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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0107

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Exſche rt taglich

Mit Ausnahme der Sonn- und

Felertage Ms Beilagen das

„Heidelberger Volksblatt“ und
bas Sſeitige Ilnſtrierte Sonn
egeblatt Preis 3 Mfg,
mit den Beiblättern 40 Wing,
onatlich Durch die Poſt vier⸗
elahrlich 1t. ohne Be—

tellgeld















— — ?

Ein Telegranmwediel zwijgen Katjer Wil-


Wird aus London gemeldet. Kaiſer Wilhelm telegraphierte
an Salisbury:


: Yang eines Feldmarjchalls in feiner Yrmee und benach
ichtigt mich, daß meine Ernennung an meinen Geburts:
= age, Sonntag, den 27. yanuar, verfündigt werden fol.
Ich beeile mich, Sie zu benachrichtigen, wie hoch meine
Weriſchatung eines ſo ſichtbaren Zeichens der Zuneigung
Seiner Majeität für mich iſt. Ich hin hocherfreut über
den Gedanken, daß ich zu den Höchitgeftellten‘ in der
tapferen Armee Seiner Majeftät zählen [ol
. Wilhelm, I. RR.“
Der Kaiſer telegraphierte an Marſchall Roberts:
„Der König, mein erlauchter Onkel, ernennt mich
zum SFelomarichall in der Armee ımd benachrichtigt
Mich, daß meine Ernennung an meinent Geburtstage,
nächften Sonntag, 27. zanuar, befannt gemacht werden
Wird. Inden ich mich beeile, Sie von dieſem jo Ddeut-









Und von meiner tiefen Wertſchätung dieſer mir vom
Kömg erwieſenen Ehre zu benachrichtigen, freue ich mich


den Hoͤchſlgeſtellten in Seiner Majeſtät tapf ren Armee
Zählen werde. . Milhelm, R.“
VWVord Salisbury telegraphierte an den Kaiſer
Ich erlaube mir mit dem allertiefſten Reſpekt Eurer
Maieität meinen Dank für Ihr Telegramm und meine
Aufrichtigften Glückwünſche zu Jhrem Geburtstage und
u dem erhabhenen Rang eines Feldmarſchalls darzu—
bringen, welchen mein erhabener ESouverän, der König,
ſich gefreut hat, Curer kaiſerlichen Majeſtät zu über
tragen. Ich bin überzengt, daß die Annahme diefer
Würde jeitens Eurer Majejtät allen Klaſſen unſerer
Nation zur lebhaftelten Genugthuung gereichen wird,
Welche uefgerührt ſt durch die Rückſicht und die kind⸗
lichen Gejühle, welche in Eurer Majeſtät gnädigent Be—
ſuche bei dieſem feierlichen Anlaſſe zutage getreten find.
Salisbury.“
Das Telegramm des Marſchalls Roberts an den
Walſer lautet: Ve N
Ich Babe die Chre, den Empfang von Eurer Maſe⸗
ſtät gnädigem Telegramm von geſtern zu beſtätigen,
welches mir die frohe Nachricht giebt, daß Seine Majeft.
König Eduard VIL Eurer Kaiferlighen. Majeſtät den
Rang eines Feldmarfıhalls in der eugliſchen Armee über—
„tragen hat. Sch möchte Listen, Sir, mir zu erlauben
























aer

3.3 braang)

Untere Nerkarfir




jür meine Perſon und für die Armee welche ich Die
Ehre habe zu befehligen, unſere herzlichſten und reſpelt⸗
vollſten Gluͤckwunſche über dieſen Beweis der Zuneizung
und Bertjehäkung unferes Souverüns bezüglich Der
aroßen Toldatifchen Eigenſchaften Eurer kaiſerlichen Moſeſt
auSzuiprechen. Die Armee iſt hoch geehrt, daß der
Name Surer Kaiferlihen. Majeftät unter die Feldmar—
ſchaͤlle Großbrikaniens eingetragen worden iſt
Roberts."
Diele Depeſchen werden das deutſche Volks keineswegs
erfreuen. Dit feiner Freude, einer der Kameraden des
Kord Roberts zu fein, wird der Kaiſer bei den Deut{chen
Ziemlich iſoliert daſtehen denn die deutſhen Sympathien
für England und feine Armee find ſehr gering. Mögen
jid) die Herren Salisbury und Roberts cbhenfalls freuen,
dein deutſchen Bolke it eS kein Bedürfnis, ſeinen Kaiſer


MPritiichen Wajeftät zu wijfen. Die Anerkennung eines
Roberts für die ſoldatiſchen Eigenſchaften des Kaiſers
wiegt, zumal im jeBigen Zeitpunkt in deutſchen Augen
ſehr Leicht. .



Deutiches Meich.

