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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 109 (16. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0437

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wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
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Klhwt' UM WochtMtllt
AmtsverkÜMigungsblütt für den AezirL Schwetzingen.

Kadischc H o p s e n e i t n n g.

Pr i s
vierteljährlich 51 kr.
Inserate:
die viergespaltene
Petitzeile oder deren
Raum 4 kr.,
Garmondzeile 5 kr.

Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische RheinMz.

Fy. 109. Dienstag, 16. September 1873. VII. Jahrgang.
Inserate von Anshpärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Haasenstern <L Mogler, Audokf Masse und K. L. Daube L Go., sowie die Süddeutsche Annoncen-Grpedition
von G. Stöckhardt in Stuttgart, Frankfurt, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg.

Rundscha u.
Erneute Erwägungen des Staatsministerium über das
Material für die nächsten Parlaments-Sessionen ergaben die
Unmöglichkeit, die Einberufung desReichstags bis künf-
tigen Herbst zu verzögern. Die Berufung ist vielmehr Ende
März oder Anfangs April unvermeidlich. Die Vorlegung
des Budgets, des Milirärgesetzes und der drei Justizgesetze
ist bestimmt zu erwarten. Präsident Friedberg bleibt auch
nach seiner Berufung zum Unter-Staatssecretär des Justiz-
ministeriums Mitglied des Bundesrathes.
Wie man der „Spen. Ztg." aus Wilhelmshafen mit-
theili, wird sich Capitän Werner dort im Laufe der
nächsten Woche vor einem Kriegsgericht über sein
Verhalten in den spanischen Gewässern zu verantworten
haben. Mit Recht ist die öffentliche Meinung gespannt über
den Ausgang dieser Untersuchung. Aus derselben Quelle
wird dem obengenannten Blatte bestätigt, daß Capitän
Werner die Geschäfte eines Ober-Werftdirectors aus Ge-
sundheitsrücksichten noch nicht habe übernehmen können und
noch längere Zeit der Ruhe bedürfen werde, bevor er dazu
im Stande sein wird.
„Courrier de Paris" theilt mit, daß die in Genf ver-
sammelten Mitglieder der „Internationale" in ge-
heimer Sitzung beschlossen hatten, im Monat November,
wenn die Versailler Nationalversammlung mit der Frage
der Regierungsform beschäftigt sei, in ganz Frankreich,
Italien und Deutschland eine allgemeine Arbeitseinstellung
hervorzurnfen, „bei der die Arbeiter auf kein friedliches
Ar-.angement eingehen, sondern den Bürgerkrieg provociren
sollni. Alle Mitglieder hätten versprochen, daß ihre Sec-
tionni ohne Aufschub Emissäre in alle Arbeitscentren senden
würden, um die fragliche Bewegung einzuleiten. Beschließe
die Assemblee die Herstellung der Monarchie, so solle ein
bewaffneter Aufstand erfolgen."
Um der Unlauterkeit der Quelle willen würden wie
Anstand nehmen, dieses in Bezug auf Deutschland jedenfalls
übertriebene Telegramm des „Courier" wiederzugeben, wenn
dasselbe nicht stellenweise an die vor Kurzem von der ita-
lienischen Regierung ausgegangenen Informationen erinnerte.
Die Holländer können sich ihren kleinen Krieg
mit Atschin wohl gönnen. Sie haben es dazu. Ihr in-
disches Budget weist einen Ueberschuß von 36 Millionen
auf, und der sonst so sparsame Mynheer will davon splen-
diterweise 26 Millionen für den Krieg auf Sumatra im
buchstäblichen Sinne des Wortes verpulvern. Die Hollän-
der haben übrigens an einer Art Gegenkaiser des Herrschers
von Atschin einen unverhofften Bundesgenossen gefunden.
Die „Morning-Post" hört, daß in Paris einige
Schwierigkeiten betreffs des Titels, den der Herzog von
Aumale als Vorsitzender des Kriegsgerichtes über Bazaine
tragen soll, entstanden seien. Man entschied, daß er weder

