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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 67 (10. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0269

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r-ierteftShrlich 4?» ?r
Inserate
die viergespaltene
Petitzeile oder deren
Raum 4 kr.

Erscheint
wöchentlich drei Mal
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
Alle Postanstalten
nnö Boten nehmen
Bestellungen an.

Klhwchmgtr DochrMill
AmLsverküMgungsölaLt für den Aezirk Schwetzingen.

«o. «7. - Dienstag, lO.' Juni 1873._—_ ' VII. Jahrgang.
Für das ^Schwetzingsr WocheNhLaLL" bestimmte Inserats sirrven auch iw „PhiLippsbrrrger L Germersheimer WochenbLatl^^rä^^^nahu^

auf dieses Blatt für
den Monat Juni werden
bei sämmtlichen Postanstalten sowohl als bei den
Landpostbolen angenommen.
Die Expedition.
Ruudsch a y.
Das Prcßgesetz, welches dem Vundesrath
am 31. v. M. zugegangen, Hal der letztere seinem Justiz-
ausschuß überwiesen, welcher in den nächsten Tagen bereits
die Berathung beginnen wird. Das Gesetz umfaßt 31 Pa-
ragraphen und zerfällt in 6 Abschnitte: Einleitende Be-
stimmungen, Ordnung der Presse, Verantwortlichkeit für die
durch die Presse begangenen strafrechtlichen Handlungen,
Verjährung, Beschlagnahme, wenn Verbrechen oder Vergehen
gegen das Gesetz vorliegen, allgemeine Bestimmungen. Im
Großen und Ganzen lehnt sich der Entwurf an das preußische
Gesetz an, doch enthält er mehrfache Erleichterungen, der
Zeitungs stempel und die C a U t i o n s st e l l u n g
kommen in Fortfall. Die Beschlagnahme er-
folgt nach wie vor durch die Polizei, der
Staatsanwalt hat binnen 24 Stunden einen Strafantrag
daran zu knüpfen und das Gericht in weiteren 24 Stun-
de» zu entscheiden, ob es darauf einaehen will. Erfolgt
keine Anklage, worüber innerhalb L Tagen beschlossen wird,
so wird die Beschlagnahme aufgehoben, innerhalb 4 Wochen
nach derselben muß die Strafverfolgung cinrrelen oder die
Maßregel erlis t. Eine Trennung des straffälligen Inhalts
des Blattes von den übrigen Theileu desselben ist zulässig.
Bei der erfolgten zweimaligen Vernrtheilung einer auswär-
tigen Zeitschrift innerhalb eines Jahres kann der Reichs-
kanzler 2 Monate nach dem letzten verurteilenden Erkennt-
niß das Verbot der gedachten Zeitschrift bis auf die Dauer
von 2 Jahren aussprechen. Ein ganz besonderer Nachdruck
ist in dem Gesetz aus die Verantwortlichkeit des
Redakteurs gelegt und es sind hier die Kanteten ver-
schärft. Die sehr eingehenden Motive beleuchten den Stand
der Preßgesetzgebung in den verschiedenen Bundesstaaten
uüd gruppiren dieselbe nach zwei großen Systemen über die
Auffassung der Verantwortlichkeit, kommen daun auf eine
Charakterisirung des preuß. Preßgesetzes und die Notwendig-
keit einer einheitlichen Preßg setzgebung im Reiche, deren
Herbeiführung Zweck der Vorlage ist. Wie weit der Justiz-
ausschuß des Bundesraths und dessen Plenum dieselbe akzep-
tiren werden, bleibt abzuwarten. Der Unterschied des Ent-
wurfes von demjenigen, welcher als Elaborat der Spezial-
kommission des Reichstages vorliegt, springt zu sehr in die
Augen, um nicht mindestens sehr lebhafte Debatten erwar-
ten zu lasten, deren Ausgang ein wesentlich verbesser-
t e s Gesetz oder besten völliges Scheitern bringen

