Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag '
und Samstag.
Alle Postanstalten
n,nd Boten nehme»
Bestellungen an.
chmhmgtr W ochtMsll.
Amtsverkündigungsvtalt für den Aezirk Schwetzingen.
BadiIche H o p f r n z e i t u n g.
Preis
vierteljäbrliL 45 kr
In serate
die viergespaltene
Petttzeile oder deren
Raum 4 kr.
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S kr.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.
«0. 43.
Samstag, 12. April 1873.
VII. Jahrgang.
Für Vas „Schwetzinger Wochenblatt" bestimmte Inserate finden auch im „Philippsburger L Germersheimer Wochenblatt Gratis-Aufnahme.
auch bei den Manövern den Erfolg der Unternehmungen
bestimmen. Werden nicht von allerhöchster Stelle die Schieds-
richter ernannt, so hat der das Ganze leitende Befehlshaber
das Amt des obersten Schiedsrichters, der auch je nach den
Verhältnissen noch einen oder mehrere höhere Offiziere als
Schiedsrichter bestimmt und auf dem Uebungsfelde vertheilt.
Die Schiedsrichter tragen zur Unterscheidung eine weiße
Binde am linken Oberarm._
Arland, —
London, 9. April. Nach einem dem „Echo" aus
New-Jork vom heutigen Tage zugegangenen Telegramme
ist B r i g h a m I o u n g, das Haupt der Mormonen,
von seiner Stellung zurückgetreten. Derselbe hat die Ab-
sicht, nach dem Territorium Arizona auszuwandern und sein
beträchtliches Vermögen unter seine Familie (16 Frauen
und 60 Kinder) zu Vertheilen. Eine Anzahl der älteren
Mormonen werden voraussichtlich seinem Beispiele folgen.
Die mormonische Frage dürfte in Folge dieses Schrittes
als erledigt anzusehen sein.
Des Osterfestes wegen
wird die nächste Nummer
Dienstag Abend aus-
gegeben.
K st e r f e st.
Im Schlummer lag die weite Erde
Und trauernd standen Wald und Flur,
Da drang des Herrn allmächtig „Werde/
Sein Schöpserhauch durch die Natur.
Wacht auf! so riefs durch Flur und Auen,
Wacht auf! so klangs durch Thal und Hain:
Es soll ja heut' in allen Gauen
Der Tag der Auferstehung sein!
Das war ein Keimen, war ein Sprossen!
Die junge Saat stieg rasch empor.
Bald lag von Blättern übergossen,
Die Landschaft wie ein grüner Flor.
Und aus den frischen Matten blickten
Die Veilchen auf zum blauen Zelt, l
Und abertausend Blüthen schmückten j
Bald roth, bald weiß das weite Feld.
Und von den Höhen drang hernieder
Der Lerche froher Festgesang;
Aus tausend Kehlen hallte wieder
Der Jubelruf in süßem Klang:
Wacht auf! des Frühlings Lüfte wehen,
Wacht auf! die Welt ist neu erwacht.
Heil Dir, du freudig' Auferstehen,
Nach langer, kalter Grabesnacht!
Wacht auf! ihr trüben Menschenherzen,
Die ihr verlassen, einsam steht ; ,
Die ihr, gebeugt von Leid und Schmerzen,
In dumpfem Brüten euch ergeht!
O laßt das Wunder euch verkünden,
Auf, säumet nicht, und eilt hinaus: !
Ihr werdet Trost und Hoffnung finden
In diesem grünen Gotteshaus!
Sei uns gegrüßt, du Ostermorgen,
Gegrüßt, du Auferstehungszeit!
Welch' reiches Leben liegt verborgen
Im Schooße der Unendlichkeit!
O welche Ruhe, welcher Frieden
Durchdringt der Schöpfung weiten Raum!
Gegrüßt von Allen sei hienieden
Du schöner Auferstehungs-Traum!
politische Aeberstcht.
Nach der „Prov. Corr." ist nun der Tag der Abreise
des Deutschen Kaisers nach St. Petersburg festgesetzt. Der-
selbe wird sich nämlich mit dem Fürsten Bismarck dem
Grafen Moltke und einem glänzenden Gefolge den 25. d.
