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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 35 (25. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0139

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Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz


viorteliäbrlich k?
Inserate
die viergeipaliene
Petitznle oder deren
Raum 4 tr.
Lokalau zeigen
3 kr.

Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
Alle Postanstalten
nnd Boten nehme«
Bestellungen an.

Amtsverkündigungsötatt für den Jezirk Schwetzingen.

^v. 35. Dienstag, 25. März 1873.

VII. Jahrgang.

Für das „Schwetzinger Wochenblatt" bestimmte Inserate finden auch im „PhrLippsburger <L Germersheimer Wochenblatt" Gratis - Aufnahme'

Wolttische Aebersicht.
Nach Nachrichten aus Berlin ist das Armee-
Reorganisationsgesetz nunmehr vom Reichskanz-
leramte an die Einzelstaaten versandt worden. Ueber die
erhöhte Forderung für den Militäretat vernimmt das „D.
W." daß sie nach dem Pauschquantum berechnet einen Zu-
schlag von 50 Thlr. pro Kopf also 275 statt 225 Thlr.
oder im Ganzen 20 Millionen betragen werde.
Wie die „Spen. Ztg." erfährt, ist im Falle des Ab-
lebens des jetzigen Herzogs von Braunschweig der Großher-
zog von Oldenburg zum provisorischen Regenten
des Herzog st bums ausersehen, natürlich unbeschadet
einer späteren definitiven Erledigung der dortigen Erb-
f-lgefrage.
Die „Gazette de france" will vernommen haben, daß
der Kaiser bei einem Concerte, das der französische Bot-
schafter veranstaltet, zu diesem mit Rücksicht auf die letzten
zum Abschluß gebrachten Unterhandlungen wegen der Räu-
mungsfrage geäußert haben soll: „Welch' ein bewunderns-
werthes Land ist doch Ihr Frankreich und welch' erstaunliche
Hülfsquellen stehen ihm zu Gebote."
In Dänemark stehen Regierung und Folkething i
noch immer auf gespanntem Fuße zu einander und dürfte s
Letzteres bei Berathung des Armenbudgets einen heftigen
Ansturm versuchen. Nach der letzten Volkszählung hat s
Dänemark jetzt 1,822,000 Einwohner.
Aus Paris schreibt man dem „Daily Telegraph", l
daß beschlossen worden, Marschall Bazaine auf Ehrenwort s
in Freiheit zu setzen und seinen Prozeß nicht vor der günz- s
lilen Räumung des occupirten Territoriums anzuberaumen.
Dem Marschall ist bereits gestattet, mit Jedem, der ihn >
besucht, ohne Fcrmaiitäten zu verkehren. Der Gründ für
dieses neue Verfahren ist der Umstand, daß General Ri- !
viöre, der Jnstruktionsrichter, in seinem Berichte die gegen
Bazaine erhobenen zwei Hauptbeschuldigungen mit Bezug
auf den Marsch nach Norden und die Uebergabs der Flag-
gen verwirft.
Selten hat sich wohl ein europäischer Kriegsminister
in der Lage des italienischen befunden, dem gegen-
über ein Theil der Deputaten entschieden auf einer Er-
höhung des Armen-Budgets besteht. Die Regierung ist
dagegen der Ansicht, daß gegenüber der Finanzlage des
Landes einem solchen Ansinnen nicht entsprochen werden könne.
Aus Spanien erfährt man nur, daß in den Cortes
der Antrag von Charcia Ruiz, welcher statt der alsbaldigen
Abschaffung der Sclaverei die stufenweise verlangte, mit
bedeutender Mehrheit abgelehut wurde.
In Rumänien soll eine nationale Grundrenten-
bank errichtet werden.
Die serbische Regierung wird ihren Sitz von
Belgrad, das zu einem Freihafen eingerichtet werden soll,

