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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 1 (4. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0004

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Streich-Septett der Kapelle des K. 11. bad. Grenadier-Re-
gimentes „Kaiser Wilhelm" Nr. 110 aus Mannheim ein
so zahlreiches Publikum um sich, wie wir es nur selten ge-
sehen. Die von demselben mit Präcision und Gefühl vor-
getragenen Piecen ernteten zahlreichen Applaus und ver-
setzte das anwesende Publikum in eine sehr heitere, der
Sylvesternacht vollkommen entsprechende Stimmung, die bis
zur frühen Morgenstunde andauerte, um welche Zeit man
sich in durchaus befriedigter und nicht wenig gehobener
Stimmung nach Hause verfügte. Eine Wiederholung solcher
Concerte wäre höchst Wünschenswerth.
Schwetzingen, 2. Jan. Ihre Kgl. Hoheit die
Frau Großherzogin war jüngst erkrankt in Folge dessen
sich alsbald große Theilnahme zu erkennen gab. Glückli-
cherweise schritt aber die Genesung in so erfreulicher Weise
fort, daß die Frau Großherzogin seit einigen Tagen schon
wieder einige Stunden außer dem Bette zubringen kann.
Hochdieselbe hat nun durch den Minister des großherzogli-
chen Hauses Herrn Geheimerath v. Freydorf, für die- all-
gemeine Theilnahme, die ihr Seitens des Publikums ge-
worden, ihren aufrichtigen Dank aussprechen lassen, den
wir auch unseren Lesern zur Kenntniß bringen.
nn Plankstadt, 2. Januar. Daß man mit Schuß-
waffen, auch wenn man deren Behandlung kennen gelernt,
stets vorsichtig umgehen muß, wenn man mit denselben
nicht sich selbst oder anderen Unheil zufügen will, hiefür
lieferte unsere Sylvesternacht wieder einmal einen traurigen
Beweis. Der über die Feiertage beurlaubte Soldat Valen-
tin Seitz wollte, der leidigen Mode gemäß, wahrscheinlich
seinem Schatze das Neujahr anschießen, wobei er ohne Zwei-
fel seine Schußwaffe, damit sie recht intonire, überladen, so
daß der Lauf beim Abfeuern zersprang und ihm die linke
Hand derart zerfetzte, daß sie tags darauf abgenommen
werden mußte. Der arme junge Mann liegt schwer dar-
nieder und zweifelt man an seinem Auskommen. Möchte
doch die Jugend dieses neue Beispiel sich zur Warnung
dienen lassen und mit Schußwaffen nicht mehr so leichtsinnig
umgehen wie dies bis jetzt noch immer der Fall ist.
U Heidelberg, 2. Jan. Herr Buchhändler Otto
Fr. Bass ermann hier, hat von Sr. Kgl. Hoheit dem
Großherzog das Ritterkreuz 1. Classe vom Zähringer Löwen
erhalten.
-s- Mannheim, 2. Jan. Vor einigen Tagen fand
sich ein junger Mann in einer unweit des Neckars gelege-
nen Wirtschaft ein, sprach daselbst den Getränken fleißig
zu und erging sich dann in verschiedenartigen Großspre-
chereien bezüglich seines im Portemonnaie habenden Besitz-
thums von ca.. 500 fl., was sich ein Paar am Tische
sitzende Strolche nicht umsonst gesagt sein ließen. Sie
machten sich an ihn, tranken mit ihm und entfernten sich
schließlich auch mit dem nunmehr total betrunkenen Manne,
führten ihn gegen die Böschung der Neckarbrücke und stürtz-
ten ihn, nachdem sie ihm sein Geld abgenommen, dort
hinab. Erst spät in der Nacht vernahmen Eisenbahnbe-
dienstete an der Neckarbrücke ein Stöhnen, was sie zur
Nachforschung veranlaßte und so fanden sie denn den Un-
glücklichen, welchen sie in das Spital brachten, woselbst er
noch in der Nacht verschied. Von den Strolchen jedoch
konnte man bis jetzt, noch keine Spur entdecken.
8 Philippsburg, 2. Jan. Laut finanzministeriel-
ler Bekanntmachung sind die zu unserem früheren Amts-
gerichtsbezirke gehörigen Gemeinden: Huttenheim, Kirrlach,
Kronau, Neudorf und Oberhausen dem Havptsteueramte
Karlsruhe zugewiesen worden, während Philippsburg, Rhein-
hausen, Rheinsheim und Wiesenthal wie bisher bei dem
Hauptzollamte Mannheim verbleiben.
Handel, Industrie und Landwirtschaft.
Außer Kours gesetztes Papiergeld.
Anhalt-Köthen'sche Kassenscheine a 1 und 5 Thaler vom 1.
Juni 1848.
Anhalt Köthen-Bernburger Kassenscheine L 1 und 5 Thaler
vom 2. März 1848.
Anhalt-Köthen-Bernburger Eisenbahnscheine a 1, 5 und
25 Thaler.
Anhalt-Bernburger Kassenscheine a 1, 5 und 25 Thaler
von 1850, 1852 und 1856, sowie L 1 Thaler von 1859.

