Erscheint
wöchentlich drei Mal
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
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Mwchingcr WochrnblM.
> AMtsveriiüttdigungsölatL Mr den Mezirk Schwetzingen.
V « d i s ch c Hopscnzritnn g.
Preis
vierteljährlich 51 kr.
Inserate:
die viergespaltene
Petitzerle oder oereu
Raum 4 kr.,
Garmondzeile 5 kr.
Allgemeiner Anzeiger für die lmdische und bayerische Rheinpfalz.
Ao. S4. _ Dienstag, 12. August 18737" - - VII. Jahrgang.
Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Kkmseusteirr L Mogler, Audokf Wosse und G. L. Aruöe L Go., sowie die Süddeutsche Annoncen-Grpedition
von H° SLöckhardt in Stuttgart, Frankfurt, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg.
R u n d s ch'a u.
Der zeitige Preußische Minist?präsident Feldmarschall
Graf Roon, geht, wie man Höri, ernstlich mü der Absicht -
um, aus dem preußischen Staatsdienste zurückzutreten. Es
ist richtig, daß der Gesundheitszustand des Grafen, der viel-
fach von asthmatischen Beschiverden zu leiden hat, ernstlich
angegriffen ist und daß der Graf aus diesem Grunde schon i
im Herbste v. I. zurücktreten wollte. Er wird diese Absicht
indessen nicht früher verwirklichen, als bis ein geeigneter
Nachfolger gefunden ist. Augenblicklich verweilt Graf Roon
im Badischen und unterhandelt dort wegen Ankauf eines '
Gutes. Sein früheres Gut, Gütergotz bei Potzdam ist be- '
kanntlich in die Hände des Geh.-R. v. Bleichröder überge- !
gangen. i
Ueber den Nachfolger Werner's weiß die,,N.
A. Ztg." noch mitzutheilen: Der bisherige Ober-Werft-
Director in Wilhelmshafen, Capüaiu zur See Przewisinsky,
trat 1847 aus der Handels- in die Kriegs-Marine üb.r,
wurde 1850 Unterlieutenant, 1855 Lieutenant, 1859Capitain-
lieutenant, 1867 Corvcttencapitain, als welcher er zeitweise
die Corvette „Medusa" commandirle. Seit September v. I. '
ist er Capitaiu zur See. Er besitzt die großbritamsche
Ostsee-und Krim-Medaille, da er mehrfach seitens der dies-
seitigen Marine Behörden zur britischen Mcuine commcm-
dirt war.
Ueber die dem'uüchstigen Veründerungetl in der Be-
setzung höherer B e f e h l s h a b e r st e l l e n in der Ar m ee
erfnhwn die „Deutschen Nachrichten" Folgendes: Der Com-
mnndaut von Berlin General von Schwärzteppsn ert:ält i
das 1-4 Armeekorps. Für das I. Armeccmps ch der sen- i
herige Führer desselben, Eftneral von Barnekow, als defini-
tiver Commandenr bestimmt. An Stelle des commandiren- !
den Generals des 9. Armeecorps von Maustein ist der !
General Groß von Schwarzboff als Cowmaudeur dieses
Corps in Aussicht genommen. General von Manteuffel !
wird, wie bis jetzt verlautet, nach völliger Räumung des
französischen Gebiets eine Armeeabthei uug, gebildet aus
den Co PS, welche der Occupationsarmee angelört haben
(d. h. dim 2., 3. 10. Armeecorps), und den Rang eines
Feldmarschnlls erhalten.
Netteste Post
Wrett, 8. Ang. Dem Vernehmen nach beabsichtigt
Kaffer Franz Joseph den Kaiser Wllhelm in Gastein zu
besuchen. Tas Vorhaben dürfte aber wahrscheinlich erst
nach der Preisvertheilung der Weltausstellung ausgeführt
werden.