nach^ Kragujevacz verlegen, welches ohnehin die alte Landes- ,
Hauptstadt und der Sitz der Skuptschina ist. j
In Santa Fe de Bogota wurde am 1. März der i
Kongreß der Ve einigten Staaten von Columbia mittelst
einer Botschaft des Präsidenten Murillo eröffnet. Die
Versammlung hat dem Vernehmen nach die Botschaft gün-
stig ausgenommen. Diese schilderte eingehend die wichtige-
ren Hergänge des letzten Jahres, verbreitete sich auch über
die Regelung hes columbischen Staatsschuldenwesens. Die
erste Sitzung des Congresses ist nicht ohne eine Demonstra-
tion für die Unabhängigkeit Cuba's vorübergegangen. Mit
Unanimität baben beide Häuser an die Bundesregierung
ihren Dank dafür votirt, daß sie zu Gunsten der Unab-
hängigkeit Cuba's die Initiative ergriffen, indem sie sämmt-
liche republikanische Regierungen Amerika'» aufforderte, sich
darum zu bemühen.
* Aus dem deutschen Keichstag.
Diese Körperschaft gibt bis jetzt noch nicht viel Ge-
legenheit zu interessanten Berichten; für heute wollen wir
erwähmen, daß die liberalen Fraktionen den Lasker'schen
Antrag auf Ausdehnung der Reichscompetenz auf das ge-
jammte bürgerliche Recht wieder eingebracht haben, daß
ferner der Avg. Schulze (Berlin) seinen früheren An-
trag auf Gewährung von Diäten an die Reichsboten wie-
derholte, die Militär-Conventionen zwischen Preußen und
Sachsen sowie zwischen Preußen und Mecklenburg vorgelegt
worden sind; und daß schließlich die Postamts-Assistenten
Berlins an den Reichstag eine Petition gerichtet haben,
welche sich theils auf ein schnelleres Avancement zu Post-
jecretären, theils auf eine Gehalt'werbefferung bezieht.
Es hat so ziemlich den an Wahrheit grenzenden Schein,
daß der Reichstag eben doch etwas zu frühe einberufen
worden ist, indem die für seine Berathung und Beschluß-
fassung bestimmten Vorlagen noch nicht entsprechend präcisirt
und formulirt zu sein scheinen._
Neueste Hopsen-Nachrichten.
Nürnberg, 22. März. (Orig.--Ber. v. C. Schmidt.)
Das Hopfengeschäft blieb auch in dieser Woche monoton.
Kundschaftshünvler, sowie hiesige wie auswärtige fahren
fort, ab und zu das Nöthige aus dem Markte zu holen
und zwar zu seitherigen Preisen von fl. 70 bis fl. 90. —
Auch ein Exporteur absorvirie ca. 80 Ballen verschiedene
Mittelsorten zu fl. 66 bis fl. 77. — Einen Aufschwung
erfährt jedoch durch all Dies das Geschäft nicht, da den
Abzügen gleiche Zufuhren gegenüber stehen und bleibt so-
mit das Resultat der Käufe nur: daß Stimmung und
Preise sich fest behaupten. In älteren Sorten ist es stille
und todt. Der Wochcn-Umsatz mag ca. 500 Ballen be-

tragen und können dabei folgende unveränderte Notirungen
gelten:
Spalt Stadt
fl. 120-130.
„ nähere Umgebung
fl. 100 110.
„ entferntere Lagen
fl. 75—100.
Hallerdau Siegelgut (Wolnzach-Au)
fl. 77-90.
„ ohne Siegel prima u. hochprima
fl. 77-90.
„ geringere
fl. 50-75.
Mittelfränkischfein prima (Aischgr.-Gebirgh.) fl. 80—90.
Marktsorten prima
fl. 70-80.
„ geringere
fl. 60-70.
Württemberger
fl. 66-90.
Elsäßer
fl. 66-80.
Lothringer
fl. 50-60.
Oberösterreicher
fl. 52-60.
1870r., I. Auswahl, l wenig
fl. 12-16.
Geringe 1870r u. ältere Sorten j Frage.
fl. 8 -5.