mit „Messe" noch mit „Monseigneur", sondern einfach j
mit „General Präsident" angeredet werden solle. — Dem- '
selben Blatte zufolge habe man für Mac Mahon den Titel i
„Lieutenant-General der Republik" vorgeschlagen.
Deutsches Reich.
Berlin, 10. Sept. Nach dem Kalendarium der Wiener-Welt-
Ausstellung werden mit derselben fortan noch verbunden:, in der Zeit
vom 18. bis zum 27. Sept, eine Ausstellung von Pferden, Hunden,
Kaninchen, Tauben, Fischen rc.; dann vom 19. bis zum 23. Sept,
die vierte Blumenausstellung, sowie eine Ausstellung von Pflaumen, :
Herbstbirnen und Aepfeln. In der Zeit vom 19. bis zum 24. ds.
Mts. tagt in Wien ein internationaler Kongreß von Land- und
Forstwirthen. Während seines Zusammenseins sollen in den Tagen
vom 21. bis zum 24. ds. Mts. internationale Trab-Wettfahrten statt-
finden. Am 1. Okt. beginnt eine Ausstellung von Produkten der
Baum- und Rebschulen, welche bis zum 15. k. Mts. dauert. In
dieser Zeit erfolgt vom 4. bis zum 6. Okt. eine Ausstellung von
Wild, sowie eine solche von Produkten, Hilfsstoffen und Geräthen der
Milchwirthschaft.
Amberg, 13. Sept. Der Kronprinz des Deutschen
Reiches traf gestern Abends 10 Uhr hier ein und wurde
von einer zchlreich versammelten Menge mit lebhaften Zu-
rufen empfangen. Heute früh 8 Uhr fährt der Kronprinz
mit Extrazug nach Freiholz zur Truppenmusterung dann
zum Diner nach Schwandorf. Nachmittags erfolgt die Rück-
reise nach Berlin über Bayreuth.
Konstanz, 13. Sept. Die Delegirten-Sitzuug des
Altkatholikenkongresses beschloß die Einsetzung von Subkom- §
Missionen behufs Anhängung einer Vereinigung aller christ- i
lichen Confessionen. Ferner wurm die Bildung zweier Fonds i
für Studirende der Theologie und emeritirte Geistliche be-
schlossen. Anträge bezüglich der Verbreitung geeigneter Schrif-
ten wurden durch die Erklärung erledigt, daß Bonner Pro-
fessoren ein Verzeichnis aufstellen wollen. Nach Erledigung
der Tagesordnung nahm der Dekan von Chester das Wort i
zu einer Rede, indem er seiner Sympathie für den Altka- i
tholicismus Ausdruck gab. Bischof Reinkens dankte Namens t
der Altkalholiken. Hierauf hielt Präsident Schulte die
Schlußrede, die mit einem Hoch auf den Bischof endigte.
Die Versammlung trennte sich mit einem Hoch aus den
Präsidenten Schulte. Heute Nachmittags und morgen Nach-
mittag finden Volsversammlungen statt, bei denen die her-
vorragendsten Führer als Redner auftreten werden.
BerdMt, 13. Sept. Der Abmarsch der deutschen Truppen ist
heute früh 8 Uhr ohne die geringste Störung der Ruhe und Ord-
nung erfolgt.
Madrid, 13. Sept. General Moriones wird im
Norden den Oberbefehl über die Regierungstruppen über-

