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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 39 (3. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0157

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wöchmtlich drei Mal :
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
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MwetziiM Wochenblatt

Amlsverkündigungsölalt für den Wezirk Schwetzingen.
Badische Hopsenreitun g.

Preis
dierteljädriich 45
Inserate
die viergespaltene
Petitzeile oder deren
Raum 4 kr°
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3 kr.

Allgemeiner Anzeiger für die Mische und bayerische Rhcinpfalz.

«0. 39. Donnerstag, 3. Aprü 1873.LII-Jahrganß.
Für das ^Schwetzinger Wochenblatt" bestirnrqte Inserate finden auch im „PhiLippsburger L Germersheimer Wochenblatt Gratis - Aufnahm.

aus dieses Blatt wei-
tzen bei fämnitlichen Postau-
stalten sowohl als bei den Landpoftboten angenommen.
Die Expedition.
politische Aeberstcht.
In unserer Reichshaupistadt wird mit Beging dieses
Monals die M i n i st e r c o n f e r e n z der verschiedenen
deutschen Justizinirnsier tagen, um Beruthnng über die Ju-
stiz-Organisation zu Pflegen.
In Oesterreich, wo kein großer Ueberfluß an
talentvollen jüngeren Staatsmännern ist, begrüß! mail das
Auftreten des Fürsten Stahrenberg im Reichstage mir
lebhaften Hoffnungen. Derselbe, ein neueingetretenes Mit-
glied, benutzte die Debatte über das Wahlreform-Gxsetz, um
sich offen zu sehr liberalen Principien zu bekennen und so-
gar auch für die Arbeiter eine ähnliche Vertretung im
Reichstage zu beanspruchen, wie sie jetzt die Handelskam-
mern besitzen. Wenn dem jungen Fürsten nur daran liegt,
sich eine flüchtige Popularität zu erwerben, so hat er die-
selbe bereits erreicht. Verdienstvoller wäre es,^us der be-
tretenen Bahn fortzuschreiten, sich reiches Wissen anzneignen
und dann einen im Lande hoch geachteten Namen zu be-
nutzen, um segensreich an der politischen Entwickelung des
Landes mitzuarbeiten. Die meisten bisherigen Capacitüren
Oesterreichs sind nach irgend einer Richtung hin compromi-
tirt oder gebunden. Es rhnt noch, daß Personell auftreten,
die keine Ketten au dep Füßen, mit sich schleppen, und um
so besser, wenn der Liberalismus sich aus den Reihen der
Aristokraten recrutirt; denn diese werden bei Hofe noch
lange in höherem Ansehen stehen, als die aus Noch auch
einmal benutzter! „Bürgerminister", von denen wenige ihren
moralischen Ruf zm bewahren gewußt haben! —
In Italien soll mail, seit der Rüumuugsvertrag
zwischen Deutschland und Frankreich eine so baldige Räu-
mung des französischen Territoriums in Aussicht stellt, sehr
besorgt geworden sein. Man fürchtet allen Ernstes, die
französische Republik werde sich die verlorenen Lorbeeren
auf den Ebenen des Po wieder zu holen suchen, wo sie
allerdings ziemlich billig zu Huben sind. Frankreich werde
sich mit dem Papst allüren, die Wiederherstellung der welt-
lichen Macht des Papstes mit den Waffen durchsetzen nnd
die Insel Sardinien, sowie Civüa-Vecchia als Kriegsbeute
für sich nehmen, auch Italien zur Vasallen-Heerf-ckge ver-
pflichten. Wunderlich genug, daß man derartige Befürch-
tungen hegt und sogar zu hegen berechtigt ist.
In Paris hielt die republikanische Linke unter dein
Vorsitze Fourcards eine Sitzung, in welcher der Secretär
derselben Carnot über die.eingelaufenen Petitionen Bericht
erstattete. Sodann beschäftigte sich die Conferenz mit der

Wahl einer Permanenz-Commission, die während der Ferien
der Nationalversammlung beisammen zu bleiben hat. Be- s
züglich des Lyoneser Municipalraths entspann sich eine län-
gere Debatte, an welcher sich namentlich Arago, Lepere und
Le Roher becheiligten. Schließlich vertagte sich die Con- l
ferenz bis zum Freitag, an welchem Tage die Conferenz -
wieder in Versailles znsammentreten wird.
Aus Spanien lauten die Nachrichten gerade nicht j
besonders günstig, da die Carlisten noch immer nicht vom l
Schauplatze abtreten wollen, so haben dieselben bei Berga !
500 Gefangene gemacht und die Stadt selbst eingenommen,
in welcher sie mehrere Gebäude mittelst Petroleum
in Brand steckten.
Aus St. Petersburg wird mitgetheilt, daß zwi-
schen Odessa und Konstantinopel ein Cabel gelegt werden solle.

