Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
chwthmgcr WochmblM.
Alle Postanstalten
und Boten nahmen
Bestellungen an.
Amtsverkündigungsölatt für den Wezirk Schwetzingen.
Kadischr H o p f c n z r i t u n g.
Pr? s
oürtcMhrlich t'- kr.
Inserate:
die viergespaltene
Petitzeile oder deren
Raum 4 kr,
Garmondzeile 5 kr.
Allgemeiner Anzeiger für Vie badische und bayerische RheinMiz.
Ao. «6.
Dienstag, 1. Juli 1873.
VII. Jahrgang.
Inserate von Auswärts nehmen sür uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Haasenstern <L Vogler, Rudolf Waffe und K. L. Aauöe L Go., sowie die Süddeutsche Annonccn-Krpedition
von G. StöLHardt in Stuttgart, Frankfurt, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg.
Dec erste badische Aüdtetag.
(Fortsetzung.)
Baden-Baden, 16. Juni.
III. Ebenso ist die Eintheilung größerer Stadtgemeinden
in verschiedene Bezirke und die Schaffung von Be-
zirksvorsteherstellen vorzusehen, denen durch Orts-
statut und Geschäftsordnung die Besorgung bestimm-
ter Geschäfte überlassen werden kann.
(IV. Die Oeffentlichkeit der Gemeinderathssitzungen ist sest-
zuhalten.)
V. Die Verwaltung und Vertretung der Stadtgemeinde
bleibt dem Gemeinderathe und dem Bürgerausschuß
übertragen.
Der Letztere wählt sich einen Vorsteher und (all-
sährlich eine) Commission (von zehn Mitgliedern),
welche die von dem Gemeinderathe an den Bürger-
ausschuß gelangenden Vorlagen und die vom Bür-
gerausschuß ausgehenden Anträge bearbeitet und dar-
über dem Ausschüsse Bericht erstattet. Das Nähere
bestimmt die Geschäftsordnung.
Dem Bürgerausschuß soll das Recht der Initiative
innerhalb der Grenzen seiner gesetzlichen Zuständig-
keit eingerüumt werden.
Die von ihm ausgehenden Anträge müssen im
Einzelnen begründet und mit Vorschlägen in Betreff
der Durchführung verknüpf: sein.
Zu jeder durch den Vorsteher zu berufenden Ver-
sammlung desselben muß der Gemeinderath oder
dessen hiezu bestellte Commissäre zugezogen und muß
derselbe jederzeit gehört werden.
Zur Giltigkeit eines Gemeindebeschlusses ist die
Uebereinstimmung des Gemeinderaths und Ausschusses
in getrennter Abstimmung erforderlich.
VI. Für den Fall der Nichteinigung zwischen Gemeinde-
rath und Ausschuß sollen besondere Bestimmungen
getroffen werden.
Zu Art. I. bewert G.-Rath v. Feder, daß ein Be-
dürfniß zur Aenderung des Gemeinderathes nicht vorliegt.
Hierbei bemerkt
Ober-Bgmstr. Schuster von Freiburg, er
wünsche das Klaffensystem fortan auch bei den Gemeinde-
raths-Wahlen wie bei denen des Bürgerausschuffes bein-
halten und beantragt eine dahingehende Aenderung.
Abg. Lenz von Pforzheim will einen refor-
mirten Census von zwei Klassen.
Ober-Bgmstr. Lauter von Karlsruhe traut
der Bürgerschaft, wie wir sie verlassen wollen, mehr zu als
der neuen Einwohnergemeinde; nach einigen neuen Ab-
änderungs-Vorschlägen erklärt er plötzlich, Namens der
Stadt Karlsruhe (die übrigen Vertreter derselben geben
stillschweigend ihre Zustimmung), daß der Ausschuß-Antrag
> abgelehnt sei, sich bezüglich der Mannheimer Anträge der Ab-
! stimmung enthalten zu müssen.
Bgmstr. Schmidt von Pforzheim will eben- !
j falls einen Census.
Ober-Bgmstr. Moll von Mannheim wünscht
, dessen nähere Präcision und macht darauf aufmerksam, daß
viele Bürger deshalb event. von der Wahl ausgeschlossen
l werden müßten. Uebrigens würde eine derartige einzu-
schiebende Bestimmung im Widerspruch stehen mit dem an-
l genommen Art. VII. der Einwohnergemeinde.
