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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (1) — 1890

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Nr. 81 - Nr. 90 (11. April - 22. April)
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Brrrmtwortl. SiedLkrair: F. L. Luappe
in Heidelberg.

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Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum 10 H
Reklame 25 Z. Für diesige Geschäfts- und Pnixu,
' anzeigen, sowie für Jahres-Anzeigen bedeutende Rabatt»
bewilligung. Expedition: Jwingerpratze 7.
1890

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i In einer kurzen Notiz wiesen wir gestern bereits
jIauf wie wenig bei der Aufstellung des Etats
; * die einzelnen Religionsgemeinschaften auf die See-
fahl und den auf derselben begründeten kirchlichen
Äwand genommen wird. Dies einzig und allein
, "ärt es, wie so cs kommt, daß der badische Staat
Deckung des Aufwands für kirchliche Bedürfnisse
Altkatholiken pro Kopf 4 Mk. 80 Pfg., den
^"testanten etwa 1 Mk. und den Katholiken nur
Pfg. per Kopf geben muß. Wie begründet die
Nannten „kirchlichen Bedürfnisse" bei den Altkatho-
stch darstellen, dafür giebt eine aus dem Jahre
stammende Darlegung des früheren Heidelberger
Katholischen Pfarrers Dr. Rieks, der unter dem
ikudonym H. Rotert schrieb, interessante Daten.
Nach den amtlichen Berichten wurden im Jahre
in Baden 35 altkatholische Gemeinden mit
^66 Seelen, 1886 noch 14,635 Seelen gezählt.
. Jahre 1875 fanden in diesen sämmtlichen Ge-
Jindeu 314, im Jahre 1884 dagegen ganze 61
^fen statt. Wie aber diese „Scelenzahl" ermittelt
N.rde und wie manches Bemerkenswertste sonst drum
dran hing, mögen uns vor Allem die brieflichen
^Heilungen des Pfarr ers Boden stein darlegen.
jiNe Revision der (allkatholischen Gemeinde-) Liste",
t ^ibt dieser unterm 29. Januar 1884 aus Karls-
^.hr, „weist immer Mehrere auf, die nicht da sind.
Anweisung jder jährlichen Summe von 370 M.
die Karlsruher Gemeinde) betrug die Zahl der
Katholiken '/" der Katholiken, jetzt beträgt sie
'.ist '/sv . . Herrn Fieser habe ich erklärt, daß ich
hNclls diese Stelle angenommen hätte, wenn man
('ch der Wahrheit gemäß über den traurigen Zustand
i 4 Gemeinde unterrichtet Hütte. Seit meinem Hier-
find schon 3 zahlende Mitglieder ausgetreten,
^('ald die Quittungen herumgetragen werden, giebts
"Stritt. An erheblichen Zuwachs ist ja unter den
seewärtigen Zeitverhältnissen überhaupt iu keiner
Feinde zu denken, und so wird wohl nach zehn
^dren von der hiesigen Gemeine nicht viel übrig
Dur lach und Rastatt leiden ebenfalls an
hfdivindsucht. Bei Hofe weiß man ganz genau,
y e es mit u nserer Seelenzahl und unfern
Etlichen Berichten steht, das habe ich iu der
zy °^nz und aus anderen Aeußerungen des Großher-
und des Herrn Geh. Referendars Joos gemerkt.
Tx i letzten Berichte sind z. B. bei Rastatt 92
^^^angcgebewtvährend höchstens 30 vorhanden
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'rhandlung:

