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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 98 (21. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0393

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Amtsverkündigungsvtalt für den Aezirk Schwetzingen.


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Hopfrnrrit u n g.

P! s
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die viergespaltene
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Allgemeiner Anzeiger für Vie badische und bayerische Rheinpfalz.

K». i«.

Donnerstag, 21. August 1873.

VII. Jahrgang.

Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Haasensteirr L Wogl'er, Rudolf Wosfe und G. L. Aauöe L ßo., sowie die Süddeutsche Aunoncen-Krpedition
von G. Stöchßardt in Stuttgart, Frankfurt. Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg.

Deutsches Reich.
Karlsruhe, 10. August. Die Karlsruher Zeitung
bringt folgenden offiziösen Artikel: Bekanntlich ist man seit
einigen Jahren damit beschäftigt, die neue Katastrirung d. i.
Sleuereinschützung des landwirtschaftlichen Geländes des
Großherzogthums vorznnehmen, wie solche durch das Gesetz
vom 7. Mai 1858 angeordnet worden ist. Da dieses
schwierige, umfassende uno folgenreiche Geschäft nicht überall
richtig aufgefaßt wird, so scheint es angemessen, dessen Zweck
und Bedeutung hier in möglichster Kürze darzulegen. Hof-
fentlich werden dann manche Mißverständnisse schwinden,
welche da und dort theils absichtlich cxistireu, theils aber
auch — was man tief beklagen kann — von manchen In-
teressenten in eigennütziger Weise hervorgerufen und genährt
werden.
Unser jetzt noch geltendes Kataster für die landwirth-
fchaftlich benutzten Grundstücke beruht auf der Einschätzung,
wie solche in den Jahren 1810—1815 vorgenommen wurde.
Sie war, wie dies unter den damaligen Verhältnissen nicht
anders sein konnte, von vornherein mit manchen Gebrechen
behaftet, die auch durch die in dexi Jahren 1817 und 1828
angeordueten Reklamationsterminen nicht genügend beseitigt
wurden. Mit der Entwicklung des Verkehrs, mit den viel-
fachen Veränderungen, welche nn Laufe der Zeit der Liegen-
schaftsertrag erlittj traten die Gebrechen der ursprünglichen
Einschätzung immer schärfer hervor. Auch wu.de es als
ein sehr großer Uebelsiano empfunden, daß jener Einschätzung
nicht das erst nach Verkündigung der Grundsteuer-Ordnung
festgestellte allgemeine Landesmaß, sondern überall das orts-
übliche Flächenmaß zu Grund gelegt wurde, so daß heute
noch in unserm Grundsteuer-Kataster eine sehr große Anzahl
verschiedener Ortsflüchenmaße existirt. So haben denn Re-
gierung und Stände, die dringende Nothwendigkeit einer
durchgrcifenden Revision des veralteten Grundsteuer-Katasters
erkennend, sich über das Gesetz vom 7. Mai 1858 verein-
bart, mit dessen Vollzug verschiedener Umstände halber leider
erst im Jahr 1867 begonnen werden konnte.
Die Grundsteuer soll nach dem Reinertrag der Liegen-
schaften bemessen werden. Es ist aber nicht uöihig, daß die
Steueranschläge mit dem Reinertrag oder mit dem Kapital
des Reinertrags genau übere'nstimmen, sondern zur Her-
stellung eines gerechten Steuerkatasters genügt es, daß Steuer-
anschlag und mittlerer Reinertrag überall beiläufig in glei-
chem Verhültniß stehen. Unter Steueranschlag verstehen wir
diejenige Zahl, welche als der der Besteuerung zu Grund
zu legende Anschlag für das Einheitsmaß jeder einzelnen
Culturart und Classe jeder Gemarkung angenommen wird.
So sagt man also z. B., der Steueranschlag des Ackerfeldes
1. Clasfe in der Gemarkung N. N. beträgt nach dem jetzigen
Kataster für den Morgen des bisherigen allgemeinen Landes-