PtLMs, 8. Aug. Der „Presse" zufolge trug die
Antwort des Grafen Chambord an den Grafen von Paris
den Charakter warmen herzlichen Willkommens. Bei beiden i
Begegnungen wurden allgemeine politische Verhältnisse be-
sprochen. Beider Beziehungen wurden gewissermaßen intim,
weil man diese Grenze einbielt. — Die Herzöge von Ne-
moures und von Aumale beabsichtigen gleichfalls Chambord
zu besuchen. ?
MlrdMV, 8. Aug., Abends. Valencia hat sich auf
Gnade und Ungnade ergeben. Martinez und Campos haben
die Stadt besetzt. Die Unterwerfung Carttmgenos wird
erwartet.
MrrÄpiK- 8. Aug. Tie Cortes haben die Aufhebung
des Begnadigungsrechtes beschlossen. Die Annahme des
Vcrfassiingsei'.lwurfes, wonach aus den gegenwärtigen Pio- '
vinzen 49 Staaten gebildet würden, scheint wahrscheinlich, i
— Regierungsnachrichten Zufolge steht das Einrücken der ?
Truppen in Granada bevor. Castellon wird von 1000
Carlisten unter Cocala bedroht. .. l
Heueste LspWWerichte.
Vom ConLrrrenL.
Bessigherm (Württemberg), 5. Aug. Dahier und in der Um-
gegend, namentlich in der Lübenfleiner Domäne, wo der Boden aus-
gezeichnet und die Bearbeitung eine sehr fleißige ist, stehen die Man- '
zungcn sehr schön und berechtigen zur Hoffnung einer guten Ernte,
welche das vorjährige Erträgniß in Qualität und Quantität über-
treffen wird.
Ni'rrmhevg, 9. August. (Originalbericht v. C. Schmidt.) Die
Witterung blieb auch in dieser Woche beständig schön und sehr heiß,
nur einige Nächte waren kühl — ein Ernte-Wetter wie sich's günstiger
nicht wünschen ließe. Auch auf die Hopfenpflanze war diese Witterung
bisher noch immer von wohlt ätigem Einfluß, indem sie dieselbe nach
fast alsieitigen Berichten mächtig vorwär'° ir^eb und die Frühhopfen .
rasch zu Blüihe und Anflug brachte; indessen hat die Hitze den Boden
besonders in trockeneren Lagen doch auch schon so ausgesogen, daß ein i
durchdringender Regen m. o. w. sehr noth thut, wenn die weitere
Entwicklung der Pflanze und resp. Ausbildung der Frühhofen nicht l
gestört werden soll. Würde die bisherige Witterung: heiße Tage und
kühle Nächte noch fortdauern und Regen nicht rechtzeitig kommen, so
würde nicht blos die Bildung der Dolden beeinträchtigt werden, in- '
sofern als dieselben zu klein blieben und kein Quantum lieferten, son-
dern es würde auch der gefährliche Feind der Pflanze — Kupferbrand
— eintreten und das waren zwei Ausfallfacioren, die bei dem Ernte-
Resultat ein bedeutendes Wort mitfprschen unv manche bisher gehegte
schöne Hoffnung niederschlagen würden. Also immer wieder dasselbe:
Alles hängt noch immer von der Witterung ab!
Das Geschäft war in dieser Woche ohne Bedeutung. Den noch
immer stattfindenden Abladungen stehen nur schwache Abzüge gegen- i
über — schwach genug, um Preise in weichender Tendenz zu erhalten.
Der Wochen Umsatz mag ca. 100 Ballen betragen, wofür je nach '
Beschaffenheit und Qualität st. 60—80 bezahlt wurden. Abfallende i
Qualitäten 1872-r sowie ältere Sorten sind total vernachlässigt.
FirrftenfeLd (Steuermark), 7. Aug, Große Hitze beschleunigt >
die Reife des Frühhopfens so sehr, daß man mit der Pflücke einzel- !
ner Stangen bereits begonnen hat. Wenn kein Regen kommt, wird !
der Späthopfen sehr beeinträchtigt und Las Erträgniß desselben ver-
ringert werden, denn es f hlt an Kraft und Frische des Stockes.
