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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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Nr. 16
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Zoege von Manteuffel, Kurt: Kunstwerke in estländischem Privatbesitz
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Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.54677#0342

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332 Notizen

Frankfurt a. M. Auch im verfloßenen
Vierteljahr war trotz aller äußeren Un-
ruhe das Kunftleben recht lebendig, und
wir können rückblickend nur das Wich-
tigfte anführen. Im Kunftverein wurde
zum 60. Geburtstage L. Corinths eine
Sonderausftellung von Werken des Künft-
lers veranftaltet. — Eine für November
geplante Verweigerung von 117 Werken
Carl Morgenfterns, meift italienifcher
Landfchaßen aus feiner Frühzeit, in denen
fich bei aller zeichnerilchen Genauigkeit ein
lebhafies kolorißifches Empfinden geltend
macht, iß wegen der Zeitverhältnifl'e ver-
behoben worden. — Eine größere Zahl von
Werken des Malers Guftav Schrägle
zeigt unverdroflenes Bemühen um figurale
und Aktmalerei, aber nur mühfam löfen
fich die in ihrem organifchen Aufbau felbß
nicht klar gehafteten Figuren von der zähen
Textur des Grundes los, und auch den
Farben felbß haßet etwas Unfreudiges,
Materielles an. Sehr viel belfer gelingen
ihm feine Landfchaßen, wo er etwa eine
Bergwand, eine reichgegliederte Talland-
fchaft überzeugend vor uns hinzußellen
verßeht. — Eine Auswahl ihrer fchon jetzt
reichhaltigen Beßände ftellte ebendort die
infolge des Krieges in ihrem Neubau noch
immer nicht fertiggeßellte Städtifche Ga®
lerie zur Schau. Von älteren Werken feien
ein außerordentlich reizvolles Kinderporträt
von Ed. v. Steinle und ein ebenfolches
von dem Hanauer G. Cornicelius ge-
nannt. Von Liebermann erfchien »Sim-
fon und Delila« wieder, In die neue Ent-
Wicklung hinein führen ein M a t i f f e * Still -
leben von außerordentlich ßarker Farbig-
keit: vielleicht gelingt es noch einmal, auch
von der Süßigkeit Matiflefcher Farben-
kompofition eine Probe zu erwerben. Ähn-
liche Pfade wandelt Oskar Moll in feinen
Stilleben, der freilich noch nicht am Ziel fleht.
Von Karl Hofer wurde ein »Lot mit
feinen Töchtern« gezeigt, dekorativ höchfl
gelchickt und von einfchmeichelndem Reiz der
Linie. — Das Kunflgewerbemufeum
veranftaltete unter dem neuen rührigen
Direktor Prof. R. Schmidt — Direktor
Dr. v. Trenkwald hat ja zu allgemeinem
Bedauern Frankfurt verlaßen, wo er fich
in feiner Schöpfung des Kunftgewerbe-
mufeums ein lebendiges Denkmal gefetzt

hat — eine Ausftellung von Bronzevafen
des Schweden Hugo Elmqvift,- durch ein
von ihm erfundenes Gußverfahren hat hier
die Oberfläche der Bronze einen Schmelz
erhalten, der im Verein mit der Aus-
führung der naturaliflifchen Einzelformen
die Werke zu technifch höchfl reizvollen
Erzeugniflen macht. Eine weitere Aus-
ftellung hier machte mit dem Stand der
neuen deutfehen Buchkunft bekannt,
während vor Weihnachten eine forgfältig
zufammengebrachte Ausftellung von Bil-
der-und Kinderbüchern von richtung-
gebendem Einfluß zu fein verfuchte.
Von den Darbietungen des ganz ziel-
bewußt vorgehenden Kun ft fa Ions Scha-
mes fei vor allem eineAusftellungvonWer-
ken Jofef Eberz'hervorgehoben, die zum
erften Male hier eine umfaflendere An-
fchauung vom Wefen diefesHölzel-Schülers
vermittelte. Zwar einen befonders tief-
fchürfenden Erneuerer fpezififch religiöfer
Malerei vermögen wir in ihm nicht zu
erkennen,- in feiner »Auferftehung«, dem
»Golgatha«, »Ölberg« ift fogar von Inner-
lichkeit verhältnismäßig weniger zu fpüren,
als etwa in dem »Erflehen«, dem »Wun-
der« u. a. m., Bildern, die religiös in einem
mehr pantheiftifchen Sinne wirken, vor
allem durch eine ganz unmittelbare Kraft
und Glut der Farbe. Dies Gefühl für
die unmittelbare Wirkung der Farbe iß
überhaupt das Urfprüngliche und Fort-
reißende der Eberzfchen Kunft, mag es
fich um eine »dekorative Landfchaft«, eine
»Mondnacht«, »Mitternachtsfonne«, »Tro-
pifche Landfchaft«, »Exotifcher Garten«
oder um Figürliches handeln: »Der erfle
Menfch«, »Akt im Walde« ufw. Dau-
ernden Platz in einer Sammlung möchte
man dem außerordentlich fein abgewogenen
»Idyll« wünfehen.
FORSCHUNGEN
Belgifche Gärten des 15. Jahr-
hunderts befpricht Ernft Küfter im
3.-5. Heft des »Repertoriums f. Kunft-
wiflenfehaft« <N. F. VI. Bd.>, indem er die
Darftellungen von Gärten auf den Ge-
mälden jener-Zeit analyfiert. — Die Lage
der Gartengrundftücke in der Stadt läßt
 
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