, maßes so und so viel Gulden. Durch Vervielfachung dieses
i Steueranschlags mit dem Flächengehalt jedes einzelnen
l Grundstücks eehält man dann das Stcuerkapital für jedes
! einzelne Grundstück.
Zur Bildung des Sleneranfchlags gibt es nun veiF
! sch'edene Wege. Man kann entweder den Reinertrag un-
i mittelbar erforschen oder aber man kann auch, von der An-
i schauung ausgehend, daß der aus einer längeren Reihe Fon
! Jahren gezogene Durchschnitt der Kaufpreise der Güter jeder
z Kulturart und Klaffe sich im Großen und Ganzen als der
j dem Kapital des Reinertrags entsprechende mittlere Kauf-
! werth darstelle, die Kaufpreise der Bildung des Steueran-
schlags zu Grund legen. Es ist hier nicht der Ort, die
Vorzüge nnd Nachtheile des einen und andern Systems zu
besprechen. Letzteres, d. h. die Einschätzung auf Grund von,
Kaufpreisen, hat die Grundsteuer-Ordnung von 1810 in
! Baden eingeführt und das Gesetz von 1858 mit einigen
l M Visitationen beibehalten. Darum werden denn auch, wo
! dies thunlich ist, die Steueranschläge auf Grund von Kauf-
i preisen aus der Periode von 1828—1847 gebildet. Jn-
i dessen würde der Zweck des Gesetzes, eine möglichst gerechte
i Vertheilung der Steuerlast des Grundbesitzes nicht nur
' innerhalb jeder Gemarkung, sondern von Gemarkung zu
! Gemarkung, von Bezirk zu Bezirk, von Kreis zu Kreis und
i überhaupt im ganzen Land herbeizuführeu, nur sehr un-
i vollkommen erreicht werden, wollte man sich für die Bildung
der Steuerauschläge einfach auf die Kaufpreise beschränken.
i Darum hat denn auch das Gesetz im Art. 61 verordnet,
! daß, wenn von den Einschützungscommissionen je für eine
! größere Anzahl benachbarter Steuerdistriete die Anschläge
> gebildet und den Vetheiligten eröffnet sind, alsdann die zur
Leitung des ganzen Einschützungsgeschäfts niedergesetzte Mi-
nisterial-Commission durch ci.ien Steuercommissür und drei
der tüchtigsten in den bezüglichen Steuerdistricten verwendeten
Schätzer eine summarische Prüfung aller Steueranschläge
dieser Steuerdistriete vornehmen zu lassen habe. Auf Grund
dieser Prüfung hat dann die Prüfungscommission zu be-
gutachten , welche Abänderungen erforderlich scheinen, um
die Steueranschläge der verschiedenen Steuerdistricte umer
sich in ein angemessenes Verhültniß zu setzen und überall
mit dem, dem Capital des Reinertrags entsprechenden Mitt-
lern Kaufwerth in Einklang zu bringen. Zu dem Ende
soll auch in einem oder mehreren der betreffenden Steuer-
districle je für eine Clafse der Haupt-Culturarten der initi-
iere Reinertrag bestimmt und dann bei der Vermessung der
Steueranschläge mit in Betracht gezogen werden. Selbst-
verständlich müssen diese Reinertrags-Schätzungen zwar nach
den heutigen Cultur- und Betrrebsverhältniffen, aber unter
Zugrundlegung der Preise und Kosten aus derselben Periode
geschehen, welcher die Kaufpreise entnommen sind. Ist diese
! summarische Prüfung, für welche jeweils entsprechende