nehmen. Dem Vernehmen nach hat Antonio Galvez Car-
tagena verlassen und sich mit 1000 Insurgenten an Bord
der Fregatten „Fernando Cattolico" und „Numancia" be-
geben, derselbe soll bereits bei Torre-Vieja bei Alicante ge-
landet sein.
Neueste Kopftn-Aerichte.
Bom Corrtinerrt.
** Schwetzingen, 15. Sept. Heute wurden hier
einige Ballen schöne Waare zu 80 fl. und zwei Kronen-
thaler per Ctr. gekauft. Die Preise sind sowohl hier als
in den umliegenden Orten immerwährend noch im Steigen,
wozu wohl die gestern und heute wieder stark eingetretene
höchst ungünstige Witterung am meisten beiträgt.
Walldorf, 12. Sept. Vor wenigen Tagen stand das
Geschäft bereits still; jetzt aber gehts in Riesenschritten vor-
wärts, denn am Sonntag wurden noch 40—45 ff. bezahlt,
heute schon 60—70 fl. Gut getrocknete Waare noch höher.
Wiesloch, 12. Sept. Seit einigen Tagen wird die
Nachfrage bedeutender und somit die Preise gehobem. Ge-
genwärtig werden Verkäufe zu fl. 60—70 abgeschlossen.
Vor einigen Tagen bot man für gleiche Waare fl. 40-^-45.
In Folge der zu großen Nachfrage dürfte sich eine weitere
Steigerung sehr gern ergeben.
Hagenau, 12. Sept. Wir sind in voller Ernte
begriffen, seitdem die naßkalte Witterung glücklicher Weise
einer besseren gewichen, die aber leider auch noch nicht dem
Trocknen des Hopfens den nöthigen Vorschub leistet. Die
Dolden sind durchschnittlich etwas klein ausgefallen, haben
aber doch ihr Gewicht Was das eigentliche Geschäft an-
belangt, so werden die Käufer erst in einigen Tagen mit
ihrem Angebot herausrücken. Man bemerkt ihrerseits eine
gewisse Zurückhaltung und rathen wir in wohlmeinendem
Interesse den Pflanzern, einfach Gleiches mit Gleichem zu
vergelten.
Nürnberg, 11. Sept. (Offizieller Marktbericht des
Syndicats der vereinigten Hopfen-Commissionäre Nürnbergs.)
Nach Schluß des vorig-n Dienstagsmarktes befestigte sich die
Stimmung für feine Hopfen, und Nachmittags wurden noch
kleine Parthieen von prima Hallertauer und Württemberger
zu fl. 65 bis 66 verkauft. Gestern wurden etwa 80 Ballen
fränkische Landwaarc und eben so viel fremde Hopfen ab-
geladen. Erstere wurden zu fl. 50 bis 58 rasch und mit
einem Preisabschlag von fl. 1 bis 2 verkauft. Letztere
fanden ebenfalls willige Nehmer und erzielten prima Ba-
dische fl. 64 bis 66, mittel do. fl. 58 bis 62, prima Würt-
temberger fl. 64 bis 68, mittel do. fl. 58 bis 60, Hal-
lertauer fl. 62 bis 66, Aischgründer fl. 58 bis 61. Durch
das gestrige Regenwetter kam die heutige Marktzufuhr von
ca. 800 Ballen mehrfach feucht hier an. Da sich aber
mehrere Exporteure ain Kaufen betheiligten, so war nahezu

Die Zigeunerin.

Novelle
von Fanny Klink.

(Fortsetzung.)
Zendale sah in der That zum Tode erschöpft aus;
aus ihrem Gesichte war jeder Blutstropfen gewichen, die
Haare flatterten wirre um ihren Nacken auf das zerrissene
Hemd herab und ihre Haare hingen schlaff zu beiden Seiten
nieder.
„Leg' Dich zur Ruhe, Zeudale," sagte die Alte, „in
wenigen Stunden werden wir wieder aufbrechen."
„Und warum diese Eile?" fragte Zendale.
„Weil es mich und unsere ganze Truppe mit aller
Macht nach Spanien zieht," versetzte Roger, „und ich
wünschte sehr, daß auch Du mehr Verlangen zeigtest, Dei-
nen Fuß auf Spaniens Boden zu setzen."
Zendale sah ihn mit verächtlichem Lächeln an.
„Ich will nicht, Roger, daß Du mich wieder daran
mahnst," sagte sie dann bestimmt. „Sei zufrieden mit dem,
was ich Dir versprochen habe, ich könnte sonst meinen Sinn
ändern."
„Du bist müde, Zendale," unterbrach die Alte sie, „lege
Dich noch ein paar Stunden nieder, bevor die Leute auf-
brechen. Du hast außerdem noch eine schwere Aufgabe zu

