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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 79 (8. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0317

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wöchtNjiich drer Mal:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
Alle Postanstalten
und Bolen nehmen
Bestellungen an.

Mwchmgtr Wochrnblall
AmtsverKündigungsötatt für den Aezirü Schwetzingen.
Badische H o p fr n) e i t u n g.

Preis
Vierteljährlich 51 kr.
Inserate:
die viergespaltene
Petitzeile oder deren
Raum 4 kr.,
Garmondzeilr 5 kr.

Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.

Ao. 79. Dienstag, 8. Juli 1873.

VII. Jahrgang.

Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annonccn-Bureaux von Hänfenster» L Aogt'er, Rudolf Wosse und K. L. Dauöe L Go., sowie die Süddeutsche Runoncen-Grpedition
von G. Stöckliardt in Stuttgart, Frankfurt, Berlin, Leipzig, MUnchm, Wien, Zürich, Basel und Straßburg.

Neueste Post.
Karlsruhe, 3. Juli. In den Kreisen der Tabak-
sl e u e r i u t e r e s s e u t e u wirb jetzt für die Zukunft
agitirt; man unterstellt nämlich der Reichsregierung, daß
sie für 1875 und die Folgejahre immer noch an eine Er-
höhung der Tabaksteuer denke.
Konstanz, 4. Juli. Als Beitrag zur nähern Kennt-
niß der Verbreitung des Erdbebens vom 29. Juni beehre
ich mich auzuzeigen, daß dasselbe auch in einem Stunde
von hier entfernten Landgut von mehreren Bewohnern des-
selben wahrgenommen wurde. Im Schlafzimmer der Fa-
milie wurde eine Hängelampe durch den Stoß in lebhafte,
nahezu Stunde dauernde Schwingungen versetzt.
Berlin, 4. Juli. Dem Vernehmen nach beziehen
sich die Vorschläge der Reichs-Postoerwaliung bezüglich des
Berner Postcongresses ausschließlich auf die Her-
beiführung gemeinsamer Grundsätze für die Briefpost-Beför-
derung. Das internationale Briefporto soll 2 ft? Sgr. für
einen einfachen frankirten Brief von 15 Gramm betragen.
Strastburg, 4. Juli. Mit Extrazug von 12 Wa-
gen ist heute Abend eine weitere Zahlung der französi-
schen Kriegsentschädigung im Betrag von un-
gefähr 30 Millionen in Gold und Silber aus Paris hier
angelangt < eine gleiche Summe in Werthpapieren und
Wechseln.
Weimar, 5. Juli. Der Nachtschnellzug von Berlin-
Frankfurt entgleiste heute bei Fröttstedt. Dem Vernehmen
nach sind ein Bremser und ein Passagier getödtet und einige
Andere verwundet worden.
Dresden, 4. Juli. Der Gesundheitszuftano
des Königs Jo h a n n soll seit seiner Rückkehr von Ems
durchaus nicht zufriedenstellend sein; häufige nächtliche
Asthma-Anfälle geben zu Besorgnissen Anlaß, da jedoch die
gewöhnliche Tagesbeschäftigung noch keine Unterbrechung er-
fahren hat, kann von einer eigentlichen Gefahr noch keine
Rede sein.
Paris, 5. Juli. General Manteuffel ist gestern in
Belfort angekommen. Die Reise hat auf die Räumung dieses
Platzes Bezug. — Die bayerische Garnison von Montmsvy
beginnt mit der Räumung am 15. d. M. — Frankens
versichert, das Kriegsgericht über Bazaine werde im Sep-
tember in Compisgne unter dem Vorsitze des Herzogs von
Aumale zusammentreten.
Petersburg, 5. Juli. Ein offizielles Telegramm
meldet: Der entflohene Khan von Khiwa kehrte zurück und
ergab sich dem General Kaufmann auf Gnade und Ungnade;
mit ihm seine sämmtlichen Minister und Hauptrathgeber.
Der Khan wird durch eine Ehrenwache überwacht.
Neueste Kopfen-Nachrichten.
Nürnberg, 5. Juli. (Orig. Bericht v. C. Schmidt.)
Die Witterung war diese Woche vorherrschend warm und
für die Vegetation im Allgemeinen günstig. Die über die

