen
Kunftfammlungen«, Sie enthalten außer
zahlreichen Skizzen auch Briefkonzepte und
Memorialien, teils kalligraphifch, teils flüchtig
hingeworfen mit Streichungen und Ver-
änderungen. Sie find gefammelt worden
vom Maler Giufeppe Ghezzi, der als
Sekretär der Accademia di San Luca in
der zweiten Hälfte des 17. und im erften
Viertel des 18, Jahrhunderts in der römi-
fchen Kunftwelt eine Rolle fpielte? fein

Nachlaß wurde zum Teil vom erften Di-
rektor der Düfleldorfer Kunftakademie,
Lambert Krähe, erworben, und dellen
hinterlaßene Kunftfammlung kam durch
Kauf in den Befitz der Bergifchen Stände.
Den Inhalt der Bände gibt Gronau kurz
an. Es handelt fich zunächft um Zeich-
nungen, die fich auf die Palfionsgefchichte
und Vorgefchichte Chrilti beziehen, um
Darftellungen aus der Antike, Blätter mit
Entwürfen für die Plaftik, die fich auf
den Schmuck von Altären und auf die
Errichtung von Brunnen, Kaminen ufw.
beziehen/ dann um Studien für das Papft-
monument, von denen Gronau eine Reihe
abbildet. Einen bedeutenden Raum neh-
men die architektonifchen Zeichnungen ein,
deren eine Gruppe fich wohl am eheften
auf den Palazzo Farnefe, deren andere
Gruppe auf einen monumentalen Kuppel-
raum mit Monument und Altären fich
bezieht. — Intereflant unter den Denk-
malsentwürfen ift ein Projekt, deflen Pla-
nung der Forfchung bisher völlig unbe-
kannt blieb: der Plan eines Reitermonu-
mentes auf dem Kapitol für den Kaifer
Karl V., und zwar in der Größe der Statue
Marc Aurels. Das Denkmal füllte nach
feiner fpäteren Idee in einem ifolierten
Rundtempel von etwa 12 m Durchmeffer
ftehen, der außen und innen mit 14 Paf-
fionsdarftellungen gefchmückt gedacht war,
Diefe 14 Bronzereliefs aus der Paffion
Chrifti fpielten im Schaffen Fra Guglielmos
eine große Rolle, Der Verbleib der Bronzen
und ihrer Modelle ift noch unbekannt.
Doch befchäftigen fich mehr als vierzig
Entwürfe mit diefenThemata/ die Skizzen-
bücher geben fo ein reiches Material zur
Rekonftruktion der Arbeit an die Hand.
~~ Weitere Skizzen befchäftigen fich wohl
mit Abänderungsvorfchlägen für den Palaft
Farnefe und mit dekorativen Entwürfen
für päpftliche Wappenfchilder, Fontänen,
Kandelaber, Kamine, die wohl im Zu-
fammenhang mit dem Palaftbau ftehen. —
Neben diefen großen Plänen hatte er die
Abficht, eine Art Univerfalwerk zu fchaffen,
in welchem er Bauten feiner Zeit, ferner
technifche Angelegenheiten, dann Antiken
und Antikenfammler ufw. befprechen wollte.
— Kunfthiftorilch find die Aufzeichnungen
Guglielmos überdies intereßant, weil er der
 
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