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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 12 (30. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0047

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IlbwMnm Rüöitlibliüt.
wöchmtlich drei N VW?H G- "G- M V'V Z r. i e r a i e
Dienstag, Donnerstag Vie viergrspaUe^r
und Samstag. Petttzeile oder deren
Amtsverkündigungsötatt für den Wezirk Schwetzingen.
K ad! fchr H vpsen ; eitu n g.
Slllgemciner Anzeiger für die lmdische unv vnyerische Rheinpfalz.
^o. 12. Donnerstag, 30. Januar 1873. VII. Jahrgang.
Für -as „Schwetzmger .WochrrZblaLL" beftirnmLe Inserate sinÄen auch im „PhiLippsburger Wochenblatt" Gratis-Aufnahme.

Reüssünnnen °"l dieses Blatt für
Monate Februar und
März werden bei sämmtlichen Postnnstalten sowohl
als bei den Landpostboten angenommen.
Die Expedition.

persönlichen Einfluß, als andere Minister. Er muß sich
fortwährend Einfluß erringen und eine fortwährend ange-
spannte Verantwortlichkeit für alle Regierungsmaßregeln
tragen, ohne daß der Einfluß der Stellung dazu im Ver-
hältnis; stand. Dies war für meine Nerven unerträglich.
- Eine Divergenz zwischen dem Reichskanzler und vem preußi-

Depeschen.
* Dresden, 29. Jan. Soeben trifft die Nachricht
von dem Ableben der unglücklichen Kaiserin C har-
lotte von Mexiko ein.
* London, 24. Jan. (I. M. L.) Auf Befehl der
Kaiserin kehrt der kaiserliche Prinz in die Kriegsschule von
Woolwich zurück.
* London, 29. Jan. (H. B. R.) Nach her „Morning
Post" herrscht in der bonapartistischen Partei große Aufre-
gung, indem sich dieselbe in zwei Gruppen getheilt, von
welcher sich die eine um die Kaiserin die andere nm den
Prinzen Napoleon schaan.
Das Blatt sagt, der Prinz werde den ihm vorgezeich-
neten Weg nicht verlassen, aber eine Entente zwischen dem
Prinzen und den politischen Freunden der Kaiserin sei un-
möglich.
* Madrid, 26. Jan. Die republikanisch gesinnten
Arbeiter Madrids geben tem Kongreßmitglied Castellar ein
Mvnstredantet, bei welchem man auf 1000 Couverts rechnet, i
* Lissabon, 26. Jan. Die Kaiserin Muller von
Brasilien ist gestorben.
Dieselbe hat die Königin-Mutter von Schweden zu
ihrer Universalerbin eingesetzt.
politische Aeöerjichä^ "
Wie im verflossenen Jahre zu Berlin, so wird dieses
Jahr in Wien gelegentlich der dort statthabenden Industrie-
Ausstellung eine D r e i k a i s er z u s a m m e n k u n f t sich
wiederholen, in welcher neuen Begegnung der Souveräne,
nach der Ansicht der „N. A. Z.", die drei Nationen eine
neue Bürgschaft für den Weltfrieden zu erblicken haben.
In der letzten Sitzung des preußischen Abgeordneten-
hauses »lachten die staatsmännischen Reden des Fürsten
Bismarck wiederum Epoche. Derselbe äußerte nämlich u. A.
auf die Frage: Ob jeder Staatsminister, abgesehen voll
seinem Reffort, für die hohe Politik des Staates eintritt?
— „Jeder Minister ist zweiseitig zu betrachten, hill-
sichtlich seiner Reffortwirksamteit und hinsichtlich seiner
Unterstützung der Politik des Gesammtministeriums. So
sprach sich auch das Staatsministerium dahin aus, daß,
wenn das landwirthschaftliche Ministerium auch keine großen
Geschäfte hoben sollte, doch die Mitwirkung des Landwirtb-
schaftS-Ministers als Staatsmimster wünschenSwerth sei."
Bezüglich der jüngsten Borgänge bemerkte Fürst Bismarck:
„Meine Arbeitslast war zu groß, da meine Gesundheit ,
schwächer geworden und mir in dem Geheimrath Abecknr
eilt bedeutender Helfer gestorben ist. Der preißffsche Mi-
nisterpräsident hat viel Verantwortung und nur wenig mehr §