Müncherr, 14. Mürz. Wir notiren: Bayr. Land-
hopfen fl. 95. 20, Hallertauer fl. 118. 44, Spalter Land-
gut fl. 128. 27, Spalter Stadtgut zu früheren Preisen.
Saaz, 20. März. Dieser Tage wurde eine bedeu-
tende Quantität Hopfen aus erster Hand gekauft und zwar
Stadtgut, zu fl. 200, Landgut zu fl. 180—-200; in Folge
dessen ist die Stimmung unseres Marktes wieder eine sehr
feste geworden.
'London, 15. Mürz. Da Eigner von Hopfen fest
auf Preise halten und nur sehr wenig Waare ausg'bolen
ist, und sich außerdem im Innern Englands die Preise si h
gleichfalls behaupten, so ist es natürlich wenn unser Markt
eine ruhige und beharrende Haltung zeigt.
Netv-Uork, 1. März. Bezüglich unseres Hopsen-
marktes ist Nicht viel zu berichten. Derselbe ist noch ruhi-
ger wie früher geworden uud seine Notirungen sickd durchaus
als nominelle zu betrachten. Doch ist zu erwähnen, daß
die Zufuhr ausländischer Hopfen stärker als jene einheimi-
scher ist. Man verlangte für prima Statehopfen 48—50e
und erhielt 47 o. Gute Mittelwaare ist zu 44—45 o. zu
bekommen, während geringe nicht zu 38—40 e anzubrin-
gen ist. Beste bayerische Qualitäten erzielten Preise wie
Prima State-Hopfen, geringere Sorten wurden zu 42—43 o
angeboten. Englische Hopfen sind zu 30—35 o zu bekom-
men. — Zufuhren seit 1 Septbr. 18282 Ballen gegen
25402 und 41193 Ballen d. Z. der beiden Vo.jähre.
Export seit 1. Septbr. 5558 Ballen gegen 2695 n. 5511
Ballen d. Z. der beiden Vorjahre. Import seit B gmn
der Saison 21177 Ballen gegen 4387 Ballen im Vorjahre.
Aus Stadt nnd Land.
* Schwetzingen, 23. März. Verflossenen Samstag
wurde der Geburtstag des Kaisers durch Kirchgang. Be-
flaggung der Stadt und Böllerschüssen inwenirt. Diesem

K d e l i n c.
Novell« von Gottlieb Richter.
(Fortsetzung.)
Aus dem rosigen Morgen war längst ein glanzvoller Tag gewor-
den. Die Hellen Sonnenlichter fielen blitzend durch die Kronen der
Bäume und zeichneten bunte Flammen auf den Waldweg. Himmel-
blaue Glockenblumen leuteten im Moosteppich, umsummt von der großen
Hummel. Sonst war alles ruhig, die Vögel hielten Siesta, nur der
Kukuk rief hinten aus der Ferne, und feine Stimme klang zum Jäger
wie ein halbverwehtes Märchen aus grauer Heldenzeit. — Aus dem
stillen Buchenwalde ging der Weg durch dunkle Tannen. Da rauschte
eS so gehcimnißvoll in den Wipfeln, kein Sonnenstrahl fiel hinab auf
den Boden. Nur ein einsamer Kreuzschnabel hüpfte umher, an das
trübe Märchen erinnernd, wie er einst dem gekreuzigten Heilande die
Nägel aus den blutigen Händen ziehen wollte und dabei den schwachen
Schnabel verbogen habe. -- Dann gings wieder in lichte, grüne Haine,
wo in den Thälern lustige Bäche murmelten; an stillen Waldwiesen
vorbei, wo in Blumen und Klee der Haase seine lustigen Kapriole schnitt.
— Und während der Jäger dahin wanderte, träumte er sich bunte
Träume von vergangener süßer Kindheit, von düsterer Trauer am El-
terngrabe, von der herzlichen Liebe der Pflegeeltern, von lustiger Stu-
dienzeit und von der Zukunft. Aber wie mochte es kommen? In die
Zukunftsträume herein schaute immer ein lieblicher blonder Mädchen-
kopf mit seelenvollen Augen. Und das Gesichtchen hatte anfallende
Ähnlichkeit mit der Elfe vom Walde. Karl mußte über sich selber

, lachen, wen er sich bei solchen Träumen ertappte. Aber warum-sollte
s er nicht? Sie schaden nicht und zerfließen wieder. Träume sind Schäume.
i Nicht wahr, schöne Leserin, das glaubst du auch? und sogst wohl
i dabei : leider! denn wenn sie wahr wären, dann wärst du schon
i so glücklich wie ein Engel, und ein anderer mit dir.