Treuer Liebe Lohn.
Roman von U. Rosen.
<N«chdr. rerb.>
l>k,^';Aber, Onkel," enksckuldigte sich Ormond. „Du be-
, aerecht zu sein, findest Du es wirklich gerecht,
»^ ."kssen zu berauben, was ich allezeit mit Bestimmtheit
Meinige betrachtete?"
dkn„?<«elche Anmaßung von Dir, auch meine Ersparnisse
. Züchen zu wollen!"
zieri, Onkel, ich brauche Geld, und bin in größter
'vH Nsheit, wie ich mich mit meinen Gläubigern ordnen
dkyj «.keine Güter find mit Schulden überlastet. Ich habe
aenblick, der mich zum Besitzer des Trcwor'schen
U^'vgens macht, wie ein Sklave seiner Freiheit entgegen-
e,Du hörst, ich spreche offen mit Dir. Mit Deinen
«strbi 'aen gedachte ich die aus der von meinem Vater
Herrschaft ruhenden Schulden zu tilgen. Es ist
fvr w , ein junges Mädchen, von dessen Existenz Du
^Nken"^" Monaten noch nichts wußtest, so reich zu be-
i» ^Gestatte mir, nach eigenem Ermessen zu urtheilen und
^rijg"deln," wies der Marquis seinen Neffen schroff
"^ie Welt wird Dich für kindisch halten, Onkel."
"Ms kümmert mich die Welt!"
-r-eine Freunde werden Dich verlachen und verspotten!"
ZNen - "?,.llnd fic meine Leinde, nicht meine Freunde,
Liebe ich einem mir theuer gewordenen Plan zu
. 2? "lcht verpflichtet wäre."
Eiligkeit "" "'Eine Schulden Onkel, und an die Noth-
^arauis^ die Jahre meiner Einsamkeit," höhnte der
M welchen Du Dich meiner kaum erinnertest,
vlle ^?^^khen ich selten oder niemals etwas von Dir
nke an die Herzlosigkeit Deiner gegenwärtigen
Krchg "und die Gründe, mit denen Du sie unterstützest.
A'ner weiter in mich. Ich habe keine Geduld mit
^kw»stlbstsüchtigen Gier, und bin fest entschloßen, das
N einen Person, die mir aufrichtige Anhänglich-
ewres, freundlich zu gestatten."

Druck u. Verlag von Gedr. Huber in Heidelberg
früher Verleger des Pfälzer Bote».

tz^eiut täglich mit SuSucchme der Gönn- u. Feiertage.
hü^UurmrutSPret* mit dem wöchentlich«! Unterhaltungs-
erSonutagSbote" sür Heidelberg monatlich LV H
>^rögrrlichll, durch bi« Post bezogen virrttij. 1.80 franco.