dürfte. Wie es in den nächsten 4 Wochen selbst möglich
sein soll, neben den übrigen wichtigen Vorlagen auch noch
diese zu erledigen, bleibt schwer erfindlich.
Der Reichstag genehmigte am 6. ohne Discussion i
den Additionalvertrag zum schwedischen Postvertrag in dritter
Berathung endgültig und nahm in der zweiten Berathung
den Gesetzentwurf über Verbefferung drr Lage der Unter-
sfficiere in der Fassung der Budgetcommifsivn an. Da-
gegen stimmte nur die Fortschrittspartei. Der Gesetzentwurf
über den Antheil. des norddeutschen Bundes au der Kriegs-
entschädigung wird der Budgetcommission überwiesen, der
Gesetzentwurf über Erweiterung der Dienstgebäude des
Kriegsministeriums, des Geueralstabs und Militär-Erziehungs-
Anstalten wurde nach längerer Debatte in zweiter Berathung
genehmigt. Eine namentliche Abstimmung über den Bau
einer Central-Cadetten-Anstalt' in Lichterfelde ergab 136
Stimmen für, 61 Glimmen dagegen. Bei der zweiten
Berathung des Gesetzentwurfes über den Geldbedarf für die
Eisenbahnen Elsaß-Lothringens trat Vertagung ein.
Delegirte aller R e i ch s t a g s f ra c t io n e n-
l en am Donnerstag Morgen znsammeugetreten, um eine
R mtion an den Reichstag über die Zeit der Sessionen,
il ' Ausdehnung rc. festzustellen. Man einigte sich dahin,
zu beantragen, daß der jetzige Zustand unhaltbar sei, der
Reichstag in jedem Jahrs auf 8 bis 12 Wochen, und zwar
in der Zeil vom ersten October bis Weihnachten, zu berufen,
mit Rücksicht darauf das Etatsjahr in den Einzelstaaten
vom 1. Januar auf den 1. Juli zu verlegen und dem
Reichstage gleich bei seinem Zusammentritt das gesammte
Budget zur Berathung zu unterbreiten fei.
Der Schah von Persien wohnte eine Zeitlang der
Sitzung bei und stattete hierauf dem Fürsten Bismarck einen
längeren Besuch ab.
Seitens des Reichskanzlers sind dem Reichstage die
'Pläne für den Bau des archäologischen Instituts in Rom
zur Einsicht vorgelegt worden.
Seit einiger Zeit finden zwischen den Behörden des
Zollvereins und denen einzelner Nachbarstaaten Verhand-
lungen statt, welche bezwecken, dieRevision des Pass a-
giergepäcks auf der Zollgrenze bei einzelnen
Eisenbahnzügen zu beseitigen. Es hat sich nämlich heraus-
gestellt, daß das hierzu erforderliche Beamtenpersonal mehr
kostet, als die Zolleinnahme aus der Versteuerung des
Wenigen, was die Passagiere mit sich führen, beträgt.
Einer Meldung der „N. Fr. Pr." zufolge wird in
Oesterreich die Auflösung des alten Reichsrathes, sowie
die Ausschreibung der Neuwahlen im Laufe des Monats
August erfolgen und werden die Wahlen für den reformirten
Reichsralh im October stattfinden.
Es haben in Wien zwischen Gortschakoff, An-
drassy und Schweinitz Besprechungen stattgefunden,