P. nach der Hauptstadt des CZarenreiches begeben — Tags
därauf wird der Deutsche Kronprinz mit seiner Gemahlin ,
nach Wien reisen, um dort der Eröffnung der Industrie-
Ausstellung anzuwohnen. Derselbe wird ungefähr bis Mitte
Mai in Wien verweilen.
Die Tabaksteuer wurde von der überwiegenden ;
Majorität des B u n d e L r a t h s - A u s s ch u s s e s !
verurtheilt: Der „Tabak" so heißt es in dem diesbezüg-
lichen Bericht, „ist namentlich bei den unbemittelten Schich-
ten der Bevölkerung zu einem wirklichen durch Gewohnheiten
eingebürgerten Bedürfniß geworden. Der Tabaksgenuß hilft
körperliche Anstrengungen und Entbehrungen leichter ertragen
und überwinden, einen Beweis dafür liefern die Erfahrun-
gen des jüngsten Krieges, in welchem die Militärverwaltung
den Tabak in die Reihe der dem Soldaten täglich zu lie-
fernden Lebensmittel mit voller Berechtigung ausgenommen
hat. Will man aber auch in bstosi dem Tabak die Eigen- >
schäft eines Genußmittels belassen, so wird doch die Frage ,
nur die sein: wird dann die unbemittelte Bevölkerung, i
welche zur Zeit unter der Salzsteuer leidet, nach Aufhebung i
derselben, und in Folge der Einführung der Hähern Ta- !
bäkssteuer, dem Genuß des Tabaks entsagend Diese Frage
haben die Ausschüsse entschieden verneint und sich nut einer i
Majorität von 8 gegen 3 Stimmen dahin ausgesprochen,
daß die Besteuerung des Tabaks nicht geeignet sei, die .
Salzsteuer, wenn auch nur theilweise, zu ersetzen, §
Die Conferenzen deutscher Juftizminister über die G e-
r i ch t s o r g a n i s a t i o n sind beendigt, ohne daß eine
Verständigung über Einsetzung eines obersten Reichsgerichts
an Stelle der höchsten Landesgerichte erreicht wäre. Bayern,
Württemberg und Sachsen halten an der Beschränkung der
Kompetenz des Reichsgerichts auf das Reichsrecht fest.
Aus der Sonnabendsitzung der Subcommission für
den ReichsinValidenfond theilen wir als beson-
ders interessant mit, daß General Voigr-Rhetz folgendes
äußerte: „Ich glaube annehmen zu können, daß ehe der
„letzte Invalide aus diesem Kriege gestorben, wir wieder
„blutige Kriege mit vielen Invaliden gehabt haben werden."
Der zweite ordentliche Verbandstag der deutschen
(Hirsch-Duncker'schen) Gewerbvereine, zu welchem 20,000 in
14 Gewerkvereinen und mehr als 300 Ortsvereinen über
ganz Deuts,land organisirten Arbeiter ihre Abgeordneten
senden, tagt am 17., 18. und 19. April zu Berlin (im
Saale Scharrnstaße 12). Die Tagesordnung umfaßt 14
Abschnitte, worunter die Gesetzgebung über Gewerbevereine,
Unterstützungskasscn und Einigungsämter (Ref. Dr. Max
Hirsch), die deutsche Fabrik- und Handwerksgesetzgebung (Ref.
Abg. Franz Duncker), die Vertretung der Gewerkvereine im
Reichstag und in den Landtagen (Ref. Andreack), das Streik-
Reglement (wobei Abg. Schulze-Delitzsch über die Produk-
tivgenossenscbaften im Verhältniß zu den Streiks referiren
wird), die V rbands-Jnvalidenkaffe (Ref. Abg. Prof. Virchow
und Dr. Zi! ner) und die zu errichtende Verbands-, Wittwen-
und Waisen.affe (Ref. Dr. Hirsch) hervorzuheben sind. An
eine große Zahl hervorragender Freunde der Gewerkvereine,
Gelehrte, Abgeordnete, Fabrikanten, Vorstände von Arbeit-
geber- und Arbeitnehmer-Vereinen u. s. w.) sind Einladun-
gen ergangen.