Ob.-Bgmstr. Schuster von Freiburg will eben-
falls keinen Census, aber das Klassensystem, und auch das i
nur in Anbetracht der neuen veränderten Verhältnisse. i
Bgmstr. Thiebaut-Ettlingen will dagegen das !
Klassensystem auch bei der Wahl des Bürgerausschusses auf-
gehoben wissen (dafür nur noch Baden, Bruchsal, Bühl und
, Mannheim.)
G.-Rth. v. Feder als Berichterstatter weist auf die
! schwer wiegenden Voraussetzungen des Bürgerrechts-Erwer-
, bes hin, wie Nachweis des Unterhaltes rc. Für conservative
i Maßregeln bei den definitiven Gesetzesvorlagen möge man die
Regierung sorgen lassen, dafür sei auch noch die Erste
Kammer da; er bittet um Annahme der Vorschläge.
Bei der Abstimmung wird der Antrag Freiburgs a
Einführung des Classensystems mit allen gegen 7 Stimmen
i abgelehnt, die Mannheimer Vorschläge mit 22 gegen 10
i Stimmen angenommen; dagegen u. A. Freiburg, Heidelberg
! und Pforzheim. Dem Beispiele der Stimmenthaltung folgt
mit Hornberg auch Villingen. Der Vertreter letzterer Stadt
, war genöthigk, bei der Abstimmung den Vorsitzenden zu fragen,
worüber es sich handle. Nach erhaltener Auskunft erklärte
er, sich deshalb der Abstimmung zu enthalten, weil er vor-
l her ohne Kenntniß der gedruckten Anträge geblieben sein
l wollte.
Zu Artikel II. und III. bemerkt G.-Rth. v. Feder
als Berichterstatter, daß diese Bestimmungen sich bereits be-
bewährt Hütten und einer begründenden Ausführung nicht
! bedürften; sie werden ohne Dlscussion angenommen.
Der Artikel IV. befördert nach den Ausführungen des
Referenten das allgemeine Interesse; die Form bleibe der
Feststellung überlassen.
Rathschreiber Laux von Sinsheim hat bei einem
Besuche der Mannheimer Gemeinderaths-Verhandlung keinen
! Zuschauer gesehen und ersieht deshalb aus der Öffentlichkeit
keinen Nutzen.
G.-Rth. v. Feder rectificiri dieje unrichtige Anschau-
i ungsart von der Oeffentlichkeit; die Presse verbreitet die
' Nachrichten, welche man früher nur unrichtig und unbestimmt
! durch Hörensagen erlangt habe.
Ob.-Bgmstr. Schuster von Freiburg ist eben-
falls des mangelnden Besuchs wegen gegen die zwangsweise
Oeffentlichkeit der Sitzungen; Vieles entzieht sich derselben;
er beantragt Strich dieses Absatzes.
Ob-Brgrmstr. Krausmann von Heidelberg
unterstützt diesen Antrag: die Beschlüsse mögen soweit thun-
lich veröffentlicht werden, nur keine öffentlichen Sitzungen.
_(Fortsetzung folgt.)_
Neueste Kopfen-Aerichte.
* Schwetzingen, 30. Juni. Mit unfern Hopfen-
pflanzen steht es zur Zeit ziemlich schlimm uund Besorgniß
erregend. Dieselben sind hier und in der Umgegend zum
Theil vom Milthau ziemlich heimgesucht und deren Wachs-
thum ist so ins Stocken gerathen, daß dieselben in der Ve-
getation eher rückwärts als vorwärts schreiten, wozu wohl
jedenfalls die wechselvolle Witterung beiträgt. Vor wenigen
Tagen noch kalte rauhe Witterung und jetzt schöne u. heiße
fortwährend mit Regen abwechselnde Temperatur; das ist
ein für die so sehr empfindliche Hopfenpflanze zu rascher
und ungünstiger Wechsel.
Nürnberg, 28. Juni. .(Orig. Bericht v. C. Schmidt.)