* Aus dem deutschen Ueichstag.
Die letzte Sitzung hatte nur einen Gegenstand auf ihrer
Tagesordnung nämlich den Gesetzentwurf über die
K r i e g s l e i st n n g e n. Der Bundeskommissür Starke
leitete die Debatte mit einigen befürwortenden Worten ein.
Was den Entwurf selbst betrifft, so fand derselbe eine
.im Ganzen günstige Aufnahme und wurde als ein lobens-
wertster Fortschritt begrüßt, nicht jedoch ohne im Einzelnen
Anlaß zu vielen Aussetzungen zu geben. Besonders hervor-
gehoben wurde der Mangel einer knappen und präcisen Redac-
tion; so wie das Gesetz vorliege, gebe jeder Paragraph zu
Kontroversen Anlaß, was gerade bei dem großentheils
animirten Zustande, in dem sowohl Requirirender als Re-
quirirter zusammenkümcn, Hütte vermieden werden müssen.
Dieser Bemängelungen halber, die sich eben nur auf Details
bezogen, während über die Ziele alle Parteien einverstan-
den waren, wurde eine Commissionsberathnng nicht beliebt,
sondern auch fernere Beraihung im Plenum beschlossen.
Die Sitzung schloß, nachdem Redner aller Parteien, mit
Ausnahme des Centrums, an der Discussion tbeilgenommen
hätten, nämlich die Abgg. v. Oheimb, v. Zedlitz, v. Win-
ter, v. Stauffenberg, v. Benda, Erhard, und Tr. Fischer,
bereits um ^3 Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch 12 Uhr.
Tagesordnung: Antrag Lasker auf Ausdehnung der Reichs-
competenz auf die Civilprozeßgesetzgebung. Antrag Som-
bart auf Aufhebung der Metermeile als Längenmaßeinheit rc.
Deutsches Reich
Berlin, 30 Mär;. Wenn anders Abgeordnete, die
für gewöhnlich genau informirt sind, Recht behalten, so steht
der Reichstag unmittelbar vor einer interessanten Steuer-
Debatte. Es soll nümtieh dem Bundesrath gefallen haben,
einen Bors e u st euer - Entwurf fertig zu stellen, der
demnächst dem Parlament zugehen wird. Die Besteuerung

der Schlußzettei ist bestimmt, den Ausfall zu decken, der
durch Aufhebung der Salzsteuer zum Vorschein kommen
würde. Ein volles Halbjahr hatte man die Tabaksprodu-
centen mit Erhöhung der Tabakssteüer- geängstigt; jetzt, so
scheint es, können sie ruhig schlafen, denrr die Bundesregie-
rungen sollen sich überzeugt haben, daß eine höhere als die
bestehende Tabakssteuer schlechterdings unmöglich sei, wogegen
die Börsensteuer, wie man sagt, im Stande fein werde, die
Salzsteuer nicht blos in Vergessenheit zu bringen, sondern
obenein ein ansehnliches PluN abzuw'erfen.

Ans Stadl und Land.
* Schwetzingen, 2. April. Gestern fand hier die
Controlversammlung des Landwehrbezirks dritter Compagnie-
statt,
man
noch

Lauter stattliche junge Männer, ber deren Anblick
sich wohl, sa
eine schöne
Ludwigs
Werkstätte der pfa
Bürker ist, machte
Huber die Erfindung,
einer Leitung zuglei ch h i n und zurück telegra-
st h i r e n zu können. Wir wünschen dem jungen Manne
zu seiner Erfindung Glück und woblocroiente Ausbeute durch
Erlangung von Patenten. (Pf. Kur.)

durfte, daß der germanischen Nation
unft blüht.
27. März. In der Telegraphen-
eisenbahnen, oeren Vorstand Herr
egraphen-Mechaniker Herr Schmid-
ü einen! Morse'schen Apparat und