Gsrdelegerr, 6. Aug. Seit meinem letzten Bericht ist das
Wetter anhaltend der Entwicklung der'Hopfenpflanze günstig gewesen
und die Plantagen sehen in Folge dessen so schön aus, alle Pflanzen
sind so frisch und grün und so vollständig frei von allen Krankheiten
und Insekten, wie es seit vielen Jahren nicht der Fall war, so daß
wir, wenn nicht noch zuletzt ungünstige Witterung störend einwnU,
in diesem Jahre ein gesundes, schönes Gewächs erwarten dürf.n. Ob,
gleich die Pflanzen nicht sehr stark im Stroh sind, haben sie doch zo
reichlich Blüihen angcsetzt, daß man bei günstiger Ausbildung derselben
auf eine größere Ernte als im Vorjahr, vielleicht auf eine Ernte
rechnen kann. Vereinzelt ficht man beim Frühhopfen schon ausgc»
bildete Dolden, binnen 3 Wochen kann man bei weiterem günstigen
Wetter mit der Ernte beginnen.
Attscha, 4. Aug. Die Hopfenpflanze geht ihrer Entwicklung
rasch entgegen, unsere Plantagen stehen in voller Blüthe und ist die
große Hitze Ursache, daß in südlicheren Lagen die Blüthe in Dolden
übergeht. Am 1. August hatten wir ein starkes Gewitter mit einem
so großen Sturme, welcher Hunderte von Schocken Hopfenstange um-
geworfen, und einen ziemlichen Schaden in den Gärten verursacht hat.
Ein ausgiebiger Regen wäre sehr erwünscht, wenn wir nur eine
halbe Ernte erzielen wollen. Tie Qualität könnte eine gute werden,
weil die Hopfen nicht so stark verwachsen sind.
Spalt, 7. August. Die Biütheu des Hopfens gehen
trotz der fast tropischen Hitze gesund und in Doloenbildung
über, besonders in del: etwas Lieferen Lagen; jedoch wäre
Regen für die bergigen und sandigen Gärten sehr erwünscht.
In den letzten Tagen bucken wir zwar etwas Niederschlag;
die große H:tze macht aber jede Feuchtigkeit bald wieder ver-
schwinden. H^i diese Tockene an, so wird dieselbe voraus-
sichtlich Schaden bringen.
Aloft, 2. August. Während der vergangenen Woche
behaupten sich Preise für 1872'er Aloster Hopfen und man
konnte fortwährend zu Frs. 82—85 per 50 Kilos, je nach
Qualität kaufen. — Bei der andauernden übermäßigen
Hitze werden die Hopfengärten bald allgemein in Blühe
stehen. — Wir sind im Voraus überzeugt, daß selbst bei
günstigster Temperatur das Erträgniß heuriger Erndte
schwerlich die Hälfte des vorjährigen en eichen dürfte.
NsuLomischel, 6. August. Der Stand unserer
Hopfen-Anlagen hat sich abermals gebessert; Alles stellt in
Blüthe und vereinzelt sind schon ausgebildete Dolden des
Sazer Früh-Hopfens anzuirrffen. Demnach wird die Ernte
in diesem Jahre etwas später als gewöhnlich (o.mgckähr
Anfangs September) beginnen, weil die eigentliche Entwick-
lung der Pflanze sich sehr spät eingestellt. Nach dm heu-
tigen Stande darf man bei ferner normalen Witterungs-
verhältnissen eine halbe Ernte, also einen größeren
Ertrag als die letzten Jahre, erwarten.
Dberklee (Saazer Zand), 4. Aug. Am 28-, 29. und 36-
Barou und Schauspieler-
Novell e.
von I. Krüger.
Fünftes Kapitel.
Vater u rr d S s h rr.
(Forisetznng.)