DeMsches ReU
- Ehretter. 8. April_Vorgestern, war hier eine Ver-
sammlung von pfälzischen Tabakbauern und Ta-
ha k f a b r i k a n t e n, welche auf Anrathen des Reichstags-
Abgeordneten H e y d e n r e i ch aus Speyer beschloß, eine De-
putation nach Berlin zu entsenden, welche dort, namentlich
auch in den Kreisen der Reichstags-Mitglieder, Vorstellun-
gen gegen das Projekt der Tabakssteuer-Erhöhung machen
soll. Hetzdenreich theilte mit, daß dies Projekt, seitdem es
einer genaueren Prüfung unterzogen worden ist, sich im
Schooße des Bundesraths keineswegs mehr derselben Gunst
erfreue, wie früher; der Schwerpunkt liegt jetzt im Reichs-
tag ; spreche dieser sich gegen das Gesetz aus, so werde
der Bundesrath dasselbe gewiß nicht annehmen. Damit
aber der Reichstag das thue, sei es nothwendig, seine Mit-
glieder von der Mißstimmung zu überzeugen, welche die
Einführung der Steuererhöhung bei de^ Bevölkerung der
Pfalz erzeugen würde. Man lege gerade in Berlin Vie!
Gewicht darauf, cs zu vermeiden, daß in Süddeutschland
eine Verstimmung Platz greise, und diese politische Rücksicht
werde auf die Beschlußfassung des Reichstags sicher nicht
ohne Einfluß bleiben.
Vom Rheirrthale, 10. April. Gegenwärtig wer-
den bei Germersheim die Vermessungen der Rhein-
brücken-Linie vorgenommen. Auch mit der Tracirung
der Bahnlinie Germersheim-Lauterburg wurde begonnen.
München, 6. Apr. (A. A.) Wie wir vernehmen,
beantwortete Fürst Bismarck das an ihn gerichtete
Glückwunsch-Telegramm Sr- Maj. des Königs sofort
ebenfalls auf telegraphischem Wege, gab hiebei seiner ehr-
furchtsvollsten Anhänglichkeit Ausdruck, versichernd, daß die
Bitte um Fortdauer der ihm ausgesprochenen gnädigen Ge-
sinnung des Königs ein Bedürfniß seines Herzens wie seiner
j amtlichen Stellung sei. — Der vom Bundesrath zum Mit-
glied der I u r i st e n k o m m i s s i o n zur Berathung
des Entwurfs eines Strafprozesses für das
Deutsche Reich ernannt- Hr. Appellationsrath S t a u d i ri-
tz e r vom Staatsministerium der Justiz wird nächsten
Dienstag nach Berlin abreisen. Von den 11 Mitgliedern
der Kommission soll, wie Versichert wird, die Mehrzahl zu
den Gegnern der Schwurgerichte und zu den Verteidigern
der Schöffengerichte gehören.
München, 9. April. In Zukunft sind bei allen
größeren Manövern bayerischer Truppen Schiedsrichter zu
bestellen, welche in den entscheidenden Manövermomenten
zu beurtheilen l oben, wer van den beiden Gegnern in Be-
rücksichtigung des Terrains und der allgemeinen Gefechts-
lage rm Vortheilc ist; bei Abgabe dieser Entscheidung müssen
die Regeln dieser Taktik allein dem Ausspruche der Schieds-
richter zu Grunde liegen, und müssen dieselben Umstände,
welche im Kriege über Sieg oder Niederlage entscheiden,
Hansel, Industrie und Landwirthschäft.
Mannheim, 10. April.
Weizen norddeutscher und bayerischer fl. 16. 30 bis-.
fränkischer fl. —. — dis —., ungarischer fl. —. bis — —.
i russischer fl. 15. 45 bis fl. 16. —. Roggen effec. fl. 10. 10 bis
I —.20. Gerste, Württemberg fl. —.— Pfälzer und hiesige fl. 13. —.bis
fl.—. — ., ungarische bis 12. Hafer fl. 9. 12. bis fl. —. —. Kernen
; fl. 15. 45 bis fl. — 50. Kohlreps deutscher fl. 19.15, ungarischer fl.,
! —. —.. bis fl.-. Bohnen fl. 11. —. bis fl. 12. Kleesamen, deutscher
, prima fl. 27. 30., sekunda fl. 25. 30. —, Luzerner fl. 31. —.
s bis 33 —., Esparsette fl. 8. 30. bis 9.