Die Witterung hatte diese Woche einen unbeständigen Charoc-
ter und waren es besonders einige trübe und rauhe Tage
mit sehr kühlen Nächten, die der Hopfenpflanze nicht zuträg-
lich-waren, sondern vielmehr das von verschiedenen Seiten
beklagte Ungeziefer vermehrt haben dürften. Gleiche Klagen
über Vermehrung des Ungeziefers laufen namentlich auch
aus England und noch anderen Ländern ein und ohne solch
allem heute schon einen besonderen Werth beilegen zu wollen,
muß doch bemerkt werden, daß nunmehr die Zeit gekommen
ist, wo die Witterung für die Pflanze voll Woche zu Woche
immer wichtiger wird. Mag auch eine spätere günstige
Witterung immerhin viel Versäumtes nachholen, so steht doch
durch die Erfahrung fest, daß die Pflanze bei normaler Ent-
wicklung ein gediegeneres Product liefert, als wenn dasselbe
in relativ kurzer Zeit rasch noch herangetrieben wird. An-
dauernd günstige Witterung wäre somit im hohen Grade
erwünscht, wenn die Gemüther nicht unruhig werden sollen. —
Das Geschäft in Hopfen war diese Woche wieder sehr regungs-
los ; Käufer und Verkäufer verhalten sich gleich reservirt,
indem Erstere sich möglichst von Käufen zurückhalten und
Letztere voll Zuversicht für die nächste Zuknnft nichts weni-
ger als zum Verkauf drängen. Für das wenige Umgesetzte
mußten mit wenig Ausnahmen die seitherigen Preise (fl. 80
bis 110) bezahlt werden und mag der ganze Wachen-Umsatz
ca. 100 Ballen betragen, wobei folgende Notirungen —
vielfach nominell — gelten können.
Spalt Stadt fl. 125—135.
„ nähere Umgebung fl. 105—115.
„ entfernter- Lagen fl. 90—105.
Hallerdau Siegelgut (Wolnzach-Au) fl. 85—105.
„ ohne Siegel prima u. hochprima fl. 90—105.
„ geringere fl. 70—85.
Ser Much des Goldes.
*
* 4-
(Fortsetzung.)
7.
Die Wirthin sah erstaunt den Fragenden an.
„Gewiß," erwiederte sie, „aber ich kann mir nicht denken, daß das
Glück sie so.sehr begünstigt haben sollte."
„Weßhalb nicht? Es zählt gerade nicht zu den Seltenheiten, daß
ein Armer durch die Launen des Glückes Plötzlich —"
„Na, mir wäre es schon recht," unterbrach die Wirthin den jungen
Herrn und der Ton ihrer Stimme verrieth deutlich den erwachten j
Neid, „das Fräulein schuldet mir noch einige Thaler."
„Sie werden vorläufig darauf verzichten, die Schuld einzufordern," !
fuhr Constanz fort, „wenn es sein muß, zahle ich die kleine Summe." i
„Ah — hm, ich verstehe. Sie wünschen, daß die Vergangenheit !
der jungen Dame geheim bleiben soll? Na ja, angenehm ist es nicht,
wenn man seine Geliebte
„Das sind Vermuihungen, die der Begründung entbehren," fiel
Constanz ihr gemessen ins Wort. „Es handelt sich für mich nur da-
rum, zu erfahren, ob jene junge Dame und das ehemalige Schenk-
mädchen eine und dieselbe Person sind, verstehen sie? Weshalb ich dies
zu erfahren wünsche, kann ihnen gleichgültig sein, wenn sie mir aber
Gewißheit darüber geben wollen, so bin ich gerne bereit, einen Louis-
d'or dafür zu opfern."
„Und was hätte ich dafür zu thun?"
„Nur hinzugehen, die Dame zu sehen, und mir zu sagen, ob ich
mich geirrt habe oder nicht."
„Sie glauben also —"
„Daß sie jenes Schenkmädchen sei? Ja. Apropos, kennen sie die
Eltern des Mädchens?"
„Sie sind seit mehreren Jahren todt, aber ich habe sie gekannt.
Albert Schulz, der Vater Huldas war ein Flickschuster."
„Sie wissen ganz sicher, daß Hulda die Tochter dieses Mannes
ist?" fragte Constanz.
„Ja, wenn sie daran zweifeln, kann ich ihnen nur rathen, einen
Blick ins Taufregister zu werfen."
Ter Doctor erhob sich.
„Wann wollen sie den kleinen Gang machen?"
„Wann sie es wünschen."