Anhalt-Dessauer Kassenscheine ü 1 und 5 Thaler vom 1.
August 1849 und ä 10 Thaler vom 1. Oktober 1855.
Anhalt-Deffauer Landesbanknoten L 1 und 5 Thaler vom
2. Januar 1847.
Bautzener (Lausitzer Landständische) Banknoten ü 5 Thaler
von 1850.
Bayerische Hypotheken- und Wechselbanknoten a 10 fl. vom
1. Juni 1850.
Braunschweigische Bank- und Darlehens-Bankscheine L 1, 5
und 20 Thaler von 1842.
Braunschweigische Banknoten L 10 Thaler Gold vom 1.
Juni 1856.
Breslauer städtische Banknoten ä 1, 5, 25 und 50 Thaler
vom 10. Juni 1848.
Dänische 5 Reichsbankthalerzettel ält. Emission von 1835,
nur auf einer Seite blau bedruckt.
Gothaische Kassenscheine ä lund 5 Thaler vom 30. Sept. 1848.
Holsteinische Kassenanweisungen von 1854.
Kurhessische Leih- und Commerz-Banknoten.
Leipziger Banknoten, alle vor dem 2. November 1851 er-
schienenen.
Oesterreichische Banknoten, auf Conventionsmünze lautend.
Potsdamer Stadtscheine ä 1 Thaler vom 8. Septbr. 1849.
Polnische grüne Bankscheine a 1 Rubel, weiße und rothe
a 3 Silberrubel.
Reuß jüngere Linie Kaffenanweisungen a 1 Thaler vom
29. März 1849.
Reuß ältere Linie Kassenanweisungen a, 1 Thaler vom 15.
Mai 1858.
Rostocker Banknoten vom 1. Juli 1850.
Schleswig-Holsteinische Kassenscheine s, 1 Thaler (2^2 M.)
vom 31. Juli 1848.
Schwarzburg-Rudolstädter Kassenscheine L 1 und 5 Thaler
von 1848.
Schwarzburg-Sondershausener Kaffenscheine a 1, 5 und 10
Thaler vom 11. März 1854 , 20. Dezember 1854
und 25. Oktober 1859.
Württembergische 2 , 10 und 35 Guldenscheiue von 1849
und 1850.
Workäufig noch eingtöst werden an den be-
treffenden Kanptkaffen:
Chemnitzer Stadtscheine ü 1 Thaler von 1848 und ohne
Datum.
Großherzogthum Hessiche Grundrentcnscheine a 1, 5, 10,
35 und 70 fl. - )
Kurhessische Kassenscheiue L 1, 5 und 20 Thaler.
Magdeburger Privatbanknoten ä 10, 20, 50 und 100
Thaler vom 30. Juni 1856.
Oesterreichische Banknoten in Oesterreich. Währung A
10 fl. vom 1. Januar und L 100 fl. vom 1. März 1858.
Oesterreichische 5 fl.-Banknoten vom 1. Mai 1859, wohl
zu unterscheiden von den Staatsnoten zu 5 fl. Bis Ende
Dezember 1872 kann die Umwechslung nur im Wege
der Gnade erfolgen.
Preußische Banknoten ä 25 und 50 Thaler von 1846.
Preußische Kaffenanweisungen ü 1 und 5 Thaler vom 2.
Januar 1835.
Preußische Darlehenskassenscheine a 1 und 5 Thaler vom
15. April 1848.
Sächsische (Königlich) Kassenbillets von 1840, 1843, 1846
und 1848.
Thüringer Banknoten werden nur in Sondershausen eingelöst.
Weimar'sche Kassenanweisungen ü 1 und 5 Thaler vom
27. August 1847.