Handel, Industrie und LandwirLhschafL.
Mannheim, 31. März.
We'-zen norddeutscher und bayerischer fl. 16. 30 bis — —
fränkischer fl. 15. 45 bis 16., ungarischer fl. —. bis — —.
russischer fl. 16. 30 bis fl. —. —Roggen effec. fl. 10. 10 bis
—.20. Gerste, Württemberg fl. —. — Pfälzer und hiesige fl. 13. 10. bis
fl.—. — ., ungarische bis 12. Hafer fl. 9. —. bis fl. —. —. Kernen
fl. 15. 30 bis fl. — 45. Kohlreps deutscher fl. 19. 15, ungarischer fl.,
—. —.. bis fl.-. Bohnen fl. 11. —. bis fl. 12. Kleefamen, deutscher
prima fl. 27. —., sekunda fl. 25. 30. —, Luzerner fl. 33. —.
bis 35 —., Esparsette fl. 8. 30. dis 9.
Leinöl in Partien fl. 22. 45. bis —. —Faßweise fl. 23
15. bis —. — Rüböl in Partien fl. 22. —- bis —. —.
Faßweise fl. 22 15. bis —. — Petroleum in Wagenladungen fl.
11. 30., Faßweise 11. 45. bis 12. -.
Waldkirch, 27. März. Auf dem hiesigen Wochenmarkt find die
Früchte verkauft worden per 50 Kilo : Waizen bester 8 fl. 30 kr., mittl.
7 fl. 44 kr. geringster 6 fl. 45 kr. Kernen bester — fl. — kr., mittle-
rer — fl. — kr., geringster — fl. — kr. Halbwaizen bester 6 fl. 15 kr.
mittlerer 6 fl. 10 kr., geringster — fl. — kr. Roggen bester 5 fl.
45 kr., mittlerer 5 fl. 15 kr., geringster 4 fl. 48 kr. Molzer bester
5 fl. 6 kr., mittlerer — fl. — kr., geringster 5 fl. — kr. Gerste
beste 6 fl. 15 kr. mittlere — fl. — kr., geringste 6 fl. kr. Haber bester
5 fl. — kr., mittlerer — fl. — kr. ger. — fl. — kr.
Freiburg, i/B., 21 März. Auf dem hiesigen Fruchtmark sind
die Früchte verkauft worden per Centner Waizen bester 9 fl. — kr..
mittlerer 8 fl. 15 kr., geringster 7 fl. — kr. dito geringer : bester 7 sl^
— kr., mittlerer 6 fl. — kr., geringster 6 fl — kr. Halbwaizen bestes
7 fl. 39 kr., mittlerer 6 fl. 28 kr., geringster 5 fl. 38 kr. Roggen beste^
5 fl 42 kr., mittlerer 5 fl. 24 kr., geringster 5 fl. 13 kr. Molzer bestes
5 fl. 13 kr., mittlerer 5 fl. 5 kr., geringster 4 fl. 45 kr. Gerste best"

K d e k i n e.
Novelle von Gottlieb Richter.
< Fortsetzung.)
Leicht legte sie ihr behandschuhtes Händchen in seine Hand und
sivg mit ihm durch den Saal. Und als er sie, seinen leisen, lieben
Traum, im Arme hielt, — da wars ihm, als ob er nichts mehr zu
wünschen übrig hätte, als ob die Erde ein lichter, schöner Frühling
wäre. ES war ihm, als müsse sie fühlen, welch' eine innige Zuneigung
gegen sie in ihm flammte, und es mochte in seinem Tone etwas Zu-
trauliches liegen, als er, in den Tanzreihen stehend, hatbleise fragte:
„Aber wissen Sie wohl, Fräulein, daß wir uns schon früher ge-
sehen, wenn äuch nur einen Augenblick, daß ich aber Ihr Gesicht nie
vergessen
Es war, als ob sie die Frage oder der Ton unangenehm berührte.
Sie schaute ihren Tänzer groß an, das reizende Lächeln verschwand von
ihrem Gesichte, und mit dem kühlsten Tone sagte sie:
„So? und wo wäre das gewesen, mein Herr?"
Der junge Mann war betroffen von dem Ausdruck, mit dem sie
diese Worte sagte, und fühlte augenblicklich, daß sic ihm kein Recht
zu irgend einer Vertraulichkeit geben wollte oder konnte. Und doch
hatte er bei seiner Frage nichts gefühlt als eine innige Verehrung für
sie. Es war klar, sie hatte ihn mißverstanden, das beleidigte seinen
Männerstolz, und deshalb antwortete er ebenso kühl als artig:
„Sie erinnern sich wohl nicht mehr, es war vergangenen Sommer
bei ForsthauS Steinthal."