„Gut, so gehen sie^.heute Nachmittag in den Gasthof zum deutschen
Kaiser, die junge Dame logirt im Zimmer Nummer zwei. Damit
ihr Besuch nicht auffällt, sagen sie ihr, sie hätten vernommen, man
wolle sie ihres Schmuckes in einer der nächsten Nächte berauben, sie
feien gekommen, um sie zu warnen."
„Gut, also Fräulein Hedwig Müller?"
„Nein, Fräulein Cornelius."
„Sie nannten doch vorhin —
Fräulein Cornelius ist der Name, den sie jetzt führt. Ich werde
am Abend vorbeikommen, um ihre Mittheilungen zu hören."
Der Doctor entfernte sich und trat nach einer ziemlich langen
Wanderung in das Civilstandsbureau der Residenz.
„Ich möchte sie um einen kurzen Auszug aus dem Geburtsregister
bitten," sagte er, als der Beamte ihn durch einen Blick aufforderte,
sein Begehr zu nennen.
„Name?"
„Hulda Schulz."
„In welchem Jahr geboren?"
„So genau weiß ich das nicht. Das Mädchen zählt vielleicht ein-
undzwanzig Jahre."
Der Mann dachte einen Augenblick nach, dann holte er ein großes
schweres Buch aus dem hohen, breiten Schranke, der hinter ihm stand.
Er blätterte lange in demselben, darauf zog er ein zweites und drittes
Buch heraus.
„Hulda Schulz," sagte er endlich, „Tochter des Schumachers
Albert Schulz."
„Recht," erwiderte Constanz, geben sie mir einen Auszug."
Er steckte das Document ein, zahlte die Gebühren und trat den
Heimweg an.
Peter Schwind versprach sich von seinen Drohungen den besten
Erfolg. Er dachte jetzt nnr noch darüber nach, auf welchem Wege
er es ermöglichen könne, seinen Verbündeten um einen Theil der ge-
forderten Summe zu betrügen, und er hatte diesen Weg noch nicht
gefunden, als Jacob Schneider eintrat.
„Ihr wart bei ihr?" fragte der Vagabund, nachdem er Platz ge-
nommen hatte.
„Ja," erwiderte der Wucherer, „ich glaube, sie wird auf unfern
Vorschlag eingehen, obschon sie eine bestimmte Zusage mir nicht gegeben
hat. Sie wünscht, daß ihr euch gedulden mögt, bis nach dem Tode
ihres Vaters, alsdann will sie eure Forderung befriedigen und, bei
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
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Bestellungen an.
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Kadischr H o p f c n z r i t u n g.
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Ao. «6.
Dienstag, 1. Juli 1873.
VII. Jahrgang.
Inserate von Auswärts nehmen sür uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Haasenstern <L Vogler, Rudolf Waffe und K. L. Aauöe L Go., sowie die Süddeutsche Annonccn-Krpedition
von G. StöLHardt in Stuttgart, Frankfurt, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg.
Dec erste badische Aüdtetag.
(Fortsetzung.)
Baden-Baden, 16. Juni.
III. Ebenso ist die Eintheilung größerer Stadtgemeinden
in verschiedene Bezirke und die Schaffung von Be-
zirksvorsteherstellen vorzusehen, denen durch Orts-
statut und Geschäftsordnung die Besorgung bestimm-
ter Geschäfte überlassen werden kann.
(IV. Die Oeffentlichkeit der Gemeinderathssitzungen ist sest-
zuhalten.)
V. Die Verwaltung und Vertretung der Stadtgemeinde
bleibt dem Gemeinderathe und dem Bürgerausschuß
übertragen.
Der Letztere wählt sich einen Vorsteher und (all-
sährlich eine) Commission (von zehn Mitgliedern),
welche die von dem Gemeinderathe an den Bürger-
ausschuß gelangenden Vorlagen und die vom Bür-
gerausschuß ausgehenden Anträge bearbeitet und dar-
über dem Ausschüsse Bericht erstattet. Das Nähere
bestimmt die Geschäftsordnung.
Dem Bürgerausschuß soll das Recht der Initiative
innerhalb der Grenzen seiner gesetzlichen Zuständig-
keit eingerüumt werden.
Die von ihm ausgehenden Anträge müssen im
Einzelnen begründet und mit Vorschlägen in Betreff
der Durchführung verknüpf: sein.
Zu jeder durch den Vorsteher zu berufenden Ver-
sammlung desselben muß der Gemeinderath oder
dessen hiezu bestellte Commissäre zugezogen und muß
derselbe jederzeit gehört werden.