Indessen erhob er sich doch schnell von seinem Sitze,
zog von dem kahlen Haupte seinen Feß, ein Ueberbleibsel
seiner früheren Theatergarderobe, und fragte mit einer Würde,
die er stets in Gegenwart fremder Personen annahm, wen
er die Ehre habe vor sich zu sehen. Der junge Mann
nannte den Namen Braun und bat dann um den Namen
des Mannes, den ihm die junge Dame, welche ihn einge-
lassen, als ihren Vater genannt hatte. Der alte Herr warf
sich stolz in die Brust.
„Ich heiße Feldmann," sagte er, Tobias Feldmann,
ein Name, der ihnen, mein wertster Herr wohl gänzlich
Unbekannt, der aber in andern Gegenden Deutschlands und
i*r gewissen Kreisen, die zu nennen mir leider verboten, nicht
ganz unberühmt war."
: Der Jüngling horchte hoch auf bei Nennung dieses Namens.
„Feldmann!" rief er erstaunt. „Feldmann heißen
Sie 's"
Der Genannte sah ihn verwundert an.
„Warum setzt dieser Name sie so in Au° mng?"
ragte er.
Siatt auf diese Worte Zu antworten, fragte Brann
noch einmal:
„Und Tobias d Sagten sie nicht so?'
„Ja, ja, Tobias, mein Herr.
Braun verstummte einige Augenblicke. Seine Blicke
überflogen schnell und doch forschend die Kleidung und Ge-
stalt des alten Mannes, die ein Ziemlich phantastisches, oder
sagen wir lieber, theatralisches Aussehen batte.
Wenn es möglich wäre, dachte er, wenn dieser Mann
— der" Name trifft genau za, und nach seiner Erscheinung
und seinem Wesen zu schließen, hat er einst dem Stande
angehört, dem auch meine arme, unglückliche Mutter —
Er unterbrach diese Gedanken durch die Frage:
„Lebten sie vor vielen Jahren in Westphalen und im
Rheinlande, mein Herr?"
Feldmann nickte.
„Allerdings, junger Mann, und wenn die Dankbarkeit
in der Welt nicht ganz ausgestorben, so werden sich dort
viele Leute noch meiner mit Vergnügen und Achtung erinnern
O, ich habe der Rheinprovinz und dem Lande der rothen
Erde und der Fehmgerichte manchen hohen Kunstgenuß
geschenkt.
„Sie waren Künstler!" stieß Braun heftig heraus.
„Ja, mein Herr, ich war —"
Feldmann stock-e. Er erinnerte sich, daß sein Schwager
ihm aus's Strengste untersagt, seinen früheren Stand irgend
Jemanden zu offenbaren.
„Sie schweigen," versetzte der Jüngling. „Sie scheuen
sich, mir ihr Vertrauen zu schenken. Es mag irgend ein
Grund vorhanden sein, den ich nicht errathe. So will ich
versuchen, ihnen die Zunge zu lösen. Sie waren Schau-
spieldirector, Herr Feldmann."
Der Alte drehte seine rothe Kopfbedeckung verlegen
zw sehen den magern Fingern hin und her.
„Nein, nein," stotterte er, „das — das war ich nicht."
„Doch, doch, sie waren es," fuhr Braun mit erdöhler
Stimme fort, und sie besaßen eine Stiefschwester die To hter
einer zweiten Ehe ihrer verstorbenen Mutter. Minna Wirte
war ihr Name. Läugnen sie nicht, alter Mann, die Blasse,
die sich plötzlich auf ihrem Gesichte zeigt, das Erstaunen,
womit ihre Tochter mich anblickt, bestätigen meins Behaup-
tung."
Feldmann sank in seinen Stuhl zurück und schlug er-
schrocken die Hände zusammen."
„Gerechter Gott!" rief er, woher können sie wissen —"
„Aus den nachgelassenen Papieren meiner armen Mutter,"
sagte Braun. „Erfahren sie denn, daß ihr Mädchenname
Minna Warte war und daß sie später Baronin von Fernau
hieß,"
Der alte Feldmann schnellte vom Stuhle empor, als
wenn ihn eine starke Springfeder in die Höbe geworfen
hätte. Von einer Zurückhaltung war jetzt keine Rede
mehr."