Gruppen von Gemarkungen gebildet werden, erfolgt, so
findet dann je für mehrere Amtsbezirke zusammen unter
dem Vorsi§ des betr. Landescommissärs und unter Theil-
nahme eines Mitglieds der Ministerialcommission, zweier
Verwaltungsbeamten der einschlägigen Amtsbezirke, der be-
treffenden Steuercommiffäre und mindestens vier der tüch-
tigsten in den bezüglichen Steuerdistricten verwendeten
Schätzer, eine sogenannte Revifionsversammlung statt, der
auch Abgeordnete des betreffenden Steuerdistricles anwohnen
können, um eöentuell ihre Erinnerungen geltend zu machen.
Die Revisionsversammlungen, deren bis jetzt 12 abgehalten
wurden, haben ebenfalls die Aufgabe, die Steueranschläge
sowohl an undi. für.sich, als mit Rücksicht auf die Steuer-
zuschläge der Nachbargemarkungen zu prüfen.
Sehr zweckmäßiger Weise hat man sich bei diesen Rc-
visionsversammlungen nicht darauf beschränkt, blos die
Steueranschläge der zum Bezirk der Versammlung gehörigen
Gemarkungen zu prüfen, sondern man hat auch einen Blick
auf die Nachbarbezirke geworfen. So konnte es nicht
fehlen, daß die vorläufig auf Grund von Durchschnitts-
preisen gebildeten Steneramchläge da und dort berichtigt,
bald erhöht, bald ermäßigt werden müssen, um eben über-
all eine gegenseitig in richtigem Verhültniß stehende Steuer-
veranlagung herbeizuführen.
(Schluß folgt.)
Neueste Post
Mannheim, 19. Aug. Ein Privattelegramm des
„Mannh. Journ." aus Genf vom heutigen Tage meldet:
Herzog Karl von Braunschweig ist gestern Nacht
plötzlich am Schlagfluß gestorben
Berlin, 19. August. Der Kapitain zur See, Werner,
ist mittelst Ordre des Chefs der Admiralität vom 5. d. M.
zur Uebernahme der Geschäfte des Oberwerftdirectors in
Kiel commandirt worden.
Metz, 19. Aug. Die Mitglieder des gestern zu-
sammengetretenen Kreistages haben jedes einzeln die
Eidesleistung verweigert.
Nürnberg, 15. August. Angesichts der bedrohten
Gesundheitsverhältuisse wird das bayerische Kriegsministerium
sämmtliche an verschiedenen Orten beabsichtigte größere
Truppenmanövers nicht abhalten lassen.
Wien, 17. August. Wie das „Neue Fremdenblatt"
erführt, sind in der Gruppe 13 der Weltausstellung, welche
das Maschinenwesen umfaßt, 1091 Aussteller prämiirt
worden, wovon 40 Ehrendiplome erhielten. Auf das deutsche
Reich entfallen 10 Ehrendiplome, nämlich für: König und
Bauer (Oberzell), Sächsische Webstuhlfabrik (Chemnitz),
Maschinenbauanstult zu Witten, Maschinenbauanstalt Hum-
boldt zu Kalk, Chemnitzer Weißzeugmaschinenfabrik und
Sächsische Maschinenfabrik zu Chemnitz, Heilmann u. Du-

Daron und Schauspieler,
Novelle
von I. Krüger.
Fünftes Kapitel.
Vater und Sohn.
(Schluß.)
Diese Bitte fand ein geneigtes Gehör, da der Baron
der Tochter seines Schwagers schon längst im Stillen zu-
gethan war.
Wenige Tage darauf gab der Baron ein kleines Fest-
mahl, bei welchem Adolph und Minna von ihm feierlich
für Verlobte erklärt wurden. Noch acht Tage eines unbe-
schreiblichen Glücks genoß der junge Feruau auf dem Gute
seines Vaters. Dann rief ihn seine Pflicht nach der Resi-
denz zurück, wo die Bühne nach den Ferien wieder eröffnet
wurde.
Der alte Feldmann blieb mit seiner Tochter noch ein
ganzes Jahr in dem ihm von Herrn von Fernem gewährten
Asyl und setzte seine Studien mit Minna auf's Eifrigste
fort, an denen sein Schwager, der seinen lang verlorenen
Lebensmut!) wieder gewonnen, mit Vergnügen theilnahm.
Dann reiften Vater und Tochter nach der Residenz.
Adolph hatte ihnen gemeldet, daß bei der dortigen Hof-
bühne die Stelle einer Soubrette vacant und daß die Inten-
danz bereit wäre, Fräulein.Feldmann, das ihr von Herrn