sind. Konstanz ist angegeben mit 1750, soll aber
wie mir bestimmt gesagt wurde, kaum 800 haben.
Und so geht es saft allen Orten; Man multiplicirt
die Zahl der selbständigen Mitglieder mit 4 bis 5,
während man höchstens mit 1'/- multipliziren darf.
Bei den Altkatholiken gehören eben in den wenigsten
Fällen Familien zur Gemeinde. Es sollten da Mittel
und Wege von der Synodalrepräsentanz ergriffen
werden, daUgewissenhafter verfahren werde."
Derselbe Pfarrer Bodenstein, der in der Bremer
„Weserzeitung" und andern protestantischen Blättern
stets sehr ruhmredig von dem Fortgang der altkatho-
lischen Bewegung zu reden wußte, äußerte sich uuterm
20. Juli 1882 in einem Briefe vertraulich, daß es
ein verhältnißmäßig „guter Kirchenbesuch" ge-
wesen sei, als ein Engländer in seinem Gottesdienste
„24 Männer, 21 Frauen und sehr wenige Kinder"
zählte. An vielen Orten werde es noch nicht einmal
so gut aussehen : „denn der Alt katholizis mus
rekrutirt sich, hauptsächlich aus solchen
Leuten, d en en Kirch l i ch ke i t ein Greuel ist.
Die kirchlich gesinnten Elemente sind bei den Römern
geblieben, und nach zwei bis drei Dezennien wird
man den Altkatholizismus nur noch in den Geschichts-
büchern finden können. Das ist meine feste Ueber-
zeugung."
Lehrreich find auch die Ausschlüsse, welche der bei
Michelis wohnende Geistliche Brüsselbach im Dezember
1885 über den Erfolg von dessen zwölfjähriger pasto-
raler Wirksamkeit in Freiburg giebt. Danach war
hier in diesem Zeitraum die Seelenzahl 799 auf 400
gesunken. „Wenn demnach die „Bad. Landesztg."
und der Berner „Katholik", so sagt Dr. Rieks wört-
lich, im Sommer 1887, über das Wachsthum der
Freiburger Gemeinde ruhmredige Berichte brachten,
so weiß Jeder, der die Verhältnisse kennt, daß das
eine ganz unwürdige Flunkerei ist." Eine Haupt-
schuld an dem Rückgang, schreibt Dr. Rieks dem
häufigen Pfarrwechsel zu. In 14 Jahren hatten Kon-
stanz, Kappel am Rhein und Stühlingen je 5, Thien-
gen, Rastatt, Baden-Baden je 4, Säckingen gar 7
Pfarrer. Dazu kommt, daß der Klerus aus allen
Weltgegenden zusammengewürfelt sei. So befanden
sich unter den 22 altkatholischen Geistlichen in Baden
nur 7 Badenser, dagegen 5 Oesterreicher, 2 Württem-
berger, 1 Bayer, 1 Hesse, 6 Preußen, unter letzteren
wiederum 2 Polen. Von den etwa 60 Geistlichen,
welche iu den altkatholifchen Klerus aufgenommen
wurden, sei ungefähr die Hälfte wieder ausgetreten.
Aber auch der „Bischof" Reinkens habe seine
„Hast Du diesen Grafen Arevalo schon gesehen?" fragte
Ormond Plötzlich.
„Nein, meine Junge."
„Es giebt nach meiner Ansicht keinen spanischen
Granden dieses Namens," ereiferte sich Ormond „Die
sogenannte Gräfin: die heute Abend hier war, ist nickt
jenes Mädckens Mutter. Die Mutter ist ein Geheimniß,
der Vater ist todt."
„Woher weißt Du das? fragte der Marquis erstaunt.
„Ich weiß es nicht, Onkel. Ich errathe es nur. Bist
Du denn blind, Onkel, daß Du glaubst, die veilckenblauen
Augen dieses Mädchens seien ein bloßer Zufall? Bildest
Du Dir wirklich ein, daß es nur ein launisches Spiel der
Natur sei, das diesem Mädchen den Stempel der Trewor'schen
Züge aufprägte? Wie kam diese Fremde dazu, Gottfried
Trewor's märchenhafte Augen zu besitzen?"
„Worauf zielst Du hin, Eduard?" stammelte der
Marq.äs betroffen. „Was wollen Deine Worte mir offen-
baren ?"
„Einfack das," zischte Ormond zur Verzweiflung ge-
trieben. „Ich glaube, daß diese Giralda Arevalo die
Tochter Deines verhaßten Nifffn, Gottfried Trewor und
einer Frau unbekannter Herkunft ist. Sie ward geboren,
ehe ihr Vater in fernen Landen starb."
Der Marquis wendete sein Gesicht ab und bedeckte es
mit beiden Händen.
Ein kurzes Schweigen folgte.
„Ich ging zu weit Onkel," begann Ormond wieder,
„wenn ich behauptete, nicht an die Existenz eines Grafen
Arevalo zu glauben. Es mag in der That eine solche
Persönlichkeit geben, und er mag Frau und Kinder haben,
aber daraus folgt noch nicht, daß Giralda seine Tochter
ist. Die Lcuw mögen sie adoptirt, oder sie sür Geld in
ihre Obhut genommen haben."
Der Marquis antwortete nicht- Ormond bemerkte, daß
ein seltsames Zittern die herkulische Gestalt erschütterte,
und wagte nicht weiter zu reden.
Nach einer beklemmenden Pause von mehreren Minuten
erhob der Marquis sein Gesicht, auf dem chic Spuren einer
heftigen Bewegung noch sichlbur waren, zu seinem Neffen.