Zur Giltigkeit eines Gemeindebeschlusses ist die
Uebereinstimmung des Gemeinderaths und Ausschusses
in getrennter Abstimmung erforderlich.
VI. Für den Fall der Nichteinigung zwischen Gemeinde-
rath und Ausschuß sollen besondere Bestimmungen
getroffen werden.
Zu Art. I. bewert G.-Rath v. Feder, daß ein Be-
dürfniß zur Aenderung des Gemeinderathes nicht vorliegt.
Hierbei bemerkt
Ober-Bgmstr. Schuster von Freiburg, er
wünsche das Klaffensystem fortan auch bei den Gemeinde-
raths-Wahlen wie bei denen des Bürgerausschuffes bein-
halten und beantragt eine dahingehende Aenderung.
Abg. Lenz von Pforzheim will einen refor-
mirten Census von zwei Klassen.
Ober-Bgmstr. Lauter von Karlsruhe traut
der Bürgerschaft, wie wir sie verlassen wollen, mehr zu als
der neuen Einwohnergemeinde; nach einigen neuen Ab-
änderungs-Vorschlägen erklärt er plötzlich, Namens der
Stadt Karlsruhe (die übrigen Vertreter derselben geben
stillschweigend ihre Zustimmung), daß der Ausschuß-Antrag
> abgelehnt sei, sich bezüglich der Mannheimer Anträge der Ab-
! stimmung enthalten zu müssen.
Bgmstr. Schmidt von Pforzheim will eben- !
j falls einen Census.
Ober-Bgmstr. Moll von Mannheim wünscht
, dessen nähere Präcision und macht darauf aufmerksam, daß
viele Bürger deshalb event. von der Wahl ausgeschlossen
l werden müßten. Uebrigens würde eine derartige einzu-
schiebende Bestimmung im Widerspruch stehen mit dem an-
l genommen Art. VII. der Einwohnergemeinde.
Ob.-Bgmstr. Schuster von Freiburg will eben-
falls keinen Census, aber das Klassensystem, und auch das i
nur in Anbetracht der neuen veränderten Verhältnisse. i
Bgmstr. Thiebaut-Ettlingen will dagegen das !
Klassensystem auch bei der Wahl des Bürgerausschusses auf-
gehoben wissen (dafür nur noch Baden, Bruchsal, Bühl und
, Mannheim.)
G.-Rth. v. Feder als Berichterstatter weist auf die
! schwer wiegenden Voraussetzungen des Bürgerrechts-Erwer-
, bes hin, wie Nachweis des Unterhaltes rc. Für conservative
i Maßregeln bei den definitiven Gesetzesvorlagen möge man die
Regierung sorgen lassen, dafür sei auch noch die Erste
Kammer da; er bittet um Annahme der Vorschläge.
Bei der Abstimmung wird der Antrag Freiburgs a
Einführung des Classensystems mit allen gegen 7 Stimmen
i abgelehnt, die Mannheimer Vorschläge mit 22 gegen 10
i Stimmen angenommen; dagegen u. A. Freiburg, Heidelberg
! und Pforzheim. Dem Beispiele der Stimmenthaltung folgt
mit Hornberg auch Villingen. Der Vertreter letzterer Stadt
, war genöthigk, bei der Abstimmung den Vorsitzenden zu fragen,
worüber es sich handle. Nach erhaltener Auskunft erklärte
er, sich deshalb der Abstimmung zu enthalten, weil er vor-
l her ohne Kenntniß der gedruckten Anträge geblieben sein
l wollte.
Zu Artikel II. und III. bemerkt G.-Rth. v. Feder
als Berichterstatter, daß diese Bestimmungen sich bereits be-
bewährt Hütten und einer begründenden Ausführung nicht
! bedürften; sie werden ohne Dlscussion angenommen.
Der Artikel IV. befördert nach den Ausführungen des
Referenten das allgemeine Interesse; die Form bleibe der
Feststellung überlassen.
Rathschreiber Laux von Sinsheim hat bei einem
Besuche der Mannheimer Gemeinderaths-Verhandlung keinen
! Zuschauer gesehen und ersieht deshalb aus der Öffentlichkeit
keinen Nutzen.