! Leinöl in Partien fl. 23. 45. bis Faßweise st. 23
s 15. bis - . — ., Rüböl in Partien fl. 22. —. bis —. —.
Faßweise fl. 22 15. bis —. — Petroleum in Wagenladungen fl.
11. 30., Faßweise 12. -. bis 12. -.
Vermischtes.
— Vorschlag zur Güte. In einem Wagen der Brüsseler
i Pferdeeisenbahn erhob sich kürzlich zwischen zwei alten Damen ein
! Streit um das Oeffnen des Fensters. Die eine behauptete, sie würde
! den Tod davon haben, wenn der Kondukteur das Fenster aufmache,
die andere erklärte, sie werde vom Schlaganfall getroffen werden, wenn
i das Fenster noch länger geschloffen bleibe. Der von beiden Parteien
, in Anspruch genommene Kondukteur wußte sich weder zu rathen noch
s zu helfen, als ein mitfahrender Paffrgier auf einen rettenden Gedanken
f verfiel: .Machen sie das Fenster nur auf, guter Freund/ sagte er,
! .dann stirbt die Eine; hernach machen Sie es wieder zu, dann stirbt
die Andere; aus diese Weise werden wir endlich Ruhe und Frieden
bekommen/
— (Tragikomisch.) Am Dienstag Vormittag um 10 Uhr
bot sich in der Auguststraße in Berlin ein sonderbares Schauspiel den
Vorübergehenden dar. Eine Droschke, die eben vom Stettiner Bahn-
hofe zu kommen schien, erhielt zu ihren vier Rädem, mittelst deren
' sonst Droschken und andere Wagen sich fortzubewegm pflegen, plötzlich
noch zwei menschliche Füße als Fortbewegungsmittel, und zwar gerade
- unterhalb dcs Bodens des Wagens, zwischen den Vorder- und Hinter-
rädern. In gleichem Tempo mit den Rädern trabten die beiden durch
! den Boden der Droschke durchsteckenden zarten Füße — sie waren in
! der That zart, steckten in weißen Srümpfen und Damenschuhen. .Halt!
halt!" rief das Publikum dem Kutscher zu. Eine Dame war der Ge-
i brechlichkeit der altersschwachen Droschke zum Opfer gefallen und ihr
! gehörten die Füße zu. Die Unglückliche war mit den unteren Extre-
: mitäten durch den gebrechlichen Boden der Droschke bis auf das Pflaster
! gerathen und ihr Hlllferuf war vom Wagengeraffel übertönt worden,
! bis das Publikum sich ihrer erbarmte. Die Füße wurden mit Noth
i aus dem Boden und dann die schöne Eigenthümerin derselben mit-
i sammt ihrem Reisekoffer aus der Droschke freigemacht.
Eingesandt.
Schwetzingen, 12. Apr. Das in dem Eingesandt
in Nr. 41 Ihres Blattes gewählte Bild, in welchem der
geehrte Verfasser desselben seine unnormalen Kenntnisse des
thierischen Organismus in wahrhaft künstlerischer Meisterschaft
mit den Dachstuhlintereffen einer Gemeinde in Vergleich
bringt, höchlich bewundernd —, ist es unseres Erachtens bis
jetzt noch nicht festgestellt, ob diese Dachstuhlinteressen mehr
! bei dem „Gemeinnützigen Verein" selbst oder aber bei Den-
jenigen zu suchen sind, die der „rechthaberische Gott" wegen
Dummheit als „renitent" zu bezeichnen beliebt. Auf wel-
! cher Seite nun die größte Dummheit zu finden ist — bei
Denjenigen die zahlen, oder Denen, welche den resp. Beitrag
vielleicht aus „guten Gründen" verweigern, — scheint uns
! bis jetzt ebenfalls noch eine offene Frage zu sein.
Einjähriges Militär-Examen. Bei der letzten Prüfung
in Karlsruhe sind von den 34 im AnternaLionar-Lehrinstitute zu
Bruchsal vorbereiteten Candidaten 22 bestanden, so daß von ihren bis-
herigen 189 Candidaten 151 diese Prüfung glücklich abgelegt haben. —
Zwei besondere Curse, ein unterer und ein oberer, von je 5 Monaten,
beginnen am 22. April d. I.