Verlosungen.
Karlsruhe, 30. Dez. Bei der heutigen Gewinn-
Ziehung der badischen 35-fl.-Loose sielen die zehn Gewinne
L 1000 fl. auf folgende Nummern: 117,898, 342,998,
90,886, 9052, 226,971, 310,569, 304,965, 297,828
43,085, 90,861.
Branschweig, 31. Dezember. Bei der heutigen
Prämienziehung der Braunschweigischen 20-Thaler - Loose
fiel ein Gewinn von 20,000 Thlr. auf Nr. 41 der Serie
' 4492, 5000 Thlr. auf Nr. 11 der Serie 2836, 2000
Thlr. auf Nr. 42 der Serie 7763 , 600 Thlr. auf Nr.

46 der Serie 4369. Gewinne von 100 Thlr. fielen auf
> Nr. 11 der Serie 3261, auf Nr. 8 und Nr. 35 der Serie
3575, auf Nr. 12 der Serie 4263, auf Nr. 36 der Serie
4369, auf Nr. 26 der Serie 4693, auf Nr. 36 der Serie
6712, auf Nr. 21 der Serie 7125, auf Nr. 10 der Serie
9027, auf Nr. 41 der Serie 9254.

Standesbrrch-Auszüge der Stadtgemeinde
Schwetzingen
vom Monat Dezember 1872.
Heöoreire.
Dezbr. 2. D. h. B. und Tüncher Paul Franz e. S. Johann.
3. D. h. B. und Schuhmacher Frz. Jos, Zeh e. S. todtgeb.
5. D. h. B. und Tagner Emanuel Schweinfurth e. T. Anna
Maria.
6. D. h. B. und Fuhrmann Ludwig Henn e. S. Ludwig.
6. D. h. B. .und Schlosser CH. Müller e. T. Charlotte Anna.
6. D. h. B. und Bahnwart Adolf Nothacker e. S. Johann.
8. D. h. B. und Bäcker Georg Frei II. e. S. Gg. Philipp.
11. D. h. B. und Tüncher Hrch. Freed e. T. Anna.
11. D. h. B. und Cigarrenmacher Martin Hirsch e. S. Carl
Hoch.
12. D. Georg Pfister Ccribent hier e. T. Jacobine Elisabetha.
12. D. h. B. nnv Zimmermann Carl Singer I. e. S. Karl
Theodor.
13. D. h. B. und Tagner Abraham Schweitzer II. e. S. leblos.
16. D. h. B. und Zimmermann Franz Halter e. T. Anna.
18. D. h. B. und Schneider Pelag. Mayer e. T, Mathilde.
20. Dem Actuar W. Gerold hier e. T. Anna Genorosa-
20. D. h. B. und Tagner Johann Hardung e. S. Joseph.
21. D. h. B. und Maurer Joh. Glas e. S. Robert.
22. Dem Müblarzt Joh. Glaser von Weiher, hier wohnhaft
e. S. Martin.
23. Dem Amts-Revident Joseph Zeller hier e. T. Maria -
Emilie.
25. D. h. B. und Landwirth Wilhelm Hoffmann e. T. Marie.
25. unehelich e. S. Heinrich.
29. D. h. B. und Bierbrauer Jacob Senges e. T. Elisabetha
Catharina.
30. D. h. B. und Mühlarzt Johann Menges hier e. T.
Caroline.
31. D. Eisenbahnaufseher Conrad Huber hier e. S. Carl
< Georg Conrad.
L. Wereyerichte.
5. Albert Breyer, Chirurg von hier, mit Wilhelmine Nitsch
von hier.
5. Friedrich Hardung, Tagner von hier, mit Catharina Salome
Egner von Hirschhorn.
12. Georg Michael Schweinfurth, Polizeidiener von hier, mit
Barbara Abt geborne Nemmler von hier.
15. Friedrich Hepp, Schlosser von hier, mit Maria Neinle
von hier.
19. Carl Maier, Küfer von hier, mit Barbara Kühl von
Sandweier.
26. Conrad Glotzbach, Schleifer aus Oberalba, mit Maria
Werner von hier.
0. Kestoröerre.