scheu Ministerium ist unmöglich. Mein Bleiben in dun
preußischen Cabinete beweist, daß ich eben das Ministerium
! unterstützen will, nur der weniger fruchtbaren Arbeiten und
eines Theils der formalen Verantwortlichkeit entkleidet. An
eine Aendernug der Richtung ist bei -em eingetrctenen
i Wechsel im Ministerium nicht zu denken. Solche? hätte
i ich niemals Zugelassen. Das Ministerium des Auswärtigen
würde im Etat besser Ministerium für Reichsangelegenheiten
- heißen. Der Etat des Ministeriums des Auswärtigen ist
> uothwendig zur Unterhaltung der Beziehungen mit dein
- Reiche, welche die bisher vom Landtage gebilligten bleiben
i sollen." Auf die Entgegnung Birchow'S erwiederte Bis-
i marck: „Die Möglichkeit eines nichtpreußischen Reichs-
kanzlers halte ich eben so für ausgeschlossen, wie die Be-
sorgnisse Preußens vor einem übermäßig starken Reich.
Die Einheit des Reiches und Preußens liegt in dem Kaiser-
Könige, nicht in der Einheit des Reichskanzlers und preußi-
schen Ministerpräsidenten, selbst bei dem mir allseitig ge-
zeigten Entgegenkommen war diese Arbeit für Eines Mannes
Arbeitskraft zu groß. Von Dissonanzen zwischen mir und
den übrigen Ministern ist keine Rede. Der jetzige Minister-
präsident ist mein ältester College, zu welchem ich, wie zu
wenig andern, das Vertrauen yatte, daß er das Präsidium
nicht im Gegensätze zu miu übernehmen würde. Die
Minister aus der Kuliune..::c.8-)riiät zu nehmen, geht nur
da an, wo coustcmte, compacte Majoritäten existiren — im
heutigen England auch nicht mehr. Bei uns ist nur eiu
gouveruementales und, um meine volle Herzensmeinung
auszusprechen, königliches Ministerium möglich, welches nach
der gouvernementalen Neigung des Monarchen bald mit
seiner, bald einer anderen Partei gehen kann. Ich bin
nicht als Opfer der Jntrigne aus dem Ministerium gedrängt
worden, ich mußte vielmehr den Grafen v. Roon lange um
die Annahme dieses mühseligen Amtes bitten, und nur des
Kaisers Wort, welches auf einen alten Soldaten nie ein-
druckloS ist, führte die endliche Annahme desselben Seitens
des Grafen v. Roon herbei."
Die eben angeführten Worte des Herrn Ministers werden
wohl die Wirkung haben, auf welche sie berechnet waren;
immerhin bleibt über gewisse Vorgänge während der Zeit
der sogenannten Miuisterkrisis ein undurchdringliches Dunkel
und in den Gemüthern der Leser sowohl wie der Hörerschleibt
senrr Vermnthung nach wie vor Raum gelaßen, daß die
Stellung des Ministers durch Einflüsse, welche sich jeder Con-
trolr entziehen, erschüttert war.
Die Hoffnung, daß dem Reichstage ein Preßgcsetz
vorgelegt werden werde, ist abermals zu Wasser geworden.
Wre die „D. R. C." nämlich in Erfahrung gebracht haben