lösen, wozu ich Niemanden als Dich gebrauchen kann, selbst
Fiora nicht, denn sie ist keine Kinderfreundin."
Zendale war auf eine Art Feldstuhl niedergesunken
und hörte anscheinend theilnahmlos auf die Worte der weisen
Mutter; aber wer einen Blick in ihr Inneres hätte werfen
können, würde gesehen haben, wie ihr kein Wort davon ver-
loren ging, wie sie mit angehaltenem Athem jedem Laut
folgte. Sie schauderte in sich zusammen bei dem Gedanken,
welches neue Verbrechen hier verübt war, und zwar an
Menschen, die ihr lieb und theuer waren, weil sie seinen
Namen trugen. Das war es nicht allein: Leon hatte ihr
den Namen seines Vaters nicht verheimlicht, eben so wenig
den seines Onkels, kns Barons, und aus dem kurzen Ge-
spräch, welches sie belauschte, stellte sie sich die ganze Sache,
so wie sie war, zusammen.
Aber die weise Mutter ließ Zendale keine Zeit, ihren
Gedanken uachzuhängen, sondern fuhr gleich darauf fort:
„Ich weiß, Zendale, Du verstehst mit Kindern umzu-
gehen ; das da sei Deiner besonderen Pflege anempfohlen."
Sie deutete bei diesen Worten auf ein kleines Mädchen
in kostbarer Kleidung, das furchtsam zusanrmengekauert auf
einer alten Strohmatte saß. Es trug eiu blaues Seideu-
kleidchen, reich mit Spitzen und Bändern verziert; um den
kleinen weißen Hals schlang sich ein feines, goldenes Kett-
chen mit einem einfachen Kreuze.
Zendale fah bei den letzten Worten der Mutter nach-
sässig nach der bezeichneten Stelle und fragte dann gleich-
gültig :

„Woher habt Ihr das Kind?"
„Das kann Dir gleich sejn," versetzte die Alte scharf,
„versuche nur, ihm die feinen Kleider auszuziehen, sie wer-
den ihm ferner nichts nützen, dann beruhige den Schreihals
und vergiß die Walluußschale nicht, sein weißes Gesichtchen
zu färben."
„Jetzt gleich?" fragte Zendale mit anscheinend unzu-
friedener Mine, obgleich sie innerlich vor Begierde brannte,
die Züge der Kleinen zu betrachten, ob es wohl die seinigen
wären.
„Am besten wäre es allerdings," entgegnete die Alte,
„man ist sicherer, und Du kannst Dich immerhin noch aus-
ruhen, wir werden dann eine Stunde später aufbrechen
und ich will mittlerweile zu schlafen versuchen. Du wirst
draußen aufpassen," wandte sie sich zu Roger, „ob nichts
Verdächtiges vorfällt."
Roger schritt hinaus und die Alte legte sich zur Ruhe
nieder; gleich darauf kündeten die schweren Athemzüge der
letzteren an, daß sie bereits in das Reich der Träume hin-
über gegangen sei. Sobald Zendale sich von dem festen
Schlaf der Alten überzeugt hatte, schlich sie sich auf den
Zehen nach der Stelle hin, wo die Kleine saß, die bei ihrer
Annäherung ihre beiden Aermchen abwehrend entgegenstreckte.
Zendale betrachtete sie beim matten Schimmer der
Lampe aufmerksam und ein Zittern durchflog ihre Gestalt,
als das Kind, das doch wohl keine Gefahr von ihr fürchtete,
sie flehend mit seinen großenAugen ansah. O, das waren
Leon's Augen, sein milder, schwermüthiger Blick. (Forts, f.)
 
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