. 6. Conrad Ultzhöfer, 5 M. alt, Kind von Cigarrcnmacher
Ignatz Ultzhöfer hier.
9. Barbara Forschner, 17 Tag alt, Kind von Landwirth
Hrch. Forschner hier.
12 Theresia Bläß, 3 M. alt, Kind von Cigarrenmacher Leon-
hard Bläß hier.
16. Georg Heinrich Römer, 3 Mt. alt, Sohn vrn Schmied
Georg Wilhelm Römer hier.
17. Ekisabetha Brann, 34 Jahr alt, Ehefrau von Schneider
Paul Braun hier.
20. Josephine Frey, 54 Jahr alt, Ehefrau von Tapezier
Georg Frey aus Heidelberg.
24. Catharina Spilger, 8 Monat alt, Tochter von Peter
Spilger hier.
25. Maria Hoffmann, 10 Stunden alt, Kind von Wilhelm
Hoffmann hier.
27. Heinrich Brixner, S. der Adriane Brixner hier, 43 St. a
28. Maria Sophie Wilhelmine Haßler, 9 Mt. alt, Kind von
Bäcker Philipp Haßler hier.
30. Maria Hoffmann, 37 Jahr alt, Ehefrau von Wilhelm
_ Hoffmann hier.
Herr: Redacteur!
Mein Vetter von Dingsda — er schreibt die Ortsnamen so
schlecht — bittet mich, da er auch zu den niederen Postbediensteten
zählt, Sie zu fragen, ob denn von den Hunderttausenden von Thalern,
die in Berlin von der Generaldirektion der deutschen Reichspost für
! die Diener seiner Kategorie — so viel ich weiß ist er Postbote —
i verwilligt worden sind, nicht auch auf ihn und seine Kollegen einige
> Thaler abfallen werden. , Ganz der Ihrige:
i 8 —.
! Wahrscheinlich wird Ihr Herr Vetter und seine Herren Kolleg en
! von der in Ihrem Schreiben erwähnten Summe auch Etwas erhalten,
i nur werden sich die Herren ein wenig gedulden müssen, da der Weg
von Berlin nach Dingsda im Winkel von Südwest-Deutschland etwa?
weit ist. Die Red.

Die verschleierte Frau.
Roman von Gustav Traugott.
(Fortsetzung.)
VIII.
„Kennedy, wollt Ihr die Rückreise wieder mitmachen?
Ich fahre sicher nach Bristol zurück," fragte theilnehmend
der Obersteuermann, als das Schiff fest zwischen Anker-
ketten lag und jene mit thränenden Augen ihren Schützling
an der Hand führend, sich von der Schiffsmannschaft ver-
abschieden wollte.
„Nein ich will in Hamburg bleiben, bis von dort
ein günstiger Wind herüber wehet. Landete ich jetzt mit
diesem schuldlosen Engel an dortigen Gestaden, jenes Un-
geheuer , jener blutschänderische Barbar würde nicht eher
ruhen, bis auch dies Kind gleich wie sein Vater und Bruder
ein Opfer des Meeres oder vielleicht einer noch schrecklichem
Todesart geworden wäre.
„Seid Ihr mit Geldmitteln versehen?"
„Nein; ich besitze nichts als einige kleine Ueberreste
meines verdienten Lohnes; doch kümmert Euch dieserhalb
nicht, ich weiß zu leben und zu arbeiten. An wem das
Leben, wie an mir schon in tausendfachen Gestalten bald
langsam schleichend, bald auf Flügeln der Morgenröthe
vorübergezogen ist, der zagt nicht bei des Schicksals fluchen-
den Gewalten, der weiß sie seinem Willen unterthan zu
machen, der weiß zu kämpfen und zu siegen!"