Der Forst nahm ein Ende. .Der Jäger trat hinaus ins Freie.
Weiter lief der Weg auf der letzten Anhöhe vor der großen Ebene am
' Waldrandc zwischen Feld und Bäumen hin. Dort im Norden erkannte
i der Wanderer deutlich das Forsthaus Sachsenburg, freundlich liegend
l -zwischen Feld, Wiese und Wald in stiller Einsamkeit. — Die Sonne
s stand tief, über die Gegend lag ein Rosenschimmer. Aus dtzn Dörfern
i läuteten dis Abendglocken. —
Auf der Veranda des Forsthauses saß der Revierförster Allers-
hausen, dampfte seinen kurzen Meerschaum und las die Zeitung. Seine
beiden Jungen unterhielten sich mit den Hühnerhunden auf der Wiese.
„Halloh, Jungen!" rief plötzlich der Papa, „da unten kommt ein
i Jäger. Das ist gewiß Herr Sanders von Eichhorst, lauft ihm ent-
gegen! Wer ihm zuerst „guten Abend" sagt, soll morgen mit auf
den Anstand."
Wie Kobolde schossen die Buben davon, während der Vater lang-
sam folgte und aufmerksam seine beiden wilden Jungen beobachtete,
i Der Jüngere errang den Preis, stürzte athemlos den: Jäger in die
! Arme und stammelte: „Guten Abend! morgen gehe ich mit auf den
Anstand."
Der Revierförster kam heran.
„Willkommen auf der Sachsenburg!" rief er dem ankommenden

entgegen und schüttelte ihm kräftig die Hand. „Ter Bode, der Wild-
fang, hat Sie fast umgestürzt; das wußt' ich, daß der siegen würde.
Jungen," wandte er sich an diese, „macht fort, sagt der Mutter Bescheid!"
Die kleinen Kerle sprangen bergan.
Karl kannte den stattlichen, schwarzbärtigen Forstmann schon von
Eichhorst her und hatte oft, wenn er ihn auf dem wilden Rappen
durch die Reviere galoppieren sah, des Mannes ritterliche Gestalt
bewundert.
„Kommen Sie allein? Wie geht? Bergheim? Warum haben Sie
den lustigen Studenten nicht mitgebracht?"
„Auf Eichhorst ist alles wohl. Onkel Bergheim läßt W:ge bauen
im Reviere. Der Student hat mich Halbwegs hergebracht, aber mit
konnte er nicht, seine Ferien sind gleich zu Ende, und zudem muß er
einen Sechzehnender hüten."
„Der einen Sechzehnender hüten? Der ist ja viel toller als
der Hirsch selbst!"
„Aber ein Schütz eonarus il kamt!" —
„Nun kommen Sie, ich sehe meine Frau schon da oben auf der
Veranda. Sie sehnt sich von Eichhorst zu hören."
Auf der Sachsenburg war Karl bald einheimisch. Allershausen
war ein offener, biederer Mann, seine Gattin eine freundliche, rücksichts-
volle Frau. Die beiden Buben hingen wie Kletten an ihm, und Elli,
das Töchterchen lief ibm lustig entgegen. — —
Mit bunten Blättern, tiefblauem Himmel, Mädchensommer und
Haideblüthen zog der Herbst durch den Wald. Die Treibjagden brachlen
den Jägern lustige Tage. Die Signalhörner, das Krachen der Gewehre,
das Halloh der Jäger und das Gekläff der wilden Meute klang durch
die stillen Waldthäler. -- (Fortsetzung folgt.)
 
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