Hopfenpflauze einlaufenden Berichte zeichnen sich noch immer
durch große Verschiedenheit aus, so daß es zur Zeit noch
nicht möglich ist, sich ein formales Bild über den Stand
der Pflanze zu schaffen. Verschiedene Gegenden, die vor
10 Tagen günstig berichten, bringen heute das Gegentheil
uiw umgekehrt; vorherrschend günstig lauten die letzten Be-
richte aus B >hmeu, Baden, preuß. Polen, Altmark und
Belgien, während dieselben aus anderen Richtungen mehr
oder weniger zweifelhaft und zweideutig kommen.
Das Geschäft war diese Woche ohne Veränder rg:
ruhig und still. Die wenigen Umsätze mögen ca. 80-- 0
Ballen betragen und mußten dafür die seitherigen P se
von fl. 80—100 bezahlt werden. Notirungen vielfach
nominell — wie sogt:

Spalt Stadt
fl-
125-135.
„ nähere Umgebung
fl.
105—115.
„ entferntere Lagen
fl.
90—105.
Hallerdau Siegelgut (Wolnzach-Au)
fl-
85-105.
„ ohne Siegel prima u. hochprima
fl-
90—105.
„ geringere
fl-
70-85.
Mittelfränkisch fein prima (Aischgr.-Gebirgh.) fl.
95-110.
Marktsorten prima
fl.
85-95.
„ geringere
fl.
70—80.
Württemberger
fl.
80-110.
Essässer
fl-
80—100.
Lothringer, Oberösterreicher
fl-
52—70^
Div. präparirte, umgepackte rc.
fl.
75—90.
1870r., I. Auswahl,
fl.
12-16.
Geringere 1870r u. ält. Sorten wenig Frage, fl.
8 -5.

Ältborf, 2. Juli. Der Stand unserer aller-
plantagen ist dermalen nicht der beste. Man findet Hopfen-
dings Anlagen, welche schön sind, dagegen aber auch viele
Gärten, die sehr zu wünschen übrig lassen. Ungeziefer zeigt
sich zwar, doch wurde die Pflanze davon nicht benachtheiligt.
Spalt, 2. Juli. Seit meinem letzten Berichte hatten
unsere Hopfenpflanzungen sehr zuträgliche warme Witterung
und sind diese im Wachsthume ziemlich vorgeschritten. Das
Ungeziefer ist beinahe verschwunden und ist zur Zeit nicht
die geringste Spur von Krankheit an der Pflanze vorhan-
den.
Tübingen, 2. Juli. Die Witterung während die-
ses Frühjahrs war für die Entwickelung der Hopfenpflanze
in unserer Gegend günstig, die Pflanzen haben zwei Drittel
der Höhe der Stangen erreicht und berechtigen bei dem
gegenwärtig gesunden Aussehen zu guten Hoffnungen. Un-
geziefer, das sich in geringer Menge zeigt, scheint wenig zu
schaden. Für 1872er Hopfen tritt zuweilen Nachfrage auf,
zieht sich aber wegen zu hoher Forderung der Eigner
häufig wieder zurück.
Neutomhsl, 2. Juli. Im vergangenen Semester
war es im Geschäfte hier buchstäblich todt. Es lagern hier
noch 120 -150 Centner Hopfen, die ich Ihnen im Dezem-
ber vor. Js. als vorhanden anzeigte. In 1870er und

