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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 15
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0319

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Sammlungen

309

willen Grade das verwirklichen, was von
der feit langem und in neueßer Zeit wie-
der heftig diskutierten Reorganifation der
Reichsmufeen erhofft wird. Als General*
direkter des neuerrichteten Itädtifchen De*
partements für Kunß und Wilfenfchaft
wurde der rührige Leiter des Gemeente*
Mufeums, der Stadtarchivar Dr. H. E.
van Gelder, ernannt. Er wird nun die
verfchiedenen Pläne zu fördern und zu ver*
wirklichen haben, Das im fchönen Doelen*
gebäude am Vijver untergebrachte Ge*
meente* Mufeum, bei dem ein Erweite*
rungsplan unmöglich iß, foll künftighin
ausfchließlich als kulturhißorifches Mufeum
dienen. Bereits ilt die Sammlung neuerer
Gemälde daraus entfernt und in den zu
diefem Behuf bis auf weiteres von der
Stadt gemieteten Räumen des »Panorama
Mesdag« dem Publikum wieder zugänglich
gemacht worden. Sie foll zu einem eigenen
Itädtifchen Mufeum zeitgenöffifiher Kunß
ausgeßaltet werden, bei delfen Neubau
auch die Einbeziehung anfehnlicher Raum-
mengen für wechfelnde Ausheilungen vor*
gefehen ilt. Weiterhin wird die Errichtung
eines Mufeums für älteres und modernes
Kunftgewerbe in Ausficht genommen. Durch
die wertvollen Sammlungen von Keramik
und Silber des bisherigen Gemeente=Mu*
feums fowie durch das kleine Kunßgewerbe*
mufeum an der Princeffegracht ilt bereits
ein refpektabler Grundßock dafür bereit,-
und in analoger Weife auch für das in
Ausficht genommene Kupferltichkabinett
des lokalhiltorifchen Archivs, das im Rat*
hausneubau untergebracht werden foll,
Durch jährliche Ratenzahlungen will fich die
Stadt Schließlich einen Fonds Schaffen, —
delfen Häufung auch durch Schenkungen
und Legate von privater Seite erhofft wird,
— damit nach Fertigßellung der Mufeums*
bauten in großzügiger Weife fortlaufend
Neuankäufe gemacht werden können. Die
königliche Gemäldegalerie alter Meilter im
Mauritshuis, welche Staatseigentum ilt,
bleibt felbßverßändlich durch obige Reorga*
nifation unberührt.
Dem Mauritshuis im Haag ilt das
Bildnis des Herman Boerhaave <1668 bis
1738), ein Spätwerk von Aert de Gelder,
gefchenktworden. Das bisher bei denNach*

kommen des Dargelteilten vererbte Ge*
mälde, ein Bruftbild in Oval, war vor
kurzem in den Befitz der Amfterdamer
Kunßhandlung J. Goudßikker gekommen
und ilt nun durch die rühmliche Tat eines
Haager Bürgers, Herrn D. A. J. Keßler,
dem Lande erhalten geblieben. Bevor es
in der Haager Galerie zur definitiven Auf*
Itellung gelangt, bildet es noch den künft*
lerifchen Mittelpunkt einer im Januar diefes
Jahres in Leiden veranffalteten Gedächtnis*
Ausheilung aus Anlaß des 250jährigen
Geburtstages des weltbekannten Leidener
Arztes,
Karl Lilienfeld, der Biograph Aert de
Gelders, hat kürzlich (»Chronik« S. 131 ff.)
auf das vermehrte Interelfe hingewiefen,
das in jüngffer Zeit feinem Meilter ent*
gegengebracht wird und ihn zu einem der
gefuchtelten Maler der holländifchen Schule
werden ließ. Seit dem Erfcheinen der Mono*
graphie über van Gelder <1914) find er*
freulicherweife drei bedeutende Werke
des Meifters nach Holland zurückgelangt:
Abraham, die Engel bewirtend (Mufeum
Boymans in Rotterdam), Ahasver und
Haman beim Mahl der Efiher (Sammlung
M. Onnes van Nijenrode) und die alte
Frau mit gefalteten Händen (Privatbefitz
im Haag, Lilienfeld Nr. 257). Einige an*
dere haben inzwifchen — zum Teil zu fehr
bedeutenden Preifen — nur ihren Befitzer
gewechfelt. So das lebensgroße, fehr ein*
drucksvolle Bildnis des Ernft van Beveren
(jetzt Slg. Chabot in Rotterdam), das zeit*
weife im dortigen Mufeum zu fehen war.
Sächfifche Mufeumsfragen. Die
Neuordnung der öffentlichen Angelegen*
beiten hat für die Kunßpflege und das
Mufeumswefen mancherlei Fragen in die
Diskuffion gebracht, von denen in diefer
Zeitfchrift fchon vielfältig die Rede war.
Jetzt iß in Leipzig eine lebhafte Debatte
entßanden, deren Ausgang auch für an*
dere »Freißaaten« von Bedeutung iß. In
der Folge eines Auffatzes im Leipziger
Tageblatt »Neujahrswünfche für unfer Mu*
feum« iß u, a. die Frage aufgeworfen
worden, ob es nach dem Fall der Mon*
archie noch angängig iß, nahezu alle Schätze
alter Kunß in den königlichen Sammlungen
in Dresden vereinigt zu laßen, während
 
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