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will, sind in Betreff dieses Gesetzentwurfes und dem Reichs -
kanzleramte Meinungsdifferenzen ausgebrochen, welche noch
nicht beseitigt sind, und welche wahrscheinlich dahin führen
werden, daß dieses Gesetz in der bevorstehenden Reichstags-
seffion abermals nicht zur Vorlage gelangen wir».
Dasselbe dürfte mit dem für Deutschland zu erwarten-
den Bank gesetzt der Fall fein, da dem Entwürfe
aus den verschiedenen Bundesstaaten erhebliche Hindernisse
entgegen getreten sind und ob das Münzgesetz in der
diesmaligen Session des Reichstages zur Vorlage gelangen
wird, ist gleichfalls noch eine offene Frage.
Die Summe, um welche der M i l i t ä r - E t a L des
deutschen Reichs erhöht werden soll, beträgt 9 Millionen-
Thaler.
Aus einer dem Bundesrathe übergebenen Zusammen-
stellung der Geschäfte des R e i ch s o b e r Handels-
gerichtes in 1872 ersehen wir, daß an rückständigen
vorjährigen und diesjährigen Sachen 1060 Angelegenheiten
zu bearbeiten waren, und zwar aus Preußen 589, sus
Bayern 55, ans Sachsen 182, sodann aus Hamburg 38,
aus Mecklenburg-Schwerin 34, aus Baden 20, aus Elsaß-
Lothriugen 19, ans Hessen 25 Die übrigen Staaten hat-
ten sämmtlich nur nntcr 10 Sachen anhängig gemacht.
„Die Wes.-Zig." berichtig: eine von ihr über die Be-
stimmung desDeutschen U e b u n g s - G e s ch w a d e r s
unter dem Befehl des Capitains zur See, Werner, gebrachte
Nachricht dahin, daß dir fünf Schiffe zur See noch in den
Westindischen Gewässern vereinigt sind, und man deren
Eintreffen in St. Thomas gegen Mitte Februar erwarte.
Von dort aus wird die „Vineta" die Heimreise autreten,
während das Geschwader, nach Zurücklassung der „Gazelle"
auf der westindischen Station, die Reise nach Rw de Ja-
neiro fortsetzen wird. Dort angekommen, soll auch „Albat-
roß" aus dem Gcschwaderverbaude scheiden, um die „Ga-
zelle," welche zum Sommer zurückerwartet wird, auf ihrer
Station abzulöfeu. „Friedrich Carl" und „Elisabeth"
werden dann allein die Reise ostwärts um die Erde fort-
setzen, zunächst Capstadt anlaufen und sich in den Oft-
asiatischen Gewässern mit der dort stationirten „Nymphe"
vereinigen.
Ueber die Erfolge der egyptisch-abyssi nischen
Expedition gehen dem „Ung. Lloyd" folgende Mit-
theiluugen zu: „Die Unterwerfung des gesammien Boges-
laudeS mit seiner Hauptstadt Wasentet ist eine vollbrachte
Thatsache. D'e egyptische Expedition Hai diese wichtige
Erwerbung ohne Schwertstreich vollendet und ist dadurch
einmal mit den Barka- und Waßstämmen, dann in süd-
östlicher Richtung mit den msyamedanischen Stämmen von
Beni Amer in Verbindung getreten, mit welchen auch Un-
terhandlungen bezüglich dek Anschlusses angeknüpft worden
sind. Weder das Christenthum noch der Mohamedanismus
haben dem kühnen Vordringen Munzinger Bey'S, das die
Grenzen Egyptens ungefähr bis zum 15. Grade nördlicher
Breite ausdehnt, irgend welchen Widerstand entgegengesetzt

FkuiUcton.
Georg
oder
Girr Opfer -er Vorurtheile.
Deutsch von H. K. Kißling.

(Fortsetzung.)
Doch eines Tages verfiel Alice wieder in ihre frühere
Niedergeschlagenheit, sie überzeugte sich nämlich, daß in ihrem
Schooße die unglückliche Frucht ihrer strafbaren Liebe keime.
Sie betrachtete dies als eine Heimsuchung des Himmels,
und glaubte schon auf ihrer Stirne das Brandmal der
öffentlichen Schmach zu sehen. Dorby, für den dieses
Ereigniß, wie man sich wohl denken kann, keine angenehme
Nachricht war, lachte gleichwohl und um seine perfiden Ab-
sichten noch mehr zu verdecken, behauptete er, daß diese
Schwangerschaft nur eiu Ring mehr sei, der die Kette ver-
stärke, welche ihn an Alice fehle, er setzte hinzu, daß er
sich auf den Titel Vater sehr viel einbilde, und daß sein
Glück ein vollkommenes sein werde, wenn diese Hoffnung
sich verwirklicht habe. Diese Worte waren eine hinreichende
Garantie für die leichtgläubige Alice und das Glück, das
sie ihrerseits in dem Namen Mutter fand, verminderte bei
ihr ein wenig die Schmach, rs auf diese Weise zu werden,
außerdem suchte sie in ihrer gegenwärtigen Lage einen Vor-