) Geidelberg, 31. Januar.
Die Selbitbilfje der Landwirte regt (ih in Baden

mer mehr. Cine große Anzahl von Molkereigenofjens

fehaften erzeugt mit beiten Crfolgen durch gemeinſame Ver—

wertung der Milch beſte Centrifugenbutter einige land⸗

irtſchaftliche Konſum- und Abſatzyereine haben den gemein—

ſamen Vollinilchoerkauf in die Stadt in die Hände ge—

nommen. Fünf Winzervereine verkaufen den Wein ihrer
Milglieden Bei dem großen Reichtum von Obſt im

Herbſt vd. 5. haben zahlreiche Cin- und Verkaufsgenoſſen
ſchaften den Ueberfluß an Obſt günſtig als Moſt- und
Tafelobſt verwertet; der landw Konſumberein Allmanns—
dorf bei Konſtanz vermoſtete große Mengen Moſtobſt auf
genoſſenſchaftlicher Baſis bezahlte feinen Mitgliedern einen
quünftigen Breis für das Moſlobſt und verkauft nun den
Moft zu billigen Preiſen. Auch der genoſſenſchaftliche
Gelreideverkauf ſcheint Boden zu gewinnen Zur Zeit
find ſechs Eierabſatzgenoſſenſchaften vorhanden, die durch
ine ſcharfe Kontrolle, garantirt friſche, nicht mehr wie
drei bis ſechs Tage alte Eier, mit dem Datumſtempel
verſehen, liefern. Die Landwirte erhalten dadurch ca. 1Pfg.
per Stüc mehr pro Ei und die Konſumenten wohl⸗
ſchmeckende friſche Eier. Beſonders für Kranke iſt eine
ſolche reelle Bezugsquelle eine Wohlfahrt. Dieſe Eierab—
ſahgenoſſenſchaften haben nun auch eine Verkaufsſtelle in





Karlsruhe, Bahnhoff














Anjeigen:

die Uſpaltige Betitzeile ober
deren Raum BO Zw. Cokale
Geſchafis und Privat -Un-

Reflamen 35 Yigg. wo Yin
Aufuahme von Anzeigen an
beftimmten Tagen wird nicht

garantiert.


ER



die Gelegenheit zu bieten, auch in ffeineren Partien einen
Berſuch zu machen, hauptſächlich aber, um regelmäßige
Runden zu erwerben. Nicht ausgeſchloſſen iſt, daß dieje
Berkaufsftelle ſpüter auch noch andere landwirtſchaftliche
Produkte in den Kreis ihrer Thätigkeit zieht.
* Geidelberg, 30. Jan. Der hiefige Stadtrat Hat
eS abgelehnt, ſich einer Vorſtellung gegen die Erhöhung
der Kornzölle anzuſchließen —
Falten.
Berdi’s Beerdigung. ; ;
Mailand, 30. Yan. nm Morgengrauen, pünktlich
7 ihr, feßte ich der Trauerzug zur Beerdigung Berdis
vom „Hotel Milan“ aus in Bewegung; eröffnet wurde
der Zug durch einen Zug Kavallerie und eine Abteilung
der Hädtijchen Feuerwehr, Unmittelbar vor dem gänzlich
ſchmuckloſen Leichenwagen ſchritten zwei BPriefter, hinter
Alsdann folgte
im buntem Gemifch, eine zahlreiche Bolfsmenge. , Den
Schluß bildeten wenige Wagen mit den Mitgliedern von
Verdis Familie, längs des ganzen Weges entblößte die
angefammelte Menge beim Vorbeizug ehrfurchtsvoll das
Haupt. Um halb 8 Uhr war bereits die vorläufige Bei
jebung auf dent Friedhof, wo der Komponift neben feiner
ihm vor einigen Jahren in dem Tod vorausgegangenen
Gatttin ruht, ſang und klanglos beerbigt. Das Ganze
achte weder einen feierlichen noch einen. mächtigen Ein—
druck, was jedenfalls dem lebten Willen Verdis entſprach

England, 2

Yondan, 30. Yan. Der König wurde ıgefterm bet

jeiner Ankunft in der Hauptjtadt von einer großen Bolls-

menge ermartet und Herzlihit begrüßt. Vergeblich

ſpähte jedoch die Menge nach unſerem Kaiſer aus, den
ein irriges @erlicht ebenfalls angefündtgt Hatte, der aber
nicht vor Freitag Osborne verlaſſen wird. Mittlerweile
perhreitet jich aus dem Umkreiſe des Hofes hier in der
Geſellſchaft wie ein Lauffener die Kunde von dem außer-
ordentlich günftigen Eindruck, den unjer Kronpr inz bei
allen feinen Verwandten vom König abwärts und über


Weſen und ſeine vorteffliche Haltung gemacht hat. —
Deutſcher Reichstag.
Berlin, 30. Januar

Der Reichstag beendete die Beratung der Anträge be-

treffend die Wohnungsreform, da die Erörterung im der

lehten Beratung bereits geſchloſſen war. Es erübrigten
heute noch die Schlußworte für jeden Antrag

Abg. Moeller Duisburg (utl. ſprach für den An—















Der Hochzeitstag.
Roman von S. Balme-Bayfen,
ET [Nachdruck verboten.)

2 Gortſetzung)
Und an der ganzen Unterhaltung hatte ſich Giſela
die lebhafte feurige Giſela, nur mit einem einzigen Aue⸗
xuf beteiligt Wie kam das?