G.-Rth. v. Feder rectificiri dieje unrichtige Anschau-
i ungsart von der Oeffentlichkeit; die Presse verbreitet die
' Nachrichten, welche man früher nur unrichtig und unbestimmt
! durch Hörensagen erlangt habe.
Ob.-Bgmstr. Schuster von Freiburg ist eben-
falls des mangelnden Besuchs wegen gegen die zwangsweise
Oeffentlichkeit der Sitzungen; Vieles entzieht sich derselben;
er beantragt Strich dieses Absatzes.
Ob-Brgrmstr. Krausmann von Heidelberg
unterstützt diesen Antrag: die Beschlüsse mögen soweit thun-
lich veröffentlicht werden, nur keine öffentlichen Sitzungen.
_(Fortsetzung folgt.)_
Neueste Kopfen-Aerichte.
* Schwetzingen, 30. Juni. Mit unfern Hopfen-
pflanzen steht es zur Zeit ziemlich schlimm uund Besorgniß
erregend. Dieselben sind hier und in der Umgegend zum
Theil vom Milthau ziemlich heimgesucht und deren Wachs-
thum ist so ins Stocken gerathen, daß dieselben in der Ve-
getation eher rückwärts als vorwärts schreiten, wozu wohl
jedenfalls die wechselvolle Witterung beiträgt. Vor wenigen
Tagen noch kalte rauhe Witterung und jetzt schöne u. heiße
fortwährend mit Regen abwechselnde Temperatur; das ist
ein für die so sehr empfindliche Hopfenpflanze zu rascher
und ungünstiger Wechsel.
Nürnberg, 28. Juni. .(Orig. Bericht v. C. Schmidt.)
Die Witterung hatte diese Woche einen unbeständigen Charoc-
ter und waren es besonders einige trübe und rauhe Tage
mit sehr kühlen Nächten, die der Hopfenpflanze nicht zuträg-
lich-waren, sondern vielmehr das von verschiedenen Seiten
beklagte Ungeziefer vermehrt haben dürften. Gleiche Klagen
über Vermehrung des Ungeziefers laufen namentlich auch
aus England und noch anderen Ländern ein und ohne solch
allem heute schon einen besonderen Werth beilegen zu wollen,
muß doch bemerkt werden, daß nunmehr die Zeit gekommen
ist, wo die Witterung für die Pflanze voll Woche zu Woche
immer wichtiger wird. Mag auch eine spätere günstige
Witterung immerhin viel Versäumtes nachholen, so steht doch
durch die Erfahrung fest, daß die Pflanze bei normaler Ent-
wicklung ein gediegeneres Product liefert, als wenn dasselbe
in relativ kurzer Zeit rasch noch herangetrieben wird. An-
dauernd günstige Witterung wäre somit im hohen Grade
erwünscht, wenn die Gemüther nicht unruhig werden sollen. —
Das Geschäft in Hopfen war diese Woche wieder sehr regungs-
los ; Käufer und Verkäufer verhalten sich gleich reservirt,
indem Erstere sich möglichst von Käufen zurückhalten und
Letztere voll Zuversicht für die nächste Zuknnft nichts weni-
ger als zum Verkauf drängen. Für das wenige Umgesetzte
mußten mit wenig Ausnahmen die seitherigen Preise (fl. 80
bis 110) bezahlt werden und mag der ganze Wachen-Umsatz
ca. 100 Ballen betragen, wobei folgende Notirungen —
vielfach nominell — gelten können.
Spalt Stadt fl. 125—135.
„ nähere Umgebung fl. 105—115.
„ entfernter- Lagen fl. 90—105.
Hallerdau Siegelgut (Wolnzach-Au) fl. 85—105.
„ ohne Siegel prima u. hochprima fl. 90—105.
„ geringere fl. 70—85.
Ser Much des Goldes.
*
* 4-
(Fortsetzung.)
7.
Die Wirthin sah erstaunt den Fragenden an.
„Gewiß," erwiederte sie, „aber ich kann mir nicht denken, daß das
Glück sie so.sehr begünstigt haben sollte."
„Weßhalb nicht? Es zählt gerade nicht zu den Seltenheiten, daß
ein Armer durch die Launen des Glückes Plötzlich —"
„Na, mir wäre es schon recht," unterbrach die Wirthin den jungen
Herrn und der Ton ihrer Stimme verrieth deutlich den erwachten j
Neid, „das Fräulein schuldet mir noch einige Thaler."
