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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 2): Nordostdeutschland — Berlin, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.11053#0425

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STALLE. WPreußen Kr. Marienburg. [Sch.]
Ev. Kirche. Schlichter turmloser Holzbau mit Emporen auf 3 Seiten.
1707—08 unter dem Schutz schwedischer Offiziere durch Jacob
Tefner erbaut. — Die Ausstattung gibt ein vorzügliches Gesamt-
bild und hat auch gute Einzelstücke. Kanzel 1734, Orgel-
prospekt 1762, Altar 1785, gute Schnitzwerke, z. T. noch in alter
Färbung weiß-gold. Die Decke mit Rundbildern aus der h. Ge-
schichte, Evangelisten- und Engelsfiguren wirkungsvoll dokoriert
1720—21 von Eisenberg, rest. 1904 und 1906. Die zahlreichen
Totenschilde besonders interessant.

Gehrtsches Bauernhaus, jetzt Herrn Kester gehörig. 1751. Mit
Vorlaube und 3 reich ausgebildeten Fachwerksgiebeln.

STANDEMIN. Pommern Kr. Belgard. Inv. III.
Dorf-K. 1750 mit stattlichem Backsteinturm ° 1571; die traditio-
nelle Blendengliederung beibehalten, aber mit rundbg. Abschlüssen.
Recht hübscher Altar aus A. 17. Jh.

STARGARD. Pommern, 'Hauptstadt des Kreises Saatzig. —
Inv. — Lutsch (mit Abb.). — Meß-B.

Unter den Städten Mittelpommerns diejenige, die am meisten mittel-
alterliches Gepräge bewahrt hat. Marien-K. Eine der bedeu-
tendsten got. Kirchen der Provinz. Nach einer unsicheren Nach-
richt beg. 1292. Die ältesten Teile die 4J. des Langhauses,
zuerst als Hllk. ausgeführt, später mit Rücksicht auf den (jüngeren)
Chor basilikal überhöht, eine nicht geglückte Verbesserung. Die
wenigen bezeichnenden Kunstformen (Kelchkapt. an einem Fenster-
pfosten des n Ssch.) lassen Datierung auf c. 1300 zu. Gwbb. nach
30j. Krieg erneuert. — Chor. Nahe verwandt die Marien-K. in
Königsberg i. N. und der Katharinen-K. in Brandenburg. Da die
Altarweihe 1385 nicht auf den früheren, sondern nur auf den neuen
Chor bezogen werden kann, ist die Stargarder K als das Vorbild
der anderen anzusehen. Ausführung im höchsten Aufwand, den
die Zeit kannte. Die Gesamtlänge des Gebäudes kam nun auf
fast 80 in. Aufbau basilikal, 3 gerade Joche und 3seit. Schluß mit
6seit. Umgang; eigentümlich ist an der Grundrißlösung, daß der
Umriß des Umgangs nicht in einen '/a Kr. eingezeichnet, sondern
spitzbg. gebrochen ist, wobei die mittlere Öffnung des Binnen-
chors von einem Pfl. überschnitten wird. Im Sinne der älteren
Wölbekunst ist diese Anordnung irrationell; durch Zerlegung nach
dem Prinzip der Sterngwbb. wurde sie möglich und ergab den
aparten Reiz, daß die wesentlichsten Lichtquellen für den im W
stehenden Beschauer verdeckt sind, während der Raum vollauf be-
leuchtet erscheint. (Ähnliches hat mit anderen Mitteln das Rokoko
erstrebt.) Ein weiteres Moment malerischer Raumwirkung ist der
bis zum Dach aufsteigende Einbau von Kapellen und Emporen
 
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