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Raum 4 kr.
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«0. 43.
Samstag, 12. April 1873.
VII. Jahrgang.
Für Vas „Schwetzinger Wochenblatt" bestimmte Inserate finden auch im „Philippsburger L Germersheimer Wochenblatt Gratis-Aufnahme.
auch bei den Manövern den Erfolg der Unternehmungen
bestimmen. Werden nicht von allerhöchster Stelle die Schieds-
richter ernannt, so hat der das Ganze leitende Befehlshaber
das Amt des obersten Schiedsrichters, der auch je nach den
Verhältnissen noch einen oder mehrere höhere Offiziere als
Schiedsrichter bestimmt und auf dem Uebungsfelde vertheilt.
Die Schiedsrichter tragen zur Unterscheidung eine weiße
Binde am linken Oberarm._
Arland, —
London, 9. April. Nach einem dem „Echo" aus
New-Jork vom heutigen Tage zugegangenen Telegramme
ist B r i g h a m I o u n g, das Haupt der Mormonen,
von seiner Stellung zurückgetreten. Derselbe hat die Ab-
sicht, nach dem Territorium Arizona auszuwandern und sein
beträchtliches Vermögen unter seine Familie (16 Frauen
und 60 Kinder) zu Vertheilen. Eine Anzahl der älteren
Mormonen werden voraussichtlich seinem Beispiele folgen.
Die mormonische Frage dürfte in Folge dieses Schrittes
als erledigt anzusehen sein.
Des Osterfestes wegen
wird die nächste Nummer
Dienstag Abend aus-
gegeben.
K st e r f e st.
Im Schlummer lag die weite Erde
Und trauernd standen Wald und Flur,
Da drang des Herrn allmächtig „Werde/
Sein Schöpserhauch durch die Natur.
Wacht auf! so riefs durch Flur und Auen,
Wacht auf! so klangs durch Thal und Hain:
Es soll ja heut' in allen Gauen
Der Tag der Auferstehung sein!
Das war ein Keimen, war ein Sprossen!
Die junge Saat stieg rasch empor.
Bald lag von Blättern übergossen,
Die Landschaft wie ein grüner Flor.
Und aus den frischen Matten blickten
Die Veilchen auf zum blauen Zelt, l
Und abertausend Blüthen schmückten j
Bald roth, bald weiß das weite Feld.
Und von den Höhen drang hernieder
Der Lerche froher Festgesang;
Aus tausend Kehlen hallte wieder
Der Jubelruf in süßem Klang:
Wacht auf! des Frühlings Lüfte wehen,
Wacht auf! die Welt ist neu erwacht.
Heil Dir, du freudig' Auferstehen,
Nach langer, kalter Grabesnacht!
Wacht auf! ihr trüben Menschenherzen,
Die ihr verlassen, einsam steht ; ,
Die ihr, gebeugt von Leid und Schmerzen,
In dumpfem Brüten euch ergeht!
O laßt das Wunder euch verkünden,
Auf, säumet nicht, und eilt hinaus: !
Ihr werdet Trost und Hoffnung finden
In diesem grünen Gotteshaus!
Sei uns gegrüßt, du Ostermorgen,
Gegrüßt, du Auferstehungszeit!
Welch' reiches Leben liegt verborgen
Im Schooße der Unendlichkeit!
O welche Ruhe, welcher Frieden
Durchdringt der Schöpfung weiten Raum!
Gegrüßt von Allen sei hienieden
Du schöner Auferstehungs-Traum!
politische Aeberstcht.
Nach der „Prov. Corr." ist nun der Tag der Abreise
des Deutschen Kaisers nach St. Petersburg festgesetzt. Der-
selbe wird sich nämlich mit dem Fürsten Bismarck dem
Grafen Moltke und einem glänzenden Gefolge den 25. d.
P. nach der Hauptstadt des CZarenreiches begeben — Tags
därauf wird der Deutsche Kronprinz mit seiner Gemahlin ,
nach Wien reisen, um dort der Eröffnung der Industrie-
Ausstellung anzuwohnen. Derselbe wird ungefähr bis Mitte
Mai in Wien verweilen.