, älteren Jahrgängen ist die ganze Zeit von Außen gar
nichts, von hiesigen Kuudschaftshändlern jedoch nur Kleinig-
keiten zu 4—6 Thaler gekauft worden. Den Stand der
Pflanze anbelangeisd, so läßt sich zwar noch wenig sagen;
derselbe ist dermalen durchaus kein befriedigender, da die
Nässe dem Steck zu sehr geschadet hat. Es stehen in Folge
dessen alle Plantagen tiefer Lage noch sehr schwach und
haben kaum halbe Stangenhöhe erreicht. — Bei recht passen-
der warmer Witterung kann das spätere Resultat noch be-
friedigend werden, jedoch ist es der heutige Stand der Pflanze
durchaus nicht.
Alost, 1. Juli. Im Hopfengefchäfte herrscht Ruhe;
dennoch sind die Preise fest und werden für 50 Kilos 1872er
Aloster Hopfen täglich Frs. 85 bewilligt. Ueber unsere
Hopfengärten läßt sich nur in meinem letzten Berichte Ge-
sagtes bestätigen. -
Saaz, 1. Juli. . Es sind alle Aussichten vorhanden,
daß wir zwar eine verspätete, aber dennoch eine befriedigende
Ernte erhalten, wie heute die Pflanzungen stehen. So
wie hier, ist deren Stand auch in allen Producnonsgegen-
den, die nicht eine allzufeuchte Lage haben. Das Geschäft
bewegt sich in (ehr engen Gränzen, behält aber fortwäh-
rend eine seltene Festigkeit, da immer kleine Verkäufe statt-
finden und die Vorräthe fast ganz gelichtet sind. Wir no-
tiren Saazer Stadtgut mit fl. 210, Landgut 175—200.
Alttscha 1. Juli. Seit meinem letzten Berichte vom
6. d. M. hat sich das Aussehen der Hopfe «Pflanzungen in
der Umgebung von Auscha sehr gebessert, nur in der Nähe
der Ortschaft Lucka sind sie durch Hagelschlag sehr ge-
schwächt. Im Allgemeinen sind sie frei sion Ungeziefer und
im Wachsthum erfreulich vorgeschritten. Das Geschäft mit
vorjährigem Hopfen ist hier ohne Leben, da bei Produzen-
ten gar keine und bei Händlern höchstens noch 20 Centner
lagern, wofür fl. 100 pr. Centr. gefordert werden.
New-Uork, 21. Juni. Das Geschäft ist unver-
ändert ruhig und daher von Interesse durchaus nichts für
heute zu berichten. Die Witterung bleibt den Brauern
günstig, doch wäre der kommenden Erndte wegen Regen
sehr erwünscht._
Aus Stadt und Land.
X Schwetzingen, 7. Juli. Die neue badische
Landeszeitung und das Mannheimer Journal brachten in
den letzten Tagen Mittheilungen über die am 30. Juni
hier stattgehabte Versammlung des Bürgerausschusses, welche
von der unrichtigen Voraussetzung auszugehen scheinen, als
sei es in das Belieben des Verwaltungsbeamten ge-
stellt gewesen, ob er dem Anträge der 52 Bürger, welche
die Vernehmung der Gemeinde über ihre Beschwerden gegen
! die Gemeindeverwaltung erbeten, Folge geben wolle, oder
' nicht. Ein Blick in die Gemeindeordnung hätte die Cmre-
' spondenten aber eines Besseren belehren können, da der Z
31 Ziffer 5 derselben die Staatsverwaltungsstelle ohne

Ser Iluch des Goldes.
*
* ch
(Fortsetzung.)
7.
„Sie thaten wohl daran," sagte der Millionär. Wann darf ich
Sie ei warten?"
„Um acht Uhr. Wollen Sie die Güte haben, den Wucherer unter
irgend einem Vorwand hierher zu bescheiden?"
„Gern."
„So wären also alle Vorbereitungen getroffen," sagte der Advo-
cat, indem er sich erhob. „Seien Sie verschwiegen, vermeiden Sie
Alles, was unser Geheimniß vorzeitig verrathen kann."
8.
Hedwig entdeckte bei ihrer Heimkehr augenblicklich, daß während
ihrer Abwesenheit die heitere Laune des alten Herrn getrübt worden
war. Ihrem scharfen Blicke entging dies nicht, sie suchte die Ursache
dieser Verstimmung zu erforschen.
Cornelius wich ihren Fragen aus, er wollte die Richtigkeit ihrer Be-
hauptung nicht zugeben, aber das Lächeln, durch welches er sie zu be-
ruhigen suchte, war erzwungen und nicht geeignet, die Befürchtungen
Hedwig's zu beseitigen.
Sie ging in ihr Zimmer und zog die Glocke.
„Eine halbe Flasche Bordeaux," befahl sie dem eintretenden
Kellner

