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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919

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418

NOTIZEN

NEKROLOGE
Profeffor Dr, Jofeph Poppelreuter,
der Direktor des Wallraf®Richartz®Mu-
feums zu Köln, ift am 5, Februar nach
längerer Krankheit im 52. Lebensjahr ge-
ftorben. Er wurde 1867 zu Laach bei
Altenahr geboren, befuchte das Kölner
Friedrich®Wilhelms=Gymnafium, ftudierte
in Berlin Archäologie und Kunftgefchichte,
promovierte dafelbft mit einer Arbeit über
die »Anfänge des attifchen Luftfpiels auf
Grund alter Vafengemälde« und trat dann
als Volontär und fpäter als wiffenfchaft®
licher Hilfsarbeiter in die Kgl. Mufeen ein,
wo er die Buchillultrationen des Kunft®
gewerbemufeums und die Keramik der
Schliemannlchen Sammlung neu ordnete.
1899 kam er dann als Affiftent an das
Wallraf = Richartz = Mufeum, wo er die
Steinplaftik des Mittelalters aufltellte und
den neueren Teil der Gemäldegalerie ka®
talogifierte. Vor allem ift hier aber fein
Werk die Aufhellung der römifchen Ab-
teilung, darunter des Gräberfeldes an der
Luxemburger Straße und der wertvollen
römifchen und altchriftlichen Gläfer. Im
Jahre 1908 wurde er Direktor der Skul®
pturen® und Antikenfammlung des Mu®
feums und leitete nach dem Tode des
Direktors Hagelftange die ganze Ver-
waltung.
Bei ihm, als Leiter der Ausgrabungen
an den römifchen Gräberftraßen um Köln,
lag naturgemäß auch das Hauptgewicht der
literarifchen Tätigkeit auf diefem Gebiet.
In den Bonner Jahrbüchern <Heft 114/15)
erleiden eine umfangreiche Arbeit über die
römifchen Gräber Kölns, im Verlag Du®
mont=Schauberg in Köln eine Kritik der
Wiener Genefis, Sehr viel Anklang fand
eine im gleichen Verlag erfchienene kleine
Schrift über das römifche Köln, in der er
an Hand des von ihm rekonftruierten Stadt®
modells der Kölner Altertumsforfchung
neue Wege wies und auch weiteren Kreifen
der Bevölkerung Gelegenheit gab, fich ein
Bild von der früheften Vergangenheit ihrer
Vaterftadt zu machen. Während des Krie®
ges erfchien in der Zeitfchrift »Der Iflam«
eine Behandlung der Frage: Kann der
Halbmond vom Mithrasdienft abftammen?,

die Bezug auf den Altar des Hercules
Saxanus des Kölner Mufeums nimmt.
Daneben laufen zahlreiche Publikationen
wichtiger Funde in den Bonner Jahrbüchern
und dem Korrefpondenzblatt der Weft®
deutfehen Zeitfchrift,- bemerkenswert dar®
unter der Auffatz über das an der Luxem®
burger Straße in Köln 1911 aufgefundene
Porträt Drufus des Älteren in Marmor,
veröffentlicht in der Feftfchrift zum fünfzig®
jährigen Jubiläum des Kölner Mufeums®
gebäudes. Auch unter Poppelreuters
Arbeiten über neuere Kunft wiegen die
Themata vor, die nadi der Antike hin®
neigen: Eine Studie über den anonymen
Meifter des Poliphilo (Straßburg, Heitz,
1904>, ein Deutungsverfuch von Tizians
»Himmlifcher und irdifcher Liebe«, genannt
»Sappho und die Najade« im Repertorium
für Kunftwiffenfchaft u. a. Als 1908 in
Köln nach der Entdeckung der Über®
malungen am Clarenaltar der Gelehrten®
ftreit um die Echtheit der Madonna mit
der Wickenblüte entbrannte, ergriff Poppel®
reuter Partei für die Negativen und be®
gründete feine Stellungnahme in einer Auf®
fatzfolge der Zeitfchrift für chriftliche Kunft,
die wichtige Zufammenltellungen über alte
und neue Maltechnik, wie über die Maler®
und Fälfchertätigkeit in Köln um 1820
brachte. — Mit neuerer Kunft hat fich
Poppelreuter nur gelegentlich und in we®
niger wefentlichen Arbeiten befaßt. In
Leibi fah er den Gipfelpunkt der Ent®
Wicklung bis auf den heutigen Tag. Diefen
Standpunkt vertritt auch feine während des
Krieges erfchienene Vortragsfolge: Die
Nationen im Wettftreit der Künfte.
Außer gelegentlichen Vorträgen und
feiner Tätigkeit als Dozent an der Kölner
Handelshochfchule ift der Verftorbene wenig
an die Öffentlichkeit getreten. Seine Welt
war die Studieritube und die Antikenfamm®
lung des Mufeums, um die er fich in ftiller,
unermüdlicher Arbeit verdient gemacht hat.
Dr. Luife Straus=Ernft (Kö/nJ.
Guillaume Apollinaire, der lite®
rarifche Anwalt der jüngeren Kunft®
bewegungen Frankreichs, ift in Paris mit
38 Jahren geftorben.
 
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