(Fortsetzung folgt.)
wöchentlich drei Mal
Dienstag, Donnerstag
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Petitzerle oder oereu
Raum 4 kr.,
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Allgemeiner Anzeiger für die lmdische und bayerische Rheinpfalz.
Ao. S4. _ Dienstag, 12. August 18737" - - VII. Jahrgang.
Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Kkmseusteirr L Mogler, Audokf Wosse und G. L. Aruöe L Go., sowie die Süddeutsche Annoncen-Grpedition
von H° SLöckhardt in Stuttgart, Frankfurt, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg.
R u n d s ch'a u.
Der zeitige Preußische Minist?präsident Feldmarschall
Graf Roon, geht, wie man Höri, ernstlich mü der Absicht -
um, aus dem preußischen Staatsdienste zurückzutreten. Es
ist richtig, daß der Gesundheitszustand des Grafen, der viel-
fach von asthmatischen Beschiverden zu leiden hat, ernstlich
angegriffen ist und daß der Graf aus diesem Grunde schon i
im Herbste v. I. zurücktreten wollte. Er wird diese Absicht
indessen nicht früher verwirklichen, als bis ein geeigneter
Nachfolger gefunden ist. Augenblicklich verweilt Graf Roon
im Badischen und unterhandelt dort wegen Ankauf eines '
Gutes. Sein früheres Gut, Gütergotz bei Potzdam ist be- '
kanntlich in die Hände des Geh.-R. v. Bleichröder überge- !
gangen. i
Ueber den Nachfolger Werner's weiß die,,N.
A. Ztg." noch mitzutheilen: Der bisherige Ober-Werft-
Director in Wilhelmshafen, Capüaiu zur See Przewisinsky,
trat 1847 aus der Handels- in die Kriegs-Marine üb.r,
wurde 1850 Unterlieutenant, 1855 Lieutenant, 1859Capitain-
lieutenant, 1867 Corvcttencapitain, als welcher er zeitweise
die Corvette „Medusa" commandirle. Seit September v. I. '
ist er Capitaiu zur See. Er besitzt die großbritamsche
Ostsee-und Krim-Medaille, da er mehrfach seitens der dies-
seitigen Marine Behörden zur britischen Mcuine commcm-
dirt war.
Ueber die dem'uüchstigen Veründerungetl in der Be-
setzung höherer B e f e h l s h a b e r st e l l e n in der Ar m ee
erfnhwn die „Deutschen Nachrichten" Folgendes: Der Com-
mnndaut von Berlin General von Schwärzteppsn ert:ält i
das 1-4 Armeekorps. Für das I. Armeccmps ch der sen- i
herige Führer desselben, Eftneral von Barnekow, als defini-
tiver Commandenr bestimmt. An Stelle des commandiren- !
den Generals des 9. Armeecorps von Maustein ist der !
General Groß von Schwarzboff als Cowmaudeur dieses
Corps in Aussicht genommen. General von Manteuffel !
wird, wie bis jetzt verlautet, nach völliger Räumung des
französischen Gebiets eine Armeeabthei uug, gebildet aus
den Co PS, welche der Occupationsarmee angelört haben
(d. h. dim 2., 3. 10. Armeecorps), und den Rang eines
Feldmarschnlls erhalten.
Netteste Post
Wrett, 8. Ang. Dem Vernehmen nach beabsichtigt
Kaffer Franz Joseph den Kaiser Wllhelm in Gastein zu
besuchen. Tas Vorhaben dürfte aber wahrscheinlich erst
nach der Preisvertheilung der Weltausstellung ausgeführt
werden.
PtLMs, 8. Aug. Der „Presse" zufolge trug die
Antwort des Grafen Chambord an den Grafen von Paris
den Charakter warmen herzlichen Willkommens. Bei beiden i
Begegnungen wurden allgemeine politische Verhältnisse be-
sprochen. Beider Beziehungen wurden gewissermaßen intim,
weil man diese Grenze einbielt. — Die Herzöge von Ne-
moures und von Aumale beabsichtigen gleichfalls Chambord
zu besuchen. ?