Als der Letztere zurückkehrte, öffnete Hedwig ihre Börse.
„Hat mein Vater im Laufe des Nachmittags Besuch erhalten?"
fragte sie, während sie ein Goldstück in die Hand des Kellners fallen
ließ. „Es wäre mir lieb, wenn sie darüber Erkundigungen einziehen
und mir so rasch wie möglich mittheilen wollten, wer den alten Herrn
besucht hat."
Der Kellner verbeugte sich, es kam nicht oft vor, daß ihm ein
Goldstück geschenkt wurde.
„Herr Advocat Steiumüller war bei ihrem Vater," erwiderte er.
„Wie lange währte der Besuch?"
„Eine halbe Stunde.
„Seitdem blieb mein Vater allein?"
„Ja. Er schickte vorhin den Hausknecht mit einem Briefe zu dem
Trödler Schwind."
Eine düstere Wolke glitt über das Antlitz des Mädchens.
„Es ist gut," sagte Hedwig nach einer kurzen Pause.
Der Kellner entfernte sich. Hedwig wanderte lange, in Sinnen
versunken auf und ab.
„Es muß sein," flüsterte sie, „morgen wäre es vielleicht schon zu
spät."
Sie legte die Flasche unter das Kopfkissen ihres Bettes und stand
eben im Begriff, das Zimmer zu verlassen, als. der Wucherer plötzlich
eintrat."
Sein hastiges und doch leises Eintreten erschreckte das Mädchen,
welches sofort ahnte, daß Peter Schwind eine wichtige Nachricht brachte.
Und diese Ahnung ward zur Gewißheit als der Trödler hinter sich die
Thür schloß.
„Es ist etwas im Werke," flüsterte er, „ich fürchte, schon morgen

sind wir verloren, wenn wir bis dahin nicht gehand-lt haben. Heute
Mittag, kurz nach Tisch war eine Frau bei ihnen, haben sie das Weib
wieder erkannt?"
„Es war die Wirthin der Schenke, in der ich vor einem Jahre
wohnte," entgegnete Hedwig, mühsam ihre Ruhe und Fassung behaup-
tend.
„Man hat sie zu ihnen geschickt, um festzustellen, ob sie und jene-
Schenkmädchen eine und dieselbe Person feien."
„Wer hat das gethan?" fragte Hedwig rasch.
„Die Frau kannte ihn nicht. Ein junger schlanker Herr soll eS
gewesen fein."
„Beschrieb sie ihn nicht genauer?"
„Nein. Sie sagt nur, daß er einen runden grauen Hut und
einen Rohrstock mit weißem Knopf getragen habe."
„Kein Zweifel, der Doctor wars," sagte Hedwig und der Haß
leuchtete hell in ihren Augen auf. „Weshalb er mich nur verfolgen
mag? Daß er mir mißtraut, daß er mich haßt, habe ich im Augen-
blick unserer ersten Begegnung erkannt. Die Frau war bei ihnen?"
„Ja."
„Was wollte sie?"
Peter Schwind zuckte die Achseln und zog gleichzeitig die Augen-
braunen empor. „Was wollte sie?" widerholte er. „Sie wollte sich
erkundigen, ob es sich der Mühe lohne, wenn sie einen Meineid auf
ihr Gewissen nehme."
„Auf ihr Gewissen?" erwiderte Hedwig im Tone der Verachtung.
„Ihr Gewissen hat schon manche schwere Last auf sich genommen, daß
z sie — — — fix ^t also dem Doctor gesagt, daß ich und jenes
Schenkmädchen ein und dieselbe Person sei?"
 
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