welche fast ausschließlich der orientalischen Frage gewidmet-
waren. Man ist der Meinung, daß die Cabinets eine
Krise in der Türkei herrannahen sehen und von derselben
nicht überrascht werden wollen.
Die französische Journalistik beschäftigt sich äugen
blicklich mit allerlei Betrachtungen über die Persönlichkeit
des jetzigen Präsidenten und mit Vermuthungen über die
Zukunft Frankreichs. Dis Einen glauben, daß Mac Mabon
sich keineswegs zum willigen Werkzeug für die Pläne der
Monarchisten hergeben werde, und rühmen sogar seine
außerordentliche Rechtschaffenheit, während Andere, je nach
ihrem Standpunkt, ihn als Vorläufer der Orleans, Bour-
bons oder Napoleoniden ausposaunen. Sicher ist vorläufig
nur, daß die Clericalen augenblicklich sehr zuversichtlich
auftreten.
Baza ine wird nun wirklich vor Gericht gestellt
werden. Er wir aber nicht wegen Verräths, sondern wegen
Unfähigkeit schuldig erkannt, also nicht erschossen, sondern
nur degradirt werden.
Aus E n g l a n d kommt die Nachrichl, daß aus
America Eisen, eingeiroffeu und zwar trotz den
enormen Kosten bedeutend billiger wie das engl sch abge-
geben werden kann. Jedenfalls kann man sich darauf ver-
lassen. daß tue Amerikaner, welche, was Energie und Ge-
schäftskenntniß anbetrifft, den Europäern nicht nachstehen,
gewiß den Eifen-Export forciren werden.
DeutsH^Reich.
Berlin, 7. Juni. Der Perserschah ließ bei An-
wesenheit im Reichstage sich die hohe Bedeutung der Ver-
sammlung verdeutlichen, verlieh in ehrender Anerkennung
des deutschen Parlaments dem Präsidenten Simfon das
Großkreuz des Löwen- und Sonnenordens. Vielleicht das
erste Beispiel des Verständnisses orientalischer Herrscher für
abendländische Principien und abendländische Volksver-
tretung.
Neueste Kopfeu-Kerichte.
Alost, 2. Juni. Das Geschäft in Aloster 72er Hopfen
blieb bei Beginn dieser Woche sehr ruhig; während der
letzen beiden Tage jedoch war die Nachfrage lebhaft und
sind auch einige Umsätze zum Preise von Frcs. 84—85 per
50 Kit. zu verzeichnen. Unser heutiger Markt war ohne
Zufuhr. Die kalte und regnerische Witterung hindert daS
Wachsthum der neuen Pflanze vollständig; auch können wir
aus eigener Ueberzeugung die Anwesenheit von Insekten in
den Hopfenpflanzungen constatiren. Dieses Ungeziefer zeigt
sich sogar schon ziemlich zahlreich; bei der so wenig vorge-
rückten Jahreszeit kann man hieraus keine Folgen ziehen.
Nachrichten aus England erwähnen die nämliche Erscheinung.
Alost, 4. Juni. Im Hopfengeschäfte ging diese Woche

Der Much des Holdes.
*
« *
(Fortsetzung.)
4-
„Und sich selbst dadurch in's Zuchthaus bringen!" fuhr Hedwig
mit kaltem Spott fort. „Sie Werder das nicht thun, weil sie dadurch
nm verlieren und nichts gewinnen können."
„Mag sein, aber gewinne ich etwas, wenn sie —"
„Sie haben bereits so viel gewonnen, daß sie sich damit begnügen
können, zumal es ihnen nicht zweifelhaft sein wird, daß sie jene
Summen zurückzahlen müssen, wenn sie den Schritt thun, mit welchem
sie mir drohen. In ihrem Interesse liegt es, zu schweigen, und sie
werden schweigen."
„So gedenken sie also, die Universalerbin zu bleiben?" fragte
Schwind mit wachsender Gereiztheit.
„Allerdings," erwiderte Hedwig ruhig, „ich habe darüber reiflich
nachgedacht und gefunden, daß ich nichts besseres thun kann."
„Aber es fragt sich, ob das Gericht sie als Erbin erkennen wird,
wenn ich "
„Was hätten sie dadurch gewonnen? Wenn ich mich verpflichte,
Ihnen eine namhafte Summe zu zahlen, so werden sie keine Schwierig-
keiten machen.
Durch den Eintritt des Millionärs wurde die Unterredung abge-
brochen.
„Ihre Empfohlene hat mein Anerbieten abgelehnt," sagte Cornelius,
als er den devoten Gruß des Trödlers erwidert hatte, „sie erklärte,
den Unterricht bei einer Erwachsenen nicht übernehmen zu können."