Die Tabaksteuer wurde von der überwiegenden ;
Majorität des B u n d e L r a t h s - A u s s ch u s s e s !
verurtheilt: Der „Tabak" so heißt es in dem diesbezüg-
lichen Bericht, „ist namentlich bei den unbemittelten Schich-
ten der Bevölkerung zu einem wirklichen durch Gewohnheiten
eingebürgerten Bedürfniß geworden. Der Tabaksgenuß hilft
körperliche Anstrengungen und Entbehrungen leichter ertragen
und überwinden, einen Beweis dafür liefern die Erfahrun-
gen des jüngsten Krieges, in welchem die Militärverwaltung
den Tabak in die Reihe der dem Soldaten täglich zu lie-
fernden Lebensmittel mit voller Berechtigung ausgenommen
hat. Will man aber auch in bstosi dem Tabak die Eigen- >
schäft eines Genußmittels belassen, so wird doch die Frage ,
nur die sein: wird dann die unbemittelte Bevölkerung, i
welche zur Zeit unter der Salzsteuer leidet, nach Aufhebung i
derselben, und in Folge der Einführung der Hähern Ta- !
bäkssteuer, dem Genuß des Tabaks entsagend Diese Frage
haben die Ausschüsse entschieden verneint und sich nut einer i
Majorität von 8 gegen 3 Stimmen dahin ausgesprochen,
daß die Besteuerung des Tabaks nicht geeignet sei, die .
Salzsteuer, wenn auch nur theilweise, zu ersetzen, §
Die Conferenzen deutscher Juftizminister über die G e-
r i ch t s o r g a n i s a t i o n sind beendigt, ohne daß eine
Verständigung über Einsetzung eines obersten Reichsgerichts
an Stelle der höchsten Landesgerichte erreicht wäre. Bayern,
Württemberg und Sachsen halten an der Beschränkung der
Kompetenz des Reichsgerichts auf das Reichsrecht fest.
Aus der Sonnabendsitzung der Subcommission für
den ReichsinValidenfond theilen wir als beson-
ders interessant mit, daß General Voigr-Rhetz folgendes
äußerte: „Ich glaube annehmen zu können, daß ehe der
„letzte Invalide aus diesem Kriege gestorben, wir wieder
„blutige Kriege mit vielen Invaliden gehabt haben werden."
Der zweite ordentliche Verbandstag der deutschen
(Hirsch-Duncker'schen) Gewerbvereine, zu welchem 20,000 in
14 Gewerkvereinen und mehr als 300 Ortsvereinen über
ganz Deuts,land organisirten Arbeiter ihre Abgeordneten
senden, tagt am 17., 18. und 19. April zu Berlin (im
Saale Scharrnstaße 12). Die Tagesordnung umfaßt 14
Abschnitte, worunter die Gesetzgebung über Gewerbevereine,
Unterstützungskasscn und Einigungsämter (Ref. Dr. Max
Hirsch), die deutsche Fabrik- und Handwerksgesetzgebung (Ref.
Abg. Franz Duncker), die Vertretung der Gewerkvereine im
Reichstag und in den Landtagen (Ref. Andreack), das Streik-
Reglement (wobei Abg. Schulze-Delitzsch über die Produk-
tivgenossenscbaften im Verhältniß zu den Streiks referiren
wird), die V rbands-Jnvalidenkaffe (Ref. Abg. Prof. Virchow
und Dr. Zi! ner) und die zu errichtende Verbands-, Wittwen-
und Waisen.affe (Ref. Dr. Hirsch) hervorzuheben sind. An
eine große Zahl hervorragender Freunde der Gewerkvereine,
Gelehrte, Abgeordnete, Fabrikanten, Vorstände von Arbeit-
geber- und Arbeitnehmer-Vereinen u. s. w.) sind Einladun-
gen ergangen.