MlrdMV, 8. Aug., Abends. Valencia hat sich auf
Gnade und Ungnade ergeben. Martinez und Campos haben
die Stadt besetzt. Die Unterwerfung Carttmgenos wird
erwartet.
MrrÄpiK- 8. Aug. Tie Cortes haben die Aufhebung
des Begnadigungsrechtes beschlossen. Die Annahme des
Vcrfassiingsei'.lwurfes, wonach aus den gegenwärtigen Pio- '
vinzen 49 Staaten gebildet würden, scheint wahrscheinlich, i
— Regierungsnachrichten Zufolge steht das Einrücken der ?
Truppen in Granada bevor. Castellon wird von 1000
Carlisten unter Cocala bedroht. .. l
Heueste LspWWerichte.
Vom ConLrrrenL.
Bessigherm (Württemberg), 5. Aug. Dahier und in der Um-
gegend, namentlich in der Lübenfleiner Domäne, wo der Boden aus-
gezeichnet und die Bearbeitung eine sehr fleißige ist, stehen die Man- '
zungcn sehr schön und berechtigen zur Hoffnung einer guten Ernte,
welche das vorjährige Erträgniß in Qualität und Quantität über-
treffen wird.
Ni'rrmhevg, 9. August. (Originalbericht v. C. Schmidt.) Die
Witterung blieb auch in dieser Woche beständig schön und sehr heiß,
nur einige Nächte waren kühl — ein Ernte-Wetter wie sich's günstiger
nicht wünschen ließe. Auch auf die Hopfenpflanze war diese Witterung
bisher noch immer von wohlt ätigem Einfluß, indem sie dieselbe nach
fast alsieitigen Berichten mächtig vorwär'° ir^eb und die Frühhopfen .
rasch zu Blüihe und Anflug brachte; indessen hat die Hitze den Boden
besonders in trockeneren Lagen doch auch schon so ausgesogen, daß ein i
durchdringender Regen m. o. w. sehr noth thut, wenn die weitere
Entwicklung der Pflanze und resp. Ausbildung der Frühhofen nicht l
gestört werden soll. Würde die bisherige Witterung: heiße Tage und
kühle Nächte noch fortdauern und Regen nicht rechtzeitig kommen, so
würde nicht blos die Bildung der Dolden beeinträchtigt werden, in- '
sofern als dieselben zu klein blieben und kein Quantum lieferten, son-
dern es würde auch der gefährliche Feind der Pflanze — Kupferbrand
— eintreten und das waren zwei Ausfallfacioren, die bei dem Ernte-
Resultat ein bedeutendes Wort mitfprschen unv manche bisher gehegte
schöne Hoffnung niederschlagen würden. Also immer wieder dasselbe:
Alles hängt noch immer von der Witterung ab!
Das Geschäft war in dieser Woche ohne Bedeutung. Den noch
immer stattfindenden Abladungen stehen nur schwache Abzüge gegen- i
über — schwach genug, um Preise in weichender Tendenz zu erhalten.
Der Wochen Umsatz mag ca. 100 Ballen betragen, wofür je nach '
Beschaffenheit und Qualität st. 60—80 bezahlt wurden. Abfallende i
Qualitäten 1872-r sowie ältere Sorten sind total vernachlässigt.
FirrftenfeLd (Steuermark), 7. Aug, Große Hitze beschleunigt >
die Reife des Frühhopfens so sehr, daß man mit der Pflücke einzel- !
ner Stangen bereits begonnen hat. Wenn kein Regen kommt, wird !
der Späthopfen sehr beeinträchtigt und Las Erträgniß desselben ver-
ringert werden, denn es f hlt an Kraft und Frische des Stockes.