Ich werde mich bemühen —"
„Lassen sie daA da wir binnen Kurzen die Stadt zu verlaßen <
gedenken, so bedarf es augenbicklich —"
„Sie wollen die Stadt verlaßen?" unterbrach Schwind den >
Millionär bestürtzt. Sir haben doch nicht vor, nach Amerika zurück-
zukehren?"
„Einstweilen noch nicht," fuhr Cornelius fort, „meine Tochter
wünscht, daß wir hier unser» Wohnort nicht nehmen."
Der Blick, den der Trödler der jungen Dame zuwarf, enthielt
eine Drohung, auf die Hedwig indeß kein Gewicht zu legen schien.
„Das ist ein sonderbarer Wunsch," entgegnete Schwind nach einer
Pause. „Fräulein Cornelius hat nicht nöthig, sich ihrer Vergangen-
zu schämen."
Hedwig zuckte die Achseln.
„Ich habe meine Gründe für diesen Wunsch," sagte sie gemessen,
und ich glaube nicht, daß ich verpflichtet bin, diese Gründe jedem zn
nennen. Vielleicht werde ich später gern hierher zurückkehren, es kommt
eben nur darauf an, ob und wie die Verhältnisse sich umgestalten."
Der Trödler nahm seinen Hut.
„Ich hoffe, sie werden diesen Entschluß fallen lassen," erwiderte er
mit scharfer Betonung, „ich würde sehr bedauern, ihren Anblick ent-
behren zu müssen, und ich glaube, daß ich im Stande wäre, ihnen zu
folgen, um sie, sei es durch Güte, oder durch Gewalt, zurückzuholen."
Er sagte dies anfcheineud im Scherz, aber Hedwig wußte, welcher
Ernst hinter diesem Scherz sich barg.
„Also würdest du der Unannehmlichkeit, mit diesem Manne in
Berührung zu kommen, doch nicht entgehen," sagte Cornelius, als der
Trödler sich entfernt hatte.

Ein Lächeln verachtender Geringschätzung, glitt über die Lippen
Hedwig'S.
„Glaubst du wirklich, daß er diese Drohung ausführen wird?"
erwiderte sie. „Er liebt das Geld zu sehr, als daß er sich zu einer
solchen Reise entschließen könnte, und wenn er dennoch uns folgte, so
gibt es ja Mittel genug, ihn fern zu halten."

- 5.
Constanz war der Geliebten nachgeeilt. Er erreichte sie, als sie
eben im Begriff stand, den Gasthof zu verlassen.
„Das soll das letzte Mal gewesen sein, daß du solche Dcmüthi-
gung dulden mußtest," sagte er, während er dem Mädchen den Arm
bot. „Du wirst fortan als meine Braut dich nur noch mit deiner
Aussteuer beschäftigen, zu deren Beschaffung ich dir heute Abend die
Mittel gebe."
Marie blickte freudig überrascht zu dem Geliebten auf.
„Dein Vater hat die Zusage gegeben?" fragte sie.
„Noch nicht, aber du wirst mich zu ihm begleiten, ich vertraue
darauf, daß er unfern vereinten Bitten nicht wiedersteht."
Zögernd legte Marie ihre Hand auf den Arm des Verlobten.
„Ist es nicht zu viel gewagt, daß wir unser Geheimniß der
Oeffentlichkeit preisgeben, noch ehe dein Vater cs kennt?" fragte sie
leise.
„Und was sollten wir dadurch wagen?" erwiderte Constanz ruhig.
„Wir fordern das Urtheil der öffentlichen Meinung heraus."
„Wird es ein verdammendes sein?"
(Fortsetzung folgt.)
 
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