DeMsches ReU
- Ehretter. 8. April_Vorgestern, war hier eine Ver-
sammlung von pfälzischen Tabakbauern und Ta-
ha k f a b r i k a n t e n, welche auf Anrathen des Reichstags-
Abgeordneten H e y d e n r e i ch aus Speyer beschloß, eine De-
putation nach Berlin zu entsenden, welche dort, namentlich
auch in den Kreisen der Reichstags-Mitglieder, Vorstellun-
gen gegen das Projekt der Tabakssteuer-Erhöhung machen
soll. Hetzdenreich theilte mit, daß dies Projekt, seitdem es
einer genaueren Prüfung unterzogen worden ist, sich im
Schooße des Bundesraths keineswegs mehr derselben Gunst
erfreue, wie früher; der Schwerpunkt liegt jetzt im Reichs-
tag ; spreche dieser sich gegen das Gesetz aus, so werde
der Bundesrath dasselbe gewiß nicht annehmen. Damit
aber der Reichstag das thue, sei es nothwendig, seine Mit-
glieder von der Mißstimmung zu überzeugen, welche die
Einführung der Steuererhöhung bei de^ Bevölkerung der
Pfalz erzeugen würde. Man lege gerade in Berlin Vie!
Gewicht darauf, cs zu vermeiden, daß in Süddeutschland
eine Verstimmung Platz greise, und diese politische Rücksicht
werde auf die Beschlußfassung des Reichstags sicher nicht
ohne Einfluß bleiben.
Vom Rheirrthale, 10. April. Gegenwärtig wer-
den bei Germersheim die Vermessungen der Rhein-
brücken-Linie vorgenommen. Auch mit der Tracirung
der Bahnlinie Germersheim-Lauterburg wurde begonnen.
München, 6. Apr. (A. A.) Wie wir vernehmen,
beantwortete Fürst Bismarck das an ihn gerichtete
Glückwunsch-Telegramm Sr- Maj. des Königs sofort
ebenfalls auf telegraphischem Wege, gab hiebei seiner ehr-
furchtsvollsten Anhänglichkeit Ausdruck, versichernd, daß die
Bitte um Fortdauer der ihm ausgesprochenen gnädigen Ge-
sinnung des Königs ein Bedürfniß seines Herzens wie seiner
j amtlichen Stellung sei. — Der vom Bundesrath zum Mit-
glied der I u r i st e n k o m m i s s i o n zur Berathung
des Entwurfs eines Strafprozesses für das
Deutsche Reich ernannt- Hr. Appellationsrath S t a u d i ri-
tz e r vom Staatsministerium der Justiz wird nächsten
Dienstag nach Berlin abreisen. Von den 11 Mitgliedern
der Kommission soll, wie Versichert wird, die Mehrzahl zu
den Gegnern der Schwurgerichte und zu den Verteidigern
der Schöffengerichte gehören.
München, 9. April. In Zukunft sind bei allen
größeren Manövern bayerischer Truppen Schiedsrichter zu
bestellen, welche in den entscheidenden Manövermomenten
zu beurtheilen l oben, wer van den beiden Gegnern in Be-
rücksichtigung des Terrains und der allgemeinen Gefechts-
lage rm Vortheilc ist; bei Abgabe dieser Entscheidung müssen
die Regeln dieser Taktik allein dem Ausspruche der Schieds-
richter zu Grunde liegen, und müssen dieselben Umstände,
welche im Kriege über Sieg oder Niederlage entscheiden,
Hansel, Industrie und Landwirthschäft.
Mannheim, 10. April.
Weizen norddeutscher und bayerischer fl. 16. 30 bis-.
fränkischer fl. —. — dis —., ungarischer fl. —. bis — —.
i russischer fl. 15. 45 bis fl. 16. —. Roggen effec. fl. 10. 10 bis
I —.20. Gerste, Württemberg fl. —.— Pfälzer und hiesige fl. 13. —.bis
fl.—. — ., ungarische bis 12. Hafer fl. 9. 12. bis fl. —. —. Kernen
; fl. 15. 45 bis fl. — 50. Kohlreps deutscher fl. 19.15, ungarischer fl.,
! —. —.. bis fl.-. Bohnen fl. 11. —. bis fl. 12. Kleesamen, deutscher
, prima fl. 27. 30., sekunda fl. 25. 30. —, Luzerner fl. 31. —.
s bis 33 —., Esparsette fl. 8. 30. bis 9.