„Wartet einen Augenblick," bat der Obersteuermann
mit schmerzlich zuckenden Lippen, worauf er rasch in seine
Kajüte eilte.
Bei seiner Rückkehr überreichte er der Kennedy ein
kleines Kästchen mit den Worten:
„Dies ist das Eigenthum unseres verräterisch ge-
mordeten, braven Capitains. Da eine bessere Verwendung
als für sein eigenes hinterbliebenes Kind nicht gedenkbar ist,
so sei es damit Euch behändigt. Der Inhalt scheint indeß
nicht übergroß zu sein, darum nehmt dies hinzu und ver-
thuet es mit dem übrigen," fügte er hinzu, während er ihr
seine gefüllte Börse übergab.
„Ich will nicht aus falscher Scham zurückweisen, was
Ihr mir freiwillig bietet. Lohne Gott Euch Eure edle
That, wenn diese vielleicht Euch nicht zu danken vermag,"
erwiederte die Amme in abgebrochenen Worten, indem sie
auf die Waise zeigte. — Der Born ihres Herzens sprengte
gewaltsam seine Schleusen und ein Strom brennender
Thränen entperlte ihren kummervollen Augen. Sie winkte
mit ihrem weißen Taschentuche der Schiffsmannschaft ein
letztes Lebewohl und eilte, so schnell ihre Kräfte es gestat-
teten, mit Alice Hamburgs Thore zu.
Hier in dieser tumultuarischen Weltstadt lenkte sie ihre
Schritte in ein Hotel zweiten oder dritten Ranges, bestellte
einige Erfrischungen, ein Logis für die nächste Nacht und
bat um Hamburgs Wochennachrichten. Als ihr letztere
behändigt wurden, überflog sie rasch die Miethnachrichten
der kleinern Wohnungen. Sie fand unter denselben eine

ihr zusagende Ankündigung von einem Tischlermeister Stel-
ling, über die sie am nächsten Morgen nähere Erkundigung
einzuziehen beschloß. Kaum flammte das erste Morgenroth
über Hamburg auf, als nach einer ruhelosen Nacht die
Kennedy sich von ihrem Lager erhob, ihre Rechnung zahlte,
sich und ihren Schützling rüstete und dann dem Hause
jenes Tischlers zuwanderte.
Die Zimmer fanden ganz ihren Beifall, aber um den
Miethzins konnten sie sich längere Zeit nicht einen. — So
wenig der Mietherin dies kleinliche Feilschen des Haus-
eigenthümers zusagte und Vertrauen einzvflößen vermochte,
so entschloß sie sich doch zuletzt, in die geforderte Summe
zu willigen, indem sie hoffte, baldigst eine ihren Finanzen
angemessenere Wohnung zu finden. Nachdem sie sich geeint
hatten, ergriff die Amme sofort Besitz von dieser Wohnung
und schon nach wenigen Tagen herrschte die größtmöglichste
Gemüthlichkeit in ihren neu erworbenen Zimmern.
„Jetzt sei meine nächste Sorge, durch Handarbeiten
mir den nöthigen Unterhalt zu verschaffen. Die etwa
zweihundert Pfund betragende Baarschaft, die ich für Dich,
Du unglückliches Kind, erhalten habe, sie sollen Dir für
künftige Zeiten aufbewahrt bleiben!" flüsterte Kennedy eines
Abends in aufopfernder Liebe, als sie vorn Ordnen ihres
kleinen Haushaltes ausruhete, die Waise zärtlich in ihrem
Schooße wiegte und ihr die seit einigen Tagen etwas ge-
bleichten Wangen koste.
(Fortsetzung folgt.)
 
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