„Schuldigkeit" nicht gethan. In 14 Jahren habe
er in Bayern nnd Baden zusammen 145, d. h. im
Jahre durchschnittlich nicht ganz 11 Besuche vorge-
nommen. Von der badischen Regierung seien ihm
dafür (d. h. für das badische Treffniß von den 11
Besuchen) durchschnittlich 1200 bis 1700 Mk. ver-
gütet worden. Als Reinkens sich bei einer solchen
Gelegenheit „über die großen Erfolge in Konstanz
freute", theilte, beiläufig bemerkt, ihm Pfarrer Ka-
minski sein „Bedauern mit, daß es gerade die eifrig-
sten Freimgnrer seien, die bei seiner Aywesenheit
den größten Lärm machen."
Sehr eingehend verbreitet sich Rotert recte Rieks
über die altkatholische Gemeinde Heidelberg und ein
stimmführendes Mitglied des hiesigen Kirchenvorstandes,
einen Reallehrer, der sich im Jahre 1887 durch be-
sonderen Kircheneifer hervorgethan haben soll, nach-
dem er von 1878 ab, „bei Jedem der es hören wollte
über die Thorheit eines Gottesdienstes überhaupt"
räsminirt, ja im Jahr 1887 noch wiederholt, „das ein-
fältige Christenthum" wollte abgeschafft wissen. Den
freireligiösen Standpunkt des Kirchenvvrstehers tbeilte
der damals in Heidelberg funktionirende Seelsorger
Pyszka, der am 9. März 1884 „durch öffentliche
Läuguung der Vaterschaft Gottes auf der Kanzel der
Heiliggeistkirche in Gegenwart des Bischofs Reinkens
Aergerniß gegeben hatte. Monatelange leidenschaft-
liche Auseinandersetzungen zwischen Pfarrer und Ge-
meinde, bei denen auch die Oeffentlichkeit in Anspruch
genommen wurde, hinderten es jedoch nicht, daß Letz-
tere dem Ersteren schließlich beim Weggange ein aus-
gezeichnetes Zeugniß ausstellte. Es war dies ein
rührendes Gegenstück zu den amtlichen Berichten
über die „Seelenzahl" und den Zeitungsartikeln über
den „erfreulichen Fortgang der altkatholischen Be-
wegung."
Das Ganze gleicht fürwahr einer Komödie, welche
die nationalliberale Mehrheit in der badischen Kammer
zum Aerger der Katholiken auf Staatskosten auf-
führen läßt.
Deutsches Reich.
-z» Berlin, 17. April. Der Kaiser empfing
gestern den Geh. Rath Bunsen aus Heidelberg. — Die
musikalischen Werke Friedrichs des Großen, die der
Kaiser bekanntlich dem franMischen Delegirten Jules
Simon zur Berliner Arbeiterschutzkonserenz übersandte,
waren von folgendem Briefe begleitet:
Mein Herr! Nachdem ich sckon lange Sie als
Schriftsteller, Gelehrten und Philosophen schätzen gelernt
halte, habe ich jetzt Ihre Perwnlicke Bekanntschaft ge-
„Es ist kaum möglich, Eduard," jagte er mit hohler
Stimme, „daß Du mit Deinem Verdachte das Rechte ge-
troffen hast I Wenn er begründet wäre, würde er die gegen-
seitige Anziehung zwischen nur und dem Kinde erklären.
W w wollen jedoch die Frage nicht länger er örtern. Wer
immer und was immer sie sein man, werde ich das Kind
behalten, und es in der Weise versorgen, wie ich Dir
sagte"
Ein boshaftes Lächeln verzerrte Ormond's Züge, nm
sogleich wieder zu verschwinden, aber nicht ohne daß es der
Marquis bemerkt hatte.
Der alte Mann berührte die Handglocke, die vor ihm
auf dem Tisch stand, seinen Kammerdiener herbeizurufen
Ormond erhob sich, und reichte dem Onkel zum Abschied
die Rechte. Ein wildes Heer böser Leidenschaften durch-
tobte seine Brust.
„Sechzigtausend Pfund," murmelte er, die Treppe
hinuntersteigend. „Er wird kindisch, der Herr Marquis.
Kein Mensch mit gesunden Sinnen würde einem unbe-
kannten, hergelaufenen Mädchen solch' eine Summe schenken.
Wenn ich könnte, würde ich ihn in ein Irrenhaus sperren
lassen."
Mit Wuth im Heizen betrat er sein matterleucktetes
Zimmer im Hotel Sein Diener lag auf dem Teppick vor
dem Kamin ausgestreckt und schlief. Ormond weckte ihn
mit einem Fußtritt, befahl ihm, das Feuer anzuscküren
und die Vorhänge zu schließen, und warf sich mit düsterer
und unzufriedener Miene in einen Sessel.
In dieser Stimmung traf ihn Walter Born, der
Detektive, der ihn eine halbe Stunde später besuchte.
„Noch immer nichts Neues ?" rief Ormond, den Gast
durch eine Handbewegung zum Sitzen einladend. „Es ist
merkwürdig, wie eine Frau all' Ihren vielgerütunren
Scharfsinn zu täuschen vermag."
„Ja, die Frauen überbieten uns in jeder Art von
Schlauheit."
„Ist das Alles, was Sic mir zu sagen haben, Born?"
„Nein, gnädiger Herr. Ich habe in der Zwischenzeit
versucht, die Freundschaft Magda Fleck's, der Dienerin
Lady Beatricens, zu gewinnen, aber vergebens. (F. f.)
 
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