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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 2): Nordostdeutschland — Berlin, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.11053#0400

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Sehl

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Sehl

deutung erhalten. Hochaltar» (ehemals im «Ist. Bordesholm)
1514—21 geschnitzt von Hans Brüggemann aus Walesrode. Der
Aufbau des Ganzen, wie das Darstellungsprinzip der einzelnen Szenen
— Vollfiguren und Hochreliefs zu Tableaus von starker Tiefenillu-
sion zusammengestellt — ahmt die in Norddeutschland sehr ver-
breiteten Antwerpener Altäre nach, für die Komposition ist Dürers
kleine Passion reichlich benutzt. Trotzdem wird niemand Brügge-
mann die künstlerische Persönlichkeit streitig machen; seine Hand-
werksgeschicklichkeit steht ohnedies über jedem Lob. Der Altar hat
eine besonders hohe Predella, in deren Mitte sich ehemals eine Reli-
quienmonstranz befand. Die Krönung ist reicher, als es sonst nord-
deutsche Art ist, wie auch die Teilungen von einem ungewöhnlich
guten rhythmischen Gefühl eingegeben sind. Die Mittelnische er-
streckt sich bis in die Krönung hinein, die seitlichen Nischen in
2 Geschossen zu je 3 Achsen. Hauptgegenstand die Passion. Die
Figg. waren nie bemalt. Der Altar ist unfertig. Ergänzungen sind
ziemlich ausgiebig nötig geworden. — Lettner um 1500; 1832 in
die Kreuzflügel versetzt, gespalten und als Emporenunterbau verwen-
det; die Einzelheiten verstümmelt oder willkürlich umgearbeitet; die
Wirkung des in gebranntem Ton und Stuck ausgeführten Werkes
noch immer sehr prächtig. Chorgestühl von 1512; vieles daran
unecht. Steinerne Dreisitznische. Bmkw. Reste eines frgot. Altar-
baus um 1300; 4 Baldachine auf dünnen metallenen Sil., ehemals
durch Flügel verschließbar; darin Anbetung der 3 Könige in Frei-
figg.; jetzt im s Ssch. des Chors; das einzige Ausstattungsstück
aus der Zeit vor dem Brande 1440. Kielmannseckischer Altar
1664, Gemälde von Jürgen Ovens. — Kanzel0 1560, Aufbau in
klarer maßvoller Hoch-Renss., Figürliches nur in Form von Relief-
füllung; das vorzügliche Werk nicht unverändert. Eherne Taufe0
1480, am Becken Relieffigg. in Kielbogen, die statt Pfl. von musi-
zierenden Engeln getragen werden; Deckel und Prachtgitter 1666,
die tragenden Putten wohl aus derselben Zeit. Großer spgot.
S. Christoph. — Denkmäler aus Stein (meist Marmor und
Alabaster, seltener Sandstein). Freigrab des Königs Friedrich I.
f 1533, voll. 1552 von dem in nordischen Landen gefeiertsten,
auch für die Stilbildung wichtigen Bildhauer Cornelis Floris in
Antwerpen. Geklärte und geglättete Formenschönheit vornehm
kalt, Abwesenheit alles eigentlichen Ornamentes, nur Architektur-
formen und Großplastik, jene in schwarzem und buntem Marmor,
diese in weißem Alabaster. Der Aufbau ist 3teilig: Sockel, nie-
drige pfeilerartige Stützen, bauchiger Sarkophag mit stark aus-
ladender Deckplatte; die letztere von 6 Karyatiden mit jonischeu
Kapitellen getragen; an den Pfeilern Eroten mit gestürzter Fackel.
Die Gestalt des Toten nach höfischer Vorschrift in genau detaillierter

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