Gsrdelegerr, 6. Aug. Seit meinem letzten Bericht ist das
Wetter anhaltend der Entwicklung der'Hopfenpflanze günstig gewesen
und die Plantagen sehen in Folge dessen so schön aus, alle Pflanzen
sind so frisch und grün und so vollständig frei von allen Krankheiten
und Insekten, wie es seit vielen Jahren nicht der Fall war, so daß
wir, wenn nicht noch zuletzt ungünstige Witterung störend einwnU,
in diesem Jahre ein gesundes, schönes Gewächs erwarten dürf.n. Ob,
gleich die Pflanzen nicht sehr stark im Stroh sind, haben sie doch zo
reichlich Blüihen angcsetzt, daß man bei günstiger Ausbildung derselben
auf eine größere Ernte als im Vorjahr, vielleicht auf eine Ernte
rechnen kann. Vereinzelt ficht man beim Frühhopfen schon ausgc»
bildete Dolden, binnen 3 Wochen kann man bei weiterem günstigen
Wetter mit der Ernte beginnen.
Attscha, 4. Aug. Die Hopfenpflanze geht ihrer Entwicklung
rasch entgegen, unsere Plantagen stehen in voller Blüthe und ist die
große Hitze Ursache, daß in südlicheren Lagen die Blüthe in Dolden
übergeht. Am 1. August hatten wir ein starkes Gewitter mit einem
so großen Sturme, welcher Hunderte von Schocken Hopfenstange um-
geworfen, und einen ziemlichen Schaden in den Gärten verursacht hat.
Ein ausgiebiger Regen wäre sehr erwünscht, wenn wir nur eine
halbe Ernte erzielen wollen. Tie Qualität könnte eine gute werden,
weil die Hopfen nicht so stark verwachsen sind.
Spalt, 7. August. Die Biütheu des Hopfens gehen
trotz der fast tropischen Hitze gesund und in Doloenbildung
über, besonders in del: etwas Lieferen Lagen; jedoch wäre
Regen für die bergigen und sandigen Gärten sehr erwünscht.
In den letzten Tagen bucken wir zwar etwas Niederschlag;
die große H:tze macht aber jede Feuchtigkeit bald wieder ver-
schwinden. H^i diese Tockene an, so wird dieselbe voraus-
sichtlich Schaden bringen.
Aloft, 2. August. Während der vergangenen Woche
behaupten sich Preise für 1872'er Aloster Hopfen und man
konnte fortwährend zu Frs. 82—85 per 50 Kilos, je nach
Qualität kaufen. — Bei der andauernden übermäßigen
Hitze werden die Hopfengärten bald allgemein in Blühe
stehen. — Wir sind im Voraus überzeugt, daß selbst bei
günstigster Temperatur das Erträgniß heuriger Erndte
schwerlich die Hälfte des vorjährigen en eichen dürfte.
NsuLomischel, 6. August. Der Stand unserer
Hopfen-Anlagen hat sich abermals gebessert; Alles stellt in
Blüthe und vereinzelt sind schon ausgebildete Dolden des
Sazer Früh-Hopfens anzuirrffen. Demnach wird die Ernte
in diesem Jahre etwas später als gewöhnlich (o.mgckähr
Anfangs September) beginnen, weil die eigentliche Entwick-
lung der Pflanze sich sehr spät eingestellt. Nach dm heu-
tigen Stande darf man bei ferner normalen Witterungs-
verhältnissen eine halbe Ernte, also einen größeren
Ertrag als die letzten Jahre, erwarten.
Dberklee (Saazer Zand), 4. Aug. Am 28-, 29. und 36-
Barou und Schauspieler-
Novell e.
von I. Krüger.
Fünftes Kapitel.
Vater u rr d S s h rr.
(Forisetznng.)
Indessen erhob er sich doch schnell von seinem Sitze,
zog von dem kahlen Haupte seinen Feß, ein Ueberbleibsel
seiner früheren Theatergarderobe, und fragte mit einer Würde,
die er stets in Gegenwart fremder Personen annahm, wen
er die Ehre habe vor sich zu sehen. Der junge Mann
nannte den Namen Braun und bat dann um den Namen
des Mannes, den ihm die junge Dame, welche ihn einge-
lassen, als ihren Vater genannt hatte. Der alte Herr warf
sich stolz in die Brust.