! Leinöl in Partien fl. 23. 45. bis Faßweise st. 23
s 15. bis - . — ., Rüböl in Partien fl. 22. —. bis —. —.
Faßweise fl. 22 15. bis —. — Petroleum in Wagenladungen fl.
11. 30., Faßweise 12. -. bis 12. -.
Vermischtes.
— Vorschlag zur Güte. In einem Wagen der Brüsseler
i Pferdeeisenbahn erhob sich kürzlich zwischen zwei alten Damen ein
! Streit um das Oeffnen des Fensters. Die eine behauptete, sie würde
! den Tod davon haben, wenn der Kondukteur das Fenster aufmache,
die andere erklärte, sie werde vom Schlaganfall getroffen werden, wenn
i das Fenster noch länger geschloffen bleibe. Der von beiden Parteien
, in Anspruch genommene Kondukteur wußte sich weder zu rathen noch
s zu helfen, als ein mitfahrender Paffrgier auf einen rettenden Gedanken
f verfiel: .Machen sie das Fenster nur auf, guter Freund/ sagte er,
! .dann stirbt die Eine; hernach machen Sie es wieder zu, dann stirbt
die Andere; aus diese Weise werden wir endlich Ruhe und Frieden
bekommen/
— (Tragikomisch.) Am Dienstag Vormittag um 10 Uhr
bot sich in der Auguststraße in Berlin ein sonderbares Schauspiel den
Vorübergehenden dar. Eine Droschke, die eben vom Stettiner Bahn-
hofe zu kommen schien, erhielt zu ihren vier Rädem, mittelst deren
' sonst Droschken und andere Wagen sich fortzubewegm pflegen, plötzlich
noch zwei menschliche Füße als Fortbewegungsmittel, und zwar gerade
- unterhalb dcs Bodens des Wagens, zwischen den Vorder- und Hinter-
rädern. In gleichem Tempo mit den Rädern trabten die beiden durch
! den Boden der Droschke durchsteckenden zarten Füße — sie waren in
! der That zart, steckten in weißen Srümpfen und Damenschuhen. .Halt!
halt!" rief das Publikum dem Kutscher zu. Eine Dame war der Ge-
i brechlichkeit der altersschwachen Droschke zum Opfer gefallen und ihr
! gehörten die Füße zu. Die Unglückliche war mit den unteren Extre-
: mitäten durch den gebrechlichen Boden der Droschke bis auf das Pflaster
! gerathen und ihr Hlllferuf war vom Wagengeraffel übertönt worden,
! bis das Publikum sich ihrer erbarmte. Die Füße wurden mit Noth
i aus dem Boden und dann die schöne Eigenthümerin derselben mit-
i sammt ihrem Reisekoffer aus der Droschke freigemacht.
Eingesandt.
Schwetzingen, 12. Apr. Das in dem Eingesandt
in Nr. 41 Ihres Blattes gewählte Bild, in welchem der
geehrte Verfasser desselben seine unnormalen Kenntnisse des
thierischen Organismus in wahrhaft künstlerischer Meisterschaft
mit den Dachstuhlintereffen einer Gemeinde in Vergleich
bringt, höchlich bewundernd —, ist es unseres Erachtens bis
jetzt noch nicht festgestellt, ob diese Dachstuhlinteressen mehr
! bei dem „Gemeinnützigen Verein" selbst oder aber bei Den-
jenigen zu suchen sind, die der „rechthaberische Gott" wegen
Dummheit als „renitent" zu bezeichnen beliebt. Auf wel-
! cher Seite nun die größte Dummheit zu finden ist — bei
Denjenigen die zahlen, oder Denen, welche den resp. Beitrag
vielleicht aus „guten Gründen" verweigern, — scheint uns
! bis jetzt ebenfalls noch eine offene Frage zu sein.
Einjähriges Militär-Examen. Bei der letzten Prüfung
in Karlsruhe sind von den 34 im AnternaLionar-Lehrinstitute zu
Bruchsal vorbereiteten Candidaten 22 bestanden, so daß von ihren bis-
herigen 189 Candidaten 151 diese Prüfung glücklich abgelegt haben. —
Zwei besondere Curse, ein unterer und ein oberer, von je 5 Monaten,
beginnen am 22. April d. I.