wand mit Dorby mehr von ihrer Hochzeit zn sprechen,
und ihn zu bitten, bie Feier derselben zu beschleunigen.
„Meine liebe Alice" , erwiderte eines Tages Dorby,
„ich achte Dich hoch und bin zu stolz auf den Besitz Dei-
nes Herzens um eine geheime Hochzeit für uns Beide zn
wünschen, die zu manchen Verdächtigungen Veranlassung
geben könnte; wenn es Dir jedoch nicht möglich ist, noch
einige Monate unsere Verbindung, auf die ich so hohen
Werth lege, zu verschieben, so würdest Du mich eben zwin-
gen, dieselbe doch offen zu feiern, um die öffentliche Mei-
nung nicht herauSzufordern, die in diesen Dingen sehr
heikel ist. Folge mir Alice und begnüge Dich für den
Augenblick noch mü meiner Liebe, die ich nie verrathen
werde, und warte eine günstigere -Zeit ab, wo ich ganz
frei sein werde, und es nur dann gestattet ist, laut Zu
verkünden, Laß Du mein Weib bist, und daß ich stolz
darauf bin, eine solche Wahl getroffen zu haben."
„Ich will warten, mein Lieber," versetzte Alice, „denn
Dn begegnest meinem thcuerstcn Wunsche mit zu vernünf-
tigen Gründen, als daß ich nur noch den leisesten Hauch
vernehmeu lasfeu könnte. Ich bru auch bereit in Deinem
Interesse Alles zn thun, weil ich sonst auf die süße Hoff-
nung, womit sich mein Herz nährt, verzichten müßte."
„J h bezweifle es nichi, gute Alice, anch wird Deine Zu-
neigung zu mir ihren Lohn finden."
Und so wurde den» dieser und die folgenden Tage
dazu verwandt, neue Pläne zu schmieden, und sich gegen-
seitig immer der Liebe und Treue zu versichern.

Alice war kein anspruchsvolles Wesen, sie war viel-
mehr so bescheiden in ihren Forderungen, daß die geringste
i Rücksicht, die man ihr erwies, ihr genügte, um sie zufrieden
zu stellen, aber sie besaß ein Herz, das bei den Andern
j ein von Zärtlichkeit oder btos von Mitleid dictirtes Gefühl
recht wohl zu unterscheiden vermochte. Dorby besuchte sie
zwar noch immer, aber es war bei ihm nicht mehr die
> frühere Aufmerksamkeit und die Wärme der Gefühle zu
finden, an ihre Stelle war feine frühere Artigkeit und Zu-
rückhaltung getreten, wenn er sie nicht mehr wie früher
i liebkoste, so entschuldigte er sich mit ihrer voraugeschrittenen
Schwangerschaft, in welcher er sie nicht noch mehr aufregen
wolle. Außerdem hatte er immer unvorhergesehene Ge-
schäfte, die ihn hinderten länger bei der zu bleiben, die
ihn über alle- liebte.
Sobald Alice einsah, daß Sie in Dorby's Herz nicht
mehr herrschte und sowie sie hiefür einen genügenden Be-
weis erlangt, schöpfte sie au§ ihrem eigenen Unglück den
Muth, worin eben das Privilegium großer Seelen besteht;
sie behelligte ihren Verführer nicht mehr, verlangte keine
Dienstleistungen mehr von ihm, und entsagie allen Hoff-
nungen, ohne sich über ihr Gcschick zu beklagen, das sie
sich durch ihre eigen? Schwäche bereitet hatte, denn sie war
, gerecht genug, um sich als die einzige Ursache ihres Kum-
mers zu betrachten.
(Fortsetzung folgt.)
 
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