„Ich heiße Feldmann," sagte er, Tobias Feldmann,
ein Name, der ihnen, mein wertster Herr wohl gänzlich
Unbekannt, der aber in andern Gegenden Deutschlands und
i*r gewissen Kreisen, die zu nennen mir leider verboten, nicht
ganz unberühmt war."
: Der Jüngling horchte hoch auf bei Nennung dieses Namens.
„Feldmann!" rief er erstaunt. „Feldmann heißen
Sie 's"
Der Genannte sah ihn verwundert an.
„Warum setzt dieser Name sie so in Au° mng?"
ragte er.
Siatt auf diese Worte Zu antworten, fragte Brann
noch einmal:
„Und Tobias d Sagten sie nicht so?'
„Ja, ja, Tobias, mein Herr.
Braun verstummte einige Augenblicke. Seine Blicke
überflogen schnell und doch forschend die Kleidung und Ge-
stalt des alten Mannes, die ein Ziemlich phantastisches, oder
sagen wir lieber, theatralisches Aussehen batte.
Wenn es möglich wäre, dachte er, wenn dieser Mann
— der" Name trifft genau za, und nach seiner Erscheinung
und seinem Wesen zu schließen, hat er einst dem Stande
angehört, dem auch meine arme, unglückliche Mutter —
Er unterbrach diese Gedanken durch die Frage:
„Lebten sie vor vielen Jahren in Westphalen und im
Rheinlande, mein Herr?"
Feldmann nickte.
„Allerdings, junger Mann, und wenn die Dankbarkeit
in der Welt nicht ganz ausgestorben, so werden sich dort
viele Leute noch meiner mit Vergnügen und Achtung erinnern
O, ich habe der Rheinprovinz und dem Lande der rothen
Erde und der Fehmgerichte manchen hohen Kunstgenuß
geschenkt.
„Sie waren Künstler!" stieß Braun heftig heraus.
„Ja, mein Herr, ich war —"
Feldmann stock-e. Er erinnerte sich, daß sein Schwager
ihm aus's Strengste untersagt, seinen früheren Stand irgend
Jemanden zu offenbaren.
„Sie schweigen," versetzte der Jüngling. „Sie scheuen
sich, mir ihr Vertrauen zu schenken. Es mag irgend ein
Grund vorhanden sein, den ich nicht errathe. So will ich
versuchen, ihnen die Zunge zu lösen. Sie waren Schau-
spieldirector, Herr Feldmann."
Der Alte drehte seine rothe Kopfbedeckung verlegen
zw sehen den magern Fingern hin und her.
„Nein, nein," stotterte er, „das — das war ich nicht."
„Doch, doch, sie waren es," fuhr Braun mit erdöhler
Stimme fort, und sie besaßen eine Stiefschwester die To hter
einer zweiten Ehe ihrer verstorbenen Mutter. Minna Wirte
war ihr Name. Läugnen sie nicht, alter Mann, die Blasse,
die sich plötzlich auf ihrem Gesichte zeigt, das Erstaunen,
womit ihre Tochter mich anblickt, bestätigen meins Behaup-
tung."
Feldmann sank in seinen Stuhl zurück und schlug er-
schrocken die Hände zusammen."
„Gerechter Gott!" rief er, woher können sie wissen —"
„Aus den nachgelassenen Papieren meiner armen Mutter,"
sagte Braun. „Erfahren sie denn, daß ihr Mädchenname
Minna Warte war und daß sie später Baronin von Fernau
hieß,"
Der alte Feldmann schnellte vom Stuhle empor, als
wenn ihn eine starke Springfeder in die Höbe geworfen
hätte. Von einer Zurückhaltung war jetzt keine Rede
mehr."
(Fortsetzung folgt.)