„Sie werden vorläufig darauf verzichten, die Schuld einzufordern," !
fuhr Constanz fort, „wenn es sein muß, zahle ich die kleine Summe." i
„Ah — hm, ich verstehe. Sie wünschen, daß die Vergangenheit !
der jungen Dame geheim bleiben soll? Na ja, angenehm ist es nicht,
wenn man seine Geliebte
„Das sind Vermuihungen, die der Begründung entbehren," fiel
Constanz ihr gemessen ins Wort. „Es handelt sich für mich nur da-
rum, zu erfahren, ob jene junge Dame und das ehemalige Schenk-
mädchen eine und dieselbe Person sind, verstehen sie? Weshalb ich dies
zu erfahren wünsche, kann ihnen gleichgültig sein, wenn sie mir aber
Gewißheit darüber geben wollen, so bin ich gerne bereit, einen Louis-
d'or dafür zu opfern."
„Und was hätte ich dafür zu thun?"
„Nur hinzugehen, die Dame zu sehen, und mir zu sagen, ob ich
mich geirrt habe oder nicht."
„Sie glauben also —"
„Daß sie jenes Schenkmädchen sei? Ja. Apropos, kennen sie die
Eltern des Mädchens?"
„Sie sind seit mehreren Jahren todt, aber ich habe sie gekannt.
Albert Schulz, der Vater Huldas war ein Flickschuster."
„Sie wissen ganz sicher, daß Hulda die Tochter dieses Mannes
ist?" fragte Constanz.
„Ja, wenn sie daran zweifeln, kann ich ihnen nur rathen, einen
Blick ins Taufregister zu werfen."
Ter Doctor erhob sich.
„Wann wollen sie den kleinen Gang machen?"
„Wann sie es wünschen."
„Gut, so gehen sie^.heute Nachmittag in den Gasthof zum deutschen
Kaiser, die junge Dame logirt im Zimmer Nummer zwei. Damit
ihr Besuch nicht auffällt, sagen sie ihr, sie hätten vernommen, man
wolle sie ihres Schmuckes in einer der nächsten Nächte berauben, sie
feien gekommen, um sie zu warnen."
„Gut, also Fräulein Hedwig Müller?"
„Nein, Fräulein Cornelius."
„Sie nannten doch vorhin —
Fräulein Cornelius ist der Name, den sie jetzt führt. Ich werde
am Abend vorbeikommen, um ihre Mittheilungen zu hören."
Der Doctor entfernte sich und trat nach einer ziemlich langen
Wanderung in das Civilstandsbureau der Residenz.
„Ich möchte sie um einen kurzen Auszug aus dem Geburtsregister
bitten," sagte er, als der Beamte ihn durch einen Blick aufforderte,
sein Begehr zu nennen.
„Name?"
„Hulda Schulz."
„In welchem Jahr geboren?"
„So genau weiß ich das nicht. Das Mädchen zählt vielleicht ein-
undzwanzig Jahre."
Der Mann dachte einen Augenblick nach, dann holte er ein großes
schweres Buch aus dem hohen, breiten Schranke, der hinter ihm stand.
Er blätterte lange in demselben, darauf zog er ein zweites und drittes
Buch heraus.
„Hulda Schulz," sagte er endlich, „Tochter des Schumachers
Albert Schulz."
„Recht," erwiderte Constanz, geben sie mir einen Auszug."
Er steckte das Document ein, zahlte die Gebühren und trat den
Heimweg an.
Peter Schwind versprach sich von seinen Drohungen den besten
Erfolg. Er dachte jetzt nnr noch darüber nach, auf welchem Wege
er es ermöglichen könne, seinen Verbündeten um einen Theil der ge-
forderten Summe zu betrügen, und er hatte diesen Weg noch nicht
gefunden, als Jacob Schneider eintrat.
„Ihr wart bei ihr?" fragte der Vagabund, nachdem er Platz ge-
nommen hatte.
„Ja," erwiderte der Wucherer, „ich glaube, sie wird auf unfern
Vorschlag eingehen, obschon sie eine bestimmte Zusage mir nicht gegeben
hat. Sie wünscht, daß ihr euch gedulden mögt, bis nach dem Tode
ihres Vaters, alsdann will sie eure Forderung befriedigen und, bei