„Ah so!" erwiderte sie kurz und sah auf die Tanzenden. !
Der Frühling in Karls Brust war aus. Dir Conversation schleppte
sich mühsam durch einige trockene Phrasen bis der Tanz zu Ende war.
Karl führte das Fräulein zurück zu ihrem Platze, wo sich zu der Re-
vierförsterin noch einige Damen gesellt hatten, verneigte sich und ver-
schwand unter dem Haufen der anderen Herren.
„Hören Sie, Herr Sanders!" redete ihn hier der Lieutenant an, !
„kennen Sie die Segard schon länger?"
i „Ich hatte die Ehre, ihr heute Abend vorgestellt zu werden," ant-
! woctete der Jäger, warum?"
! „Sie schienen sich sehr lebhaft mit ihr zu unterhalten, während ich
b-i der Polonaise keinen vollständigen Satz von ihr gehört."
Nun, trösten Sie sich mit mir, unsere Unterhaltung gerieth auch
plötzlich ins Stocken."
„Obgleich ich mich über sie ennuyiert habe," fuhr der junge Kriegs-
> mann fort, „ich muß doch gestehen, daß sie eine famose Gestalt ist,
! auf Ehre! Augen mafignique! sie ist jedenfalls die erste Schönheit auf i
! dem Balle, aber spröde ist sie wie Glas, auf Ehre!"
Der Husar schritt, seinen Schnurrbart drehend, zum Tanz, Karl '
, aber trieb sich verdrießlich durch die Menge.
i Am Ende des Saales fand er die Revierförsterin dem Tanze !
! zusehend. !
„Ta sind sie ja !" sagte die Protcctrice, „ich habe sie schon gesucht.
Was haben Sie mit der Edeline gehabt? Als Sie fortgingen, sahen
Sie aus wie der lichte Frühlingstag, aber bei der Rückkehr war der
Thermometer unter Null gesunken!"
„Sie scheint mir was über genommen zu haben."
„Aha, Sie find wohl zu liebenswürdig gewesen?"

„Ich bin mir Nichts bewußt."
„Ein gut Gewißen ist ein sanftes Ruhekiffen," erwiderte lächelnd
die Revierförstein, „nach dem Winter kommt der Frühling ins Land."
Karl hielt sich fern von Edeline während des Balles. Er wollte
ihr grollen, daß sie ihn für einen Zudringlichen gehalten. Aber es
wurde ihm doch herzlich schwer. Wenn er in den Saal hineinschaute,
wie sie da stand neben einigen Freundinen, so stolz, so graciös; wenn
sie init ihnen lächelte und scherzte: dann sah sie so reizend, so wunder-
hold aus, daß der Groll leise, leise in ihm einschlief und seine Lippen
unwillkürlich sagten: „Elfe vom Walde."
Der Ball ging zu Ende. Unten vor dem Hotel trat Herr Segard
noch an Allershausen's Schlitten, als Karl schon Zügel und Peitsche
in der Hand hielt: ,
„Sie kommen doch zur Jagd?"
„Wir kommen!" sagte Allershausen, „Ade!"

Der Jagdtag kam heran und verging, ohne daß sich etwas beson-
deres zugetragcn hätte. Bälle, Gesellschaften, Damcnclubs folgten in
buntem Wechsel bis in den dichten Frühling hinein. Edeline war
durch ihren Geist, durch ihre Gestalt die unbestrittene Fürstin des
Damenkreifes. Die Herren umflatterten sie wie die Schmetterlinge eins
prachtvolle Blume, Aber keiner derselben konnte sich rühmen von ihr
bevorzugt zu werden, sie behandelte alle genau mit derselben höflichen
Artigkeit und umhüllte sich mit einer fast stolzen Unnahbarkeit. Dabei
entwickelte sie gegen ihre Freundinnen ein so liebenswürdiges Wesen,
daß diese kaum einen leisen Groll wegen des Vorzugs, den sie genoß»
gegen sie hegten. (Fortsetzung folgt.)
 
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