von Feruau so lebhaft empfohlen, in diesem Fache debutiren
zu lassen.
Die Debüts des holden und in Wahrheit talentvollen
jungen Mädchens fanden beifällig Statt, und die Intendanz
schloß einen zweijährigen Kontrakt mit ihr ab.
Als dieser zu Ende gegangen, führte Adolph im Bei-
sein seines Vaters, der sein Gut verlassen und nach der
Residenz gezogen war, um sich an der Kunst seines Sohnes
und Minna's zu erfreuen, zum Altar, worauf die kleine
Frau dann zum größten Leidwesen ihres Vaters, der ihr
fortan keine Kränze mehr zuwerfen konnte, der Bühne ent-
sagte, um die Pflichten der Hausfrau im vollen Maße zu
erfüllen und nebenbei im Verlaufe der nächsten Jahre ihrem
Gatten ein Paar hübsche Kinder zu schenken, die von den
beiden Großvätern mit Wonne aus den Knieen geschaukelt
wurden.
Der alte Herr von Feruau, der sich vollkommen mit
seinem früheren Stande ausgesöhnt, sah in dem Kreise
seiner Kinder und Enkel dem Abenoe seines Daseins mit
Herzensruhe entgegen und von Herrn Tobias Feldmann
können wir dasselbe berichten. Bis an sein Ende blieb er
der alte lustige, gern renommirende Komödiant, der Jedem,
der es hören wollte, von den Triumphen erzählte, die er
selbst einst als Komiker errungen und behauptete, daß wenn
Herr Adolph Fernau ein so tüchtiger Komiker geworden, es
nur daher gekommen sei, daß er seinem Vater einst den
Rochus Pumpernickel einstudirt habe.

Allerlei.
ßDer Kaffee als WetterprophetZ Ein
Hr. Sanvogeon in Valencia hat die Erscheinungen,
die in einer Tasse Kaffee Vorkommen, nachdem man sie ge-
zuckert hat, langjährigen Betrachtungen unterzogen, aus
denen er folgende Schlüsse mit Sicherheit ziehen zu können
glaubt: Wenn man den Zucker, ohne die Flüssigkeit umzu-
rühren, sich ruhig auflösen läßt, so steigen bekanntlich Luft-
blasen an die Oberfläche der Flüssigkeit. Bilden diese nun
eine schaumige Masse in der Mitte der Taffe, so kann man
bestimmt auf dauernd schönes Wetter rechnen; setzt sich im
Gegentheil der Schaum ringförniig an den Rand des Ge-
fäßes an, so stehen starke Regengüsse bevor; bleibt der
Schaum zwischen Rand und Mitte, so wird das Wetter
veränderlich, fließt er, ohne sich zu zertheilen, nach einem
einzigen Punkte des Tassenrandes, so steht mäßiger Regen
bevor. Er hat diese Anzeichen regelmäßig mit denen des
Thermometers und Barometers verglichen und sie erst, als
er der genauen Uebereinstimmung sicher war, der Oeffen-
lichkeit übergeben.
— Einer vielgeprüften Gattin wurde in
einem Dorfe Vermont's kürzlich ein Grabstein mit fol-
gender Inschrift errichtet: „Hier ruht in Frieden Tabithä,
die liebende Gattin von Josef Wright, Thomas Andrews,
Eben Halsteab, Charles Dean und Edwin Murray. Der
trauernde Wittwer — Cyrus Morgan."
 
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