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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 2): Nordostdeutschland — Berlin, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.11053#0081

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Hauptgwb. Reicli stuckiert, die Malereien von Joh. Kube S, J.
(t 1770). Im W 2 nicht hohe Türme mit neuen Helmen.
Schloß». Hauptwerk der Renss. in Schlesien. An Stelle einer
ma. Burg beg. 1544, wesentlich unter Georg IL (1547—86), unter
der österreichischen Herrschaft verfallen, im 7 jährigen Kriege schwer
verstümmelt. — Als Meister werden genannt der Lombarde Jakob
Baar (Parr?) und die Deutscheu Caspar und Andres. Deutsch
ist denn auch der Gesamtcharakter der Architektur, ungeachtet die
Einzelheiten lombardische und venezianische Muster aus dem 1. V.
16. Jh. frei und verständnisvoll reproduzieren. Am besten erhalten
die Prunkfassade0 der gegen die Stadtseite liegenden Torhalle;
schmaler, 3stöckiger Pilasteraufbau auf dem Grunde einer Quader-
mauer mit stark betonten Fugen; im Erdgeschoß nach nordischer
Gewohnheit breite Einfahrt, daneben kleines Pförtchen für Fuß-
gänger, beide rundbg. geschlossen, die folgenden Geschosse in
3 Achsen. Die Fenster rck., Fascienprofile, Einrahmung durch
Pilaster und wagerechte Verdachung. Die Abstufung des Glieder-
baus nach oben ist im großen gut abgewogen, im einzelnen je-
doch sind die Proportionen dadurch nicht günstig beeinflußt, daß
der Bauherr am Fries des mittleren und am Sockel des letzten
Geschosses die Brustbilder von 24 Ahnen in Hochrelief angebracht
haben wollte; sein und seiner Gemahlin Standbild über dem ersten
Gurtgesims. Diese in den antikisierenden Organismus schwer sich
einfügenden Schmuckstücke geben der Komposition ein indivi-
duelles Gepräge von naivem Reiz. Alle freien Flächen mit Akan-
thusranken und Feigenblättern überzogen, ein Überreichtum von
leicht barbarischer Wirkung. Über dem Hauptgesims früher eine
Attika. Von der Hoffassade des Torbaus hat sich nur ein Teil des
Erdgeschosses» erhalten; seltsamer Weise ist der Sockel der die
Ecken bezeichnenden Pilaster als Kämpfer für den in der ganzen
Breite der Halle sich öffnenden Bogen (unschöner Segment-Spitzbg.)
benutzt; wieder sehr reiche und originelle Flächendekoration. —
Die geräumige und vornehme (im Gr. unregelmäßige) Hofanlage
großenteils verwüstet oder ganz abgetragen. Vor dem 1. und 2. Ge-
schoß befanden sich offene Lauben zur Verbindung der einzelnen
Räume; für das 3. Geschoß unbedeckte Terrasse; System: derbe
ionische Sil. und Segmentbgg. in weiten Offnungen. Die Treppen-
aufgänge der Ecken nach außen nicht sichtbar gemacht (wie es
dem deutschen Brauch entsprochen hätte). Die Innenräume des Erd-
geschosses überraschen durch ihre Höhe und die dadurch gewon-
nenen (in Deutschland ungebräuchlichen) schönen Verhältnisse. Die
gerühmte Pracht der Ausstattung bis auf geringe Reste verschwunden.
Gymnasium. 1564—69. Ehemals schmuckreiche Architektur, nach
der Beschädigung im 7jährigen Kriege ganz schlicht hergestellt.
 
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