Sie ſollte das verſteckte Liebesgeſtändnis nicht ver—
itanden haben? . ;
ihn erhören, zur dereinftigen, bitterften Reue, wenn {ich
Ulrich’s Unſchuld Herausgeftellt hat. Das darf nicht fein
7 Gott im Himmel — {o darf eS nicht Kommen !”

) Q über die langſam ſchleichende Zeit! Ah und über
den fäumigen Fuß der Heiligen Hermandad!

® Der Haidekrug ein ang Hingeltrecktes, niedriges
: m mit fteil aufgeftacheltent Strohdach und einer
a en Franſe von Hatdekraut auf dem Firſt
g am Rande des Waldes, Es war das einzige Wirts-
aus rings umher. Ein paar Inorrige Eichen fchatteten
darüber weg. DO ;

Eine Duelle, einige bebaute Feldſtreifen und Zwei
Biegen machten feinen ganzen Keichtum aus. |

af führte daran vorbei.
8 gab dort nur beſcheidenen Imbiß: Ziegenmilch,
Brot und Honig. Neuerdings auch Bier. I 7





























; Yattem die Pferde angebunden und ſich unter dem Schatten:
dach der Eichen an einem Tiſch niedergelaſſen

Giſela ſaß ohne Hut da. Das Sonnenlicht {pielte
in ihrem ſchönen Haar und leiſe erzitterte im Lufthauch
das verwehte Stirmgeloch, Die tiefe Kummerfalte, die
Wochen lang ihr SGeficht ſo ernſt gemacht, war heute ver—
ſchwimden Damit auch) das wehmütig zuckende Spiel
nm ihre Lippen. Sie ſah ſo entlaſtet ſo befreit und
ruhig heiter aus, als Hätte eine linde Hand tröftend und
glättend über ihr Antlitz geſtrichen

Eine Freude für den alten Rat, wenn — nur ein
anderer Nachbar neben ihr geſe fen. So fchrieb er diefem
den beſänftigenden Einfluß zu

Dem Beiſpiel der Beiden
ſtiegen und hatte ſich zu ihnen geſetzt
er ſich energiſch gegen jeglichen Imbiß.
Fur mich iſt es dozu noch zu früh,“ meinte er.
„Die Yugend hat natürlich immer Mopetit. Das muß
jein.“ Und er fah den Beiden ſcheinbar vergnüglich zu,
wie fie ſich gegenfeitig bedienten und wie dabei die Blicke
des jungen Offiziers doch eigentlich mehr auf Giſela's
ſchlanken Händen und auf ihrem freundlichen Geficht haf—
teten, als auf Dem Honig, daß vielmehr jeine Augen als
ſeine Lippen ſchwelgten

Waren ihm doch ebenſo klar und verſtändlich Giſelas
Gedanken und heutiges Fühlen geweſen. Seine Mut⸗
maßungen kamen der Wirklichkeit ziemlich nahe.

Und je Tebhafter geplaudert wurde, deſto einfilbiger

folgend, mar auch er abge:
Dagegen wehrte






Hier ‚erwarteten die jungen Sente den Mat. Sie

und nachdenflicher wurde er.

san raftete etwa eine halbe Stunde, dann ging e$
weiter. . | ——

Niloling erhielt aus feiner Herrin Hand wiederum
feinen Zucker, wurde geklopft und geſtreichelt, ließ ſein
helles Wiehern hören und ward beſtiegen.

Nun ging es in den Wald hinein. Der Weg zeigte
ſich nicht immer breit genug, um zu Dreien neben einander
bleiben zu fönnen. So ritt denn der Rat voran. Er
wollte Wegweifer und Pfadfinder ſpielen wie er ſich mit
ſcherzender Stimme ausdrückte, aber liefernſten Geſichtes
das den Beiden nicht ſichtbar war

Gleichfalls achteten ſie nicht der wechſelnden Richtungen,
die er einfhlug. Das muntere, bewegliche Geplauder der
Beiden raufchte wie ein Büchlein durch den Wald. Welch
ein herrlicher Tag aber auch! Die Suft ohne die
lähmende Hitze trockener Sommertage, feuchtwarm, hell
und duftig. Und der Wald ſchöner als je. Ueberall
ſonnige Lichter, kräftig ſaftiger Geruch der humusreichen
(Erde, den aͤltern, Blüten und den harzigen Rinden der
Fichten entſtrömend. Viele Bäume ſo hoch und dick—
flämmig, als hätten ſie vor Jahrtauſenden ſchon hier ge-
ftanden, zur Zeit, da der Römer Urt den Kampf mit
ber Waldwüſte begann,

7

um der Kultur den Weg zu
bahnen. Unter iQnen im Grunde ein wirres Durcheinander
bon Dornen und Blüten von Farren und Riedgras —
Nun ein ſchilfumrandetes Waſſer— ringsumher ein ges
heimnißvolles Flüſtern!

Von der Fahrſtraße ſich abzweigend führte der Weg



auf noch engeren Itayın, in einem Erlenbuſch. Das
















 
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